2. Kapitel. Die Profitrate | Inhalt | 4. Kapitel. Wirkung des Umschlags auf die Profitrate

Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 25, "Das Kapital", Bd. III, Erster Abschnitt, S. 59 - 79
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1983

DRITTES KAPITEL
Verhältnis der Profitrate zur Mehrwertsrate

<59> Wie am Schluß des vorigen Kapitels hervorgehoben, unterstellen wir hier, wie überhaupt in diesem ganzen ersten Abschnitt, daß die Summe des Profits, die auf ein gegebnes Kapital fällt, gleich ist der gesamten Summe des vermittelst dieses Kapitals in einem gegebnen Zirkulationsabschnitt produzierten Mehrwerts. Wir sehn also einstweilen davon ab, daß dieser Mehrwert einerseits sich spaltet in verschiedne Unterformen: Kapitalzins, Grundrente, Steuern etc., und daß er andrerseits in der Mehrzahl der Fälle sich keineswegs deckt mit dem Profit, wie er angeeignet wird kraft der allgemeinen Durchschnittsprofitrate von der im zweiten Abschnitt die Rede sein wird.

Soweit der Profit quantitativ dem Mehrwert gleichgesetzt wird, ist seine Größe, und die Größe der Profitrate, bestimmt durch die Verhältnisse einfacher, in jedem einzelnen Fall gegebner oder bestimmbarer Zahlengrößen. Die Untersuchung bewegt sich also zunächst auf rein mathematischem Gebiet.

Wir behalten die im ersten und zweiten Buch angewandten Bezeichnungen bei. Das Gesamtkapital C teilt sich in das konstante Kapital c und das variable Kapital v, und produziert einen Mehrwert m. Das Verhältnis dieses Mehrwerts zum vorgeschoßnen variablen Kapital, also m/v, nennen wir die Rate des Mehrwerts und bezeichnen sie mit mī. Es ist also m/v = mī und folglich m = mīv. Wird dieser Mehrwert, statt auf das variable Kapital, auf das Gesamtkapital bezogen, so heißt er Profit (p) und das Verhältnis des Mehrwerts m zum Gesamtkapital C, also m/C heißt die Profitrate pī. Wir haben demnach:

pī = m/C = m/c+v,

<60> setzen wir für m seinen oben gefundnen Wert mīv, so haben wir

pī = mī v/C = mī v/c+vī

welche Gleichung sich auch ausdrücken läßt in der Proportion:

pī : mī= v : C;

die Profitrate verhält sich zur Mehrwertsrate wie das variable Kapital zum Gesamtkapital.

Es folgt aus dieser Proportion, daß pī, die Profitrate, stets kleiner ist als mī, die Mehrwertsrate, weil v, das variable Kapital, stets kleiner ist als C, die Summe von v + c, von variablem und konstantem Kapital; den einzigen, praktisch unmöglichen Fall ausgenommen, wo v = C, wo also gar kein konstantes Kapital, kein Produktionsmittel, sondern nur Arbeitslohn vom Kapitalisten vorgeschossen würde.

Es kommen bei unsrer Untersuchung indes noch eine Reihe andrer Faktoren in Betracht, die auf die Größe von c, v und m bestimmend ein wirken, und daher kurz zu erwähnen sind.

Erstens der Wert des Geldes. Diesen können wir überall als konstant annehmen.

Zweitens der Umschlag. Diesen Faktor lassen wir einstweilen ganz außer Betracht, da sein Einfluß auf die Profitrate in einem spätem Kapitel besonders behandelt wird. {Hier nehmen wir nur den einen Punkt vorweg, daß die Formel pī = mī v/C streng richtig ist nur für eine Umschlagsperiode des variablen Kapitals, daß wir sie aber für den Jahresumschlag richtig machen, indem wir statt mī, der einfachen Rate des Mehrwerts, mīn, die Jahresrate des Mehrwerts setzen; worin n die Anzahl der Umschläge des variablen Kapitals innerhalb eines Jahres ist (s. Buch II, Kap. XVI, I). - F. E.}.

Drittens kommt in Betracht die Produktivität der Arbeit, deren Einfluß auf die Rate des Mehrwerts in Buch I, Abschnitt IV, ausführlich erörtert worden ist. Sie kann aber auch noch einen direkten Einfluß auf die Profitrate, wenigstens eines Einzelkapitals, ausüben, wenn, wie Buch I, Kap. X, S. 323/314 <Siehe Band 23, S. 335/336> entwickelt, dies Einzelkapital mit größerer als der gesellschaftlich-durchschnittlichen Produktivität arbeitet, seine Produkte zu einem niedrigern Wert darstellt, als dem gesellschaftlichen Durchschnittswert derselben Ware, und so einen Extraprofit realisiert. Dieser Fall bleibt hier aber noch unberücksichtigt, da wir auch in diesem Abschnitt noch von der Vor- <61> aussetzung ausgehn, daß die Waren unter gesellschaftlich-normalen Bedingungen produziert und zu ihren Werten verkauft werden. Wir gehn also in jedem einzelnen Fall von der Annahme aus, daß die Produktivität der Arbeit konstant bleibt. In der Tat drückt die Wertzusammensetzung des in einem Industriezweig angelegten Kapitals, also ein bestimmtes Verhältnis des variablen zum konstanten Kapital, jedesmal einen bestimmten Grad der Produktivität der Arbeit aus. Sobald also dies Verhältnis anders als durch bloße Wertänderung der stofflichen Bestandteile des konstanten Kapitals, oder durch Änderung des Arbeitslohns, eine Veränderung erfährt, muß auch die Produktivität der Arbeit eine Änderung erlitten haben, und wir werden daher oft genug finden, daß die mit den Faktoren c, v und m vorgehenden Veränderungen ebenfalls Änderungen in der Produktivität der Arbeit einschließen.

Dasselbe gilt von den noch übrigen drei Faktoren: Länge des Arbeitstags, Intensität der Arbeit und Arbeitslohn. Ihr Einfluß auf Masse und Rate des Mehrwerts ist im ersten Buch <Siehe Band 23, S. 542-552> ausführlich entwickelt. Es ist also begreiflich, daß, wenn wir auch zur Vereinfachung stets von der Voraussetzung ausgehn, daß diese drei Faktoren konstant bleiben, dennoch die Veränderungen, die mit v und m vorgehn, ebenfalls Wechsel in der Größe dieser ihrer Bestimmungsmomente in sich schließen können. Und da ist nur kurz daran zu erinnern, daß der Arbeitslohn auf Größe des Mehrwerts und Höhe der Mehrwertsrate umgekehrt wirkt wie die Länge des Arbeitstags und die Intensität der Arbeit; daß Steigerung des Arbeitslohns den Mehrwert verringert, während Verlängerung des Arbeitstags und Erhöhung der Intensität der Arbeit ihn vermehren.

Gesetzt z.B., ein Kapital von 100 produziere mit 20 Arbeitern bei zehnstündiger Arbeit und einem Gesamtwochenlohn von 20 einen Mehrwert von 20, so haben wir:

80c + 20v + 20m; mī = 100%, pī = 20%.

Der Arbeitstag werde verlängert, ohne Lohnerhöhung, auf 15 Stunden; das Gesamtwertprodukt der 20 Arbeiter erhöht sich dadurch von 40 auf 60 (10 : 15 = 40 : 60); da v, der gezahlte Arbeitslohn, derselbe bleibt, steigt der Mehrwert von 20 auf 40, und wir haben:

80c + 20v + 40m; mī = 200%, pī = 40%.

Wenn andrerseits, bei zehnstündiger Arbeit, der Lohn von 20 auf 12 fällt, so haben wir ein Gesamtwertprodukt von 40 wie anfangs, aber es ver- <62> teilt sich anders; v sinkt auf 12 und läßt daher den Rest von 28 für m. Wir haben also:

80c + 12v + 28m; mī= 2331/3%, pī = 28/92 = 3010/23%.

Wir sehn also, daß sowohl verlängerter Arbeitstag (oder desgleichen gesteigerte Arbeitsintensität) wie Senkung des Lohns die Masse und damit die Rate des Mehrwerts steigern; umgekehrt würde erhöhter Lohn bei sonst gleichen Umständen die Rate des Mehrwerts herabdrücken. Wächst also v durch Lohnsteigerung, so drückt es nicht ein gesteigertes, sondern nur ein teurer bezahltes Arbeitsquantum aus; mī und pī steigen nicht, sondern fallen.

Es zeigt sich hier schon, daß Änderungen in Arbeitstag, Arbeitsintensität und Arbeitslohn nicht eintreten können ohne gleichzeitige Änderung in v und m und ihrem Verhältnis, also auch in pī, dem Verhältnis von m zu c + v, dem Gesamtkapital; und ebenso ist es klar, daß Änderungen des Verhältnisses von m zu v ebenfalls Wechsel in mindestens einer der erwähnten drei Arbeitsbedingungen einschließen.

Hierin zeigt sich eben die besondre organische Beziehung des variablen Kapitals zur Bewegung des Gesamtkapitals und seiner Verwertung, sowie sein Unterschied vom konstanten Kapital. Das konstante Kapital, soweit Wertbildung in Betracht kommt, ist nur wichtig wegen dem Wert, den es hat; wobei es ganz gleichgültig für die Wertbildung ist, ob ein konstantes Kapital von 1.500 Pfd.St. 1.500 Tonnen Eisen sage zu 1 Pfd.St., oder 500 Tonnen Eisen zu 3 Pfd.St. vorstellt. Das Quantum der wirklichen Stoffe, das sein Wert darstellt, ist vollständig gleichgültig für die Wertbildung und für die Rate des Profits, die in umgekehrter Richtung mit diesem Wert variiert, einerlei welches Verhältnis die Zu- oder Abnahme des Werts des konstanten Kapitals zur Masse der stofflichen Gebrauchswerte hat, die es darstellt.

Ganz anders verhält es sich mit dem variablen Kapital. Es ist nicht der Wert, den es hat, die Arbeit, die in ihm vergegenständlicht ist, worauf es zunächst ankommt, sondern dieser Wert als bloßer Index der Gesamtarbeit, die es in Bewegung setzt, und die nicht in ihm ausgedrückt ist; der Gesamtarbeit, deren Unterschied von der in ihm selbst ausgedrückten und daher bezahlten Arbeit, deren Mehrwert bildender Teil eben um so größer ist, je kleiner die in ihm selbst enthaltne Arbeit. Ein Arbeitstag von 10 Stunden sei gleich zehn Schilling = zehn Mark. Ist die notwendige, den Arbeitslohn, also das variable Kapital ersetzende Arbeit = 5 Stunden = 5 Schill., so die Mehrarbeit = 5 Stunden und der Mehrwert = 5 Schill., ist jene = 4 Stun- <63> den = 4 Schill., so die Mehrarbeit = 6 Stunden und der Mehrwert = 6 Schilling.

Sobald also die Wertgröße des variablen Kapitals aufhört, Index der von ihm in Bewegung gesetzten Arbeitsmasse zu sein, vielmehr das Maß dieses Index selbst sich ändert, wird die Rate des Mehrwerts in entgegengesetzter Richtung und in umgekehrtem Verhältnis mit geändert.

Wir gehn jetzt dazu über, die obige Gleichung der Profitrate pī = mī v/C auf die verschiednen möglichen Fälle anzuwenden. Wir werden nacheinander die einzelnen Faktoren von mī v/C ihren Wert ändern lassen und die Wirkung dieser Änderungen auf die Profitrate feststellen. Wir erhalten so verschiedne Reihen von Fällen, die wir entweder als sukzessive veränderte Wirkungsumstände eines und desselben Kapitals ansehn können oder aber als verschiedne, gleichzeitig nebeneinander bestehende und zur Vergleichung herangezogne Kapitale, etwa in verschiednen Industriezweigen oder verschiednen Ländern. Wenn daher die Auffassung mancher unsrer Beispiele als zeitlich aufeinanderfolgender Zustände eines und desselben Kapitals gezwungen oder praktisch unmöglich erscheint, so fällt dieser Einwand weg, sobald sie als Vergleichung unabhängiger Kapitale gefaßt werden.

Wir trennen also das Produkt mī v/C in seine beiden Faktoren mī und v/C; wir behandeln zuerst mī als konstant und untersuchen die Wirkung der möglichen Variationen von v/C; wir setzen dann den Bruch v/C als konstant und lassen mī die möglichen Variationen durchmachen; endlich setzen wir sämtliche Faktoren als variabel, und erschöpfen damit die sämtlichen Fälle, aus denen sich Gesetze über die Profitrate ableiten lassen.

I. mī konstant, v/C variabel

Für diesen Fall, der mehrere Unterfälle umfaßt, läßt sich eine allgemeine Formel aufstellen. Haben wir zwei Kapitale C und C1 mit den respektiven variablen Bestandteilen v und v1, mit der beiden gemeinsamen Mehrwertsrate mī, und den Profitraten pī und pī1 - so ist:

pī = mī v/C; pī1 = mī v1/C1.

Setzen wir nun C und C1 sowie v und v1 in Verhältnis zueinander, setzen wir z.B. den Wert des Bruchs = C1/C= E, und den des Bruchs = v1/v = e, <64> so ist C1 = EC, und v1 = ev. Indem wir nun in der obigen Gleichung für pī1, für Cl und v1 die so gewonnenen Werte setzen, haben wir:

1 = mīev/EC.

Wir können aber noch eine zweite Formel aus obigen beiden Gleichungen ableiten, indem wir sie in die Proportion verwandeln:

pī : p1 = mīv/C : mīv1/C1 = v/C : v1/C1.

Da der Wert eines Bruchs derselbe bleibt, wenn Zähler und Nenner mit derselben Zahl multipliziert oder dividiert werden, so können wir v/C und v1/C1 auf Prozentsätze reduzieren, d.h. C und C1 beide = 100 setzen. Dann haben wir v/C = v/100 und v1/C1 = v1/100 und können in obiger Proportion die Nenner weglassen, und erhalten:

pī : pī1 = v : v1; oder:

Bei zwei beliebigen Kapitalen, die mit gleicher Mehrwertsrate fungieren, verhalten sich die Profitraten wie die variablen Kapitalteile, prozentig auf ihre respektiven Gesamtkapitale berechnet.

Diese beiden Formen umfassen alle Fälle der Variation von v/C.

Ehe wir diese Fälle einzeln untersuchen, noch eine Bemerkung. Da C die Summe von c und v, des konstanten und des variablen Kapitals, ist, und da die Mehrwertsrate wie die Profitrate gewöhnlich in Prozenten ausgedrückt werden, so ist es überhaupt bequem, die Summe c + v ebenfalls gleich Hundert zu setzen, d.h. c und v prozentig auszudrücken. Es ist für die Bestimmung zwar nicht der Masse, aber wohl der Rate des Profits einerlei, ob wir sagen: ein Kapital von 15.000, wovon 12.000 konstantes und 3.000 variables Kapital, produziert einen Mehrwert von 3.000; oder ob wir dies Kapital auf Prozente reduzieren:

15.000 C =

12.000c +

3000v (+

3000m)

100 C =

80c +

20v (+

20m)

In beiden Fällen ist die Rate des Mehrwerts mī= 100%, die Profitrate = 20%.

Ebenso, wenn wir zwei Kapitale miteinander vergleichen, z.B. mit dem vorstehenden ein andres Kapital:

12.000 C =

10.800c +

1200v (+

1200m)

100 C =

80c +

10v (+

10m)

<65> wo beidemal mī= 100%, pī= 10% ist, und wo die Vergleichung mit dem vorstehenden Kapital in der prozentigen Form weit übersichtlicher ist.

Handelt es sich dagegen um Veränderungen, die an einem und demselben Kapital vorgehn, so ist die prozentige Form nur selten zu gebrauchen, weil sie diese Veränderungen fast immer verwischt. Geht ein Kapital von der prozentigen Form:

80c + 20v + 20m

über in die prozentige Form:

90c + 10v + 10m,

so ist nicht ersichtlich, ob die veränderte prozentige Zusammensetzung 90c + 10v entstanden ist durch absolute Abnahme von v oder absolute Zunahme von c, oder durch beides. Dazu müssen wir die absoluten Zahlengrößen haben. Für die Untersuchung der nachfolgenden einzelnen Fälle von Variation aber kommt alles darauf an, wie diese Veränderung zustande gekommen ist, ob die 80c + 20v zu 90c + 10v geworden sind dadurch, daß meinetwegen die 12.000c + 3.000v durch Vermehrung des konstanten Kapitals bei gleichbleibendem variablen sich verwandelt haben in 27.000c + 3.000v (prozentig 90c + 10v); oder ob sie diese Form angenommen haben, bei gleichbleibendem konstantem Kapital durch Verringerung des variablen, also durch Übergang in 12.000c + 1.3331/3v (prozentig ebenfalls 90c + 10v); oder endlich durch Änderung beider Summanden, etwa 13.500c + 1.500v (prozentig wieder 90c + 10v). Diese Fälle werden wir aber gerade alle nacheinander zu untersuchen, und damit auf die Annehmlichkeiten der prozentigen Form zu verzichten, oder sie nur in zweiter Linie anzuwenden haben.

1. mī und C konstant, v variabel

Wenn v seine Größe ändert, kann C nur unverändert bleiben dadurch, daß der andre Bestandteil von C, nämlich das konstante Kapital c, seine Größe um dieselbe Summe, aber in entgegengesetzter Richtung, ändert wie v. Ist C ursprünglich = 80c + 20v = 100 und verringert sich dann v auf 10, so kann C nur = 100 bleiben, wenn c auf 90 steigt; 90c + 10v = 100. Allgemein gesprochen: verwandelt sich v in vąd, in v vermehrt oder vermindert um d, so muß c sich verwandeln in cąd, muß um dieselbe Summe, aber in entgegengesetzter Richtung, variieren, damit den Bedingungen des vorliegenden Falls genügt werde.

Ebenfalls muß, bei gleichbleibender Mehrwertsrate mī, aber wechselndem variablem Kapital v, die Masse des Mehrwerts m sich ändern, da m = mīv und in mīv der eine Faktor, v, einen andern Wert erhält.

<66> Die Voraussetzungen unsres Falls ergeben neben der ursprünglichen Gleichung

pī= mīv/C

durch Variation von v die zweite:

1 = mīv1/C

worin v in v1 übergegangen, und pī1 die daraus folgende veränderte Profitrate, zu finden ist.

Sie wird gefunden durch die entsprechende Proportion:

pī : pī1 = mīv/C : mīv1/C = v : v1.

Oder: bei gleichbleibender Mehrwertsrate und gleichbleibendem Gesamtkapital verhält sich die ursprüngliche Profitrate zu der durch Änderung des variablen Kapitals entstandnen wie das ursprüngliche variable Kapital zum veränderten.

War das Kapital ursprünglich wie oben:

I.

15.000 C =

12.000c+

3.000v(+

3.000m);

und ist es jetzt:

II.

15.000 C =

13.000c+

2.000v(+

2.000m);

so ist C = 15.000 und mī =

100% in beiden Fällen, und die Profitrate von I, 20%, verhält sich zu der von II, 131/3% wie das variable Kapital von I, 3.000, zu dem von II, 2.000, also 20% : 131/3% = 3.000 : 2.000.

Das variable Kapital kann nun entweder steigen oder fallen. Nehmen wir zuerst ein Beispiel, worin es steigt. Ein Kapital sei ursprünglich konstituiert und fungiere wie folgt:

I.

100c + 20v + 10m;

C = 120,

mī = 50%,

pī = 81/3%.

Das variable Kapital steige nun auf 30; dann muß nach der Voraussetzung das konstante Kapital von 100 auf 90 fallen, damit das Gesamtkapital unverändert = 120 bleibe. Der produzierte Mehrwert muß, bei gleicher Mehrwertsrate von 50%, auf 15 steigen. Wir haben also:

II.

90c + 30v + 15m;

C = 120,

mī = 50%,

pī = 121/2%.

Gehn wir zunächst von der Annahme aus, daß der Arbeitslohn unverändert sei. Dann müssen die andern Faktoren der Mehrwertsrate, Arbeitstag und Arbeitsintensität, ebenfalls gleichgeblieben sein. Die Steigerung von v (von 20 auf 30) kann also nur den Sinn haben, daß die Hälfte mehr Arbeiter angewandt werden. Dann steigt auch das Gesamtwertprodukt um die Hälfte, von 30 auf 45, und verteilt sich, ganz wie vorher, zu 2/3 auf Arbeitslohn und 1/3 auf Mehrwert. Gleichzeitig aber ist bei vermehrter <67> Arbeiteranzahl das konstante Kapital, der Wert der Produktionsmittel, von 100 auf 90 gefallen. Wir haben also vor uns einen Fall von abnehmender Produktivität der Arbeit, verbunden mit gleichzeitiger Abnahme des konstanten Kapitals; ist dieser Fall ökonomisch möglich?

In der Agrikultur und extraktiven Industrie, wo Abnahme der Produktivität der Arbeit und daher Zunahme der beschäftigten Arbeiterzahl leicht zu begreifen, ist dieser Prozeß - innerhalb der Schranken der kapitalistischen Produktion und auf deren Basis - verbunden nicht mit Abnahme, sondern mit Zunahme des konstanten Kapitals. Selbst wenn die obige Abnahme von c durch bloßen Preisfall bedingt wäre, würde ein einzelnes Kapital den Übergang von I zu II nur unter ganz ausnahmsweisen Umständen vollziehn können. Bei zwei unabhängigen Kapitalen aber, die in verschiednen Ländern oder in verschiednen Zweigen der Agrikultur oder extraktiven Industrie angelegt, wäre es nichts Auffallendes, wenn in dem einen Fall mehr Arbeiter (daher größeres variables Kapital) angewandt würden und mit minder wertvollen oder spärlicheren Produktionsmitteln arbeiteten als im andern Fall.

Lassen wir aber die Voraussetzung fallen, daß der Arbeitslohn sich gleichbleibt, und erklären wir die Steigerung des variablen Kapitals von 20 auf 30 durch Erhöhung des Arbeitslohns um die Hälfte, so tritt ein ganz andrer Fall ein. Dieselbe Arbeiteranzahl - sagen wir 20 Arbeiter - arbeitet mit denselben oder nur unbedeutend verringerten Produktionsmitteln weiter. Bleibt der Arbeitstag unverändert - z.B. auf 10 Stunden -, so ist das Gesamtwertprodukt ebenfalls unverändert; es ist nach wie vor 30. Diese 30 werden aber sämtlich gebraucht, um das vorgeschoßne variable Kapital von 30 zu ersetzen; der Mehrwert wäre verschwunden. Es war aber vorausgesetzt, daß die Mehrwertsrate konstant, also wie in I auf 50% stehnbliebe. Dies ist nur möglich, wenn der Arbeitstag um die Hälfte verlängert, auf 15 Stunden erhöht wird. Die 20 Arbeiter produzierten dann in 15 Stunden einen Gesamtwert von 45, und die sämtlichen Bedingungen wären erfüllt:

II.

90c + 30v + 15m;

C = 120,

mī = 50%,

pī = 121/2%.

In diesem Fall brauchen die 20 Arbeiter nicht mehr Arbeitsmittel, Werkzeug, Maschinen etc. als im Fall I; nur das Rohmaterial oder die Hilfsstoffe müßten sich um die Hälfte vermehren. Bei einem Preisfall dieser Stoffe wäre also der Übergang von I zu II unter unseren Voraussetzungen schon weit eher auch für ein einzelnes Kapital ökonomisch zulässig. Und der Kapitalist würde für seinen, bei Entwertung seines konstanten Kapitals etwa erlittenen Verlust wenigstens einigermaßen entschädigt durch größern Profit.

<68> Nehmen wir nun an, das variable Kapital falle statt zu steigen. Dann brauchen wir nur unser obiges Beispiel umzukehren, Nr. II als das ursprüngliche Kapital zu setzen und von II zu I überzugehn.

II. 90c + 30v + 15m verwandelt sich dann in

I. l00c + 20v + 10m, und es ist augenscheinlich, daß durch diese Umstellung an den die beiderseitigen Profitraten und ihr gegenseitiges Verhältnis regelnden Bedingungen nicht das geringste geändert wird.

Fällt v von 30 auf 20, weil 1/3 weniger Arbeiter beschäftigt werden bei wachsendem konstantem Kapital, so haben wir hier den Normalfall der modernen Industrie vor uns: steigende Produktivität der Arbeit, Bewältigung größerer Massen von Produktionsmitteln durch weniger Arbeiter. Daß diese Bewegung mit dem gleichzeitig eintretenden Fall in der Profitrate notwendig verbunden ist, wird sich im dritten Abschnitt dieses Buchs herausstellen.

Sinkt aber v von 30 auf 20, weil dieselbe Arbeiteranzahl, aber zu niedrigerem Lohn beschäftigt wird, so bliebe, bei unverändertem Arbeitstag, das Gesamtwertprodukt nach wie vor 30v + 15m = 45; da v auf 20 gefallen, würde der Mehrwert auf 25 steigen, die Mehrwertsrate von 50% auf 125%, was gegen die Voraussetzung wäre. Um innerhalb der Bedingungen unsres Falls zu bleiben, muß der Mehrwert, zur Rate von 50%, vielmehr auf 10 fallen, also das Gesamtwertprodukt von 45 auf 30, und dies ist nur möglich durch Verkürzung des Arbeitstags um 1/3 Dann haben wir wie oben:

120c + 20v + 10m;

mī = 50%,

pī = 81/3%.

Es bedarf wohl keiner Erwähnung, daß diese Herabsetzung der Arbeitszeit bei fallendem Lohn in der Praxis nicht vorkommen würde. Dies ist indes gleichgültig. Die Profitrate ist eine Funktion von mehreren Variablen, und wenn wir wissen wollen, wie diese Variablen auf die Profitrate wirken, müssen wir die Einzelwirkung einer jeden nach der Reihe untersuchen, einerlei ob solche isolierte Wirkung bei einem und demselben Kapital ökonomisch zulässig ist oder nicht.

2. mī konstant, v variabel, C verändert durch die Variation von v

 Dieser Fall ist vom vorigen nur dem Grade nach unterschieden. Statt daß c um ebensoviel ab- oder zunimmt, wie v zu- oder abnimmt, bleibt c hier konstant. Unter den heutigen Bedingungen der großen Industrie und Agrikultur ist das variable Kapital aber nur ein relativ geringer Teil des <69> Gesamtkapitals und daher die Abnahme oder das Wachstum des letztern, soweit sie durch Änderung des erstem bestimmt werden, ebenfalls relativ gering. Gehn wir wieder aus von einem Kapital:

I.

100c + 20v + 10m;

C = 120,

mī = 50%,

pī = 81/3%.

so würde dies sich etwa verwandeln in:

II.

100c + 30v + 15m;

C = 130,

mī = 50%,

pī = 117/13%.

Der entgegengesetzte Fall der Abnahme des variablen Kapitals würde wieder versinnlicht durch den umgekehrten Übergang von II zu I.

Die ökonomischen Bedingungen wären im wesentlichen dieselben wie im vorigen Fall und bedürfen daher keiner wiederholten Erörterung. Der Übergang von I zu II schließt ein: Verringerung der Produktivität der Arbeit um die Hälfte; die Bewältigung von 100c erfordert um die Hälfte mehr Arbeit in II als in I. Dieser Fall kann in der Agrikultur vorkommen.(9)

Während aber im vorigen Fall das Gesamtkapital konstant blieb dadurch, daß konstantes Kapital in variables verwandelt wurde oder umgekehrt, findet hier bei Vermehrung des variablen Teils Bindung von zuschüssigem Kapital, bei Verminderung desselben Freisetzung von vorher angewandtem Kapital statt.

3. mī und v konstant, c und damit auch C variabel

In diesem Fall verändert sich die Gleichung:

pī = mīv/C in pī1 = mīv/C1,

und führt unter Streichung der auf beiden Seiten vorkommenden Faktoren zur Proportion:

1 : pī = C : C1;

bei gleicher Mehrwertsrate und gleichen variablen Kapitalteilen verhalten sich die Profitraten umgekehrt wie die Gesamtkapitale.

Haben wir z.B. drei Kapitale oder drei verschiedne Zustände desselben Kapitals:

I.

80c + 20v + 20m;

C = 100,

mī = 100%,

pī = 20%;

II.

100c + 20v + 20m;

C = 120,

mī = 100%,

pī = 162/3%;

III.

60c + 20v + 20m;

C = 80,

mī = 100%,

pī = 25%;

so verhalten sich:

20% : 162/3% = 120 : 100 und 20% : 25% = 80 : l00.

<70> Die früher gegebne allgemeine Formel für Variationen von v/C bei konstantem mī war:

1 = mīev/EC; sie wird jetzt: pī1 = mīv/EC,

da v keine Veränderung erleidet, also der Faktor e = v1/v hier = 1 wird.

Da mīv = m, der Masse des Mehrwerts, und da mī und v beide konstant bleiben, so wird auch m nicht von der Variation von C berührt; die Mehrwertsmasse bleibt nach wie vor der Veränderung dieselbe.

Sänke c auf Null, so wäre pī= mī, die Profitrate gleich der Mehrwertsrate.

Die Veränderung von c kann entstehn entweder aus bloßem Wertwechsel der stofflichen Elemente des konstanten Kapitals oder aus veränderter technischer Zusammensetzung des Gesamtkapitals, also aus einer Veränderung in der Produktivität der Arbeit im betreffenden Produktionszweig <1. Auflage: Produktivzweig>. In letzterm Fall würde die mit der Entwicklung der großen Industrie und Agrikultur steigende Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit bedingen, daß der Übergang stattfindet in der Reihenfolge (im obigen Beispiel) von III zu I und von I zu II. Ein Arbeitsquantum, das mit 20 bezahlt wird und das einen Wert von 40 produziert, würde zuerst eine Masse Arbeitsmittel bewältigen vom Wert von 60; bei steigender Produktivität und gleichbleibendem Wert würden die bewältigten Arbeitsmittel wachsen zuerst auf 80, dann auf 100. Die umgekehrte Reihenfolge würde Abnahme der Produktivität bedingen; dasselbe Arbeitsquantum wurde weniger Produktionsmittel in Bewegung setzen können, der Betrieb würde eingeschränkt, wie dies in Agrikultur, Bergwerken etc. vorkommen kann.

Ersparnis an konstantem Kapital erhöht einerseits die Profitrate und setzt andrerseits Kapital frei, ist also von Wichtigkeit für den Kapitalisten. Diesen Punkt sowie die Einwirkung von Preiswechsel der Elemente des konstanten Kapitals, namentlich der Rohstoffe, werden wir späterhin <siehe vorl. Band Seite 87-146> noch näher untersuchen.

Es zeigt sich auch hier wieder, daß Variation des konstanten Kapitals gleichmäßig auf die Profitrate wirkt, einerlei ob diese Variation hervorgerufen ist durch Zu- oder Abnahme der stofflichen Bestandteile von c oder durch bloße Wertveränderung derselben.

4. mī konstant, v, c und C sämtlich variabel

<71> In diesem Fall bleibt die obige allgemeine Formel für die veränderte Profitrate:

1 = mīev/EC;

maßgebend. Es ergibt sich daraus, daß bei gleichbleibender Mehrwertsrate:

a) die Profitrate fällt, wenn E größer als e, d.h. wenn das konstante Kapital sich derart vermehrt, daß das Gesamtkapital in stärkerem Verhältnis wachst als das variable Kapital. Geht ein Kapital von 80c + 20v + 20m über in die Zusammensetzung 170c + 30v + 30m, so bleibt mī 100%, aber v/C fällt von auf 20/100, trotzdem daß sowohl v wie C sich vermehrt haben, und die Profitrate fällt entsprechend von 20% auf 15%.

b) die Profitrate bleibt unverändert nur wenn e = E, d.h. wenn der Bruch v/C bei scheinbarer Veränderung denselben Wert behält, d.h. wenn Zähler und Nenner mit derselben Zahl multipliziert oder dividiert werden. 80c + 20v + 20m und 160c + 40v + 40m haben augenscheinlich dieselbe Profitrate von 20%, weil mī= 100% bleibt und v/C = 20/100 = 40/200 in beiden Beispielen denselben Wert darstellt.

c) die Profitrate steigt, wenn e größer als E, d.h. wenn das variable Kapital in stärkerem Verhältnis wächst als das Gesamtkapital. Wird 80c + 20v + 20m zu 120c + 40v + 40m so steigt die Profitrate von 20% auf 25%, weil bei unverändertem mī v/C = 200/100 gestiegen ist auf 40/160, von 1/5 auf 1/4.

Bei Wechsel von v und C in gleicher Richtung können wir diese Größenveränderung so auffassen, daß beide bis zu einem gewissen Grad in demselben Verhältnis variieren, so daß bis dahin v/C unverändert bleibt. Über diesen Grad hinaus würde dann nur eins von beiden variieren, und wir haben damit diesen komplizierteren Fall auf einen der vorhergehenden einfachern reduziert.

Geht z.B. 80c + 20v + 20m über in: 100c + 30v + 30m, so bleibt das Verhältnis von v zu c und also auch zu C unverändert bei dieser Variation bis zu: 100c + 25v + 25m. Bis dahin also bleibt auch die Profitrate unberührt. Wir können also jetzt 100c + 25v + 25m zum Ausgangspunkt nehmen: wir finden, daß v um 5, auf 30v, und dadurch C von 125 auf 130 gestiegen ist, und haben damit den zweiten Fall, den der einfachen Variation von v und der dadurch verursachten Variation von C vor uns. Die Profitrate, die <72> ursprünglich 20% war, steigt durch diesen Zusatz von 5 v bei gleicher Mehrwertsrate auf 231/13%.

Dieselbe Reduktion auf einen einfachern Fall kann stattfinden, auch wenn v und C in entgegengesetzter Richtung ihre Größe ändern. Gehn wir z.B. wieder aus von 80c + 20v + 20m und lassen dies übergehn in die Form: 110c + 10v + 10m, so wäre bei einer Änderung auf 40c + 10v + 10m die Profitrate dieselbe wie anfangs, nämlich 20%. Durch Zusatz von 70c zu dieser Zwischenform wird sie gesenkt auf 81/3%. Wir haben den Fall also wieder reduziert auf einen Fall der Variation einer einzigen Variablen, nämlich von c.

Gleichzeitige Variation von v, c und C bietet also keine neuen Gesichtspunkte und führt in letzter Instanz stets zurück auf einen Fall, wo nur ein Faktor variabel ist.

Selbst der einzige noch übrige Fall ist tatsächlich bereits erschöpft, nämlich der Fall, wo v und C numerisch gleich groß bleiben, aber ihre stofflichen Elemente einen Wertwechsel erleiden, wo also v ein verändertes Quantum in Bewegung gesetzter Arbeit, c ein verändertes Quantum in Bewegung gesetzter Produktionsmittel anzeigt.

In 80c + 20v + 20m stelle 20v ursprünglich den Lohn von 20 Arbeitern, zu 10 Arbeitsstunden täglich, dar. Der Lohn eines jeden steige von 1 auf 11/4. Dann bezahlen 20v statt 20 nur noch 16 Arbeiter. Wenn aber die 20 in 200 Arbeitsstunden einen Wert von 40 produzierten, werden die 16, in 10 Stunden täglich, also 160 Arbeitsstunden in allem, nur einen Wert von 32 produzieren. Nach Abzug von 20v für Lohn bleibt dann von 32 nur noch 12 für Mehrwert; die Rate des Mehrwerts wäre gefallen von 100% auf 60%. Da aber nach der Voraussetzung die Rate des Mehrwerts konstant bleiben muß, so müßte der Arbeitstag um 1/4, von 10 Stunden auf 121/2, verlängert werden; wenn 20 Arbeiter in 10 Stunden täglich = 200 Arbeitsstunden einen Wert von 80 produzieren, so produzieren 16 Arbeiter in 121/2 Stunden täglich = 200 Stunden denselben Wert, das Kapital von 80c + 20v produzierte nach wie vor einen Mehrwert von 20.

Umgekehrt: fällt der Lohn derart, daß 20v den Lohn von 30 Arbeitern bestreitet, so kann mī nur konstant bleiben, wenn der Arbeitstag von 10 auf 62/3 Stunden herabgesetzt wird. 20 * 10 = 30 * 62/3 = 200 Arbeitsstunden.

Inwiefern bei diesen entgegengesetzten Annahmen c dem Wertausdruck in Geld nach gleichbleiben, aber dennoch die den veränderten Verhältnissen entsprechende veränderte Menge Produktionsmittel darstellen kann, ist im wesentlichen schon oben erörtert. In seiner Reinheit dürfte dieser Fall nur sehr ausnahmsweise zulässig sein.

<73> Was den Wertwechsel der Elemente von c betrifft, der ihre Masse vergrößert oder vermindert, aber die Wertsumme c unverändert läßt, so berührt er weder die Profitrate noch die Mehrwertsrate, solange er keine Veränderung der Größe von v nach sich zieht.

Wir haben hiermit alle möglichen Fälle der Variation von v, c und C in unsrer Gleichung erschöpft. Wir haben gesehn, daß die Profitrate, bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts, fallen, gleichbleiben oder steigen kann, indem die geringste Änderung im Verhältnis von v zu c, resp. c, hinreicht, um die Profitrate ebenfalls zu ändern.

Es hat sich ferner gezeigt, daß bei der Variation von v überall eine Grenze eintritt, wo die Konstanz von mī ökonomisch unmöglich wird. Da jede einseitige Variation von c ebenfalls an einer Grenze ankommen muß, wo v nicht länger konstant bleiben kann, so zeigt sich, daß für alle möglichen Variationen von v/C Grenzen gesetzt sind, jenseits deren mī ebenfalls variabel werden muß. Bei den Variationen von mī, zu deren Untersuchung wir jetzt übergehn, wird diese Wechselwirkung der verschiednen Variabeln unsrer Gleichung noch deutlicher hervortreten.

II. mī variabel

Eine allgemeine Formel für die Profitraten bei verschiednen Mehrwertsraten, einerlei ob v/C konstant bleibt oder ebenfalls variiert, ergibt sich, wenn wir die Gleichung:

pī = mī v/C

übergehn lassen in die andre:

1 = mī1 v1/C1.

wo pī1, mī1, v1 und C1 die veränderten Werte von pī, mī, v und C bedeuten.

Wir haben dann:

pī: pī1 = mī v/C : mī1 v1/C1,

und daraus:

1 = mī1/ * v1/v * C/C1 * pī.

1. mī variabel, v/C konstant

In diesem Fall haben wir die Gleichungen:

pī = mīv/C; pī1 = mī1v/C,

in beiden v/C gleichwertig. Es verhält sich daher:

pī : pī1 = mī : mī1.

<74> Die Profitraten zweier Kapitale von gleicher Zusammensetzung verhalten sich wie die bezüglichen beiden Mehrwertsraten. Da es im Bruch v/C nicht auf die absoluten Größen von v und C ankommt, sondern nur auf das Verhältnis beider, gilt dies für alle Kapitale gleicher Zusammensetzung, was immer ihre absolute Größe sei.

80c + 20v + 20m;

C = 100,

mī = 100%,

pī = 20%

160c + 40v + 20m;

C = 200,

mī = 50%,

pī = 10%

100% : 50% = 20% : 10%.

Sind die absoluten Größen von v und C in beiden Fällen dieselben, so verhalten sich die Profitraten außerdem wie die Mehrwertsmassen:

pī: pī1 = mīv : mī1v = m : m1.

Zum Beispiel:

80c + 20v + 20m;

mī = 100%,

pī = 20%

80c + 20v + 10m;

mī = 50%,

pī = 10%

20% : 10% =100 * 20 : 50 * 20 = 20m : 10m.

Es ist nun klar, daß bei Kapitalen von gleicher absoluter oder prozentiger Zusammensetzung die Mehrwertsrate nur verschieden sein kann, wenn entweder der Arbeitslohn oder die Länge des Arbeitstags oder die Intensität der Arbeit verschieden ist. In den drei Fällen:

I.

80c + 20v + 10m;

mī = 50%,

pī = 10%,

II.

80c + 20v + 20m;

mī = 100%,

pī = 20%,

III.

80c + 20v + 40m;

mī = 200%,

pī = 40%,

wird ein Gesamtwertprodukt erzeugt in I von 30 (20v + 10m), in II von 40, in III von 60. Dies kann auf dreierlei Weise geschehn.

Erstens, wenn die Arbeitslöhne verschieden sind, also 20v in jedem einzelnen Fall eine verschiedne Arbeiteranzahl ausdrückt. Gesetzt, in I werden 15 Arbeiter 10 Stunden beschäftigt zum Lohn von 12/3 Pfd.St. und produzieren einen Wert von 30 Pfd.St., davon 20 Pfd.St. den Lohn ersetzen und 10 Pfd.St. für Mehrwert bleiben. Fällt der Lohn auf 1 Pfd.St., so können 20 Arbeiter 10 Stunden beschäftigt werden und produzieren dann einen Wert von 40 Pfd.St., wovon 20 Pfd.St. für Lohn und 20 Pfd.St. Mehrwert. Fällt der Lohn noch weiter auf 2/3 Pfd.St., so werden 30 Arbeiter 10 Stunden beschäftigt und produzieren einen Wert von 60 Pfd.St., wovon nach Abzug von 20 Pfd.St. für Lohn noch 40 Pfd.St. für Mehrwert bleiben.

Dieser Fall: konstante prozentige Zusammensetzung des Kapitals, konstanter Arbeitstag, konstante Arbeitsintensität, Wechsel der Mehrwertsrate verursacht durch Wechsel des Arbeitslohns, ist der einzige, wo Ricardos Annahme zutrifft:

<75> "Profits would be high or low, exactly in proportion as wages would be low or high. <" Die Profite würden genau in dem Verhältnis hoch oder niedrig sein, wie die Löhne niedrig oder hoch wären."> ("Principles", ch. I, sect. III, p. 18 der "Works of D. Ricardo", ed. MacCulloch, 1852.)

Oder zweitens, wenn die Intensität der Arbeit verschieden ist. Dann machen z.B. 20 Arbeiter mit denselben Arbeitsmitteln in 10 täglichen Arbeitsstunden, in I 30, in II 40, in III 60 Stück einer bestimmten Ware, wovon jedes Stück, außer dem Wert der darin verbrauchten Produktionsmittel, einen Neuwert von 1 Pfd.St. darstellt. Da jedesmal 20 Stück = 20 Pfd.St. den Arbeitslohn ersetzen, bleiben für Mehrwert in I 10 Stück = 10 Pfd.St., in II 20 Stück = 20 Pfd.St., in III 40 Stück = 40 Pfd.St.

Oder drittens, der Arbeitstag ist von verschiedner Länge. Arbeiten bei gleicher Intensität 20 Arbeiter in I neun, in II zwölf, in III achtzehn Stunden täglich, so verhält sich ihr Gesamtprodukt 30 : 40 : 60 wie 9 : 12 : 18, und da der Lohn jedesmal = 20, so bleiben wieder 10, resp. 20 und 40 für Mehrwert.

Steigerung oder Senkung des Arbeitslohns wirkt also in umgekehrter Richtung, Steigerung oder Senkung der Arbeitsintensität und Verlängerung oder Kürzung des Arbeitstags wirkt in derselben Richtung auf die Höhe der Mehrwertsrate und damit, bei konstantem v/C, auf die Profitrate.

2. mī und v variabel, C konstant

In diesem Fall gilt die Proportion:

pī : pī1 = mīv/C : mī1v1/C = mīv : mī1v1 = m : m1.

Die Profitraten verhalten sich wie die respektiven Mehrwertsmassen.

Variierung der Mehrwertsrate bei gleichbleibendem variablem Kapital bedeutete Veränderung in Größe und Verteilung des Wertprodukts. Gleichzeitige Variation von v und mī schließt ebenfalls eine andre Verteilung, aber nicht immer einen Größenwechsel des Wertprodukts ein. Es sind drei Fälle möglich:

a) Die Variation von v und mī erfolgt in entgegengesetzter Richtung, aber um dieselbe Größe; z.B.:

80c + 20v + 10m;

mī = 50%,

pī = 10%

90c + 10v + 20m;

mī = 200%,

pī = 20%.

Das Wertprodukt ist in beiden Fällen gleich, also auch das geleistete Arbeitsquantum; 20v + 10m = 10v + 20m = 30. Der Unterschied ist nur, <76> daß im ersten Fall 20 für Lohn gezahlt werden und 10 für Mehrwert bleiben, während im zweiten Fall der Lohn nur 10 beträgt und der Mehrwert daher 20. Dies ist der einzige Fall, wo bei gleichzeitiger Variation von v und mī Arbeiterzahl, Arbeitsintensität und Länge des Arbeitstags unberührt bleiben.

b) Die Variation von mī und v erfolgt ebenfalls in entgegengesetzter Richtung, aber nicht um dieselbe Größe bei beiden. Dann überwiegt die Variation entweder von v oder von mī.

I.

80c + 20v + 20m;

mī = 100%,

pī = 20%

II.

72c + 28v + 20m;

mī = 713/7%,

pī = 20%

III.

84c + 16v + 20m;

mī = 125%,

pī = 20%.

In I wird ein Wertprodukt von 40 mit 20v, in II eins von 48 mit 28v, in III eins von 36 mit 16v bezahlt. Sowohl das Wertprodukt wie der Lohn hat sich verändert; Änderung des Wertprodukts aber heißt Änderung des geleisteten Arbeitsquantums, also entweder der Arbeiterzahl, der Arbeitsdauer oder der Arbeitsintensität oder mehrerer von diesen dreien.

c) Die Variation von mī und v erfolgt in derselben Richtung; dann verstärkt die eine die Wirkung der andern.

90c + 10v + 10m;

mī = 100%,

pī = 10%

80c + 20v + 30m;

mī = 150%,

pī = 30%

92c + 8v + 6m;

mī = 75%,

pī = 6%.

Auch hier sind die drei Wertprodukte verschieden, nämlich 20, 50 und 14; und diese Verschiedenheit in der Größe des jedesmaligen Arbeitsquantums reduziert sich wieder auf Verschiedenheit der Arbeiterzahl, der Arbeitsdauer, der Arbeitsintensität oder mehrerer resp. aller dieser Faktoren.

3. mī, v und C variabel

Dieser Fall bietet keine neuen Gesichtspunkte und erledigt sich durch die unter II., mī variabel, gegebne allgemeine Formel.

__________

 Die Wirkung eines Größenwechsels der Mehrwertsrate auf die Profitrate ergibt also folgende Fälle:

1. pī vermehrt oder vermindert sich in demselben Verhältnis wie mī, wenn v/C konstant bleibt.

<77>

80c + 20v + 20m;

mī = 100%,

pī = 20%

80c + 20v + 10m;

mī = 50%,

pī = 10%

100% : 50% = 20% : 10%.

2. pī steigt oder fällt in stärkerem Verhältnis als mī, wenn v/C sich in derselben Richtung bewegt wie mī, d.h. zunimmt oder abnimmt, wenn mī zu- oder abnimmt.

80c + 20v + 10m;

mī = 50%,

pī = 10%

70c + 30v + 20m;

mī = 662/3%,

pī = 20%

50% : 662/3% < 10% : 20%.

3. pī steigt oder fällt in kleinerm Verhältnis als mī, wenn v/C sich in entgegengesetzter Richtung ändert wie mī, aber in kleinerm Verhältnis.

80c + 20v + 10m;

mī = 50%,

pī = 10%

90c + 10v + 15m;

mī = 150%,

pī = 15%

50% : 150% > 10% : 15%.

4. pī steigt, obgleich mī fällt, oder fällt, obgleich mī steigt, wenn v/C sich m entgegengesetzter Richtung ändert wie mī und in größerem Verhältnis als dieses.

80c + 20v + 20m;

mī = 100%,

pī = 20%

90c + 10v + 15m;

mī = 150%,

pī = 15%

mī gestiegen von 100% auf 150%, pī gefallen von 20% auf 15%.

5. Endlich: pī bleibt konstant, obgleich mī steigt oder fällt, wenn v/C in entgegengesetzter Richtung, aber genau in demselben Verhältnis wie mī seine Größe ändert.

Es ist nur dieser letzte Fall, der noch einiger Erörterung bedarf. Wie wir oben bei den Variationen von v/C sahen, daß eine und dieselbe Mehrwertsrate sich in den verschiedensten Profitraten ausdrücken kann, so sehn wir hier, daß einer und derselben Profitrate sehr verschiedne Mehrwertsraten zugrunde liegen können. Während aber bei konstantem mī jede beliebige Änderung im Verhältnis von v zu C genügte, um eine Verschiedenheit der Profitrate hervorzurufen, muß bei Größenwechsel von mī ein genau entsprechender, umgekehrter Größenwechsel von v/C eintreten, damit die Profitrate dieselbe bleibe. Dies ist bei einem und demselben Kapital oder bei zwei Kapitalen in demselben Land nur sehr ausnahmsweise möglich. <78> Nehmen wir z.B. ein Kapital

80c + 20v + 20m;

C = 100,

mī = 100%,

pī = 20%,

und nehmen wir an, der Arbeitslohn falle derart, daß dieselbe Arbeiterzahl nunmehr mit 16v zu haben wäre statt mit 20v. Dann haben wir, bei sonst unveränderten Verhältnissen, unter Freisetzung von 4v,

80c + 16v + 24m;

C = 96,

mī = 150%,

pī = 25%.

Damit nun pī = 20% wäre, wie vorher, müßte das Gesamtkapital auf 120, also das konstante auf 104 wachsen:

104c + 16v + 24m;

C = 120,

mī = 150%,

pī = 25%

Dies wäre nur möglich, wenn gleichzeitig mit der Lohnsenkung eine Änderung in der Produktivität der Arbeit einträte, die diese veränderte Zusammensetzung des Kapitals erheischte; oder aber, wenn der Geldwert des konstanten Kapitals von 80 auf 104 stiege; kurz, ein zufälliges Zusammentreffen von Bedingungen, wie es nur in Ausnahmefällen vorkommt. In der Tat ist eine Änderung von mī, die nicht gleichzeitig eine Änderung von v, und damit auch von v/C bedingt, nur unter ganz bestimmten Umständen denkbar, bei solchen Industriezweigen nämlich, worin nur fixes Kapital und Arbeit angewandt wird und der Arbeitsgegenstand von der Natur geliefert ist.

Aber im Vergleich der Profitraten zweier Länder ist dies anders. Dieselbe Profitrate drückt hier in der Tat meist verschiedne Raten des Mehrwerts aus.

Aus den sämtlichen fünf Fällen ergibt sich also, daß eine steigende Profitrate einer fallenden oder steigenden Mehrwertsrate, eine fallende Profitrate einer steigenden oder fallenden, eine gleichbleibende Profitrate einer steigenden oder fallenden Mehrwertsrate entsprechen kann. Daß eine steigende, fallende oder gleichbleibende Profitrate ebenfalls einer gleichbleibenden Mehrwertsrate entsprechen kann, haben wir unter I gesehn.

_________

Die Profitrate wird also bestimmt durch zwei Hauptfaktoren: die Rate des Mehrwerts und die Wertzusammensetzung des Kapitals. Die Wirkungen dieser beiden Faktoren lassen sich kurz zusammenfassen wie folgt, wobei wir die Zusammensetzung in Prozenten ausdrücken können, da es hier gleichgültig ist, von welchem der beiden Kapitalteile die Änderung ausgeht:

Die Profitraten zweier Kapitale oder eines und desselben Kapitals in zwei sukzessiven, verschiednen Zuständen

<79> sind gleich:

1. bei gleicher prozentiger Zusammensetzung der Kapitale und gleicher Mehrwertsrate.

2. bei ungleicher prozentiger Zusammensetzung und ungleicher Mehrwertsrate, wenn die Produkte der Mehrwertsraten in die prozentigen variablen Kapitalteile (die mī und v), d.h. die prozentig aufs Gesamtkapital berechneten Mehrwertsmassen (m = mīv) gleich sind, in andern Worten, wenn beide Male die Faktoren mī und v in umgekehrtem Verhältnis zueinander stehn.

Sie sind ungleich:

1. bei gleicher prozentiger Zusammensetzung, wenn die Mehrwertsraten ungleich sind, wo sie sich verhalten wie die Mehrwertsraten.

2. bei gleicher Mehrwertsrate und ungleicher prozentiger Zusammensetzung, wo sie sich verhalten wie die variablen Kapitalteile.

3. bei ungleicher Mehrwertsrate und ungleicher prozentiger Zusammensetzung, wo sie sich verhalten wie die Produkte mīv, d.h. wie die prozentig aufs Gesamtkapital berechneten Mehrwertsmassen.(10)


Fußnoten

(9) Hier steht im Ms.: "Später zu untersuchen, wie dieser Fall mit der Grundrente zusammenhängt." <=

(10) In dem Ms. finden sich noch sehr ausführliche Berechnungen über die Differenz zwischen Mehrwertsrate und Profitrate (mī - pī), die allerhand interessante Eigentümlichkeiten besitzt und deren Bewegung die Fälle anzeigt, wo die beiden Raten sich voneinander entfernen oder sich einander nähern. Diese Bewegungen lassen sich auch in Kurven darstellen. Ich verzichte auf Wiedergabe dieses Materials, da es für die nächsten Zwecke dieses Buchs weniger wichtig ist und es hier genügt, diejenigen Leser, die diesen Punkt weiter verfolgen wollen, einfach darauf aufmerksam zu machen. - F. E. <=