5. Kapitel. Die Umlauszeit | Inhalt | 7. Kapitel. Umschlagszeit und Umschlagszahl
Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 24, "Das Kapital", Bd. II, 1. Abschnitt, S. 131 - 153
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1963
SECHSTES KAPITEL
Die Zirkulationskosten
<131> Die Formverwandlungen des Kapitals aus Ware in Geld und aus Geld in Ware sind zugleich Händel des Kapitalisten, Akte des Kaufs und Verkaufs. Die Zeit, worin diese Formverwandlungen des Kapitals sich vollziehn, sind subjektiv, vom Standpunkt des Kapitalisten, Verkaufszeit und Kaufzeit, die Zeit, während deren er auf dem Markt als Verkäufer und Käufer fungiert. Wie die Umlaufszeit des Kapitals einen notwendigen Abschnitt seiner Reproduktionszeit bildet, so bildet die Zeit, während deren der Kapitalist kauft und verkauft, sich auf dem Markt herumtreibt, einen notwendigen Abschnitt seiner Funktionszeit als Kapitalist, d.h. als personifiziertes Kapital. Sie bildet Teil seiner Geschäftszeit.
{Da angenommen wurde, daß die Waren zu ihren Werten gekauft und verkauft werden, so handelt es sich bei diesen Vorgängen nur um die Umsetzung desselben Werts aus einer Form in die andre, aus Warenform in Geldform, und aus Geldform in Warenform - um eine Zustandsänderung. Werden die Waren zu ihren Werten verkauft, so bleibt die Wertgröße in der Hand sowohl des Käufers wie des Verkäufers unverändert; nur seine Daseinsform hat sich verändert. Werden die Waren nicht zu ihren Werten verkauft, so bleibt die Summe der umgesetzten Werte unverändert; was auf der einen Seite plus, ist auf der andern minus.
Die Metamorphosen W - G und G - W sind aber Händel, die zwischen Käufer und Verkäufer vorgehn; sie brauchen Zeit, um handelseinig zu werden, um so mehr, als hier ein Kampf vorgeht, worin jede Seite die andre übervorteilen sucht, und sich Geschäftsleute gegenüberstehn, so: "when Greek meets Greek then comes the tug of war". Die Zustandsänderung kostet Zeit und Arbeitskraft, aber nicht um Wert zu schaffen, sondern um <132> die Umsetzung des Werts aus einer Form in die andre hervorzubringen, wobei der wechselseitige Versuch, bei dieser Gelegenheit ein überschüssiges Quantum Wert sich anzueignen, nichts ändert. Diese Arbeit, vergrößert durch die beiderseitigen böswilligen Absichten, schafft so wenig Wert, wie die Arbeit, die bei einem gerichtlichen Prozeß stattfindet, die Wertgröße des streitigen Objekts vermehrt. Es verhält sich mit dieser Arbeit - die ein notwendiges Moment des kapitalistischen Produktionsprozesses in seiner Totalität, wo er auch die Zirkulation einschließt, oder von ihr eingeschlossen wird - wie etwa mit der Verbrennungsarbeit eines Stoffs, der zur Erzeugung von Wärme verwandt wird. Diese Verbrennungsarbeit erzeugt keine Wärme, obgleich sie ein notwendiges Moment des Verbrennungsprozesses ist. Um z.B. Kohle als Heizmaterial zu verbrauchen, muß ich sie mit Sauerstoff verbinden und dazu sie aus dem festen in den gasförmigen Zustand überführen (denn im Kohlensäuregas, dem Resultat der Verbrennung, ist die Kohle im Gaszustand), also eine physikalische Daseinsform- oder Zustandsveränderung bewirken. Die Lostrennung der Kohlenstoffmoleküle, die zu einem festen Ganzen verbunden sind, und die Zersprengung des Kohlenstoffmoleküls selbst in seine einzelnen Atome, muß der Neuverbindung vorhergehn, und dies kostet einen gewissen Kraftaufwand, der sich also nicht in Wärme verwandelt, sondern von dieser abgeht. Sind die Warenbesitzer daher keine Kapitalisten, sondern selbständige unmittelbare Produzenten, so ist die zu Kauf und Verkauf verwendete Zeit ein Abzug von ihrer Arbeitszeit, und suchten sie daher stets (im Altertum wie im Mittelalter) solche Operationen auf Festtage zu verlegen.
Die Dimensionen, die der Warenumsatz in den Händen der Kapitalisten annimmt, können natürlich diese, keinen Wert schaffende, sondern nur Formwechsel des Werts vermittelnde Arbeit nicht in wertschaffende verwandeln. Ebensowenig kann das Mirakel dieser Transsubstantiation durch eine Transposition vorgehn, d.h. dadurch, daß die industriellen Kapitalisten, statt selbst jene "Verbrennungsarbeit" zu vollziehn, sie zum ausschließlichen Geschäft dritter von ihnen bezahlter Personen machen. Diese dritten Personen werden ihnen natürlich nicht aus Liebe für ihre beaux yeux <schönen Augen> ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Dem Rentenkollekteur eines Grundbesitzers oder dem Hausknecht einer Bank ist es ebenfalls gleichgültig, daß ihre Arbeit die Wertgröße weder der Rente, noch der zu einer andern Bank sackweise getragnen Goldstücke um einen Deut vermehrt.}(10)
<133> Für den Kapitalisten, der andre für sich arbeiten läßt, wird Kauf und Verkauf eine Hauptfunktion. Da er das Produkt vieler auf größrem gesellschaftlichen Maßstab aneignet, so hat er es auch auf solchem zu verkaufen und später wieder aus Geld in die Produktionselemente zurückzuverwandeln. Nach wie vor schafft Kauf- und Verkaufszeit keinen Wert. Eine Illusion kommt herein durch die Funktion des Kaufmannskapitals. Aber, ohne hier noch näher darauf einzugehn, ist so viel von vornherein klar: Wenn durch Teilung der Arbeit eine Funktion, die an und für sich unproduktiv, aber ein notwendiges Moment der Reproduktion ist, aus einer Nebenverrichtung vieler in die ausschließliche Verrichtung weniger verwandelt wird, in ihr besondres Geschäft, so verwandelt sich nicht der Charakter der Funktion selbst. Ein Kaufmann (hier als bloßer Agent der Formverwandlung der Waren, als bloßer Käufer und Verkäufer betrachtet) mag durch seine Operationen die Kauf- und Verkaufszeit für viele Produzenten abkürzen. Er ist dann als eine Maschine zu betrachten, die nutzlosen Kraftaufwand vermindert oder Produktionszeit freisetzen hilft.(11)
Wir wollen, um die Sache zu vereinfachen (da wir erst später den Kaufmann als Kapitalisten und das Kaufmannskapital betrachten), annehmen, dieser Agent zum Kaufen und Verkaufen sei ein Mann, der seine Arbeit verkauft. Er verausgabt seine Arbeitskraft und seine Arbeitszeit in diesen Operationen W - G und G - W. Und er lebt daher davon, wie ein andrer z.B. vom Spinnen oder Pillendrehn. Er verrichtet eine notwendige Funk- <134> tion, weil der Reproduktionsprozeß selbst unproduktive Funktionen einschließt. Er arbeitet so gut wie ein andrer, aber der Inhalt seiner Arbeit schafft weder Wert noch Produkt. Er selbst gehört zu den faux frais der Produktion. Sein Nutzen besteht nicht darin, eine unproduktive Funktion in eine produktive zu verwandeln, oder unproduktive Arbeit in produktive. Es wäre ein Wunder, wenn dergleichen Verwandlung durch solche Übertragung der Funktion bewerkstelligt werden könnte. Sein Nutzen besteht vielmehr darin, daß ein geringrer Teil der Arbeitskraft und Arbeitszeit der Gesellschaft in dieser unproduktiven Funktion gebunden wird. Noch mehr. Wir wollen annehmen, er sei bloßer Lohnarbeiter, meinetwegen besser bezahlter. Welches immer seine Zahlung, als Lohnarbeiter arbeitet er einen Teil seiner Zeit umsonst. Er erhält vielleicht täglich das Wertprodukt von acht Arbeitsstunden und fungiert während zehn. Die zwei Stunden Mehrarbeit, die er verrichtet, produzieren ebensowenig Wert wie seine acht Stunden notwendige Arbeit, obgleich vermittelst dieser letztren ein Teil des gesellschaftlichen Produkts auf ihn übertragen wird. Erstens wird nach wie vor, gesellschaftlich betrachtet, eine Arbeitskraft während zehn Stunden in dieser bloßen Zirkulationsfunktion vernutzt. Sie ist für nichts andres verwendbar, nicht für produktive Arbeit. Zweitens aber zahlt die Gesellschaft diese zwei Stunden Mehrarbeit nicht, obgleich sie von dem Individuum, das sie verrichtet, verausgabt werden. Die Gesellschaft eignet sich dadurch kein überschüssiges Produkt oder Wert an. Aber die Zirkulationskosten, die er repräsentiert, vermindern sich um ein Fünftel, von zehn Stunden auf acht. Die Gesellschaft zahlt kein Äquivalent für ein Fünftel dieser aktiven Zirkulationszeit, deren Agent er ist. Ist es aber der Kapitalist, der diesen Agenten anwendet, so vermindern sich durch Nichtzahlung der zwei Stunden die Zirkulationskosten seines Kapitals, die einen Abzug von seiner Einnahme bilden. Für ihn ist es ein positiver Gewinn, weil sich die negative Schranke der Verwertung seines Kapitals enger zieht. Solange kleine selbständige Warenproduzenten einen Teil ihrer eignen Zeit in Kauf und Verkauf verausgaben, stellt sich dies nur dar entweder als Zeit, verausgabt in den Intervallen ihrer produktiven Funktion, oder als Abbruch an ihrer Produktionszeit.
Unter allen Umständen ist die hierauf verwandte Zeit eine Zirkulationskost, die den umgesetzten Werten nichts zuführt. Es ist die Kost, erforderlich, sie aus Warenform in Geldform zu übersetzen. Soweit der kapitalistische Warenproduzent als Zirkulationsagent erscheint, unterscheidet er sich vom unmittelbaren Warenproduzenten nur dadurch, daß er auf größrer Stufenleiter verkauft und kauft, und daher in größrem Umfang als Zirku- <135> lationsagent fungiert. Sobald der Umfang seines Geschäfts ihn aber zwingt oder befähigt, eigne Zirkulationsagenten als Lohnarbeiter zu kaufen (dingen), so ist das Phänomen der Sache nach nicht verändert. Arbeitskraft und Arbeitszeit muß zu gewissem Grad im Zirkulationsprozeß (soweit er bloße Formverwandlung) verausgabt werden. Aber dies erscheint jetzt als zusätzliche Kapitalauslage; ein Teil des variablen Kapitals muß ausgelegt werden im Ankauf dieser nur in der Zirkulation fungierenden Arbeitskräfte. Dieser Kapitalvorschuß schafft weder Produkt noch Wert. Er vermindert pro tanto den Umfang, worin das vorgeschoßne Kapital produktiv fungiert. Es ist dasselbe, als würde ein Teil des Produkts in eine Maschine verwandelt, welche den übrigen Teil des Produkts kauft und verkauft. Diese Maschine verursacht einen Abzug von Produkt. Sie wirkt nicht mit im Produktionsprozeß, obgleich sie die in der Zirkulation verausgabte Arbeitskraft etc. vermindern kann. Sie bildet bloß einen Teil der Zirkulationskosten.
Neben dem wirklichen Kaufen und Verkaufen wird Arbeitszeit verausgabt in der Buchführung, in die außerdem vergegenständlichte Arbeit eingeht, Feder, Tinte, Papier, Schreibpult, Bürokosten. Es wird also in dieser Funktion einerseits Arbeitskraft verausgabt, andrerseits Arbeitsmittel. Es verhält sich hiermit ganz wie mit der Kauf- und Verkaufszeit.
Als Einheit innerhalb seiner Kreisläufe, als prozessierender Wert, sei nun innerhalb der Produktionssphäre, sei es innerhalb der beiden Phasen der Zirkulationssphäre, existiert das Kapital nur ideell in der Gestalt des Rechengelds, zunächst im Kopf des Warenproduzenten, resp. kapitalistischen Warenproduzenten. Durch die Buchführung, welche auch die Preisbestimmung oder die Berechnung der Warenpreise (Preiskalkulation) einbegreift, wird diese Bewegung fixiert und kontrolliert. Die Bewegung der Produktion und namentlich der Verwertung - wobei die Waren nur als Wertträger figurieren, als Namen von Dingen, deren ideelles Wertdasein in Rechengeld fixiert ist - erhält so ein symbolisches Abbild in der Vorstellung. Solange der einzelne Warenproduzent entweder nur in seinem Kopf Buch führt (wie z.B. der Bauer; erst die kapitalistische Agrikultur produziert den Buch führenden Pächter) oder nur nebenbei, außerhalb seiner Produktionszeit, ein Buch über seine Ausgaben, Einnahmen, Zahlungstermine usw. führt, solange ist es handgreiflich, daß diese seine Funktion und die Arbeitsmittel, die er etwa dabei verbraucht, wie Papier usw., zusätzlichen Verbrauch von Arbeitszeit und Arbeitsmitteln darstellen, die <136> notwendig sind, aber einen Abzug bilden sowohl an der Zeit, die er produktiv verbrauchen kann, wie an den Arbeitsmitteln, die im wirklichen Produktionsprozeß fungieren, in die Produkt- und Wertbildung eingehn.(12) Die Natur der Funktion selbst verändert sich nicht, weder durch den Umfang, den sie dadurch erhält, daß sie in der Hand des kapitalistischen Warenproduzenten konzentriert wird und statt als Funktion vieler kleiner Warenproduzenten als die eines Kapitalisten, als Funktion innerhalb eines Produktionsprozesses auf großer Stufenleiter erscheint; noch durch ihre Losreißung von den produktiven Funktionen, von denen sie ein Beiwerk bildete, und durch ihre Verselbständigung als Funktion besondrer, ausschließlich mit ihr betrauter Agenten.
Die Teilung der Arbeit, die Verselbständigung einer Funktion, macht sie nicht produkt- und wertbildend, wenn sie es nicht an sich, also schon vor ihrer Verselbständigung ist. Legt ein Kapitalist sein Kapital neu an, so muß er einen Teil im Ankauf eines Buchhalters etc. und in Mitteln der Buchführung anlegen. Ist sein Kapital bereits in Funktion, in seinem beständigen Reproduktionsprozeß begriffen, so muß er einen Teil des Warenprodukts, vermittelst Verwandlung in Geld, beständig rückverwandeln in Buchhalter, Kommis u. dergl. Dieser Teil des Kapitals ist dem Produktionsprozeß entzogen und gehört zu den Zirkulationskosten, Abzügen am Gesamtertrag. (Eingeschlossen die Arbeitskraft selbst, die ausschließlich auf diese Funktion verwendet wird.)
Es findet jedoch ein gewisser Unterschied statt zwischen den aus der Buchführung entspringenden Kosten, resp. unproduktiven Verausgabung von Arbeitszeit einerseits und denen der bloßen Kauf- und Verkaufszeit andrerseits. Die letztren entspringen nur aus der bestimmten gesellschaft- <137> lichen Form des Produktionsprozesses, daraus, daß er Produktionsprozeß von Ware ist. Die Buchführung als Kontrolle und ideelle Zusammenfassung des Prozesses wird um so notwendiger, je mehr der Prozeß auf gesellschaftlicher Stufenleiter vorgeht und den rein individuellen Charakter verliert; also notwendiger in der kapitalistischen Produktion als in der zersplitterten des Handwerks- und Bauernbetriebs, notwendiger bei gemeinschaftlicher Produktion als bei kapitalistischer. Die Kosten der Buchführung reduzieren sich aber mit der Konzentration der Produktion und je mehr sie sich in gesellschaftliche Buchführung verwandelt.
Es handelt sich hier nur um den allgemeinen Charakter der Zirkulationskosten, die aus der bloßen formellen Metamorphose entspringen. Es ist hier überflüssig, auf alle ihre Detailformen einzugehn. Wie aber der reinen Formverwandlung des Werts angehörige, also aus der bestimmten gesellschaftlichen Form des Produktionsprozesses entspringende Formen, die bei dem individuellen Warenproduzenten nur verschwindende und kaum bemerkbare Momente sind, neben seinen produktiven Funktionen herlaufen oder sich mit ihnen verschlingen - wie diese als massenhafte Zirkulationskosten die Augen frappieren können, sieht man beim bloßen Einnehmen und Ausgeben von Geld, sobald es als ausschließliche Funktion von Banken etc. oder des Kassierers in individuellen Geschäften, verselbständigt und auf großer Stufenleiter konzentriert ist. Was festzuhalten, ist, daß diese Zirkulationskosten durch die veränderte Gestalt ihren Charakter nicht ändern.
Ob ein Produkt als Ware oder nicht als Ware produziert wird, es ist stets stoffliche Gestalt von Reichtum, Gebrauchswert, bestimmt, in die individuelle oder produktive Konsumtion einzugehn. Als Ware existiert sein Wert ideell im Preise, der an seiner wirklichen Gebrauchsgestalt nichts ändert. Daß aber bestimmte Waren, wie Gold und Silber, als Geld fungieren und als solche ausschließlich den Zirkulationsprozeß behausen (auch als Schatz, Reserve etc. bleiben sie, obwohl latent, in der Zirkulationssphäre), ist ein reines Produkt der bestimmten gesellschaftlichen Form des Produktionsprozesses, der Produktionsprozeß von Waren ist. Da auf Grundlage der kapitalistischen Produktion Ware die allgemeine Gestalt des Produkts wird, und die größte Masse des Produkts als Ware produziert wird und daher die Geldform annehmen muß, da also die Warenmasse, der als Ware fungierende Teil des gesellschaftlichen Reichtums fortwährend wächst - so nimmt hier auch der Umfang des als Zirkulationsmittel, Zahlungsmittel, Reserve etc. <138> fungierenden Goldes und Silbers zu. Diese als Geld fungierenden Waren gehn weder in die individuelle noch in die produktive Konsumtion ein. Es ist gesellschaftliche Arbeit, in einer Form fixiert, worin sie als bloße Zirkulationsmaschine dient. Außerdem, daß ein Teil des gesellschaftlichen Reichtums in diese unproduktive Form gebannt ist, erheischt der Verschleiß des Geldes beständigen Ersatz desselben oder Umwandlung von mehr gesellschaftlicher Arbeit - in Produktform - in mehr Gold und Silber. Diese Ersatzkosten sind bei kapitalistisch entwickelten Nationen bedeutend, weil überhaupt der in Form des Gelds gebannte Teil des Reichtums umfangreich ist. Gold und Silber, als Geldwaren, bilden für die Gesellschaft Zirkulationskosten, die nur aus der gesellschaftlichen Form der Produktion entspringen. Es sind faux frais der Warenproduktion überhaupt, die mit der Entwicklung der Warenproduktion, und besonders der kapitalistischen Produktion, wachsen. Es ist ein Teil des gesellschaftlichen Reichtums, der dem Zirkulationsprozeß geopfert werden muß.(13)
Zirkulationskosten, die aus dem bloßen Formwechsel des Werts, aus der Zirkulation ideell betrachtet, hervorgehn, gehn nicht in den Wert der Waren ein. Die in ihnen verausgabten Kapitalteile bilden bloße Abzüge von dem produktiv verausgabten Kapital, soweit der Kapitalist betrachtet wird. Von andrer Natur sind die Zirkulationskosten, die wir jetzt betrachten. Sie können aus Produktionsprozessen entspringen, die nur in der Zirkulation fortgesetzt werden, deren produktiver Charakter also durch die Zirkulationsform nur versteckt ist. Sie können andrerseits, gesellschaftlich betrachtet, bloße Kosten, unproduktive Verausgabung, sei es lebendiger, sei es vergegenständlichter Arbeit sein, aber doch eben dadurch für den individuellen Kapitalisten wertbildend wirken, einen Zusatz zum Verkaufspreis seiner Ware bilden. Dies folgt schon daraus, daß diese Kosten in verschiednen Produktionssphären und stellenweise für verschiedne individuelle Kapitale innerhalb derselben Produktionssphäre verschieden sind. Durch ihren <139> Zusatz zum Preis der Ware werden sie in dem Maß verteilt, worin sie auf die individuellen Kapitalisten fallen. Aber alle Arbeit, die Wert zusetzt, kann auch Mehrwert zusetzen und wird auf kapitalistischer Grundlage immer Mehrwert zusetzen, da der Wert, den sie bildet, von ihrer eignen Größe, der Mehrwert, den sie bildet, von dem Umfang abhängt, worin der Kapitalist sie bezahlt. Kosten also, die die Ware verteuern, ohne ihr Gebrauchswert zuzusetzen, für die Gesellschaft also zu den faux frais der Produktion gehören, können für den individuellen Kapitalisten Quelle der Bereicherung bilden. Andrerseits, soweit der Zusatz, den sie dem Preis der Ware hinzufügen, diese Zirkulationskosten nur gleichmäßig verteilt, hört ihr unproduktiver Charakter dadurch nicht auf. Z.B. Assekuranzgesellschaften verteilen die Verluste individueller Kapitalisten unter die Kapitalistenklasse. Dies verhindert jedoch nicht, daß die so ausgeglichnen Verluste nach wie vor, das gesellschaftliche Gesamtkapital betrachtet, Verluste sind.
Während seines Daseins als Warenkapital oder seines Aufenthalts auf dem Markt, also solange es sich in dem Intervall befindet zwischen dem Produktionsprozeß, aus dem es herauskommt, und dem Konsumtionsprozeß, in den es eingeht, bildet das Produkt Warenvorrat. Als Ware auf dem Markt, und daher in der Gestalt des Vorrats, erscheint das Warenkapital doppelt in jedem Kreislauf, einmal als Warenprodukt des prozessierenden Kapitals selbst, dessen Kreislauf betrachtet wird; das andre Mal dagegen als Warenprodukt eines andren Kapitals, das sich auf dem Markt vorfinden muß, um gekauft und in produktives Kapital verwandelt zu werden. Allerdings ist es möglich, daß dies letztre Warenkapital erst auf Bestellung produziert wird. Dann findet Unterbrechung statt, solange bis es produziert ist. Der Fluß des Produktions- und Reproduktionsprozesses erheischt jedoch, daß eine Masse Waren (Produktionsmittel) sich beständig auf dem Markt vorfindet, also Vorrat bildet. Ebenso umfaßt das produktive Kapital den Ankauf der Arbeitskraft, und die Geldform ist hier nur die Wertform von Lebensmitteln, die der Arbeiter großenteils auf dem Markt vorfinden muß. Wir gehn im Fortgang dieses Paragraphen näher hierauf ein. Hier ist bereits dieser Punkt gewonnen. Stellen wir uns auf den Standpunkt des prozessierenden Kapitalwerts, der sich in Warenprodukt verwandelt hat und nun verkauft oder in Geld rückverwandelt werden muß, der also jetzt als Warenkapital auf dem Markt fungiert,. so ist der Zustand, worin es Vorrat bildet, ein zweckwidriger unfreiwilliger Aufenthalt auf dem <140> Markt. Je rascher verkauft, desto flüssiger der Reproduktionsprozeß. Der Aufenthalt in der Formverwandlung W´- G´ hindert den realen Stoffwechsel, der im Kreislauf des Kapitals vorgehn muß, wie seine weitere Funktion als produktives Kapital. Andrerseits für G - W erscheint das beständige Vorhandensein der Ware auf dem Markt, der Warenvorrat, als Bedingung des Flusses des Reproduktionsprozesses wie der Anlage von neuem oder zusätzlichem Kapital.
Das Verharren des Warenkapitals als Warenvorrat auf dem Markt erheischt Baulichkeiten, Magazine, Reservoirs der Waren, Warenlager, also Auslage von konstantem Kapital; ebenso Zahlung von Arbeitskräften zur Einmagazinierung der Waren in ihre Reservoirs. Außerdem verderben die Waren und sind schädlichen elementaren Einflüssen ausgesetzt. Zum Schutz davor ist zusätzliches Kapital auszulegen, teils in Arbeitsmitteln, in gegenständlicher Form, teils in Arbeitskraft.(14)
Das Dasein des Kapitals in seiner Form als Warenkapital und daher als Warenvorrat verursacht also Kosten, die, da sie nicht der Produktionssphäre angehören, zu den Zirkulationskosten zählen. Diese Zirkulationskosten unterscheiden sich von den sub I aufgeführten dadurch, daß sie in gewissem Umfang in den Wert der Waren eingehn, also die Ware verteuern. Unter allen Umständen sind Kapital und Arbeitskraft, die zur Erhaltung und Aufbewahrung des Warenvorrats dienen, dem direkten Produktionsprozeß entzogen. Andrerseits müssen die hier angewandten Kapitale, Arbeitskraft eingerechnet, als Bestandteil des Kapitals, aus dem gesellschaftlichen Produkt ersetzt werden. ihre Auslage wirkt daher wie eine Verminderung der Produktionskraft der Arbeit, so daß ein größres Quantum Kapital und Arbeit erheischt ist, um einen bestimmten Nutzeffekt zu erzielen. Es sind Unkosten.
Soweit nun die, durch die Bildung des Warenvorrats bedingten Zirkulationskosten nur aus der Zeitdauer der Verwandlung vorhandner Werte aus Warenform in Geldform, also nur aus der bestimmten gesellschaftlichen <141> Form des Produktionsprozesses entspringen (nur daraus, daß das Produkt als Ware produziert wird und daher auch die Verwandlung in Geld durchmachen muß) - teilen sie ganz den Charakter der sub I aufgezählten Zirkulationskosten. Andrerseits wird der Wert der Waren hier nur konserviert, resp. vermehrt, weil der Gebrauchswert, das Produkt selbst, unter bestimmte gegenständliche Bedingungen versetzt wird, die Kapitalauslage kosten, und Operationen unterworfen wird, die zusätzliche Arbeit auf die Gebrauchswerte wirken lassen. Die Berechnung der Warenwerte, die Buchführung über diesen Prozeß, die Kauf- und Verkaufshändel dagegen wirken nicht auf den Gebrauchswert, worin der Warenwert existiert. Sie haben es nur mit seiner Form zu tun. Obgleich daher in dem vorausgesetzten Fall diese Unkosten der Vorratbildung (die hier unfreiwillig ist) bloß aus einem Aufenthalt der Formverwandlung und aus der Notwendigkeit derselben entspringen, so unterscheiden sie sich dennoch von den Unkosten sub I dadurch, daß ihr Gegenstand selbst nicht die Formverwandlung des Werts, sondern die Erhaltung des Werts ist, der in der Ware, als Produkt, Gebrauchswert, existiert und daher nur durch die Erhaltung des Produkts, des Gebrauchswerts selbst erhalten werden kann. Der Gebrauchswert wird hier weder erhöht noch vermehrt, im Gegenteil, er nimmt ab. Aber seine Abnahme wird beschränkt, und er wird erhalten. Auch der vorgeschoßne, in der Ware existierende Wert wird hier nicht erhöht. Aber neue Arbeit, vergegenständlichte und lebendige, wird hinzugesetzt.
Es ist nun weiter zu untersuchen, wieweit diese Unkosten aus dem eigentümlichen Charakter der Warenproduktion überhaupt und der Warenproduktion in ihrer allgemeinen, absoluten Form hervorgehn, d.h. der kapitalistischen Warenproduktion; wieweit sie andrerseits aller gesellschaftlichen Produktion gemeinsam sind und hier nur innerhalb der kapitalistischen Produktion eine besondre Gestalt annehmen, eine besondre Erscheinungsform.
A. Smith hat die fabelhafte Ansicht aufgestellt, daß die Vorratbildung ein der kapitalistischen Produktion eigentümliches Phänomen sei.(15) Neuere Ökonomen, z.B. Lalor, behaupten umgekehrt, daß sie mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion abnimmt. Sismondi betrachtet dies sogar als eine Schattenseite der letztren.
In der Tat existiert der Vorrat in drei Formen: in der Form des produktiven Kapitals, in der Form des individuellen Konsumtionsfonds und in Form des Warenvorrats oder Warenkapitals. Der Vorrat in der einen Form <142> nimmt relativ ab, wenn er in der andren Form zunimmt, obgleich er seiner absoluten Größe nach in allen drei Formen gleichzeitig wachsen mag.
Es ist von vornherein klar, daß, wo die Produktion direkt auf die Befriedigung des Selbstbedarfs gerichtet ist und nur zum geringern Teil für den Austausch oder Verkauf produziert wird, also das gesellschaftliche Produkt gar nicht oder nur zum kleinem Teil die Form der Ware annimmt, der Vorrat in der Form der Ware oder Warenvorrat nur einen geringen und verschwindenden Teil des Reichtums bildet. Der Konsumtionsfonds ist aber hier relativ groß, namentlich der eigentlichen Lebensmittel. Man hat nur altertümliche Bauernwirtschaft anzusehn. Ein überwiegender Teil des Produkts verwandelt sich hier unmittelbar, ohne Warenvorrat zu bilden - eben weil er in der Hand seines Besitzers bleibt - in vorrätige Produktionsmittel oder Lebensmittel. Er nimmt nicht die Form des Warenvorrats an, und eben deswegen existiert in Gesellschaften, die auf solcher Produktionsweise gegründet sind, nach A. Smith kein Vorrat. A. Smith verwechselt die Form des Vorrats mit dem Vorrat selbst und glaubt, daß die Gesellschaft bisher von der Hand in den Mund lebte oder sich auf den Zufall des folgenden Tages verließ.(16) Es ist ein kindisches Mißverständnis.
Vorrat in der Form des produktiven Kapitals existiert in der Form von Produktionsmitteln, die sich bereits im Produktionsprozeß befinden oder wenigstens in der Hand des Produzenten, also latent schon im Produktionsprozeß. Man hat früher gesehn, daß mit der Entwicklung der Produktivität <143> der Arbeit, also auch mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise - welche die gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit mehr entwickelt als alle früheren Produktionsweisen -, die Masse der in der Form von Arbeitsmitteln dem Prozeß ein für allemal einverleibten und stets wiederholt, während längrer oder kürzrer Periode in ihm fungierenden Produktionsmittel (Gebäude, Maschinen etc.) beständig wächst, und daß ihr Wachstum sowohl Voraussetzung wie Wirkung der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit ist. Das nicht nur absolute, sondern relative Wachstum des Reichtums in dieser Form (vergl. Buch I, Kap. XXIII, 2.) charakterisiert vor allem die kapitalistische Produktionsweise. Die stofflichen Existenzformen des konstanten Kapitals, die Produktionsmittel, bestehn aber nicht nur aus derartigen Arbeitsmitteln, sondern auch aus Arbeitsmaterial auf den verschiedensten Stufen der Verarbeitung und aus Hilfsstoffen. Mit der Stufenleiter der Produktion und der Steigerung der Produktivkraft der Arbeit durch Kooperation, Teilung, Maschinerie usw. wächst die Masse des Rohmaterials, der Hilfsstoffe etc., die in den täglichen Reproduktionsprozeß eingehn. Diese Elemente müssen in der Produktionsstätte bereitliegen. Der Umfang dieses in der Form von produktivem Kapital existierenden Vorrats wächst also absolut. Damit der Prozeß fließe - ganz davon abgesehn, ob dieser Vorrat täglich oder nur in bestimmten Terminen erneuert werden kann -, muß stets mehr Anhäufung von Rohstoff etc. in der Produktionsstätte bereitliegen, als z.B. täglich oder wöchentlich verbraucht wird. Die Kontinuität des Prozesses erheischt, daß das Dasein seiner Bedingungen weder abhänge von möglicher Unterbrechung bei täglichen Einkäufen, noch davon, daß das Warenprodukt täglich oder wöchentlich verkauft werde und daher nur unregelmäßig in seine Produktionselemente rückverwandelbar sei. Indes kann offenbar das produktive Kapital in sehr verschiednem Umfang latent sein oder Vorrat bilden. Es macht z.B. großen Unterschied, ob der Spinner Baumwolle oder Kohlen für drei Monate oder für einen parat liegen haben muß. Man sieht, daß dieser Vorrat relativ abnehmen kann, obgleich er absolut zunimmt.
Es hängt dies von verschiednen Bedingungen ab, die alle im wesentlichen hinauskommen auf die größre Geschwindigkeit, Regelmäßigkeit und Sicherheit, womit die nötige Masse von Rohstoff stets so zugeführt werden kann, daß nie Unterbrechung entsteht. Je weniger diese Bedingungen erfüllt sind, je geringer also Sicherheit, Regelmäßigkeit und Geschwindigkeit der Zufuhr, desto größer muß der latente Teil des produktiven Kapitals, d.h. der noch seine Verarbeitung erwartende Vorrat von Rohstoffen usw. in der Hand des Produzenten sein. Diese Bedingungen stehn im umgekehrten <144> Verhältnis zur Entwicklungshöhe der kapitalistischen Produktion und daher der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit. Also auch der Vorrat in dieser Form.
Indes ist das, was hier als Abnahme des Vorrats erscheint (z.B. bei Lalor), zum Teil nur Abnahme des Vorrats in der Form des Warenkapitals oder des eigentlichen Warenvorrats; also bloß Formwechsel desselben Vorrats. Ist z.B. die Masse Kohlen, die täglich im Lande selbst produziert wird, also Umfang und Energie der Kohlenproduktion, groß, so braucht der Spinner kein großes Kohlenlager, um die Kontinuität seiner Produktion zu sichern. Die beständige sichere Erneuerung der Kohlenzufuhr macht dies überflüssig. Zweitens: Die Geschwindigkeit, womit das Produkt eines Prozesses als Produktionsmittel in einen andren Prozeß übergehn kann, hängt ab von der Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel. Die Wohlfeilheit des Transports spielt große Rolle dabei. Der beständig erneuerte Transport z.B. von Kohlen von der Grube zur Spinnerei wäre teurer als die Versorgung mit einer größren Kohlenmasse für längre Zeit bei relativ wohlfeilerm Transport. Diese beiden bisher betrachteten Umstände gehn aus dem Produktionsprozeß selbst hervor. Drittens wirkt ein die Entwicklung des Kreditsystems. Je weniger der Spinner für Erneuerung seiner Vorräte an Baumwolle, Kohle etc. vom unmittelbaren Verkauf seines Garns abhängt - und je entwickelter das Kreditsystem, je geringer ist diese unmittelbare Abhängigkeit -, desto kleiner kann die relative Größe dieser Vorräte sein, um eine von den Zufällen des Garnverkaufs unabhängige kontinuierliche Garnproduktion auf gegebener Stufenleiter zu sichern. Viertens aber bedürfen viele Rohstoffe, Halbfabrikate etc. längrer Zeitperioden zu ihrer Produktion, und namentlich gilt dies von allen Rohstoffen, die die Agrikultur liefert. Soll keine Unterbrechung des Produktionsprozesses stattfinden, so muß also ein bestimmter Vorrat derselben vorhanden sein für den ganzen Zeitabschnitt, worin Neuprodukt nicht die Stelle des alten ersetzen kann. Nimmt dieser Vorrat ab in der Hand des industriellen Kapitalisten, so beweist das nur, daß er in der Form des Warenvorrats in der Hand des Kaufmanns zunimmt. Die Entwicklung der Transportmittel z.B. gestattet, die im Importhafen liegende Baumwolle rasch von Liverpool nach Manchester überzuführen, so daß der Fabrikant, je nach Bedarf, in relativ kleinen Portionen seinen Baumwollvorrat erneuern kann. Aber dann liegt dieselbe Baumwolle in um so größren Massen als Warenvorrat in der Hand von Kaufleuten zu Liverpool. Es ist also bloßer Formwechsel des Vorrats, was Lalor und andre übersehn haben. Und das gesellschaftliche Kapital betrachtet, befindet sich hier nach wie vor dieselbe Produktmasse in der Form des Vorrats. Für ein <145> einzelnes Land nimmt der Umfang, worin z.B. die für das Jahr nötige Masse bereit sein muß, ab mit der Entwicklung der Transportmittel. Gehn viele Dampf- und Segelschiffe zwischen Amerika und England, so vermehren sich die Gelegenheiten der Erneuerung des Baumwollvorrats für England und nimmt also die Masse des Baumwollvorrats ab, die durchschnittlich in England lagern muß. Ebenso wirkt die Entwicklung des Weltmarkts und daher die Vervielfachung der Bezugsquellen desselben Artikels. Der Artikel wird stückweis von verschiednen Ländern und in verschiednen Zeitterminen zugeführt.
Man hat bereits gesehn: Auf Grundlage der kapitalistischen Produktion wird die Ware zur allgemeinen Form des Produkts, und je mehr jene sich nach Umfang und Tiefe entwickelt, desto mehr. Es existiert also - selbst bei gleichem Umfang der Produktion - ein ungleich größrer Teil des Produkts als Ware, im Vergleich, sei es zu frühern Produktionsweisen, sei es zur kapitalistischen Produktionsweise auf minder entwickeltem Grad. Alle Ware aber - also auch alles Warenkapital, welches nur Ware ist, aber Ware als Daseinsform des Kapitalwerts -, soweit sie aus ihrer Produktionssphäre - nicht unmittelbar in die produktive oder individuelle Konsumtion eingeht, also im Intervall auf dem Markt sich befindet, bildet ein Element des Warenvorrats. An und für sich - bei gleichbleibendem Umfang der Produktion - wächst daher der Warenvorrat (d.h. diese Verselbständigung und Fixierung der Warenform des Produkts) mit der kapitalistischen Produktion. Man hat bereits gesehn, daß dies nur Formwechsel des Vorrats ist, d.h. daß auf der einen Seite der Vorrat in Warenform zunimmt, weil er auf der andren Seite in der Form von direktem Produktions- oder Konsumtionsvorrat abnimmt. Es ist nur eine veränderte gesellschaftliche Form des Vorrats. Wenn zugleich nicht nur die relative Größe des Warenvorrats im Verhältnis zum gesellschaftlichen Gesamtprodukt zunimmt, sondern auch seine absolute Größe, so, weil mit der kapitalistischen Produktion die Masse des Gesamtprodukts wächst.
Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion wird die Stufenleiter der Produktion in stets geringrem Grad durch die unmittelbare Nachfrage nach dem Produkt bestimmt, und in stets größrem durch den Umfang des Kapitals, worüber der individuelle Kapitalist verfügt, durch den Verwertungstrieb seines Kapitals und die Notwendigkeit der Kontinuität und der Ausdehnung seines Produktionsprozesses. Damit wächst notwendig in jedem besondren Produktionszweig die Produktmasse, die sich als Ware <146> auf dem Markt befindet oder nach Absatz sucht. Es wächst die in der Form des Warenkapitals kürzer oder länger fixierte Kapitalmasse. Es wächst daher der Warenvorrat.
Endlich wird der größte Teil der Gesellschaft in Lohnarbeiter verwandelt, Leute, die aus der Hand in den Mund leben, ihren Lohn wöchentlich empfangen und täglich ausgeben, die also ihre Lebensmittel als Vorrat vorfinden müssen. So sehr die einzelnen Elemente dieses Vorrats fließen mögen, muß ein Teil derselben doch beständig stocken, damit der Vorrat stets in Fluß bleiben kann.
Alle diese Momente gehn hervor aus der Form der Produktion und der in ihr einbegriffenen Formverwandlung, die das Produkt im Zirkulationsprozeß durchlaufen muß.
Welches immer die gesellschaftliche Form des Produktenvorrats, seine Aufbewahrung erfordert Kosten: Baulichkeiten, Gefäße usw., welche die Behälter des Produkts bilden; ebenso Produktionsmittel und Arbeit, mehr oder weniger je nach der Natur des Produkts, die verausgabt werden müssen zur Abwehr störender Einflüsse. Je mehr die Vorräte gesellschaftlich konzentriert, desto relativ kleiner sind diese Kosten. Diese Auslagen bilden stets einen Teil gesellschaftlicher Arbeit, sei es in vergegenständlichter oder lebendiger Form - also in der kapitalistischen Form Kapitalauslagen -, die nicht in die Produktbildung selbst eingehn, also Abzüge vom Produkt. Sie sind notwendig, Unkosten des gesellschaftlichen Reichtums. Sie sind die Erhaltungskosten des gesellschaftlichen Produkts, ob seine Existenz als Element des Warenvorrats nun bloß der gesellschaftlichen Form der Produktion, also der Warenform und ihrer notwendigen Formverwandlung entspringe, oder ob wir den Warenvorrat nur als eine Spezialform des Produktenvorrats betrachten, der allen Gesellschaften gemeinsam, wenn auch nicht in der Form des Warenvorrats, dieser dem Zirkulationsprozeß angehörigen Form des Produktenvorrats.
Es fragt sich nun, wieweit diese Kosten in den Wert der Waren eingehn.
Wenn der Kapitalist sein in Produktionsmitteln und Arbeitskraft vorgeschoßnes Kapital in Produkt verwandelt hat, in eine fertige zum Verkauf bestimmte Warenmasse, und diese bleibt unverkäuflich lagern, so stockt nicht nur der Verwertungsprozeß seines Kapitals während dieser Zeit. Die Ausgaben, welche die Erhaltung dieses Vorrats in Baulichkeiten, zusätzlicher Arbeit etc. erheischt, bilden positiven Verlust. Der schließliche Käufer würde ihn auslachen, wenn er sagte: Meine Ware war während sechs Monaten unverkaufbar, und ihre Erhaltung während dieser sechs Monate <147> hat mir nicht nur soundso viel Kapital brachgelegt, sondern außerdem Unkosten verursacht. Tant pis pour vousl <Um so schlimmer für Euch>, sagt der Käufer. Da neben Euch steht ein andrer Verkäufer, dessen Ware erst vorgestern fertig geworden ist. Eure Ware ist ein Ladenhüter und wahrscheinlich mehr oder minder angenagt vom Zahn der Zeit. Ihr müßt also wohlfeiler verkaufen als Euer Rival. - Ob der Warenproduzent der wirkliche Produzent seiner Ware oder ihr kapitalistischer Produzent, in der Tat also nur Repräsentant ihrer wirklichen Produzenten, ändert nichts an den Lebensbedingungen der Ware. Er hat seine Sache in Geld zu verwandeln. Die Unkosten, die ihre Fixierung ihrer Warenform ihm verursacht, gehören zu seinen individuellen Abenteuern, die den Käufer der Ware nichts angehn. Dieser zahlt ihm nicht die Zirkulationszeit seiner Ware. Selbst wenn der Kapitalist seine Ware absichtlich vom Markt zurückhält, in Zeiten wirklicher oder vermuteter Wertrevolution, so hängt es ab vom Eintreffen dieser Wertrevolution, von der Richtigkeit oder Unrichtigkeit seiner Spekulation, ob er die zusätzlichen Unkosten realisiert. Aber die Wertrevolution ist keine Folge seiner Unkosten. Soweit also die Vorratbildung Zirkulationsstockung, setzen die dadurch verursachten Kosten der Ware keinen Wert zu. Andrerseits kann kein Vorrat vorhanden sein ohne Aufenthalt in der Zirkulationssphäre, ohne Verharren, länger oder kürzer, des Kapitals in seiner Warenform; also kein Vorrat ohne Zirkulationsstockung, ganz wie kein Geld zirkulieren kann ohne Geldreservebildung. Also ohne den Warenvorrat keine Warenzirkulation. Tritt diese Notwendigkeit dem Kapitalisten nicht in W´- G´, so tritt sie ihm in G - W entgegen; nicht für sein Warenkapital, aber für das Warenkapital andrer Kapitalisten, die Produktionsmittel für ihn und Lebensmittel für seine Arbeiter produzieren.
Ob die Vorratbildung freiwillig oder unfreiwillig, d.h. ob der Warenproduzent absichtlich einen Vorrat hält oder ob seine Waren Vorrat bilden infolge des Widerstands, den die Umstände des Zirkulationsprozesses selbst ihrem Verkauf entgegenstellen, scheint an dem Wesen der Sache nichts ändern zu können. Doch ist zur Lösung dieser Frage nützlich zu wissen, was die freiwillige von der unfreiwilligen Vorratbildung unterscheidet. Die unfreiwillige Bildung des Vorrats entspringt aus, oder ist identisch mit einer Zirkulationsstockung, die vom Wissen des Warenproduzenten unabhängig ist und seinem Willen in die Quere kommt. Was charakterisiert die freiwillige Vorratbildung? Nach wie vor sucht der Verkäufer seine Ware so rasch wie möglich loszuschlagen Er bietet stets das Produkt als <148> Ware feil. Entzöge er es dem Verkauf, so bildete es nur mögliches (dunamei) kein effektives (energeia) Element des Warenvorrats. Die Ware als solche ist ihm nach wie vor nur Träger ihres Tauschwerts, und als solcher kann sie nur wirken durch und nach Abstreifung ihrer Warenform und Annahme der Geldform.
Der Warenvorrat muß einen gewissen Umfang haben, um während einer gegebnen Periode zu genügen für den Umfang der Nachfrage. Es wird dabei gerechnet auf beständige Ausdehnung des Kreises der Käufer. Um z.B. während eines Tags auszureichen, muß ein Teil der auf dem Markt befindlichen Waren beständig in der Warenform ausharren, während der andre fließt, sich in Geld verwandelt. Der Teil, der stockt, während der andre fließt, nimmt zwar beständig ab, wie der Umfang des Vorrats selbst abnimmt, bis er schließlich ganz verkauft ist. Die Warenstockung ist hier also berechnet als notwendige Bedingung des Verkaufs der Ware. Der Umfang muß ferner größer sein als der mittlere Verkauf oder der Umfang der mittleren Nachfrage. Die Überschüsse über dieselben könnten sonst nicht befriedigt werden. Andrerseits muß der Vorrat beständig erneuert werden, weil er sich beständig auflöst. Diese Erneuerung kann in letzter Instanz nur aus der Produktion herkommen, aus einer Zufuhr von Ware. Ob diese vom Ausland kommt oder nicht, ändert nichts an der Sache. Die Erneuerung hängt ab von den Perioden, die die Waren zu ihrer Reproduktion brauchen. Während dieser Zeit muß der Warenvorrat ausreichen. Daß er nicht in der Hand des ursprünglichen Produzenten bleibt, sondern durch verschiedne Reservoirs läuft, vom großen Kaufmann bis zum Detailverkäufer, ändert nur die Erscheinung, nicht die Sache selbst. Gesellschaftlich betrachtet, befindet sich nach wie vor ein Teil des Kapitals in der Form des Warenvorrats, solange die Ware nicht in die produktive oder individuelle Konsumtion eingegangen ist. Der Produzent selbst sucht einen seiner durchschnittlichen Nachfrage entsprechenden Lagerbestand zu haben, um nicht unmittelbar von der Produktion abzuhängen, und um sich einen beständigen Kreis von Kunden zu sichern. Den Produktionsperioden entsprechend bilden sich Kauftermine und bildet die Ware während längrer oder kürzrer Zeit Vorrat, bis sie durch neue Exemplare derselben Art ersetzt werden kann. Nur durch diese Vorratbildung ist die Beständigkeit und Kontinuität des Zirkulationsprozesses, und daher des Reproduktionsprozesses, der <1. und 2. Auflage. die> den Zirkulationsprozeß einschließt, gesichert.
Man muß sich erinnern: W´- G´ kann für den Produzenten von W voll- <149> zogen sein, obgleich W sich noch auf dem Markt befindet. Wollte der Produzent selbst seine eigne Ware auf Lager halten, bis sie an den definitiven Konsumenten verkauft ist, so müßte er ein doppeltes Kapital in Bewegung setzen, eins als Produzent der Ware, das andre als Kaufmann. Für die Ware selbst - betrachtet, sei es als einzelne Ware oder als Bestandteil des gesellschaftlichen Kapitals - ändert es nichts an der Sache, ob die Kosten der Vorratbildung auf ihren Produzenten fallen oder auf eine Reihe Kaufleute von A bis Z.
Soweit der Warenvorrat nichts ist als die Warenform des Vorrats, der auf gegebner Stufenleiter der gesellschaftlichen Produktion entweder als produktiver Vorrat (latenter Produktionsfonds) oder als Konsumtionsfonds (Reserve von Konsumtionsmitteln) existieren würde, wenn er nicht als Warenvorrat existierte, sind auch die Kosten, die die Erhaltung des Vorrats erheischt, also die Kosten der Vorratbildung - d.h. die hierauf verwandte vergegenständlichte oder lebendige Arbeit - bloß transponierte Kosten der Erhaltung, sei es des gesellschaftlichen Produktionsfonds, sei es des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds. Die Erhöhung des Werts der Ware, die sie verursachen, verteilt diese Kosten nur pro rata auf die verschiednen Waren, da dieselben für verschiedne Warensorten verschieden sind. Nach wie vor bleiben Kosten der Vorratbildung Abzüge von dem gesellschaftlichen Reichtum, obgleich sie eine Existenzbedingung desselben sind.
Nur soweit der Warenvorrat Bedingung der Warenzirkulation und selbst eine in der Warenzirkulation notwendig entstandne Form ist, soweit diese scheinbare Stagnation also Form des Flusses selbst, ganz wie Bildung von Geldreserve Bedingung der Geldzirkulation ist - nur soweit ist sie normal. Sobald dagegen die in ihren Zirkulationsreservoirs verweilenden Waren der nacheilenden Welle der Produktion nicht Platz machen, die Reservoirs also überfüllt werden, dehnt sich der Warenvorrat aus infolge der Zirkulationsstockung, ganz wie die Schätze wachsen, wenn die Geldzirkulation stockt. Es ist dabei gleichgültig, ob diese Stockung in den Speichern des industriellen Kapitalisten oder in den Lagerhäusern des Kaufmanns stattfindet. Der Warenvorrat ist dann nicht Bedingung des ununterbrochnen Verkaufs, sondern Folge der Unverkäuflichkeit der Waren. Die Kosten bleiben dieselben, aber, da sie jetzt rein aus der Form entspringen, nämlich aus der Notwendigkeit, die Waren in Geld zu verwandeln, und der Schwierigkeit dieser Metamorphose, so gehn sie nicht ein in den Wert der Ware, sondern bilden Abzüge, Wertverlust in der Realisierung des Werts. Da die normale und die anormale Form des Vorrats sich der Form nach nicht unterscheiden, und beides Zirkulationsstockungen sind, so können die Phänomene ver- <150> wechselt werden und um so mehr den Produktionsagenten selbst täuschen, als für den Produzenten der Zirkulationsprozeß seines Kapitals fließen kann, obgleich der Zirkulationsprozeß seiner Waren, die in die Hände der Kaufleute übergegangen sind, stockt. Schwillt der Umfang der Produktion und Konsumtion, so, bei sonst gleichbleibenden Umständen, der Umfang des Warenvorrats. Er wird ebenso rasch erneuert und absorbiert, aber sein Umfang ist größer. Der durch die Zirkulationsstockung schwellende Umfang des Warenvorrats kann also für ein Symptom der Erweitrung des Reproduktionsprozesses versehn werden, namentlich, sobald mit der Entwicklung des Kreditsystems die wirkliche Bewegung mystifiziert werden kann.
Die Kosten der Vorratbildung bestehn 1. aus quantitativer Abnahme der Produktmasse (z.B. bei Mehlvorrat); 2. Verderb der Qualität; 3. aus der vergegenständlichten und lebendigen Arbeit, welche die Erhaltung des Vorrats erheischt.
Es ist nicht nötig, hier auf alle Details der Zirkulationskosten einzugehn, wie z.B. Verpackung, Sortierung etc. Das allgemeine Gesetz ist, daß alle Zirkulationskosten, die nur aus der Formverwandlung der Ware entspringen, dieser letztren keinen Wert hinzusetzen. Es sind bloß Kosten zur Realisierung des Werts oder zu seiner Übersetzung aus einer Form in die andre. Das in diesen Kosten ausgelegte Kapital (eingeschlossen die von ihm kommandierte Arbeit) gehört zu den faux frais der kapitalistischen Produktion. Der Ersatz derselben muß aus dem Mehrprodukt geschehn und bildet, die ganze Kapitalistenklasse betrachtet, einen Abzug vom Mehrwert oder Mehrprodukt, ganz wie für einen Arbeiter die Zeit, die er zum Einkauf seiner Lebensmittel braucht, verlorne Zeit ist. Die Transportkosten spielen aber eine zu wichtige Rolle, um sie hier nicht noch kurz zu betrachten.
Innerhalb des Kreislaufs des Kapitals und der Warenmetamorphose, welche einen Abschnitt desselben bildet, vollzieht sich der Stoffwechsel der gesellschaftlichen Arbeit. Dieser Stoffwechsel mag den Raumwechsel der Produkte bedingen, ihre wirkliche Bewegung von einem Ort zum andren. Zirkulation von Waren kann aber stattfinden ohne ihre physische Bewegung und Produktentransport ohne Warenzirkulation, und selbst ohne unmittelbaren Produktenaustausch. Ein Haus, welches A an B verkauft, zirkuliert als Ware, aber es geht nicht spazieren. Bewegliche Warenwerte, wie Baumwolle oder Roheisen, hocken auf demselben Warenlager, zur selben Zeit, wo sie <151> Dutzende von Zirkulationsprozessen durchlaufen, gekauft und wieder verkauft werden von den Spekulanten.(17) Was sich hier wirklich bewegt, ist der Eigentumstitel an der Sache, nicht die Sache selbst. Andrerseits spielte z.B. im Reich der Inkas die Transportindustrie eine große Rolle, obgleich das gesellschaftliche Produkt weder als Ware zirkulierte, noch auch vermittelst des Tauschhandels verteilt ward.
Wenn die Transportindustrie daher auf Grundlage der kapitalistischen Produktion als Ursache von Zirkulationskosten erscheint, so ändert diese besondre Erscheinungsform nichts an der Sache.
Produktmassen vermehren sich nicht durch ihren Transport. Auch die durch ihn etwa bewirkte Veränderung ihrer natürlichen Eigenschaften ist mit gewissen Ausnahmen kein beabsichtigter Nutzeffekt, sondern ein unvermeidliches Übel. Aber der Gebrauchswert von Dingen verwirklicht sich nur in ihrer Konsumtion, und ihre Konsumtion mag ihre Ortsveränderung nötig machen, also den zusätzlichen Produktionsprozeß der Transportindustrie. Das in dieser angelegte produktive Kapital setzt also den transportierten Produkten Wert zu, teils durch Wertübertragung von den Transportmitteln, teils durch Wertzusatz vermittelst der Transportarbeit. Dieser letztre Wertzusatz zerfällt, wie bei aller kapitalistischen Produktion, in Ersatz von Arbeitslohn und in Mehrwert.
Innerhalb jedes Produktionsprozesses spielt die Ortsveränderung des Arbeitsgegenstands und die dazu nötigen Arbeitsmittel und Arbeitskräfte - Baumwolle z.B., die aus dem Kardierraum in den Spinnraum rückt, Kohle, die aus dem Schacht auf die Oberfläche gehoben wird große Rolle. Der Übergang des fertigen Produkts als fertige Ware aus einer selbständigen Produktionsstätte in die andre, räumlich davon entfernte, zeigt dasselbe Phänomen nur auf größrer Stufenleiter. Auf den Transport der Produkte aus einer Produktionsstätte in eine andre folgt noch der der fertigen Produkte aus der Produktionssphäre in die Konsumtionssphäre. Das Produkt ist erst fertig für die Konsumtion, sobald es diese Bewegung voll endet hat.
Es ist, wie früher gezeigt, allgemeines Gesetz der Warenproduktion: Die Produktivität der Arbeit und ihre Wertschöpfung stehn im umgekehrten Verhältnis. Wie von jeder andren, gilt dies von der Transportindustrie. Je kleiner die Arbeitsmenge, tote und lebendige, welche der Transport der <152> Ware für gegebne Entfernung erheischt, desto größer die Produktivkraft der Arbeit, und umgekehrt.(18)
Die absolute Wertgröße, welche der Transport den Waren zusetzt, steht unter sonst gleichbleibenden Umständen im umgekehrten Verhältnis zur Produktivkraft der Transportindustrie und im direkten Verhältnis zu den zu durchlaufenden Entfernungen.
Der relative Wertteil, den die Transportkosten, unter sonst gleichbleibenden Umständen, dem Preis der Ware zusetzen, steht in direktem Verhältnis zu ihrer Raumgröße und ihrem Gewicht. Die modifizierenden Umstände sind jedoch zahlreich. Der Transport erheischt z.B. größre oder geringre Vorsichtsmaßregeln, daher größre oder geringre Ausgabe von Arbeit und Arbeitsmitteln, je nach der relativen Zerbrechlichkeit, Vergänglichkeit, Explodierbarkeit des Artikels. Hier entwickeln die Eisenbahnmagnaten größres Genie in phantastischer Speziesbildung als Botaniker oder Zoologen. Die Klassifikation der Güter auf englischen Eisenbahnen z.B. füllt Bände und beruht dem allgemeinen Prinzip nach auf der Tendenz, die buntverschiednen natürlichen Eigenschaften der Güter in ebenso zahlreiche Transportgebresten und obligate Prellereivorwände umzuwandeln.
"Glas, welches früher 11 Pfd.St. per crate "(eine Packkiste von bestimmtem Rauminhalt) "wert war, ist jetzt infolge industrieller Fortschritte und der Abschaffung der Glassteuer nur 2 Pfd.St. wert, aber die Transportkosten stehn so hoch wie früher, und höher bei Kanaltransport. Früher wurden Glas und Glaswaren für Bleiarbeiten innerhalb 50 Meilen von Birmingham zu 10 sh. per Tonne verführt. Jetzt ist der Transportpreis auf das Dreifache erhöht unter dem Vorwand des Risikos von wegen Zerbrechlichkeit des Artikels. Wer aber nicht zahlt, was wirklich bricht, ist die Eisenbahndirektion."
(19)<153> Daß ferner der relative Wertteil, den die Transportkosten einem Artikel zusetzen, im umgekehrten Verhältnis zu seinem Wert steht, wird für die Eisenbahnmagnaten zum besondren Grund, einen Artikel im direkten Verhältnis zu seinem Wert zu besteuern. Die Klagen der Industriellen und Kaufleute über diesen Punkt kehren auf jeder Seite der Zeugenaussagen des angeführten Berichts wieder.
Die kapitalistische Produktionsweise vermindert die Transportkosten für die einzelne Ware durch die Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel wie durch die Konzentration - die Größe der Stufenleiter - des Transports. Sie vermehrt den Teil der gesellschaftlichen Arbeit, lebendiger und vergegenständlichter, der im Warentransport verausgabt wird, zuerst durch Verwandlung der großen Mehrzahl aller Produkte in Waren, und sodann durch die Ersetzung lokaler durch entfernte Märkte.
Das Zirkulieren, d.h. tatsächliche Umlaufen der Waren im Raum löst sich auf in den Transport der Ware. Die Transportindustrie bildet einerseits einen selbständigen Produktionszweig, und daher eine besondre Anlagesphäre des produktiven Kapitals. Andrerseits unterscheidet sie sich dadurch, daß sie als Fortdauer eines Produktionsprozesses innerhalb des Zirkulationsprozesses und für den Zirkulationsprozeß erscheint.
Fußnoten
(10) Das Eingeklammerte aus einer Note am Schluß von Ms. VIII. <=
(11) "Die Kosten des Handels müssen, obwohl notwendig, als eine lästige Ausgabe betrachtet werden." (Quesnay, "Analyse du Tableau Économique", in Daire, "Physiocrates", Ie partie, Paris 1846, p. 71.) - Nach Quesnay ist der "Profit", den die Konkurrenz unter den Kaufleuten hervorbringt, nämlich daß sie dieselben nötigt, "ihr Entgelt oder ihren Gewinn herabzusetzen ... streng genommen nur ein vermiedener Verlust für den Verkäufer erster Hand und für den konsumierenden Käufer. Nun ist aber ein an den Kosten des Handels vermiedener Verlust kein wirkliches Produkt oder durch den Handel bewirkter Zuwachs an Reichtum, mag man den Handel an und für sich einfach als Austausch, unabhängig von den Transportkosten, oder in Verbindung mit den Transportkosten betrachten." (p. 145, 146.) "Die Kosten des Handels werden immer von den Verkäufern der Produkte getragen, die den vollen Preis bekommen würden, den die Käufer zahlen, wenn es keinerlei Vermittlungskosten gäbe." (p. 163.) Die propriétaires <Grundeigentümer> und producteurs <Produzenten> sind "salariants" <"Lohnzahler">, die Kaufleute sind "salariés <"Entlohnte">. 164, Quesnay, "Dialogues sur le Commerce et sur les Travaux des Artisans" <1. und 2. Auflage: "Problèmes économiques">, in Daire, "Physiocrates", 1e Partie, Paris 1846). <=
(12) Im Mittelalter finden wir die Buchführung für Agrikultur nur in den Klöstern. Jedoch sah man (Buch I, p. 343 <Siehe Band 23, S. 378>), daß bereits in den uraltertümlichen indischen Gemeinwesen ein Buchhalter über die Agrikultur figuriert. Die Buchführung ist hier zur ausschließlichen Funktion eines Gemeindebeamten verselbständigt. Durch diese Teilung der Arbeit werden Zeit, Mühe und Ausgaben erspart, aber die Produktion und die Buchführung über die Produktion bleiben ebenso verschiedne Dinge wie die Schiffsladung und der Ladeschein. Im Buchhalter ist ein Teil der Arbeitskraft der Gemeinde der Produktion entzogen, und die Kosten seiner Funktion werden nicht durch seine eigne Arbeit ersetzt, sondern durch einen Abzug vom Gemeindeprodukt. Wie mit dem Buchhalter der indischen Gemeinde, verhält es sich mutatis mutandis mit dem Buchhalter des Kapitalisten. (Aus Manuskript II.) <=
(13) "Das in einem Lande zirkulierende Geld ist ein bestimmter Teil des Kapitals des Landes, der produktiven Zwecken völlig entzogen ist, um die Produktivität des Restes zu erleichtern oder zu steigern, ein gewisser Anteil des Reichtums ist deshalb ebenso nötig, um Gold zum zirkulierenden Medium zu machen, wie er notwendig ist, um eine Maschine zu machen, die jede andere Produktion erleichtern soll." ("Economist", vol. V. p. 520.) <=
(14) Corbet berechnet 1841 die Kosten der Weizenaufspeicherung für eine Saison von 9 Monaten auf 1/2% Verlust an Quantität, 3% für Zins auf den Weizenpreis, 2% für Lagermiete, 1% Schütteln und Fuhrlohn, 1/2% Ablieferungsarbeit, zusammen 7% oder, bei einem Weizenpreis von 50 sh., 3 sh. 6 d. per Quarter. (Th. Corbet, "An Inquiry into the Causes and Modes of the Wealth of Individuals etc.", London 1841, [p. 140].) Nach den Aussagen von Liverpooler Kaufleuten vor der Eisenbahnkommission betrugen die (reinen) Unkosten der Getreideaufspeicherung 1865 monatlich 2 d. per Quarter oder 9 - 10 d. per Tonne. ("Royal Commission on Railways". 1867, Evidence, p. 19, Nr. 331.) <=
(15) Book II, Introduction. <=
(16) Statt daß, wie A. Smith wähnt, die Vorratbildung erst entspringt aus der Verwandlung des Produkts in Ware und des Konsumtionsvorrats in Warenvorrat, verursacht umgekehrt dieser Formwechsel während des Übergangs aus der Produktion für den Selbstbedarf in die Warenproduktion die heftigsten Krisen in der Ökonomie der Produzenten. In Indien erhielt sich z.B. bis auf die allerneueste Zeit "die Gewohnheit, das Getreide, wofür in Jahren des Überflusses wenig zu haben war, massenhaft aufzuspeichern". ("Return. Bengal and Orissa Famine. H. of C. l867", I, p. 230, 231, Nr. 74.) Die durch den Amerikanischen Bürgerkrieg plötzlich gesteigerte Nachfrage nach Baumwolle, Jute etc. veranlaßte in vielen Teilen Indiens große Einschränkung des Reisbaus, Steigen der Reispreise und Verkauf der alten Reisvorräte der Produzenten. Dazu kam noch 1864 - 1866 beispiellose Ausfuhr von Reis nach Australien, Madagaskar etc. Daher der akute Charakter der Hungersnot von 1866, die im Distrikt von Orissa allein eine Million Menschen wegraffte. (l.c. 174, 175, 213, 214 und III: "Papers relating to the Famine in Behar", p. 32, 33, wo unter den Ursachen der Hungersnot der drain of old stock <Abfluß des alten Vorrats> betont wird. (Aus Manuskript II.) <=
(17) Storch nennt letztres Circulation factice <künstliche Zirkulation>. <=
(18) Ricardo zitiert Say, der es als eine Segnung des Handels betrachtet, daß er durch die Transportkosten die Produkte verteuert oder ihren Wert erhöht. "Der Handel", sagt Say, "befähigt uns, eine Ware an ihrem Ursprungsort zu erlangen und sie nach einem andren Konsumtionsort zu transportieren; er befähigt uns daher, den Wert der Ware zu vermehren um die ganze Differenz zwischen ihrem Preise am ersten Ort und dem am zweiten." Ricardo bemerkt hierzu: "Richtig, wie aber wird ihr der zusätzliche Wert gegeben? Indem man erstens zu den Produktionskosten die Ausgaben für den Transport, zweitens den Profit auf die Kapitalvorschüsse hinzufügt, die der Kaufmann geleistet hat. Die Ware ist nur aus den gleichen Gründen wertvoller, aus denen jede andere Ware wertvoller werden kann, weil mehr Arbeit auf ihre Produktion und ihren Transport verwandt worden ist, bevor sie vom Konsumenten gekauft wird. Dies darf man nicht als einen der Vorteile des Handels bezeichnen." (Ricardo, "Principles of Pol. Econ.", 3rd ed., London 1821, p. 309, 310.) <=