49. Kapitel. Zu Analyse des Produktionsprozesses | Inhalt | 51. Kapitel. Distributionsverhältnisse und Produktionsverhältnisse
Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 25, "Das Kapital", Bd. III, Siebenter Abschnitt, S. 860 - 883
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1983
FÜNFZIGSTES KAPITEL
Der Schein der Konkurrenz
<860> Es ist gezeigt worden, daß der Wert der Waren oder der durch ihren Gesamtwert regulierte Produktionspreis sich auflöst in:
1. Einen Wertteil, der konstantes Kapital ersetzt oder die früher vergangne Arbeit darstellt, die in der Form von Produktionsmitteln bei Herstellung der Ware verbraucht wurde; in einem Wort, den Wert oder Preis, womit diese Produktionsmittel in den Produktionsprozeß der Ware eingingen. Wir sprechen hier nie von der einzelnen Ware, sondern vom Warenkapital, d.h. der Form, worin sich das Produkt des Kapitals in einem bestimmten Zeitabschnitt, z.B. jährlich darstellt, und wovon die einzelne Ware nur ein Element bildet, das übrigens auch, seinem Wert nach, analog in dieselben Bestandteile zerfällt.
2. Den Wertteil des variablen Kapitals, der das Einkommen des Arbeiters mißt und sich für diesen in Arbeitslohn verwandelt; welchen Arbeitslohn also der Arbeiter in diesem variablen Wertteil reproduziert hat; kurz, den Wertteil, worin sich der bezahlte Teil der dem ersten konstanten Teil in der Produktion der Ware neu zugesetzten Arbeit darstellt.
3. Den Mehrwert, d.h. den Wertteil des Warenprodukts, worin sich die unbezahlte Arbeit oder Mehrarbeit darstellt. Dieser letzte Wertteil nimmt wieder die selbständigen Formen an, die zugleich Revenueformen sind: die Formen von Profit des Kapitals (Zins des Kapitals als solchem und Unternehmergewinn des Kapitals als fungierendem Kapital) und Grundrente, die dem Eigner des im Produktionsprozeß mitwirkenden Bodens zufällt. Die Bestandteile 2 und 3, d.h. der Wertbestandteil, der stets die Revenueformen von Arbeitslohn (dies immer nur, nachdem er vorher die Form von variablem Kapital durchgemacht), Profit und Rente annimmt, unterscheidet sich von dem konstanten Bestandteil dadurch, daß in ihn sich der ganze Wert auflöst, worin sich die, jenem konstanten Teil, den Produktionsmitteln der Ware neu zugesetzte Arbeit vergegenständlicht. Sehn wir nun ab vom <861> konstanten Wertteil, so ist es richtig zu sagen, daß der Wert der Ware, soweit er also neu zugesetzte Arbeit darstellt, sich beständig auflöst in drei Teile, die drei Revenueformen bilden, in Arbeitslohn, Profit und Rente (55), bei denen die respektiven Wertgrößen, d.h. die aliquoten Teile, die sie vom Gesamtwert bilden, durch verschiedne, eigentümliche und früher entwickelte Gesetze bestimmt werden. Aber es wäre falsch, umgekehrt zu sagen, daß der Wert des Arbeitslohns, die Rate des Profits und die Rate der Rente selbständige konstituierende Wertelemente bilden, aus deren Zusammensetzung der Wert der Ware, abgesehn vom konstanten Bestandteil, entspringe; in andern Worten, es wäre falsch zu sagen, daß sie komponierende Bestandteile des Warenwerts oder des Produktionspreises bilden.(56)
Man sieht den Unterschied sofort ein.
Gesetzt, der Produktenwert eines Kapitals von 500 sei = 400c + 100v + 150m = 650; die 150m seien weiter zerfällt in 75 Profit + 75 Rente. Wir wollen ferner, zur Vermeidung unnützer Schwierigkeiten, annehmen, dies Kapital sei mittlerer Zusammensetzung, so daß sein Produktionspreis mit seinem Wert zusammenfällt; ein Zusammenfallen, das immer stattfindet, wenn das Produkt dieses Einzelkapitals als Produkt eines seiner Größe entsprechenden Teils des Gesamtkapitals betrachtet werden kann.
<862> Hier bildet der Arbeitslohn, gemessen durch das variable Kapital, 20% vom vorgeschoßnen Kapital; der Mehrwert, auf das Gesamtkapital berechnet, 30%, nämlich 15% Profit und 15% Rente. Der gesamte Wertbestandteil der Ware, worin sich die neu zugesetzte Arbeit vergegenständlicht, ist gleich 100v + 150m = 250. Seine Größe ist unabhängig von seiner Zerfällung in Arbeitslohn, Profit und Rente. Wir sehn aus dem Verhältnis dieser Teile zueinander, daß die Arbeitskraft, die mit 100 in Geld, sage 100 Pfd.St., bezahlt wurde, ein Arbeitsquantum geliefert hat, das sich in einem Geldquantum von 250 Pfd.St. darstellt. Wir sehn daraus, daß der Arbeiter 11/2mal soviel Mehrarbeit wie Arbeit für sich selbst getan hat. War der Arbeitstag = 10 Stunden, so arbeitete er 4 Stunden für sich und 6 für den Kapitalisten. Die Arbeit der mit 100 Pfd.St. gezahlten Arbeiter drückt sich daher aus in einem Geldwert von 250 Pfd.St. Außer diesem Wert von 250 Pfd.St. ist nichts zu teilen zwischen Arbeiter und Kapitalist, zwischen Kapitalist und Grundeigentümer. Es ist der dem Wert der Produktionsmittel von 400 neu zugesetzte Gesamtwert. Der so produzierte und durch das Quantum in ihm vergegenständlichter Arbeit bestimmte Warenwert von 250 bildet daher die Grenze für die Dividenden, die Arbeiter, Kapitalist und Grundeigentümer in der Form von Revenue, von Arbeitslohn, Profit und Rente aus diesem Wert ziehn können.
Gesetzt, ein Kapital von derselben organischen Komposition, d.h. demselben Verhältnis der angewandten lebendigen Arbeitskraft zu dem in Bewegung gesetzten konstanten Kapital, sei gezwungen, für dieselbe Arbeitskraft, die das konstante Kapital von 400 in Bewegung setzt, 150 Pfd.St. statt 100 zu zahlen; und gesetzt ferner, Profit und Rente teilten sich auch in verschiednen Verhältnissen in den Mehrwert. Da vorausgesetzt, daß das variable Kapital von 150 Pfd.St. dieselbe Arbeitsmasse in Bewegung setzt wie früher das von 100, wäre der neu produzierte Wert nach wie vor 250 und der Wert des Gesamtprodukts nach wie vor = 650, aber wir hätten dann: 400c + 150v + 100m; und diese 100m zerfielen etwa in 45 Profit plus 55 Rente. Die Proportion, worin sich der neu produzierte Gesamtwert in Arbeitslohn, Profit und Rente verteilt, wäre sehr verschieden; ebenso wäre die Größe des vorgeschoßnen Gesamtkapitals verschieden, obgleich es nur dieselbe Gesamtmasse von Arbeit in Bewegung setzt. Der Arbeitslohn betrüge 273/11%, der Profit 82/11%, die Rente 10% auf das vorgeschoßne Kapital; der Gesamtmehrwert also etwas über 18%.
Infolge der Erhöhung des Arbeitslohns wäre der unbezahlte Teil der Gesamtarbeit verändert und damit der Mehrwert. Der Arbeiter hätte bei zehnstündigem Arbeitstag 6 Stunden für sich und nur 4 Stunden für den <863> Kapitalisten gearbeitet. Auch die Verhältnisse von Profit und Rente wären verschieden, der verminderte Mehrwert wäre in verändertem Verhältnis zwischen Kapitalist und Grundeigentümer geteilt. Endlich, da der Wert des konstanten Kapitals unverändert geblieben und der Wert des vorgeschoßnen variablen Kapitals gestiegen, drückte sich der verminderte Mehrwert in einer noch mehr verminderten Bruttoprofitrate aus, worunter wir hier das Verhältnis des Gesamtmehrwerts zum ganzen vorgeschoßnen Kapital verstehn..
Der Wechsel im Wert des Arbeitslohns, in der Rate des Profits, in der Rate der Rente könnte sich, welches auch immer die Wirkung der Gesetze wäre, die das Verhältnis dieser Teile regulieren, nur bewegen in den Grenzen, die der neugeschaffne Warenwert von 250 setzt. Eine Ausnahme fände nur statt, wenn die Rente auf einem Monopolpreis beruhte. Dies würde am Gesetz nichts ändern, sondern nur die Betrachtung komplizieren. Denn betrachten wir in diesem Fall bloß das Produkt selbst, so wäre nur die Teilung des Mehrwerts verschieden; betrachten wir aber seinen relativen Wert gegenüber andern Waren, so fände sich nur diese Verschiedenheit, daß ein Teil des Mehrwerts von ihnen auf diese spezifische Ware übertragen wurde.
Rekapitulieren wir:
Wert des Produkts |
Neuwert |
Mehrwertsrate |
Bruttoprofitrate |
|
Erster Fall: |
400c + 100v + 150m = 650 |
250 |
150% |
30% |
Zweiter Fall: |
400c + 150v + 100m = 650 |
250 |
662/3% |
182/11% |
Erstens fällt der Mehrwert um ein Drittel seines frühern Betrags, von 150 auf 100. Die Profitrate fällt um etwas mehr als ein Drittel, von 30% auf 18%, weil der verminderte Mehrwert auf ein gewachsenes vorgeschoßnes Gesamtkapital zu berechnen ist. Sie fällt aber keineswegs in demselben Verhältnis wie die Rate des Mehrwerts. Diese fällt von 150/100 auf 100/150, also von 150% auf 662/3%, während die Profitrate nur fällt von 150/500 auf 100/500 oder von 30% auf 182/11%. Die Profitrate fällt also im Verhältnis mehr als die Masse des Mehrwerts, aber weniger als die Rate des Mehrwerts. Ferner zeigt sich, daß die Werte wie die Massen der Produkte dieselben bleiben, wenn nach wie vor dieselbe Arbeitsmasse angewandt wird, obgleich das vorgeschoßne Kapital infolge der Vermehrung seines variablen Bestandteils sich vergrößert hat. Diese Vergrößerung des vorgeschoßnen Kapitals würde sich allerdings dem Kapitalisten sehr fühlbar machen, der ein neues <864> Geschäft begänne. Aber das Ganze der Reproduktion betrachtet, heißt Vermehrung des variablen Kapitals weiter nichts, als daß ein größrer Teil des von der neu zugesetzten Arbeit neu geschaffnen Werts sich in Arbeitslohn und daher zunächst in variables Kapital statt in Mehrwert und Mehrprodukt verwandelt. Der Wert des Produkts bleibt also derselbe, weil er einerseits durch den konstanten Kapitalwert = 400, andrerseits durch die Zahl 250 beschränkt ist, worin sich die neu zugesetzte Arbeit darstellt. Beide sind aber unverändert geblieben. Dies Produkt, soweit es selbst wieder in konstantes Kapital einginge, wurde nach wie vor in derselben Wertgröße gleich viel Masse von Gebrauchswert darstellen; also dieselbe Masse von Elementen des konstanten Kapitals behielte denselben Wert. Anders verhielte sich die Sache, wenn der Arbeitslohn stiege, nicht weil der Arbeiter einen größern Teil seiner eignen Arbeit erhielte, sondern wenn er einen größern Teil seiner eignen Arbeit erhielte, weil die Produktivität der Arbeit abgenommen hätte. In diesem Fall bliebe der Gesamtwert, worin sich dieselbe Arbeit, bezahlte plus unbezahlte, darstellte, dieselbe; aber die Masse Produkt, worin sich diese Masse Arbeit darstellte, hätte sich vermindert, also stiege der Preis jedes aliquoten Teils des Produkts, weil jeder Teil mehr Arbeit darstellte. Der erhöhte Arbeitslohn von 150 stellte nicht mehr Produkt dar wie früher der von 100; der verringerte Mehrwert von 100 stellte nur noch 2/3 des Produkts dar gegen früher, 662/3% der Masse von Gebrauchswerten, die sich früher in 100 darstellten. In diesem Fall würde auch das konstante Kapital verteuert, soweit dies Produkt in es einginge. Dies wäre aber nicht Folge der Erhöhung des Arbeitslohns, sondern die Erhöhung des Arbeitslohns wäre Folge der Verteuerung der Ware und Folge der verminderten Produktivität desselben Quantums Arbeit. Hier entsteht der Schein, als ob die Steigerung des Arbeitslohns das Produkt verteuert hätte; sie ist aber hier nicht Ursache, sondern Folge eines Wertwechsels der Ware infolge der verminderten Produktivität der Arbeit.
Wenn dagegen bei sonst gleichen Umständen, wo also dieselbe angewandte Arbeitsmenge sich nach wie vor in 250 darstellt, der Wert der von ihr angewandten Produktionsmittel stiege oder fiele, so würde der Wert derselben Produktenmasse um dieselbe Größe steigen oder fallen. 450c + 100v + 150m gibt Produktwert = 700; dagegen 350c + 100v + 150m für den Wert derselben Produktenmasse nur 600 gegen früher 650. Wenn also das vorgeschoßne Kapital wächst oder abnimmt, welches dieselbe Arbeitsmenge in Bewegung setzt, so steigt oder fällt der Wert des Produkts, bei sonst gleichen Umständen, wenn die Zunahme oder Abnahme des vor- <865> geschoßnen Kapitals von einer Änderung der Wertgröße des konstanten Kapitalteils herrührt. Er bleibt dagegen unverändert, wenn die Zunahme oder Abnahme des vorgeschoßnen Kapitals von veränderter Wertgröße des variablen Kapitalteils, bei gleichbleibender Produktivkraft der Arbeit, herrührt. Beim konstanten Kapital ist Zunahme oder Abnahme seines Werts durch keine entgegengesetzte Bewegung kompensiert. Beim variablen Kapital, gleichbleibende Produktivität der Arbeit vorausgesetzt, ist Zunahme oder Abnahme seines Werts kompensiert durch die umgekehrte Bewegung auf seiten des Mehrwerts, so daß der Wert des variablen Kapitals plus dem Mehrwert, also der den Produktionsmitteln durch die Arbeit neu zugesetzte und im Produkt neu dargestellte Wert unverändert bleibt.
Ist dagegen Zu- oder Abnahme des Werts des variablen Kapitals oder des Arbeitslohns Folge der Verteuerung oder Preissenkung der Waren, d.h. der Verminderung oder Steigerung der Produktivität der in dieser Kapitalanlage angewandten Arbeit, so wirkt dies auf den Wert des Produkts. Aber das Steigen oder Fallen des Arbeitslohns ist hier nicht Ursache, sondern nur Folge.
Wäre dagegen im obigen Beispiel, bei gleichbleibendem konstantem Kapital = 400c, die Veränderung von 100v + 150m auf 150v + 100m, also das Steigen des variablen Kapitals, Folge der Abnahme der Produktivkraft der Arbeit, nicht in diesem besondren Zweige, z.B. der Baumwollspinnerei, sondern etwa in der Agrikultur, welche die Nahrungsmittel des Arbeiters liefert, also Folge der Verteuerung dieser Nahrungsmittel, so bliebe der Wert des Produkts unverändert. Der Wert von 650 würde sich nach wie vor in derselben Masse Baumwollgarn darstellen.
Aus dem Entwickelten geht ferner hervor: Wenn die Verminderung in der Auslage von konstantem Kapital durch Ökonomie etc. in Produktionszweigen eintritt, deren Produkte in die Konsumtion der Arbeiter eingehn, so könnte dies, ebensogut wie die direkte Vermehrung der Produktivität der angewandten Arbeit selbst, eine Verminderung des Arbeitslohns, weil Verwohlfeilerung der Lebensmittel des Arbeiters herbeiführen und daher Wachsen des Mehrwerts; so daß die Profitrate hier aus doppelten Gründen wüchse, nämlich einerseits, weil der Wert des konstanten Kapitals abnimmt, und andrerseits, weil der Mehrwert zunimmt. Bei unsrer Betrachtung der Verwandlung des Mehrwerts in Profit nahmen wir an, daß der Arbeitslohn nicht fällt, sondern konstant bleibt, weil wir dort die Schwankungen der Profitrate, unabhängig von Veränderungen der Mehrwertsrate, zu untersuchen hatten. Außerdem sind die dort entwickelten Gesetze allgemein und gelten auch für Kapitalanlagen, deren Produkte nicht in den Konsum des <866> Arbeiters eingehn, bei denen Wertveränderungen des Produkts also ohne Einfluß auf den Arbeitslohn sind.
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Die Besonderung und Auflösung des den Produktionsmitteln oder dem konstanten Kapitalteil jährlich durch die neu zugesetzte Arbeit neu zugefügten Werts in die verschiednen Revenueformen von Arbeitslohn, Profit und Rente ändert also nichts an den Grenzen des Werts selbst, an der Wertsumme, die sich unter diese verschiednen Kategorien verteilt; ebensowenig wie ein Wechsel im Verhältnis dieser einzelnen Teile zueinander ihre Summe, diese gegebne Wertgröße, verändern kann. Die gegebne Zahl 100 bleibt immer dieselbe, ob sie sich in 50 + 50 oder in 20 + 70 + 10 oder in 40 + 30 + 30 zerlegt. Der Wertteil des Produkts, der in diese Revenuen zerfällt, ist bestimmt, ganz wie der konstante Wertteil des Kapitals, durch den Wert der Waren, d.h. durch das Quantum der jedesmal in ihnen vergegenständlichten Arbeit. Es ist also erstens gegeben die Wertmasse der Waren, die sich in Arbeitslohn, Profit und Rente verteilt; also die absolute Grenze der Summe der Wertstücke dieser Waren. Zweitens, was die einzelnen Kategorien selbst angeht, so sind ihre durchschnittlichen und regulierenden Grenzen ebenfalls gegeben. Der Arbeitslohn bildet bei dieser Begrenzung derselben die Basis. Er ist nach einer Seite hin durch ein Naturgesetz reguliert; seine Minimalgrenze ist gegeben durch das physische Minimum von Lebensmitteln, das der Arbeiter beziehen muß, um seine Arbeitskraft zu erhalten und zu reproduzieren; also durch ein bestimmtes Quantum Waren. Der Wert dieser Waren ist bestimmt durch die Arbeitszeit, die ihre Reproduktion erheischt; also durch den Teil der den Produktionsmitteln neu zugesetzten Arbeit, oder auch des <1. Auflage: jedes; geändert nach dem Manuskript von Marx> Arbeitstags, den der Arbeiter zur Produktion und Reproduktion eines Äquivalents für den Wert dieser notwendigen Lebensmittel erheischt. Sind z.B. seine durchschnittlichen täglichen Lebensmittel dem Wert nach = 6 Stunden Durchschnittsarbeit, so muß er durchschnittlich 6 Stunden seiner Tagesarbeit für sich selbst arbeiten. Der wirkliche Wert seiner Arbeitskraft weicht von diesem physischen Minimum ab; er ist verschieden je nach dem Klima und dem Stand der gesellschaftlichen Entwicklung; er hängt ab nicht nur von den physischen, sondern auch von den historisch entwickelten gesellschaftlichen Bedürfnissen, die zur zweiten Natur werden. Aber in jedem Land zu einer gegebnen Periode ist dieser regulierende durchschnittliche Arbeitslohn eine gegebne Größe. Der Wert der sämtlichen übrigen Revenuen hat so eine <867> Grenze. Er ist stets gleich dem Wert, worin sich der Gesamtarbeitstag (der hier mit dem Durchschnittsarbeitstag zusammenfällt, da er die vom gesellschaftlichen Gesamtkapital in Bewegung gesetzte Gesamtarbeitsmasse umfaßt) verkörpert, minus dem Teil desselben, der sich in Arbeitslohn verkörpert. Seine Grenze ist also gegeben durch die Grenze des Werts, in welchem sich die unbezahlte Arbeit ausdrückt, d.h. durch das Quantum dieser unbezahlten Arbeit. Wenn der Teil des Arbeitstags, den der Arbeiter zur Reproduktion des Werts seines Lohns braucht, in dem physischen Minimum seines Lohns seine letzte Schranke hat, so hat der andre Teil des Arbeitstags, worin sich seine Mehrarbeit darstellt, also auch der Wertteil, der den Mehrwert ausdrückt, seine Schranke an dem physischen Maximum des Arbeitstags, d.h. an dem Gesamtquantum täglicher Arbeitszeit, das der Arbeiter bei Erhaltung und Reproduktion seiner Arbeitskraft überhaupt geben kann. Da es sich bei der jetzigen Betrachtung um Verteilung des Werts handelt, worin die jährlich neu zugesetzte Gesamtarbeit sich dargestellt hat, so kann der Arbeitstag hier als konstante Größe betrachtet werden und ist als solche vorausgesetzt, wieviel oder wie wenig er von seinem physischen Maximum auch abweiche. Die absolute Grenze des Wertteils, der den Mehrwert bildet und der sich in Profit und Grundrente auflöst, ist also gegeben; er ist bestimmt durch den Überschuß des unbezahlten Teils des Arbeitstags über seinen bezahlten, also durch den Wertteil des Gesamtprodukts, worin diese Mehrarbeit sich verwirklicht. Nennen wir, wie ich es getan habe, den so in seinen Grenzen bestimmten, und auf das vorgeschoßne Gesamtkapital berechneten Mehrwert den Profit, so ist dieser Profit, seiner absoluten Größe nach betrachtet, gleich dem Mehrwert, also in seinen Grenzen ebenso gesetzlich bestimmt wie dieser. Die Höhe der Profitrate aber ist ebenfalls eine in gewissen, durch den Wert der Waren bestimmten Grenzen eingeschloßne Größe. Sie ist das Verhältnis des Gesamtmehrwerts zu dem der Produktion vorgeschoßnen gesellschaftlichen Gesamtkapital. Ist dies Kapital = 500 (meinetwegen Millionen) und der Mehrwert = 100, so bilden 20% die absolute Grenze der Profitrate. Die Verteilung des gesellschaftlichen Profits nach Maßgabe dieser Rate unter die in den verschiednen Produktionssphären angelegten Kapitale erzeugt von den Werten der Waren abweichende Produktionspreise, welches die wirklich regulierenden Durchschnittsmarktpreise sind. Die Abweichung jedoch hebt weder die Bestimmung der Preise durch die Werte, noch die gesetzmäßigen Grenzen des Profits auf. Statt daß der Wert einer Ware gleich dem in ihr aufgezehrten Kapital plus dem in ihr steckenden Mehrwert, ist ihr Produktionspreis jetzt gleich dem in ihr aufgezehrten Kapital k plus dem Mehrwert, der auf <868> sie infolge der allgemeinen Profitrate fällt, also z.B. 20% auf das zu ihrer Produktion vorgeschoßne, sowohl aufgezehrte wie bloß angewandte Kapital. Aber dieser Zuschlag von 20% ist selbst bestimmt durch den vom gesellschaftlichen Gesamtkapital erzeugten Mehrwert und sein Verhältnis zum Wert des Kapitals; und darum ist er 20% und nicht 10 oder 100. Die Verwandlung der Werte in Produktionspreise hebt also nicht die Grenzen des Profits auf, sondern verändert nur seine Verteilung unter die verschiednen besondren Kapitale, aus denen das Gesellschaftskapital besteht, verteilt ihn auf sie gleichmäßig, im Verhältnis, worin sie Wertteile dieses Gesamtkapitals bilden. Die Marktpreise steigen über und fallen unter diese regulierenden Produktionspreise, aber diese Schwankungen heben sich wechselseitig auf. Betrachtet man Preislisten während einer längern Periode und zieht man die Fälle ab, wo der wirkliche Wert der Waren infolge eines Wechsels in der Produktivkraft der Arbeit verändert, und ebenso die Fälle, worin durch natürliche oder gesellschaftliche Unfälle der Produktionsprozeß gestört wurde, so wird man sich wundern, erstens über die verhältnismäßig engen Grenzen der Abweichungen und zweitens über die Regelmäßigkeit ihrer Ausgleichung. Man wird hier dieselbe Herrschaft der regulierenden Durchschnitte finden, wie Quételet sie bei den sozialen Phänomenen nachgewiesen hat. Stößt die Ausgleichung der Warenwerte zu Produktionspreisen auf keine Hindernisse, so löst sich die Rente in Differentialrente auf, d.h. sie ist beschränkt auf Ausgleichung der Surplusprofite, welche die regulierenden Produktionspreise einem Teil der Kapitalisten geben würden, und die nun vom Grundeigentümer angeeignet werden. Hier hat also die Rente ihre bestimmte Wertgrenze in den Abweichungen der individuellen Profitraten, welche die Regulierung der Produktionspreise durch die allgemeine Profitrate hervorbringt. Setzt das Grundeigentum der Ausgleichung der Warenwerte zu Produktionspreisen Hindernisse in den Weg und eignet sich absolute Rente an, so ist diese begrenzt durch den Überschuß des Werts der Bodenprodukte über ihren Produktionspreis, also durch den Überschuß des in ihnen enthaltnen Mehrwerts über die durch die allgemeine Profitrate den Kapitalen zufallende Profitrate. Diese Differenz bildet dann die Grenze der Rente, die nach wie vor nur einen bestimmten Teil des gegebnen und in den Waren enthaltnen Mehrwerts bildet.
Findet endlich die Ausgleichung des Mehrwerts zum Durchschnittsprofit in den verschiednen Produktionssphären ein Hindernis an künstlichen oder natürlichen Monopolen, und speziell am Monopol des Grundeigentums, so daß ein Monopolpreis möglich würde, der über den Produktionspreis und über den Wert der Waren stiege, auf die das Monopol wirkt, <869> so würden die durch den Wert der Waren gegebnen Grenzen dadurch nicht aufgehoben. Der Monopolpreis gewisser Waren würde nur einen Teil des Profits der andern Warenproduzenten auf die Waren mit dem Monopolpreis übertragen. Es fände indirekt eine örtliche Störung in der Verteilung des Mehrwerts unter die verschiednen Produktionssphären statt, die aber die Grenze dieses Mehrwerts selbst unverändert ließe. Ginge die Ware mit Monopolpreis in den notwendigen Konsum des Arbeiters ein, so würde sie den Arbeitslohn erhöhn und dadurch den Mehrwert vermindern, falls der Arbeiter nach wie vor den Wert seiner Arbeitskraft bezahlt erhielte. Sie könnte den Arbeitslohn unter den Wert der Arbeitskraft herabdrücken, aber dies nur, soweit jener über der Grenze seines physischen Minimums stände. In diesem Falle würde der Monopolpreis durch Abzug am realen Arbeitslohn (d.h. der Masse der Gebrauchswerte, die der Arbeiter durch dieselbe Masse Arbeit erhielte) und an dem Profit der andern Kapitalisten bezahlt. Die Grenzen, innerhalb deren der Monopolpreis die normale Regulierung der Warenpreise affizierte, wären fest bestimmt und genau berechenbar.
Wie also die Teilung des neu zugesetzten und überhaupt in Revenue auflösbaren Werts der Waren in dem Verhältnis zwischen notwendiger und Mehrarbeit, Arbeitslohn und Mehrwert, ihre gegebnen und regulierenden Grenzen findet, so wieder die Teilung des Mehrwerts selbst in Profit und Grundrente in den Gesetzen, die die Ausgleichung der Profitrate regeln. Bei der Spaltung in Zins und Unternehmergewinn bildet der Durchschnittsprofit selbst die Grenze für beide zusammen. Er liefert die gegebne Wertgröße, worin sie sich zu teilen haben und allein teilen können. Das bestimmte Verhältnis der Teilung ist hier zufällig, d.h. ausschließlich durch Konkurrenzverhältnisse bestimmt. Während sonst die Deckung von Nachfrage und Zufuhr gleich ist der Aufhebung der Abweichung der Marktpreise von ihren regulierenden Durchschnittspreisen, d.h. der Aufhebung des Einflusses der Konkurrenz, ist sie hier das allein Bestimmende. Aber warum? Weil derselbe Produktionsfaktor, das Kapital, den ihm zufallenden Teil des Mehrwerts unter zwei Besitzer desselben Produktionsfaktors zu teilen hat. Daß aber hier keine bestimmte, gesetzmäßige Grenze für die Teilung des Durchschnittsprofits stattfindet, hebt seine Grenze als Teil des Warenwerts nicht auf; sowenig wie der Umstand, daß zwei Associés eines Geschäfts, durch verschiedne äußere Umstände bestimmt, den Profit ungleich teilen, die Grenzen dieses Profits irgendwie affiziert.
Wenn also der Teil des Warenwerts, worin sich die dem Wert der Produktionsmittel neu zugesetzte Arbeit darstellt, sich zersetzt in verschiedne Teile, die in der Form von Revenuen gegeneinander selbständige Gestalten <870> annehmen, so sind deswegen keineswegs Arbeitslohn, Profit und Grundrente nun als die konstituierenden Elemente zu betrachten, aus deren Zusammensetzung oder Summe der regulierende Preis (natural price, prix nécessaire <natürlicher Preis, notwendiger Preis>) der Waren selbst entspränge; so daß nicht der Warenwert, nach Abzug des konstanten Wertteils, die ursprüngliche Einheit wäre, die in diese drei Teile zerfällt, sondern umgekehrt der Preis jedes dieser drei Teile selbständig bestimmt wäre und aus der Addition dieser drei unabhängigen Größen der Preis der Ware sich erst bildet. In Wirklichkeit ist der Warenwert die vorausgesetzte Größe, das Ganze des Gesamtwerts von Arbeitslohn, Profit, Rente, welches immer deren relative Größe gegeneinander sei. In jener falschen Auffassung sind Arbeitslohn, Profit, Rente drei selbständige Wertgrößen, deren Gesamtgröße die Größe des Warenwerts produziert, begrenzt und bestimmt.
Zunächst ist es klar, daß, wenn Arbeitslohn, Profit, Rente den Preis der Waren konstituieren, dies ebensowohl für den konstanten Teil des Warenwerts wie für den andern Teil gälte, worin sich das variable Kapital und der Mehrwert darstellt. Dieser konstante Teil kann also hier ganz außer acht gelassen werden, da der Wert der Waren, woraus er besteht, sich ebenfalls in die Summe der Werte von Arbeitslohn, Profit und Rente auflösen würde. Wie bereits bemerkt, leugnet diese Ansicht denn auch das Dasein eines solchen konstanten Wertteils.
Es ist ferner klar, daß aller Wertbegriff hier wegfällt. Es bleibt nur noch die Vorstellung des Preises, in dem Sinn, daß eine gewisse Masse Geld den Besitzern von Arbeitskraft, Kapital und Boden bezahlt wird. Aber was ist Geld? Geld ist kein Ding, sondern eine bestimmte Form des Werts, unterstellt also wieder den Wert. Wir wollen also sagen, daß eine bestimmte Masse Gold oder Silber für jene Produktionselemente gezahlt wird oder daß sie dieser Masse im Kopf gleichgesetzt werden. Aber Gold und Silber (und der aufgeklärte Ökonom ist stolz auf diese Erkenntnis) sind selbst Waren wie alle andren Waren. Der Preis von Gold und Silber ist also auch bestimmt durch Arbeitslohn, Profit und Rente. Wir können also nicht Arbeitslohn, Profit und Rente dadurch bestimmen, daß sie einem gewissen Quantum Gold und Silber gleichgesetzt werden, denn der Wert dieses Goldes und Silbers, worin sie als in ihrem Äquivalent geschätzt werden sollen, soll ja gerade durch sie, unabhängig vom Gold und Silber, d.h. unabhängig vom Wert jeder Ware, der ja gerade das Produkt jener drei ist, erst bestimmt werden. Sagen, daß der Wert von Arbeitslohn, Profit und Rente darin <871> bestehe, daß sie gleich einem gewissen Quantum Gold und Silber, hieße also nur sagen, daß sie gleich einem gewissen Quantum Arbeitslohn, Profit und Rente sind.
Nehmen wir zunächst den Arbeitslohn. Denn von der Arbeit muß auch bei dieser Ansicht ausgegangen werden. Wie also wird der regulierende Preis des Arbeitslohns bestimmt, der Preis, um den seine Marktpreise oszillieren?
Wir wollen sagen, durch Nachfrage und Zufuhr von Arbeitskraft. Aber von welcher Nachfrage der Arbeitskraft handelt es sich? Von der Nachfrage des Kapitals. Die Nachfrage nach Arbeit ist also gleich der Zufuhr von Kapital. Um von Zufuhr von Kapital zu sprechen, müssen wir vor allem wissen, was Kapital ist. Woraus besteht das Kapital? Nehmen wir seine einfachste Erscheinung: aus Geld und Waren. Aber Geld ist bloß eine Form der Ware. Also aus Waren. Aber der Wert der Waren ist nach der Voraussetzung in erster Instanz bestimmt durch den Preis der sie produzierenden Arbeit, den Arbeitslohn. Der Arbeitslohn wird hier vorausgesetzt und behandelt als konstituierendes Element des Preises der Waren. Dieser Preis soll nun bestimmt werden durch das Verhältnis der angebotnen Arbeit zum Kapital. Der Preis des Kapitals selbst ist gleich dem Preis der Waren, woraus es besteht. Die Nachfrage des Kapitals nach Arbeit ist gleich der Zufuhr des Kapitals. Und die Zufuhr des Kapitals ist gleich der Zufuhr einer Warensumme von gegebnem Preis, und dieser Preis ist in erster Instanz reguliert durch den Preis der Arbeit, und der Preis der Arbeit ist seinerseits wieder gleich dem Teil des Warenpreises, woraus das variable Kapital besteht, das an den Arbeiter im Austausch für seine Arbeit abgetreten wird; und der Preis der Waren, woraus dies variable Kapital besteht, ist selbst wieder in erster Reihe bestimmt durch den Preis der Arbeit, denn er ist bestimmt durch die Preise von Arbeitslohn, Profit und Rente. Um den Arbeitslohn zu bestimmen, können wir also nicht das Kapital voraussetzen, da der Wert des Kapitals selbst durch den Arbeitslohn mit bestimmt ist.
Außerdem nützt uns das Hereinbringen der Konkurrenz nichts. Die Konkurrenz macht die Marktpreise der Arbeit steigen oder fallen. Aber gesetzt, Nachfrage und Zufuhr von Arbeit decken sich. Wodurch wird dann der Arbeitslohn bestimmt? Durch die Konkurrenz. Aber es ist eben vorausgesetzt, daß die Konkurrenz aufhört zu bestimmen, daß sie durch das Gleichgewicht ihrer beiden entgegenstrebenden Kräfte ihre Wirkung aufhebt. Wir wollen ja gerade den natürlichen Preis des Arbeitslohns finden, d.h. den Preis der Arbeit, der nicht von der Konkurrenz reguliert wird, sondern sie umgekehrt reguliert.
<872> Es bleibt nichts übrig, als den notwendigen Preis der Arbeit durch die notwendigen Lebensmittel des Arbeiters zu bestimmen. Aber diese Lebensmittel sind Waren, die einen Preis haben. Der Preis der Arbeit ist also durch den Preis der notwendigen Lebensmittel bestimmt, und der Preis der Lebensmittel ist, wie der aller andern Waren, in erster Linie durch den Preis der Arbeit bestimmt. Also ist der durch den Preis der Lebensmittel bestimmte Preis der Arbeit durch den Preis der Arbeit bestimmt. Der Preis der Arbeit ist durch sich selbst bestimmt. In andren Worten, wir wissen nicht, wodurch der Preis der Arbeit bestimmt ist. Die Arbeit hat hier überhaupt einen Preis, weil sie als Ware betrachtet wird. Um also von dem Preis der Arbeit zu sprechen, müssen wir wissen, was Preis überhaupt ist. Aber was Preis überhaupt ist, erfahren wir auf diesem Wege erst recht nicht.
Wir wollen indes annehmen, in dieser erfreulichen Weise sei der notwendige Preis der Arbeit bestimmt. Wie nun der Durchschnittsprofit, der Profit jedes Kapitals in normalen Verhältnissen, der das zweite Preiselement der Ware bildet? Der Durchschnittsprofit muß bestimmt sein durch eine Durchschnittsrate des Profits; wie wird diese bestimmt? Durch die Konkurrenz unter den Kapitalisten? Aber diese Konkurrenz unterstellt schon das Dasein des Profits. Sie unterstellt verschiedne Profitraten und daher verschiedne Profite, sei es in denselben, sei es in verschiednen Produktionszweigen. Die Konkurrenz kann nur auf die Profitrate wirken, soweit sie auf die Preise der Waren wirkt. Die Konkurrenz kann nur bewirken, daß Produzenten innerhalb derselben Produktionssphäre ihre Waren zu gleichen Preisen verkaufen und daß sie innerhalb verschiedner Produktionssphären ihre Waren zu Preisen verkaufen, die ihnen denselben Profit geben, denselben proportionellen Zuschlag zu dem schon teilweise durch den Arbeitslohn bestimmten Preis der Ware. Die Konkurrenz kann daher nur Ungleichheiten in der Profitrate ausgleichen. Um ungleiche Profitraten auszugleichen, muß der Profit als Element des Warenpreises schon vorhanden sein. Die Konkurrenz schafft ihn nicht. Sie erhöht oder erniedrigt, aber sie schafft nicht das Niveau, welches eintritt, sobald die Ausgleichung stattgefunden. Und, indem wir von einer notwendigen Rate des Profits sprechen, wollen wir eben die von den Bewegungen der Konkurrenz unabhängige Profitrate kennen, welche ihrerseits die Konkurrenz reguliert. Die durchschnittliche Profitrate tritt ein mit dem Gleichgewicht der Kräfte der konkurrierenden Kapitalisten gegeneinander. Die Konkurrenz kann dies Gleichgewicht herstellen, aber nicht die Profitrate, die auf diesem Gleichgewicht eintritt. Sobald dies Gleichgewicht hergestellt ist, warum ist nun die allgemeine Profitrate 10 oder 20 oder 100%? Von wegen der Konkurrenz. Aber umgekehrt, <873> die Konkurrenz hat die Ursachen aufgehoben, die Abweichungen von den 10 oder 20 oder 100% produzierten. Sie hat einen Warenpreis herbeigeführt, wobei jedes Kapital im Verhältnis seiner Größe denselben Profit abwirft. Die Größe dieses Profits selbst aber ist unabhängig von ihr. Sie reduziert nur alle Abweichungen immer wieder auf diese Größe. Ein Mann konkurriert mit den andren, und die Konkurrenz zwingt ihn, seine Ware zu demselben Preis zu verkaufen wie Jene. Warum aber ist dieser Preis 10 oder 20 oder 100?
Es bleibt also nichts übrig, als die Profitrate und daher den Profit als einen auf unbegreifliche Weise bestimmten Zuschlag zu dem Preis der Ware zu erklären, der soweit durch den Arbeitslohn bestimmt war. Das einzige, was uns die Konkurrenz sagt, ist, daß diese Profitrate eine gegebne Größe sein muß. Aber das wußten wir vorher, als wir von allgemeiner Profitrate und dem "notwendigen Preis" des Profits sprachen.
Es ist ganz unnötig, diesen abgeschmackten Prozeß an der Grundrente von neuem durchzudreschen. Man sieht ohnedies, daß er, wenn irgendwie konsequent durchgeführt, Profit und Rente als bloße, durch unbegreifliche Gesetze bestimmte Preiszuschläge zu dem in erster Linie durch den Arbeitslohn bestimmten Warenpreis erscheinen läßt. Kurz, die Konkurrenz muß es auf sich nehmen, alle Begriffslosigkeiten der Ökonomen zu erklären, während die Ökonomen umgekehrt die Konkurrenz zu erklären hätten.
Sieht man hier nun ab von der Phantasie der durch die Zirkulation geschaffnen, d.h. aus dem Verkauf entspringenden Preisbestandteile, Profit und Rente - und die Zirkulation kann nie geben, was ihr nicht vorher gegeben worden ist -, so kommt die Sache einfach auf dies hinaus:
Der durch den Arbeitslohn bestimmte Preis einer Ware sei = 100; die Profitrate 10% auf den Arbeitslohn und die Rente 15% auf den Arbeitslohn. So ist der durch die Summe von Arbeitslohn, Profit und Rente bestimmte Preis der Ware = 125. Diese 25 Zuschlag können nicht aus dem Verkauf der Ware herrühren. Denn alle, die aneinander verkaufen, verkaufen sich jeder, was 100 Arbeitslohn gekostet hat, zu 125; was ganz dasselbe ist, als wenn sie alle zu 100 verkauften. Die Operation muß also unabhängig vom Zirkulationsprozeß betrachtet werden.
Teilen sich die drei in die Ware selbst, die jetzt 125 kostet - und es ändert nichts an der Sache, wenn der Kapitalist erst zu 125 verkauft und dann dem Arbeiter 100, sich selbst 10 und dem Grundrentner 15 zahlt -, so erhält der Arbeiter 4/5 = 100 vom Wert und vom Produkt. Der Kapitalist erhält vom Wert und vom Produkt 2/25 und der Grundrentner 3/25. Indem der Kapitalist zu 125 verkauft statt zu 100, gibt er dem Arbeiter nur 4/5 des <874> Produkts, worin sich seine Arbeit darstellt. Es wäre also ganz dasselbe, wenn er dem Arbeiter 80 gegeben und 20 zurückbehalten hätte, wovon ihm 8 und dem Rentner 12 zukämen. Er hätte dann die Ware zu ihrem Wert verkauft, da in der Tat die Preiszuschläge vom Wert der Ware, der bei dieser Voraussetzung durch den Wert des Arbeitslohns bestimmt ist, unabhängige Erhöhungen sind. Es kommt auf einem Umweg darauf hinaus, daß in dieser Vorstellung das Wort Arbeitslohn, die 100, gleich dem Wert des Produkts ist, d.h. = der Summe Geld, worin sich dies bestimmte Arbeitsquantum darstellt; daß dieser Wert aber vom realen Arbeitslohn wieder verschieden ist und daher ein Surplus läßt. Nur wird dies hier herausgebracht durch nominellen Preiszuschlag. Wäre also der Arbeitslohn gleich 110 statt = 100, so müßte der Profit sein = 11 und die Grundrente = 161/2, also der Preis der Ware = 1371/2. Es würde dies das Verhältnis gleich unverändert lassen. Da die Teilung aber immer durch nominellen Zuschlag gewisser Prozente auf den Arbeitslohn erhalten würde, stiege und fiele der Preis mit dem Arbeitslohn. Der Arbeitslohn wird hier erst gleich dem Wert der Ware gesetzt und dann wieder von ihm geschieden. In der Tat aber kommt die Sache, auf einem begriffslosen Umweg, darauf hinaus, daß der Wert der Ware durch das in ihr enthaltne Quantum Arbeit, der Wert des Arbeitslohns aber durch den Preis der notwendigen Lebensmittel bestimmt ist und der Überschuß des Werts über den Arbeitslohn Profit und Rente bildet.
Die Zersetzung der Werte der Waren, nach Abzug des Werts der in ihrer Produktion verbrauchten Produktionsmittel, die Zersetzung dieser gegebnen, durch das im Warenprodukt vergegenständlichte Quantum Arbeit bestimmten Wertmasse in drei Bestandteile, die als Arbeitslohn, Profit und Grundrente die Gestalt selbständiger und voneinander unabhängiger Revenueformen annehmen - diese Zersetzung stellt sich auf der zutage liegenden Oberfläche der kapitalistischen Produktion und daher in der Vorstellung der in ihr befangnen Agenten verkehrt dar.
Der Gesamtwert einer beliebigen Ware sei = 300, davon 200 der Wert der in ihrer Produktion verbrauchten Produktionsmittel oder Elemente des konstanten Kapitals. Bleiben also 100 als Summe des dieser Ware in ihrem Produktionsprozeß zugesetzten Neuwerts. Dieser Neuwert von 100 ist alles, was verfügbar ist zur Teilung in die drei Revenueformen. Setzen wir den Arbeitslohn = x, den Profit = y, die Grundrente = z, so wird die Summe von x + y + z in unserm Fall immer = 100 sein. In der Vorstellung der Industriellen, Kaufleute und Bankiers, sowie in der der Vulgärökonomen geht dies aber ganz anders zu. Für sie ist nicht der Wert der Ware, nach Abzug des Werts der in ihr verbrauchten Produktionsmittel, gegeben = 100, <875> welche 100 dann in x, y, z zerteilt werden. Sondern der Preis der Ware setzt sich einfach zusammen aus den von ihrem Wert und voneinander unabhängig bestimmten Wertgrößen des Arbeitslohns, des Profits und der Rente, so daß x, y, z jedes für sich selbständig gegeben und bestimmt ist, und aus der Summe dieser Größen, die kleiner oder größer als 100 sein kann, erst die Wertgröße der Ware selbst, als aus der Addition dieser ihrer Wertbildner resultierte. Dies Quidproquo ist notwendig:
Erstens, weil die Wertbestandteile der Ware als selbständige Revenuen einander gegenübertreten, die als solche bezogen sind auf drei ganz voneinander verschiedne Produktionsagentien, die Arbeit, das Kapital und die Erde, und die daher aus diesen zu entspringen scheinen. Das Eigentum an der Arbeitskraft, am Kapital, an der Erde ist die Ursache, die diese verschiednen Wertbestandteile der Waren diesen respektiven Eignern zufallen macht und sie daher in Revenuen für sie verwandelt. Aber der Wert entspringt nicht aus einer Verwandlung in Revenue, sondern er muß da sein, bevor er in Revenue verwandelt werden, diese Gestalt annehmen kann. Der Schein des Umgekehrten muß sich um so mehr befestigen, als die Bestimmung der relativen Größe dieser drei Teile gegeneinander verschiedenartigen Gesetzen folgt, deren Zusammenhang mit und Beschränkung durch den Wert der Waren selbst sich keineswegs auf der Oberfläche zeigt.
Zweitens: Man hat gesehn, daß ein allgemeines Steigen oder Fallen des Arbeitslohns, indem es bei sonst gleichen Umständen eine Bewegung der allgemeinen Profitrate in entgegengesetzter Richtung erzeugt, die Produktionspreise der verschiednen Waren verändert, die einen hebt, die andern senkt, je nach der Durchschnittszusammensetzung des Kapitals in den betreffenden Produktionssphären. Es wird hier also jedenfalls in einigen Produktionssphären die Erfahrung gemacht, daß der Durchschnittspreis einer Ware steigt, weil der Arbeitslohn gestiegen, und fällt, weil er gefallen. Was nicht "erfahren" wird, ist die geheime Regulierung dieser Änderungen durch den vom Arbeitslohn unabhängigen Wert der Waren. Ist dagegen das Steigen des Arbeitslohns lokal, findet es nur in besondren Produktionssphären infolge eigentümlicher Umstände statt, so kann eine entsprechende nominelle Preissteigerung dieser Waren eintreten. Dies Steigen des relativen Werts einer Sorte von Waren gegen die andren, für die der Arbeitslohn unverändert geblieben, ist dann nur eine Reaktion gegen die lokale Störung der gleichmäßigen Verteilung des Mehrwerts an die verschiednen Produktionssphären, ein Mittel der Ausgleichung der besondren Profitraten zur allgemeinen. Die "Erfahrung", die dabei gemacht wird, ist wieder Bestimmung des Preises durch den Arbeitslohn. Was in diesen beiden Fällen also erfahren wird, ist, <876> daß der Arbeitslohn die Warenpreise bestimmt hat. Was nicht erfahren wird, ist die verborgne Ursache dieses Zusammenhangs. Ferner: Der Durchschnittspreis der Arbeit, d.h. der Wert der Arbeitskraft, ist bestimmt durch den Produktionspreis der notwendigen Lebensmittel. Steigt oder fällt dieser, so jener. Was hier wieder erfahren wird, ist die Existenz eines Zusammenhangs zwischen dem Arbeitslohn und dem Preis der Waren; aber die Ursache kann als Wirkung und die Wirkung als Ursache sich darstellen, wie dies auch bei der Bewegung der Marktpreise der Fall ist, wo ein Steigen des Arbeitslohns über seinen Durchschnitt dem mit der Prosperitätsperiode verknüpften Steigen der Marktpreise über die Produktionspreise und der nachfolgende Fall des Arbeitslohns unter seinen Durchschnitt dem Fall der Marktpreise unter die Produktionspreise entspricht. Dem Gebundensein der Produktionspreise durch die Werte der Waren müßte, von den oszillatorischen Bewegungen der Marktpreise abgesehn, prima facie stets die Erfahrung entsprechen, daß, wenn der Arbeitslohn steigt, die Profitrate fällt und umgekehrt. Aber man hat gesehn, daß die Profitrate durch Bewegungen im Wert des konstanten Kapitals, unabhängig von den Bewegungen des Arbeitslohns, bestimmt sein kann; so daß Arbeitslohn und Profitrate statt in entgegengesetzter, in derselben Richtung sich bewegen, beide zusammen steigen oder fallen können. Fiele die Rate des Mehrwerts unmittelbar zusammen mit der Rate des Profits, so wäre dies nicht möglich. Auch wenn der Arbeitslohn steigt infolge gestiegner Preise der Lebensmittel, kann die Profitrate dieselbe bleiben oder selbst steigen, infolge größrer Intensität der Arbeit oder Verlängerung des Arbeitstags. Alle diese Erfahrungen bestätigen den durch die selbständige, verkehrte Form der Wertbestandteile erregten Schein, als wenn entweder der Arbeitslohn allein oder Arbeitslohn und Profit zusammen den Wert der Waren bestimmen. Sobald überhaupt dies mit Bezug auf den Arbeitslohn so scheint, also Preis der Arbeit und durch die Arbeit erzeugter Wert zusammenzufallen scheinen, versteht sich dies für den Profit und die Rente von selbst. Ihre Preise, d.h. Geldausdrücke, müssen dann unabhängig von der Arbeit und dem durch sie erzeugten Wert reguliert werden.
Drittens: Man nehme an, daß die Werte der Waren oder die nur scheinbar von ihnen unabhängigen Produktionspreise unmittelbar und beständig in der Erscheinung zusammenfielen mit den Marktpreisen der Waren, statt vielmehr sich nur als die regulierenden Durchschnittspreise durchzusetzen durch die fortwährenden Kompensationen der beständigen Schwankungen der Marktpreise. Man nehme ferner an, daß die Reproduktion immer unter denselben gleichbleibenden Verhältnissen stattfinde, also die Produktivität <877> der Arbeit in allen Elementen des Kapitals konstant bleibe. Man nehme endlich an, daß der Wertteil des Warenprodukts, der in jeder Produktionssphäre durch Zusatz eines neuen Arbeitsquantums, also eines neu produzierten Werts zu dem Wert der Produktionsmittel gebildet wird, sich in stets gleichbleibenden Verhältnissen zersetze in Arbeitslohn, Profit und Rente, so daß der wirklich gezahlte Arbeitslohn, der tatsächlich realisierte Profit und die tatsächliche Rente beständig unmittelbar zusammenfielen mit dem Wert der Arbeitskraft, mit dem, jedem selbständig fungierenden Teil des Gesamtkapitals kraft der Durchschnittsprofitrate zukommenden Teil des Gesamtmehrwerts und mit den Grenzen, worin die Grundrente auf dieser Basis normaliter eingebannt ist. In einem Wort, man nehme an, daß die Verteilung des gesellschaftlichen Wertprodukts und die Regelung der Produktionspreise auf kapitalistischer Grundlage erfolgt, aber unter Beseitigung der Konkurrenz.
Unter diesen Voraussetzungen also, wo der Wert der Waren konstant wäre und erschiene, wo der Wertteil des Warenprodukts, der sich in Revenuen auflöst, eine konstante Größe bliebe und sich stets als solche darstellte, wo endlich dieser gegebne und konstante Wertteil sich stets in konstanten Verhältnissen in Arbeitslohn, Profit und Rente zersetzte - selbst unter diesen Voraussetzungen würde die wirkliche Bewegung notwendig in verkehrter Gestalt erscheinen: nicht als Zersetzung einer im voraus gegebnen Wertgröße in drei Teile, die voneinander unabhängige Revenueformen annehmen, sondern umgekehrt als Bildung dieser Wertgröße aus der Summe der unabhängig und für sich selbständig bestimmten, sie komponierenden Elemente des Arbeitslohns, des Profits und der Grundrente. Dieser Schein entspränge notwendig, weil in der wirklichen Bewegung der Einzelkapitale und ihrer Warenprodukte nicht der Wert der Waren ihrer Zersetzung vorausgesetzt erscheint, sondern umgekehrt die Bestandteile, worin sie sich zersetzen, als dem Wert der Waren vorausgesetzt fungieren. Zunächst haben wir gesehn, daß jedem Kapitalisten der Kostpreis der Ware als gegebne Größe erscheint und sich im wirklichen Produktionspreis beständig als solche darstellt. Der Kostpreis ist aber gleich dem Wert des konstanten Kapitals, der vorgeschoßnen Produktionsmittel, plus dem Wert der Arbeitskraft, der sich aber für den Produktionsagenten in der irrationellen Form des Preises der Arbeit darstellt, so daß der Arbeitslohn zugleich als Revenue des Arbeiters erscheint. Der Durchschnittspreis der Arbeit ist eine gegebne Größe, weil der Wert der Arbeitskraft, wie der jeder andern Ware, durch die zu ihrer Reproduktion notwendige Arbeitszeit bestimmt ist. Aber was den Wertteil der Waren betrifft, der sich in Arbeitslohn auflöst, so entspringt er nicht daraus, daß er <878> diese Form des Arbeitslohns annimmt, daß der Kapitalist dem Arbeiter dessen Anteil an seinem eignen Produkt unter der Erscheinungsform des Arbeitslohns vorschießt, sondern dadurch, daß der Arbeiter ein seinem Arbeitslohn entsprechendes Äquivalent produziert, d.h. daß ein Teil seiner Tages- oder Jahresarbeit den im Preis seiner Arbeitskraft enthaltnen Wert produziert. Der Arbeitslohn wird aber kontraktlich abgemacht, bevor das ihm entsprechende Wertäquivalent produziert ist. Als ein Preiselement, dessen Größe gegeben ist, bevor die Ware und der Warenwert produziert, als Bestandteil des Kostpreises erscheint der Arbeitslohn daher nicht als ein Teil, der sich in selbständiger Form vom Gesamtwert der Ware loslöst, sondern umgekehrt als gegebne Größe, die diesen vorausbestimmt, d.h. als Preis- oder Wertbildner. Eine ähnliche Rolle wie der Arbeitslohn im Kostpreis der Ware spielt der Durchschnittsprofit in ihrem Produktionspreis, denn der Produktionspreis ist gleich dem Kostpreis plus dem Durchschnittsprofit auf das vorgeschoßne Kapital. Dieser Durchschnittsprofit geht praktisch, in der Vorstellung und in der Berechnung des Kapitalisten selbst, als ein regulierendes Element ein, nicht nur soweit er die Übertragung der Kapitale aus einer Anlagesphäre in die andre bestimmt, sondern auch für alle Verkäufe und Kontrakte, die einen auf längere Epochen sich erstreckenden Reproduktionsprozeß umfassen. Soweit er aber so eingeht, ist er eine vorausgesetzte Größe, die in der Tat unabhängig ist von dem in jeder besondren Produktionssphäre und daher noch mehr von dem von jeder einzelnen Kapitalanlage in jeder dieser Sphären erzeugten Wert und Mehrwert. Statt als Resultat einer Spaltung des Werts zeigt ihn die Erscheinung vielmehr als vom Wert des Warenprodukts unabhängige, im Produktionsprozeß der Waren im voraus gegebne und den Durchschnittspreis der Waren selbst bestimmende Größe, d.h. als Wertbildner. Und zwar erscheint der Mehrwert, infolge des Auseinanderfallens seiner verschiednen Teile in ganz voneinander unabhängige Formen, noch in viel konkreterer Form der Wertbildung der Waren vorausgesetzt. Ein Teil des Durchschnittsprofits, in der Form des Zinses, tritt dem fungierenden Kapitalisten selbständig als ein der Produktion der Waren und ihres Werts vorausgesetztes Element gegenüber. Sosehr die Größe des Zinses schwankt, sosehr ist er in jedem Augenblick und für jeden Kapitalisten eine gegebne Größe, die für ihn, den einzelnen Kapitalisten, in den Kostpreis der von ihm produzierten Waren eingeht. Ebenso die Grundrente in der Form des kontraktlich festgestellten Pachtgeldes für den agrikolen Kapitalisten und in der Form der Miete für die Geschäftsräume für andre Unternehmer. Diese Teile, worin sich der Mehrwert zersetzt, erscheinen daher, weil als Elemente des Kostpreises gegeben für den einzelnen Kapitalisten, umgekehrt als Bild- <879> ner des Mehrwerts; Bildner eines Teils des Warenpreises, wie der Arbeitslohn den andren bildet. Das Geheimnis, weshalb diese Produkte der Zersetzung des Warenwerts beständig als die Voraussetzungen der Wertbildung selbst erscheinen, ist einfach dies, daß die kapitalistische Produktionsweise, wie jede andre, nicht nur beständig das materielle Produkt reproduziert, sondern die gesellschaftlichen ökonomischen Verhältnisse, die ökonomischen Formbestimmtheiten seiner Bildung. Ihr Resultat erscheint daher ebenso beständig als ihr vorausgesetzt, wie ihre Voraussetzungen als ihre Resultate erscheinen. Und es ist diese beständige Reproduktion derselben Verhältnisse, welche der einzelne Kapitalist als selbstverständlich, als unbezweifelbare Tatsache antizipiert. Solange die kapitalistische Produktion als solche fortbesteht, löst ein Teil der neu zugesetzten Arbeit sich beständig in Arbeitslohn, ein andrer in Profit (Zins und Unternehmergewinn) und der dritte in Rente auf. Bei den Kontrakten zwischen den Eigentümern der verschiednen Produktionsagentien ist dies vorausgesetzt, und diese Voraussetzung ist richtig, sosehr die relativen Größenverhältnisse in jedem Einzelfall schwanken. Die bestimmte Gestalt, worin sich die Wertteile gegenübertreten, ist vorausgesetzt, weil sie beständig reproduziert wird, und sie wird beständig reproduziert, weil sie beständig vorausgesetzt ist.
Allerdings zeigt die Erfahrung und die Erscheinung nun auch, daß die Marktpreise, in deren Einfluß dem Kapitalisten in der Tat die Wertbestimmung allein erscheint, ihrer Größe nach betrachtet, keineswegs von diesen Antizipationen abhängig sind; daß sie sich nicht darnach richten, ob der Zins oder die Rente hoch oder niedrig abgemacht waren. Aber die Marktpreise sind nur konstant im Wechsel, und ihr Durchschnitt für längere Perioden ergibt eben die respektiven Durchschnitte von Arbeitslohn, Profit und Rente als die konstanten, also die Marktpreise in letzter Instanz beherrschenden Größen.
Andrerseits scheint die Reflexion sehr einfach, daß, wenn Arbeitslohn, Profit und Rente deswegen Wertbildner sind, weil sie der Produktion des Werts vorausgesetzt erscheinen, und für den einzelnen Kapitalisten im Kostpreis und Produktionspreis vorausgesetzt sind, auch der konstante Kapitalteil, dessen Wert als gegeben in die Produktion jeder Ware eintritt, Wertbildner ist. Aber der konstante Kapitalteil ist nichts als eine Summe von Waren und daher Warenwerten. Es käme also auf die abgeschmackte Tautologie hinaus, daß der Warenwert der Bildner und die Ursache des Warenwerts ist.
Wenn aber der Kapitalist irgendein Interesse hätte, hierüber nachzudenken - und sein Nachdenken als Kapitalist ist ausschließlich durch sein <880> Interesse und seine interessierten Motive bestimmt -, so zeigt ihm die Erfahrung, daß das Produkt, das er selbst produziert, als konstanter Kapitalteil in andre Produktionssphären und Produkte dieser andren Produktionssphären als konstante Kapitalteile in sein Produkt eingehn. Da also für ihn, soweit seine Neuproduktion geht, der Wertzusatz gebildet wird, dem Schein nach, durch die Größen von Arbeitslohn, Profit, Rente, so gilt dies auch für den konstanten Teil, der aus Produkten andrer Kapitalisten besteht, und daher reduziert sich in letzter Instanz, wenn auch in einer Art, der nicht ganz auf die Sprünge zu kommen ist, der Preis des konstanten Kapitalteils und damit der Gesamtwert der Waren in letzter Instanz auf die Wertsumme, die aus der Addition der selbständigen, nach verschiednen Gesetzen geregelten und aus verschiednen Quellen gebildeten Wertbildnern: Arbeitslohn, Profit und Rente resultiert.
Viertens: Der Verkauf oder Nichtverkauf der Waren zu ihren Werten, also die Wertbestimmung selbst, ist für den einzelnen Kapitalisten durchaus gleichgültig. Sie ist schon von vornherein etwas, das hinter seinem Rücken, durch die Macht von ihm unabhängiger Verhältnisse vorgeht, da nicht die Werte, sondern die von ihnen verschiednen Produktionspreise in jeder Produktionssphäre die regulierenden Durchschnittspreise bilden. Die Wertbestimmung als solche interessiert und bestimmt den einzelnen Kapitalisten und das Kapital in jeder besondren Produktionssphäre nur so weit, als das verminderte oder vermehrte Arbeitsquantum, das mit dem Steigen oder Fallen der Produktivkraft der Arbeit zur Produktion der Waren erheischt ist, in dem einen Fall ihn befähigt, bei den vorhandnen Marktpreisen einen Extraprofit zu machen, und im andren ihn zwingt, den Preis der Waren zu erhöhen, weil ein Stück mehr Arbeitslohn, mehr konstantes Kapital, daher auch mehr Zins, auf das Teilprodukt oder die einzelne Ware fällt. Sie interessiert ihn nur, soweit sie die Produktionskosten der Ware für ihn selbst erhöht oder erniedrigt, also nur soweit sie ihn in eine Ausnahmsposition setzt.
Dahingegen erscheinen ihm Arbeitslohn, Zins und Rente als regulierende Grenzen nicht nur des Preises, zu dem er den ihm als fungierendem Kapitalisten zufallenden Teil des Profits, den Unternehmergewinn, realisieren kann, sondern zu dem er überhaupt, soll fortgesetzte Reproduktion möglich sein, die Ware muß verkaufen können. Es ist für ihn durchaus gleichgültig, ob er den in der Ware steckenden Wert und Mehrwert beim Verkauf realisiert oder nicht, vorausgesetzt nur, daß er den gewohnten oder einen größern Unternehmergewinn, über den durch Arbeitslohn, Zins und Rente für ihn individuell gegebnen Kostpreis, aus dem Preise herausschlägt. Abgesehn <881> vom konstanten Kapitalteil, erscheinen ihm daher der Arbeitslohn, der Zins und die Rente als die begrenzenden und daher schöpferischen, bestimmenden Elemente des Warenpreises. Gelingt es ihm z.B., den Arbeitslohn unter den Wert der Arbeitskraft, also unter seine normale Höhe herabzudrücken, Kapital zu niedrigerem Zinsfuß zu erhalten und Pachtgeld unter der normalen Höhe der Rente zu zahlen, so ist es völlig gleichgültig für ihn, ob er das Produkt unter seinem Wert und selbst unter dem allgemeinen Produktionspreis verkauft, also einen Teil der in der Ware enthaltnen Mehrarbeit umsonst weggibt. Dies gilt selbst für den konstanten Kapitalteil. Kann ein Industrieller z.B. das Rohmaterial unter seinem Produktionspreis kaufen, so schützt ihn dies vor Verlust, auch wenn er es in der fertigen Ware wieder unter dem Produktionspreis verkauft. Sein Unternehmergewinn kann derselbe bleiben und selbst wachsen, sobald nur der Überschuß des Warenpreises über die Elemente desselben, die bezahlt, durch ein Äquivalent ersetzt werden müssen, derselbe bleibt oder wächst. Aber außer dem Wert der Produktionsmittel, die als gegebne Preisgrößen in die Produktion seiner Waren eingehn, sind es grade Arbeitslohn, Zins, Rente, die als begrenzende und regelnde Preisgrößen in diese Produktion eingehn. Sie erscheinen ihm also als die Elemente, die den Preis der Waren bestimmen. Der Unternehmergewinn erscheint von diesem Standpunkt aus entweder bestimmt durch den Überschuß der von zufälligen Konkurrenzverhältnissen abhängigen Marktpreise über den durch jene Preiselemente bestimmten, immanenten Wert der Waren oder soweit er selbst bestimmend in den Marktpreis eingreift, erscheint er selbst wieder als von der Konkurrenz unter Käufern und Verkäufern abhängig.
In der Konkurrenz sowohl der einzelnen Kapitalisten untereinander wie in der Konkurrenz auf dem Weltmarkt sind es die gegebnen und vorausgesetzten Größen von Arbeitslohn, Zins, Rente, die in die Rechnung als konstante und regulierende Größen eingehn; konstant nicht in dem Sinn, daß sie ihre Größen nicht ändern, sondern in dem Sinn, daß sie in jedem einzelnen Fall gegeben sind und die konstante Grenze für die beständig schwankenden Marktpreise bilden. Z.B. bei der Konkurrenz auf dem Weltmarkt handelt es sich ausschließlich darum, ob mit dem gegebnen Arbeitslohn, Zins und Rente die Ware zu oder unter den gegebnen allgemeinen Marktpreisen mit Vorteil, d.h. mit Realisierung eines entsprechenden Unternehmergewinns verkauft werden kann. Ist in einem Lande der Arbeitslohn und der Preis des Bodens niedrig, dagegen der Zins des Kapitals hoch, weil die kapitalistische Produktionsweise hier überhaupt nicht entwickelt ist, während in einem andern Lande der Arbeitslohn und der Bodenpreis <882> nominell hoch, dagegen der Zins des Kapitals niedrig steht, so wendet der Kapitalist in dem einen Land mehr Arbeit und Boden, in dem andern verhältnismäßig mehr Kapital an. In der Berechnung, wieweit hier die Konkurrenz zwischen beiden möglich, gehn diese Faktoren als bestimmende Elemente ein. Die Erfahrung zeigt hier also theoretisch, und die interessierte Berechnung des Kapitalisten zeigt praktisch, daß die Preise der Waren durch Arbeitslohn, Zins und Rente, durch den Preis der Arbeit, des Kapitals und des Bodens bestimmt und daß diese Preiselemente in der Tat die regulierenden Preisbildner sind.
Es bleibt natürlich dabei immer ein Element, das nicht vorausgesetzt ist, sondern aus dem Marktpreis der Waren resultiert, nämlich der Überschuß über den aus der Addition jener Elemente, Arbeitslohn, Zins und Rente, gebildeten Kostpreis. Dies vierte Element erscheint in jedem einzelnen Fall durch die Konkurrenz bestimmt und im Durchschnitt der Fälle durch den wieder durch dieselbe Konkurrenz, nur in längern Perioden, regulierten Durchschnittsprofit.
Fünftens: Auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise wird es sosehr selbstverständlich, den Wert, worin sich die neu zugesetzte Arbeit darstellt, in die Revenueformen von Arbeitslohn, Profit und Grundrente zu zerfällen, daß diese Methode (von vergangnen Geschichtsperioden, wie wir davon bei der Grundrente Beispiele gegeben haben, nicht zu sprechen) auch da angewandt wird, wo von vornherein die Existenzbedingungen jener Revenueformen fehlen. D.h. alles wird per Analogie unter sie subsumiert.
Wenn ein unabhängiger Arbeiter - nehmen wir einen kleinen Bauer, weil hier alle drei Revenueformen sich anwenden lassen - für sich selbst arbeitet und sein eignes Produkt verkauft, so wird er erstens als sein eigner Beschäftiger (Kapitalist) betrachtet, der sich selbst als Arbeiter anwendet, und als sein eigner Grundeigentümer, der sich selbst als seinen Pächter anwendet. Sich als Lohnarbeiter zahlt er Arbeitslohn, sich als Kapitalist vindiziert er Profit und sich als Grundeigentümer zahlt er Rente. Die kapitalistische Produktionsweise und die ihr entsprechenden Verhältnisse als allgemein gesellschaftliche Basis vorausgesetzt, ist diese Subsumtion soweit richtig, als er es nicht seiner Arbeit verdankt, sondern dem Besitz der Produktionsmittel - welche hier allgemein die Form von Kapital angenommen haben -, daß er imstande ist, sich seine eigne Mehrarbeit anzueignen. Und ferner, soweit er sein Produkt als Ware produziert, also von dem Preis desselben abhängt (und selbst wenn nicht, ist dieser Preis veranschlagbar), hängt die Masse der Mehrarbeit, die er verwerten kann, nicht von ihrer eignen Größe, sondern von der allgemeinen Profitrate ab; und ebenso ist <883> der etwaige Überschuß über die durch die allgemeine Profitrate bestimmte Quote des Mehrwerts wieder nicht bestimmt durch das Quantum der von ihm geleisteten Arbeit, sondern kann von ihm nur angeeignet werden, weil er Eigentümer des Bodens ist. Weil so eine der kapitalistischen Produktionsweise nicht entsprechende Produktionsform - und bis zu einem gewissen Grad nicht unrichtig - unter ihre Revenueformen subsumiert werden kann, befestigt sich um so mehr der Schein, als ob die kapitalistischen Verhältnisse Naturverhältnisse jeder Produktionsweise seien.
Reduziert man allerdings den Arbeitslohn auf seine allgemeine Grundlage, nämlich auf den Teil des eignen Arbeitsprodukts, der in die individuelle Konsumtion des Arbeiters eingeht; befreit man diesen Anteil von der kapitalistischen Schranke und erweitert ihn zu dem Umfang der Konsumtion, den einerseits die vorhandne Produktivkraft der Gesellschaft zuläßt (also die gesellschaftliche Produktivkraft seiner eignen Arbeit als wirklich gesellschaftlicher) und den andrerseits die volle Entwicklung der Individualität erheischt; reduziert man ferner die Mehrarbeit und das Mehrprodukt auf das Maß, das unter den gegebnen Produktionsbedingungen der Gesellschaft erheischt ist, einerseits zur Bildung eines Assekuranz- und Reservefonds, andrerseits zur stetigen Erweiterung der Reproduktion in dem durch das gesellschaftliche Bedürfnis bestimmten Grad; schließt man endlich in Nr. 1, der notwendigen Arbeit, und Nr. 2, der Mehrarbeit, das Quantum Arbeit ein, das die arbeitsfähigen für die noch nicht oder nicht mehr arbeitsfähigen Glieder der Gesellschaft stets verrichten müssen, d.h. streift man sowohl dem Arbeitslohn wie dem Mehrwert, der notwendigen Arbeit wie der Mehrarbeit den spezifisch kapitalistischen Charakter ab, so bleiben eben nicht diese Formen, sondern nur ihre Grundlagen, die allen gesellschaftlichen Produktionsweisen gemeinschaftlich sind.
Übrigens ist diese Art der Subsumtion auch früheren herrschenden Produktionsweisen eigen, z.B. der feudalen. Produktionsverhältnisse, die ihr gar nicht entsprechen, ganz außerhalb ihrer standen, wurden unter feudale Beziehungen subsumiert, z.B. in England die tenures in common socage <freie Bauernlehen> (im Gegensatz zu den tenures on knight's service <Lehen auf Ritterdienst>), die nur Geldverpflichtungen einschlossen und nur dem Namen nach feudal waren.
Fußnoten
(55) Bei dem Zerfällen des dem konstanten Kapitalteil zugesetzten Werts in Arbeitslohn, Profit, Grundrente ist selbstredend, daß dies Wertteile sind. Man kann sie natürlich sich vorstellen als existierend in dem unmittelbaren Produkt, worin dieser Wert sich darstellt, d.h. in dem unmittelbaren Produkt, das Arbeiter und Kapitalisten in einer besondren Produktionssphäre, z.B. der Spinnerei, produziert haben, also in Garn. Aber in der Tat stellen sie sich in diesem Produkt nicht mehr und nicht minder dar als in irgendeiner andern Ware, in irgendeinem andern Bestandteil des stofflichen Reichtums zum selben Wert. Und in der Praxis wird ja der Arbeitslohn in Geld bezahlt, also im reinen Wertausdruck; ebenso der Zins und die Rente. Für den Kapitalisten ist in der Tat die Verwandlung seines Produkts in den reinen Wertausdruck sehr wichtig; bei der Verteilung selbst ist sie schon vorausgesetzt. Ob diese Werte in dasselbe Produkt, dieselbe Ware rückverwandelt werden, aus deren Produktion sie entsprangen, ob der Arbeiter einen Teil des von ihm direkt produzierten Produkts zurückkauft oder das Produkt andrer und andersgearteter Arbeit kauft, hat mit der Sache selbst nichts zu tun. Herr Rodbertus ereifert sich ganz nutzlos über diesen Gegenstand. <=
(56) "Es genügt festzustellen, daß dieselbe allgemeine Regel, die den Wert der Rohprodukte und der Manufakturwaren reguliert, ebenso auf Metalle anwendbar ist; ihr Wert hängt nicht ab von der Profitrate, nicht von der Lohnrate noch von der Rente, die für die Bergwerke gezahlt wird, sondern von der Gesamtmenge an Arbeit, die notwendig ist, um das Metall zu gewinnen und es auf den Markt zu bringen." (Ricardo, "Princ.", chap. III, p. 77.) <=