Das Blutgesetz in Düsseldorf | Inhalt | Erkaufte Gemeinheit der "Kölnischen Zeitung"
Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 6, S. 487-488
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1959
Der Aufstand im Bergischen
["Neue Rheinische Zeitung" Nr. 297 vorn 13. Mai 1849]
<487> *Köln, 12. Mai. Die Aufmerksamkeit der ganzen Rheinprovinz ist in diesem Augenblick auf Elberfeld gerichtet, auf einen Ort, der jetzt "das Panier des Aufruhrs" höher emporhebt als alle andern rheinischen Städte. Die Auflösung der Kammer gab das Signal zu der Bewegung des sonst so friedlichen Wuppertals. Die versimpeltsten "Heuler", die jammervollsten "Mucker" gestanden sich, daß die Reaktion das Maß ihrer Schuld gefüllt habe, und fortgerissen von dem Enthusiasmus jener braven Arbeiter, an deren Energie wir nie gezweifelt, griffen sie zu den Waffen und traten in die Reihen jener Barrikadenhelden, welche zu dem Todeskampfe mit der Monarchie entschlossen sind.
Bei den verworrenen Nachrichten, welche uns vom Kampfplatze selbst zugehen, ist's unmöglich, das Wahre vom Unwahren zu trennen. Nur so viel scheint sicher, daß die ganze Bevölkerung unter den Waffen steht, daß Straßen und Häuser verbarrikadiert sind, daß aus benachbarten Orten - aus Solingen, Remscheid, Gräfrath, aus den Ortschaften der Enneper Straße, kurz, aus dem ganzen Bergischen - bewaffneter Zuzug heraneilt; daß man sich schon nicht mehr auf die Besetzung der Städte Elberfeld und Barmen beschränkt, sondern die Verteidigungsmaßregeln bereits auf die bedeutendsten Punkte der Umgegend ausdehnt.
Wie man versichert, soll es auch im Plane der Kämpfer liegen, Düsseldorf Hülfe zu eilen, um diese Stadt von preußischen Truppen zu säubern. Die Landwehr, die sich jetzt zum erstenmal entschieden auf die Seite des Volkes schlägt, spielt bei diesen Unternehmungen die Hauptrolle. An Munition und Geld fehlt es den Kämpfern nicht, da mehrere der reichsten Kaufleute bereitwillig ihre Kassen öffneten. So soll ein einziges Handlungshaus dem Elberfelder Sicherheitsausschuß 500 Stück Friedrichsdor überwiesen haben.
<488> Unter diesen Umständen ist es natürlich nicht zu verwundern, daß sich die Söldner des Königtums zum Angriff rüsten, womöglich auch im Bergischen das Volk niederzuschmettern und die nämlichen Greuelszenen wie in Breslau, Dresden, Erfurt etc. aufzuführen. Hoffentlich wird's diesmal anders gehen.
Der Artillerie-Park von Wesel wird nach Elberfeld aufbrechen. Zum Angriffstage soll der nächste Montag bestimmt sein.
Wir können diese Nachrichten nicht verbürgen. Wie aber auch die Pläne der Kontrerevolution sein mögen, Elberfeld wird einen Kampf zu bestehen haben, in dem es sich um das Vaterland wahrhaft verdient machen kann.