30. Kapitel | Inhalt

August Bebel - "Die Frau und der Sozialismus" - 62. Auflage, Berlin/DDR, 1973, S. 550-557.

1. Korrektur.
Erstellt am 31.1.1999.

Schluß

|550| Unsere Darlegungen zeigen, daß es sich bei Verwirklichung des Sozialismus nicht um willkürliches Einreißen und Aufbauen, sondern um ein naturgeschichtliches Werden handelt. Alle Faktoren, die in dem Zerstörungsprozeß einerseits, im Werdeprozeß andererseits eine Rolle spielen, sind Faktoren, die wirken, wie sie wirken müssen. Weder sind es "geniale Staatsmänner" noch "volksaufwiegelnde Demagogen", die die Dinge nach ihrem Willen leiten können. "Sie glauben zu schieben, und sie werden geschoben." Aber wir sind nahe an dem Punkt, "wo die Zeit sich erfüllet hat".

Wir sprachen in diesen Ausführungen öfter von einer Überproduktion an Waren, welche die Krisen erzeugt, eine der bürgerlichen Welt eigentümliche Erscheinung, die sich in keiner früheren Entwicklungsperiode zeigte.

Die bürgerliche Welt schafft aber nicht nur Überproduktion an Waren und an Arbeitern, sondern auch an Intelligenz. Deutschland ist das klassische Land, das diese Überproduktion an Intelligenz, welche die bürgerliche Welt nicht mehr zu verwerten weiß, auf großer Stufenleiter schafft. Ein Zustand, der für die deutsche Entwicklung jahrhundertelang als ein Unglück galt, hat wesentlich zu dieser Erscheinung beigetragen. Das ist die Kleinstaaterei und die Hemmung, die diese politischen Gebilde auf die großkapitalistische Entwicklung ausübten. Die Kleinstaaterei dezentralisierte das geistige Leben der Nation, sie schuf viele kleine Zentren geistigen Lebens, die ihren Einfluß auf das Ganze ausübten. Im Verhältnis zu einer einzigen Zentralregierung bedurften die vielen Staaten eines ungemein großen Beamtenapparats, für dessen Glieder eine gewisse höhere Bildung notwendig ist. So entstanden wie in keinem anderen Lande Europas Hochschulen und Universitäten in Menge. Eifersucht und Ehrgeiz der verschiedenen Regierungen spielten hierbei eine große Rolle. Ähnliches vollzog sich, als einzelne Regierungen begannen, den obligato- |551| rischen Volksunterricht einzuführen. Die Sucht, hinter dem Nachbarstaat nicht zurückzubleiben, schlug hier einmal zum Guten aus. Das Bedürfnis nach Intelligenz steigerte sich, als die zunehmende Bildung, Hand in Hand gehend mit der materiellen Entwicklung des Bürgertums, das Verlangen nach politischer Beteiligung, nach Volksvertretungen und Selbstverwaltung der Gemeinden weckte. Es waren kleine Körperschaften für kleine Länder und Kreise, aber sie veranlaßten die Söhne der höheren Klassen, nach einer Stelle in denselben zu geizen und ihre Bildung danach einzurichten.

Wie mit den Wissenschaften ging es mit den Künsten. Kein Land Europas hat im Verhältnis so viele Maler-, Kunst- und technische Schulen, Museen und Kunstsammlungen wie Deutschland. Andere Länder mögen Bedeutenderes in ihren Hauptstädten aufweisen können, aber eine Verteilung über das ganze Reich wie in Deutschland besitzt keines derselben. In bezug auf Kunst nur Italien.

Diese ganze Entwicklung wirkte auf das deutsche Geisteswesen vertiefend ein, der Mangel an großen politischen Kämpfen gab Muße zu einem gewissen beschaulichen Leben. Während andere Nationen um die Herrschaft auf dem Weltmarkt rangen, die Erde unter sich verteilten und große innere politische Kämpfe führten, saßen die Deutschen zu Hause und träumten und philosophierten. Aber dieses Träumen, Spintisieren und Philosophieren, das ein zum häuslichen Leben und zur Anstrengung nötigendes Klima begünstigt, schuf jenen kritischen, beobachtenden Geist, durch den sich die Deutschen, nachdem sie erwacht waren, anfingen auszuzeichnen.

Während das englische Bürgertum schon in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts, das französische Bürgertum gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts seinen maßgebenden Einfluß auf den Staat sich erkämpft hatte, gelang es dem deutschen Bürgertum erst mit dem Jahre 1848 sich einen, vergleichsweise sehr mäßigen, Einfluß auf die Staatsgewalt zu erobern. Aber das Jahr 1848 war das Geburtsjahr für die deutsche Bourgeoisie als selbstbewußte Klasse, die, im Liberalismus repräsentiert, jetzt als selbständige politische Partei auf die Bühne trat. Auch hier zeigte sich die Eigentümlichkeit der deutschen Entwicklung. Es waren nicht Fabrikanten, Kaufleute, Handels- und Finanzmänner, die das große Wort führten, sondern vorzugsweise liberalisierende Standesherren, Professoren, Schriftsteller, Juristen und Doktoren aller Fakultäten. Es waren die deutschen Ideologen, |552| und danach fiel ihr Werk aus. Nach 1848 wurde einstweilen die Bourgeoisie politisch zur Ruhe verwiesen; aber sie benutzte die Zeit der politischen Kirchhofsruhe der fünfziger Jahre um so gründlicher, um das Geschäft zu fördern. Der Ausbruch des österreichisch-italienischen Krieges, der Beginn der Regentschaft in Preußen regten die Bourgeoisie von neuem an, die Hand nach der politischen Macht zu strecken. Die Nationalvereinsbewegung begann. Die Bourgeoisie war bereits zu entwickelt, um die vielen politischen Schranken, die zugleich ökonomische waren, innerhalb der vielen einzelnen Staaten. länger dulden zu können; sie machte Miene, revolutionär zu werden. Herr v. Bismarck erkannte die Situation und benutzte dieselbe in seiner Art, um die Interessen der Bourgeoisie mit denen des preußischen Königtums, dem die Bourgeoisie nie feind war, denn sie fürchtete die Revolution und die Massen, zu versöhnen. Endlich fielen die Schranken, die ihre materielle Entwicklung gehindert hatten. Bei dem Reichtum Deutschlands an Kohlen und Erzen und einer intelligenten, aber genügsamen Arbeiterklasse erlangte die Bourgeoisie binnen wenigen Jahrzehnten eine so riesenhafte Entwicklung, wie sie, mit Ausnahme der Vereinigten Staaten, in keinem Lande in gleich kurzer Zeit und in solchem Maßstab eine Bourgeoisie erlangt hat. So kam Deutschland als Industrie- und Handelsstaat rasch an die zweite Stelle in Europa, und es geizt nach der ersten.

Diese rasche materielle Entwicklung hatte aber auch ihre Kehrseite. Das bis zur Gründung der Einheit Deutschlands zwischen allen deutschen Staaten bestehende Absperrungssystem hatte bis dahin einem ungemein zahlreichen Handwerker- und Kleinbauernstand die Existenz gefristet. Mit der jähen Niederreißung aller Schutzschranken sahen diese sich plötzlich einem sich zügellos entwickelnden kapitalistischen Produktionsprozeß gegenüber. Diese kamen dadurch in eine verzweifelte Lage. Die Prosperitätsepoche im Beginn der siebziger Jahre ließ die Gefahr anfangs weniger groß erscheinen, aber sie wurde um so fühlbarer, als die Krise begann. Die Bourgeoisie hatte die Prosperitätsepoche zu ihrer großartigen Entfaltung benutzt und machte jetzt durch Massenproduktion den Druck verzehnfacht fühlbar. Von jetzt ab erweiterte sich die Kluft zwischen Besitzenden und Nichtbesitzenden rasch und gewaltig. Dieser Zersetzungs- und Aufsaugungsprozeß, der immer rascher sich vollzieht, gefördert durch das Wachstum materieller Macht auf der einen und die sinkende Widerstands- |553| fähigkeit auf der andern Seite, versetzt ganze Klassen in immer größere Bedrängnis. Sie sehen sich immer stärker in ihrer Lebenslage bedroht und sehen sich mit mathematischer Sicherheit dem Untergang geweiht.

In diesem Verzweiflungskampf suchen viele möglichst Rettung in der Veränderung des Berufs. Die Alten können diesen Wechsel nicht mehr vollziehen, Vermögen können sie in den seltensten Fällen ihren Kindern hinterlassen, so werden die letzten Anstrengungen gemacht und die letzten Mittel aufgeboten, um Söhne und Töchter in Stellungen mit fixem Einkommen zu bringen, wozu ein Betriebskapital nicht nötig ist. Dies sind die Beamtenstellen im Reichs-, Staats- und Kommunaldienst, das Lehrfach, der Post- und Eisenbahndienst, die höheren Stellen im Dienste der Bourgeoisie, auf den Kontors, in den Warenlagern und Fabriken, als Kontoristen, Lagerhalter, Chemiker, Techniker, Ingenieure, Konstrukteure usw., ferner die sogenannten liberalen Berufe: Juristen, Ärzte, Theologen, Schriftsteller, Künstler, Architekten, Lehrer und Lehrerinnen usw.

Tausende und aber Tausende, die früher einen gewerblichen Beruf ergriffen hätten, sehen sich jetzt, weil keine Möglichkeit zur Selbständigkeit und einer auskömmlichen Existenz mehr vorhanden ist, nach irgendeiner Stellung in den erwähnten Berufen um. Alles drängt zur höheren Ausbildung und zum Studium. Realschulen, Gymnasien, Polytechniken usw. wachsen wie Pilze aus der Erde, und die bestehenden sind überfüllt; im gleichen Maßstab wächst die Zahl der Studierenden auf den Universitäten, der Eleven in den chemischen und physikalischen Laboratorien, in den Kunstschulen, den Gewerbe- und Handelsschulen, den höheren weiblichen Bildungsanstalten aller Art. In allen Fächern ohne Ausnahme besteht eine hochgradige Überfüllung, und immer stärker wird der Strom. Es werden immer neue Verlangen laut nach Gründung von Gymnasien und höheren Bildungsanstalten, um die Zahl der Schüler und Studierenden aufzunehmen. Behörden und Private erlassen Warnungen über Warnungen, indem sie bald vor dem Studium dieses, bald jenes Faches warnen. Sogar die Theologie, die in früheren Jahrzehnten wegen Mangel an Kandidaten einzutrocknen drohte, bekommt von dem Überfluß ihren Segen und sieht ihre Pfründen wieder besetzt. "Ich lehre den Glauben an zehntausend Götter und Teufel, wenn es verlangt wird, schafft mir nur eine Stelle, von der ich leben kann", so widerhallt es aus allen Ecken. |554| Öfter weigern sich sogar die betreffenden Minister, ihre Zustimmung zur Gründung neuer höherer Lehranstalten zu geben, "da die vorhandenen das Bedürfnis nach Kandidaten für alle Fächer reichlich deckten".

Dieser Zustand wird dadurch verschärft, daß der Konkurrenz- und Vernichtungskampf der Bourgeoisie unter sich eine Menge ihrer Söhne zwingt, sich öffentliche Stellungen zu suchen. Ferner führt das stetig größer werdende stehende Heerwesen mit seiner Armee von Offizieren, deren Avancement nach längerer Friedenszeit in bedenkliche Stockung gerät, zur Pensionierung einer Menge derselben im besten Lebensalter, die, vom Staate begünstigt, in allen möglichen behördlichen Stellungen Unterkunft suchen. Die große Menge der Zivilanwärter aus den niederen Graden der Armee nimmt wieder anderen Schichten das Brot weg. Weiter kommt hinzu, daß das große Heer der Reichs-, Staats- und Kommunalbeamten aller Grade in erster Linie seine Kinder für Berufe wie die erwähnten erzieht und erziehen muß. Soziale Stellung, der Bildungsstand und die Ansprüche dieser Kreise verlangen die Fernhaltung der Kinder von sogenannten niederen Beschäftigungsarten, die überdies ebenfalls überfüllt sind.

Das Einjährigfreiwilligensystem, das nach Erlangung eines gewissen Bildungsgrades für ein gewisses materielles Opfer die Absolvierung des Militärdienstes in einem statt in zwei oder drei Jahren gestattet, vermehrt weiter die Zahl der Kandidaten für Ämter und Stellen. Namentlich sind es viele wohlhabende Bauernsöhne, welchen die Rückkehr auf das Dorf und zum väterlichen Beruf nicht mehr zusagt.

Infolge aller dieser Umstände hat Deutschland mehr als jedes andere Land ein ungemein zahlreiches Gelehrten- und Künstlerproletariat, ein starkes Proletariat in den sogenannten liberalen Berufen, das stetig sich vermehrt und die Gärung und Unzufriedenheit mit dem bestehenden Zustand der Dinge bis in die höheren Kreise der Gesellschaft trägt. Diese Jugend wird zur Kritik an dem Bestehenden herausgefordert und gereizt und hilft die allgemeine Zersetzungsarbeit wesentlich beschleunigen. So wird von allen Seiten der bestehende Zustand der Dinge angegriffen und untergraben. Alle diese Verhältnisse führten dazu, daß die deutsche Sozialdemokratie in dem großen Riesenkampf der Zukunft die erste Führerrolle übernommen hat. Deutsche Sozialisten waren es, welche die Bewegungsgesetze der modernen Gesellschaft entdeckten und den Sozia- |555| liemus als die Gesellschaftsform der Zukunft wissenschaftlich begründeten. In erster Linie Karl Marx und Friedrich Engels, ihnen folgend und durch seine Agitation das Feuer in die Massen werfend, Ferdinand Lassalle. Auch sind vielfach deutsche Sozialisten die Pioniere, welche unter die Arbeiter der verschiedensten Völker die sozialistischen Gedanken verbreiten.

Vor einem halben Jahrhundert konnte Buckle auf Grund seines Studiums deutscher Geistes- und Bildungsverhältnisse schreiben, Deutschland habe zwar eine große Zahl der größten Denker, aber es gebe kein Land, in dem der Abstand zwischen der Klasse der Gelehrten und der Masse des Volkes so groß sei als in ihm. Das ist heute nicht mehr richtig. Dieses galt so lange, als in Deutschland sich die Wissenschaft auf die dem praktischen Leben fernstehenden Gelehrtenkreise beschränkte. Seitdem Deutschland ökonomisch revolutioniert worden ist, wurde die Wissenschaft genötigt, sich dem praktischen Leben dienstbar zu machen. Die Wissenschaft selbst wurde praktisch. Man begriff, daß sie erst vollen Wert habe, wenn sie Mittel für das Leben werde, wozu die Entwicklung der großkapitalistischen Produktion zwang. Dadurch sind in Deutschland in den letzten Jahrzehnten alle Wissensfächer stark demokratisiert worden. Einmal hat die große Zahl für höhere Berufe ausgebildeter junger Männer dazu beigetragen, die Wissenschaft in das Volk zu tragen; sodann hat die allgemeine Schulbildung, die in Deutschland höher ist als in den meisten anderen Ländern, den Massen die Aufnahme einer Menge Geisteserzeugnisse erleichtert. Insbesondere aber hat die sozialistische Bewegung mit ihrer Literatur, ihrer Journalistik, ihren Vereinen und Versammlungen, ihrer parlamentarischen Vertretung und der durch alle diese Faktoren unablässig geübten Kritik auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens das geistige Niveau der Massen bedeutend erhöht.

Auch das Ausnahmegesetz gegen die Sozialdemokratie (von 1878 bis 1890) hat hieran nichts geändert. Es engte die Bewegung etwas ein und dämpfte ein wenig ihr Tempo. Andererseits half es aber die Bewegung vertiefen und schuf eine große Erbitterung gegen die herrschenden Klassen und die Staatsgewalten. Der schließliche Fall des Ausnahmegesetzes war nur die Konsequenz der Entwicklung der Sozialdemokratischen Partei unter demselben und der ökonomischen Entwicklung der Nation, und so marschiert die Bewegung, wie sie unter den gegebenen Verhältnissen marschieren muß.

|556| Und wie in Deutschland, so hat in den letzten Jahrzehnten die sozialistische Bewegung in allen Kulturstaaten ungeahnte Fortschritte gemacht, wofür ein sprechendes Zeugnis die internationalen Arbeiterkongresse sind, die eine immer stärkere Beteiligung finden.

So ist der große Kampf der Geister in allen Kulturstaaten entbrannt und wird mit dem größten Feuereifer geführt. Neben der Sozialwissenschaft bilden das weite Gebiet der Naturwissenschaften, die Gesundheitslehre, die Kulturgeschichte und die Philosophie das Arsenal, dem die Waffen entnommen werden. Die Grundlagen des Bestehenden werden von allen Seiten angegriffen, und die wuchtigsten Hiebe werden gegen die Stützen der alten Gesellschaft geführt. Die revolutionären Gedanken dringen in die konservativsten Kreise und bringen die Reihen unserer Feinde in vollste Verwirrung. Handwerker und Gelehrte, Ackerbauer und Künstler, Kaufleute und Beamte, sogar Fabrikanten und Bankiers, kurz, Männer jeder Stellung schließen sich den Arbeitern an, die das Gros der Armee bilden, die um den Sieg kämpft und ihn erringen wird. Alle unterstützen und ergänzen sich gegenseitig.

Auch an die Frau im allgemeinen und an die Proletarierin im besonderen tritt die Aufforderung, in diesem Kampfe nicht zurückzubleiben, in dem auch für ihre Befreiung und Erlösung gekämpft wird. Es ist an ihr, zu beweisen, daß sie ihre wahre Stellung in der Bewegung und in den Kämpfen der Gegenwart für eine bessere Zukunft begriffen hat und entschlossen ist, daran teilzunehmen. Sache der Männer ist es, sie in der Abstreifung aller Vorurteile und in der Teilnahme am Kampfe zu unterstützen. Niemand unterschätze seine Kraft und glaube, daß es auf seine Person nicht ankomme. Für den Kampf um den Fortschritt der Menschheit kann keine Kraft, und sei sie noch so schwach, entbehrt werden. Das ununterbrochene Fallen der Tropfen höhlt schließlich den härtesten Stein aus. Und aus vielen Tropfen entsteht der Bach, aus Bächen der Fluß, aus einer Anzahl Flüssen der Strom. Schließlich ist kein Hindernis stark genug, ihn in seinem majestätischen Lauf zu hemmen. Genauso geht’s im Kulturleben der Menschheit. Handeln alle, die sich berufen fühlen, mit ganzer Kraft in diesem Kampfe, so kann der endliche Sieg nicht fehlen.

Dieser wird einst um so größer sein, je eifriger und aufopferungsvoller jeder einzelne die vorgezeichnete Bahn verfolgt. Bedenken, ob der einzelne ungeachtet aller Opfer, Arbeit und Mühe den Beginn |557| einer neuen, schöneren Kulturperiode noch erlebe, des Sieges Früchte noch genieße, dürfen keinem aufstoßen, noch weniger dürfen sie ihn von dem betretenen Wege abhalten. Wohl können wir weder die Dauer noch die Art der Entwicklungsphasen bestimmen, die dieser Kampf um die höchsten Ziele zu durchlaufen hat, wir können dies ebensowenig, wie wir über die Dauer unseres Lebens eine Gewißheit haben. Aber wie die Lust zum Leben uns beherrscht, so können wir auch die Hoffnung hegen, diesen Sieg zu erleben. Stehen wir doch in einem Zeitalter, das sozusagen mit Siebenmeilenstiefeln vorwärtsstürmt und deshalb alle Feinde einer neuen, höheren Gesellschaftsordnung erzittern macht.

Von dem raschen Wachstum und der immer gewaltiger werdenden Ausbreitung der sozialistischen Ideen liefert jeder Tag neue Beispiele. Auf allen Gebieten regt sich’s und drängt nach vorwärts. Die Morgendämmerung zu einem schönen Tage zieht mit Macht herauf. Kämpfen und streben wir also immer voran, unbekümmert darum, "wo" und "wann" die Grenzpfähle für eine neue, bessere Zeit für die Menschheit eingeschlagen werden. Und fallen wir im Laufe dieses großen, die Menschheit befreienden Kampfes, so treten die uns Nachstrebenden für uns ein. Wir fallen in dem Bewußtsein, unsere Schuldigkeit als Mensch getan zu haben, und in der Überzeugung, daß das Ziel erreicht wird, wie immer die dem Fortschritt der Menschheit feindlichen Mächte sich dagegen wehren und sträuben mögen.

"DEM SOZIALISMUS GEHÖRT DIE ZUKUNFT,

DAS HEISST IN ERSTER LINIE

DEM ARBEITER UND DER FRAU."