Berliner Vereinbarungsdebatten | Inhalt | Vereinbarungsdebatte

Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 5, S. 184
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1971


Das Ministerium der Tat

["Neue Rheinische Zeitung" Nr. 39 vom 9. Juli 1848]

<184> *Köln, 7. Juli. Wir haben eine neue Ministerkrisis. Das Ministerium Camphausen ist gestürzt, das Ministerium Hansemann ist gestolpert. Das Ministerium der Tat hatte eine Lebensdauer von acht Tagen, trotz aller Hausmittelchen, Schönpflaster, Preßprozesse, Verhaftungen, trotz der dünkelhaften Keckheit, womit die Bürokratie ihr aktenbestaubtes Haupt wieder erhob und für ihre Entthronung kleinlich-brutale Rache ausbrütete. Das "Ministerium der Tat", aus lauter Mittelmäßigkeiten zusammengesetzt, war beim Beginn der letzten Sitzung der Vereinbarungsversammlung noch so befangen, an seine Unerschütterlichkeit zu glauben.

Am Schluß der Sitzung war es völlig zersprengt. Diese folgenreiche Sitzung brachte dem Ministerpräsidenten v. Auerswald die Überzeugung bei, daß er seine Entlassung einreichen müsse; auch der Minister v. Schreckenstein wollte nicht länger Hansemanns Schleppenträger bleiben, und so begab sich gestern das gesamte Ministerium zum König nach Sanssouci. Was da abgemacht wurde, werden wir bis morgen erfahren.

Unser Berliner +-Korrespondent schreibt in einer Nachschrift:

"Soeben verbreitet sich das Gerücht, daß Vincke, Pinder, Mevissen eiligst herberufen worden sind, um ein neues Ministerium bilden zu helfen."

Bestätigt sich dies Gerücht, so wären wir also endlich vom Ministerium der Vermittlung durch das Ministerium der Tat zu einem Ministerium der Kontrerevolution gelangt. Endlich! Die sehr kurze Lebensfrist dieser ministeriellen Kontrerevolution würde hinreichen, um die Zwerge, die bei dem geringsten Windzuge der Reaktion ihre Köpfchen wieder erheben, dem Volke in ganzer Lebensgröße zu zeigen.

Geschrieben von Karl Marx.