4. Kapitel. Die drei Figuren des Kreislaufsprozesses | Inhalt | 6. Kapitel. Die Zirkulationskosten

Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 24, "Das Kapital", Bd. II, 1. Abschnitt, S. 124 - 130
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1963

FÜNFTES KAPITEL
Die Umlaufszeit(8)

<124> Die Bewegung des Kapitals durch die Produktionssphäre und die zwei Phasen der Zirkulationssphäre vollzieht sich, wie man gesehn, in einer zeitlichen Reihenfolge. Die Dauer seines Aufenthalts in der Produktionssphäre bildet seine Produktionszeit, die in der Zirkulationssphäre seine Zirkulations- oder Umlaufszeit. Die Gesamtzeit, worin es seinen Kreislauf beschreibt, ist daher gleich der Summe von Produktionszeit und Umlaufszeit.

Die Produktionszeit umschließt natürlich die Periode des Arbeitsprozesses, aber sie ist nicht von ihr umschlossen. Zunächst erinnert man sich, daß ein Teil des konstanten Kapitals in Arbeitsmitteln, wie Maschinen, Baulichkeiten usw., existiert, die bis an ihr Lebensende in denselben stets neu wiederholten Arbeitsprozessen dienen. Periodische Unterbrechung des Arbeitsprozesses, nachts z.B., unterbricht zwar die Funktion dieser Arbeitsmittel, aber nicht ihren Aufenthalt in der Produktionsstätte. Ihr gehören sie an, nicht nur während sie fungieren, sondern auch während sie nicht fungieren. Andrerseits muß der Kapitalist einen bestimmten Vorrat von Rohmaterial und Hilfsstoffen bereithalten, damit der Produktionsprozeß auf vorher bestimmter Stufenleiter während kürzrer oder längrer Abschnitte vorgehe, ohne von den Zufällen täglicher Zufuhr vom Markt abzuhängen. Dieser Vorrat von Rohstoffen usw. wird nur nach und nach produktiv konsumiert. Es findet daher Differenz statt zwischen seiner Produktionszeit (9) und seiner Funktionszeit. Die Produktionszeit der Produktionsmittel überhaupt umfaßt also 1. die Zeit, während deren sie als Produktionsmittel fungieren, also im Produktionsprozesse dienen, 2. die Pausen, während deren der <125> Produktionsprozeß, also auch die Funktion der ihm einverleibten Produktionsmittel unterbrochen ist, 3. die Zeit, während deren sie zwar als Bedingungen des Prozesses bereitliegen, also schon produktives Kapital darstellen, aber noch nicht in den Produktionsprozeß eingegangen sind.

Die bisher betrachtete Differenz ist jedesmal Differenz zwischen der Aufenthaltszeit des produktiven Kapitals in der Produktionssphäre und derjenigen im Produktionsprozeß. Aber der Produktionsprozeß selbst kann Unterbrechungen des Arbeitsprozesses und daher der Arbeitszeit bedingen; Zwischenräume, worin der Arbeitsgegenstand der Einwirkung physischer Prozesse ohne weitre Zutat menschlicher Arbeit anheimgegeben wird. Der Produktionsprozeß, daher die Funktion der Produktionsmittel, dauert fort in diesem Fall, obgleich der Arbeitsprozeß, und daher die Funktion der Produktionsmittel als Arbeitsmittel, unterbrochen ist. So z.B. das Korn, das gesät ist, der Wein, der im Keller gärt, Arbeitsmaterial vieler Manufakturen, wie z.B. Gerbereien, das chemischen Prozessen anheimfällt. Die Produktionszeit ist hier größer als die Arbeitszeit. Die Differenz beider besteht in einem Überschuß der Produktionszeit über die Arbeitszeit. Dieser Überschuß beruht stets darauf, daß produktives Kapital sich latent in der Produktionssphäre befindet, ohne im Produktionsprozeß selbst zu fungieren, oder daß es im Produktionsprozeß fungiert, ohne sich im Arbeitsprozeß zu befinden.

Der Teil des latenten produktiven Kapitals, der nur als Bedingung für den Produktionsprozeß bereitliegt, wie Baumwolle, Kohle usw. in der Spinnerei, wirkt weder als Produkt- noch Wertbildner. Er ist brachliegendes Kapital, obgleich seine Brache eine Bedingung für den ununterbrochnen Fluß des Produktionsprozesses bildet. Die Baulichkeiten, Apparate etc., nötig um als Behälter des produktiven Vorrats (des latenten Kapitals) zu dienen, sind Bedingungen des Produktionsprozesses und bilden daher Bestandteile des vorgeschoßnen produktiven Kapitals. Sie erfüllen ihre Funktion als Bewahrer der produktiven Bestandteile im vorläufigen Stadium. Soweit Arbeitsprozesse in diesem Stadium nötig sind, verteuern sie das Rohmaterial etc., sind aber produktive Arbeiten und bilden Mehrwert, weil ein Teil dieser Arbeit, wie aller andren Lohnarbeit, nicht bezahlt wird. Die normalen Unterbrechungen des ganzen Produktionsprozesses, also die Intervalle, worin das produktive Kapital nicht fungiert, produzieren weder Wert noch Mehrwert. Daher das Bestreben, auch nachts arbeiten zu lassen. (Buch I, Kap. VIII, 4.) - Die Intervalle in der Arbeitszeit, die der Arbeitsgegenstand während des Produktionsprozesses selbst durchmachen muß, bilden weder Wert noch Mehrwert; aber fördern das Produkt, bilden einen Teil in dessen Leben, einen Prozeß, den es durchmachen muß. Der Wert <126> der Apparate etc. wird auf das Produkt übertragen im Verhältnis zu der ganzen Zeit, während deren sie fungieren; das Produkt ist durch die Arbeit selbst in dies Stadium gesetzt, und der Gebrauch dieser Apparate ist ebensosehr Bedingung der Produktion, wie das Zerstäuben eines Teils der Baumwolle, der nicht ins Produkt eingeht, aber doch seinen Wert auf es überträgt. Der andre Teil des latenten Kapitals, wie die Baulichkeiten, Maschinen usw., d.h. die Arbeitsmittel, deren Funktion nur durch die regelmäßigen Pausen des Produktionsprozesses unterbrochen ist - unregelmäßige Unterbrechungen infolge von Einschränkung der Produktion, Krisen usw. sind reine Verluste -, setzt Wert zu, ohne in die Produktbildung einzugehn; der Gesamtwert, den er dem Produkt zusetzt, ist durch seine Durchschnittsdauer bestimmt; er verliert Wert, weil Gebrauchswert, sowohl in der Zeit, worin er fungiert, als auch in der Zeit, worin er nicht fungiert.

Endlich der Wert des konstanten Kapitalteils, der im Produktionsprozeß kontinuiert, obgleich der Arbeitsprozeß unterbrochen ist, erscheint wieder im Resultat des Produktionsprozesses. Durch die Arbeit selbst sind die Produktionsmittel hier unter Bedingungen gestellt, innerhalb deren sie von selbst gewisse Naturprozesse durchlaufen, deren Resultat ein bestimmter Nutzeffekt oder eine veränderte Form ihres Gebrauchswerts. Die Arbeit überträgt den Wert der Produktionsmittel immer auf das Produkt, soweit sie dieselben wirklich zweckgemäß als Produktionsmittel verzehrt. Hieran wird nichts geändert, ob die Arbeit, zur Hervorbringung dieses Effekts, kontinuierlich vermittelst der Arbeitsmittel auf den Arbeitsgegenstand wirken muß, oder ob sie nur den Anstoß zu geben braucht, indem sie die Produktionsmittel unter Bedingungen stellt, wodurch ohne weitre Mittat der Arbeit die Produktionsmittel von selbst, infolge von Naturprozessen, die beabsichtigte Veränderung erleiden.

Welches immer der Grund des Überschusses der Produktionszeit über die Arbeitszeit - sei es, daß Produktionsmittel nur latentes produktives Kapital bilden, also sich noch in einer Vorstufe zum wirklichen Produktionsprozeß befinden, oder daß innerhalb des Produktionsprozesses durch dessen Pausen ihre eigne Funktion unterbrochen wird, oder daß endlich der Produktionsprozeß selbst Unterbrechungen des Arbeitsprozesses bedingt -, in keinem dieser Fälle fungieren die Produktionsmittel als Arbeitseinsauger. Saugen sie keine Arbeit ein, so auch keine Mehrarbeit. Es findet daher keine Verwertung des produktiven Kapitals statt, solange es sich in dem Teil seiner Produktionszeit befindet, der überschüssig über die Arbeitszeit ist, so unzertrennlich auch die Vollführung des Verwertungsprozesses von diesen seinen Pausen sein mag. Es ist klar, daß je mehr Produktionszeit und Arbeits- <127> zeit sich decken, um so größer die Produktivität und Verwertung eines gegebnen produktiven Kapitals in gegebnem Zeitraum. Daher die Tendenz der kapitalistischen Produktion, den Überschuß der Produktionszeit über die Arbeitszeit möglichst zu verkürzen. Obgleich aber die Produktionszeit des Kapitals von seiner Arbeitszeit abweichen mag, so umschließt sie stets dieselbe, und ist der Überschuß selbst Bedingung des Produktionsprozesses. Die Produktionszeit ist also stets die Zeit, während deren das Kapital Gebrauchswerte produziert und sich selbst verwertet, daher als produktives Kapital fungiert, obgleich sie Zeit einschließt, worin es entweder latent ist oder auch produziert, ohne sich zu verwerten.

Innerhalb der Zirkulationssphäre haust das Kapital als Warenkapital und Geldkapital. Seine beiden Zirkulationsprozesse bestehn darin, sich aus der Warenform in Geldform und aus Geldform in Warenform zu verwandeln. Der Umstand, daß die Verwandlung der Ware in Geld hier zugleich Realisation des der Ware einverleibten Mehrwerts, und daß die Verwandlung des Geldes in Ware zugleich Verwandlung oder Rückverwandlung des Kapitalwerts in die Gestalt seiner Produktionselemente ist, ändert durchaus nichts daran, daß diese Prozesse, als Zirkulationsprozesse, Prozesse der einfachen Warenmetamorphose sind.

Umlaufszeit und Produktionszeit schließen sich wechselseitig aus. Während seiner Umlaufszeit fungiert das Kapital nicht als produktives Kapital und produziert daher weder Ware noch Mehrwert. Betrachten wir den Kreislauf in der einfachsten Form, so daß der gesamte Kapitalwert jedesmal auf einen Schlag aus der einen Phase in die andre tritt, so ist handgreiflich, daß der Produktionsprozeß unterbrochen ist, also auch die Selbstverwertung des Kapitals, solange seine Umlaufszeit dauert, und daß je nach deren Länge die Erneuerung des Produktionsprozesses rascher oder träger sein wird. Durchlaufen dagegen die verschiednen Teile des Kapitals den Kreislauf nacheinander, so daß der Kreislauf des gesamten Kapitalwerts sich sukzessive im Kreislauf seiner verschiednen Portionen vollzieht, so ist klar, daß je länger der beständige Aufenthalt seiner aliquoten Teile in der Zirkulationssphäre, um so kleiner sein beständig in der Produktionssphäre fungierender Teil sein muß. Die Expansion und Kontraktion der Umlaufszeit wirkt daher als negative Schranke auf die Kontraktion oder Expansion der Produktionszeit oder des Umfangs, worin ein Kapital von gegebner Größe als produktives Kapital fungiert. Je mehr die Zirkulationsmetamorphosen des Kapitals nur ideell sind, d.h. je mehr die Umlaufszeit = 0 wird oder sich Null nähert, um so mehr fungiert das Kapital, um so größer wird seine <128> Produktivität und Selbstverwertung. Arbeitet ein Kapitalist z.B. auf Bestellung, so daß er bei Lieferung des Produkts Zahlung erhält, und erfolgt die Zahlung in seinen eignen Produktionsmitteln, so nähert sich die Zirkulationszeit Null.

Die Umlaufszeit des Kapitals beschränkt also überhaupt seine Produktionszeit und daher seinen Verwertungsprozeß. Und zwar beschränkt sie denselben im Verhältnis zu ihrer Dauer. Diese kann aber sehr verschieden zu- oder abnehmen. und daher in sehr verschiednem Grad die Produktionszeit des Kapitals beschränken. Was aber die politische Ökonomie sieht, ist das, was erscheint, nämlich die Wirkung der Umlaufszeit auf den Verwertungsprozeß des Kapitals überhaupt. Sie faßt diese negative Wirkung als positive auf, weil ihre Folgen positiv sind. Sie haftet um so mehr an diesem Schein fest, als er den Beweis zu liefern scheint, daß das Kapital eine, von seinem Produktionsprozeß und daher von der Exploitation der Arbeit unabhängige mystische Quelle der Selbstverwertung besitzt, die ihm aus der Zirkulationssphäre zufließt. Wir werden später sehn, wie selbst die wissenschaftliche Ökonomie sich durch diesen Schein täuschen läßt. Er wird, wie sich ebenfalls zeigen wird, befestigt durch verschiedne Phänomene: 1. die kapitalistische Berechnungsweise des Profits, worin der negative Grund als positiver figuriert, indem für Kapitale in verschiednen Anlagesphären, wo nur die Umlaufszeit verschieden, längre Umlaufszeit als Grund der Preiserhöhung wirkt, kurz, als einer der Gründe in der Ausgleichung der Profite 2. Die Umlaufszeit bildet nur ein Moment der Umschlagszeit; letztre aber schließt die Produktionszeit resp. Reproduktionszeit ein. Was der letztren geschuldet, scheint der Umlaufszeit geschuldet. 3. Der Umsatz der Waren in variables Kapital (Arbeitslohn) ist bedingt durch ihre vorherige Verwandlung in Geld. Bei der Kapitalakkumulation geht also der Umsatz in zuschüssiges variables Kapital in der Zirkulationssphäre vor, oder während der Umlaufszeit. Die damit gegebene Akkumulation scheint daher der letztren geschuldet.

Innerhalb der Zirkulationssphäre durchläuft das Kapital - ob in der einen oder andren Reihenfolge - die zwei entgegengesetzten Phasen W - G und G - W. Seine Umlaufszeit zerfällt also auch in zwei Teile, die Zeit, die es braucht, um sich aus Ware in Geld, und die Zeit, die es braucht, um sich aus Geld in Ware zu verwandeln. Man weiß bereits aus der Analyse der einfachen Warenzirkulation (Buch I, Kap. III), daß W - G, der Verkauf, der schwierigste Teil seiner Metamorphose ist und daher, unter gewöhnlichen Umständen, von der Umlaufszeit den größren Teil bildet. Als Geld befindet sich der Wert in seiner stets umsetzbaren Form. Als Ware muß er <129> erst durch Verwandlung in Geld diese Gestalt unmittelbarer Austauschbarkeit und daher stets schlagfertiger Wirksamkeit erhalten. Indes handelt es sich beim Zirkulationsprozeß des Kapitals in seiner Phase G - W um seine Verwandlung in Waren, die bestimmte Elemente des produktiven Kapitals in einer gegebnen Anlage bilden. Die Produktionsmittel sind vielleicht nicht auf dem Markt vorhanden, sondern müssen erst produziert werden, oder sie sind von entlegnen Märkten zu beziehn, oder es finden Ausfälle in ihrer gewöhnlichen Zufuhr statt, Preiswechsel usw., kurz, eine Masse von Umständen, die in dem einfachen Formwechsel G - W nicht erkennbar sind, aber auch für diesen Teil der Zirkulationsphase bald mehr, bald weniger Zeit beanspruchen. Wie W - G und G - W zeitlich, können sie auch räumlich getrennt sein, Kaufmarkt und Verkaufmarkt räumlich verschiedne Märkte sein. Bei Fabriken z.B. sind Einkäufer und Verkäufer sogar häufig getrennte Personen. Die Zirkulation ist ebenso notwendig bei der Warenproduktion wie die Produktion selbst, also die Zirkulationsagenten ebenso nötig wie die Produktionsagenten. Der Reproduktionsprozeß schließt beide Funktionen des Kapitals ein, also auch die Notwendigkeit der Vertretung dieser Funktionen, sei es durch den Kapitalisten selbst, sei es durch Lohnarbeiter, Agenten desselben. Dies ist aber ebensowenig ein Grund, die Zirkulationsagenten mit den Produktionsagenten zu verwechseln, als es ein Grund ist, die Funktionen von Warenkapital und Geldkapital mit denen von produktivem Kapital zu verwechseln. Die Zirkulationsagenten müssen bezahlt werden durch die Produktionsagenten. Wenn aber Kapitalisten, die untereinander kaufen und verkaufen, durch diesen Akt weder Produkte noch Wert schaffen, so ändert sich das nicht, wenn der Umfang ihres Geschäfts sie befähigt und nötigt, diese Funktion auf andre abzuwälzen. In manchen Geschäften werden Einkäufer und Verkäufer durch Tantieme am Profit bezahlt. Die Phrase, daß sie durch die Konsumenten bezahlt werden, hilft nichts. Die Konsumenten können nur zahlen, soweit sie sich selbst als Agenten der Produktion ein Äquivalent in Waren produzieren oder sich solches von den Produktionsagenten aneignen, sei es auf Rechtstitel hin (als deren Associés usw.), sei es durch persönliche Dienste.

Es besteht ein Unterschied zwischen W - G und G - W, der nichts mit der Formverschiedenheit von Ware und Geld zu tun hat, sondern aus dem kapitalistischen Charakter der Produktion entspringt. An und für sich sind sowohl W - G als G - W bloße Übersetzungen von gegebnem Wert aus einer Form in die andre. Aber W´- G´ ist zugleich Realisierung des in W´ enthaltnen Mehrwerts. Nicht so G - W. Daher ist der Verkauf wichtiger als der Kauf, G - W ist unter normalen Bedingungen notwendiger Akt für Ver- <130> wertung des in G ausgedrückten Werts, aber es ist nicht Realisierung von Mehrwert; es ist Einleitung zu seiner Produktion, nicht Nachtrag dazu.

Für die Zirkulation des Warenkapitals W´- G´ sind bestimmte Schranken durch die Existenzform der Waren selbst, ihr Dasein als Gebrauchswerte gezogen. Sie sind von Natur vergänglich. Gehn sie also innerhalb gewisser Frist nicht in die produktive oder individuelle Konsumtion ein, je nach ihrer Bestimmung, werden sie, in andren Worten, nicht in bestimmter Zeit verkauft, so verderben sie und verlieren mit ihrem Gebrauchswert die Eigenschaft, Träger des Tauschwerts zu sein. Der in ihnen enthaltene Kapitalwert, resp. der ihm angewachsne Mehrwert, geht verloren. Die Gebrauchswerte bleiben nur Träger des perennierenden und sich verwertenden Kapitalwerts, soweit sie beständig erneuert und reproduziert, durch neue Gebrauchswerte derselben oder andrer Art ersetzt werden. Ihr Verkauf in ihrer fertigen Warenform, also ihr durch denselben vermitteltes Eingehn in die produktive oder individuelle Konsumtion, ist aber die stets sich erneuernde Bedingung ihrer Reproduktion. Sie müssen innerhalb bestimmter Zeit ihre alte Gebrauchsform wechseln, um in einer neuen fortzuexistieren. Der Tauschwert erhält sich nur durch diese beständige Erneuerung seines Körpers. Die Gebrauchswerte verschiedner Waren verderben rascher oder langsamer; es kann also mehr oder weniger Zwischenzeit zwischen ihrer Produktion und ihrer Konsumtion verstreichen; sie können also, ohne zugrunde zu gehn, kürzer oder länger in der Zirkulationsphase W - G als Warenkapital ausharren, kürzre oder längre Umlaufszeit als Waren ertragen. Die Grenze der Umlaufszeit des Warenkapitals durch den Verderb des Warenkörpers selbst ist die absolute Grenze dieses Teils der Umlaufszeit oder der Umlaufszeit, die das Warenkapital qua Warenkapital beschreiben kann. Je vergänglicher eine Ware, je unmittelbarer nach ihrer Produktion sie daher verzehrt, also auch verkauft werden muß, desto geringrer Entfernung von ihrem Produktionsort ist sie fähig, desto enger also ihre räumliche Zirkulationssphäre, desto lokalerer Natur ihr Absatzmarkt. Je vergänglicher daher eine Ware, je größer durch ihre physische Beschaffenheit die absolute Schranke ihrer Umlaufszeit als Ware, desto weniger eignet sie sich zum Gegenstand der kapitalistischen Produktion. Letztrer kann sie nur anheimfallen an volkreichen Plätzen, oder im Maß, wie die lokalen Abstände durch Entwicklung der Transportmittel zusammenrücken. Die Konzentration der Produktion eines Artikels in wenigen Händen und an einem volkreichen Platz kann aber relativ großen Markt auch für solche Artikel schaffen, wie z.B. bei großen Bierbrauereien, Milchereien usw.


Fußnoten

(8) Von hier an Manuskript IV. <=

(9) Produktionszeit hier aktiv genommen: Die Produktionszeit der Produktionsmittel ist hier die Zeit, nicht in der sie produziert werden, sondern in der sie am Produktionsprozeß eines Warenprodukts sich beteiligen. - F. E. <=