Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 2, S. 591 - 603
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1972

Friedrich Engels

Nachträgliches über die Lage der arbeitenden Klassen in England

Ein englischer Turnout

Aus: "Das Westphälische Dampfboot", Bielefeld 1846. Januarheft S. 17-21, Februarheft S. 6l-67.


In meinem Buche über den obigen Gegenstand war es mir nicht möglich, für die einzelnen Punkte tatsächliche Beweise zu geben. Ich mußte, um das Buch nicht zu dickleibig und ungenießbar zu machen, meine Aussagen für hinreichend bewiesen halten, wenn ich sie durch Belegstellen aus offiziellen Dokumenten, uninteressierten Schriftstellern oder Schriften derjenigen Parteien beglaubigt hatte, gegen deren Interesse ich auftrat. Dies war hinreichend, um mich in denjenigen Fällen, wo ich nicht aus eigener Anschauung sprechen konnte, vor Widerspruch zu schützen, soweit ich auf einzelne Schilderungen bestimmter Lebenslagen einging. Aber es war nicht hinreichend, um in dem Leser die unwidersprechliche Gewißheit zu erzeugen, die nur durch schlagende, unwidersprechliche Tatsachen gegeben werden kann und die namentlich in einem Jahrhundert, das durch die unendliche "Weisheit der Väter" zum Skeptizismus gezwungen ist, durch keine bloßen Räsonnements, wenn auch noch so guter Autoritäten, sich hervorbringen läßt. Vollends da, wo es sich um große Resultate handelt, wo die Tatsachen sich zu Prinzipien zusammenfassen, wo nicht die Lage einzelner kleiner Sektionen des Volks, sondern die gegenseitige Stellung ganzer Klassen darzustellen ist, sind Tatsachen durchaus nötig. Ich konnte sie aus den soeben erwähnten Gründen in meinem Buche nicht überall geben. Ich werde diesen unvermeidlichen Mangel nun hier nachholen und von Zeit zu Zeit Tatsachen geben, wie ich sie in den mir zu Gebote stehenden Quellen finde. Um zu gleicher Zeit zu beweisen, daß meine Schilderung auch noch heute richtig ist, nehme ich nur solche Fakta, die sich nach meiner Abreise aus England im vorigen Jahre zugetragen haben und mir erst seit dem Druck des Buches bekanntgeworden sind.

Die Leser meines Buches werden sich erinnern, daß es mir hauptsächlich auf die Schilderung der gegenseitigen Stellung der Bourgeoisie und des Proletariats und der Notwendigkeit des Kampfes zwischen diesen beiden <592> Klassen ankam; daß es mir speziell darum zu tun war, die vollständige Berechtigung des Proletariats zu diesem Kampfe zu beweisen und die schönen Redensarten der englischen Bourgeoisie durch ihre häßlichen Handlungen zu verdrängen. Von der ersten Seite bis zur letzten schrieb ich an der Anklageakte gegen die englische Bourgeoisie. Ich werde jetzt noch einige hübsche Beweisstücke vorlegen. Übrigens habe ich über diese englischen Bourgeois Leidenschaft genug angedeutet; es fällt mir nicht ein, mich nachträglich noch einmal darüber zu ereifern, und ich werde dabei, soviel an mir ist, meine gute Laune behalten.

Der erste gute Bürger und brave Familienvater, der uns vorkommt, ist ein alter Freund, oder es sind ihrer vielmehr zwei. Die Herren Pauling & Henfrey hatten bereits Anno 1843, Gott weiß zum wievielten Male, Streit mit ihren Arbeitern, die sich durch keine guten Gründe von ihrer Forderung, für vermehrte Arbeit vermehrten Lohn haben zu wollen, abbringen ließen und die Arbeit einstellten. Die Herren Pauling & Henfrey, welche bedeutende Bauunternehmer sind und viele Ziegelbrenner, Zimmerleute usw. beschäftigen, nahmen andre Arbeiter; dies gab Streit und zu guter Letzt eine blutige Schlacht mit Flinten und Knüppeln auf der Ziegelbrennerei von Pauling & Henfrey, die mit der Transportation von einem halben Dutzend Arbeitern nach Van Diemens Land endigte, wie dies alles des breiteren in der zitierten Schrift zu lesen ist. Die Herren Pauling & Henfrey müssen aber jedes Jahr mit ihren Arbeitern etwas zu tun haben, sonst sind sie nicht glücklich, und so fingen sie im Oktober 1844 wieder Häkeleien an. Diesmal waren es die Zimmerleute, deren Wohl sich die philanthropischen Bauunternehmer zu bewirken vorgenommen hatten. Seit undenklicher Zeit herrschte unter den Zimmerleuten in Manchester und der Umgebung die Gewohnheit, von Lichtmeß <2. Februar> bis zum 17. November kein "Licht anzuzünden", d.h. während der langen Tage von morgens sechs bis abends sechs Uhr zu arbeiten und während der kurzen Tage anzufangen, sobald es hell, und aufzuhören, sobald es dunkel wurde. Vom 17. November an wurden dann die Lichter angesteckt und die volle Zeit gearbeitet. Pauling & Henfrey, schon lange dieser "barbarischen" Gewohnheit überdrüssig, entschlossen sich, diesen Rest der "dunklen Zeiten" mit Hülfe der Gasbeleuchtung zu vernichten, und als eines Abends die Zimmerleute nicht mehr bis sechs Uhr sehen konnten, ihre Werkzeuge weglegten und zu ihren Röcken griffen, steckte der Werkmeister das Gas an und bemerkte, sie müßten bis sechs Uhr arbeiten. Die Zimmerleute, denen dies nicht behagte, beriefen eine allgemeine <593> Versammlung der Arbeiter ihres Handwerks. Herr Pauling frug hocherstaunt seine Arbeiter, ob sie etwa nicht zufrieden seien, sie hätten ja eine Versammlung berufen. Einige bemerkten, nicht sie direkt, sondern der Vorstand des Handwerksvereins habe die Versammlung berufen, worauf Herr Pauling erwiderte, er schere sich den Teufel um den Handwerksverein, aber er wolle ihnen einen Vorschlag machen: Wenn sie sich das Lichtanzünden gefallen ließen, so wolle er ihnen sonnabends dafür drei Stunden freigeben und - der Großmütige - ihnen auch erlauben, täglich eine Extraviertelstunde zu arbeiten, die sie besonders bezahlt erhalten würden! Dafür sollten sie dann auch freilich, wenn alle andern Werkstätten anfingen, die Lichter anzuzünden, eine halbe Stunde länger arbeiten! Die Arbeiter überlegten sich diesen Vorschlag und berechneten, daß hierdurch während der kurzen Tage die Herren Pauling & Henfrey täglich eine ganze Arbeitsstunde profitieren würden, daß jeder Arbeiter im ganzen 92 Stunden, d.h. 9 1/4 Tag extra zu arbeiten haben würde, ohne einen Pfennig dafür zu erhalten, und daß bei der von der Firma beschäftigten Anzahl Arbeiter die genannten Herren dadurch während der Wintermonate 400 Pfd. St. (2 100 Taler) am Lohn ersparen würden. Die Arbeiter hielten also ihre Versammlung, setzten ihren Handwerksgenossen auseinander, daß, wenn eine Firma dies durchsetze, alle andern ihr nachfolgen würden und dadurch eine allgemeine, indirekte Lohnherabsetzung zustande käme, welche die Zimmerleute des Distrikts um jährlich ca. 4 000 Pfd. St. berauben würde. Es wurde also beschlossen, daß sämtliche Zimmerleute von Pauling & Henfrey am nächsten Montag ihre vierteljährliche Kündigung einreichen und, falls ihre Arbeitgeber sich nicht besönnen, die Arbeit nach Ablauf derselben einstellen sollten. Dafür versprach der Handwerksverein, sie während des etwaigen Feierns durch eine allgemeine Kontribution zu unterstützen.

Am Montag, den 21. Oktober, gingen die Arbeiter hin und kündigten, worauf man ihnen antwortete, sie könnten gleich gehen, was sie natürlich taten. An demselben Abend fand eine andere Versammlung sämtlicher Bauhandwerker statt, wobei alle einzelnen beim Bauen beschäftigten Arbeitszweige den Feiernden ihre Unterstützung zusagten. Am folgenden Mittwoch und Donnerstag stellten sämtliche in der Umgegend für Pauling & Henfrey beschäftigten Zimmerleute ebenfalls ihre Arbeit ein, und der Strike war somit vollständig im Zuge.

Die so plötzlich aufs trockne gesetzten Bauunternehmer schickten alsbald nach allen Richtungen, selbst bis nach Schottland, Leute aus, um Arbeiter zu engagieren, da in der ganzen Umgegend keine Seele zu finden war, die in ihren Sold treten wollte. In wenigen Tagen kamen richtig dreizehn Leute <594> aus Staffordshire an. Sobald aber die Feiernden Gelegenheit fanden, mit ihnen zu sprechen, ihnen auseinandersetzten, daß sie wegen Zwistigkeiten, und aus welchen Gründen, die Arbeit eingestellt hätten, weigerten sich mehrere der neuen Ankömmlinge, fortzuarbeiten. Hiergegen hatten nun die Brotherren ein praktisches Mittel, sie ließen die Widerspenstigen zusamt dem Verführer vor den Friedensrichter, Daniel Maude, Esquire, laden. Ehe wir ihnen dahin folgen, müssen wir vorerst die Tugenden von Daniel Maude, Esquire, in ihr gehöriges Licht setzen.

Daniel Maude, Esquire, ist der "stipendiary magistrate" oder bezahlte Friedensrichter von Manchester. Gewöhnlich sind die englischen Friedensrichter reiche Bourgeois oder Grundbesitzer, mitunter auch Geistliche, die vom Ministerium ernannt werden. Da aber diese Dogberries vom Gesetze nichts verstehen, so begehen sie die größten Verstöße, blamieren die Bourgeoisie und schaden ihr, indem sie selbst einem Arbeiter gegenüber, wenn er von einem pfiffigen Advokaten verteidigt wird, sehr häufig in Verwirrung gebracht werden und entweder bei seiner Verurteilung eine gesetzliche Form vernachlässigen, die einen erfolgreichen Appell nach sich zieht, oder sich gar zu einer Freisprechung verleiten lassen. Dabei haben die reichen Fabrikanten großer Städte und industrieller Bezirke keine Zeit, sich tagtäglich im Friedensgericht zu langweilen, und stellen lieber einen Remplaçant <Stellvertreter>. In diesen Städten werden also meist besoldete Friedensrichter, studierte Juristen, auf Verlangen der Städte selbst angestellt, die imstande sind, der Bourgeoisie sämtliche Kniffe und Distinktionen des englischen Rechts, mit Zusätzen und Verbesserungen im Notfall, zugute kommen zu lassen. Wie sie sich dabei benehmen, werden wir an dem vorliegenden Exempel sehen.

Daniel Maude, Esquire, ist einer der liberalen Friedensrichter, die unter der Regierung des Whigministeriums in Masse angestellt wurden. Von seinen Heldentaten in und außer der Arena des Manchester Borough Court wollen wir zwei erwähnen. Als es im Jahre 1842 den Fabrikanten gelang, die Arbeiter von Süd-Lancashire in eine Insurrektion zu forcieren, die anfangs August in Stalybridge und Ashton ausbrach, zogen am 9. August gegen 10 000 Arbeiter von dort nach Manchester, Richard Pilling, der Chartist, an der Spitze, "um mit den Fabrikanten auf der Börse von Manchester zu unterhandeln und auch, um zu sehen, wie der dortige Markt sich mache". Am Eingange der Stadt empfing sie Daniel Maude, Esquire, mit der ganzen löblichen Polizeimannschaft, einem Detachement Kavallerie und einer <595> Kompanie Schützen. Dies war aber alles nur der Form halber, da es im Interesse der Fabrikanten und Liberalen war, daß die Insurrektion sich ausdehne und die Abschaffung der Korngesetze erzwinge. Daniel Maude, Esq., war mit seinen würdigen Kollegen vollkommen hierin einverstanden, fing an, mit den Arbeitern zu kapitulieren, und ließ sie unter dem Versprechen, den "Frieden zu halten" und eine bestimmte Route zu verfolgen, in die Stadt. Er wußte sehr gut, daß die Insurgenten dies nicht tun würden, und wünschte es auch gar nicht - er hätte durch einige Energie die ganze forcierte Insurrektion im Keime zerstreuen können, aber dann hätte er ja nicht im Interesse seiner Korngesetz-abschaffenden Freunde gehandelt, sondern im Interesse des Herrn Peel; so ließ er das Militär sich zurückziehen und die Arbeiter in die Stadt, wo sie gleich alle Fabriken stillsetzten. Als aber die Insurrektion einen entschiedenen Charakter gegen die liberale Bourgeoisie annahm und die "höllischen Korngesetze" gänzlich ignorierte, da nahm Daniel Maude, Esq., wieder seine richterliche Würde an, ließ die Arbeiter zu Dutzenden verhaften und wegen "Friedensbruchs" ohne Gnade ins Gefängnis spazieren - so daß er erst die Friedensbrüche machte und sie nachher bestrafte. Ein anderer charakteristischer Zug aus der Karriere dieses Salomon von Manchester ist folgender. Die Antikorngesetzligue hält in Manchester, seitdem sie öffentlich mehrere Male geprügelt worden ist, geheime Versammlungen, zu denen man Billetts haben muß - deren Beschlüsse und Petitionen aber vor dem großen Publikum für die einer öffentlichen Versammlung, für Manifestationen der "öffentlichen Meinung" von Manchester gelten sollen. Um dieser lügenhaften Prahlerei der liberalen Fabrikanten ein Ende zu machen, besorgten sich drei oder vier Chartisten, unter denen mein guter Freund James Leach, einige Billetts und gingen in eine solche Versammlung. Als Herr Cobden sich erhob, um zu sprechen, richtete James Leach an den Präsidenten die Frage, ob dies eine öffentliche Versammlung sei. Statt aller Antwort rief dieser die Polizei herein und ließ Leach ohne weiteres verhaften! Ein zweiter Chartist stellte die Frage nochmals - ein dritter, ein vierter, sie wurden einer nach dem andern von den "ungesottenen Krebsen" (der Polizei), die in Massen an der Türe standen, aufgegriffen und aufs Rathaus spediert. Am nächsten Morgen erschienen sie vor Daniel Maude, Esq., der bereits über alles unterrichtet war. Sie wurden angeklagt, eine Versammlung gestört zu haben, kamen kaum zu Worte und hörten dann eine feierliche Rede von Daniel Maude, Esq., an, worin er ihnen sagte, er kenne sie, sie seien politische Vagabonden, die nichts täten als in allen Versammlungen Skandal schlagen, ordentliche gesetzte Leute beunruhigen, und dem Dinge müsse ein Ende gemacht werden. Darum - Daniel Maude, Esq., wußte wohl, <596> daß er sie nicht in eine wirkliche Strafe verurteilen konnte - darum wolle er sie diesmal in die Kosten verurteilen.

Vor diesen Daniel Maude, Esquire, dessen Bourgeoistugenden wir soeben geschildert haben, wurden also die widerspenstigen Arbeiter von Pauling & Henfrey geschleppt. Sie hatten aber der Vorsicht halber einen Advokaten mitgebracht. Zuerst kam der neuangekommene Arbeiter aus Staffordshire vor, der sich weigerte, da fortzuarbeiten, wo andre zu ihrer Selbstverteidigung die Arbeit eingestellt hatten. Die Herren Pauling & Henfrey hatten eine schriftliche Verpflichtung der von Staffordshire angekommenen Arbeiter in Händen (1), die jetzt dem Friedensrichter vorgelegt wurde. Der Verteidiger der Arbeiter warf ein, daß dies Übereinkommen an einem Sonntag unterzeichnet, also ungültig sei. Daniel Maude, Esq., gab mit vieler Würde zu, daß "Geschäftstransaktionen", die an einem Sonntag vollzogen seien, nicht gültig seien; aber er könne nicht glauben, daß die Herren Pauling & Henfrey dies für eine "Geschäftstransaktion" ansähen! Er erklärte also dem armen Teufel, ohne ihn lange zu fragen, ob er das Dokument für eine "Geschäftstransaktion" "ansehe", er müsse entweder fortarbeiten oder drei Monate sich auf der Tretmühle amüsieren. - 0 Salomon von Manchester! - Nachdem dieser Fall erledigt, brachten die Herren Pauling & Henfrey den zweiten Angeklagten vor. Dieser hieß Salmon und war einer der alten Arbeiter der Firma, die die Arbeit eingestellt hatten. Er war angeklagt, die neuen Arbeiter eingeschüchtert zu haben, um sie gleichfalls zum Feiern zu veranlassen. Der Zeuge - einer dieser letzteren - sagte aus, Salmon habe ihn beim Arme gefaßt und mit ihm gesprochen. Daniel Maude, Esq., frug, ob der Angeklagte vielleicht Drohungen gebraucht oder ihn geschlagen habe?- Nein! sagte der Zeuge. Daniel Maude, Esq., erfreut, eine Gelegenheit zu finden, seine Unparteilichkeit leuchten zu lassen - nachdem er eben seine Pflichten gegen die Bourgeoisie erfüllt -, erklärte, es liege nichts vor, was den Angeklagten inkriminiere. Er habe ein volles Recht, auf der öffentlichen Chaussee spazierenzugehen und mit andern Leuten zu sprechen, solange er keine einschüchternden Worte oder Handlungen sich zuschulden kommen lasse - er spreche <597> ihn deshalb frei. Aber die Herren Pauling & Henfrey hatten wenigstens das Vergnügen gehabt, gegen Erlegung der Gerichtskosten den etc. Salmon eine Nacht in der Violine zubringen zu lassen - und das war schon etwas. Auch dauerte Salmons Freude nicht lange. Denn nachdem er Donnerstag, den 31. Oktober, freigelassen war, stand er bereits Dienstag, den 5. November, wieder vor Daniel Maude, Esq., angeklagt, die Herren Pauling & Henfrey auf der Straße angefallen zu haben. An demselben Donnerstag, an dem Salmon freigesprochen worden war, kam eine Anzahl Schotten, die durch lügnerische Vorwände, die Zwistigkeiten seien am Ende und Pauling & Henfrey könnten in ihrer Gegend nicht Arbeiter genug für ihre ausgedehnten Kontrakte finden usw., nach Manchester gelockt waren, dort an. Am Freitag kamen mehrere schottische Schreiner, die seit längerer Zeit in Manchester arbeiteten, zu ihnen, um ihren Landsleuten die Ursache der Arbeitseinstellung zu erklären. Eine große Menge ihrer Handwerksgenossen - gegen 400 - versammelten sich um das Wirtshaus, wo die Schotten untergebracht waren. Man hielt sie dort aber als Gefangene und stellte einen Werkmeister als Schildwache vor die Tür. Nach einiger Zeit kamen die Herren Pauling & Henfrey, um ihre neuen Arbeiter in eigner Person zur Werkstatt zu geleiten. Als der Zug herauskam, sprachen die draußen Versammelten den Schotten zu, nicht gegen die Handwerksregeln von Manchester zu arbeiten und ihren Landsleuten keine Schande zu machen. Zwei der Schotten blieben wirklich etwas zurück, und Herr Pauling lief ihnen selbst nach, um sie vorwärtszuschleppen. Die Menge hielt sich ruhig, hinderte nur das zu rasche Gehen des Zuges und sprach den Leuten zu, sich nicht in fremde Angelegenheiten zu mischen, wieder nach Hause zu gehen usw., Herr Henfrey wurde endlich ärgerlich; er sah mehrere seiner alten Arbeiter und unter andern Salmon; um also dem Ding ein Ende zu machen, griff er diesen beim Arm; Herr Pauling ergriff ihn beim andern Arm, und beide riefen aus Leibeskräften nach der Polizei. Der Polizeikommissär kam hinzu und fragte, welche Anklage gegen den Mann gemacht werde? worauf die beiden Associés in großer Verlegenheit waren; aber, sagten sie - "wir kennen den Mann". 0, sagte der Kommissär, das ist ja hinreichend, dann können wir ihn ja einstweilen gehen lassen. Die Herren Pauling & Henfrey, genötigt, irgendeine Klage gegen Salmon vorzubringen, besannen sich mehrere Tage, bis sie endlich auf den Rat ihres Advokaten die obige Anklage einreichten. Als alle Zeugen gegen Salmon verhört worden waren, stand plötzlich für den Angeklagten W. P. Roberts, "der Generalanwalt der Grubenarbeiter", der Schrecken aller Friedensrichter, auf und frug, ob er seine Zeugen noch bringen solle, da gar nichts gegen Salmon vorgebracht sei? Daniel Maude, Esq., ließ ihn seine <598> Zeugen verhören, die bewiesen, daß Salmon sich ruhig verhalten habe, bis Herr Henfrey ihn gefaßt habe. Als die Verhandlungen pro und contra beendigt waren, erklärte Daniel Maude, Esq., er wolle Sonnabend sein Urteil geben. Die Anwesenheit des Generalanwalts Roberts bewog ihn offenbar, zweimal zu überlegen, ehe er einmal sprach.

Am Samstag brachten Pauling & Henfrey außer der bisherigen noch eine Kriminalanklage auf Verschwörung und Intimidation vor, gegen drei ihrer alten Arbeiter, Salmon, Scott und Mellor. Sie wollten dem Handwerksverein dadurch einen tödlichen Stich versetzen, und um dem gefürchteten Roberts gegenüber sicher zu sein, ließen sie einen angesehenen Juristen von London, Herrn Monk, kommen. Herr Monk brachte als Zeugen zuerst einen der neuengagierten Schotten, Gibson, vor, der auch schon vorigen Dienstag gegen Salmon als Zeuge gedient hatte. Er sagte aus, daß am Freitag, den 1. November, als er und seine Genossen aus dem Wirtshaus gekommen seien, eine Menge Leute sie umringt, hier und da gestoßen und gezogen hätten und daß die drei Angeklagten unter der Menge gewesen seien. Jetzt fing Roberts an, diesen Zeugen zu verhören, und konfrontierte ihn mit einem andern Arbeiter an und frug, ob er, Gibson, nicht gestern abend diesem Arbeiter gesagt habe, er hätte vergangenen Dienstag bei seiner Zeugenaussage nicht gewußt, daß er eidlich verhört worden sei, und überhaupt nicht gewußt, was er im Gerichtshofe zu tun und zu sagen habe. Gibson antwortete: Er kenne den Mann nicht, er sei gestern abend mit zwei Leuten zusammen gewesen; aber da es dunkel gewesen, so könne er nicht sagen, ob dieser einer davon gewesen sei; auch sei es möglich, daß er etwas der Art gesagt habe, da die Eidesform in Schottland anders sei als in England, er erinnere sich nicht genau. Hier stand Herr Monk auf und behauptete, Herr Roberts habe nicht das Recht, dergleichen Fragen zu tun, worauf Herr Roberts erwiderte, dergleichen Einwürfe seien ganz am Ort, wenn man eine schlechte Sache zu vertreten habe, aber er habe das Recht, zu fragen, was er wolle, nicht nur, wo der Zeuge geboren sei, sondern auch, wo er sich seitdem jeden Tag aufgehalten und was er jeden Tag gegessen habe. Daniel Maude, Esq., bestätigte dies Recht des Herrn Roberts und gab ihm nur den väterlichen Rat, sich soviel wie möglich bei der Sache zu halten. Nachdem Herr Roberts nun noch den Zeugen hatte aussagen lassen, daß er erst am Tage nach dem Vorfall, der die Anklage begründete, also am zweiten November, wirklich angefangen habe, für Pauling & Henfrey zu arbeiten, entließ er ihn. Jetzt trat Herr Henfrey selbst als Zeuge auf und sagte dasselbe über den Vorfall aus wie Gibson. Hierauf stellte ihm Herr Roberts die Frage: Suchen Sie nicht einen unbilligen Vorteil über Ihre Konkurrenten? Herr Monk machte wieder Einwendungen gegen diese Frage; <599> Gut, sagte Roberts, ich will sie deutlicher stellen. Wissen Sie, Herr Henfrey, daß die Arbeitsstunden der Zimmerleute in Manchester durch gewisse Regeln bestimmt sind?
Herr Henfrey: Ich habe mit diesen Regeln nichts zu tun, ich habe das Recht, meine eigenen Regeln zu machen.
Herr Roberts: Ganz recht. Auf Ihren Eid, Herr Henfrey, verlangen Sie nicht von Ihren Arbeitern eine längere Arbeitszeit als die übrigen Bauunternehmer und Zimmermeister?
Herr Henfrey: Ja.
Herr Roberts: Wieviel Stunden ungefähr?
Herr Henfrey wußte es nicht genau, zog aber sein Taschenbuch hervor, um zu kalkulieren.
Daniel Maude, Esq.: Sie brauchen es nicht lange zu berechnen, wenn Sie uns nur ungefähr sagen wollen, wieviel es beträgt.
Herr Henfrey: Nun, ungefähr eine Stunde morgens und eine Stunde abends während sechs Wochen vor der Zeit, wann gewöhnlich die Lichter angesteckt werden, und ebensoviel während sechs Wochen nach dem Tage, an dem man gewöhnlich aufhört, Licht anzuzünden.
Daniel Maude, Esq.: Das sind also 72 Stunden vor Lichtanzünden und 72 Stunden nachher, also 144 Stunden in zwölf Wochen, die jeder Ihrer Arbeiter mehr arbeiten muß?
Herr Henfrey: Ja.

Diese Ankündigung wurde vom Publikum mit starken Zeichen des Unwillens aufgenommen; Herr Monk sah wütend auf Herrn Henfrey und Herr Henfrey konfus auf seinen Juristen, und Herr Pauling zupfte Herrn Henfrey am Rockschoß - aber es war zu spät; Daniel Maude, Esq., der wohl sah, daß er heute wieder den Unparteiischen spielen müsse, hatte das Geständnis gehört und öffentlich gemacht.

Nachdem noch zwei unbedeutende Zeugen verhört worden waren, sagte Herr Monk, hiermit sei sein Beweis gegen die Angeklagten beendigt.

Daniel Maude, Esq., sagte nun, die klagende Partei habe keine Kriminaluntersuchung gegen die Angeklagten begründet, indem sie nicht bewiesen hätte, daß die bedrohten Schotten vor dem ersten November in Pauling & Henfreys Dienst genommen seien, indem kein Mietvertrag oder keine Beschäftigung der Leute vor dem zweiten November bewiesen sei, während die Denunziation am ersten November deponiert worden sei; an diesem Tage waren also die Leute noch nicht in Pauling & Henfreys Dienst, und die Angeklagten waren berechtigt, sie auf jede gesetzliche Weise davon abzuhalten, in Pauling & Henfreys Dienste zu treten. Herr Monk sagte hiergegen, die <600> Kläger seien gemietet gewesen von dem Augenblick an, wo sie Schottland verlassen und das Dampfschiff betreten hätten. Daniel Maude, Esq., bemerkte, allerdings habe man gesagt, daß ein solcher Mietvertrag gemacht worden sei, aber dies Dokument sei nicht eingereicht worden. Herr Monk erwiderte, dies Dokument liege in Schottland, und er bitte Herrn Maude, den Fall so lange stehenzulassen, bis es herbeigebracht werden könne. Hier fiel Herr Roberts ein: Dies sei ihm neu. Der Beweis für die Anklage sei für geschlossen erklärt und dennoch verlange Kläger, daß die Sache vertagt werden solle, um neue Beweisstücke einzubringen. Er bestehe darauf, daß man fortfahre. Daniel Maude, Esq., beschloß, beides sei überflüssig, da keine unterstützte Anklage vorliege - worauf die Angeklagten entlassen wurden.

Inzwischen waren die Arbeiter auch nicht untätig gewesen. Woche auf Woche hielten sie Versammlungen in der Zimmermannshalle oder der Sozialistenhalle, forderten die verschiedenen Handwerksvereine zu Unterstützungen auf, die reichlich kamen, hörten nicht auf, die Handlungsweise von Pauling & Henfrey überall bekanntzumachen, und schickten endlich Delegierte nach allen Richtungen, um überall, wo Pauling & Henfrey anwerben ließen, die Ursache dieser Werbungen unter ihren Handwerksgenossen bekanntzumachen und sie dadurch zu verhindern, in den Dienst dieser Firma zu treten. Bereits wenige Wochen nach dem Anfange des Feierns waren sieben Delegierte auf Reisen und Plakate an den Ecken aller bedeutenden Städte des Landes, die die arbeitslosen Zimmerleute vor Pauling & Henfrey warnten. Am. 9. November statteten einige dieser zurückgekehrten Delegierten Bericht über ihre Sendung ab. Einer derselben, namens Johnson, der in Schottland gewesen war, erzählte, wie der Abgesandte von Pauling & Henfrey dreißig Arbeiter in Edinburgh angeworben hatte; aber sobald sie von ihm den wahren Stand der Dinge gehört hatten, erklärten sie, daß sie lieber verhungern wollten als unter solchen Umständen nach Manchester gehen. Ein zweiter war in Liverpool gewesen und hatte die ankommenden Dampfschiffe beaufsichtigt; aber kein einziger Mann war angekommen, und so hatte er nichts zu tun vorgefunden. Ein dritter hatte Cheshire bereist, aber wohin er kam, fand er nichts mehr zu tun, denn der "Northern Star", das Journal der Arbeiter, hatte überall den wahren Stand der Sache verbreitet und den Leuten alle Lust benommen, nach Manchester zu gehen; ja, in einer Stadt, in Macclesfield, hatten die Zimmerleute bereits eine Kontribution zur Unterstützung der Feiernden erhoben und versprochen, ihm im Notfalle einen Shilling per Mann noch nachträglich beizusteuern. An anderen Orten bewog er die Handwerksgenossen, solche Kontributionen auszuschreiben.

<601> Um noch einmal den Herren Pauling & Henfrey Gelegenheit zu geben, sich mit den Arbeitern zu verständigen, versammelten sich Montag, den 18. November, sämtliche beim Bauen beteiligte Handwerke in der Zimmermannshalle, ernannten eine Deputation, die diesen Herren eine Adresse überbringen sollte, und zogen in Prozession, mit Fahnen und Emblemen, nach dem Lokale von Pauling & Henfrey. Zuerst die Deputation, ihr folgte das Komitee zur Organisation der Arbeitseinstellung, dann kamen die Zimmerleute, die Ziegelformer und -bäcker, die Tagelöhner, die Maurer, die Holzsäger, die Glaser, die Pliesterer, die Anstreicher, ein Trupp Musikanten, die Steinhauer, die Möbelschreiner. Sie passierten vor dem Hotel ihres Generalanwalts Roberts und grüßten ihn im Vorbeigehen mit lauten Hurras. Angekommen vor dem Lokal, trat die Deputation vor, während die Menge weiterzog, um sich in Steversons Square zu einer öffentlichen Versammlung zu formieren. Die Deputation wurde von der Polizei empfangen, die ihre Namen und Adressen abforderte, ehe sie sie weiterziehen ließ. Im Kontor angekommen, erklärten ihnen die Associés Herren Sharps & Pauling, sie würden keine geschriebene Adresse von einer bloß der Einschüchterung halber zusammengebrachten Masse empfangen. Diesen Zweck leugnete die Deputation, da die Prozession nicht einmal haltgemacht habe, sondern gleich weitergezogen sei. Während indes diese fünftausend Mitglieder zählende Prozession weiterzog, wurde die Deputation endlich empfangen und in Gegenwart der Chefs der Polizei, eines Offiziers und dreier Zeitungsberichterstatter in ein Zimmer geführt. Herr Sharps, Associé von Pauling & Henfrey, usurpierte den Präsidentenstuhl mit der Bemerkung, die Deputation möge sich in acht nehmen mit dem, was sie sage, da alles gehörig protokolliert und nach Umständen gerichtlich gegen sie gebraucht werden würde. Man fing jetzt an, sie zu fragen, worüber sie klagten usw.; man sagte, man wolle den Leuten Arbeit geben, nach den Regeln, die in Manchester üblich seien. Die Deputation frug, ob die in Staffordshire und Schottland aufgegabelten Leute nach den Bestimmungen des Handwerks in Manchester arbeiteten? - Nein, war die Antwort, mit diesen Leuten haben wir eine besondre Übereinkunft. - Also Eure Leute sollen wieder Arbeit bekommen, und zwar unter den üblichen Bedingungen? - 0, wir unterhandeln mit keiner Deputation, aber laßt die Leute nur kommen, so sollen sie erfahren, zu welchen Bedingungen wir ihnen Arbeit geben wollen. - Herr Sharps fügte hinzu, alle Firmen, in denen sein Name sei, haben sich stets gut gegen die Arbeiter benommen und den höchsten Lohn bezahlt. Die Deputation antwortete, daß, wenn er in der Firma Pauling, Henfrey & Co. beteiligt sei, wie sie gehört habe, diese Firma den besten Interessen der Arbeiter heftig opponiert habe. - Ein Ziegelbrenner, <602> Mitglied der Deputation, wurde gefragt, worüber sein Handwerk denn zu klagen habe. -0, über nichts gerade jetzt, aber wir haben genug gehabt (2). - O, habt Ihr genug gehabt, habt Ihr? antwortete grinsend Herr Pauling und nahm Gelegenheit, eine lange Vorlesung über Handwerksvereine, Arbeitseinstellungen usw. zu halten, und über das Elend, worin sie den Arbeiter brächten - worauf einer der Deputation bemerkte, sie seien keineswegs gesonnen, sich ihre Rechte Stück für Stück nehmen zu lassen und z.B., wie es jetzt verlangt werde, 144 Stunden jährlich umsonst zu arbeiten. - Herr Sharps bemerkte, daß der Verlust, den die Teilnehmer der Prozession dadurch hätten, daß sie an dem Tage nicht arbeiteten, wie die Kosten des Feierns, der Verlust der Feiernden an Lohn etc. auch zu rechnen sei. - Einer der Deputation: Das geht niemanden an als uns selbst, und wir werden Euch nicht bitten, aus Eurer Tasche einen Heller dazu beizutragen. Darauf zog die Deputation ab, stattete den versammelten Handwerkern in der Zimmermannshalle Bericht ab, wobei bekannt wurde, daß nicht nur sämtliche Arbeiter, die für Pauling & Henfrey in der Umgegend arbeiteten (die nicht Zimmerleute waren, also die Arbeit nicht eingestellt hatten), gekommen waren, um an der Prozession teilzunehmen, sondern auch heute morgen mehrere der neu importierten Schotten die Arbeit niedergelegt hatten. Auch zeigte ein Anstreicher an, daß Pauling & Henfrey an ihr Handwerk dieselben unbilligen Forderungen gestellt hatten wie an die Schreiner, daß sie aber ebenfalls gesonnen seien, Widerstand zu leisten. Es wurde beschlossen, um die Sache zu vereinfachen und den Kampf zu verkürzen, sollten sämtliche Bauhandwerker der Firma Pauling & Henfrey die Arbeit einstellen. Dies geschah. Den nächsten Sonnabend hörten die Anstreicher und montags die Glaser auf zu arbeiten, und an dem neuen Theater, für dessen Erbauung Pauling & Henfrey kontrahiert hatten, arbeiteten statt 200 Leuten nach wenig Tagen nur noch zwei Maurer und vier Tagelöhner. Auch von den neuen Ankömmlingen stellten mehrere die Arbeit ein.

Pauling, Henfrey & Co. schäumten. Als wieder drei der neuen Ankömmlinge zu feiern anfingen, wurden sie Freitag, den 22. November, vor Daniel Maude, Esq., geschleppt. Die früheren Schlappen hatten nichts geholfen. Zuerst kam ein gewisser Read vor, des Kontraktbruches angeklagt; man legte einen Kontrakt vor, den der Angeklagte in Derby unterzeichnet hatte. Roberts, der wieder an seinem Platze war, bemerkte gleich, daß zwischen dem Kontrakt und der Anklage nicht die geringste Verwandtschaft bestehe, sie seien <603> zwei ganz verschiedne Dinge. Daniel Maude, Esq., sah dies gleich ein, da der fürchterliche Roberts es gesagt hatte, aber er hatte sich lange vergebens zu plagen, um es dem Sachwalter der Gegenpartei begreiflich zu machen. Endlich bat dieser sich Erlaubnis aus, dies zu ändern, und kam nach einiger Zeit mit einer Anklage wieder, die noch viel schlechter war als die erste. Als er sah, daß dies auch nicht zog, bat er um weiteren Aufschub, und Daniel Maude, Esq., erlaubte ihm, sich bis Freitag, den 30. November, zu besinnen; also eine ganze Woche. Ob er dann durchkam, finde ich nicht verzeichnet, da mir hier gerade die eine Nummer in der Zeitungsserie fehlt, die den Entscheid enthalten muß. Roberts indes ging jetzt in die Offensive über und ließ mehrere der angeworbenen Arbeiter sowie einen Werkmeister von Pauling & Henfrey vorladen, weil sie in das Haus eines der Feiernden gedrungen waren und seine Frau gemißhandelt hatten; in zwei andern Fällen waren einige der feiernden Arbeiter angegriffen worden. Daniel Maude, Esq., mußte die Angeklagten zu seinem Leidwesen sämtlich verurteilen, aber er behandelte sie möglichst gelind und ließ sie nur Kaution für künftiges gutes Betragen geben.

Endlich, in den letzten Tagen des Dezember, gelang es den Herren Pauling Henfrey & Co., gegen zwei ihrer Gegner, ebenfalls wegen Mißhandlung eines ihrer Arbeiter, ein Urteil zu erwirken. Diesmal war aber das Gericht nicht so gelinde. Es verurteilte sie ohne weiteres zu einem Monat Gefängnis und zur Kaution für gutes Betragen nach dieser Zeit.

Von jetzt an werden die Nachrichten über den Strike spärlich. Am 18. Januar war er noch in vollem Gange. Spätere Berichte habe ich nicht gefunden. Wahrscheinlich ist er abgelaufen wie die meisten andern; Pauling, Henfrey & Co. werden sich im Laufe der Zeit eine hinreichende Anzahl Arbeiter aus entlegenen Gegenden und aus einzelnen Überläufern der Gegner verschafft, die Masse der Gegner wird nach längerem oder kürzerem Feiern und damit verknüpftem Elend - wofür sie das Bewußtsein tröstet, sich nichts vergeben und den Lohn ihrer Genossen aufrechterhalten zu haben - anderswo ein Unterkommen gefunden haben; und was die streitigen Punkte betrifft, so werden Pauling, Henfrey & Co. gefunden haben, daß diese sich so streng nicht durchsetzen lassen, da auch für sie der Strike mit vielem Verlust verknüpft war - und die übrigen Unternehmer werden, nach einem so heftigen Kampfe, nicht daran denken, die alten Regeln des Zimmerhandwerks so bald zu ändern.

Brüssel F. Engels


Anmerkungen F. E.:

(1) Dieser Kontrakt enthielt folgendes: Der Arbeiter verpflichte sich, sechs Monate für Pauling & Henfrey zu arbeiten und mit dem Lohn zufrieden zu sein, den sie ihm geben würden; daß aber Pauling & Henfrey nicht gebunden seien, ihn sechs Monate zu behalten, sondern ihn jeden Augenblick mit wöchentlicher Kündigung entlassen könnten; und daß Pauling & Henfrey seine Reisekosten von Staffordshire nach Manchester zwar auslegen, sie aber aus seinem Lohne durch wöchentliche Abzüge von 2 Schill. (20 S[ilber]gr[oschen]) zurückhalten sollten! Wie gefällt euch dies schöne Stück von einem Kontrakt? <=

(2) Vgl. oben das blutige Gefecht auf Pauling & Henfreys Ziegelbrennerei [siehe S. 592, vgl. auch S. 442/43]. <=