MLWerke | 5. Kapitel | Inhalt | 7. Kapitel | Franz Mehring

Seitenzahlen nach: Franz Mehring - Gesammelte Schriften, Band 3. Berlin/DDR, 1960, S. 160-197.
1. Korrektur
Erstellt am 30.10.1999

Franz Mehring: Karl Marx - Geschichte seines Lebens

Sechstes Kapitel: Revolution und Gegenrevolution


1. Februar- und Märztage

|160| Am 24. Februar 1848 hatte die Revolution das französische Bürgerkönigtum gestürzt. Sie übte ihren Rückschlag auch auf Brüssel, doch wußte sich der König Leopold, ein mit allen Hunden gehetzter Coburger, geschickter aus der Klemme zu ziehen als sein Schwiegervater in Paris. Er versprach seinen liberalen Ministern, Abgeordneten und Bürgermeistern, die Krone niederzulegen, wenn die Nation es wünsche, und rührte dadurch die gemütvollen Staatsmänner der Bourgeoisie so sehr, daß sie auf alle rebellischen Gedanken verzichteten.

Danach ließ der König die Volksversammlungen auf den öffentlichen Plätzen durch seine Soldaten auseinandertreiben und eine polizeiliche Hetze gegen die fremden Flüchtlinge eröffnen. Gegen Marx wurde dabei mit besonderer Roheit verfahren; man verhaftete nicht nur ihn, sondern auch seine Frau, die man für eine Nacht mit öffentlichen Dirnen zusammensperrte. Der Polizeikommissar, der die Infamie verschuldet hatte, wurde später abgesetzt, und die Haft mußte sofort aufgehoben werden, doch blieb es bei der Ausweisung, die im übrigen eine überflüssige Mißhandlung war.

Denn Marx stand ohnehin auf dem Sprunge, nach Paris abzureisen. Sofort nach Ausbruch der Februarrevolution hatte die Londoner Zentralbehörde des Kommunistenbundes ihre Befugnisse auf die Brüsseler Kreisbehörde übertragen. Diese aber übertrug unter dem Belagerungszustande, der tatsächlich schon in Brüssel bestand, am 3. März ihre Befugnisse auf Marx mit der Vollmacht, eine neue Zentralbehörde in Paris zusammenzusetzen,[1] wohin Marx durch ein für ihn ehrenvolles, von Flocon gezeichnetes Schreiben der provisorischen Regierung vom 1. März zurückgerufen worden war.

Bereits am 6. März konnte Marx hier seine überlegene Einsicht bewähren, indem er sich in einer großen Versammlung der in Paris lebenden Deutschen dem abenteuerlichen Plan widersetzte, mit bewaffneter Hand nach Deutschland einzubrechen, um es zu revolutionieren. Ausgeheckt |161|* war der Plan durch den zweideutigen Bornstedt, dem es leider gelang, Herwegh dafür zu gewinnen. Auch Bakunin, der es später bereut hat, war damals dafür. Die provisorische Regierung unterstützte den Plan, nicht aus revolutionärer Begeisterung, sondern mit dem Hintergedanken, bei der herrschenden Arbeitslosigkeit die fremden Arbeiter loszuwerden; sie bewilligte ihnen Marschquartiere und eine Marschzulage von täglich 50 Centimes bis zur Grenze. Herwegh täuschte sich selbst nicht über ihr »egoistisches Motiv, viele tausend Handwerker, die den Franzosen Konkurrenz machen, loszuwerden«, aber bei seinem Mangel an politischem Blick trieb er das Abenteuer bis zum kläglichen Ende bei Niederdossenbach.

Indem Marx sich dieser Revolutionsspielerei entschieden widersetzte, die vollends sinnlos geworden war, nachdem die Revolution am 13. März in Wien und am 18. März in Berlin gesiegt hatte, schuf er die Mittel, in wirksamer Weise die deutsche Revolution zu fördern, auf die die Kommunisten ihr Hauptaugenmerk gerichtet hatten. Gemäß seiner Vollmacht bildete er eine neue Zentralbehörde, die halb aus ehemaligen Brüsselern (Marx, Engels, Wolff), halb aus ehemaligen Londonern (Bauer, Moll, Schapper) bestand. Sie erließ einen Aufruf, der siebenzehn Forderungen »im Interesse des deutschen Proletariats, des kleinen Bürger- und Bauernstandes« enthielt, darunter die Erklärung des ganzen Deutschlands zu einer einigen und unteilbaren Republik, allgemeine Volksbewaffnung, Verstaatlichung der fürstlichen und anderen feudalen Landgüter, Bergwerke, Gruben, Transportmittel, Errichtung von Nationalwerkstätten, allgemeine unentgeltliche Volkserziehung usw.[2] Selbstverständlich sollten diese Forderungen der kommunistischen Propaganda nur die allgemeinen Richtlinien vorzeichnen; daß sie nicht von heut auf morgen, sondern nur in einem langen revolutionären Entwicklungsprozeß verwirklicht werden konnten, wußte niemand besser als Marx.

Der Bund der Kommunisten war viel zu schwach, um als geschlossene Organisation die revolutionäre Bewegung zu beschleunigen. Es zeigte sich, daß seine Reorganisation auf dem Kontinent noch in den ersten Anfängen steckte. Doch kam darauf umsoweniger an, als seine Existenzberechtigung verschwunden war, nachdem die Revolution der Arbeiterklasse die Mittel und die Möglichkeit einer öffentlichen Propaganda verschafft hatten. Unter diesen Umständen stifteten Marx und Engels in Paris einen deutschen kommunistischen Klub, worin sie den Arbeitern rieten, sich von dem Zuge Herweghs fernzuhalten, dagegen einzeln in die Heimat zurückzukehren und für die revolutionäre Bewegung zu |162| wirken. So beförderten sie einige hundert Arbeiter nach Deutschland, für die sie durch Vermittlung Flocons dieselben Vergünstigungen erhielten, die der Freischar Herweghs von der provisorischen Regierung gewährt worden waren.

Auf diese Weise gelangte auch die große Mehrzahl der Bundesglieder nach Deutschland, und durch sie bewährte sich der Bund als eine treffliche Vorschule der Revolution. Wo die Bewegung irgendeinen kräftigen Aufschwung nahm, waren Bundesglieder ihre treibenden Kräfte: Schapper in Nassau, Wolff in Breslau, Stephan Born in Berlin, andere anderswo. Treffend schrieb Born an Marx: »Der Bund ist aufgelöst - überall und nirgends.« Als Organisation war er nirgends, als Propaganda überall, wo schon die realen Bedingungen des proletarischen Emanzipationskampfs gegeben waren, was freilich nur für einen verhältnismäßig kleinen Teil Deutschlands zutraf.

Marx und seine näheren Freunde warfen sich ins Rheinland als den fortgeschrittensten Teil Deutschlands, wo ihnen der Code Napoléon obendrein ein größeres Maß von Bewegungsfreiheit sicherte als das preußische Landrecht in Berlin. Es gelang ihnen, sich der Vorbereitungen zu bemächtigen, die in Köln von demokratischer und teilweise kommunistischer Seite für ein großes Blatt getroffen worden waren. Freilich blieben noch mancherlei Schwierigkeiten zu überwinden; namentlich Engels erlebte jetzt die Enttäuschung, daß der Wuppertaler Kommunismus noch lange keine Wirklichkeit, geschweige denn eine Macht, sondern seitdem die Revolution sich leibhaftig gezeigt hatte, nur noch ein Gespenst von vorgestern war. Am 25. April schrieb er aus Barmen an Marx in Köln: »Auf Aktien von hier ist verdammt wenig zu rechnen ... Die Leute scheuen sich alle wie die Pest vor der Diskussion der gesellschaftlichen Fragen; das nennen sie Aufwiegelei ... Aus meinem Alten ist vollends nichts herauszubeißen. Für den ist schon die Kölner Zeitung ein Ausbund von Wühlerei, und statt 1.000 Talern schickt er uns lieber 1.000 Kartätschkugeln auf den Hals.« Immerhin brachte auch Engels noch vierzehn Aktien auf, und vom 1. Juni ab konnte die »Neue Rheinische Zeitung« erscheinen.

Als ihr leitender Redakteur zeichnete Marx, und zu ihrem Redaktionsstabe gehörten Engels, Dronke, Weerth und die beiden Wolff.

2. Junitage

|163| Die »Neue Rheinische Zeitung« nannte sich ein »Organ der Demokratie«, doch war sie es nicht im Sinne irgendeiner parlamentarischen Linken. Nach dieser Ehre geizte sie nicht, vielmehr hielt sie die Überwachung der Demokraten für dringend notwendig; ihr Ideal, schrieb sie, sei so wenig die schwarzrotgoldene Republik, daß auf deren Boden erst ihre Opposition beginnen werde.

Ganz im Geiste des »Kommunistischen Manifestes« suchte sie die revolutionäre Bewegung voranzutreiben, so wie sie nun einmal war. Die Aufgabe war um so dringlicher, als der revolutionäre Boden, den die Märztage erobert hatten, im Juni halb und halb schon wieder verloren war. In Wien mit seinen noch unentwickelten Klassengegensätzen herrschte eine gemütliche Anarchie; in Berlin hatte die Bourgeoisie das Heft nur in der Hand, um es wieder den besiegten Mächten des Vormärz zuzuschanzen; in den Mittel- und Kleinstaaten paradierten liberale Minister, die sich von ihren feudalen Vorgängern keineswegs durch Männerstolz vor Königsthronen, sondern nur durch eine größere Biegsamkeit des Rückgrats unterschieden, und die Frankfurter Nationalversammlung, die aus souveräner Machtvollkommenheit die deutsche Einheit schaffen sollte, erwies sich, sobald sie am 18. Mai zusammentraf, von vornherein als hoffnungsloser Schwatzklub.

Mit diesem Schattenwesen rechnete die »Neue Rheinische Zeitung« gleich in der ersten Nummer ab, und zwar so gründlich, daß die Hälfte ihrer wenig zahlreichen Aktionäre den Rückzug antrat.[3] Sie stellte dabei keineswegs übertriebene Ansprüche an die Einsicht und den Mut der parlamentarischen Helden. Indem sie den föderativen Republikanismus kritisierte, den die Linke des Frankfurter Parlaments vertrat, führte sie aus, daß eine Föderation von konstitutionellen Monarchien, Fürstentümchen und Republikchen mit einer republikanischen Regierung an der Spitze nicht die schließliche Verfassung Deutschlands sein könne, fügte aber hinzu: »Wir stellen nicht das utopistische Verlangen, daß a priori eine einige unteilbare deutsche Republik proklamiert werde, aber wir verlangen von der sogenannten radikal-demokratischen Partei, den Ausgangspunkt des Kampfes und der revolutionären Bewegung nicht mit ihrem Zielpunkt zu verwechseln. Die deutsche Einheit, wie die deutsche Verfassung können nur als Resultat aus einer Bewegung hervorgehen, worin ebensosehr die inneren Konflikte als der Krieg mit dem Osten zur Entscheidung treiben werden. Die definitive Konstituierung kann nicht dekretiert werden; sie fällt zusammen mit der Bewegung |164|*, die wir zu durchlaufen haben. Es handelt sich daher auch nicht um die Verwirklichung dieser oder jener Meinung, dieser oder jener politischen Idee; es handelt sich um die Einsicht in den Gang der Entwicklung. Die Nationalversammlung hat nur die zunächst praktisch möglichen Schritte zu tun.«[4] Die Nationalversammlung tat aber, was nach allen Gesetzen der Logik für praktisch unmöglich hätte gelten sollen; sie wählte den österreichischen Erzherzog Johann zum Reichsverweser und spielte dadurch an ihrem Teil die Bewegung in die Hände der Fürsten.

Wichtiger als die Frankfurter waren die Berliner Vorgänge. Innerhalb der deutschen Grenzen war der preußische Staat der gefährlichste Gegner der Revolution. Sie hatte ihn zwar am 18. März niedergeworfen, aber die Früchte des Sieges fielen nach der historischen Lage der Dinge zunächst der Bourgeoisie zu, und diese beeilte sich, die Revolution zu verraten. Um die »Kontinuität des Rechtszustandes« zu erhalten, das will sagen, um seinen revolutionären Ursprung zu verleugnen, berief das bürgerliche Ministerium Camphausen-Hansemann den Vereinigten Landtag ein, um durch diese feudal-ständische Körperschaft die Grundlagen einer bürgerlichen Verfassung feststellen zu lassen. Es geschah durch die Gesetze vom 6. und 8. April, von denen jenes eine Reihe bürgerlicher Rechte als Grundzüge der neuen Verfassung aufs Papier schrieb, dieses aber das allgemeine, gleiche, geheime und indirekte Wahlrecht anordnete für eine Versammlung, die durch Vereinbarung mit der Krone die neue Staatsverfassung feststellen sollte.

Mit dem famosen Prinzip der »Vereinbarung« war tatsächlich der Sieg eskamotiert, den das Berliner Proletariat am 18. März über die preußischen Garde-Regimenter erfochten hatte. Bedurften die Beschlüsse der neuen Versammlung der Genehmigung durch die Krone, so war diese wieder obenauf; sie diktierte ihren Willen oder mußte durch eine zweite Revolution gebändigt werden, deren Möglichkeit zu verhindern das Ministerium Camphausen-Hansemann alles tat, was in seinen Kräften stand. Es schikanierte die Versammlung, die am 22. Mai zusammentrat, in der kleinlichsten Weise, stellte sich aber als »Schild vor die Dynastie« und gab der einstweilen noch kopflosen Gegenrevolution einen Kopf, indem es den Prinzen von Preußen, den durch und durch reaktionären Thronfolger, aus England zurückberief, wohin ihn am 18. März der Zorn der Massen vertrieben hatte.

Die Berliner Versammlung stand nun freilich auch nicht auf revolutionärer Höhe, wenngleich sie sich nicht so völlig im Luftreich des Traumes bewegen konnte wie das Frankfurter Parlament. Sie ließ sich dazu |165| herbei, das Prinzip der »Vereinbarung« anzuerkennen, das ihr das Mark aus den Knochen sog, raffte sich dann aber noch einmal zu einer halbwegs entschlossenen Haltung auf, als die Berliner Bevölkerung am 14. Juni durch den Sturm auf das Zeughaus ein drohendes Wort gesprochen hatte. Darüber stürzte Camphausen, aber noch nicht Hansemann. Beide unterschieden sich dadurch, daß Camphausen noch mit einem Reste bürgerlicher Ideologie geplagt war, während Hansemann sich ohne Gram und Scham den nacktesten Profitinteressen der Bourgeoisie verschrieben hatte. Er glaubte diese Interessen durchzusetzen, indem er dem König- und Junkertum noch mehr hofierte, die Versammlung noch mehr korrumpierte und die Massen noch mehr brutalisierte, als bisher schon geschehen war. Die Gegenrevolution ließ ihn aus guten Gründen einstweilen gern gewähren.

Dieser verhängnisvollen Entwicklung stemmte sich nun die »Neue Rheinische Zeitung« mit aller Entschiedenheit entgegen. Sie legte dar, daß Camphausen die Reaktion säe im Sinne der großen Bourgeoisie, aber daß er sie ernte im Sinne der Feudalpartei. Sie peitschte die Berliner Versammlung und namentlich auch die Linke zu entschlossener Haltung auf; gegenüber deren Entrüstung über die Zerstörung etwelcher Fahnen und Waffen bei dem Zeughaussturm lobte sie den sehr richtigen Takt des Volkes, das nicht nur gegen seine Unterdrücker, sondern auch gegen die glänzenden Illusionen seiner eigenen Vergangenheit revolutionär auftrete. Sie warnte die Linke vor dem täuschenden Schein parlamentarischer Siege, die ihr die alte Macht gern gönne, wenn sie selbst nur alle wirklich entscheidenden Positionen besitze.

Dem Ministerium Hansemann sagte die Zeitung ein elendes Ende voraus. Es wolle die Herrschaft der Bourgeoisie begründen, indem es gleichzeitig mit dem alten Feudal- und Polizeistaat ein Kompromiß abschließe. »In dieser doppelschlächtigen widerspruchsvollen Aufgabe sieht es jeden Augenblick die erst zu gründende Herrschaft der Bourgeoisie, und seine eigne Existenz von der Reaktion im absolutistischen, im Feudalsinn überflügelt - und es wird ihr unterliegen. Die Bourgeoisie kann ihre eigne Herrschaft nicht erkämpfen, ohne vorläufig das gesamte Volk zum Bundesgenossen zu haben, ohne daher mehr oder minder demokratisch aufzutreten.«[5] Mit schneidendem Hohne übergoß die Zeitung auch die Bemühungen der Bourgeoisie, die Bauernbefreiung, diese legitimste Aufgabe einer bürgerlichen Revolution, zu einem gaukelnden Schein zu machen. »Die deutsche Bourgeoisie von 1848 verrät ohne allen Anstand diese Bauern, die ihre natürlichsten Bundesgenossen, die Fleisch von ihrem Fleisch sind, und ohne die sie |166| machtlos ist gegenüber dem Adel.«[6] So sei die deutsche Revolution von 1848 nur eine Parodie auf die Französische Revolution von 1789.

Sie war es noch in anderem Sinne. Die deutsche Revolution hatte nicht aus eigener Kraft gesiegt, sondern im Gefolge einer französischen Revolution, die schon dem Proletariat einen Anteil an der Regierung verschafft hatte. Dadurch wurde der Verrat der Bourgeoisie an der deutschen Revolution zwar nicht gerechtfertigt oder auch nur entschuldigt, aber allerdings erklärt. Nun aber schien fast in denselben Junitagen, wo das Ministerium Hansemann seine Totengräberarbeit begann, dieser Alp von ihrer Brust zu sinken. In einer furchtbaren Straßenschlacht von vier Tagen wurde das Pariser Proletariat niedergeschlagen, in einem gemeinsamen Henkersdienste, den alle bürgerlichen Klassen und Parteien dem Kapital leisteten.

In Deutschland aber hob die »Neue Rheinische Zeitung« das Banner der »siegenden Geschlagenen« aus dem Staube. Wohin die Demokratie in dem Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat gehörte, sprach Marx mit den mächtigen Worten aus: »Man wird uns fragen, ob wir keine Träne, keinen Seufzer, kein Wort für die Opfer haben, welche vor der Wut des Volkes fielen, für die Nationalgarde, die Mobilgarde, die republikanische Garde, die Linie? Der Staat wird ihre Witwen und Waisen pflegen, Dekrete werden sie verherrlichen, feierliche Leichenzüge werden ihre Reste zur Erde bestatten, die offizielle Presse wird sie unsterblich erklären, die europäische Reaktion wird ihnen huldigen vom Osten bis zum Westen. Aber die Plebejer, vom Hunger zerrissen, von der Presse geschmäht, von den Ärzten verlassen, von den Honetten Diebe gescholten, Brandstifter, Galeerensklaven, ihre Weiber und Kinder in noch grenzenloseres Elend gestürzt, ihre besten Lebenden über die See deportiert - ihnen den Lorbeer um die drohend finstere Stirn zu winden, das ist das Vorrecht, das ist das Recht der demokratischen Presse[7]

Dieser herrliche Artikel, aus dem heute noch die Flammen revolutionärer Leidenschaft emporlodern, kostete der »Neuen Rheinischen Zeitung« die andere Hälfte ihrer Aktionäre.

3. Der Krieg gegen Rußland

In der auswärtigen Politik war der Krieg gegen Rußland der Angelpunkt, um den sich die »Neue Rheinische Zeitung« bewegte. In Rußland sah sie den einen Feind der Revolution, der wirklich furchtbar sei |167| und unfehlbar in den Kampf eintreten werde, wenn die Bewegung europäische Ausdehnung annehme.

Sie war damit durchaus auf dem richtigen Wege. Zur selben Zeit, wo sie den revolutionären Krieg gegen Rußland forderte, bot der Zar, was sie nicht wissen konnte, aber was heute urkundlich bekannt ist, dem Prinzen von Preußen die Hilfe des russischen Heeres zur gewaltsamen Wiederherstellung des Despotismus an, und ein Jahr später hat der russische Bär den österreichischen Despotismus gerettet, indem er mit seinen plumpen Pranken die ungarische Revolution niederschlug. Die deutsche Revolution konnte nicht siegen, ohne den preußischen und den österreichischen Zwangsstaat zu zerstören, und dieses Ziel war unerreichbar, wenn nicht vorher die Macht des Zaren gebrochen wurde.

Von dem Kriege gegen Rußland erwartete die Zeitung eine ähnliche Entfesselung revolutionärer Kräfte, wie sie der Französischen Revolution von 1789 durch den Krieg mit dem feudalen Deutschland beschieden gewesen war. Wenn sie nach einem Worte Weerths die deutsche Nation en canaille behandelte, so war daran richtig, daß sie in aller Bitterkeit die Bütteldienste geißelte, womit sich die Deutschen seit siebzig Jahren an der Freiheit und Unabhängigkeit anderer Völker versündigt hatten: in Amerika und Frankreich, in Italien und Polen, in Holland und Griechenland und wo sonst noch. »Jetzt, wo die Deutschen das eigene Joch abschütteln, muß sich auch ihre ganze Politik dem Auslande gegenüber ändern, oder in den Fesseln, womit wir fremde Völker umketten, nehmen wir unsere eigene junge, fast nur erst geahnte Freiheit gefangen. Deutschland macht sich in demselben Maße frei, worin es die Nachbarvölker freiläßt.«[8] Die Zeitung denunzierte die machiavellistische Politik, die, während sie im Innern Deutschlands in ihren Grundfesten schwanke, einen engherzigen, dem kosmopolitischen Charakter des Deutschen widerstrebenden Stammhaß heraufbeschwöre, um die demokratische Energie zu lähmen, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken, der revolutionären Glutlava einen Abzugskanal zu schaffen, und so die Waffe der inneren Unterdrückung zu schmieden.

Sie trat, »trotz des patriotischen Geheuls und Getrommels fast der ganzen deutschen Presse«, vom ersten Augenblick an in Posen für die Polen, in Italien für die Italiener, in Ungarn für die Ungarn ein. Sie spottete über »die Tiefe der Kombination«, über »das geschichtliche Paradoxon«, in demselben Augenblick, wo die Deutschen mit ihren Regierungen kämpften, unter dem Kommando derselben Regierungen einen Kreuzzug gegen die Freiheit Polens, Ungarns, Italiens zu unternehmen. »Nur der Krieg mit Rußland ist ein Krieg des revolutionären |168| Deutschlands, ein Krieg, worin es die Sünden der Vergangenheit abwaschen, worin es sich ermannen, worin es seine eigenen Autokraten besiegen kann, worin es, wie einem die Ketten langer, träger Sklaverei abschüttelnden Volke geziemt, die Propaganda der Zivilisation mit dem Opfer seiner Söhne erkauft und sich nach innen frei macht, indem es nach außen befreit.«[9]

Daraus ergab sich, daß die Zeitung für keine der unterdrückten Nationen so leidenschaftlich eintrat wie für die Polen. Die polnische Bewegung des Jahres 1848 beschränkte sich auf die preußische Provinz Posen, da Russisch-Polen noch durch die Revolution von 1830 und Österreichisch-Polen noch durch den Aufstand von 1846 entkräftet war. Sie trat bescheiden genug auf und verlangte kaum so viel, wie ihr durch die Verträge von 1815 versprochen, aber nicht gehalten worden war: die Umwandlung der militärischen Besatzung durch einheimische Truppen und die Besetzung aller Ämter mit Eingeborenen. In der ersten Angst nach dem 18. März versprach man in Berlin eine »nationale Reorganisation«, aber natürlich mit dem Hintergedanken, sie nicht auszuführen. Während die Polen gutgläubig genug waren, an den guten Willen in Berlin zu glauben, wurde von hier aus die deutsche und jüdische Bevölkerung der Provinz Posen aufgehetzt und planmäßig ein Bürgerkrieg geschürt, dessen Anstiftung durchaus und dessen Greuel fast durchweg aufs preußische Schuldkonto fielen. Die gewaltsam in gewaltsamen Widerstand getriebenen Polen schlugen sich sehr tapfer und warfen mehr als einmal, so namentlich am 30. April bei Miloslaw, den an Waffen und Zahl überlegenen Feind in völlige Flucht, aber auf die Dauer war der Kampf der polnischen Sensen mit den preußischen Schrapnells natürlich aussichtslos.

In der polnischen Frage benahm sich die deutsche Bourgeoisie wie immer, ebenso kopf- wie treulos. Im Vormärz hatte sie ganz gut begriffen, wie eng die deutsche und die polnische Sache zusammenhingen, und noch nach dem 18. März hatten ihre Weisen auf dem sogenannten Vorparlament in Frankfurt feierlich erklärt, daß die Wiederherstellung Polens eine heilige Pflicht der deutschen Nation sei. Aber dadurch ließ sich Camphausen nicht hindern, auch in dieser Frage den Büttel des preußischen Junkertums zu spielen. In schmählicher Weise löste er das Versprechen der »nationalen Reorganisation« ein, indem er der Provinz Posen ein Stück nach dem andern, im ganzen mehr als zwei Drittteile ihres Bestandes abriß, und durch den Bundestag, der unter der Wucht der allgemeinen Verachtung verendete, mit seinem letzten Röcheln in den Deutschen Bund aufnehmen ließ. Die Frankfurter Nationalversammlung |169|* hatte sich nunmehr mit der Frage zu beschäftigen, ob sie die in den abgerissenen Teilen der Provinz Posen gewählten Abgeordneten als ihre rechtmäßigen Mitglieder anerkennen solle oder nicht. Nach dreitägiger Debatte entschied sie sich, wie von ihr nicht anders zu erwarten war: dies entartete Kind der Revolution segnete die Missetat der Gegenrevolution.

Wie nahe diese Frage der »Neuen Rheinischen Zeitung« ging, zeigt die Ausführlichkeit, womit sie die Frankfurter Verhandlungen in acht oder neun, zum Teil sehr langen Aufsätzen glossierte,[10] ganz im Gegensatz zu der verächtlichen Kürze, womit sie sonst das parlamentarische Geschwätz abtat. Es ist überhaupt die umfangreichste Arbeit, die in ihren Spalten erschienen ist. Soweit Inhalt und Stil eine Vermutung zulassen, ist sie von Marx und Engels gemeinsam verfaßt worden; jedenfalls ist Engels stark daran beteiligt gewesen, sie trägt sehr deutliche Spuren seiner Art.

Was zunächst an ihr auffällt und ihr in der Tat die größte Ehre macht, ist die erfrischende Offenheit, womit sie das nichtsnutzige Spiel aufdeckte, das mit den Polen getrieben wurde. Aber die sittliche Empörung, deren Marx und Engels fähig waren -, viel fähiger, als der biedere Philister auch nur zu ahnen vermag - hatte nichts zu tun mit dem sentimentalen Mitleid, wie es etwa Robert Blum in Frankfurt den mißhandelten Polen gespendet hatte: »allertrivialste Kannegießerei, wenn auch - was wir gern zugeben - Kannegießerei auf großem Fuß und in erhabener Arbeit« [11], mußte sich der gefeierte Redner der Linken sagen lassen, und nicht ohne Grund. Er begriff nicht, daß der Verrat an Polen zugleich der Verrat an der deutschen Revolution war, die dadurch die unentbehrliche Waffe gegen den zarischen Todfeind verlor.

Zu der »allertrivialsten Kannegießerei« rechneten Marx und Engels auch die »allgemeine Völkerverbrüderung«, die ohne Rücksicht auf die historische Stellung, auf die gesellschaftliche Entwicklungsstufe der Völker nichts weiter wollte als verbrüdern ins Blaue hinein; »Gerechtigkeit«, »Menschlichkeit«, »Freiheit«, »Gleichheit«, »Brüderlichkeit«, »Unabhängigkeit« waren für sie mehr oder weniger moralische Phrasen, die sehr schön klängen, aber in historischen und politischen Fragen durchaus nichts bewiesen. Diese »moderne Mythologie« ist ihnen allezeit ein Greuel gewesen. Und zumal in den heißen Tagen der Revolution galt ihnen nur die Parole: Für oder Wider?

So waren die Polenartikel der »Neuen Rheinischen Zeitung« von einer echt revolutionären Leidenschaft beseelt, die sie hoch auch über das polenfreundliche Gerede der landläufigen Demokratie erhob. Als |170| beredte Zeugnisse eines durchdringenden politischen Scharfblicks dauern sie heute noch fort. Nicht jedoch sind sie frei von mancherlei Irrtümern über die polnische Geschichte. So wichtig es war zu sagen, daß der Kampf für die Unabhängigkeit Polens nur siegreich sein könne, wenn er zugleich ein Sieg der agrarischen Demokratie über den patriarchalisch-feudalen Absolutismus sei, so war es doch unrichtig anzunehmen, daß die Polen seit der Konstitution von 1791 diesen Zusammenhang erkannt hätten. Ebensowenig stimmte es, daß im Jahre 1848 das alte Polen der Adelsdemokratie längst tot und begraben sein, aber einen robusten Sohn hinterlassen haben sollte, das Polen der Bauerndemokratie. In den polnischen Junkern, die mit glänzender Tapferkeit auf den westeuropäischen Barrikaden fochten, um ihr Volk aus der klammernden Umarmung der Ostmächte zu befreien, erblickten Marx und Engels die Vertreter des polnischen Adels, während die Lelewel und Mieroslawski sich doch nur, im Feuer des Kampfes gehärtet und geläutert, über ihre Klasse erhoben, wie ehedem die Hutten und Sickingen über das deutsche Ritterturn oder in frischerer Vergangenheit die Clausewitz und Gneisenau über das preußische Junkertum.

Von diesem Irrtum sind auch Marx und Engels bald zurückgekommen, dagegen hat Engels immer an dem wegwerfenden Urteil der »Neuen Rheinischen Zeitung« über die Unabhängigkeitskämpfe der südslawischen Nationen und Natiönchen festgehalten. Engels hat sich darüber im Jahre 1882 nicht anders ausgelassen als in der Polemik, die er 1849 deshalb mit Bakunin führte. Der russische Revolutionär war im Juli 1848 in der Zeitung von ihrem Pariser Korrespondenten Ewerbeck, dessen Behauptung durch eine gleichartige und gleichzeitige Mitteilung des Havas-Büros bestätigt wurde, als Agent der russischen Regierung verdächtigt worden, jedoch hatte sich die Nachricht sofort als falsch herausgestellt, und sie war von der Redaktion in aller Form zurückgenommen worden. Dann hatte Marx, als er Ende August und Anfang September eine Reise nach Berlin und Wien unternahm, in Berlin seine alten freundlichen Beziehungen zu Bakunin erneuert und seine Ausweisung aus Preußen im Oktober scharf bekämpft. Auch Engels leitete seine Polemik gegen einen Aufruf Bakunins an die Slawen mit der Versicherung ein, daß Bakunin »unser Freund« sei, ging dann aber mit sachlicher Schärfe gegen die panslawistischen Tendenzen der kleinen Schrift vor.[12]

Zunächst entschied auch hier das Interesse der Revolution. In dem Kampfe der Wiener Regierung gegen die revolutionären Deutschen und Ungarn, hatten sich die österreichischen Slawen - mit Ausnahme der |171| Polen - auf die reaktionäre Seite geschlagen. Sie hatten das aufständische Wien gestürmt und der erbarmungslosen Rache der k. k. Gewalthaber ausgeliefert; zur Zeit, wo Engels gegen Bakunin schrieb, standen sie gegen das aufständische Ungarn im Felde, dessen Revolutionskrieg Engels mit großer Sachkenntnis in der »Neuen Rheinischen Zeitung« verfolgte und dabei mit einer leidenschaftlichen Teilnahme, die ihn die Magyaren nach der Höhe ihrer historischen Entwicklung ebenso überschätzen ließ wie die Polen. Auf die Forderung Bakunins, den österreichischen Slawen ihre Selbständigkeit zu sichern, antwortete Engels: »Wir denken nicht daran. Auf die sentimentalen Brüderschaftsphrasen, die uns hier im Namen der kontrerevolutionärsten Nationen Europas dargeboten werden, antworten wir, daß der Russenhaß die erste revolutionäre Leidenschaft bei den Deutschen war und noch ist; daß seit der Revolution der Tschechen- und Kroatenhaß hinzugekommen ist und daß wir, in Gemeinschaft mit Polen und Magyaren, nur durch den entschiedensten Terrorismus gegen diese slawischen Völker die Revolution sicherstellen können. Wir wissen jetzt, wo die Feinde der Revolution konzentriert sind: in Rußland und den östreichischen Slawenländern; und keine Phrasen, keine Anweisungen auf eine unbestimmte demokratische Zukunft dieser Länder werden uns abhalten, unsere Feinde als Feinde zu behandeln.«[13] Und so kündigte Engels dem »revolutionsverräterischen Slawentum« unerbittlichen Kampf auf Leben und Tod an.

Das war jedoch nicht oder nicht nur in einer Aufwallung heißen Zorns über die Knechtsdienste geschrieben, die die österreichischen Slawen der europäischen Reaktion leisteten. Engels sprach den slawischen Völkern - mit Ausnahme der Polen, der Russen und etwa der Slawen in der Türkei - jede geschichtliche Zukunft ab, »aus dem einfachen Grunde, weil allen übrigen Slawen die ersten historischen, geographischen, politischen und industriellen Bedingungen der Selbständigkeit und Lebensfähigkeit fehlen«.[14] Der Kampf um ihre nationale Unabhängigkeit mache sie zu willenlosen Werkzeugen des Zarentums, woran die gutgemeinten Selbsttäuschungen der demokratischen Panslawisten nichts ändern könnten. Das historische Recht der großen Kulturvölker auf eine revolutionäre Entwicklung gehe dem Kampfe dieser kleinen, verkrüppelnden, ohnmächtigen Natiönchen um Unabhängigkeit voran, selbst wenn dabei manch sanftes Nationenblümlein gewaltsam zerknickt würde; sie würden dadurch nur befähigt, an einer geschichtlichen Entwicklung teilzunehmen, der sie, sich überlassen, gänzlich fremd bleiben müßten. Und so sagte Engels noch 1882, wenn der Befreiungsdrang |172|* der Balkanslawen mit den Interessen des westeuropäischen Proletariats zusammenstieße, so könnten ihm diese Handlanger des Zarentums gestohlen werden; in die Politik gehörten poetische Sympathien nicht hinein.

Engels irrte, wenn er den kleinen slawischen Nationen die geschichtliche Zukunft absprach, aber sein Grundgedanke war unzweifelhaft richtig, und die »Neue Rheinische Zeitung« vertrat ihn auch mit aller Entschiedenheit in einem Falle, wo er mit den »poetischen Sympathien« des Philister zusammentraf.

4. Septembertage

Es handelte sich um den Krieg, den die preußische Regierung nach dem 18. März im Auftrag des Deutschen Bundes mit Dänemark begonnen hatte, und zwar wegen der schleswig-holsteinischen Frage.

Holstein war ein deutsches Land und gehörte zum Deutschen Bunde; Schleswig stand außerhalb dieses Bundes und war, wenigstens in seinen nördlichen Bezirken, überwiegend dänisch. Beide Herzogtümer verband seit manchem Jahrhundert die Gemeinsamkeit des Herrscherhauses mit dem nur um weniges größeren und volkreicheren Königreich Dänemark, so jedoch, daß in Dänemark auch die weibliche, in Schleswig-Holstein aber nur die männliche Erbfolge galt. Untereinander waren die beiden Herzogtümer durch eine strenge Realunion verknüpft und besaßen in dieser Untrennbarkeit staatliche Selbständigkeit.

So war das Verhältnis Dänemarks zu den Herzogtümern nach den völkerrechtlichen Verträgen. Tatsächlich gestaltete es sich so, daß bis an die Schwelle des neunzehnten Jahrhunderts der deutsche Geist in Kopenhagen überwog, die deutsche Sprache die amtliche Sprache des dänischen Königreichs war und schleswig-holsteinische Edelleute den maßgebenden Einfluß in den dänischen Kanzleien besaßen. In den napoleonischen Kriegen verschärften sich die nationalen Gegensätze; Dänemark mußte die Treue, die es dem Erben der Französischen Revolution bis zuletzt bewahrt hatte, in den Wiener Verträgen mit dem Verlust Norwegens büßen und wurde im Ringen um seine staatliche Existenz auf die Annexion Schleswig-Holsteins gedrängt, zumal da das allmähliche Erlöschen des Mannesstammes in seinem Königshause den Anheimfall der Herzogtümer an eine Nebenlinie und damit ihre völlige Trennung von Dänemark in absehbare Nähe rückte. So emanzipierte sich Dänemark nach seinen Kräften vom deutschen Einfluß und pflegte |173| dafür, da es zur Erzeugung eines eigenen Nationalgeistes zu klein war, einen künstlichen Skandinavismus, für den es sich mit Norwegen und Schweden zu einer eigenen Kulturwelt zu verbinden suchte.

Die Versuche der dänischen Regierung, sich der Elbherzogtümer völlig zu bemächtigen, fanden in ihnen selbst einen zähen Widerstand, der bald zur deutschen Nationalsache wurde. Das ökonomisch aufblühende Deutschland erkannte, besonders nach der Gründung des Zollvereins, die Bedeutung, die die schleswig-holsteinische, zwischen zwei Meeren hingestreckte Halbinsel für seinen Handels- und Seeverkehr hatte, und begrüßte mit immer wachsendem Beifall die schleswig-holsteinische Opposition gegen die dänische Propaganda. Seit dem Jahre 1844 wurde das Lied »Schleswig-Holstein meerumschlungen, deutscher Sitte hohe Wacht« eine Art Nationalhymne. Aus dem langweiligen und schläfrigen Tempo einer vormärzlichen Agitation kam die Bewegung freilich nicht heraus, aber ganz vermochten die deutschen Regierungen sich ihrem Einfluß nicht zu entziehen. Als der dänische König Christian VIII. im Jahre 1847 einen entscheidenden Gewaltschritt vorbereitete durch den Offenen Brief, worin er das Herzogtum Schleswig und selbst einen Teil des Herzogtums Holstein als integrierende Teile des dänischen Gesamtstaats ansprach, raffte sich sogar der Bundestag zu einem lahmen Protest auf, statt sich für unzuständig zu erklären, wie es seine Gewohnheit war, wenn es den Schutz deutscher Volksstämme vor fürstlichen Gewalttaten galt.

Nun fühlte die »Neue Rheinische Zeitung« nicht die geringste Stammverwandtschaft mit dem meerumschlungenen bürgerlichen Schoppenenthusiasmus; sie sah in ihm nur den Gegenpol des Skandinavismus, den sie geißelte als »die Begeisterung für die brutale, schmutzige, seeräuberische, altnordische Nationalität, für jene tiefe Innerlichkeit, die ihre überschwenglichen Gedanken und Gefühle nicht in Worte bringen kann, wohl aber in Taten, nämlich in Roheit gegen Frauenzimmer, permanente Betrunkenheit und mit tränenreicher Sentimentalität abwechselnde Berserkerwut«.[15] Die ganze Lage der Dinge verschob sich in der eigentümlichen Weise, daß unter dem reaktionären Banner des Skandinavismus gerade die bürgerliche Opposition in Dänemark focht, die Partei der sogenannten Eiderdänen, die nach der Dänisierung des Herzogtums Schleswig, nach der Ausdehnung des dänischen Wirtschaftsgebiets lechzte, um den Gesamtstaat dann durch eine moderne Verfassung zu befestigen, während der Kampf der Herzogtümer für ihr altes und verbrieftes Recht mehr oder weniger ein Kampf für feudale Privilegien und dynastische Schnurrpfeifereien war.

|174| Im Januar 1848 gelangte in Dänemark Friedrich VII. als letzter Sproß des Mannesstammes zur Regierung und begann nach dem Rate seines sterbenden Vaters, eine liberale Gesamtverfassung für Dänemark und die Herzogtümer vorzubereiten. Einen Monat später rief die Februarrevolution in Kopenhagen eine stürmische Volksbewegung wach. Sie brachte die eiderdänische Partei ans Ruder, die sofort mit rastlosem Ungestüm an die Ausführung ihres Programms ging, an die Einverleibung Schleswigs bis zur Eider. Darauf sagten sich die Herzogtümer von dem dänischen Könige los, voran ihr 7.000 Mann starkes Heer, und bildeten in Kiel eine provisorische Regierung. In ihr hatte der Adel die Oberhand, aber anstatt die Kräfte des Landes zu entfesseln, die sich ganz wohl mit der dänischen Macht hätten messen können, wandte er sich hilfeflehend an den Bundestag und die preußische Regierung, von denen er keine Gefahr für feudale Privilegien zu besorgen hatte.

Er fand bereitwilliges Entgegenkommen bei beiden, denen die »Wahrung der deutschen Sache« als willkommene Handhabe erschien, sich von den zerschmetternden Schlägen der Revolution zu erholen. Namentlich der preußische König hatte ein dringendes Bedürfnis, das Ansehen seiner Garde, die am 18. März von den Berliner Barrikadenkämpfern aufs Haupt geschlagen worden war, auf einem militärischen Spaziergang gegen das schwache Dänemark wiederherzustellen. Er haßte die eiderdänische Partei als revolutionäre Ausgeburt, aber auch in den Schleswig-Holsteinern sah er Rebellen gegen die von Gott gesetzte Obrigkeit und befahl seinen Generalen, den »Knechtesdienst für die Revolution« so schlapp wie möglich zu tun; durch einen geheimen Abgesandten, den Major von Wildenbruch, ließ er in Kopenhagen wissen, er wünsche vor allen Dingen, die Elbherzogtümer ihrem König-Herzog zu erhalten; er schreite nur ein, um die radikalen und republikanischen Elemente an unheilbringender Einmischung zu hindern.

Damit ließ sich Dänemark aber nicht ködern. Es rief seinerseits den Schutz der Großmächte an, und England wie Rußland waren nur zu bereit, ihn zu gewähren. Ihre Hilfe gestattete dem kleinen Dänemark, das große Deutschland wie einen Schulbuben zu zausen. Während die dänischen Kriegsschiffe dem deutschen Handel die empfindlichsten Wunden schlugen, wurde das deutsche Bundesheer, das unter dem Befehl des preußischen Generals Wrangel in die Elbherzogtümer eingerückt war und trotz seiner elenden Kriegführung die um so viel schwächeren dänischen Truppen vor sich hergejagt hatte, durch die diplomatische Intervention der Großmächte völlig lahmgelegt. Ende Mai erhielt Wrangel aus Berlin den Befehl, sich aus Jütland zurückzuziehen, worauf die |175| Nationalversammlung am 9. Juni beschloß, daß die Sache der Herzogtümer als eine Angelegenheit deutscher Nation zu ihrem Wirkungskreise gehöre und daß sie die Ehre Deutschlands wahren werde.

In der Tat wurde der Krieg im Namen des Deutschen Bundes geführt, und ihn zu leiten, wäre die Sache der Nationalversammlung und des habsburgischen Prinzen gewesen, den sie am 28. Juni als Reichsverweser eingesetzt hatte. Daran kehrte sich aber die preußische Regierung nicht, sondern schloß am 28. August unter englischem und russischem Druck mit Dänemark auf sieben Monate den Waffenstillstand von Malmö, unter völliger Mißachtung der vom Reichsverweser gestellten Bedingungen und ihres Überbringers. Die einzelnen Bestimmungen des Waffenstillstandes waren für Deutschland überaus schimpflich; die provisorische Regierung Schleswig-Holsteins wurde aufgelöst und während des Waffenstillstands einem dänischen Parteigänger die oberste Leitung anvertraut; die Verordnungen der bisherigen provisorischen Regierung wurden aufgehoben und die schleswigschen von den holsteinischen Truppen getrennt. Ebenso geriet Deutschland militärisch ins Hintertreffen, indem die Waffenruhe für die Wintermonate beschlossen wurde, wo die dänische Flotte zur Blockade der deutschen Küste nutzlos wurde, aber der Frost den Deutschen erlaubt hätte, über das Eis des Kleinen Belt zu rücken, Fünen zu erobern und Dänemark auf Seeland zu beschränken.

Die Nachricht von dem Abschluß des Waffenstillstandes fiel in den ersten Septembertagen wie ein Donnerschlag auf die Frankfurter Nationalversammlung, die »waschweiberredselig wie die Scholastiker des Mittelalters«, die papierenen »Grundrechte« einer künftigen Reichsverfassung bis zur Bewußtlosigkeit diskutierte. In der ersten Bestürzung beschloß sie am 5. September, die Ausführung des Waffenstillstandes zu sistieren, und veranlaßte dadurch den Rücktritt des Reichsministeriums.

Diesen Beschluß begrüßte die »Neue Rheinische Zeitung« mit lebhafter Genugtuung, wenn auch ohne alle Illusionen. Über das Recht der Verträge hinaus forderte sie den Krieg gegen Dänemark als ein Recht der geschichtlichen Entwicklung. »Die Dänen sind ein Volk, das in der unbeschränktesten kommerziellen, industriellen, politischen und literarischen Abhängigkeit von Deutschland steht. Es ist bekannt, daß die faktische Hauptstadt von Dänemark nicht Kopenhagen, sondern Hamburg ist, ... daß Dänemark alle seine literarischen Lebensmittel, ebensogut wie seine materiellen, über Deutschland bezieht und daß die dänische Literatur - mit Ausnahme Holbergs - ein matter Abklatsch der deutschen ist ... |176| Mit demselben Recht, mit dem die Franzosen Flandern, Lothringen und Elsaß genommen haben und Belgien früher oder später nehmen werden, mit demselben Recht nimmt Deutschland Schleswig: mit dem Recht der Zivilisation gegen die Barbarei, des Fortschritts gegen die Stabilität ... Der Krieg, den wir in Schleswig-Holstein führen, ist also ein wirklicher Revolutionskrieg. Und wer ist von Anfang an auf Seite Dänemarks gewesen? Die drei kontrerevolutionärsten Mächte Europas: Rußland, England und die preußische Regierung. Die preußische Regierung hat solange sie konnte, einen bloßen Scheinkrieg geführt - man denke an Wildenbruchs Note, an die Bereitwilligkeit, mit der sie auf englisch-russische Vorstellungen hin den Rückzug aus Jütland befahl, und schließlich an den zweimaligen Waffenstillstand! Preußen, England und Rußland sind die drei Mächte, die die deutsche Revolution und ihre erste Folge, die deutsche Einheit, am meisten zu fürchten haben: Preußen, weil es dadurch aufhört zu existieren, England, weil der deutsche Markt dadurch seiner Exploitation entzogen wird, Rußland, weil die Demokratie dadurch nicht nur an die Weichsel, sondern selbst bis an die Düna und an den Dnjepr vorrücken muß. Preußen, England und Rußland haben komplottiert gegen Schleswig-Holstein, gegen Deutschland und gegen die Revolution. Der Krieg, der möglicherweise jetzt aus den Beschlüssen in Frankfurt entstehen kann, würde ein Krieg Deutschlands gegen Preußen, England und Rußland sein. Und gerade solch ein Krieg tut der einschlummernden deutschen Bewegung not - ein Krieg gegen die drei Großmächte der Kontrerevolution, ein Krieg, der Preußen in Deutschland wirklich aufgehn, der die Allianz mit Polen zum unumgänglichsten Bedürfnis macht, der die Freilassung Italiens sofort herbeiführt, der gerade gegen die alten kontrerevolutionären Alliierten Deutschlands von 1792 bis 1815 gerichtet ist, ein Krieg, der ›das Vaterland in Gefahr‹ bringt und gerade dadurch rettet, indem er den Sieg Deutschlands vom Siege der Demokratie abhängig macht.«[16]

Was die »Neue Rheinische Zeitung« in diesen Sätzen klar und scharf aussprach, empfand auch der Instinkt der revolutionären Massen; Tausende strömten aus fünfzig Meilen in der Runde nach Frankfurt, bereit zu neuem revolutionären Kampfe. Aber wie die Zeitung mit Recht gesagt hatte, dieser neue Kampf würde die Nationalversammlung selbst weggefegt haben, und dem Selbstmord aus Heroismus zog sie den Selbstmord aus Feigheit vor. Am 16. September genehmigte sie den Waffenstillstand von Malmö und auch ihre Linke mit Ausnahme weniger Mitglieder lehnte ab, sich als revolutionärer Konvent aufzutun. Es kam nur zu einem kleinen Barrikadenkampf in Frankfurt selbst, den |177| der biedere Reichsverweser absichtlich heranwachsen ließ, um dann eine überwältigende Truppenmacht aus der Bundesfestung Mainz heranzuziehen und das souveräne Parlament unter die Gewalt der Bajonette zu stellen.

Zu gleicher Zeit wurde das Ministerium Hansemann in Berlin von dem elenden Ende ereilt, das ihm die »Neue Rheinische Zeitung« vorhergesagt hatte. Indem es die »Staatsmacht« gegen die »Anarchie« stärkte, half es dem altpreußischen Beamten-, Militär- und Polizeistaat, der am 18. März zusammengebrochen war, wieder auf die Beine, ohne ihm selbst nur die nackten Profitinteressen der Bourgeoisie abtrotzen zu können, um derentwillen es die Revolution verriet. Vor allem bestand noch, wie ein Mitglied der Berliner Versammlung seufzte, das »alte Militärsystem, mit dem der Bruch in den Märztagen stattgefunden hatte, in der allervollständigsten Vollständigkeit«, und seit den Pariser Junitagen rasselte ihm von selbst die Plempe in der Scheide. Es war ein offenes Geheimnis, daß der Waffenstillstand mit Dänemark nicht zuletzt deshalb von der preußischen Regierung betrieben wurde, um Wrangel mit der Garde in die Umgegend Berlins zurückzurufen und den entscheidenden Schlag der Gegenrevolution vorzubereiten. Deshalb raffte sich die Berliner Versammlung am 7. September zu dem Beschlusse auf, von dem Kriegsminister einen Erlaß zu fordern, der die Offiziere des Heeres vor allen reaktionären Bestrebungen warnen und ihnen den Austritt aus dem Heere zur Ehrenpflicht machen sollte, falls ihre politische Überzeugung sich nicht mit dem konstitutionellen Rechtszustande vertrüge.

Damit war wenig genug getan, zumal da ähnliche Erlasse schon ohne jede Wirkung an die bürgerliche Bürokratie ergangen waren, aber es war doch viel mehr, als sich der Militarismus von einem bürgerlichen Ministerium bieten ließ. Das Ministerium Hansemann stürzte, und der General Pfuel bildete ein neues, rein bürokratisches Ministerium, das in aller Gemütlichkeit den von der Versammlung geforderten Erlaß an das Offizierkorps verfügte, aller Welt zum Zeugnis, daß der Militarismus die bürgerliche Herrlichkeit nicht mehr fürchte, sondern ihrer nur noch spotte.

So erfüllte sich an der »quengelnden, klugtuenden, entschlußunfähigen« Versammlung in Berlin die Vorhersage der »Neuen Rheinischen Zeitung«, die Linke könnte an einem schönen Morgen finden, daß ihr parlamentarischer Sieg und ihre wirkliche Niederlage zusammenfielen. Auf den Lärm der kontrerevolutionären Presse aber darüber, daß der Sieg der Linken nur durch den Druck der Berliner Volksmassen auf die |178| Versammlung zu erklären sei, lehnte sie die lahmen Ableugnungsversuche der liberalen Blätter ab und erklärte offen: »Das Recht der demokratischen Volksmassen, durch ihre Anwesenheit auf die Haltung konstituierender Versammlungen moralisch einzuwirken, ist ein altes revolutionäres Volksrecht, das seit der englischen und französischen Revolution in keiner stürmischen Zeit entbehrt werden konnte. Diesem Recht verdankt die Geschichte fast alle energischen Schritte solcher Versammlungen.«[17] Ein Wink an den »parlamentarischen Kretinismus«, der in den Septembertagen von 1848 die Frankfurter Versammlung ebenso traf wie die Berliner.

5. Die Kölner Demokratie

Die Septemberkrisen in Berlin und Frankfurt übten einen starken Rückschlag auch auf Köln aus.

Die Rheinlande waren die schwerste Sorge der Gegenrevolution. Sie wurden mit Truppen überhäuft, die sich aus den östlichen Provinzen rekrutierten; etwa der dritte Teil des preußischen Heeres stand in der Rheinprovinz und Westfalen. Dagegen ließ sich mit kleinen Aufständen nichts machen; desto notwendiger war eine stramme und straffe Organisation der Demokratie für den Tag, wo aus der halben eine ganze Revolution werden konnte.

Die demokratische Organisation, die im Juni auf einem, von 88 demokratischen Vereinen beschickten Kongreß in Frankfurt a.M. beschlossen worden war, gewann nur in Köln ein festes Knochengerüst, während sie überall sonst in Deutschland ein sehr loses Gebilde blieb. Die Kölner Demokratie gliederte sich in drei große Vereine, deren jeder mehrere tausend Mitglieder zählte: die Demokratische Gesellschaft, die von Marx und dem Advokaten Schneider geleitet wurde, den Arbeiter-Verein, an dessen Spitze Moll und Schapper standen, und den Verein für Arbeitgeber und Arbeiter, den namentlich der Referendar Hermann Becker vertrat. Diese Vereine taten sich, als Köln von dem Frankfurter Kongresse zum Vorort für Rheinland und Westfalen gewählt worden war, zu einem Zentralausschuß zusammen, der Mitte August einen Kongreß der rheinischen und westfälischen Vereine von demokratischer Tendenz nach Köln einberief. Es kamen 40 Abgeordnete, die 17 Vereine vertraten und den Zentralausschuß der drei Kölner Vereine als Kreisausschuß für Rheinland und Westfalen bestätigten.

|179| Die Seele dieser Organisation war Marx, wie er die Seele der »Neuen Rheinischen Zeitung« war. Er besaß die Gabe, über Menschen zu herrschen, was ihm die landläufige Demokratie nun freilich am wenigsten verzieh. Auf dem Kölner Kongreß sah ihn Karl Schurz zum ersten Male, zur Zeit ein junger Student von neunzehn Jahren, und schilderte ihn noch aus später Erinnerung: »Marx war damals dreißig Jahre alt und bereits das anerkannte Haupt einer sozialistischen Schule. Der untersetzte, kräftige Mann mit der breiten Stirn, dem pechschwarzen Haupthaar und Vollbart und den dunkeln, blitzenden Augen, zog sofort die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Er besaß den Ruf eines in seinem Fach sehr bedeutenden Gelehrten, und was er sagte, war in der Tat gehaltreich, logisch und klar. Aber niemals habe ich einen Menschen von so verletzender, unerträglicher Arroganz des Auftretens kennengelernt.« Und immer hat dieser Held der Bourgeoisie sich des schneidend höhnischen, des sozusagen ausspuckenden Tons erinnert, womit Marx das Wort »Bourgeois« aussprach.

Es war dieselbe Melodie, die zwei Jahre später der Leutnant Techow anschlug, der nach einer Unterhaltung mit Marx schrieb: »Marx hat mir den Eindruck nicht nur einer seltenen Überlegenheit, sondern auch einer bedeutenden Persönlichkeit gemacht. Hätte er ebensoviel Herz wie Verstand, ebensoviel Liebe wie Haß, dann würde ich für ihn durchs Feuer gehen, obgleich er mir seine vollständigste Geringschätzung nicht nur verschiedentlich angedeutet, sondern zuletzt ganz unumwunden ausgesprochen hat. Er ist der erste und einzige unter uns allen, dem ich das Zeug zutraue zu herrschen, das Zeug, auch unter großen Verhältnissen sich nicht ins kleine zu verlieren.« Und dann kommt die Litanei, daß der gefährlichste persönliche Ehrgeiz in Marx alles zerfressen habe.

Anders urteilte Albert Brisbane, der amerikanische Apostel Fouriers, der im Sommer 1848 sich als Korrespondent der »New-York Daily Tribune« in Köln aufhielt, zugleich mit Charles Dana, dem Herausgeber dieses Blattes: »Ich sah dort Karl Marx, den Führer der volkstümlichen Bewegung. Damals war er gerade im Aufstieg zur Höhe begriffen, ein Mann in den Dreißigern, von untersetztem stämmigen Körperbau mit einem feinen Gesicht und dichtem schwarzen Haar. Seine Züge hatten den Ausdruck großer Energie, und hinter seiner maßvollen Zurückhaltung konnte man das leidenschaftliche Feuer einer kühnen Seele entdecken.« In der Tat - mit besonnener Kühnheit hat Marx damals die Kölner Demokratie geleitet.

So groß die Aufregung war, die die Septemberkrisen in ihren Reihen hervorriefen, so wagte die Frankfurter Versammlung keine Revolution |180|* und das Ministerium Pfuel noch keine Gegenrevolution. Damit war jeder örtliche Aufstand aussichtslos, aber um so mehr lag den Kölner Behörden daran, einen Putsch hervorzurufen, der mit leichter Mühe blutig niedergeschlagen werden konnte. Auf erdichtete und bald von ihnen selbst fallengelassene Vorwände hin gingen sie mit gerichtlichen und polizeilichen Prozeduren gegen die Mitglieder des Demokratischen Kreisausschusses und die Redakteure der »Neuen Rheinischen Zeitung« vor. Marx warnte vor der lauernden Hinterlist der Gegner; in einem Augenblick, wo keine große Frage die Gesamtbevölkerung in den Kampf treibe und jeder Putsch daher scheitern müsse, sei ein Aufstandsversuch um so zweckloser, als in naher Zukunft gewaltige Ereignisse eintreten könnten und man sich vor dem Tage der Entscheidung nicht kampfunfähig machen dürfe. Wenn die Krone eine Gegenrevolution wage, dann schlage für das Volk die Stunde einer neuen Revolution.

Dennoch kam es zu einem kleinen Tumulte, als am 25. September Becker, Moll, Schapper und Wilhelm Wolff verhaftet werden sollten. Es wurden sogar einige Barrikaden gebaut, auf die Nachricht, daß Militär anrücke, um eine Volksversammlung zu sprengen, die auf dem Alten Markte stattfand, aber das Militär kam nicht, und erst als danach wieder völlige Ruhe hergestellt war, hatte der Kommandant den Mut, den Belagerungszustand über Köln zu verhängen. Dadurch wurde die »Neue Rheinische Zeitung« unterdrückt; am 27. September hörte sie auf zu erscheinen. Sie tödlich zu treffen, war wohl der eigentliche Zweck des sinnlosen Gewaltstreiches, den das Ministerium Pfuel schon nach wenigen Tagen aufhob. Und sie wurde auch schwer genug getroffen, so daß sie erst am 12. Oktober wieder auf dem Kampfplatz erscheinen konnte.

Ihre Redaktion wurde gesprengt, da die meisten Redakteure, um Verhaftsbefehlen zu entgehen, über die Grenze gingen, nach Belgien wie Dronke und Engels oder nach der Pfalz wie Wilhelm Wolff, und erst allmählich wieder zurückkehren konnten; Engels war noch Anfang Januar 1849 in Bern, wohin er durch Frankreich meist zu Fuß gewandert war. Vor allem aber waren die Finanzen der Zeitung völlig zerrüttet. Nach dem Abfall ihrer Aktionäre hatte sie sich Dank ihrer wachsenden Verbreitung mühsam durchgefristet; nach diesem neuen Schlage aber war sie nur dadurch zu halten, daß Marx sie als »persönliches Eigentum« übernahm, das will sagen, ihr das bißchen Vermögen opferte, das er von seinem Vater geerbt hatte, oder auf sein künftiges Erbteil flüssig zu machen verstand. Er selbst hat nie ein Wort darüber verloren, aber durch briefliche Äußerungen seiner Frau ist die Tatsache festgestellt und auch durch öffentliche Erklärungen seiner Freunde, in |181| denen auf etwa 7.000 Taler beziffert wird, was Marx in dem Revolutionsjahre der Agitation und dem Blatte geopfert hat. Doch kommt es natürlich nicht auf die Höhe der Summe an, sondern darauf an, ob er die Festung bis auf die letzte Munition zu halten versuchte.

Noch in anderer Beziehung lebte er von der Hand in den Mund. Nach Ausbruch der Revolution hatte der Bundesrat am 30. März beschlossen, wahlberechtigt und wählbar zur deutschen Nationalversammlung sollten auch die deutschen Flüchtlinge sein, wenn sie nach Deutschland zurückkehrten und ihr Bürgerrecht wieder antreten zu wollen erklärten. Dieser Beschluß war von der preußischen Regierung ausdrücklich anerkannt worden. Marx hatte die Bedingung erfüllt, die ihm das Reichsbürgerrecht sicherte, und konnte um so mehr beanspruchen, daß ihm das preußische Indigenat nicht verweigert würde. In der Tat gewährte es ihm der Kölner Stadtrat sofort, als er sich im April 1848 darum bewarb, und der Kölner Polizeidirektor Müller, dem Marx vorstellte, daß er seine Familie nicht aufs Ungewisse von Trier nach Köln übersiedeln lassen könne, versicherte ihn, daß seine Renaturalisation auch von der Bezirksregierung genehmigt werden würde, die den Beschluß des Stadtrats nach einem alten preußischen Gesetze zu bestätigen hatte. Inzwischen begann die »Neue Rheinische Zeitung« zu erscheinen, und am 3. August erhielt Marx ein amtliches Schreiben des kommissarischen Polizeidirektors Geiger, worin ihn dieser benachrichtigte, daß die Königliche Regierung nach Lage seiner Verhältnisse von ihrer Befugnis, einem Ausländer die Eigenschaft als preußischem Untertan zu verleihen, zu seinen Gunsten »für jetzt« keinen Gebrauch gemacht habe, er daher nach wie vor als Ausländer zu betrachten sei. Eine geharnischte Beschwerdeschrift, die Marx daraufhin am 22. August an das Ministerium des Innern richtete, wurde zurückgewiesen.

Seine Familie aber hatte er, der zärtlichste Gatte und Vater, auch aufs »Ungewisse« nach Köln kommen lassen. Sie war inzwischen angewachsen; auf das erste Töchterchen, das nach der Mutter Jenny hieß, und im Mai 1844 geboren wurde, war im September 1845 ein zweites Töchterchen Laura und nach vermutlich nicht längerem Zwischenraume ein Söhnchen Edgar gefolgt, das einzige dieser und der späteren Kinder, dessen Geburtsjahr und Geburtsmonat nicht mehr genau festgestellt werden kann. Als treuer Hausgeist begleitete Helene Demuth die Familie schon seit den Pariser Tagen.

Marx gehörte nicht zu den Menschen, die ihre Hand durch die Begrüßung von jedem neugeheckten Bruder härten, aber wohl zu denen, die Treu' erzeigen und Freundschaft halten können. Auf demselben |182| Kongresse, wo er durch seine unerträgliche Anmaßung auch die zurückgestoßen haben sollte, die ihm willig entgegenkamen, gewann er in dem Advokaten Schily aus Trier und dem Lehrer Imandt aus Krefeld Freunde fürs Leben, und wenn die strenge Geschlossenheit seines Wesens halben Revolutionären, wie Schurz und Techow, unheimlich erschien, so zwang sie, gerade in diesen Kölner Tagen, echte Revolutionäre, wie Freiligrath und Lassalle, um so unwiderstehlicher in seinen geistigen und gemütlichen Bann.

6. Freiligrath und Lassalle

Ferdinand Freiligrath war acht Jahre älter als Marx. Er hatte in jungen Jahren reichlich von der Milch frommer Denkungsart getrunken, und die Schläge der alten »Rheinischen Zeitung« empfunden, als er nach Herweghs Ausweisung aus Preußen ein Spottlied auf die mißlungene Triumphfahrt dieses Dichters angestimmt hatte. Bald aber hatte die vormärzliche Reaktion aus dem Paulus einen Saulus gemacht, und im Brüsseler Exil war er sich zwar flüchtig nur, aber freundlich mit Marx begegnet, einem »interessanten, netten, anspruchslos auftretenden Kerl«, wie er meinte, und darin hatte Freiligrath ein Urteil. Denn obgleich oder vielmehr weil er frei war von aller Eitelkeit, besaß er eine feine Empfindung für alles, was nur entfernt nach Anmaßung schmeckte.

Eine wirkliche Freundschaft haben beide Männer erst im Sommer und Herbst 1848 geschlossen. Was sie verband, war die gegenseitige Achtung vor dem kühnen und starken Charakter, mit dem jeder von beiden das gemeinsame revolutionäre Prinzip in der rheinischen Bewegung vertrat. »Er ist ein wirklicher Revolutionär und ein durch und durch ehrlicher Mann, ein Lob, das ich wenigen zuteilen möchte«, schrieb Marx mit auf richtigem Respekt in einem Briefe an Weydemeyer, den er gleichwohl ermunterte, dem Dichter ein wenig um den Bart zu gehen, denn das Völklein der Poeten wolle nun einmal gestreichelt sein, wenn es singen solle. Und so schrieb Marx, der sonst sein Herz nicht auf der Zunge trug, in einer Stunde der Spannung an Freiligrath selbst: »Ich sage Dir unumwunden, daß ich mich nicht entschließen kann, einen der wenigen Männer, die ich im eminenten Sinne des Worts als Freunde geliebt habe, wegen irrelevanter [Mehring übersetzt: unwesentlicher] Mißverständnisse zu verlieren.« In der Zeit der schwersten Not hat Marx nächst Engels keinen treueren Freund gehabt als Freiligrath.

|183| Weil diese Freundschaft so echt und einfach war, ist sie den Philistern von jeher ein Ärgernis und eine Torheit gewesen. Bald soll die überhitzte Einbildungskraft des Dichters ihm einen schändlichen Streich gespielt und ihn in eine Gesellschaft dunkler Ehrenmänner verlockt, bald soll ein dämonischer Demagoge einen harmlosen Sänger giftig angehaucht und zum Verstummen gebracht haben. Es würde sich nicht lohnen, darüber auch nur ein Wort zu verlieren, wenn man als Gegengift gegen den Unsinn nicht das falsche Heilmittel verabreicht hätte, aus Freiligrath einen modernen Sozialdemokraten zu machen, was ihn nun doch auch in ein schiefes Licht rückt. Er war ein Revolutionär aus dichterischer Anschauung, nicht aus wissenschaftlicher Erkenntnis; er sah in Marx einen revolutionären Vorkämpfer und im Bunde der Kommunisten eine revolutionäre Vorhut, die ihresgleichen nicht in ihrer Zeit hatten, aber die historischen Gedankengänge des »Kommunistischen Manifestes« blieben ihm mehr oder minder fremd, und mit dem oft so elenden und nüchternen Kleinkram der Agitation durfte man seiner glühenden Phantasie nicht kommen.

Von ganz anderm Schlage war Ferdinand Lassalle, der sich zu gleicher Zeit eng an Marx anschloß. Er war sieben Jahre jünger als dieser und hatte sich bisher nur durch einen eifrigen Kampf für die von ihrem Gatten mißhandelte und von ihrer Kaste verratene Gräfin Hatzfeldt bekannt gemacht; im Februar 1848 wegen angeblicher Verleitung zum Diebstahl einer Kassette verhaftet, war er am 11. August nach einer glänzenden Verteidigung von den Kölner Geschworenen freigesprochen worden und konnte sich nun erst an den revolutionären Kämpfen beteiligen, als deren Leiter ihm, bei seiner »unendlichen Sympathie für jede große Kraft«, Marx nicht anders als imponieren konnte.

Lassalle hatte die Schule Hegels durchlaufen und beherrschte völlig die Methode des Meisters, ohne schon an ihrer Unfehlbarkeit zu zweifeln, aber auch ohne epigonenhafte Verkümmerung; bei einem Besuch in Paris hatte er den französischen Sozialismus kennengelernt und von Heines Seherblick die Weihe einer großen Zukunft empfangen. Allein die großen Erwartungen, die dieser Jüngling erregte, wurden gedämpft durch manche Zwiespältigkeit seines Wesens, die er im Kampf mit dem niederziehenden Erbe einer unterdrückten Rasse noch nicht ausgeglichen hatte; in seinem elterlichen Hause hatte noch ganz und gar der fade Dunst des polnischen Judentums geherrscht. Und in seiner Schilderhebung für die Gräfin Hatzfeldt vermochten auch freiere Geister nicht immer zu erkennen, was er selbst behauptete und von seinem Standpunkt aus auch mit Recht behaupten konnte, daß er in dem einzelnen Falle die |184| soziale Misere einer zu Grabe keuchenden Zeit bekämpfe. Sogar Freiligrath, der ihn überhaupt nie sehr gern gemocht hat, sprach wegwerfend von dem »Familiendreck«, um den sich nach Lassalles Meinung die ganze Weltgeschichte drehe.

Sieben Jahre später hat sich Marx ganz ähnlich geäußert: Lassalle halte sich für weltbezwingend, weil er rücksichtslos in einer Privatintrige gewesen sei, als ob ein wirklich bedeutender Mensch zehn Jahre einer solchen Bagatelle opfern würde. Und noch ein paar Jahrzehnte später hat Engels gemeint, Marx habe von Anfang an eine starke Antipathie gegen Lassalle gehegt; die »Neue Rheinische Zeitung« habe geflissentlich sowenig als möglich von Lassalles Hatzfeldtprozessen Notiz genommen, weil man sich nicht den Anschein einer Gemeinsamkeit mit Lassalle in diesen Dingen habe geben wollen. Hierin ist aber Engels durch seine Erinnerung getäuscht worden. Die »Neue Rheinische Zeitung« hat sehr ausführlich über den Prozeß wegen des Kassettendiebstahls berichtet, bis zum Tage ihrer Unterdrückung am 27. September, und aus diesen Berichten kann man freilich ersehen, daß der Prozeß seine minder schönen Seiten hatte. Auch hat Marx, wie er selbst in einem Briefe an Freiligrath angibt, der Gräfin Hatzfeldt in ihrer damaligen Bedrängnis aus seinen bescheidenen Mitteln mit Darlehen ausgeholfen, und als er selbst gleich nach seiner Kölner Zeit in arge Bedrängnis geriet, hat er neben Freiligrath in einer Stadt, wo er manchen alten Freund besaß, Lassalle zu seinem Vertrauten erwählt.

Sicherlich hat Engels darin recht, daß Marx nach dem volkstümlichen Ausdruck nun mal die Antipathie hatte, wie Engels selbst und auch Freiligrath, jene Antipathie, die über oder auch unter allen Vernunftgründen steht. Aber es liegen Zeugnisse genug dafür vor, daß Marx sich nicht von vornherein von seiner Antipathie so habe beherrschen lassen, um selbst nur den bei alledem tieferen Sinn der Hatzfeldtischen Händel zu verkennen, geschweige denn die glühende Begeisterung Lassalles für die Sache der Revolution, seine hervorragenden Gaben für den Klassenkampf des Proletariats und zuletzt auch die hingebende Freundschaft, die ihm der jüngere Kampfgenosse entgegentrug.

Es ist nicht um Lassalles willen, dessen historisches Recht längst gesichert worden ist, wenn man sorgsam abwägen muß, wie sich der Verkehr zwischen beiden Männern schon von Anfang an gestaltet hat. Mehr kommt darauf an, Marx vor jedem falschen Schein zu sichern, denn sein Verhältnis zu Lassalle ist das schwierigste psychologische Problem, das sein Leben bietet.

7. Oktober- und Novembertage

|185| Als die »Neue Rheinische Zeitung« am 12. Oktober wieder zu erscheinen begann, mit der Ankündigung, daß Freiligrath in ihre Redaktion eingetreten sei, hatte sie das Glück, eine neue Revolution zu begrüßen. Am 6. Oktober war das Wiener Proletariat mit derber Faust in den tückischen Plan der habsburgischen Gegenrevolution gefahren, nach den Siegen Radetzkys in Italien mit Hilfe der slawischen Völkerschaften erst die rebellischen Ungarn und danach die rebellischen Deutschen niederzuwerfen.

Marx hatte sich vom 28. August bis 7. September in Wien aufgehalten, um die dortigen Massen aufzuklären. Nach den sehr spärlichen Zeitungsnotizen, die darüber vorliegen, war es ihm damit nicht gelungen; erklärlich genug, da sich die Wiener Arbeiter noch auf einer verhältnismäßig niedrigen Stufe der Entwicklung befanden. Um so höher war der echt revolutionäre Instinkt zu schätzen, womit sie sich dem Marsch der Regimenter widersetzten, die zur Bekämpfung der Ungarn befohlen worden waren. Sie lenkten damit den ersten Stoß der Gegenrevolution auf sich selbst, eine hochherzige Aufopferung, deren der ungarische Adel nicht in gleichem Maße fähig war. Er wollte den Kampf für die Unabhängigkeit seines Landes auf Grund seiner verbrieften Rechte führen, und das ungarische Heer wagte nur einen halben und zaghaften Vorstoß, der den Todeskampf des Wiener Aufstandes nicht erleichtert, sondern erschwert hat.

Nicht besser benahm sich die deutsche Demokratie. Sie erkannte wohl, wieviel auch für sie von dem Gelingen des Wiener Aufstandes abhing. Siegte die Gegenrevolution in der österreichischen Hauptstadt, so führte sie auch in der preußischen Hauptstadt, wo sie längst auf der Lauer lag, den entscheidenden Streich. Aber die deutsche Demokratie berauschte sich nur in sentimentalen Klagen, in unfruchtbaren Sympathien, in Hilferufen an den hilflosen Reichsverweser. Der Demokratische Kongreß, der Ende Oktober zum zweiten Male in Berlin tagte, erließ einen von Ruge verfaßten Aufruf, zugunsten des belagerten Wiens, von dem die »Neue Rheinische Zeitung« treffend sagte, daß er den Mangel an revolutionärer Energie durch ein predigerartiges Heulerpathos ersetze, hinter dem sich der entschiedenste Mangel an Gedanken und Leidenschaft verberge. Ihre leidenschaftlichen Aufrufe, von Marx in wuchtiger Prosa, von Freiligrath in prachtvollen Versen erlassen, den Wienern die einzige Hilfe zu bringen, die sie retten könne: die Besiegung der Gegenrevolution im eigenen Hause, verhallten in die leere Luft.

|186| Damit war das Schicksal der Wiener Revolution besiegelt. Verraten auch von der Bourgeoisie und den Bauern im eigenen Hause, unterstützt nur von den Studenten und einem Teil des Kleinbürgertums, leisteten die Wiener Arbeiter heldenmütigen Widerstand. Aber am Abend des 31. Oktober gelang der Sturm der belagernden Truppen; am 1. November wehte eine riesige schwarzgelbe Fahne vom Stephansturme.

Der erschütternden Tragödie in Wien folgte die groteske Tragikomödie in Berlin auf dem Fuße. Das Ministerium Pfuel wurde abgelöst durch das Ministerium Brandenburg, das der Versammlung befahl, sich in die Provinzstadt Brandenburg zurückzuziehen, und Wrangel rückte mit den Garderegimentern in Berlin ein, um diesen Befehl mit Waffengewalt durchzusetzen. Brandenburg, ein illegitimer Hohenzoller, verglich sich selbst allzu schmeichelhaft mit einem Elefanten, der die Revolution zerstampfen solle; treffender meinte die »Neue Rheinische Zeitung«, Brandenburg und sein Mitschuldiger Wrangel seien »zwei Menschen ohne Kopf, ohne Herz, ohne Tendenz, reiner Schnurrbart«, jedoch als solche der richtige Gegensatz zu der würdigen Vereinbarerversammlung.

In der Tat genügte der »reine Schnurrbart«, sie einzuschüchtern. Sie weigerte sich zwar, ihren verfassungsmäßigen Sitz Berlin zu verlassen, und als nun Schlag auf Schlag eine Gewalttat der anderen folgte, die Auflösung der Bürgerwehr, die Verhängung des Belagerungszustandes, erklärte sie die Minister für Hochverräter, die sie dem - Staatsanwalt denunzierte. Aber sie lehnte die Aufforderung des Berliner Proletariats ab, mit den Waffen in der Hand das zertretene Recht des Landes wiederherzustellen, und verkündete den »passiven Widerstand«, will sagen den edlen Entschluß, die Hiebe des Gegners mit dem Rücken aufzufangen. Dann ließ sie sich von Wrangels Truppen aus einem Saal in den andern jagen und sprach schließlich in einer augenblicklichen Temperamentsaufwallung, gegenüber den schon in ihre Sitzung dringenden Bajonetten, dem Ministerium Brandenburg das Recht ab, über Staatsgelder zu verfügen und Steuern zu erheben, solange sie ihre Sitzungen nicht frei in Berlin halten könne. Kaum aber war sie auseinandergejagt, als ihr Präsident von Unruh, in banger Sorge um seinen teuren Leichnam, das Büro zusammenrief, um protokollarisch festzustellen, daß der Steuerverweigerungsbeschluß, den er sonst ruhig ins Land gehen ließ, wegen eines Formfehlers gar nicht rechtskräftig gefaßt sei.

Es blieb der »Neuen Rheinischen Zeitung« vorbehalten, dem Gewaltstreich der Regierung in historisch würdiger Weise entgegenzutreten. Für sie war jetzt der entscheidende Augenblick gekommen, wo die Gegenrevolution durch eine zweite Revolution bekämpft werden müsse, und |187| jeden neuen Tag rief sie die Massen auf, der Gewalt jede Art von Gewalt entgegenzusetzen. Der passive Widerstand müsse den aktiven zu seiner Grundlage haben, sonst gleiche er dem Sträuben eines Kalbes gegen seinen Schlächter. Rücksichtslos wurden alle juristischen Spitzfindigkeiten der Vereinbarungstheorie weggefegt, hinter denen sich die Feigheit der Bourgeoisie verstecken wollte. »Die preußische Krone ist in ihrem Rechte, indem sie der Versammlung als absolute Krone gegenübertritt. Aber die Versammlung ist im Unrechte, weil sie der Krone nicht gegenübertritt als absolute Versammlung ... die alte Bürokratie will nicht zur Dienerin einer Bourgeoisie herabsinken, deren despotische Schulmeisterin sie bisher war. Die feudale Partei will ihre Auszeichnungen und ihre Interessen nicht auf dem Altar des Bürgertums auflodern lassen. Und die Krone endlich, sie erblickt in den Elementen der alten feudalen Gesellschaft, deren höchster Auswuchs sie ist, ihren wahren einheimischen gesellschaftlichen Boden, während sie in der Bourgeoisie eine fremde künstliche Erde erblickt, von der sie nur getragen wird, unter der Bedingung, zu verkümmern. Die berauschende ›Gnade Gottes‹ verwandelt die Bourgeoisie in einen ernüchternden Rechtstitel, die Herrschaft des Bluts in die Herrschaft des Papiers, die königliche Sonne in eine bürgerliche Astrallampe. Das Königtum ließ sich daher nicht beschwatzen von der Bourgeoisie. Es antwortete ihrer halben Revolution mit einer ganzen Kontrerevolution. Es stürzte die Bourgeoisie zurück in die Arme der Revolution, des Volkes, indem es ihr zurief: Brandenburg in der Versammlung, und die Versammlung in Brandenburg[18] Die »Neue Rheinische Zeitung« übersetzte diese Losung der Gegenrevolution treffend: Die Wachtstube in der Versammlung und die Versammlung in der Wachtstube. Sie hoffte, mit dieser Parole werde das Volk siegen, sie las in ihr die Grabschrift des Hauses Brandenburg.

Als die Berliner Versammlung die Steuerverweigerung beschlossen hatte, forderte der Demokratische Kreisausschuß in einem von Marx, Schapper und Schneider [II] gezeichneten Aufruf vom 18. November die demokratischen Vereine der Rheinprovinz auf, die Durchführung folgender Maßregeln zu bewerkstelligen: die gewaltsame Eintreibung der Steuern wird überall durch jede Art des Widerstandes zurückgewiesen; der Landsturm zur Abwehr des Feindes wird überall organisiert; für die Unbemittelten werden Waffen und Munition auf Gemeindekosten oder durch freiwillige Beiträge beschafft; falls sich die Behörden weigern, die Beschlüsse der Versammlung anzuerkennen und auszuführen, werden Sicherheitsausschüsse niedergesetzt, womöglich im Einverständnis mit den Gemeinderäten; der gesetzgebenden Versammlung widerstrebende |188| Gemeinderäte werden durch Volkswahl erneuert.[19] Der Demokratische Vereinsausschuß tat damit das, was die Berliner Versammlung hätte tun müssen, wenn es ihr mit dem Beschluß der Steuerverweigerung ernst gewesen wäre. Aber diese Helden zitterten alsbald vor ihrem eigenen Heldenmut; sie eilten in ihre Wahlkreise, um die Ausführung ihres Beschlusses zu hintertreiben, und trollten sich dann nach Brandenburg, um ihre Beratungen fortzusetzen. Damit hatte sich die Versammlung so entwürdigt, daß die Regierung sie am 5. Dezember mit einem Fußtritt auseinanderjagen konnte, unter Oktroyierung einer neuen Verfassung und eines neuen Wahlgesetzes.

Dadurch war auch der Rheinische Kreisausschuß in seiner von Waffen starrenden Provinz lahmgelegt. Am 22. November wurde Lassalle, der dem Aufrufe begeisterte Heeresfolge geleistet hatte, in Düsseldorf verhaftet, und in Köln schritt der Staatsprokurator gegen die Unterzeichner des Aufrufs ein, wenn er sie auch nicht zu verhaften wagte. Am 8. Februar standen sie wegen Aufforderung zum bewaffneten Widerstande gegen das Militär und die Beamten vor den Kölner Geschworenen.

In schlagender Rede wies Marx den Versuch des Staatsprokurators zurück, aus den Gesetzen vom 6. und 8. April, aus denselben Gesetzen, die die Regierung durch ihren Staatsstreich zerrissen hatte, das Unrecht der Versammlung und in noch höherem Grade das Unrecht der Angeklagten zu folgern. Wer eine Revolution glücklich vollbringe, könne seine Gegner henken, aber nicht verurteilen, als besiegte Feinde aus dem Wege räumen, aber nicht als Verbrecher richten. Es sei eine feige Heuchelei der Gesetzlichkeit, nach vollendeter Revolution oder Gegenrevolution die umgestoßenen Gesetze gegen die Verteidiger derselben Gesetze anzuwenden. Die Frage, wer im Rechte gewesen sei, die Krone oder die Versammlung, sei eine geschichtliche Frage, die nur die Geschichte und keine Jury entscheiden könne.

Aber Marx ging weiter und lehnte überhaupt ab, die Gesetze vom 6. und 8. April anzuerkennen. Sie seien willkürliche Machwerke des Vereinigten Landtags, die der Krone das Eingeständnis ihrer im Märzkampf erlittenen Niederlage hätten ersparen sollen. Nach den Gesetzen einer feudalen Körperschaft könne nicht eine Versammlung gerichtet werden, die die moderne bürgerliche Gesellschaft vertrete. Es sei eine juristische Einbildung, daß die Gesellschaft auf dem Gesetze beruhe. Vielmehr beruhe das Gesetz auf der Gesellschaft. »Hier, der Code Napoléon, den ich in der Hand habe, er hat nicht die moderne bürgerliche Gesellschaft erzeugt. Die im 18. Jahrhundert entstandene, im 19. Jahrhundert fortentwickelte bürgerliche Gesellschaft findet vielmehr im Code |189| nur einen gesetzlichen Ausdruck. Sobald er den gesellschaftlichen Verhältnissen nicht mehr entspricht, ist er nur noch ein Ballen Papier. Sie können die alten Gesetze nicht zur Grundlage der neuen Gesellschaft machen, so wenig, als diese alten Gesetze die alten gesellschaftlichen Zustände gemacht haben.«[20] Die Berliner Versammlung habe ihre historische Stellung nicht begriffen, wie sie aus der Märzrevolution hervorgegangen sei. Der Vorwurf des Staatsprokurators, daß sie keine Vermittlung gewollt habe, treffe sie so wenig, daß ihr Unglück und ihr Unrecht gerade darin bestehen, sich aus einem revolutionären Konvent zu einer zweideutigen Gesellschaft von Vereinbarern herabgewürdigt zu haben. »Was hier vorlag, das war kein politischer Konflikt zweier Fraktionen auf dem Boden einer Gesellschaft, das war der Konflikt zweier Gesellschaften selbst, ein sozialer Konflikt, der eine politische Gestalt angenommen hatte, es war der Kampf der alten feudal-bürokratischen mit der modernen bürgerlichen Gesellschaft, der Kampf zwischen der Gesellschaft der freien Konkurrenz und der Gesellschaft des Zunftwesens, zwischen der Gesellschaft des Grundbesitzes mit der Gesellschaft der Industrie, zwischen der Gesellschaft des Glaubens mit der Gesellschaft des Wissens.«[21] Zwischen diesen Gesellschaften gebe es keinen Frieden, sondern nur Kampf auf Leben und Tod. Die Steuerverweigerung erschüttere nicht die Grundfesten der Gesellschaft, wie der Staatsprokurator lustigerweise behauptet hatte, sondern sie sei eine Notwehr der Gesellschaft gegen die Regierung, die die Gesellschaft in ihren Grundfesten bedrohe.

Mit der Steuerverweigerung habe die Versammlung nicht ungesetzlich gehandelt, wohl aber nicht gesetzlich mit der Verkündung des passiven Widerstandes. »Wenn die Eintreibung der Steuern einmal für ungesetzlich erklärt ist, muß ich die gewaltsame Ausübung der Ungesetzlichkeit nicht gewaltsam zurückweisen?«[22] Wenn die Herren Steuerverweigerer den revolutionären Weg verschmähten, um nicht ihre Köpfe zu riskieren, so mußte sich das Volk in Ausübung der Steuerverweigerung auf revolutionären Boden stellen. Das Verhalten der Versammlung sei für das Volk nicht maßgebend. »Die Nationalversammlung hat keine Rechte für sich, das Volk hat ihr nur die Behauptung seiner eigenen Rechte übertragen. Vollführt sie ihr Mandat nicht, so ist es erloschen. Das Volk selbst tritt dann in eigener Person auf die Bühne und handelt aus eigener Machtvollkommenheit ... Wenn die Krone eine Kontrerevolution macht, so antwortet das Volk mit Recht durch eine Revolution.«[23] Marx schloß damit zu sagen, daß erst der erste Akt des Dramas beendet sei. Die Folge sei entweder vollständiger Sieg der Gegenrevolution |190|* oder neue siegreiche Revolution. Vielleicht sei der Sieg der Revolution erst möglich nach vollendeter Gegenrevolution.

Nach dieser Rede voll revolutionären Stolzes sprachen die Geschworenen die Angeklagten frei, und ihr Obmann dankte obendrein dem Redner für die lehrreiche Auseinandersetzung.

8. Ein Streich aus dem Hinterhalte

Mit dem Siege der Gegenrevolution in Wien und Berlin waren die entscheidenden Würfel für Deutschland gefallen. Was an revolutionären Errungenschaften noch übrigblieb, war die Frankfurter Versammlung, die längst allen politischen Kredit verloren hatte und sich in endlosem Wortschwall an einer papiernen Verfassung abarbeitete, von der nur noch zweifelhaft blieb, ob sie auf den österreichischen oder den preußischen Degen gespießt werden würde.

Nachdem die »Neue Rheinische Zeitung« im Dezember noch einmal in einer Reihe glänzender Artikel die Geschichte der preußischen Revolution und Gegenrevolution geschrieben hatte, richtete sie für das neue Jahr 1849 ihren hoffenden Blick auf die Erhebung der französischen Arbeiterklasse, von der sie einen Weltkrieg erwartete. »Das Land aber, das ganze Nationen in seine Proletarier verwandelt, das mit seinen Riesenarmen die ganze Welt umspannt hält, das mit seinem Gelde schon einmal die Kosten der europäischen Restauration bestritten hat, in dessen eigenem Schoße die Klassengegensätze sich zur ausgeprägtesten, schamlosesten Form fortgetrieben haben - England scheint der Fels, an dem die Revolutionswogen scheitern, das die neue Gesellschaft schon im Mutterschoße aushungert. England beherrscht den Weltmarkt. Eine Umwälzung der national-ökonomischen Verhältnisse in jedem Lande des europäischen Kontinents, auf dem gesamten europäischen Kontinente ohne England, ist der Sturm in einem Glase Wasser. Die Verhältnisse der Industrie und des Handels innerhalb jeder Nation sind beherrscht durch ihren Verkehr mit andern Nationen, sind bedingt durch ihr Verhältnis zum Weltmarkt. England aber beherrscht den Weltmarkt, und die Bourgeoisie beherrscht England.«[24] So wird jede französisch-soziale Umwälzung an der englischen Bourgeoisie scheitern, an der industriellen und kommerziellen Weltherrschaft Großbritanniens. Jede partielle soziale Reform in Frankreich, und auf dem europäischen Kontinente überhaupt, ist und bleibt, soweit sie definitiv sein soll, ein hohler frommer |191| Wunsch. Und das alte England wird nur gestürzt durch einen Weltkrieg, der allein der Chartistenpartei, der organisierten englischen Arbeiterpartei, die Bedingungen zu einer erfolgreichen Erhebung gegen ihre riesenhaften Unterdrücker bietet. Die Chartisten an der Spitze der englischen Regierung - erst mit diesem Augenblicke tritt die soziale Revolution aus dem Reiche der Utopie in das Reich der Wirklichkeit.

Die Voraussetzung dieser Zukunftshoffnungen blieb aus; seit den Junitagen noch immer aus tausend Wunden blutend, war die französische Arbeiterklasse einer neuen Erhebung unfähig. Seit dem Rundgange, den die europäische Gegenrevolution von den Pariser Junitagen über Frankfurt, Wien und Berlin angetreten hatte, um ihn vorläufig mit der am 10. Dezember erfolgten Wahl des falschen Bonaparte zum Präsidenten der französischen Republik zu beschließen, lebte die Revolution nur noch in Ungarn und fand in Engels, der inzwischen nach Köln zurückgekehrt war, den beredtesten und sachkundigsten Anwalt. Sonst mußte sich die »Neue Rheinische Zeitung« auf den Kleinkrieg gegen die hereinbrechende Gegenrevolution beschränken, und sie kämpfte in ihm so kühn und trotzig, wie in den großen Feldschlachten des Vorjahres. Ein Bündel Preßprozesse, das ihr das Reichsministerium als der schlechtesten Zeitung der schlechten Presse widmete, begrüßte sie mit der spöttischen Bemerkung, daß die Reichsgewalt die komischste aller komischen Gewalten sei. Dem prahlenden Heraushängen des »Preußentums«, worin sich die ostelbischen Junker nach dem Berliner Staatsstreiche gefielen, setzte sie den verdienten Hohn entgegen: »Wir Rheinländer haben das Glück, bei dem großen Menschenschacher zu Wien einen ›Großherzog‹ vom Niederrhein gewonnen zu haben, der die Bedingungen nicht erfüllt hat, unter denen er ›Großherzog‹ wurde. Ein ›König von Preußen‹ existiert für uns erst durch die Berliner Nationalversammlung, und da für unsern ›Großherzog‹ vom Niederrhein keine Berliner Nationalversammlung existiert, so existiert für uns kein ›König von Preußen‹. Dem Großherzoge vom Niederrhein sind wir durch den Völkerschacher anheimgefallen! Sobald wir weit genug sind, die Seelenverkäuferei nicht mehr anzuerkennen, werden wir den ›Großherzog vom Niederrhein‹ nach seinem ›Besitztitel‹ fragen.«[25] Das wurde mitten in den wildesten Orgien der Gegenrevolution geschrieben.

Eins freilich vermißt man auf den ersten Blick in den Spalten der »Neuen Rheinischen Zeitung«, was man darin in erster Reihe zu finden vermuten möchte: eine ausführliche Berichterstattung über die gleichzeitige Arbeiterbewegung in Deutschland. Sie war bis in die ostelbischen Gefilde hinein gar nicht so unbedeutend, hatte ihre Kongresse, ihre |192| Organisationen, ihre Zeitungen; und ihr fähigster Kopf, Stephan Born, war von Brüssel und Paris her mit Engels und Marx befreundet; er arbeitete auch jetzt von Berlin und Leipzig aus für die »Neue Rheinische Zeitung«. Born verstand das »Kommunistische Manifest« sehr gut, wenn er es dem in den weitaus größten Teil Deutschlands noch ganz unentwickelten Klassenbewußtsein des Proletariats auch nur unvollkommen anzupassen wußte; erst in späterer Zeit hat Engels mit unbilliger Schärfe über die damalige Tätigkeit Borns geurteilt.[26] Es ist durchaus glaubhaft, wenn Born in seinen Denkwürdigkeiten erzählt, daß Marx und Engels in den Revolutionsjahren nie ein Wort der Unzufriedenheit über seine damalige Tätigkeit geäußert hätten, womit nicht ausgeschlossen zu sein brauchte, daß sie im einzelnen mit manchem unzufrieden gewesen sind. Jedenfalls vollzogen sie selbst im Frühjahr 1849 eine Annäherung an die Arbeiterbewegung, die unabhängig von ihrem Einfluß entstanden war.

Die geringe Beachtung, die die »Neue Rheinische Zeitung« dieser Bewegung zunächst geschenkt hatte, erklärte sich zum Teil daraus, daß ein besonderes Organ des Kölner Arbeitervereins unter der Leitung Molls und Schappers zweimal wöchentlich erschien, zum Teil, und zwar zum größeren Teil dadurch, daß sie vorerst ein »Organ der Demokratie« sein, das heißt die gemeinsamen Interessen der Bourgeoisie und des Proletariats gegenüber dem Absolutismus und dem Feudalismus sichern wollte. Das war wirklich auch das Notwendigste, indem es den Boden schuf, worauf das Proletariat seinen Tanz mit der Bourgeoisie beginnen konnte. Allein der bürgerliche Bestandteil dieser Demokratie zermürbte je länger desto mehr; bei jeder auch nur halbwegs ernsten Probe brach er zusammen. In dem fünfköpfigen Zentralausschuß, der von dem ersten Demokratischen Kongresse im Juni 1848 gewählt worden war, befanden sich Leute wie Meyen und der aus Amerika zurückgekehrte Kriege; unter solcher Leitung geriet diese Organisation in schnellen Verfall, der sich erschreckend offenbarte, als sie am Vorabend des preußischen Staatsstreichs zum zweiten Male in Berlin tagte. Wenn jetzt ein neuer Zentralausschuß gewählt wurde, dem auch d'Ester angehörte, der mit Marx persönlich und politisch befreundet war, so war damit doch nur erst ein Wechsel auf die Zukunft gezogen. Die parlamentarische Linke der Berliner Versammlung hatte in der Novemberkrise versagt, und die Frankfurter Linke versank immer mehr in dem Sumpf kläglicher Kompromisse.

In dieser Lage der Dinge erklärten Marx, Wilhelm Wolff, Schapper und Hermann Becker am 13. April ihren Austritt aus dem Demokratischen Kreisausschuß. Sie begründeten ihren Entschluß mit den Worten: »Wir erachten, daß die jetzige Organisation der demokratischen Vereine |193| zu viele heterogene Elemente in sich schließt, als daß eine dem Zweck der Sache gedeihliche Tätigkeit möglich wäre. Wir sind vielmehr der Ansicht, daß eine engere Verbindung der Arbeitervereine, da dieselben aus gleichen Elementen bestehen, vorzuziehen ist.«[27] Gleichzeitig schied der Kölner Arbeiterverein aus dem Verbande der rheinischen Demokratenvereine aus und berief demnächst sämtliche Arbeiter- sowie alle anderen Vereine, die den Grundsätzen der sozialen Demokratie anhingen, zu einem Provinzialkongresse für den 6. Mai.[28] Dieser Kongreß sollte über eine Organisation der rheinisch-westfälischen Arbeitervereine sowie darüber entscheiden, ob der von der Leipziger Arbeiterverbrüderung, der von Born geleiteten Organisation, für den Monat Juni nach Leipzig einberufene Kongreß sämtlicher deutscher Arbeitervereine zu beschicken sei.

Vor diesen Erklärungen hatte die »Neue Rheinische Zeitung« schon am 20. März mit den flammenden, das ländliche Proletariat aufstürmenden Aufsätzen Wilhelm Wolffs über die Schlesische Milliarde begonnen und Marx selbst am 5. April mit dem Abdruck der Vorträge, die er im Brüsseler Arbeiterverein über Lohnarbeit und Kapital gehalten hatte. Nachdem die Zeitung an den kolossalen Massenkämpfen des Jahres 1848 nachgewiesen hatte, daß jede revolutionäre Erhebung, möge ihr Ziel noch so fernliegend dem Klassenkampfe scheinen, scheitern müsse, bis die revolutionäre Arbeiterklasse siege, wollte sie nunmehr auf die ökonomischen Verhältnisse näher eingehen, worauf die Existenz der Bourgeoisie sich gründe wie die Sklaverei der Arbeiter.

Die aussichtsreiche Entwicklung wurde jedoch unterbrochen durch die Kämpfe um die papierene Reichsverfassung, die die Frankfurter Versammlung endlich zurechtfabriziert hatte. An und für sich war sie nicht wert, daß auch nur ein Tropfen Blut um sie vergossen wurde; die erbliche Kaiserkrone, die sie auf das Haupt des preußischen Königs stülpen wollte, glich auf ein Haar einer Narrenkappe. Der König nahm sie nicht an, aber er lehnte sie auch nicht ab; er wollte mit den deutschen Fürsten über die Reichsverfassung verhandeln, in der geheimen Hoffnung, daß sie ihm die preußische Hegemonie zugestehen würden, wenn er mit dem preußischen Schwerte niederwürfe, was in den deutschen Mittel- und Kleinstaaten noch an revolutionärer Kraft vorhanden war.

Es war ein Leichenraub an der Revolution, der noch einmal die revolutionäre Flamme schürte. Er rief eine Reihe von Aufständen hervor, denen die Reichsverfassung den Namen, wenn auch nicht den Inhalt gab. Sie verkörperte trotz alledem die Souveränität der Nation, die in ihr abgemeuchelt werden sollte, um von neuem die Souveränität der |194| Fürsten herzustellen. Im Königreich Sachsen, im Großherzogtum Baden und in der bayrischen Pfalz wurde mit den Waffen um die Reichsverfassung gekämpft, und überall spielte der preußische König den Henker, um dann freilich von den Potentaten, die er gerettet hatte, um den Lohn des Henkersdienstes geprellt zu werden. Auch in der Rheinprovinz kam es zu einzelnen Aufständen, doch sie wurden im Keime erstickt durch die Übermacht der Heeresmassen, womit die Regierung die gefürchtete Provinz überschwemmt hatte.

Nun gewann man auch die Courage zu einem vernichtenden Schlage gegen die »Neue Rheinische Zeitung«. Je mehr sich die Anzeichen einer neuen revolutionären Erhebung mehrten, um so heller loderten die Flammen revolutionärer Leidenschaft in ihren Spalten auf; ihre Extrablätter im April und Mai waren ebenso viele Aufrufe an das Volk, sich zum Losschlagen bereit zu halten; damals erwarb sich das Blatt von der »Kreuzzeitung« das ehrenvolle Lob der Chimborassofrechheit, gegen die der »Moniteur« von 1793 matt erscheine. Die Regierung wollte ihm längst an den Kragen, aber der Mut, der Mut! Mit zwei Prozessen gegen Marx hatte man ihm bei der Stimmung der rheinischen Geschworenen nur neue Triumphe bereitet; der Berliner Anregung, abermals den Belagerungszustand über Köln zu verhängen, wich die ängstliche Festungskommandantur aus. Sie wandte sich vielmehr an die Polizeidirektion mit der Aufforderung, Marx als »gefährlichen Menschen« auszuweisen.

Diese Behörde wieder wandte sich in ihrer Not an die Kölner Bezirksregierung, die an ihrem Teil ihren Schmerz in den Busen Manteuffels aushauchte, der als Minister des Innern ihr Vorgesetzter war. Sie berichtete am 10. März, Marx weile immer noch in Köln ohne Aufenthaltserlaubnis, und die von ihm redigierte Zeitung fahre in ihren destruktiven Tendenzen fort, zum Umsturz der bestehenden Verfassungen und zur Herstellung der sozialen Republik aufzureizen, unter Verhöhnung und Verspottung alles dessen, was sonst der Mensch achte und heilig, halte; sie werde um so schändlicher, als die Frechheit und die Laune, womit sie geschrieben werde, ihren Leserkreis immer mehr vergrößere. Die Polizeidirektion aber habe Bedenken gegen die Aufforderung der Festungskommandantur, Marx auszuweisen, und die Regierung könne diesen Bedenken nur beipflichten; eine Ausweisung »ohne besondere äußere Veranlassung«, »lediglich der Tendenz und Gefährlichkeit der Zeitung wegen« könne möglicherweise eine Demonstration der demokratischen Partei hervorrufen.

Auf diesen Bericht wandte sich Manteuffel an Eichmann, den Oberpräsidenten der Rheinprovinz, um auch dessen Meinung zu hören. Eichmann |195|* antwortete am 29. März, daß die Ausweisung zwar berechtigt, aber nicht unbedenklich sei, bevor sich Marx nicht weiteres zuschulden kommen lasse. Danach verfügte Manteuffel am 7. April, daß er gegen die Ausweisung nichts einzuwenden habe, aber ihren Zeitpunkt der Regierung überlassen müsse; wünschenswert sei allerdings, daß sie im Anschluß an eine Verschuldung erfolge. Sie erfolgte dann am 11. Mai, nicht wegen einer besonderen Verschuldung, sondern wegen der gefährlichen Tendenz der »Neuen Rheinischen Zeitung«. Mit andern Worten, die Regierung fühlte sich am 11. Mai stark genug für einen hinterhältigen Streich, den zu verüben sie am 29. März und am 7. April noch zu feige gewesen war.

Der preußische Professor, der diesen urkundlichen Hergang der Dinge jüngst aus den Archiven aufgedeckt hat, wollte damit offenbar den dichterischen Seherblick Freiligraths feiern, der unter dem frischen Eindruck der Ausweisung sang:

Kein offner Hieb in offner Schlacht -
Es fällen die Nücken und Tücken,
Es fällt mich die schleichende Niedertracht
Der schmutzigen Westkalmücken.

9. Noch ein feiger Streich

Marx befand sich auswärts, als der Ausweisungsbefehl erfolgte. Obgleich die Zeitung in fortwährendem Aufsteigen begriffen war und gegen 6.000 Abonnenten zählte, so waren ihre finanziellen Schwierigkeiten doch noch nicht überwunden; mit der Zunahme der Abonnenten wuchsen die baren Auslagen, während die Einnahmen nur nachträglich erhoben werden konnten. In Hamm verhandelte Marx mit Rempel, einem der beiden Kapitalisten, die im Jahre 1846 bereit gewesen waren, einen kommunistischen Verlag zu begründen, doch war der Wackere auch jetzt ein Mann mit zugeknöpften Taschen und wies Marx an den ehemaligen Leutnant Hentze, der in der Tat der Zeitung 300 Taler vorschoß, deren Rückzahlung Marx als persönliche Verpflichtung übernahm. Hentze, der sich später als Lockspitzel entpuppte, wurde damals von der Polizei verfolgt und reiste mit Marx nach Köln, wo dieser den »Regierungswisch« vorfand.

Damit war das Schicksal der Zeitung besiegelt. Ein paar andere Redakteure konnten ebenfalls als »Ausländer« ausgewiesen werden, der |196| Rest stand unter gerichtlicher Verfolgung. Am 19. Mai erschien die letzte rote Nummer mit dem berühmten Abschiedsliede Freiligraths und einem trotzigen Abschiedsworte, worin Marx hageldicht seine Hiebe auf den Rücken der Regierung sausen ließ. »Wozu diese albernen Phrasen, diese offiziellen Lügen! ... Wir sind rücksichtslos, wir verlangen keine Rücksicht von euch. Wenn die Reihe an uns kömmt, wir werden den Terrorismus nicht beschönigen. Aber die royalistischen Terroristen, die Terroristen von Gottes- und Rechtsgnaden, in der Praxis sind sie brutal, verächtlich, gemein, in der Theorie feig, versteckt, doppelzüngig, in beiden Beziehungen ehrlos[29] Die Zeitung warnte die Kölner Arbeiter vor jedem Putsch; nach der militärischen Lage Kölns wären sie rettungslos verloren. Die Redakteure dankten ihnen für ihre Teilnahme, »ihr letztes Wort wird überall und immer sein: Emanzipation der arbeitenden Klasse[30]

Daneben erfüllte Marx die Pflichten, die ihm als Kapitän des scheiternden Schiffs oblagen. Die 300 Taler, die ihm Hentze geborgt hatte, 1.500 Taler Abonnementsgelder, die er von der Post erhielt, die ihm gehörige Schnellpresse usw. wurden sämtlich verwandt, um die Schulden der Zeitung an Setzer, Drucker, Papierhändler, Kontoristen, Korrespondenten, Redakteurpersonal usw. abzutragen. Für sich behielt er nur das Silberzeug seiner Frau, das ins Frankfurter Pfandhaus wanderte. Die paar hundert Gulden, die dafür erlöst wurden, waren der Zehrpfennig der Familie, als sie von neuem, wie unsere Altvorderen zu sagen pflegten, ins »Elend« wandern mußte.

Von Frankfurt aus begab sich Marx mit Engels auf den Schauplatz des badisch-pfälzischen Aufstandes. Sie gingen erst nach Karlsruhe, dann nach Kaiserslautern, wo sie d'Ester antrafen, der die Seele der provisorischen Regierung war. Von ihm erhielt Marx ein Mandat des Demokratischen Zentralausschusses, um in Paris die deutsche revolutionäre Partei bei der Montagne der Nationalversammlung zu vertreten, der damaligen, aus kleinbürgerlichen und proletarischen Elementen gemischten Sozialdemokratie, die einen großen Schlag gegen die Ordnungsparteien und deren Vertreter, den falschen Bonaparte, vorbereitete. Auf der Rückreise wurden sie von den hessischen Truppen als der Teilnahme am Aufstande verdächtig verhaftet, nach Darmstadt und von da nach Frankfurt transportiert, wo sie wieder freigegeben wurden. Marx ging nun nach Paris, während Engels nach Kaiserslautern zurückkehrte, um als Adjutant in die Freischar einzutreten, die der ehemalige preußische Leutnant Willich gebildet hatte.

Am 7. Juni schrieb Marx aus Paris, daß dort eine royalistische Reaktion |197|* herrsche, schauerlicher als unter Guizot, aber daß auch ein kolossaler Ausbruch des Revolutionskraters nie näher bevorgestanden habe. Diese Erwartung täuschte ihn jedoch; der Schlag, den die Montagne plante, scheiterte, und nicht einmal in sehr erhebender Weise. Ihn selbst traf einen Monat später die Rache der Sieger; am 19. Juli ließ ihm der Minister des Innern durch den Polizeipräfekten anbefehlen, seinen Wohnsitz im Departement Morbihan zu nehmen. Es war ein feiger Streich, »die Infamie der Infamien«, wie Freiligrath auf die Nachricht hin an Marx schrieb. »Daniels erklärt Morbihan für den ungesundesten Strich Frankreichs, schwammig und fieberhauchend: die pontinischen Sümpfe der Bretagne.« Marx ließ sich denn auch nicht auf diesen »verkleideten Mordversuch« ein; vorläufig gelang ihm, die Ausführung durch eine Berufung an den Minister des Innern aufzuschieben.

Er befand sich in der bittersten Notlage, da seine spärlichen Mittel völlig aufgezehrt waren, und wandte sich an Freiligrath und Lassalle um Hilfe. Beide taten ihr möglichstes, so jedoch, daß sich Freiligrath über die Indiskretion beklagte, womit Lassalle die Sache betreibe und zum Kneipengespräch gemacht habe. Marx war davon peinlich berührt; am 31. Juli antwortete er: »Die größte Verlegenheit ist mir lieber als eine öffentliche Bettelei. Ich habe ihm deshalb geschrieben. Die Geschichte irritiert [Mehring übersetzt: ärgert] mich ganz unaussprechlich.« Doch wußte Lassalle die Verstimmung zu beseitigen durch einen Brief, der von gutem Willen überfloß, wenngleich die Versicherungen des Verfassers, die Sache »mit äußerster Delikatesse« betrieben zu haben, doch manchen Zweifel zuließen.

Am 23. August meldete Marx an Engels, daß er Frankreich verlasse und am 5. September an Freiligrath, seine Frau werde ihm am 15. September folgen; er wisse nicht, wie er die zu ihrer Abreise und zu ihrer Ansiedlung nötigen Mittel auftreiben solle. In sein drittes Exil geleitete ihn die schwarze Sorge, und sie ist ihm hier eine nur allzu getreue Begleiterin geblieben.


[1] Beschluß und Vollmacht in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 607. <=

[2] Karl Marx/Friedrich Engels: Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 5, S. 3-5. <=

[3] Die Frankfurter Versammlung, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 5, S. 14-17. <=

[4] Programme der radikal-demokratischen Partei und der Linken in Frankfurt, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 5, S. 42. <=

[5] Der Bürgerwehrgesetzentwurf, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 5, S. 249. <=

[6] Der Gesetzentwurf über die Aufhebung der Feudallasten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 5, S. 283. <=

[7] Die Junirevolution, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 5, S. 136/137. <=

[8] Auswärtige deutsche Politik, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 5, S. 155. <=

[9] Die auswärtige deutsche Politik und die letzten Ereignisse zu Prag, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 5, S. 202. <=

[10] Friedrich Engels: Die Polendebatte in Frankfurt, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 5, S. 319-353. <=

[11] Friedrich Engels: Die Polendebatte in Frankfurt, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 5, S. 340. <=

[12] Friedrich Engels: Der demokratische Panslawismus, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 6, S. 270-286. <=

[13] Friedrich Engels: Der demokratische Panslawismus, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 6, S. 286. <=

[14] Friedrich Engels: Der demokratische Panslawismus, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 6, S. 275. <=

[15] Der dänisch-preußische Waffenstillstand, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 5, S. 394. <=

[16] Der dänisch-preußische Waffenstillstand, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 5, S. 394, 395, 396. <=

[17] Die Freiheit der Beratungen in Berlin, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 5, S. 406. <=

[18] Die Konterrevolution in Berlin, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 6, S. 8/9. <=

[19] [Aufforderung des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten zur Steuerverweigerung], in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 6, S. 33. <=

[20] Der Prozeß gegen den Rheinischen Kreisausschuß der Demokraten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 6, S. 245. <=

[21] Der Prozeß gegen den Rheinischen Kreisausschuß der Demokraten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 6, S. 252/253. <=

[22] Der Prozeß gegen den Rheinischen Kreisausschuß der Demokraten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 6, S. 256. <=

[23] Der Prozeß gegen den Rheinischen Kreisausschuß der Demokraten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 6, S. 256/257. <=

[24] Die revolutionäre Bewegung, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 6, S. 149. <=

[25] Das Organ Manteuffel und Johannes - Die Rheinprovinz und der König von Preußen, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 6, S. 76. <=

[26] Friedrich Engels: Zur Geschichte des Bundes der Kommunisten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 21, S. 219. <=

[27] Erklärung, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 6, 426. <=

[28] Die Beschlüsse der Generalversammlung des Arbeitervereins vom 16. April 1849, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 6, 584. <=

[29] [Die standrechtliche Beseitigung der »Neuen Rheinischen Zeitung«], in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 6, 504/505. <=

[30] An die Arbeiter Kölns, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 6, 519. <=


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