MLWerke | 4. Kapitel | Inhalt | 6. Kapitel | Franz Mehring

Seitenzahlen nach: Franz Mehring - Gesammelte Schriften, Band 3. Berlin/DDR, 1960, S. 116-159.
1. Korrektur
Erstellt am 30.10.1999

Franz Mehring: Karl Marx - Geschichte seines Lebens

Fünftes Kapitel: Das Brüsseler Exil


1. »Die deutsche Ideologie«

|116| Aus Paris vertrieben, war Marx mit seiner Familie nach Brüssel übergesiedelt. Engels befürchtete, man werde ihn am Ende auch in Belgien belästigen, und es geschah sogar schon im Anfange.

Wie Marx an Heine schrieb, mußte er gleich nach seiner Ankunft in Brüssel auf der Administration de la sûreté publique die Verpflichtung unterzeichnen, nichts über Tagespolitik in Belgien drucken zu lassen. Das konnte er mit ruhigem Gewissen tun, denn er hatte dazu weder die Absicht noch die Möglichkeit. Da jedoch die preußische Regierung fortfuhr, das belgische Ministerium wegen seiner Ausweisung zu behelligen, so nahm Marx noch in demselben Jahre, am 1. Dezember 1845, seine Entlassung aus dem preußischen Staatsverbande.

Jedoch hat er weder damals noch später das Bürgerrecht eines fremden Staates angenommen, das ihm im Frühjahr 1848 von der provisorischen Regierung der französischen Republik sogar in ehrenvoller Weise angeboten wurde. Wie Heine, hat sich Marx dazu nicht entschließen können, obgleich Freiligrath, der als kerndeutscher Mann so oft als prunkendes Gegenstück zu den beiden »vaterlandslosen Gesellen« ausgespielt worden ist, durchaus keinen Anstand nahm, sich im Exil als Engländer naturalisieren zu lassen.

Im Frühjahr 1845 kam auch Engels nach Brüssel, und die Freunde machten eine gemeinsame Studienreise nach England, die sich auf sechs Wochen ausdehnte. Auf ihr gewann Marx, der schon in Paris begonnen hatte, sich mit MacCulloch und Ricardo zu beschäftigen, tiefere Einblicke in die ökonomische Literatur des Inselreichs, wenn er nur auch erst »die in Manchester aufzutreibenden Bücher« einsehen konnte, neben den Auszügen und Schriften, die Engels besaß. Engels, der schon bei seinem ersten Aufenthalt in England sowohl für die »New Moral World«, das Organ Owens, wie für den »Northern Star«, das Organ der Chartisten, gearbeitet hatte, frischte die alten Beziehungen auf, und so wurden auch von beiden Freunden neue Verbindungen angeknüpft, mit den Chartisten sowohl wie mit den Sozialisten.

|117| Nach dieser Reise machten sie sich zunächst wieder an eine gemeinsame Arbeit. »Wir beschlossen«, wie Marx später lakonisch genug gesagt hat, »den Gegensatz unsrer Ansicht gegen die ideologische der deutschen Philosophie gemeinschaftlich auszuarbeiten, in der Tat mit unserm ehemaligen philosophischen Gewissen abzurechnen. Der Vorsatz ward ausgeführt in der Form einer Kritik der nachhegelschen Philosophie. Das Manuskript, zwei starke Oktavbände, war längst an seinem Verlagsort in Westfalen angelangt, als wir die Nachricht erhielten, daß veränderte Umstände den Druck nicht erlaubten. Wir überließen das Manuskript der nagenden Kritik der Mäuse um so williger, als wir unsern Hauptzweck erreicht hatten - Selbstverständigung.«[1] Die Mäuse haben an dem Manuskript nun auch im wörtlichsten Sinne des Worts ihr Werk getan; aber die Trümmer, die sich davon erhalten haben, machen es erklärlich, daß die Verfasser über das Mißgeschick nicht allzu betrübt gewesen sind,

War ihre gründliche und selbst allzu gründliche Abrechnung mit den Bauers schon eine harte Nuß für die Leser, so, wären diese zwei starken Bände von zusammen fünfzig Druckbogen noch eine viel härtere Nuß für sie gewesen. Der Titel des Werkes lautete »Die deutsche Ideologie, Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner, und des deutschen Sozialismus in seinen verschiedenen Propheten«[2]. Engels hat später aus der Erinnerung gesagt, die Kritik Stirners allein sei nicht weniger umfangreich gewesen als das Buch Stirners selbst, und die Proben, die inzwischen davon veröffentlicht worden sind, lassen diese Erinnerung als durchaus glaubhaft erscheinen. Es ist eine noch weitläufigere Überpolemik, als schon die »Heilige Familie« in ihren dürrsten Kapiteln aufzeigt, dafür sind die Oasen in der Wüste viel spärlicher gesäet, wenn sie auch keineswegs völlig fehlen. Und wo immer sich dialektische Schärfe zeigt, artet sie alsbald in Haarspaltereien und Wortklaubereien mitunter recht kleinlicher Art aus.

Gewiß ist in diesen Dingen der heutige Geschmack viel heikler, als der damalige Geschmack war. Aber damit ist nicht alles erklärt, zumal da Marx und Engels vorher und nachher und selbst gleichzeitig gezeigt haben, daß sie über eine epigrammatisch scharfe Kritik geboten, wie denn ihr Stil zum wenigsten an Weitschweifigkeit litt. Entscheidend war, daß sich diese Geisteskämpfe in einem ganz kleinen Kreise abspielten, wozu dann noch die meist große Jugend der Kämpfer kam. Es war eine Erscheinung, wie sie ähnlich die Literaturgeschichte an Shakespeare und seinen dramatischen Zeitgenossen beobachtet hat; eine Redewendung |118|* totzuhetzen, der Rede des Gegners durch buchstäbliche oder mißverständliche Deutung einen möglichst törichten Sinn unterzustellen, die Neigung zum Gesteigerten und Grenzenlosen im Ausdruck - alles das war nicht auf das große Publikum, sondern auf das verfeinerte Verständnis der Fachgenossen berechnet. Was uns heute an Shakespeares Witz ungenießbar oder selbst unverständlich erscheint, erklärt sich daraus, daß ihn bei seinem Schaffen bewußt oder unbewußt der Gedanke begleitete, wie Greene und Marlowe, wie Jones, Fletcher und Beaumont darüber urteilen würden.

So etwa mag man sich den Ton erklären, in den Marx und Engels bewußt oder unbewußt verfielen, wenn sie es mit den Bauer und Stirner und sonst alten Kumpanen der reinen Hirnweberei zu tun hatten. Lehrreicher würde ohne Zweifel gewesen sein, was ihr Werk über Feuerbach zu sagen gehabt hätte, denn dabei hätte es sich nicht nur um eine wesentlich negative Kritik gehandelt, aber dieser Abschnitt ist leider nicht vollendet worden. Einige Aphorismen, die Marx 1845 über Feuerbach niedergeschrieben und Engels einige Jahrzehnte später veröffentlicht hat, geben immerhin deutliche Fingerzeige.[3] Marx vermißte an Feuerbachs Materialismus, was er als Student schon an Demokrit, dem bahnbrechenden Vertreter des Materialismus, vermißt hatte: nämlich das »energische Prinzip«; er nannte es den Hauptmangel alles bisherigen Materialismus, die Sinnlichkeit und Wirklichkeit nur unter der Form der Anschauung oder des Objekts zu fassen, nicht aber als menschliche sinnliche Tätigkeit, nicht als Praxis, nicht subjektiv. Daher sei es geschehen, daß die tätige Seite, im Gegensatze zum Materialismus, vom Idealismus entwickelt worden sei -, aber nur abstrakt, da der Idealismus natürlich die wirkliche, sinnliche Tätigkeit nicht kenne. Mit andern Worten: indem Feuerbach den ganzen Hegel fortwarf, hatte er zu viel fortgeworfen; es kam darauf an, Hegels weltumwälzende Dialektik aus dem Reiche der Gedanken in das Reich der Wirklichkeit zu übertragen.

In seiner kecken Art hatte Engels schon von Barmen aus an Feuerbach geschrieben, um ihn für den Kommunismus zu werben. Feuerbach hatte freundlich, aber - wenigstens vorläufig - ablehnend geantwortet. Womöglich wolle er im Sommer an den Rhein kommen und dann wollte Engels ihm schon »beibringen«, daß er auch nach Brüssel müsse. Einstweilen schickte er Hermann Kriege, einen Schüler Feuerbachs, als »famosen Agitator« an Marx.

Allein Feuerbach kam nicht an den Rhein, und seine nächsten Veröffentlichungen zeigten, daß er aus dem »alten Stiefel« nicht mehr herauskam. Auch sein Schüler Kriege bewährte sich nicht; er trug zwar die |119| kommunistische Propaganda über den großen Teich, richtete aber in New York heillosen Unfug an, der auch zerstörend auf die kommunistische Kolonie zurückwirkte, die sich in Brüssel um Marx zu sammeln begann.

2. Der »wahre« Sozialismus

Der zweite Teil des geplanten Werks sollte sich mit dem deutschen Sozialismus in seinen verschiedenen Propheten befassen, die »gesamte fade und geschmacklose Literatur des deutschen Sozialismus« kritisch auflösen.

Es waren damit Männer wie Moses Heß, Karl Grün, Otto Lüning, Hermann Püttmann und andere gemeint, die sich eine ganz ansehnliche, namentlich auch an Zeitschriften reiche Literatur geschaffen hatten: den »Gesellschaftsspiegel«, der vom Sommer 1845 bis zum Sommer 1846 als Monatsschrift erschien, dann die »Rheinischen Jahrbücher« und das »Deutsche Bürgerbuch«, von denen 1845 und 1846 je zwei Jahrgänge herauskamen, weiter »Das Westphälische Dampfboot«, eine Monatsschrift, die auch im Jahre 1845 begann, aber ihr Leben bis in die deutsche Revolution erstreckte, endlich einzelne Tagesblätter wie die »Trier'sche Zeitung«.

Die wunderliche Erscheinung, die Grün einmal als »wahren« Sozialismus getauft hatte, was von Marx und Engels in spöttischem Sinne aufgegriffen wurde, besaß ein sehr kurzes Leben. Sie war im Jahre 1848 schon spurlos verschwunden; als der erste Schuß der Revolution fiel, löste sie sich von selbst auf. Für die geistige Entwicklung von Marx hat sie irgendeine Bedeutung nicht gehabt; er stand ihr von vornherein als ein überlegener Kritiker gegenüber. Aber das schroffe Urteil, das er im »Kommunistischen Manifest« über sie fällt, gibt doch nicht erschöpfend seine Stellung zu diesem Sozialismus wieder; er hat ihn zeitweise für einen Most gehalten, der bei allem absurden Gebärden doch wohl einen Wein geben könne. Dasselbe galt, und in noch höherem Grade, von Engels.

Engels gab mit Moses Heß gemeinsam den »Gesellschaftsspiegel« heraus, in den auch Marx einen Beitrag stiftete. Mit Heß haben beide in der Brüsseler Zeit mannigfach zusammengearbeitet, und es hatte fast den Anschein, als habe er sich ganz in ihre Anschauungen eingelebt. Für die »Rheinischen Jahrbücher« hat Marx wiederholt um Heines Mitarbeit geworben, und wenn nicht von ihm, so hat diese Zeitschrift, ebenso |120| wie das »Deutsche Bürgerbuch«, die beide von Püttmann herausgegeben wurden, Aufsätze von Engels veröffentlicht.[4] Im »Westphälischen Dampfboot« haben Marx wie Engels mitgearbeitet; Marx hat hier das einzige Stück aus dem zweiten Teile der »Deutschen Ideologie« veröffentlicht, das bisher ans Tageslicht gekommen ist: eine gründlich scharfe Kritik einer feuilletonistischen Schrift, die Karl Grün über die soziale Bewegung in Frankreich und Belgien veröffentlicht hatte.[5]

Die Tatsache, daß der »wahre« Sozialismus sich ebenfalls aus der Auflösung der Hegelschen Philosophie entwickelt hatte, hat zu der Behauptung geführt, Engels und Marx hätten ihm anfangs auch angehört und hätten ihn deshalb später um so schärfer kritisiert. Das trifft aber in keiner Weise zu. Das wirkliche Verhältnis war vielmehr dies, daß beide Teile allerdings von Hegel und Feuerbach zum Sozialismus gekommen waren, aber daß Marx und Engels das Wesen dieses Sozialismus an der Französischen Revolution und der englischen Industrie studiert hatten, während die »wahren« Sozialisten sich daran genügen ließen, die sozialistischen Formeln und Schlagworte in »verdorbenes Hegeldeutsch« zu übersetzen. Sie über diesen Standpunkt zu erheben, bemühten sich Marx und Engels, wobei sie billig genug dachten, die ganze Richtung als Produkt der deutschen Geschichte anzuerkennen. Es war schmeichelhaft genug für die Grün und Genossen, wenn ihre Erläuterung des Sozialismus als einer müßigen Spekulation über die Verwirklichung des menschlichen Wesens damit verglichen wurde, daß Kant die Willensäußerungen der großen französischen Revolution auch nur als Gesetze des wahrhaft menschlichen Willens verstanden habe.

In ihrem pädagogischen Bemühen um den »wahren« Sozialismus haben es Engels und Marx weder an Nachsicht noch an Strenge fehlen lassen. Im »Gesellschaftsspiegel« von 1845 hat Engels als Mitherausgeber dem guten Heß noch manches durchgehen lassen, was ihm selbst sehr gegen den Strich laufen mußte; im »Deutschen Bürgerbuch« von 1846 aber machte er den »wahren« Sozialisten doch schon die Hölle heiß. »Etwas ›Menschentum‹, wie man das Dings neuerlich tituliert, etwas ›Realisierung‹ dieses Menschentums oder vielmehr Ungetüms, etwas Weniges über das Eigentum aus Proudhon - dritte oder vierte Hand -, etwas Proletariatsjammer, Organisation der Arbeit, die Vereinsmisere zur Hebung der niederen Volksklassen, nebst einer grenzenlosen Unwissenheit über die politische Ökonomie und die wirkliche Gesellschaft - das ist die ganze Geschichte, die noch dazu durch die theoretische Unparteilichkeit, die ›absolute Ruhe des Gedankens‹, den letzten Tropfen Blut, die letzte Spur von Energie und Spannkraft verliert. Und mit dieser |121| Langeweile will man Deutschland revolutionieren, das Proletariat in Bewegung setzen, die Massen denken und handeln machen?«[6] Die Rücksicht auf das Proletariat und die Massen bestimmte in erster Reihe die Stellung, die Marx und Engels zu dem »wahren« Sozialismus genommen haben. Wenn sie von all seinen Vertretern Karl Grün am heftigsten bekämpften, so nicht nur weil er in der Tat die meisten Blößen bot, sondern auch, weil er, in Paris lebend, unter den dortigen Arbeitern heillose Verwirrung anrichtete und auf Proudhon einen verhängnisvollen Einfluß gewann. Und wenn sie im »Kommunistischen Manifest« mit äußerster Schärfe und selbst mit deutlicher Anspielung auf ihren bisherigen Freund Heß vom »wahren« Sozialismus abrückten, so aus dem Grunde, weil sie damit eine praktische Agitation des internationalen Proletariats einleiteten.

Damit hing dann auch zusammen, daß sie dem »wahren« Sozialismus etwa noch die »pedantische Unschuld« verzeihen wollten, womit er seine »unbeholfenen Schulübungen so ernst und feierlich nahm und so marktschreierisch ausposaunte«, aber nicht seine angebliche Unterstützung der Regierungen. Der Kampf der Bourgeoisie gegen den vormärzlichen Absolutismus und Feudalismus sollte ihm die »erwünschte Gelegenheit« geboten haben, der liberalen Opposition in den Rücken zu fallen. »Er diente den deutschen absoluten Regierungen mit ihrem Gefolge von Pfaffen, Schulmeistern, Krautjunkern und Bürokraten als erwünschte Vogelscheuche gegen die drohend aufstrebende Bourgeoisie. Er bildete die süßliche Ergänzung zu den bittern Peitschenhieben und Flintenkugeln, womit dieselben Regierungen die deutschen Arbeiteraufstände bearbeiteten.«[7] Das war arg übertrieben, soweit es auf die Sache, und ganz ungerecht, soweit es auf die Personen ankam.

Marx selbst hatte in den »Deutsch-Französischen Jahrbüchern« auf die Eigentümlichkeit der deutschen Zustände hingewiesen, wo sich die Bourgeoisie nicht gegen die Regierungen erheben konnte, ohne daß sich das Proletariat schon gegen die Bourgeoisie erhob. Die Aufgabe des Sozialismus war danach, den Liberalismus zu unterstützen, wo er noch revolutionär, und ihn zu bekämpfen, wo er schon reaktionär war. Im einzelnen war diese Aufgabe nicht leicht zu lösen; auch Marx und Engels haben den Liberalismus gelegentlich als noch revolutionär verteidigt, wo er schon reaktionär war. Nach der umgekehrten Richtung haben es dann freilich die »wahren« Sozialisten oft versehen und den Liberalismus in Grund und Boden verurteilt, was den Regierungen nur angenehm sein konnte, am meisten Karl Grün, aber auch Moses Heß, am wenigsten Otto Lüning, der das »Westphälische Dampfboot« leitete. Aber was |122| sie in dieser Beziehung gesündigt haben mögen, das ist aus Torheit und Unverstand geschehen, nicht jedoch in der Absicht, die Regierungen zu unterstützen. In der Revolution, die das Todesurteil über ihre ganzen Einbildungen verhängte, haben sie durchaus auf dem linken Flügel der Bourgeoisie gestanden; ganz zu geschweigen von Heß, der noch in Reih und Glied der deutschen Sozialdemokratie gekämpft hat, ist auch kein anderer der »wahren« Sozialisten zur Regierung übergelaufen; von allen Schattierungen des bürgerlichen Sozialismus, den damaligen und nun gar den heutigen, haben die »wahren« Sozialisten in diesem Punkt geradezu das reinste Gewissen.

Sie hatten auch allen möglichen Respekt vor Marx und Engels, denen sie ihre Zeitschriften gern offenhielten, sogar wenn sie selbst dabei ein wenig gekämmt wurden; nicht heimliche Tücke, sondern offenbare Unklarheit verschuldete, daß sie aus ihrer Haut nicht heraus konnten. Mit besonderer Vorliebe sangen sie das alte liebe Philisterlied: Stille, Stille, kein Geräusch gemacht; in einer jungen Partei dürfe man es nicht so genau nehmen und bei etwa notwendigen Auseinandersetzungen wenigstens den guten Ton nicht verletzen, nicht gar zu bitter und abstoßend werden; Renommeen, wie Bauer, Ruge, Stirner, müßten geschont werden. Damit kamen sie bei Marx freilich gerade an den Rechten; er meinte einmal: »Charakteristisch bleibt es für diese alten Weiber, daß sie jeden wirklichen Parteikampf vertuschen und verzuckern möchten.« Doch fand er mit dieser gesunden Auffassung auch unter den »wahren« Sozialisten hier und da Verständnis; namentlich in Josef Weydemeyer, der mit Lüning verschwägert war und sich an der Redaktion des »Westphälischen Dampfbootes« beteiligte, gewannen Marx und Engels einen ihrer treuesten Anhänger.

Weydemeyer, ursprünglich preußischer Artillerieleutnant, hatte um seiner politischen Überzeugungen willen den Militärdienst quittiert und war als Unterredakteur der »Trier'schen Zeitung«, die unter dem Einfluß Karl Grüns stand, in die Kreise des »wahren« Sozialismus geraten. Ob er im Frühling 1846 nach Brüssel aus einem andern Anlaß kam oder schon um Marx und Engels kennenzulernen, ist unbekannt; jedenfalls wurde er mit beiden schnell vertraut und ein abgesagter Gegner der Heulmeierei über ihre rücksichtslose Kritik, in die selbst sein Schwager Lüning einstimmte. Ein geborener Westfale, hatte Weydemeyer etwas von der ruhigen und selbst schwerfälligen, aber treuen und zähen Art, die man seinem Stamme nachsagt. Ein Schriftsteller von großen Gaben ist er nicht gewesen; als er nach Deutschland zurückgekehrt war, nahm er eine Stelle als Geometer beim Bau der Köln-Mindener Eisenbahn |123| an und half nur nebenbei am »Westphälischen Dampfboot« mit. Aber in seiner praktischen Art suchte er einer anderen Not abzuhelfen, die für Marx und Engels je länger je fühlbarer wurde, der Not um einen Verleger.

Das Literarische Kontor in Zürich wurde ihnen durch Ruges Gehässigkeit verschlossen; obgleich Ruge anerkannte, daß Marx nicht leicht etwas Schlechtes schreiben werde, setzte er doch seinem Sozius Fröbel die Pistole auf die Brust, um ihn an jeder geschäftlichen Verbindung mit Marx zu hindern. Wigand in Leipzig, der Hauptverleger der Junghegelianer, hatte aber in einem andern Falle schon eine Kritik der Bauer, Feuerbach und Stirner abgelehnt. So eröffnete es eine sehr willkommene Aussicht, als Weydemeyer in seiner westfälischen Heimat ein paar reiche Kommunisten auftrieb, sie hießen Julius Meyer und Rempel, die sich bereit erklärten, das nötige Kapital für ein Verlagsunternehmen vorzuschießen. Es sollte gleich in umfassender Weise angelegt werden und mit nicht weniger als drei Produktionen beginnen: der »Deutschen Ideologie«, einer Bibliothek sozialistischer Schriftsteller und einer Vierteljahrsschrift, als deren Redakteur neben Marx und Engels auch Heß vorgesehen war.

Jedoch als es zum Zahlen kam, versagten die beiden Kapitalisten, trotz der mündlichen Abmachungen, die sie nicht nur mit Weydemeyer, sondern auch mit Heß getroffen hatten. »Geschäftliche Schwierigkeiten« stellten sich zur rechten Zeit ein, um ihre kommunistische Opferfreudigkeit zu lähmen. So gab es eine bittere Enttäuschung, die Weydemeyer noch dadurch verschärfte, daß er das Manuskript der »Deutschen Ideologie« andern Verlegern ohne Erfolg anbot und unter den westfälischen Gesinnungsgenossen einige hundert Franken sammelte, um die ärgste Not von Marx zu kehren. Es zeugt für die grundehrliche Art des Mannes, daß er diese kleinen Tölpeleien zwar verschuldete, aber doch bei Marx und Engels in schnelle Vergessenheit geraten ließ.

Allein das Manuskript der »Deutschen Ideologie« war nunmehr endgültig der nagenden Kritik der Mäuse ausgeliefert.

3. Weitling und Proudhon

Menschlich ungleich ergreifender und sachlich ungleich bedeutsamer als die Kritik der nachhegelschen Philosophen und der »wahren« Sozialisten gestalteten sich die Auseinandersetzungen, in die Marx mit den |124| beiden genialen Proletariern geriet, die seine Anfänge bedeutsam beeinflußt haben.

Weitling und Proudhon waren in den Tiefen der Arbeiterklasse geboren, gesunde und kräftige Naturen, reich begabt und von den Umständen so begünstigt, daß es ihnen wohl möglich gewesen wäre, zu jenen seltenen Ausnahmen zu gehören, von denen sich die Spießbürgerweisheit nährt, daß jedem Talent der arbeitenden Klasse der Aufstieg in die Reihen der besitzenden Klasse eröffnet sei. Beide haben diesen Weg verschmäht und freiwillig die Armut erwählt, um für ihre Klassen- und Leidensgenossen zu kämpfen.

Stattliche Männer, voll markiger Kraft, wie geschaffen für jeden Genuß des Lebens, legten sie sich die härtesten Entbehrungen auf, um ihren Zielen zu folgen. »Ein schmales Nachtlager, oft zu dreien im engen Zimmer, ein Stück Brett als Schreibtisch und mitunter eine Tasse schwarzen Kaffees« - so lebte Weitling, als sein Name bereits die Großen der Erde schreckte, und ähnlich hauste Proudhon, als sein Name schon europäischen Ruf hatte, »gekleidet in ein gestricktes wollenes Wams und an den Füßen die klappernden Holzschuhe«, in seinem Pariser Kämmerchen.

In beiden Männern mischte sich deutsche und französische Kultur. Weitling war der Sohn eines französischen Offiziers und eilte nach Paris, als er zu seinen Jahren gekommen war, um aus den Quellen des französischen Sozialismus zu schöpfen. Proudhon stammte aus der alten Freigrafschaft Burgund, die einst durch Ludwig XIV. an Frankreich gekommen war; man hat ihm immer den deutschen Kopf oder auch den deutschen Querkopf ansehen wollen. In jedem Falle zog es ihn, als er zu geistigem Selbstbewußtsein erwacht war, zur deutschen Philosophie, in deren Vertretern Weitling nur unklare »Nebler« sah, während wieder Proudhon nicht scharf genug über die großen Utopisten urteilen konnte, denen Weitling sein Bestes verdankte.

Gemeinsam war ihnen vor allem ihr Ruhm und ihr Verhängnis. Sie waren die ersten modernen Proletarier, die den historischen Beweis des Geistes und der Kraft lieferten, den historischen Beweis, daß die moderne Arbeiterklasse sich selbst befreien könne, die zuerst den fehlerhaften Kreis zerbrachen, worin sich Arbeiterbewegung und Sozialismus bewegten. Insoweit haben sie Epoche gemacht, insoweit ist ihr Schaffen und Wirken vorbildlich gewesen, hat es befruchtend auf die Entstehung des wissenschaftlichen Sozialismus gewirkt. Niemand hat die Anfänge Weitlings und Proudhons mit reicherem Lobe überschüttet als Marx. Was ihm zunächst die kritische Auflösung der Hegelschen Philosophie |125| als spekulatives Denkergebnis geliefert hatte, das sah er im wirklichen Leben vor allem andern bestätigt durch Proudhon und Weitling.

Aber wie den gleichen Ruhm, so teilten beide Männer auch das gleiche Verhängnis. Trotz aller Einsicht und Fernsicht ist Weitling nie über den deutschen Handwerksburschen, Proudhon nie über den französischen Kleinbürger hinausgekommen. So trennten sie sich von dem Manne, der glorreich zu vollenden wußte, was sie glänzend begonnen hatten. Es ist nicht in persönlicher Eitelkeit, nicht in verbissener Rechthaberei geschehen, wenn beides dann auch mehr oder minder hervorgetreten sein mag, je mehr sie sich durch den Strom der geschichtlichen Entwicklung auf den Sand gesetzt fühlten. Ihre Auseinandersetzungen mit Marx zeigen, daß sie schlechterdings nicht verstanden, wohinaus dieser wollte. Sie wurden die Opfer eines beschränkten Klassenbewußtseins, das deshalb nur um so wirksamer war, weil es unbewußt in ihnen wirken mochte.

Weitling kam im Anfange des Jahres 1846 nach Brüssel. Nachdem seine Agitation in der Schweiz an ihren inneren Widersprüchen erlahmt und danach das Opfer brutaler Gewalt geworden war, hatte er sich nach London gewandt, wo er schon mit den Leuten vom Bunde der Gerechten nicht fertig werden konnte. Er verfiel seinem grausamen Schicksal gerade dadurch, daß er sich vor ihm in einen Prophetendünkel zu retten suchte. Statt sich in die englische Arbeiterbewegung zu stürzen, zu einer Zeit, wo die chartistische Agitation hohe Wellen schlug, arbeitete er an einer Denk- und Sprachlehre, um eine Weltsprache zu schaffen, die von nun an mehr und mehr seine Lieblingsmarotte wurde. Er wagte sich jetzt unbedenklich an Aufgaben, denen seine Fähigkeiten und Kenntnisse in keiner Weise gewachsen waren, und geriet dadurch in eine geistige Isolierung, die ihn immer weiter von der eigentlichen Quelle seiner Kraft trennte, von dem Leben seiner Klasse.

Seine Übersiedelung nach Brüssel war immerhin das Gescheiteste, was er tun konnte, denn wenn er geistig noch zu retten war, so war Marx der Mann, ihn zu heilen. Daß Marx ihn in gastlichster Weise willkommen geheißen hat, ist nicht nur von Engels bezeugt, sondern auch von Weitling selbst anerkannt worden. Aber eine geistige Verständigung erwies sich als unmöglich; in einer Versammlung Brüsseler Kommunisten, die am 30. März 1846 stattfand, stießen Marx und Weitling heftig aufeinander; daß Marx von Weitling aufs empfindlichste gereizt worden war, berichtet Weitling selbst in einem Brief an Heß. Damals schwebten gerade die Verhandlungen wegen des neuen Verlagsunternehmens, und Weitling hatte unterstellt, man wolle ihn von den »Geldquellen« trennen und sich selbst an »wohlbezahlten Übersetzungen« gütlich tun. Allein |126| auch danach tat Marx für Weitling, was er konnte; wiederum auf einen eigenen Bericht Weitlings hin schrieb Heß am 6. Mai aus Verviers an Marx: »Es war von Dir zu erwarten, daß sich Deine Feindseligkeiten gegen ihn nicht bis zum hermetischen Verschluß Deines Geldbeutels erstrecken werden, so lange Du noch etwas darin hast.« Und Marx selbst hatte verzweifelt wenig darin.

Wenige Tage darauf trieb es Weitling aber zum unheilbaren Bruch. Die amerikanische Propaganda Krieges hatte nicht die Hoffnungen erfüllt, die auch von Marx und Engels auf sie gesetzt worden waren. Der »Volks-Tribun«, eine Wochenschrift, die Kriege in New York herausgab, trieb in kindisch-pomphafter Weise eine phantastische Gefühlsschwärmerei, die mit kommunistischen Grundsätzen nichts zu tun hatte und die Arbeiter im höchsten Grade demoralisieren mußte. Noch schlimmer war, daß Kriege in grotesken Bettelbriefen von amerikanischen Millionären einige Dollars für sein Blatt zu schnappen suchte. Dabei gebärdete er sich als literarischer Vertreter des deutschen Kommunismus in Amerika, so daß für dessen wirkliche Vertreter aller Anlaß vorlag, gegen diese kompromittierende Gemeinschaft zu protestieren.

Einen solchen Protest unter eingehender Begründung in einem Rundschreiben an ihre Gesinnungsgenossen zu erheben und zunächst an Krieges Blatt zur Veröffentlichung einzusenden, beschlossen am 16. Mai Marx, Engels und ihre Freunde.[8] Einzig und allein Weitling schloß sich aus unter nichtssagenden Vorwänden: »Der Volks-Tribun« sei ein kommunistisches Organ, das den amerikanischen Verhältnissen vollkommen entspreche; die kommunistische Partei habe in Europa so mächtige und zahlreiche Feinde, daß sie ihre Waffen nicht nach Amerika zu richten brauche, und am wenigsten gegen sich selbst. Daran ließ sich Weitling aber nicht genügen, sondern richtete noch einen Brief an Kriege, um ihn vor den Protestierenden als »ausgefeimte Intriganten« zu warnen. »Im Kopfe der ungeheuren geldbeschwerten Ligue von vielleicht zwölf oder zwanzig Mann spukt nichts als Kampf gegen mich Reaktionär. Ich kriege zuerst den Kopf heruntergeschlagen, dann die andern und zuletzt ihre Freunde und ganz zuletzt schneiden sie sich selbst den Hals ab ... Und diesem Treiben öffnen sich jetzt ungeheure Summen, für mich aber kein Verleger. Ich stehe von dieser Seite ganz allein mit Heß, aber Heß ist wie ich in die Acht erklärt.« Nunmehr gab auch Heß den verblendeten Mann auf.

Kriege druckte den Protest der Brüsseler Kommunisten ab, der danach auch von Weydemeyer im »Westphälischen Dampfboot« wiedergegeben wurde, fügte aber den Brief Weitlings oder doch dessen ärgste Stellen |127| als Gegengift bei und veranlaßte die Sozialreform-Assoziation, eine deutsche Arbeiterorganisation, die seine Wochenschrift zu ihrem Organ erkoren hatte, Weitling als Redakteur zu berufen und ihm das nötige Reisegeld zu senden. So verschwand Weitling aus Europa.

In denselben Maitagen bahnte sich auch der Bruch zwischen Marx und Proudhon an. Um dem Mangel eines eigenen Organs zu steuern, halfen sich Marx und seine Freunde mit gedruckten oder lithographierten Rundschreiben wie im Falle Krieges; daneben aber bemühten sie sich, ständige Korrespondenzverbindungen zwischen den Hauptorten herzustellen, wo Kommunisten saßen. Solche Korrespondenzbüros gab es in Brüssel und in London, und auch in Paris sollte eins eingerichtet werden. Marx hatte an Proudhon geschrieben und um dessen Beteiligung ersucht. Proudhon sagte zwar zu, in einem aus Lyon vom 17. Mai 1846 datierten Briefe, wenn er auch weder oft noch viel zu schreiben versprechen konnte. Aber er benutzte zugleich die Gelegenheit, eine große Moralpauke an Marx zu richten, die diesem die Kluft offenbaren mußte, die sich zwischen beiden aufgetan hatte.

Proudhon bekannte sich jetzt zu einem fast absoluten »Anti-Dogmatismus« in ökonomischen Fragen. Marx solle nicht in den Widerspruch seines Landsmanns Martin Luther fallen, der nach dem Umsturz der katholischen Theologie sich sogleich unter großem Aufwand von Anathemen und Exkommunikationen darangemacht habe, eine protestantische Theologie zu gründen. »Schaffen wir dem menschlichen Geschlechte nicht neue Arbeit durch neuen Wirrwarr, geben wir der Welt das Beispiel einer weisen und weitsichtigen Duldung, spielen wir uns nicht als die Apostel einer neuen Religion auf, und sei es selbst die Religion der Logik und der Vernunft.« Proudhon wollte also, ganz ähnlich wie die »wahren« Sozialisten, die gemütliche Konfusion erhalten, deren Beseitigung für Marx die erste Vorbedingung einer kommunistischen Propaganda war.

Von einer Revolution, an die er lange geglaubt hatte, wollte Proudhon nichts mehr wissen: »Ich ziehe vor, das Eigentum bei kleinem Feuer zu verbrennen, statt ihm durch eine Bartholomäusnacht der Eigentümer eine neue Kraft zu geben.« Wie dies Problem zu lösen sei, versprach er in einem schon halb gedruckten Werk ausführlich auseinanderzusetzen, und sich der Geißel, die Marx darüber schwingen könnte, mit guter Miene zu unterwerfen, in Erwartung seiner Revanche. »Im Vorbeigehen muß ich Ihnen sagen, daß mir die Absichten der französischen Arbeiterklasse ebenso zu sein scheinen; unsere Proletarier haben einen so großen Durst nach Wissenschaft, daß man sehr schlecht von ihnen empfangen |128| werden würde, wenn man ihnen nichts zum Trinken bieten könnte als Blut.« Zum Schluß brach Proudhon eine Lanze für Karl Grün, vor dessen mißverstandener Hegelei Marx ihn gewarnt hatte. Bei seiner Unkenntnis der deutschen Sprache sei er auf Grün und Ewerbeck angewiesen, um Hegel und Feuerbach, um Marx und Engels zu studieren. Grün wolle sein neuestes Werk ins Deutsche übersetzen und Marx möge beim Vertriebe dieser Übersetzung helfen; das werde für alle ehrenvoll sein.

Der Schluß klingt fast wie Hohn, wenn er es auch wohl nicht hat sein sollen. Aber erbaulich konnte es für Marx unmöglich sein, sich in dem hochtrabenden Kauderwelsch Proudhons als Bluttrinker dargestellt zu sehen. Das Treiben Grüns mußte um so schlimmeren Argwohn erwecken, und es hing damit zusammen, wenn auch noch andere Beweggründe dazukamen, daß sich Engels im August 1846 entschloß, zeitweise nach Paris zu übersiedeln und die Berichterstattung aus dieser Stadt zu übernehmen, die für die kommunistische Propaganda immer noch der wichtigste Ort war. Über den Bruch mit Weitling, über die westfälische Verlagsgeschichte und was sonst noch diesen oder jenen Staub aufgewirbelt haben mochte, mußten die Pariser Kommunisten unterrichtet werden, zumal da sie an Ewerbeck keinen festen Halt hatten und noch viel weniger an Bernays.

Anfangs lauteten die Berichte, die Engels teils an das Brüsseler Korrespondenzbüro, teils an Marx persönlich erstattete, noch ganz hoffnungsvoll, aber nach und nach ergab sich doch, daß Grün die Sache gründlich »versaut« hatte. Und als Proudhons im Herbst erscheinende Schrift in der Tat nur den Weg in die Sümpfe verfolgte, die sein Brief bereits angedeutet hatte, so ließ Marx die Geißel darauf fallen, gemäß dem Wunsche Proudhons, aber ohne daß dieser sein Versprechen einer Revanche anders eingelöst hätte als durch einige grobe Schimpfworte.

4. Der historische Materialismus

Proudhon hatte seinem Buche den Titel gegeben »Das System der ökonomischen Widersprüche« und den Nebentitel »Die Philosophie des Elends«. Danach benannte Marx seine Gegenschrift »Das Elend der Philosophie« und schrieb sie in französischer Sprache, um den Gegner desto sicherer zu treffen. Das ist ihm nun nicht gelungen, denn Proudhons Einfluß auf die französische Arbeiterklasse und das Proletariat der romanischen Länder überhaupt stieg vielmehr, statt daß er sank, und |129| Marx hat noch jahrzehntelang mit dem Proudhonismus zu schaffen gehabt.

Der Wert seiner Gegenschrift wird dadurch jedoch in keiner Weise verringert und nicht einmal ihre historische Bedeutung. Sie bildet einen Markstein, wie im Leben ihres Verfassers, so in der Geschichte der Wissenschaft. In ihr sind die entscheidenden Gesichtspunkte des historischen Materialismus zuerst wissenschaftlich entwickelt worden. Blitzen sie in früheren Schriften wie einzelne Lichtfunken auf, so hat Marx sie später in epigrammatischer Form zusammengefaßt, aber in der Schrift gegen Proudhon entfalten sie sich in der überzeugenden Klarheit einer siegreichen Polemik. Und die Entwicklung des historischen Materialismus ist die größte wissenschaftliche Tat, die Marx vollbracht hat; sie leistete für die Geschichtswissenschaften, was Darwins Theorie für die Naturwissenschaften geleistet hat.

Engels hat seinen Anteil daran, und auch einen größeren Anteil, als er selbst in seiner Bescheidenheit zugeben wollte, aber die klassische Formgebung des Grundgedankens hat er wohl mit Recht seinem Freunde ausschließlich zugeschrieben. Nach seiner Erzählung hat ihm, als er im Frühjahr 1845 nach Brüssel kam, Marx den Grundgedanken des historischen Materialismus fertig ausgearbeitet vorgelegt, den Grundgedanken nämlich: daß die ökonomische Produktion und die aus ihr mit Notwendigkeit folgende gesellschaftliche Gliederung einer jeden Geschichtsperiode die Grundlage bilde für die politische und intellektuelle Geschichte dieser Periode; daß demgemäß die ganze Geschichte eine Geschichte von Klassenkämpfen gewesen sei, Kämpfen zwischen ausgebeuteten und ausbeutenden, beherrschten und beherrschenden Klassen auf verschiedenen Stufen der gesellschaftlichen Entwicklung; daß dieser Kampf aber jetzt eine Stufe erreicht habe, wo die ausgebeutete und unterdrückte Klasse, das Proletariat, sich nicht mehr von der sie ausbeutenden und unterdrückenden Klasse, der Bourgeoisie, befreien könne, ohne zugleich die ganze Gesellschaft für immer von Ausbeutung und Unterdrückung zu befreien.

Es ist eben dieser Grundgedanke, der sich in der Schrift gegen Proudhon auseinanderlegt wie ein Brennpunkt in der Fülle der Lichtstrahlen, die in ihm zusammenschießen. In schroffem Gegensatze zu der Weitschweifigkeit, die in den Polemiken mit Bruno Bauer und Stirner so manchesmal ermüdet, ist die Darstellung von einer unvergleichlichen Klarheit und Knappheit; das Boot wird nicht mehr durch einen Sumpf gestoßen und gezogen, sondern segelt unter frischem Winde auf bewegter Flut.

Die Schrift zerfällt in zwei Teile, in deren erstem sich Marx, um ein |130| Wort Lassalles anzuziehen, als Sozialist gewordener Ricardo, in dem zweitem aber als Ökonom gewordener Hegel zeigt. Ricardo hatte nachgewiesen, daß der Austausch der Waren in der kapitalistischen Gesellschaft gemäß der in ihnen enthaltenen Arbeitszeit erfolge; diesen »Wert« der Waren wollte Proudhon »konstituiert« wissen, so daß sich bei gleicher Arbeitsmenge das Produkt des einen gegen das Produkt des anderen austauschen sollte; die Gesellschaft sollte dadurch reformiert werden, daß sich alle Menschen in unmittelbare, gleiche Arbeitsmengen austauschende Arbeiter verwandelten. Diese »egalitäre« Schlußfolgerung aus der Theorie Ricardos hatten schon englische Sozialisten gezogen und sie auch praktisch zu verwirklichen gesucht, aber ihre »Tauschbanken« waren alsbald bankerott geworden.

Marx wies nun nach, daß die »revolutionäre Theorie«, die Proudhon für die Emanzipation des Proletariats entdeckt haben wollte, nur die Formel für die moderne Sklaverei der Arbeiterklasse sei. Aus seinem Wertgesetz hatte Ricardo logischerweise sein Lohngesetz gefolgert; der Wert der Ware Arbeitskraft bemißt sich nach der Arbeitszeit, die notwendig ist zur Herstellung der Gegenstände, die der Arbeiter braucht, um sein Leben zu fristen und seine Rasse fortzupflanzen. Es ist eine bürgerliche Illusion, sich den individuellen Austausch ohne Klassengegensatz vorzuspiegeln, um in der bürgerlichen Gesellschaft einen Zustand der Harmonie und ewigen Gerechtigkeit zu erblicken, der niemandem erlaube, sich auf Kosten der anderen zu bereichern.

Wie sich die Dinge wirklich vollziehen, sagte Marx mit den Worten: »Mit dem Augenblick, wo die Zivilisation anfängt, beginnt die Produktion sich aufzubauen auf den Gegensatz der Berufe, der Stände, der Klassen, schließlich auf den Gegensatz zwischen angehäufter und unmittelbarer Arbeit. Ohne Gegensatz kein Fortschritt: diesem Gesetz ist die Zivilisation bis heute gefolgt. Bisher haben sich die Produktivkräfte auf Grund dieser Herrschaft des Klassengegensatzes entwickelt.«[9] Wenn Proudhon durch seinen »konstituierten Wert« dem Arbeiter das immer größere Produkt sichern wollte, das er an jedem Arbeitstage durch den Fortschritt der gemeinschaftlichen Arbeit erziele, so wies Marx darauf hin, daß die Entwicklung der Produktivkräfte, die dem englischen Arbeiter im Jahre 1840 ermöglichte, siebenundzwanzigmal mehr zu produzieren als im Jahre 1770, von historischen Bedingungen abhängig gewesen sei, die auf dem Klassengegensatze beruhten: Anhäufung von Privatkapitalien, moderner Arbeitsteilung, anarchischer Konkurrenz, Lohnsystem. Um einen Arbeitsüberschuß zu erlangen, mußte es Klassen geben, die profitierten, und Klassen, die verkamen.

|131| Als erste Proben seines »konstituierten Werts« hatte Proudhon Gold und Silber angegeben; aus der souveränen Weihe, die ihnen das Siegel er Souverän aufgedrückt habe, seien sie als Geld hervorgegangen. Mitnichten, erwiderte Marx. Das Geld ist keine Sache, sondern ein gesellschaftliches Verhältnis; wie der individuelle Austausch, entspricht es einer bestimmten Produktionsweise. »In der Tat, man muß jeder historischen Erkenntnis bar sein, um nicht zu wissen, daß die Souveräne sich zu allen Zeiten den wirtschaftlichen Verhältnissen fügen mußten, aber ihnen niemals das Gesetz diktiert haben. Sowohl die politische, wie die bürgerliche Gesetzgebung proklamieren, protokollieren nur den Willen der ökonomischen Verhältnisse ... Das Recht ist nur die offizielle Anerkennung der Tatsache.«[10] Das Siegel der Souveräne drückte dem Golde nicht den Wert, sondern das Gewicht auf; auf den »konstituierten Wert« passen Gold und Silber wie die Faust aufs Auge; gerade in ihrer Eigenschaft als Wertzeichen sind sie von allen Waren die einzigen, die nicht durch ihre Produktionskosten bestimmt werden, wie sie denn in der Zirkulation durch Papier ersetzt werden können, was längst von Ricardo klargestellt sei.

Auf das kommunistische Endziel deutete Marx durch den Nachweis, daß die »richtige Proportion zwischen Angebot und Nachfrage«, nach der Proudhon suche, nur möglich gewesen sei in jenen Zeiten, wo die Produktionsmittel beschränkt gewesen seien, wo der Austausch sich in außerordentlich engen Grenzen vollzogen, wo die Nachfrage das Angebot, die Konsumtion die Produktion beherrscht habe. Sie sei unmöglich geworden mit dem Entstehen der Großindustrie, die schon durch Ihre Werkzeuge gezwungen sei, in beständig größerem Maße zu produzieren, die nicht auf die Nachfrage warten könne, die mit Naturnotwendigkeit in beständiger Aufeinanderfolge den Wechsel von Prosperität und Depression, Krisis, Stockung, neuer Prosperität und so fort durchmachen müsse. »In der heutigen Gesellschaft, in der auf dem individuellen Austausch basierten Industrie, ist die Produktionsanarchie, die Quelle so vieles Elends, gleichzeitig die Ursache alles Fortschritts. Demnach von zwei Dingen eins: Entweder man will die richtigen Proportionen früherer Jahrhunderte mit den Produktionsmitteln unserer Zeit, und dann ist man Reaktionär und Utopist in einem. Oder man will den Fortschritt ohne Anarchie; und dann verzichte man, um die Produktivkräfte beizubehalten, auf den individuellen Austausch.«[11]

Wichtiger noch als das erste Kapitel der Schrift gegen Proudhon ist das zweite. Hatte Marx es in jenem mit Ricardo zu tun, dem er noch nicht mit völliger wissenschaftlicher Unbefangenheit gegenüberstand - |132| unter anderem erkannte er noch Ricardos Lohngesetz unumwunden an -, so in dem zweiten mit Hegel, wo der Fisch so recht in seinem Elemente schwamm. Proudhon hatte die dialektische Methode Hegels gröblich mißverstanden. Er hielt fest an ihrer bereits reaktionär gewordenen Seite, wonach die Welt der Wirklichkeit sich ableitet aus der Welt der Idee, während er ihre revolutionäre Seite verleugnete: die Selbsttätigkeit der Idee, die sich setzt und entgegensetzt, um in diesem Kampfe jene höhere Einheit zu entfalten, die den sachlichen Inhalt beider Seiten aufbewahrt, indem sie ihre widersprechende Form auflöst. Proudhon unterschied vielmehr in jeder ökonomischen Kategorie eine gute und eine schlechte Seite, um nach einer Synthese, einer wissenschaftlichen Formel zu suchen, die die gute Seite erhielte und die schlechte Seite vernichtete. Er sah die gute Seite von den bürgerlichen Ökonomen hervorgehoben und die schlechte Seite von den Sozialisten angeklagt; mit seinen Formeln und Synthesen glaubte er sich über die Ökonomen und die Sozialisten gleichmäßig zu erheben.

Marx hat diesem Anspruch entgegengehalten: »Herr Proudhon schmeichelt sich, die Kritik sowohl der politischen Ökonomie als des Kommunismus gegeben zu haben - er steht tief unter beiden. Unter dem Ökonomen, weil er als Philosoph, der eine magische Formel bei der Hand hat, sich erlassen zu können glaubt, in die rein ökonomischen Details einzugehen, unter dem Sozialisten, weil er weder genug Einsicht, noch genug Mut besitzt, um sich, und sei es nur spekulativ, über den Bourgeoishorizont zu erheben. Er will die Synthese sein, und er ist ein zusammengesetzter Irrtum; er will als Mann der Wissenschaft über Bourgeois und Proletariern schweben; er ist nur der Kleinbürger, der beständig zwischen dem Kapital und der Arbeit, zwischen der politischen Ökonomie und dem Kommunismus hin- und hergeworfen wird.«[12] Wobei man freilich den Kleinbürger nicht mit dem Spießbürger zusammenwerfen darf, denn einen geistreichen Kopf hat Marx immer in Proudhon gesehen, nur einen Kopf, der mit seinen Vorstellungen nicht über die Grenzen der kleinbürgerlichen Gesellschaft hinaus kam.

Es war für Marx nicht schwer, die Hinfälligkeit der von Proudhon befolgten Methode aufzudecken. Zerschnitt man den dialektischen Prozeß in eine gute und eine schlechte Seite und verabreichte man eine Kategorie als Gegengift gegen die andere, so war kein Leben mehr in der Idee; sie funktionierte nicht mehr; weder setzte noch zersetzte sie sich in Kategorien. Als echter Schüler Hegels wußte Marx sehr genau, daß gerade die schlechte Seite, die Proudhon überall ausmerzen wollte, die Geschichte macht, indem sie den Kampf zeitigt. Hätte man die |133| schönen Seiten des Feudalismus erhalten wollen, das patriarchalische Leben der Städte, die Blüte der ländlichen Hausindustrie, die Entwicklung des städtischen Handwerks, und sich nur die Aufgabe gestellt, alles auszurotten, was einen Schatten auf dies Bild wirft - Leibeigenschaft, Privilegien, Anarchie -, so hätte man alle Elemente vernichtet, die den Kampf hervorriefen, und die Bourgeoisie im Keim erstickt; man hätte sich die absurde Aufgabe gestellt, die Geschichte auszustreichen.

Marx stellte das Problem richtig wie folgt: »Will man somit die feudale Produktion richtig beurteilen, so muß man sie als eine auf dem Gegensatz basierte Produktionsweise betrachten. Man muß zeigen, wie der Reichtum innerhalb dieses Gegensatzes produziert wurde, wie die Produktivkräfte sich gleichzeitig mit dem Widerstreit der Klassen entwickelten, wie die eine dieser Klassen, die schlechte Seite, das gesellschaftliche Übel, stets anwuchs, bis die materiellen Bedingungen ihrer Emanzipation zur Reife gediehen waren.«[13] Denselben geschichtlichen Entwicklungsprozeß wies er an der Bourgeoisie auf. Die Produktionsverhältnisse, in denen sie sich bewegt, haben keinen einfachen und einheitlichen, sondern einen zwieschlächtigen Charakter; in den gleichen Verhältnissen wie der Reichtum, wird auch das Elend produziert; in dem Maße, wie sich die Bourgeoisie entwickelt, entwickelt sich in ihrem Schoße das Proletariat und alsbald auch der Kampf zwischen diesen Klassen. Die Ökonomen sind die Theoretiker der Bourgeoisie, die Kommunisten und Sozialisten die Theoretiker des Proletariats. Diese sind Utopisten, die Systeme ausdenken und nach einer heilenden Wissenschaft suchen, um den Bedürfnissen der unterdrückten Klassen abzuhelfen, solange das Proletariat noch nicht genügend entwickelt ist, um sich als Klasse zu konstituieren, und solange die Produktivkräfte im Schoße der Bourgeoisie noch nicht genügend entwickelt sind, um die materiellen Bedingungen durchscheinen zu lassen, die notwendig sind zur Befreiung des Proletariats und zur Bildung einer neuen Gesellschaft. »Aber in dem Maße, wie die Geschichte vorschreitet und mit ihr der Kampf des Proletariats sich deutlicher abzeichnet, haben sie nicht mehr nötig, die Wissenschaft in ihrem Kopfe zu suchen; sie haben nur sich Rechenschaft abzulegen von dem, was sich vor ihren Augen abspielt, und sich zum Organ desselben zu machen. Solange sie die Wissenschaft suchen und nur Systeme machen, solange sie im Beginn des Kampfes sind, sehen sie im Elend nur das Elend, ohne die revolutionäre umstürzende Seite darin zu erblicken, welche die alte Gesellschaft über den Haufen werfen wird. Von diesem Augenblick an wird die Wissenschaft bewußtes Erzeugnis |134| der historischen Bewegung, und sie hat aufgehört, doktrinär zu sein, sie ist revolutionär geworden.«[14]

Die ökonomischen Kategorien sind für Marx nur die theoretischen Ausdrücke, die Abstraktionen der gesellschaftlichen Verhältnisse. »Die sozialen Verhältnisse sind eng verknüpft mit den Produktivkräften. Mit der Erwerbung neuer Produktivkräfte verändern die Menschen ihre Produktionsweise, ... mit der Art, ihren Lebensunterhalt zu gewinnen, verändern sie alle ihre gesellschaftlichen Verhältnisse ... Aber dieselben Menschen, welche die sozialen Verhältnisse gemäß ihrer materiellen Produktionsweise gestalten, gestalten auch die Prinzipien, die Ideen, die Kategorien gemäß ihren gesellschaftlichen Verhältnissen.«[15] Marx verglich die bürgerlichen Ökonomen, die von den »ewigen und natürlichen Einrichtungen« der bürgerlichen Gesellschaft sprechen, mit den orthodoxen Theologen, denen die eigene Religion eine Offenbarung Gottes, jede andere Religion aber eine menschliche Erfindung ist.

Marx wies nun noch an einer Reihe ökonomischer Kategorien: Arbeitsteilung und Maschine, Konkurrenz und Monopol, Grundeigentum oder Rente, Streiks und Arbeiterkoalitionen, an denen Proudhon seine Methode probiert hatte, die Hinfälligkeit dieser Methode nach. Die Arbeitsteilung ist nicht, wie Proudhon annahm, eine ökonomische, sondern eine historische Kategorie, die in den verschiedenen Perioden der Geschichte die verschiedensten Formen angenommen hat. Im Sinne der bürgerlichen Ökonomie ist die Fabrik ihre Existenzbedingung. Aber die Fabrik ist nicht nach Proudhons Annahme durch freundschaftliche Vereinbarungen der Arbeitsgenossen und selbst nicht einmal im Schoße der alten Zünfte entstanden; der Kaufmann wurde der Prinzipal der modernen Werkstatt und nicht der alte Zunftmeister.

So sind Konkurrenz und Monopol nicht natürliche, sondern gesellschaftliche Kategorien. Die Konkurrenz ist nicht der industrielle, sondern der kommerzielle Wetteifer; sie kämpft nicht um das Produkt, sondern um den Profit, sie ist keine Notwendigkeit der menschlichen Seele wie Proudhon meinte, sondern, aus historischen Bedürfnissen im achtzehnten Jahrhundert entstanden, könne sie im neunzehnten Jahrhundert aus historischen Bedürfnissen verschwinden.

Ebenso irrig war Proudhons Meinung, das Grundeigentum habe keinen ökonomischen Ursprung; es beruhe in Erwägungen der Psychologie und Moral, die in sehr entferntem Zusammenhange mit der Produktion der Reichtümer ständen; die Grundrente solle den Menschen stärker an die Natur fesseln. »In jeder historischen Epoche hat sich das Eigentum anders und unter ganz verschiedenen gesellschaftlichen Verhältnissen |135|* entwickelt. Das bürgerliche Eigentum definieren heißt somit nichts anderes, als alle gesellschaftlichen Verhältnisse der bürgerlichen Produktion darstellen. Eine Definition des Eigentums als eines unabhängigen Verhältnisses ... kann nichts anderes sein als eine Illusion der Metaphysik oder der Jurisprudenz.«[16] Die Grundrente - der Überschuß des Preises der Ackerbauprodukte über ihre Produktionskosten, einschließlich des landläufigen Kapitalgewinns und Kapitalzinses - ist unter bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen entstanden und konnte nur unter ihnen entstehen. Sie ist das Grundeigentum in seiner bürgerlichen Gestalt: das feudale Eigentum, das sich den Bedingungen der bürgerlichen Produktion unterworfen hat.

Endlich wies Marx die historische Bedeutung der Streiks und Koalitionen nach, von denen Proudhon nichts hatte wissen wollen. Mögen Ökonomen und Sozialisten, sei es auch aus entgegengesetzten Gründen, die Arbeiter vor dem Gebrauch dieser Waffen warnen, so entwickeln sich Streiks und Koalitionen dennoch auf gleicher Stufe mit der großen Industrie. In ihren Interessen durch die Konkurrenz gespalten, haben die Arbeiter dennoch das gemeinsame Interesse, ihren Lohn aufrechtzuerhalten; der gemeinsame Gedanke des Widerstandes vereinigt sie in der Koalition, die alle Elemente einer kommenden Schlacht enthält, ähnlich wie die Bourgeoisie mit partiellen Koalitionen gegen die Feudalherren begann, um sich als Klasse zu konstituieren und als konstituierte Klasse die feudale in die bürgerliche Gesellschaft umzuwandeln.

Der Gegensatz zwischen Proletariat und Bourgeoisie ist ein Kampf von Klasse gegen Klasse, ein Kampf, der, auf seinen höchsten Ausdruck gebracht, eine totale Revolution bedeutet. Die gesellschaftliche Bewegung schließt die politische nicht aus, denn es gibt keine politische Bewegung, die nicht gleichzeitig auch eine gesellschaftliche wäre. Nur in einer Gesellschaft ohne Klassen werden die gesellschaftlichen Evolutionen aufhören, politische Revolutionen zu sein. Bis dahin wird am Vorabend jeder allgemeinen Neugestaltung der Gesellschaft das letzte Wort der sozialen Wissenschaft stets lauten: »Kampf oder Tod; blutiger Krieg oder das Nichts. So ist die Frage unerbittlich gestellt.«[17] Mit diesem Worte der George Sand schloß Marx seine Schrift.

Indem er in ihr den historischen Materialismus unter einer Reihe der wesentlichsten Gesichtspunkte entwickelte, setzte er sich zugleich endgültig mit der deutschen Philosophie auseinander. Er ging über Feuerbach hinaus, indem er auf Hegel zurückging. Gewiß, die offizielle Schule Hegels hatte völlig abgewirtschaftet. Sie hatte die Dialektik des Meisters |136| zur reinen Schablone gemacht, die sie auf alles und jedes anwandte, und oft genug mit größtem Ungeschick. Man konnte von diesen Hegelianern sagen und sagte es wirklich von ihnen, daß sie von nichts etwas verständen, aber über alles schrieben.

Ihre Stunde hatte geschlagen, als Feuerbach dem spekulativen Begriff aufkündigte; der positive Inhalt der Wissenschaft überwog wieder die formale Seite. Aber dem Materialismus Feuerbachs fehlte das »energische Prinzip«; er blieb rein naturwissenschaftlich und schloß den historischen Prozeß aus. Wenn sich Marx damit nicht zufriedengab, so hat er nur zu sehr recht behalten, als die Reiseprediger dieses Materialismus erstanden, die Büchner und Vogt, deren bornierte Philisterdenkweise auch Feuerbach veranlaßte zu erklären, er stimme diesem Materialismus zwar rückwärts zu, aber nicht vorwärts. »Der steife Karrengaul des bürgerlichen Alltagsverstandes stockt natürlich verlegen vor dem Graben, der Wesen von Erscheinung, Ursache von Wirkung trennt; wenn man aber auf das sehr kupierte Terrain des abstrakten Denkens par force jagen geht, so muß man eben keine Karrengäule reiten.«[18] Es ist ein Vergleich, den Engels einmal gezogen hat.

Nun waren die Hegelianer aber nicht Hegel; wenn sie auf ihre Ignoranz pochten, so hatte er zu den gelehrtesten Köpfen aller Zeiten gehört. Vor allen anderen Philosophen lag seiner Denkweise ein historischer Sinn zugrunde, der ihm eine großartige Auffassung der Geschichte gestattet hatte, wenn auch nur in rein idealistischer Form, die die Dinge sozusagen im Hohlspiegel sah, indem sie die Geschichte der Welt nur als eine praktische Probe auf die Entwicklung des Gedankens auffaßte. Mit diesem realen Inhalt der Hegelschen Philosophie war Feuerbach nicht fertig geworden, und die Hegelianer selbst hatten ihn fallenlassen.

Indem Marx ihn wieder aufnahm, aber insofern umkehrte, als er nicht vom »reinen Denken«, sondern von den hartnäckigen Tatsachen der Wirklichkeit ausging, gab er dem Materialismus die historische Dialektik und damit ein »energisches Prinzip«, dem es nicht nur darauf ankam, die Gesellschaft zu erklären, sondern auch sie umzuwälzen.

5. »Deutsche-Brüsseler-Zeitung«

Wenn Marx für seine wenig umfangreiche Schrift gegen Proudhon je einen deutschen Verleger in Brüssel und in Paris gefunden hatte, freilich unter Zahlung der Druckkosten, so hatte er zur Zeit, als sie im Hochsommer |137|* 1847 erschien, in der »Deutschen-Brüsseler-Zeitung« auch ein Preßorgan, das ihm eine öffentliche Wirksamkeit ermöglichte.

Das Blatt wurde seit Beginn des Jahres zweimal wöchentlich von jenem Adalbert von Bornstedt herausgegeben, der ehedem den »Vorwärts!« Börnsteins redigiert und im Solde der österreichischen wie preußischen Regierung gestanden hatte. Diese Tatsache ist heute aus den Berliner wie Wiener Archiven bekannt geworden und kann keinem Zweifel unterliegen; es fragt sich höchstens, ob Bornstedt sein Spitzeln noch in Brüssel fortgesetzt hat. Verdacht hat damals auch gegen ihn bestanden, aber er wurde niedergeschlagen durch die Denunziationen, mit denen die preußische Gesandtschaft in Brüssel das Blatt Bornstedts bei den belgischen Behörden verfolgte. Das konnte freilich auch nur ein Augenverblenden sein, um Bornstedt bei den revolutionären Elementen zu beglaubigen, die sich in Brüssel gesammelt hatten; in der Wahl der Mittel für ihre erhabenen Zwecke sind die Verteidiger von Thron und Altar ohne alle Bedenken.

Marx hat jedenfalls an eine Judasrolle Bornstedts nicht geglaubt. Er meinte, dessen Blatt habe trotz seiner vielen Schwächen immer einiges Verdienstliche; finde man es nicht genügend, so solle man es genügend machen, statt des bequemen Vorwandes, an dem Namen Bornstedt Anstoß zu nehmen. Bitter genug schrieb Marx am 8. August an Herwegh: »Das eine Mal taugt der Mann nichts, das andere Mal die Frau, ein andermal die Tendenz, ein andermal der Stil, ein andermal das Format oder auch die Verbreitung ist mit mehr oder weniger Gefahr verbunden ... Unsere Deutschen haben immer tausend Weisheitssprüche in petto, um zu zeigen, warum sie die Gelegenheit ungenützt vorübergehen lassen müssen. Eine Gelegenheit, etwas zu tun, bringt sie nur in Verlegenheit.« Es folgte noch der Stoßseufzer, daß es mit seinen Manuskripten ähnlich gehe, wie mit der Brüsseler Zeitung und ein kräftiger Fluch über die Esel, die ihm vorwürfen, lieber französisch als gar nichts geschrieben zu haben.

Sollte man danach annehmen, daß Marx die Bedenken gegen Bornstedt ein wenig auf die leichte Achsel genommen habe, um »die Gelegenheit nicht ungenützt« vorübergehen zu lassen, so würde ihm deshalb gleichwohl kein Vorwurf zu machen sein. Denn die Gelegenheit war sehr günstig, und es wäre töricht gewesen, sie sich um eines bloßen Verdachts willen entschlüpfen zu lassen. Im Frühjahr 1847 hatte die drängende Finanznot den preußischen König gezwungen, den Vereinigten Landtag einzuberufen, eine Zusammenfassung der bisherigen Provinziallandtage, also eine feudal-ständische Körperschaft, ähnlich wie sie Ludwig XVI. |138| im Frühjahr 1789 unter gleichem Zwange einberufen hatte. Nun waren die Dinge in Preußen nicht so schnell vor sich gegangen wie ehedem in Frankreich, aber immerhin hatte der Vereinigte Landtag den Daumen auf dem Geldbeutel gehalten und der Regierung kurzerhand erklärt, er bewillige keine Mittel, ehe nicht seine Rechte erweitert und namentlich nicht seine periodische Einberufung gesichert wäre. Damit waren die Dinge in Fluß gekommen, denn die Finanznot ließ nicht mit sich spaßen; über kurz oder lang mußte der Tanz von neuem beginnen, und je eher, dazu aufgespielt wurde, um so besser!

In diesem Gedankenkreise bewegen sich die Beiträge, die Marx und Engels für die »Deutsche-Brüsseler-Zeitung« geliefert haben. An die Debatten des Vereinigten Landtags über Freihandel und Schutzzoll knüpfte ein Artikel an, der zwar anonym erschien, aber nach Inhalt und Sprache augenscheinlich von Engels verfaßt ist. Er war damals von der Überzeugung durchdrungen, daß die deutsche Bourgeoisie hoher Schutzzölle bedürfe, um nicht von der ausländischen Industrie zerquetscht zu werden, sondern vielmehr die nötige Kraft zur Überwindung des Absolutismus und des Feudalismus zu gewinnen. Aus diesem Grunde empfahl Engels dem Proletariat, die schutzzöllnerische Agitation zu unterstützen, wenn auch nur aus diesem Grunde. Er meinte zwar, List, die Autorität der Schutzzöllner, habe immer noch das Beste der deutschen bürgerlich-ökonomischen Literatur produziert, aber er fügte hinzu, dessen ganzes glorioses Werk sei von dem Franzosen Ferrier abgeschrieben, dem theoretischen Urheber des Kontinentalsystems, und er warnte die Arbeiter, sich durch die Redensart vom »Wohl der arbeitenden Klasse« narren zu lassen, das die Freihändler wie die Schutzzöllner als prunkendes Aushängeschild ihrer eigennützigen Agitation vor sich hertrügen.[19] Der Lohn der Arbeiterklasse bleibe derselbe, unter dem Freihandels- wie dem Schutzzollsystem. Nur als »progressive Bourgeoisiemaßregel« verteidigte Engels die Schutzzölle, und so auch sah sie Marx an.

Gemeinsam von Marx und Engels verfaßt ist ein längerer Aufsatz, der einen Vorstoß des christlich-feudalen Sozialismus zurückwies.[20] Dieser Vorstoß erfolgte in dem »Rheinischen Beobachter«, einem Organ, das die Regierung neuerdings in Köln gegründet hatte, um die rheinischen Arbeiter gegen die rheinische Bourgeoisie aufzuhetzen. In seinen Spalten verdiente sich der junge Hermann Wagener die Sporen, wie er selbst in seinen Denkwürdigkeiten berichtet. Marx und Engels müssen bei ihren nahen Beziehungen zu Köln davon gewußt haben, da der Spott über den »glattgescheitelten Konsistorialrat« sozusagen der Kehrreim ihrer Antwort ist. Wagener war damals Konsistorialassessor in Magdeburg.

|139| Für dieses Mal hatte sich der »Rheinische Beobachter« das Scheitern des Vereinigten Landtags zum Vorwurfe genommen, um die Arbeiter zu ködern. Indem die Bourgeoisie alle Geldforderungen der Regierung abgelehnt habe, habe sie gezeigt, daß es ihr nur darum zu tun sei, die Staatsgewalt an sich zu reißen; das Volkswohl sei ihr gleichgültig; sie schiebe das Volk nur vor, um die Regierung einzuschüchtern; das Volk sei ihr nur Kanonenfutter in dem großen Sturm gegen die Regierungsgewalt. Was Marx und Engels darauf erwiderten, liegt heute auf der Hand. Das Proletariat täusche sich über die Bourgeoisie so wenig wie über die Regierung; es frage sich nur, was seinen eigenen Zwecken diene, die Herrschaft der Bourgeoisie oder die Herrschaft der Regierung, und diese Frage zu beantworten, genüge ein einfacher Vergleich zwischen der Lage der deutschen und der Lage der englischen wie französischen Arbeiter.

Auf die demagogische Redewendung des »Rheinischen Beobachters«: »Glückseliges Volk! Du hast doch die Prinzipienfrage gewonnen. Und wenn du nicht verstehst, was das für ein Ding ist, so lass' es dir von deinen Repräsentanten erklären, während der langen Rede wirst du vielleicht deinen Hunger vergessen«, antworteten Marx und Engels zunächst mit dem beißenden Hohn, man könne aus dem straflosen Gebrauch dieser aufhetzenden Wendung erkennen, daß die deutsche Presse wirklich frei sei. Dann aber führten sie aus, das Proletariat habe die Prinzipienfrage so gut verstanden, daß es dem Vereinigten Landtage nicht vorwerfe, sie gewonnen, sondern sie nicht gewonnen zu haben. Hätte er sich nicht bloß darauf beschränkt, die Erweiterung seiner ständischen Rechte zu beanspruchen, sondern Geschworenengerichte, Gleichheit vor dem Gesetze, Aufhebung der Frondienste, Preßfreiheit, Assoziationsfreiheit und eine wirkliche Volksvertretung verlangt, so hätte er die kräftigste Unterstützung des Proletariats gefunden.

Dann wurde das frömmelnde Gerede von den sozialen Prinzipien des Christentums, vor denen der Kommunismus verschwinden müsse, gründlich abgetan. »Die sozialen Prinzipien des Christentums haben jetzt achtzehnhundert Jahre Zeit gehabt, sich zu entwickeln, und bedürfen keiner ferneren Entwicklung durch preußische Konsistorialräte. Die sozialen Prinzipien des Christentums haben die antike Sklaverei gerechtfertigt, die mittelalterliche Leibeigenschaft verherrlicht und verstehen sich ebenfalls im Notfall dazu, die Unterdrückung des Proletariats, wenn auch mit etwas jämmerlicher Miene, zu verteidigen. Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Notwendigkeit einer herrschenden und einer unterdrückten Klasse und haben für die letztere |140| nur den frommen Wunsch, die erstere möge wohltätig sein. Die sozialen Prinzipien des Christentums setzen die konsistorialrätliche Ausgleichung aller Infamien in den Himmel und rechtfertigen dadurch die Fortdauer dieser Infamien auf der Erde. Die sozialen Prinzipien des Christentums erklären alle Niederträchtigkeiten der Unterdrücker gegen die Unterdrückten entweder für gerechte Strafe der Erbsünde und sonstiger Sünden oder für Prüfungen, die der Herr über die Erlösten nach seiner unendlichen Weisheit verhängt. Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Feigheit, die Selbstverachtung, die Erniedrigung, die Unterwürfigkeit, die Demut, kurz alle Eigenschaften der Kanaille, und das Proletariat, das sich nicht als Kanaille behandeln lassen will, hat seinen Mut, sein Selbstgefühl, seinen Stolz und seinen Unabhängigkeitssinn noch viel nötiger als sein Brot. Die sozialen Prinzipien des Christentums sind duckmäuserisch, und das Proletariat ist revolutionär.«[21] Eben dies revolutionäre Proletariat führten Marx und Engels ins Feld gegen alles Blendwerk der monarchischen Sozialreform. Das Volk, das sich für einen Fußtritt und einen Silbergroschen mit tränendem Auge bedanke, existiere nur in der Phantasie des Königs; das wirkliche Volk, das Proletariat, sei nach dem Worte des Hobbes ein robuster und bösartiger Knabe; wie es mit Königen verfahre, die es zum besten haben wollten, zeige das Schicksal Karls I. von England und Ludwigs XVI. von Frankreich.

Wie ein Hagelwetter brach dieser Aufsatz über die feudal-sozialistische Saat herein, doch fielen einzelne Schloßen auch daneben. Mit wie großem Recht immer Marx und Engels das Verfahren des Vereinigten Landtags verteidigten, einer liederlichen und reaktionären Regierung alle Geldmittel zu verweigern, so taten sie ihm doch zu große Ehre an, wenn sie die Ablehnung einer von der Regierung vorgeschlagenen Einkommensteuer unter den gleichen Gesichtspunkt stellten. Es handelte sich hier vielmehr um eine Falle, die der Bourgeoisie von der Regierung gestellt worden war. Die Forderung, die für die Arbeiter der großen Städte äußerst drückende Mahl- und Schlachtsteuer abzuschaffen und den finanziellen Ausfall in erster Reihe durch eine den besitzenden Klassen aufzuerlegende Einkommensteuer zu ersetzen, ging ursprünglich von der rheinischen Bourgeoisie aus, die sich dabei von ähnlichen Gründen leiten ließ wie die englische Bourgeoisie bei ihrem Kampf gegen die Getreidezölle.

Der Regierung war diese Forderung durchaus verhaßt, schon weil sie dem Großgrundbesitz ins Fleisch schnitt, ohne daß diese Klasse - da die Mahl- und Schlachtsteuer nur in den großen Städten erhoben |141| wurde - von deren Aufhebung ein Sinken der Löhne des von ihr ausgebeuteten Proletariats erwarten durfte. Wenn die Regierung dennoch einen entsprechenden Gesetzentwurf an den Vereinigten Landtag brachte, so geschah es mit dem Hintergedanken, diesen unpopulär und sich selbst populär zu machen, denn sie rechnete damit, daß eine feudalständische Körperschaft nimmermehr auf eine Steuerreform eingehen werde, die die arbeitenden Klassen auch nur vorübergehend auf Kosten der besitzenden Klassen zu entlasten geeignet war. Wie sicher sie dieser Rechnung sein durfte, zeigte schon die Abstimmung über ihren Gesetzentwurf, in der fast alle Prinzen, fast alle Junker und fast alle Beamten mit Nein stimmten. Dabei blühte ihr aber noch das besondere Glück, daß ein Teil der Bourgeoisie, nun da es zum Klappen kam, mit Glanz umfiel.

Danach wurde die Ablehnung der Einkommensteuer von den offiziösen Federn als ein schlagender Beweis für das Lug- und Trugspiel der Bourgeoisie ausgebeutet, und besonders der »Rheinische Beobachter« wurde nicht müde, diesen Gaul zu reiten, Wenn dagegen Marx und Engels ihrem »Konsistorialrat« bemerkten, er sei »der größte und unverschämteste Ignorant in ökonomischen Dingen«, indem er behaupte, daß eine Einkommensteuer auch nur ein Haarbreit sozialen Elends beseitige, so hatten sie vollkommen recht, aber sie hatten unrecht, die Ablehnung der Einkommensteuer als einen berechtigten Schlag gegen die Regierung zu verteidigen. Dieser Schlag traf die Regierung gar nicht, sie war finanziell viel mehr gekräftigt als geschwächt, wenn sie ihre einträgliche und ganz genau funktionierende Mahl- und Schlachtsteuer in der Tasche behielt, statt sich mit einer Einkommensteuer abzuplagen, die, wenn sie den besitzenden Klassen auferlegt werden soll, nach alten und neuen Erfahrungen ihre besonderen Mucken hat. Marx und Engels haben in diesem Fall die Bourgeoisie für noch revolutionär gehalten, wo sie schon reaktionär war.

Umgekehrt verfuhren oft genug die »wahren« Sozialisten, und es ist begreiflich genug, daß in einem Augenblick, wo die Bourgeoisie ihre Lenden zu gürten begann, Marx und Engels noch einmal gegen diese Richtung vorstießen. Es geschah in einer Reihe von Feuilletons, die Marx in der »Deutschen-Brüsseler-Zeitung« gegen den »deutschen Sozialismus in Versen und Prosa« drucken ließ [22], und einem noch ungedruckten Aufsatz, der von Engels niedergeschrieben, aber vielleicht von beiden verfaßt worden ist.[23] In beiden Arbeiten wird vornehmlich mit dem ästhetisch-literarischen Konto des wahren Sozialismus abgerechnet, das ja auch seine schwächste oder, je nachdem man will, stärkste Seite |142| war. Indem Marx und Engels dieser künstlerischen Verbildung entgegentraten, haben sie die Rechte der Kunst nicht immer genügend geachtet; namentlich in dem handschriftlichen Aufsatze wird Freiligraths prächtiges »Ça ira« mit unbilliger Schärfe beurteilt.[24] Aber auch Karl Becks »Lieder vom armen Manne« betrachtete Marx in der »Deutschen-Brüsseler-Zeitung« etwas streng unter dem Gesichtspunkt »kleinbürgerlicher Illusionen«; immerhin sagte er dem anspruchsvollen Naturalismus, der fünfzig Jahre später kommen sollte, sein trauriges Schicksal voraus, indem er schrieb: »Beck besingt die feige kleinbürgerliche Misère, den ›armen Mann‹, den pauvre honteux mit seinen armen, frommen und inkonsequenten Wünschen .... nicht den stolzen, drohenden und revolutionären Proletarier.«[25] Neben Karl Beck muß noch einmal der unglückliche Grün heran, der in einem, heute längst verschollenen Buch »vom menschlichen Standpunkt« Goethe mißhandelt, das heißt aus allen kleinlichen, langweiligen und philisterhaften Seiten des großen Dichters den »wahren Menschen« konstruiert hatte.

Wichtiger als diese Plänkeleien war eine größere Abhandlung, worin Marx mit dem landläufigen Radikalismus der Phrase nicht minder scharf ins Gericht ging als mit dem phrasenhaften Sozialismus der Regierung. In einer Polemik gegen Engels hatte Karl Heinzen die Ungerechtigkeit in den Eigentumsverhältnissen aus der Gewalt erklärt; er hatte jeden einen Feigling und einen Toren genannt, der einen Bourgeois wegen seines Gelderwerbs anfeinde und einen König wegen seines Gewalterwerbs in Ruhe lasse. Heinzen war ein gewöhnlicher Schreihals, der keine besondere Beachtung verdiente, aber die Meinung, die er vertrat, war sehr nach dem Geschmack des »aufgeklärten« Philisters. Die Monarchie verdanke ihr Dasein nur der Tatsache, daß die Menschen jahrhundertelang des gesunden Menschenverstandes und der moralischen Menschenwürde entbehrt hätten, nun aber, da sie wieder im Besitze dieser kostbaren Güter seien, verschwänden alle sozialen Fragen vor der Frage: Monarchie oder Republik. Diese geistreiche Auffassung war das richtige Gegenspiel zu der geistreichen Ansicht der Fürsten, wonach revolutionäre Bewegungen nur durch den bösen Willen von Demagogen hervorgerufen werden.

Marx wies nun nach und in erster Reihe an der deutschen Geschichte, daß die Geschichte die Fürsten macht, nicht aber die Fürsten die Geschichte.[26] Er wies die ökonomischen Ursprünge der absoluten Monarchie auf, die in den Übergangsperioden erscheine, wo die alten Feudalstände untergingen und der mittelalterliche Bürgerstand zur modernen Bourgeoisklasse heranwüchse. Daß sie in Deutschland sich später ausgebildet |143|* habe und länger währe, sei verschuldet durch den verkrüppelten Entwicklungsgang der deutschen Bürgerklasse. So erkläre sich die gewaltsam reaktionäre Rolle, in der sich die Fürsten gefielen, aus ökonomischen Gründen. Den Handel und die Industrie, und gleichzeitig das Aufkommen der Bürgerklasse früher begünstigend als notwendige Bedingungen sowohl der nationalen Macht wie des eigenen Glanzes, trete die absolute Monarchie jetzt dem Handel und der Industrie, die immer gefährlichere Waffen in den Händen einer schon mächtigen Bourgeoisie geworden seien, überall in den Weg. Von der Stadt, der Geburtsstätte ihrer Erhebung, werfe sie den ängstlich und stumpf gewordenen Blick auf das Land, das mit den Leichen seiner alten reckenhaften Gegner gedüngt sei.

Die Abhandlung ist reich an fruchtbaren Gesichtspunkten, aber der »gesunde Menschenverstand« des biederen Spießers ließ sich so leicht nicht foppen. Dieselbe Gewalttheorie, die Marx für Engels gegen Heinzen verfocht, hat ein volles Menschenalter später Engels für Marx gegen Dühring verfechten müssen.

6. Der Bund der Kommunisten

Im Jahre 1847 war die kommunistische Kolonie in Brüssel ganz stattlich angewachsen.

Freilich fand sich kein Geist darunter, der sich mit Marx oder Engels hätte messen können. Manchmal schien es, als ob Moses Heß oder Wilhelm Wolff, die beide an der »Deutschen-Brüsseler-Zeitung« mitarbeiteten, der Dritte im Bunde werden würde. Aber schließlich ist es doch keiner von beiden geworden. Heß konnte sich niemals von den philosophischen Spinnweben befreien, und die verletzend scharfe Art, womit das »Kommunistische Manifest« seine Schriften beurteilte, führte zu seinem völligen Bruch mit Marx und Engels.

Jünger war ihre Freundschaft mit Wilhelm Wolff, der erst im Frühling 1846 nach Brüssel gekommen war, aber sie hat sich als wetterfest erwiesen, bis der allzufrühe Tod Wolffs sie löste. Aber Wolff war kein selbständiger Denker, und als Schriftsteller hatte er nicht nur die Lichtseiten der »populären Manier« vor Marx und Engels voraus. Er stammte aus der erbuntertänigen Bauernschaft Schlesiens und hatte sich unter unsäglichen Mühsalen zum Universitätsstudium emporgearbeitet, wo er an den großen Denkern und Dichtern des Altertums den glühenden |144| Haß gegen die Unterdrücker seiner Klasse nährte. Als Demagoge war er einige Jahre auf schlesischen Festungen herumgeschleppt worden und hatte dann als Privatlehrer in Breslau einen unermüdlichen Kleinkrieg mit der Bürokratie und der Zensur geführt, bis ihn die Einleitung neuer Prozesse veranlaßte, ins Ausland zu gehen, statt in preußischen Gefängnissen zu versauern.

Aus seiner Breslauer Zeit war er mit Lassalle befreundet wie später mit Marx und Engels, und alle drei haben sein Grab mit unverwelklichen Lorbeeren geschmückt. Wolff gehörte zu den edlen Naturen, die nach dem Worte des Dichters mit dem zahlen, was sie sind; sein eichenfester Charakter, seine unverbrüchliche Treue, seine peinliche Gewissenhaftigkeit, seine unantastbare Uneigennützigkeit, seine nie zu beirrende Bescheidenheit machten ihn zum Muster eines revolutionären Kämpfers und erklärten die hohe Achtung, womit neben aller Liebe oder allem Haß seine politischen Freunde wie seine politischen Gegner von ihm zu sprechen pflegten.

Etwas weiter ab, als Wilhelm Wolff, stand in dem Kreise um Marx und Engels sein Namensvetter Ferdinand Wolff, und auch Ernst Dronke, der ein treffliches Buch über das vormärzliche Berlin geschrieben hatte und wegen einer angeblich darin enthaltenen Majestätsbeleidigung zu zweijähriger Festungshaft verurteilt worden war, traf erst auf seiner Flucht aus den Kasematten von Wesel in zwölfter Stunde ein. Zu dem engeren Kreise gehörte dann namentlich noch Georg Weerth, den Engels schon aus der Zeit kannte, wo er in Manchester lebte, und Weerth, ebenfalls als Kommis einer deutschen Firma, in Bradford. Weerth war ein echter Dichter und ebendeshalb frei von allem Zopf der Poetenzunft; auch er ist eines allzufrühen Todes verblieben, und noch hat keine pietätvolle Hand die Verse gesammelt, die er aus dem Geiste des kämpfenden Proletariats gesungen und achtlos verstreut hat.

Zu diesen Geistesarbeitern gesellten sich dann fähige Handarbeiter, allen voran Karl Wallau und Stephan Born, die beiden Setzer der »Deutschen-Brüsseler-Zeitung«.

Auch war Brüssel, die Hauptstadt eines Staats, der sich als Muster der bürgerlichen Monarchie aufspielte, der geeignetste Ort, internationale Beziehungen anzuknüpfen, namentlich so lange als Paris, das noch immer als Brennpunkt der Revolution galt, unter dem Druck der berüchtigten Septembergesetze litt. In Belgien selbst hatten Marx und Engels gute Beziehungen zu Männern der Revolution von 1830; in Deutschland, zumal in Köln, zählten sie alte und neue Freunde, neben Georg Jung besonders die Ärzte d'Ester und Daniels; in Paris knüpfte |145| Engels mit der sozialistisch-demokratischen Partei an, namentlich mit ihren literarischen Vertretern, mit Louis Blanc und mit Ferdinand Flocon, der das Organ dieser Partei, die »Réforme« redigierte. Noch engere Beziehungen bestanden mit der revolutionären Fraktion der Chartisten, mit Julian Harney, dem Redakteur des »Northern Star«, und mit Ernest Jones, der seine Bildung und Erziehung in Deutschland erhalten hatte. Unter dem geistigen Einfluß dieser Chartistenführer lebten die Fraternal Democrats, eine internationale Organisation, in der auch der Bund der Gerechten durch Karl Schapper, Josef Moll und andere Mitglieder vertreten war.

Von diesem Bunde ging nun im Januar 1847 ein entscheidender Anstoß aus. Als »kommunistisches Korrespondenz-Komitee in London« verkehrte er mit dem »Korrespondenz-Komitee in Brüssel«, doch waren die gegenseitigen Beziehungen recht kühl. Auf der einen Seite herrschte Mißtrauen gegen die »Gelehrten«, die doch nicht wissen könnten, wo die Arbeiter der Schuh drücke, auf der andern Seite Mißtrauen gegen die »Straubinger«, das heißt gegen die handwerksmäßig-zünftlerische Beschränktheit, die unter den damaligen deutschen Arbeitern noch stark vorherrschte. Engels, der in Paris seine liebe Not hatte, die dortigen »Straubinger« dem Einfluß Proudhons und Weitlings zu entziehen, hielt zwar die Londoner »Straubinger« für die einzigen, mit denen sich verhandeln ließe, erklärte aber doch eine Adresse, die der Bund der Gerechten im Herbst 1846 in der schleswig-holsteinischen Sache erlassen hatte, einfach für »Schund«: ihre Vertreter hätten von den Engländern gerade den Unsinn gelernt: die totale Ignorierung aller wirklich vorliegenden Verhältnisse und die Unfähigkeit, eine historische Entwicklung aufzufassen.

Marx hat sich ein reichliches Jahrzehnt später über seine damalige Stellung zum Bunde der Gerechten so ausgelassen: »Wir veröffentlichten gleichzeitig eine Reihe teils gedruckter, teils lithographierter Pamphlets, worin das Gemisch von französisch-englischem Sozialismus oder Kommunismus und von deutscher Philosophie, das damals die Geheimlehre des ›Bundes‹ bildete, einer unbarmherzigen Kritik unterworfen, statt dessen die wissenschaftliche Einsicht in die ökonomische Struktur der bürgerlichen Gesellschaft als einzig haltbare theoretische Grundlage aufgestellt und endlich in populärer Form auseinandergesetzt ward, wie es sich nicht um Durchführung irgendeines utopistischen Systems handle, sondern um selbstbewußte Teilnahme an dem unter unsern Augen vor sich gehenden geschichtlichen Umwälzungsprozeß der Gesellschaft.«[27] Der Wirksamkeit dieser Kundgebungen schrieb Marx zu, daß der Bund |146| der Kommunisten im Januar 1847 ein Mitglied seiner Zentralbehörde, den Uhrmacher Josef Moll, nach Brüssel sandte, um ihn und Engels zum Eintritt in den Bund aufzufordern, der ihre Auffassung anzunehmen beabsichtige.

Leider hat sich keine der Flugschriften erhalten [28], von denen Marx spricht, bis auf das Rundschreiben gegen Kriege, der unter anderm als Emissär und Prophet eines geheimen Essäerbundes, des »Bundes der Gerechtigkeit« verspottet wird. Kriege mystifiziere die wirkliche geschichtliche Entwicklung des Kommunismus in den verschiedenen Ländern Europas dadurch, daß er ihren Ursprung und ihre Fortschritte auf fabelhafte und romanhafte, aus der Luft gegriffene Intrigen dieses Essäerbundes schreibe und die wahnwitzigsten Phantasien über dessen Macht verbreite.

Hat dies Rundschreiben auf den Bund der Gerechten eingewirkt, so hat er eben dadurch bewiesen, daß seine Mitglieder doch mehr waren als »Straubinger«, und daß sie aus der englischen Geschichte besseres gelernt hatten, als Engels annahm. Sie haben das Rundschreiben, so unfreundlich ihr »Essäerbund« darin erwähnt war, besser zu würdigen gewußt als Weitling, der gar nicht darin gekränkt war, aber sich gleichwohl auf Krieges Seite schlug. In der Tat hatte sich der Bund der Gerechten in dem Weltverkehr Londons frischer und kräftiger erhalten als in Zürich und selbst in Paris. Zunächst für die Propaganda unter deutschen Arbeitern bestimmt, hatte er in der Weltstadt einen internationalen Charakter angenommen. Im regen Verkehr mit Flüchtlingen aus aller Herren Ländern und im Angesicht der chartistischen Bewegung, die immer höhere Wellen schlug, gewannen seine Leiter den Blick in eine Ferne, die weit über handwerksmäßige Vorstellungen hinausging. Neben den alten Führern Schapper, Bauer und Moll und über sie hinaus taten sich der Miniaturmaler Karl Pfänder aus Heilbronn und der Schneider Georg Eccarius aus Thüringen durch die Gabe theoretischer Erkenntnis hervor.

Die von Schappers Hand geschriebene und vom 20. Januar 1847 datierte Vollmacht, womit Moll in Brüssel bei Marx und danach bei Engels in Paris erschien, ist noch sehr vorsichtig abgefaßt; sie ermächtigt den Überbringer, über die Lage des Bundes zu berichten und genaue Auskunft über alle Gegenstände von Wichtigkeit zu geben. Mündlich ging Moll freier aus sich heraus. Er forderte Marx auf, in den Bund einzutreten und schlug dessen anfängliche Bedenken durch die Eröffnung nieder, daß die Zentralbehörde einen Bundeskongreß nach London zu berufen beabsichtige, um die von Marx und Engels geltend gemachten |147| kritischen Ansichten in einem öffentlichen Manifest als Bundeslehre aufzustellen, jedoch müßten Marx und Engels den veralteten und widerstrebenden Elementen gegenüber mitwirken, und zu diesem Zwecke müßten sie in den Bund eintreten.

So entschlossen sie sich dazu. Doch kam es auf dem Kongreß, der im Sommer 1847 stattfand, zunächst nur zu einer demokratischen Organisation des Bundes, wie sie einer Propagandagesellschaft entsprach, die zwar im geheimen wirken mußte, aber sich allem verschwörerischen Treiben fernhielt. Der Bund organisierte sich in Gemeinden, die nicht unter drei und nicht über zehn Mitglieder zählen durften, Kreisen, leitenden Kreisen, Zentralbehörde und Kongreß. Für seinen Zweck wurde erklärt der Sturz der Bourgeoisie, die Herrschaft des Proletariats, die Aufhebung der alten, auf Klassengegensätzen beruhenden Gesellschaft, die Gründung einer neuen Gesellschaft ohne Klassen und Privateigentum.[29]

Es entsprach dem demokratischen Charakter des Bundes, der sich von nun an Bund der Kommunisten nannte, daß die neuen Statuten zunächst den einzelnen Gemeinden zur Beratung vorgelegt wurden. Der endgültige Beschluß über sie wurde auf einen zweiten Kongreß verschoben, der noch vor Schluß des Jahres stattfinden und zugleich das neue Programm des Bundes beraten sollte. Dem ersten Kongreß hat Marx noch nicht beigewohnt, wohl aber Engels als Vertreter der Pariser und Wilhelm Wolff als Vertreter der Brüsseler Gemeinden.

7. Propaganda in Brüssel

Der Bund der Kommunisten sah seine Aufgabe zunächst darin, deutsche Arbeiterbildungsvereine zu stiften, die ihm eine öffentliche Propaganda ermöglichten, wie er sich aus ihren brauchbarsten Mitgliedern ergänzen und erweitern konnte.

Die Einrichtung dieser Vereine war überall dieselbe. Ein Tag in der Woche wurde zur Diskussion bestimmt, ein anderer für gesellige Unterhaltung (Gesang, Deklamation usw.). Überall wurden Vereinsbibliotheken eingerichtet und wenn möglich Klassen für den Unterricht der Arbeiter in Elementarkenntnissen.

Nach diesem Muster wurde dann auch der Deutsche Arbeiterverein eingerichtet, der Ende August in Brüssel entstand und bald gegen hundert Mitglieder zählte. Vorsitzende waren Moses Heß und Wallau, Schriftführer war Wilhelm Wolff. Der Verein kam am Mittwoch- und |148| Sonntagabend zusammen. Am Mittwoch wurden wichtige Fragen erörtert, die die Interessen des Proletariats berührten, am Sonntagabend pflegte Wolff seine politische Wochenübersicht zu geben, wofür er bald ein besonderes Geschick entfaltete; danach folgte gesellige Unterhaltung, woran sich auch die Frauen beteiligten.

Am 27. September veranstaltete dieser Verein ein internationales Bankett, um zu zeigen, daß die Arbeiter verschiedener Länder brüderliche Gesinnungen gegeneinander hegten. Man wählte damals mit Vorliebe die Form von Banketts für die politische Propaganda, um den polizeilichen Einmischungen in öffentlichen Versammlungen zu entgehen. Das Bankett vom 27. September hatte aber noch einen besonderen Ursprung und Zweck. Es wurde von Bornstedt und anderen unzufriedenen Elementen der deutschen Kolonie veranstaltet, wie der gerade anwesende Engels an den gerade abwesenden Marx schrieb, »der uns zu einer sekundären Rolle gegenüber Imbert und den belgischen Demokraten herabdrücken und eine viel großartigere, universellere Gesellschaft ins Leben rufen sollte als unsren lumpigen Arbeiterverein«. Engels jedoch wußte die Intrige rechtzeitig zu hintertreiben; er wurde sogar, trotz seines Sträubens, weil er so »schrecklich jung aussehe«, neben dem Franzosen Imbert zu einem der beiden Vizepräsidenten gewählt, während der Ehrenvorsitz des Banketts dem General Mellinet und der wirkliche Vorsitz dem Advokaten Jottrand übertragen wurde, alten Kämpfern der belgischen Revolution von 1830.

An der Festtafel saßen 120 Gäste, Belgier, Deutsche, Schweizer, Franzosen, Polen, Italiener, auch ein Russe. Nach mancherlei Reden beschloß man, einen Verein von Reformfreunden in Belgien nach dem Muster der Fraternal Democrats zu gründen. In die vorbereitende Kommission wurde auch Engels gewählt. Da er alsbald Brüssel wieder verließ, so empfahl er in einem Briefe an Jottrand, Marx an seine Stelle zu berufen, der unzweifelhaft gewählt worden wäre, wenn er der Versammlung vom 27. September hätte beiwohnen können. »Es wäre daher nicht Herr Marx, der in der Kommission an meine Stelle treten würde, sondern ich war es vielmehr, der in der Versammlung Herrn Marx vertrat.« In der Tat wurden, als sich am 7. und 15. November die »Demokratische Gesellschaft für Vereinigung aller Länder« endgültig auftat, Imbert und Marx zu Vizepräsidenten gewählt, während Mellinet als Ehren- und Jottrand als wirklicher Präsident bestätigt wurden. Das Statut war von belgischen, deutschen, französischen, polnischen Demokraten unterzeichnet, im ganzen etwa 60 Namen; an Deutschen fanden sich darunter neben Marx namentlich |149|* Moses Heß, Georg Weerth, die beiden Wolff, Stephan Born, auch Bornstedt.

Die erste größere Kundgebung der Demokratischen Gesellschaft war die Jahresfeier der polnischen Revolution am 29. November. Für die Deutschen sprach Stephan Born, der großen Beifall erntete. Marx aber sprach als offizieller Vertreter der Gesellschaft auf dem Meeting, das die Fraternal Democrats in London am gleichen Tage und aus gleichem Anlaß veranstalteten. Er stimmte seine Rede durchaus auf den proletarisch-revolutionären Ton. »Das alte Polen ist allerdings verloren, und wir wären die letzten, seine Wiederherstellung zu wünschen. Aber nicht nur das alte Polen ist verloren. Das alte Deutschland, das alte Frankreich, das alte England, die ganze alte Gesellschaft ist verloren. Der Verlust der alten Gesellschaft ist aber kein Verlust für die, die nichts in der alten Gesellschaft zu verlieren haben, und in allen jetzigen Ländern ist dies der Fall für die große Mehrzahl.«[30] In dem Siege des Proletariats über die Bourgeoisie sah Marx das Befreiungssignal für alle unterdrückten Nationen und in dem Siege der englischen Proletarier über die englische Bourgeoisie den entscheidenden Schlag für den Sieg aller Unterdrückten über ihre Unterdrücker. Polen sei nicht in Polen, sondern in England zu befreien. Schlügen die Chartisten ihre inländischen Feinde, so würden sie die ganze Gesellschaft geschlagen haben.

In der Antwort auf die Adresse, die Marx überreicht hatte, schlugen die Fraternal Democrats denselben Ton an. »Euer Vertreter, unser Freund und Bruder Marx, wird euch erzählen, mit welchem Enthusiasmus wir sein Erscheinen und die Verlesung eurer Adresse begrüßt haben. Alle Augen strahlten vor Freude, alle Stimmen riefen Willkommen, alle Hände streckten sich brüderlich eurem Vertreter entgegen ... Wir nehmen mit den Gefühlen der lebhaftesten Freude das Bündnis an, das ihr uns anbietet. Unser Verein besteht seit mehr als zwei Jahren mit der Devise: Alle Menschen sind Brüder. Bei Gelegenheit unseres letzten Stiftungsfestes haben wir die Bildung eines demokratischen Kongresses aller Nationen empfohlen, und wir sind erfreut zu hören, daß ihr die gleichen Vorschläge öffentlich kundgegeben habt. Die Verschwörung der Könige muß bekämpft werden durch die Verschwörung der Völker ... Wir sind überzeugt, daß man sich an das wirkliche Volk wenden muß, an die Proletarier, an die Männer, die täglich ihr Blut und ihren Schweiß unter dem Druck der gegenwärtigen Gesellschaftssysteme vergießen, um die allgemeine Brüderlichkeit durchzusetzen ... Aus der Hütte, der Dachstube oder dem Keller, vom Pfluge, von der Fabrik, vom Amboß weg wird man sehen können, ja sieht man |150| schon die gleiche Straße daherkommen die Träger der Brüderlichkeit und die auserwählten Retter der Menschheit.« Die Fraternal Democrats schlugen vor, den allgemeinen Demokratenkongreß im September 1848 in Brüssel abzuhalten, gewissermaßen als Gegenstück zu dem Freihandelskongreß, der im September 1847 ebenda stattgefunden hatte.

Die Begrüßung der Fraternal Democrats war jedoch nicht der einzige Zweck, der Marx nach London geführt hatte. Unmittelbar nach dem Polenmeeting, in demselben Raume, dem Versammlungssaale des Kommunistischen Arbeiterbildungsvereins, der im Jahre 1840 von Schapper, Bauer und Moll gegründet worden war, fand der Kongreß statt, den der Bund der Kommunisten berufen hatte, um die neuen Statuten endgültig zu genehmigen und das neue Programm zu diskutieren. Engels wohnte auch diesem Kongreß bei, er war von Paris aus am 27. November in Ostende mit Marx zusammengetroffen, und sie hatten zusammen die Reise übers Wasser gemacht. Nach mindestens zehntägigen Debatten erhielten beide den Auftrag, die kommunistischen Grundsätze in einem öffentlichen Manifest zusammenzufassen.

Um die Mitte Dezember kehrte Marx nach Brüssel und Engels über Brüssel nach Paris zurück. Mit der Ausführung ihres Auftrages scheinen sie es nicht allzu eilig gehabt zu haben; wenigstens erließ die Zentralbehörde in London am 24. Januar 1848 eine sehr energische Mahnung an die Kreisbehörde Brüssel, wonach dem Bürger Marx bedeutet werden sollte, daß weitere Maßregeln gegen ihn ergriffen werden würden, wenn nicht das »Manifest der Kommunistischen Partei«, dessen Abfassung er übernommen habe, bis zum 1. Februar in London angekommen sei. Was die Verzögerung veranlaßt hat, wird sich kaum noch feststellen lassen: die gründliche Art, wie Marx arbeitete, oder die räumliche Trennung von Engels; vielleicht sind auch die Londoner ungeduldig geworden, auf die Nachricht hin, daß Marx seine Propaganda in Brüssel eifrig weitertreibe.

Am 9. Januar 1848 hielt Marx in der Demokratischen Gesellschaft eine Rede über den Freihandel.[31] Er hatte dieselbe Rede schon auf dem Brüsseler Freihandelskongreß halten wollen, war damals aber nicht zum Worte gekommen. Was er darin nach- und zurückwies, war der Schwindel, den die Freihändler mit dem »Wohl der Arbeiter« trieben, von dem sie behaupteten, daß es die Triebfeder ihrer Agitation sei. Wenn aber der Freihandel durchaus das Kapital zum Nachteil der Arbeiter begünstigte, so verkannte Marx doch nicht - und ebendeshalb nicht - daß er den Grundsätzen der bürgerlichen Ökonomie entspräche. Er sei die |151| Freiheit des Kapitals, das die nationalen Schranken, durch die es noch beengt werde, behufs völliger Entfesselung seiner Tätigkeit niederreiße. Er zersetze die früheren Nationalitäten und treibe den Gegensatz zwischen Bourgeoisie und Proletariat auf die Spitze. Damit beschleunige er die soziale Revolution, und in diesem revolutionären Sinne stimmte Marx für das System der Handelsfreiheit.

Zugleich verwahrte er sich gegen den Verdacht schutzzöllnerischer Tendenzen, und er geriet mit seiner Befürwortung des Freihandels auch keineswegs in Widerspruch mit seiner Anerkennung deutscher Schutzzölle als einer »progressiven Bourgeoisiemaßregel«. Wie Engels betrachtete Marx die ganze Freihandels- und Schutzzollfrage rein vom revolutionären Standpunkt. Die deutsche Bourgeoisie brauche Schutzzölle als Waffen gegen den Absolutismus und Feudalismus, als Mittel, ihre Kräfte zu konzentrieren, den Freihandel im Innern des Landes zu verwirklichen, die große Industrie aufzuziehen, die alsbald vom Weltmarkt, das heißt mehr oder weniger vom Freihandel abhängig werden müßte. Im übrigen fand die Rede den lebhaften Beifall der Demokratischen Gesellschaft, die sie auf ihre Kosten in französischer und flämischer Sprache drucken zu lassen beschloß.

Bedeutender und wichtiger als diese Rede, waren die Vorträge, die Marx im Deutschen Arbeiterverein über Lohnarbeit und Kapital hielt. Marx ging davon aus, daß der Arbeitslohn nicht ein Anteil des Arbeiters an der von ihm produzierten Ware, sondern der Teil der schon vorhandenen Waren sei, womit der Kapitalist eine bestimmte Summe produktiver Arbeit an sich kaufe. Der Preis der Arbeit werde bestimmt wie der Preis jeder anderen Ware: durch ihre Produktionskosten. Die Produktionskosten der einfachen Arbeit beliefen sich auf die Existenz- und Fortpflanzungskosten des Arbeiters. Der Preis dieser Kosten bilde den Arbeitslohn, der durch die Schwankungen der Konkurrenz wie der Preis jeder anderen Ware bald über, bald unter den Produktionskosten stehe, aber innerhalb dieser Schwankungen sich zum Lohnminimum ausgleiche.

Marx untersuchte dann das Kapital. Auf die Erklärung der bürgerlichen Ökonomen, Kapital sei aufgehäufte Arbeit, antwortete er: »Was ist ein Negersklave? Ein Mensch von der schwarzen Race. Die eine Erklärung ist die andere wert. Ein Neger ist ein Neger. In bestimmten Verhältnissen wird er erst zum Sklaven. Eine Baumwollspinnmaschine ist eine Maschine zum Baumwollspinnen. Nur in bestimmten Verhältnissen wird sie zu Kapital. Aus diesen Verhältnissen herausgerissen, ist sie so wenig Kapital wie Gold an und für sich Geld oder der Zucker der Zuckerpreis |152|* ist.«[32] Das Kapital ist ein gesellschaftliches Produktionsverhältnis, ein Produktionsverhältnis der bürgerlichen Gesellschaft. Eine Summe von Waren, von Tauschwerten wird dadurch zu Kapital, daß sie als selbständige gesellschaftliche Macht, das heißt als die Macht eines Teils der Gesellschaft sich erhält und vermehrt durch den Austausch gegen die unmittelbare lebendige Arbeitskraft. »Die Existenz einer Klasse, die nichts besitzt als die Arbeitsfähigkeit, ist eine notwendige Voraussetzung des Kapitals. Die Herrschaft der aufgehäuften, vergangenen, vergegenständlichten Arbeit über die unmittelbare, lebendige Arbeit macht die aufgehäufte Arbeit erst zum Kapital. Das Kapital besteht nicht darin, daß aufgehäufte Arbeit der lebendigen Arbeit als Mittel zu neuer Produktion dient. Es besteht darin, daß die lebendige Arbeit der aufgehäuften Arbeit als Mittel dient, ihren Tauschwert zu erhalten und zu vermehren.«[33] Kapital und Arbeit bedingen sich gegenseitig, sie bringen sich gegenseitig hervor.

Wenn die bürgerlichen Ökonomen daraus folgern, das Interesse des Kapitalisten und des Arbeiters sei dasselbe, so geht der Arbeiter allerdings zugrunde, wenn ihn das Kapital nicht beschäftigt, und das Kapital geht zugrunde, wenn es den Arbeiter nicht ausbeutet. Je rascher sich das produktive Kapital vermehrt, je blühender daher die Industrie ist, je mehr sich die Bourgeoisie bereichert, um so mehr Arbeiter braucht der Kapitalist, um so teurer verkauft sich der Arbeiter. Die unerläßliche Bedingung für eine passable Lage des Arbeiters ist also möglichst rasches Wachsen des produktiven Kapitals.

Marx führte aus, daß in diesem Falle ein merkliches Zunehmen des Arbeitslohns ein um so rascheres Wachsen des produktiven Kapitals voraussetze. Wachse das Kapital, so möge der Arbeitslohn steigen, um so schneller steige der Profit des Kapitals. Die materielle Lage des Arbeiters habe sich verbessert, aber auf Kosten seiner gesellschaftlichen Lage: die gesellschaftliche Kluft, die ihn vom Kapitalisten trenne, habe sich erweitert. Günstigste Bedingung für die Lohnarbeit ist möglichst rasches Wachstum des Kapitals, heiße nur: Je rascher die Arbeiterklasse die ihr feindliche Macht, den fremden, über sie gebietenden Reichtum vermehrt und vergrößert, unter desto günstigeren Bedingungen wird ihr erlaubt, von neuem an der Vergrößerung der Kapitalmacht zu arbeiten, zufrieden, sich selbst die goldenen Ketten zu schmieden, woran die Bourgeoisie sie hinter sich herschleift.

Nun sind aber gar nicht einmal, führt Marx weiter aus, Wachstum des Kapitals und Steigen des Arbeitslohns so unzertrennlich verbunden, wie die bürgerlichen Ökonomen behaupten. Es ist nicht wahr, daß je |153| feister das Kapital, desto besser sein Sklave gemästet wird. Das Anwachsen des produktiven Kapitals begreift die Akkumulation und Konzentration der Kapitalien in sich. Ihre Zentralisation führt eine größere Arbeitsteilung und eine größere Anwendung von Maschinen mit sich. Die größere Teilung der Arbeit zerstört die besondere Geschicklichkeit des Arbeiters; indem sie an die Stelle dieser besonderen Geschicklichkeit eine Arbeit setzt, die jedermann verrichten kann, vermehrt sie die Konkurrenz unter den Arbeitern.

Diese Konkurrenz wird um so stärker, je mehr die Arbeitsteilung dem einzelnen Arbeiter ermöglicht, die Arbeit von dreien zu verrichten. Das gleiche Ergebnis haben die Maschinen in noch viel höherem Grade. Das Anwachsen des produktiven Kapitals zwingt die industriellen Kapitalisten, mit stets wachsenden Mitteln zu arbeiten; es ruiniert damit die kleinen Industriellen und wirft sie ins Proletariat. Ferner, da der Zinsfuß in dem Maße fällt, worin die Kapitalien sich aufhäufen, werden die kleinen Rentner, die von ihren Renten nicht mehr leben können, sich der Industrie zuwenden und die Zahl der Proletarier vermehren.

Endlich, je mehr das produktive Kapital wächst, desto mehr wird es gezwungen, für einen Markt zu produzieren, dessen Bedürfnisse es nicht kennt. Um so mehr geht die Produktion dem Bedarf voraus, um so mehr sucht das Angebot die Nachfrage zu erzwingen, um so mehr nehmen an Häufigkeit und Heftigkeit die Krisen zu, jene industriellen Erdbeben, in denen die Handelswelt sich nur dadurch erhält, daß sie einen Teil des Reichtums, der Produkte und selbst der Produktivkräfte den Göttern der Unterwelt opfert. Das Kapital lebt nicht nur von der Arbeit. Ein zugleich vornehmer und barbarischer Herr, zieht es mit sich in die Gruft die Leichen seiner Sklaven, ganze Arbeiterhekatomben, die in den Krisen untergehen. Und so faßt sich Marx zusammen: Wächst das Kapital rasch, so wächst ungleich rascher die Konkurrenz unter den Arbeitern, das heißt, desto mehr nehmen verhältnismäßig die Beschäftigungsmittel, die Lebensmittel für die Arbeiterklasse ab, und nichtsdestoweniger ist das rasche Wachsen des Kapitals die günstigste Bedingung für die Lohnarbeit.

Leider ist nur dies Bruchstück aus den Vorträgen erhalten, die Marx den deutschen Arbeitern in Brüssel hielt. Aber es genügt, um zu zeigen, mit welchem Ernst und welcher Tiefe des Denkens er diese Propaganda trieb. Anders urteilte darüber freilich Bakunin, der, aus Frankreich ausgewiesen, wegen einer Rede, die er zur Jahresfeier der polnischen Revolution gehalten hatte, eben in diesen Tagen nach Brüssel kam. Er schrieb am 28. Dezember 1847 einem russischen Freunde: »Marx treibt |154| hier dieselbe eitle Wirtschaft wie vorher, verdirbt die Arbeiter, indem er Räsoneure aus ihnen macht. Dieselbe theoretische Verrücktheit und unbefriedigte Selbstzufriedenheit«, und noch ärger ging es in einem Brief an Herwegh über Marx und Engels her: »Mit einem Wort, Lüge und Dummheit, Dummheit und Lüge. In dieser Gesellschaft ist keine Möglichkeit, einen freien vollen Atemzug zu tun. Ich halte mich fern von ihnen und habe ganz entschieden erklärt, ich gehe in ihren kommunistischen Handwerkerverein nicht und will mit ihm nichts zu tun haben.«

Diese Äußerungen Bakunins sind bemerkenswert, nicht wegen ihrer etwaigen persönlichen Gereiztheit - denn Bakunin hat früher und auch später ganz anders über Marx geurteilt - sondern weil sich in ihnen ein Gegensatz ankündigte, der zu heftigen Kämpfen zwischen diesen beiden Revolutionären führen sollte.

8. »Das Kommunistische Manifest«

Inzwischen war nun auch das Manuskript des »Kommunistischen Manifestes« zum Druck nach London gesandt worden.

An Vorarbeiten dazu hatte es schon nach dem ersten Kongreß nicht gefehlt, der die Beratung eines kommunistischen Programms dem zweiten Kongreß übertragen hatte. Es lag nahe, daß die Theoretiker der Bewegung sich mit dieser Aufgabe beschäftigten. Marx und Engels, auch Heß haben solche ersten Entwürfe gemacht.

Erhalten davon hat sich aber nur der Entwurf, über den Engels am 24. November 1847, also kurz vor dem zweiten Kongreß, an Marx schrieb: »Überleg Dir doch das Glaubensbekenntnis etwas. Ich glaube, wir tun am besten, wir lassen die Katechismusform weg und titulieren das Ding: ›Kommunistisches Manifest‹. Da darin mehr oder weniger Geschichte erzählt werden muß, paßt die bisherige Form gar nicht. Ich bringe das hiesige mit, das ich gemacht habe, es ist einfach erzählend, aber miserabel redigiert, in fürchterlicher Eile.«[34] Engels fügte hinzu, der Entwurf sei den Pariser Gemeinden noch nicht vorgelegt worden, aber bis auf einige ganz kleine Kleinigkeiten hoffe er ihn durchzusetzen.

Er ist noch ganz in der Katechismusform abgefaßt, die jedenfalls seine große Gemeinverständlichkeit eher gefördert als gefährdet hätte. Für die Zwecke der augenblicklichen Agitation wäre er geeigneter gewesen, als das spätere »Manifest«, mit dem er in seinem gedanklichen Inhalt vollkommen übereinstimmt. Wenn Engels gleichwohl seine 25 Fragen |155| und Antworten von vornherein opferte zugunsten einer historischen Darstellung, so gab er damit einen Beweis seiner Gewissenhaftigkeit; das Manifest, worin sich der Kommunismus als weltgeschichtliche Erscheinung ankündigte, mußte - nach dem Worte des griechischen Geschichtsschreibers - ein Werk von bleibender Bedeutung, und keine Streitschrift für den flüchtigen Leser sein.

Es ist denn auch die klassische Form, die dem »Kommunistischen Manifest« seinen dauernden Platz in der Weltliteratur gesichert hat. Nicht zwar als ob damit jenen seltsamen Käuzen ein Zugeständnis gemacht werden soll, die durch Herausreißen einzelner Sätze haben beweisen wollen, daß die Verfasser des »Manifestes« Carlyle oder Gibbon oder Sismondi oder wen sonst bestohlen hätten. Das ist reines Augenverblenden, und in dieser Beziehung ist das »Manifest« so selbständig und ursprünglich, wie nur je ein Schriftwerk gewesen ist. Aber allerdings enthält es keinen Gedanken, den Marx oder Engels nicht schon in ihren bisherigen Schriften geäußert hatten. Das »Manifest« war keine neue Offenbarung; es faßte nur die neue Weltanschauung seiner Verfasser in einem Spiegel zusammen, dessen Glas nicht klarer und dessen Rahmen nicht enger sein konnte. An der endgültigen Formgebung hat, soweit der Stil ein Urteil gestattet, Marx den größeren Anteil gehabt, obgleich Engels, wie sein Entwurf zeigt, auf keiner niedrigeren Stufe der Erkenntnis stand und als Mitverfasser von gleichem Recht gelten muß.

Seit dem Erscheinen des »Manifestes« sind zwei Drittel eines Jahrhunderts vergangen, und diese sechs bis sieben Jahrzehnte waren eine Zeit der gewaltigsten, ökonomischen und politischen Umwälzungen, die an dem »Manifest« nicht spurlos vorübergegangen ist. In mancher Beziehung hat sich die geschichtliche Entwicklung anders, und vor allem hat sie sich viel langsamer vollzogen, als seine Verfasser annahmen.

Je weiter ihr Blick in die Ferne reichte, um so näher erschien sie ihnen. Man kann sagen, daß ohne diesen Schatten das Licht nicht zu haben war. Es ist eine psychologische Erscheinung, wie sie Lessing schon an den Menschen bemerkt hat, die »sehr richtige Blicke in die Zukunft« tun: »Wozu sich die Natur Jahrtausende Zeit nimmt, soll in dem Augenblick ihres Daseins reifen.« Nun haben sich Marx und Engels freilich nicht um Jahrtausende, aber doch um reichliche Jahrzehnte geirrt. Bei Abfassung des »Manifestes« sahen sie die Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise auf einer Höhe, die sie heute kaum erreicht hat. Schärfer noch als das »Manifest« selbst sprach es Engels in seinem Entwurfe aus, wo es heißt, daß in den zivilisierten Ländern fast alle Arbeitszweige fabrikmäßig betrieben würden, daß fast in allen Arbeitszweigen |156|* das Handwerk und die Manufaktur durch die große Industrie verdrängt worden seien.

In eigentümlichem Gegensatze dazu standen die verhältnismäßig dürftigen Ansätze von Arbeiterparteien, die das »Kommunistische Manifest« erst zu verzeichnen wußte. Selbst die bedeutendste, der englische Chartismus, war noch stark von kleinbürgerlichen Elementen durchsetzt, geschweige denn die sozialistisch-demokratische Partei Frankreichs. Die Radikalen in der Schweiz und diejenigen polnischen Revolutionäre, denen die bäuerliche Emanzipation als Vorbedingung der nationalen Befreiung galt, waren doch erst nur Schattenbilder an der Wand. Später haben die Verfasser selbst darauf hingewiesen, einen wie beschränkten Umfang das Verbreitungsgebiet der damaligen proletarischen Bewegung hatte, und namentlich das Fehlen Rußlands wie der Vereinigten Staaten betont. »Es war die Zeit, wo Rußland die letzte große Reserve der europäischen Reaktion bildete, und wo die Auswanderung nach den Vereinigten Staaten die überschüssigen Kräfte des europäischen Proletariats absorbierte. Beide Länder versorgten Europa mit Rohstoff und dienten gleichzeitig als Märkte seiner Industrieprodukte. Beide erschienen also, in dieser oder jener Weise, als Stützen der europäischen gesellschaftlichen Ordnung.«[35] Wie hatte sich das alles schon nach einem Menschenalter geändert, und vollends heute! Aber ist es wirklich eine Widerlegung des »Manifestes«, wenn die »höchst revolutionäre Rolle«, die es der kapitalistischen Produktionsweise zuschreibt, einen noch viel längeren Atem hatte, als seine Verfasser annahmen?

Es hängt damit zusammen, daß die packende und prächtige Schilderung, die der erste Abschnitt des »Manifestes« von dem Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat entwirft, in seinen Grundzügen zwar von unübertrefflicher Wahrheit ist, aber den Gang dieses Kampfes allzu summarisch behandelt. Man kann heute nicht so ganz im allgemeinen die Tatsache hinstellen, daß der moderne Arbeiter - im Unterschiede von den früheren unterdrückten Klassen, denen die Bedingungen gesichert gewesen seien, innerhalb deren sie wenigstens ihre knechtische Existenz sichern konnten - statt sich mit dem Fortschritt der Industrie zu heben, immer tiefer unter die Bedingungen seiner eigenen Klasse herabsinke. So sehr die kapitalistische Produktionsweise diese Tendenz hat, so haben sich doch breite Schichten der Arbeiterklasse auch auf dem Boden der kapitalistischen Gesellschaft eine Existenz zu sichern gewußt, die sie sogar über die Existenz kleinbürgerlicher Schichten hinaushebt.

Man wird sich freilich hüten müssen, daraus mit den bürgerlichen Kritikern die Hinfälligkeit der »Verelendungstheorie« zu folgern, die |157| das »Kommunistische Manifest« verkündet haben soll. Diese Theorie, die Behauptung, daß die kapitalistische Produktionsweise die Massen der Nationen verelende, in denen sie herrsche, war lange aufgestellt worden, ehe das »Kommunistische Manifest« erschien, ja ehe Marx und Engels den ersten Federstrich taten. Sie war aufgestellt worden von sozialistischen Denkern, von radikalen Politikern, ja zu allererst von bürgerlichen Ökonomen. Das Bevölkerungsgesetz des Malthus bemühte sich, die »Verelendungstheorie« als ewiges Naturgesetz zu beschönigen. Die »Verelendungstheorie« spiegelte eine Praxis wider, über die sogar die Gesetzgebung der herrschenden Klassen stolperte. Man fabrizierte Armengesetze und erbaute Armenbastillen, worin die Verelendung als die Schuld der Verelendeten betrachtet und als solche bestraft wurde. Diese »Verelendungstheorie« haben Marx und Engels so wenig erfunden, daß sie ihr vielmehr von Anbeginn entgegengetreten sind, insofern als sie zwar keineswegs die an sich unanfechtbare und allgemein anerkannte Tatsache der Massenverelendung bestritten, wohl aber nachwiesen, daß diese Verelendung kein ewiges Naturgesetz, sondern eine geschichtliche Erscheinung sei, die beseitigt werden könne und werde, durch die Wirkungen derselben Produktionsweise, die sie hervorgerufen habe.

Will man unter diesem Gesichtspunkte eine Anklage gegen das »Kommunistische Manifest« richten, so kann sie nur dahin gehen, daß es sich noch nicht hinlänglich von den Anschauungen der bürgerlichen »Verelendungstheorie« frei gemacht hatte. Es stand noch auf dem Standpunkt des Lohngesetzes, wie es Ricardo an der Hand der Malthusischen Bevölkerungstheorie entwickelt hatte; es urteilte deshalb zu geringschätzig über die Lohnkämpfe und gewerkschaftlichen Organisationen der Arbeiter, in denen es wesentlich nur die Exerzierplätze und Manöverfelder des politischen Klassenkampfes sah. In der englischen Zehnstundenbill erkannten Marx und Engels damals noch nicht wie später den »Sieg eines Prinzips«; unter kapitalistischen Voraussetzungen war sie in ihren Augen nur eine reaktionäre Fessel der großen Industrie. Genug, das »Manifest« kannte noch nicht Fabrikgesetze und Gewerkschaftsorganisationen als Etappen des proletarischen Emanzipationskampfs, der die kapitalistische in die sozialistische Gesellschaft umwälzen und bis an sein letztes Ziel durchgekämpft werden muß, wenn nicht auch die ersten, mühsam eroberten Erfolge verlorengehen sollen.

Demgemäß betrachtete das »Manifest« die Reaktion des Proletariats gegen die verelendenden Tendenzen der kapitalistischen Produktionsweise zu einseitig im Lichte einer politischen Revolution. Ihm schwebten |158| die Muster der englischen und der französischen Revolution vor; es erwartete einige Jahrzehnte Bürgerkriege und Völkerkämpfe, in deren Treibhauswärme die politische Mündigkeit des Proletariats schnell heranreifen würde. Mit voller Klarheit trat die Ansicht der Verfasser in den Sätzen hervor, die von den Aufgaben der kommunistischen Partei in Deutschland handeln. Das »Manifest« befürwortete hier den gemeinsamen Kampf des Proletariats mit der Bourgeoisie, sobald diese revolutionär auftrete, gegen die absolute Monarchie, das feudale Grundeigentum und die Kleinbürgerei, wobei jedoch keinen Augenblick unterlassen werden dürfe, bei den Arbeitern ein möglichst klares Bewußtsein über den feindlichen Gegensatz zwischen Bourgeoisie und Proletariat herauszuarbeiten.

Es heißt dann weiter: »Auf Deutschland richten die Kommunisten ihre Hauptaufmerksamkeit, weil Deutschland am Vorabend einer bürgerlichen Revolution steht und weil es diese Umwälzung unter fortgeschrittneren Bedingungen der europäischen Zivilisation überhaupt, und mit einem viel weiter entwickelten Proletariat vollbringt als England im siebenzehnten und Frankreich im achtzehnten Jahrhundert, die deutsche bürgerliche Revolution also nur das unmittelbare Vorspiel einer proletarischen Revolution sein kann.«[36] Die bürgerliche Revolution in Deutschland folgte dem »Manifest« nun zwar auf dem Fuße, aber die Bedingungen, unter denen sie sich vollzog, hatten gerade die umgekehrte Wirkung: sie ließen die bürgerliche Revolution auf halbem Wege stehen, bis wenige Monate später die Pariser Junischlacht der Bourgeoisie und namentlich der deutschen Bourgeoisie alle revolutionären Gelüste austrieb.

So hat der Zahn der Zeit hier und da an den wie in Marmor gemeißelten Sätzen des »Manifestes« genagt. Schon im Jahre 1872 haben die Verfasser selbst, in der Vorrede zu einer neuen Auflage, anerkannt, daß es »stellenweise veraltet« sei, aber sie durften mit gleichem Rechte hinzufügen, daß die in dem »Manifest« entwickelten Grundsätze im großen und ganzen ihre volle Richtigkeit behalten hätten. Das wird gelten, solange bis der weltgeschichtliche Kampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat ausgekämpft worden ist. Die entscheidenden Gesichtspunkte dieses Kampfes sind in dem ersten Abschnitt mit unübertrefflicher Meisterschaft entwickelt, so auch im zweiten Abschnitt die leitenden Gedanken des modernen wissenschaftlichen Kommunismus, und wenn im dritten Abschnitt die Kritik der sozialistischen und kommunistischen Literatur auch nur bis zum Jahre 1847 reicht, so blickt sie den Dingen doch so auf den Grund, daß seitdem keine sozialistische oder kommunistische |159|* Richtung aufgetaucht ist, die in diesem Abschnitt nicht schon mit kritisiert wurde. Aber selbst die Vorhersage des vierten und letzten Abschnitts über die deutsche Entwicklung ist in anderem Sinne, als ihre Verfasser meinten, doch wahr geworden; die bürgerliche Revolution in Deutschland, schon im Keime verkümmert, ist nur ein Vorspiel für die mächtige Entfaltung des proletarischen Klassenkampfs geworden.

Unerschütterlich in seinen Grundwahrheiten und lehrreich noch in seinen Irrtümern, ist das »Kommunistische Manifest« eine weltgeschichtliche Urkunde geworden, und durch die Weltgeschichte hallt der Schlachtruf, mit dem es schließt: Proletarier aller Länder, vereinigt euch!


[1] Karl Marx: Kritik der politischen Ökonomie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 13, S. 10. <=

[2] Karl Marx/Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie, Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner, und des deutschen Sozialismus in seinen ve3schiedenen Propheten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 3, S. 9-532. <=

[3] Karl Marx: Thesen über Feuerbach, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 3, S. 533 ff. <=

[4] Friedrich Engels: Beschreibung der in neuester Zeit entstandenen und noch bestehenden kommunistischen Ansiedlungen, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 2, S. 521 ff.

Friedrich Engels: Zwei Reden in Elberfeld, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 2, S. 536 ff.

Friedrich Engels: Ein Fragment Fouriers über den Handel, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 2, S. 604 ff.

Friedrich Engels: Das Fest der Nationen in London, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 2, S. 611 ff. <=

[5] Karl Marx/Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie, Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner, und des deutschen Sozialismus in seinen ve3schiedenen Propheten, Kapitel IV, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 3, S. 473-520.

Friedrich Engels: Nachträgliches über die Lage der arbeitenden Klassen in England, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 2, S. 591 ff. <=

[6] Friedrich Engels: Ein Fragment Fouriers über den Handel, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 2, S. 608. <=

[7] Karl Marx/Friedrich Engels: Manifest der kommunistischen Partei, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 487. <=

[8] Karl Marx/Friedrich Engels: Zirkular gegen Kriege, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 3-17. <=

[9] Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 91/92. <=

[10] Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 109, 112. <=

[11] Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 97. <=

[12] Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 143/144. <=

[13] Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 140. <=

[14] Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 143. <=

[15] Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 130. <=

[16] Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 165. <=

[17] Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 182. <=

[18] Friedrich Engels: Karl Marx - »Zur Kritik der politischen Ökonomie«, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 13, S. 473. <=

[19] Friedrich Engels: Schutzzoll oder Freihandels-System, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 58-61.

Friedrich Engels: Karl Marx - »Zur Kritik der politischen Ökonomie«, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 13, S. 469. <=

[20] Karl Marx: Der Kommunismus des »Rheinischen Beobachters«, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 191-203. <=

[21] Karl Marx: Der Kommunismus des »Rheinischen Beobachters«, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 200. <=

[22] Friedrich Engels: Deutscher Sozialismus in Versen und Prosa, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 207-247. <=

[23] Friedrich Engels: Die wahren Sozialisten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 248-290. <=

[24] Friedrich Engels: Die wahren Sozialisten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 278/279. <=

[25] Friedrich Engels: Deutscher Sozialismus in Versen und Prosa, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 207. <=

[26] Karl Marx: Die moralisierende Kritik und die kritisierende Moral. Beitrag zur Deutschen Kulturgeschichte. Gegen Karl Heinzen, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 331-359. <=

[27] Karl Marx: Herr Vogt, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 14, S. 439. <=

[28] Friedrich Engels: Der Status quo in Deutschland, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 40-57. <=

[29] Statuten des Bundes der Kommunisten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 596-601. <=

[30] Karl Marx/Friedrich Engels: Reden über Polen, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 416/417. <=

[31] Karl Marx: Rede über die Frage des Freihandels, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 444-458. <=

[32] Karl Marx:Lohnarbeit und Kapital, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 6, S. 407. <=

[33] Karl Marx:Lohnarbeit und Kapital, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 6, S. 409. <=

[34] Friedrich Engels: Grundsätze des Kommunismus, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 361-380. <=

[35] Karl Marx/Friedrich Engels: [Vorrede zur zweiten russischen Ausgabe des »Manifests der Kommunistischen Partei«], in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 19, S. 295. <=

[36] Karl Marx/Friedrich Engels: Manifest der kommunistischen Partei, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 4, S. 493. <=


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