Oben sprach ich von der Diktatur des Proletariats vom Standpunkt ihrer historischen Unvermeidlichkeit, vom Standpunkt ihres Klasseninhalts, vom Standpunkt ihres staatlichen Charakters, schließlich vom Standpunkt ihrer destruktiven und konstruktiven Aufgaben, die im Verlaufe einer ganzen historischen Periode zu erfüllen sind, die als die Periode des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus bezeichnet wird.
Jetzt müssen wir über die Diktatur des Proletariats vom Standpunkt ihres Aufbaus, vom Standpunkt ihres "Mechanismus", vom Standpunkt der Rolle und Bedeutung jener "Transmissionen", "Hebel" und "lenkenden Kraft" sprechen, die in ihrer Gesamtheit das "System der Diktatur des Proletariats" (Lenin) ergeben, und mit deren Hilfe die alltägliche Arbeit der Diktatur des Proletariats geleistet wird.
Was sind das für "Transmissionen" oder "Hebel" im System der Diktatur des Proletariats? Was ist das für eine "lenkende Kraft"? Wozu braucht man sie?
Die Hebel oder Transmissionen - das sind jene Massenorganisationen des Proletariats, ohne deren Hilfe die Verwirklichung der Diktatur unmöglich ist.
Die lenkende Kraft - das ist die fortgeschrittenste Abteilung des Proletariats, seine Avantgarde, die die grundlegende führende Kraft der Diktatur des Proletariats ist.
Diese Transmissionen, diese Hebel und diese lenkende Kraft hat das Proletariat nötig, weil es sich ohne sie in seinem Kampfe um den Sieg in der Lage einer unbewaffneten Armee angesichts des organisierten und bewaffneten Kapitals erweisen würde. Diese Organisationen hat das Proletariat nötig, weil es ohne sie in seinem Kampfe für den Sturz der Bourgeoisie, in seinem Kampfe für die Befestigung seiner Macht, in seinem Kampfe für den Aufbau des Sozialismus unweigerlich eine Niederlage erleiden würde. Die systematische Hilfe dieser Organisationen und die lenkende Kraft der Avantgarde sind notwendig, weil ohne diese Bedingungen eine einigermaßen dauernde und feste Diktatur des Proletariats unmöglich wäre.
Was sind das für Organisationen?
Es sind dies erstens die Gewerkschaften der Arbeiter mit ihren Verzweigungen in der Hauptstadt und in der Provinz in Gestalt einer ganzen Reihe von Produktions-, kulturellen, erzieherischen und anderen Organisationen. Sie vereinigen die Arbeiter aller Berufe. Es sind dies keine Parteiorganisationen. Die Gewerkschaften kann man als die allumfassende Organisation der bei uns herrschenden Arbeiterklasse bezeichnen. Sie sind die Schule des Kommunismus. Sie stellen aus ihrer Mitte die besten Leute für die leitende Arbeit in allen Verwaltungszweigen. Sie verwirklichen die Verbindung zwischen den fortgeschrittenen und den zurückgebliebenen Elementen innerhalb der Arbeiterklasse. Sie verbinden die Arbeitermassen mit der Avantgarde der Arbeiterklasse.
Es sind dies zweitens die Sowjets mit ihren zahlreichen Verzweigungen in der Hauptstadt und in der Provinz in Gestalt administrativer, wirtschaftlicher, militärischer, kultureller und anderer staatlicher Organisationen, zuzüglich einer ungeheuren Anzahl spontan entstandener Massenvereinigungen der Werktätigen, die diese Organisationen umgeben und sie mit der Bevölkerung verbinden. Die Sowjets sind die Massenorganisationen aller Werktätigen in Stadt und Land. Es sind dies keine Parteiorganisationen. Die Sowjets sind der unmittelbare Ausdruck der Diktatur des Proletariats. Durch die Sowjets werden die verschiedenartigsten Maßnahmen zur Festigung der Diktatur und zum Aufbau des Sozialismus durchgeführt. Durch die Sowjets verwirklicht das Proletariat seine staatliche Leitung der Bauernschaft. Die Sowjets verbinden die Millionenmassen der Werktätigen mit der Avantgarde des Proletariats.
Es sind dies drittens die Genossenschaften aller Art mit allen ihren Verzweigungen. Dies ist eine Massenorganisation der Werktätigen, keine Parteiorganisation, eine Organisation, die die Werktätigen vor allem als Konsumenten, und im Laufe der Zeit auch als Produzenten (landwirtschaftliche Genossenschaft) vereinigt. Sie gewinnt besondere Bedeutung nach der Festigung der Diktatur des Proletariats, in der Periode des breit entfalteten Aufbaus. Sie erleichtert die Verbindung der Avantgarde des Proletariats mit den Massen der Bauernschaft und schafft die Möglichkeit, diese Massen in den Strom des sozialistischen Aufbaus hineinzuziehen.
Es ist dies viertens der Jugendverband. Dies ist eine Massenorganisation der Arbeiter- und Bauernjugend, keine Parteiorganisation, sie lehnt sich aber an die Partei an. Ihre Aufgabe ist es, der Partei bei der Erziehung der jungen Generation im Geiste des Sozialismus zu helfen. Sie stellt die jungen Reserven für alle übrigen Massenorganisationen des Proletariats in allen Verwaltungszweigen. Der Jugendverband erlangt besondere Bedeutung nach der Festigung der Diktatur des Proletariats, in der Periode der umfassenden Kultur- und Erziehungsarbeit des Proletariats.
Es ist dies schließlich die Partei des Proletariats, seine Avantgarde. Ihre Kraft besteht darin, daß sie die Besten des Proletariats aus allen seinen Massenorganisationen in sich aufnimmt. Ihre Bestimmung ist es, die Arbeit aller Massenorganisationen des Proletariats ohne Ausnahme zusammenzufassen und deren Tätigkeit auf ein Ziel, auf das Ziel der Befreiung des Proletariats, zu richten. Diese zusammenzufassen und auf ein einheitliches Ziel zu lenken, ist aber absolut notwendig, da sonst die Einheit des Kampfes des Proletariats unmöglich ist, da sonst die Führung der proletarischen Massen in ihrem Kampfe um die Macht, in ihrem Kampfe um den Aufbau des Sozialismus unmöglich ist. Aber die Arbeit der Massenorganisationen des Proletariats zusammenzufassen und zu lenken vermag nur die Avantgarde des Proletariats, seine Partei. Nur die Partei des Proletariats, nur die Partei der Kommunisten vermag diese Rolle des Hauptführers im System der Diktatur des Proletariats zu erfüllen.
Warum?
Die Partei ist die grundlegende führende Kraft im System der Diktatur des Proletariats.
"Die Partei ist die höchste Form des klassenmäßigen Zusammenschlusses des Proletariats." (Lenin.)
Also: die Gewerkschaften als Massenorganisationen des Proletariats, die die Partei mit der Klasse, vor allem auf dem Gebiete der Produktion verbindet; die Sowjets als Massenorganisationen der Werktätigen, die die Partei mit diesen, vor allem auf staatlichem Gebiete verbindet; die Genossenschaften als Massenorganisationen, hauptsächlich der Bauernschaft, die die Partei mit den Bauernmassen, vor allem auf wirtschaftlichem Gebiete, auf dem Gebiete der Erziehung der Bauernschaft in den sozialistischen Aufbau, verbindet; der Jugendverband als Massenorganisation der Arbeiter- und Bauernjugend, eine Organisation, die berufen ist, der Avantgarde des Proletariats die sozialistische Erziehung der neuen Generation und die Heranbildung der jungen Reserven zu erleichtern; und schließlich die Partei als grundlegende führende Kraft im System der Diktatur des Proletariats, die berufen ist, alle diese Massenorganisationen zu leiten - das ist im allgemeinen das Bild des "Mechanismus" der Diktatur, das Bild des "Systems der Diktatur des Proletariats".
Ohne die Partei als die grundlegende führende Kraft ist eine einigermaßen dauernde und feste Diktatur des Proletariats unmöglich.
Wir haben also, um mit Lenin zu sprechen, "im großen und ganzen einen formal nichtkommunistischen, elastischen und verhältnismäßig umfassenden, überaus mächtigen proletarischen Apparat, durch den die Partei mit der Klasse und der Masse eng verbunden ist und durch den unter Führung der Partei die Diktatur der Klasse verwirklicht wird" (Lenin, Ausgew. Werke, Bd. 10, S. 82).
Das bedeutet natürlich nicht, daß die Partei die Gewerkschaften, die Sowjets und die anderen Massenorganisationen ersetzen kann oder soll. Die Partei verwirklicht die Diktatur des Proletariats. Aber sie verwirklicht sie nicht unmittelbar, sondern mit Hilfe der Gewerkschaften, durch die Sowjets und deren Verzweigungen. Ohne diese "Transmissionen" würde eine einigermaßen feste Diktatur unmöglich sein.
Als höchster Ausdruck der führenden Rolle der Partei, z.B. bei uns, in der Sowjetunion, im Lande der Diktatur des Proletariats, muß die Tatsache bezeichnet werden, daß keine einzige wichtige politische oder organisatorische Frage durch unsere Sowjet- und andere Massenorganisationen ohne leitende Weisungen der Partei entschieden wird. In diesem Sinne könnte man sagen, daß die Diktatur des Proletariats dem Wesen nach die "Diktatur" seiner Avantgarde, die "Diktatur" seiner Partei als der grundlegenden führenden Kraft des Proletariats ist. Darüber sagt Lenin auf dem II. Kongreß der Komintern:
Heißt das aber, daß man zwischen der Diktatur des Proletariats und der führenden Rolle der Partei (der 'Diktatur' der Partei) das Gleichheitszeichen setzen kann, daß man die erste der zweiten gleichstellen kann, die erste durch die zweite ersetzen kann? Natürlich heißt es das nicht. Natürlich kann man das nicht. Sorin z. B. sagt: "Die Diktatur des Proletariats ist die Diktatur unserer Partei." ('Lenins Lehre von der Partei', S. 95 russ.) Diese These stellt, wie man sieht, die 'Diktatur der Partei' der Diktatur des Proletariats gleich. Kann man diese Gleichstellung als richtig bezeichnen, ohne den Boden des Leninismus zu verlassen? Nein, das kann man nicht. Und zwar aus folgenden Gründen.
Erstens. In dem oben angeführten Zitat aus der Rede Lenins auf dem II. Kongreß der Komintern stellt Lenin keineswegs die führende Rolle der Partei der Diktatur des Proletariats gleich. Er spricht bloß davon, daß "nur die klassenbewußte Minderheit (d.h. die Partei. J. St.) die breiten Arbeitermassen leiten und führen kann", daß wir also eben in diesem Sinne "unter der Diktatur des Proletariats im Grunde genommen die Diktatur seiner organisierten und klassenbewußten Minderheit verstehen". Wenn man "im Grunde genommen" sagt, so heißt das noch nicht "vollständig". Wir sagen oft, daß die nationale Frage im Grunde genommen eine Bauernfrage sei. Und das ist völlig richtig. Doch bedeutet das noch nicht, daß die nationale Frage sich mit der Bauernfrage deckt, daß die Bauernfrage ihrem Umfange nach der nationalen Frage gleich, daß die Bauernfrage mit der nationalen Frage identisch ist. Es bedarf keiner Beweise, daß die nationale Frage ihrem Umfange nach breiter und reichhaltiger ist als die Bauernfrage. Das gleiche ist, als Analogie hierzu, über die Führerrolle der Partei und über die Diktatur des Proletariats zu sagen. Verwirklicht die Partei die Diktatur des Proletariats und ist in diesem Sinne die Diktatur des Proletariats im Grunde genommen "die Diktatur" seiner Partei, so bedeutet das noch nicht, daß die "Diktatur der Partei" (die führende Rolle) identisch ist mit der Diktatur des Proletariats, daß die erste und die zweite ihrem Umfang nach gleich sind. Es bedarf keiner Beweise, daß die Diktatur des Proletariats ihrem Umfange nach breiter und reichhaltiger ist als die führende Rolle der Partei. Die Partei verwirklicht die Diktatur des Proletariats, es ist dies aber die Diktatur des Proletariats und keine andere. Wer die Führerrolle der Partei der Diktatur des Proletariats gleichstellt, der ersetzt die Diktatur des Proletariats durch die "Diktatur" der Partei.
Zweitens. Kein einziger wichtiger Beschluß der Massenorganisationen des Proletariats kommt ohne leitende Weisungen der Partei zustande. Das ist völlig richtig. Doch bedeutet das, daß die Diktatur des Proletariats sich in den leitenden Weisungen der Partei erschöpft? Bedeutet das, daß man die leitenden Weisungen der Partei aus diesem Grunde der Diktatur des Proletariats gleichstellen kann? Natürlich nicht. Die Diktatur des Proletariats besteht aus den leitenden Weisungen der Partei samt der Durchführung dieser Weisungen durch die Massenorganisationen des Proletariats, samt ihrer Umsetzung in die Tat durch die Bevölkerung. Hier haben wir es, wie man sieht, mit einer ganzen Reihe von Übergängen und Zwischenstufen zu tun, die ein bei weitem nicht unwichtiges Moment der Diktatur des Proletariats ausmachen. Zwischen den leitenden Weisungen der Partei und ihrer Umsetzung in die Tat liegen folglich der Wille und die Handlungen der Gefährten, der Wille und die Handlungen der Klasse, ihre Bereitschaft (oder Weigerung), solche Weisungen zu unterstützen, ihre Fähigkeit (oder Unfähigkeit), diese Weisungen durchzuführen, ihre Fähigkeit (oder Unfähigkeit), sie gerade so durchzuführen, wie die Lage es erfordert. Es bedarf wohl keiner Beweise, daß die Partei, die die Führung auf sich genommen hat, mit dem Willen, mit dem Zustande, mit dem Bewußtseinsgrade der von ihr Geführten rechnen muß, daß sie den Willen, den Zustand und den Bewußtseinsgrad ihrer Klasse nicht außer Rechnung lassen darf. Wer daher die führende Rolle der Partei der Diktatur des Proletariats gleichstellt, der ersetzt den Willen und die Handlungen der Klasse durch die Weisungen der Partei.
Drittens. "Die Diktatur des Proletariats", sagt Lenin, "ist der Klassenkampf des Proletariats, das gesiegt und die politische Macht erobert hat." (Lenin, Vorwort zu: "Wie das Volk mit den Losungen der Freiheit und Gleichheit betrogen wird, Sämtl. Werke, Bd. XXIV, S. 311 russ.) Worin kann dieser Klassenkampf zum Ausdruck kommen? Er kann zum Ausdruck kommen in einer Reihe bewaffneter Aktionen des Proletariats gegen die Vorstöße der gestürzten Bourgeoisie oder gegen die Intervention der ausländischen Bourgeoisie. Er kann zum Ausdruck kommen im Bürgerkrieg, wenn die Diktatur des Proletariats noch nicht gefestigt ist. Er kann zum Ausdruck kommen in einer breiten Organisations- und Aufbauarbeit des Proletariats, unter Heranziehung der breiten Massen zu diesem Werke, wenn sich die Macht schon gefestigt hat. In allen diesen Fällen ist die handelnde Person das Proletariat als Klasse. Es ist niemals vorgekommen, daß die Partei, die Partei allein, alle diese Aktionen ausschließlich mit ihren eigenen Kräften, ohne Unterstützung der Klasse, organisiert hätte. Gewöhnlich leitet sie bloß diese Aktionen, und zwar leitet sie sie in dem Maße, in dem sie die Unterstützung der Klasse besitzt. Denn die Partei kann sich nicht mit der Klasse decken, sie kann nicht die Klasse ersetzen. Denn die Partei bleibt, bei all ihrer wichtigen, führenden Rolle, dennoch ein Teil der Klasse. Wer daher die führende Rolle der Partei der Diktatur des Proletariats gleichstellt, der verwechselt die Klasse mit der Partei.
Viertens. Die Partei verwirklicht die Diktatur des Proletariats. "Die Partei ist die unmittelbar regierende Avantgarde des Proletariats, sie ist der Führer." (Lenin.) In diesem Sinne übernimmt die Partei die Macht, regiert die Partei das Land. Doch bedeutet das noch nicht, daß die Partei die Diktatur des Proletariats unter Außerachtlassung der Staatsmacht, ohne die Staatsmacht, verwirklicht, daß die Partei das Land unabhängig von den Sowjets, nicht durch die Sowjets, regiert. Das bedeutet noch nicht, daß man die Partei den Sowjets, der Staatsmacht, gleichstellen kann. Die Partei ist der Kern der Macht. Aber sie ist nicht die Staatsmacht und kann nicht der Staatsmacht gleichgestellt werden. "Als regierende Partei", sagt Lenin, "konnten wir nicht umhin, die 'Spitzen' der Sowjets mit den 'Spitzen' der Partei zu verschmelzen - sie sind bei uns verschmolzen und werden es bleiben." (Lenin, Sämtl. Werke, Bd. XXVI, S. 254.) Das ist völlig richtig. Aber damit will Lenin keineswegs sagen, daß unsere Sowjetinstitutionen als Ganzes, z.B. unsere Armee, unser Verkehrswesen, unsere Wirtschaftsinstitutionen usw., Institutionen unserer Partei sind, daß die Partei die Sowjets und ihre Verzweigungen ersetzen, daß man die Partei der Staatsmacht gleichstellen kann.
Lenin hat wiederholt davon gesprochen, daß "das Sowjetsystem die Diktatur des Proletariats ist", daß "die Sowjetmacht die Diktatur des Proletariats ist" (Lenin, Ausgew. Werke, Bd. 7, S. 233 und 231), aber er hat niemals gesagt, daß die Partei die Staatsmacht sei, daß sie Sowjets und die Partei ein und dasselbe seinen. Die Partei, die einige hunderttausend Mitglieder zählt, leitet in der Hauptstadt und in der Provinz die Sowjets und deren Verzweigungen, die einige Millionen Menschen, Parteimitglieder und Parteilose, umfassen, aber sie kann und darf sie nicht ersetzen. Deshalb sagt Lenin, daß die "Diktatur verwirklicht wird durch das in den Sowjets organisierte Proletariat, das von der Kommunistischen Partei der Bolschewiki geführt wird", daß "die ganze Arbeit der Partei mit Hilfe der Sowjets erfolgt, die die werktätigen Massen ohne Unterschied des Berufs vereinigen" (Lenin, Ausgew. Werke, Bd. 10, S. 81 und 83), daß man die Diktatur "... mit Hilfe des Sowjetapparates verwirklichen muß" (Lenin, Sämtl. Werke, Bd. XXVI, S. 79). Wer daher die führende Rolle der Partei mit der Diktatur des Proletariats gleichstellt, der verwechselt die Sowjets, die Staatsmacht, mit der Partei.
Fünftens. Der Begriff der Diktatur des Proletariats ist ein staatlicher Begriff. Die Diktatur des Proletariats schließt unbedingt den Begriff der Gewalt ein. Ohne Gewalt gibt es keine Diktatur, wenn man die Diktatur im strengen Sinne dieses Wortes auffaßt. Lenin definiert die Diktatur des Proletariats als "Staatsmacht, die sich unmittelbar auf die Gewalt stützt" (Lenin, Sämtl. Werke, Bd. XIX, S. 397). Spricht man daher von der Diktatur der Partei gegenüber der Klasse der Proletarier und stellt diese Diktatur der Diktatur des Proletariats gleich, so wird damit gesagt, daß die Partei gegenüber ihrer Klasse nicht bloß Leiter, nicht bloß Führer und Lehrer sein muß, sondern auch eine Art Staatsmacht, die ihr gegenüber Gewalt anwendet. Wer daher die "Diktatur der Partei" der Diktatur des Proletariats gleichstellt, der geht stillschweigend davon aus, daß man die Autorität der Partei auf Gewalt aufbauen kann, was absurd und mit dem Leninismus völlig unvereinbar ist. Die Autorität der Partei beruht auf dem Vertrauen der Arbeiterklasse. Das Vertrauen der Arbeiterklasse aber wird nicht durch Gewalt erworben - durch Gewalt könnte es nur vernichtet werden -, sondern durch die richtige Theorie der Partei, durch die richtige Politik der Partei, durch die Ergebenheit der Partei für die Sache der Arbeiterklasse, durch ihre Verbundenheit mit den Massen der Arbeiterklasse, durch ihre Bereitschaft, ihre Fähigkeit, die Massen von der Richtigkeit ihrer Losungen zu überzeugen.
Was aber folgt aus alledem?
Wir stehen somit unmittelbar vor der Frage der Wechselbeziehungen zwischen Partei und Klasse, zwischen Parteimitgliedern und Parteilosen innerhalb der Arbeiterklasse.
Lenin definiert diese Wechselbeziehungen als "gegenseitiges Vertrauen zwischen der Vorhut der Arbeiterklasse und der Arbeitermasse" (Lenin, Sämtl. Werke, Bd. XXVI, S. 291).
Was bedeutet das?
Das bedeutet erstens, daß die Partei für die Stimme der Massen ein feines Ohr haben muß, daß sie sich dem revolutionären Instinkt der Massen gegenüber aufmerksam verhalten muß, daß sie die Praxis des Kampfes der Massen studieren muß, indem sie daran die Richtigkeit ihrer Politik prüft, daß sie folglich nicht nur die Massen lehren, sondern auch von ihnen lernen muß.
Das bedeutet zweitens, daß die Partei tagaus, tagein sich das Vertrauen der proletarischen Massen erobern muß, daß sie durch ihre Politik und ihre Arbeit die Unterstützung der Massen erringen muß, daß sie nicht kommandieren darf, sondern vor allem überzeugen muß, indem sie es den Massen erleichtert, an Hand ihrer eigenen Erfahrungen die Richtigkeit der Politik der Partei zu erkennen, daß sie folglich Leiter, Führer, Lehrer ihrer Klasse sein muß.
Die Verletzung dieser Bedingungen bedeutet die Verletzung der richtigen Wechselbeziehungen zwischen Avantgarde und Klasse, die Untergrabung des "gegenseitigen Vertrauens", den Zerfall sowohl der Klassen- als auch der Parteidisziplin.
Wie erwirbt aber die Partei dieses Vertrauen und diese Unterstützung der Klasse? Wie bildet sich die für die Diktatur des Proletariats notwendige eiserne Disziplin heraus, auf welchem Boden erwächst sie?
Darüber sagt Lenin folgendes:
Und ferner:
Aus diesen Zitaten folgt:
Ohne diese Bedingungen sind die Autorität der Partei und die eiserne Disziplin entweder eine hohle Phrase oder Überheblichkeit und Abenteurertum.
Man darf die Diktatur des Proletariats nicht der Führung durch die Partei (ihrer "Diktatur") gegenüberstellen. Man darf es nicht, weil die Führung durch die Partei das Wesentliche an der Diktatur des Proletariats ist, wenn man eine einigermaßen feste und vollständige Diktatur im Auge hat und nicht etwa eine solche, wie es z.B. die Pariser Kommune war, die keine vollständige und feste Diktatur darstellte. Man darf es nicht, weil die Diktatur des Proletariats und die Führung durch die Partei sozusagen auf derselben Linie der Arbeit liegen und in derselben Richtung wirksam sind.
Das ist völlig richtig. Aber diese richtige Auffassung geht von der Voraussetzung aus, daß die richtige Wechselbeziehung zwischen der Avantgarde und den Arbeitermassen, zwischen Partei und Klasse vorhanden sind. Sie geht von der Voraussetzung aus, daß die Wechselbeziehungen zwischen Avantgarde und Klasse sozusagen normal, im Rahmen des "gegenseitigen Vertrauens" bleiben.
Wie aber, wenn die richtigen Wechselbeziehungen zwischen Avantgarde und Klasse, wenn die Beziehungen des "gegenseitigen Vertrauens" zwischen Partei und Klasse gestört sind? Wie dann, wenn die Partei selbst beginnt, auf die eine oder die andere Weise sich der Klasse gegenüberzustellen, indem sie die Grundlagen der richtigen Wechselbeziehungen zur Klasse, die Grundlagen des "gegenseitigen Vertrauens" verletzt? Sind solche Fälle überhaupt möglich? Ja, sie sind möglich. Sie sind möglich:
Die Geschichte unserer Partei kennt eine ganze Reihe solcher Fälle. Die verschiedenen Gruppierungen und Fraktionen in unserer Partei kamen zu Fall und zerstoben deshalb, weil sie eine dieser drei Bedingungen oder manchmal auch alle diese Bedingungen zusammen verletzten.
Daraus folgt aber, daß die Gegenüberstellung von Diktatur des Proletariats und "Diktatur" (Führung) der Partei nur dann nicht als richtig anerkannt werden kann:
Die Verletzung dieser Bedingungen ruft unweigerlich einen Konflikt zwischen Partei und Klasse, eine Spaltung zwischen den beiden, ihre Gegenüberstellung hervor.
Kann man der Klasse mit Gewalt die Führung der Partei aufdrängen? Nein, das kann man nicht. Jedenfalls kann eine solche Führung keine auch nur einigermaßen dauernde sein. Wenn die Partei die Partei des Proletariats bleiben will, so muß sie wissen, daß sie vor allem und hauptsächlich Leiter, Führer, Lehrer der Arbeiterklasse ist. Wir dürfen die Worte Lenins nicht vergessen, die er darüber in seiner Schrift "Staat und Revolution" gesagt hat:
Kann man die Ansicht vertreten, daß die Partei der wirkliche Führer der Klasse ist, wenn ihre Politik unrichtig ist, wenn ihre Politik mit den Interessen der Klasse in Kollision gerät? Natürlich kann man das nicht. In solchen Fällen muß die Partei, wenn sie Führer bleiben will, ihre Politik überprüfen, muß sie ihre Politik richtigstellen, ihren Fehler zugeben und wiedergutmachen. Man könnte sich zur Bestätigung dieses Leitsatzes auf eine solche Tatsache aus der Geschichte unserer Partei berufen, wie die Periode der Abschaffung der Ablieferungspflicht, als die Arbeiter- und Bauernmassen offensichtlich ihre Unzufriedenheit mit unserer Politik bekundeten und als die Partei offen und ehrlich an die Überprüfung dieser Politik schritt. Sehen wir, was Lenin damals auf dem X. Parteitag über die Frage der Abschaffung der Ablieferungspflicht und der Einführung der Neuen Ökonomischen Politik sagte:
Kann man die Ansicht vertreten, daß die Partei die Initiative und die Leitung bei der Organisierung der entscheidenden Massenaktionen lediglich aus dem Grund auf sich nehmen muß, weil ihre Politik im allgemeinen richtig ist, wenn diese Politik noch nicht das Vertrauen und die Unterstützung der Klasse findet infolge, sagen wir, der politischen Rückständigkeit der Klasse, wenn es der Partei noch nicht gelungen ist, die Klasse von der Richtigkeit ihrer Politik zu überzeugen, weil, sagen wir, die Ereignisse noch nicht herangereift sind? Nein, keineswegs. In solchen Fällen muß die Partei, wenn sie ein wirklicher Führer sein will, abzuwarten verstehen, muß sie die Massen von der Richtigkeit ihrer Politik überzeugen, muß sie den Massen helfen, sich an Hand ihrer eigenen Erfahrung von der Richtigkeit dieser Politik zu überzeugen.
Es ist bekannt, daß unsere Partei in der Periode von den Aprilthesen Lenins bis zum Oktoberaufstand 1917 eben in dieser Weise handelte. Und gerade deshalb, weil sie gemäß diesen Hinweisen Lenins handelte, hat sie den Aufstand siegreich durchgeführt.
Das sind im wesentlichen die Bedingungen für die richtigen Wechselbeziehungen zwischen Avantgarde und Klasse.
Was heißt führen, wenn die Politik der Partei richtig ist und die richtigen Beziehungen zwischen Avantgarde und Klasse nicht gestört werden?
Führen heißt unter diesen Bedingungen: verstehen, die Massen von der Richtigkeit der Politik der Partei zu überzeugen, heißt solche Losungen aufstellen und durchführen, die die Massen an die Positionen der Partei heranführen und es ihnen erleichtern, an Hand ihrer eigenen Erfahrungen die Richtigkeit der Politik der Partei zu erkennen, die Massen auf das Niveau des Bewußtseins der Partei heben und sich somit die Unterstützung der Massen, ihre Bereitschaft zum entscheidenden Kampfe sichern.
Deshalb ist die Methode der Überzeugung die Hauptmethode der Führung der Klasse durch die Partei.
Das bedeutet natürlich nicht, daß die Partei alle Arbeiter, bis auf den letzten Mann, überzeugen muß, daß man erst, wenn dies erreicht ist, zu Aktionen schreiten kann, daß man erst dann die Aktionen einleiten kann. Keineswegs. Das bedeutet bloß, daß die Partei, ehe sie zu entscheidenden politischen Aktionen schreitet, sich durch langwierige revolutionäre Arbeit die Unterstützung der Mehrheit der Arbeitermassen, zumindest aber die wohlwollende Neutralität der Mehrheit der Klasse sichern muß. Andernfalls wäre der Leninsche Leitsatz, daß die Gewinnung der Mehrheit der Arbeiterklasse für die Partei eine unerläßliche Bedingung der siegreichen Revolution ist, jeden Sinnes bar.
Aber wie steht es um die Minderheit, wenn sie nicht will, wenn sie nicht einverstanden ist, sich freiwillig dem Willen der Mehrheit zu unterwerfen? Kann die Partei, soll die Partei, die das Vertrauen der Mehrheit auf ihrer Seite hat, die Minderheit zur Unterwerfung unter den Willen der Mehrheit zwingen? Jawohl, sie kann und muß es. Die Führung wird durch die Methode der Überzeugung der Massen gesichert, die die Hauptmethode der Einwirkung der Partei auf die Massen ist. Das schließt aber die Anwendung von Zwang nicht aus, sondern setzt sie voraus, wenn dieser Zwang sich auf das Vertrauen und die Unterstützung der Partei durch die Mehrheit der Arbeiterklasse gründet, wenn er gegenüber der Minderheit angewendet wird, nachdem man es vermocht hat, die Mehrheit zu überzeugen.
Man denke an die diesbezüglichen Auseinandersetzungen in unserer Partei, die in der Periode der Gewerkschaftsdiskussion stattfanden. Worin bestand damals der Fehler der Opposition, der Fehler des ZK der Eisenbahn- und Schiffahrtsarbeiter? Etwa darin, daß die Opposition damals die Anwendung von Zwang für möglich hielt? Nein, nicht darin. Der Fehler der Opposition bestand damals darin, daß sie, außerstande, die Mehrheit von der Richtigkeit ihrer Stellungnahme zu überzeugen, und nachdem sie das Vertrauen der Mehrheit eingebüßt hatte, dennoch Zwangsmaßnahmen anzuwenden begann und das "Durchrütteln" der Leute forderte, die das Vertrauen der Mehrheit besaßen.
Sehen wir, was Lenin damals auf dem X. Parteitag in seiner Rede über die Gewerkschaften sagte:
Dasselbe sagt Lenin in seiner Schrift "Über die Gewerkschaften":
Und das ist völlig richtig. Denn ohne diese Bedingungen ist keinerlei Führung möglich. Denn nur auf diese Weise kann man die Einheit der Aktion in der Partei sichern, wenn es sich um die Partei handelt, und die Einheit der Aktion der Klasse, wenn es sich um die Klasse als Ganzes handelt. Ohne diese Bedingungen kommt es zu Spaltung, Zerfahrenheit, Zersetzung in den Reihen der Arbeiterklasse.
Das sind im allgemeinen die Grundlagen der richtigen Führung durch die Partei.
Jede andere Auffassung von der Führung ist Syndikalismus, Anarchismus, Bürokratismus, was man will - nur nicht Bolschewismus, nur nicht Leninismus.
Man darf die Diktatur des Proletariats nicht der Führung durch die Partei (ihrer "Diktatur") gegenüberstellen, wenn richtige Wechselbeziehungen zwischen Partei und Arbeiterklasse, zwischen Avantgarde und Arbeitermassen vorhanden sind. Daraus folgt aber, daß man erst recht nicht die Partei der Arbeiterklasse, die Führung durch die Partei (ihrer "Diktatur") der Diktatur der Arbeiterklasse gleichstellen darf. Aus dem Grunde, weil man die "Diktatur" der Partei nicht der Diktatur des Proletariats gegenüberstellen darf, kam Sorin zu der unrichtigen Schlußfolgerung, daß "die Diktatur des Proletariats die Diktatur unserer Partei ist". Aber Lenin spricht nicht nur von der Unzulässigkeit einer solchen Gegenüberstellung. Er spricht gleichzeitig davon, daß es unzulässig ist, "die Diktatur der Massen der Diktatur der Führer" gegenüberzustellen. Soll man etwa aus diesem Grunde die Diktatur der Führer der Diktatur des Proletariats gleichstellen? Wollten wir diesen Weg beschreiten, so müßten wir sagen, daß "die Diktatur des Proletariats die Diktatur unserer Führer ist". Eben zu dieser Dummheit führt ja eigentlich die Politik der Gleichstellung der "Diktatur" der Partei mit der Diktatur des Proletariats ...
Wie steht die Sache in dieser Hinsicht bei Sinowjew?
Sinowjew steht im Grunde genommen auf demselben Standpunkt der Gleichstellung der "Diktatur" der Partei mit der Diktatur des Proletariats wie Sorin, mit dem Unterschied jedoch, daß Sorin sich unumwundener und klarer ausdrückt, während Sinowjew "sich windet". Es genügt, wenn wir z.B. folgende Stelle aus dem Buche Sinowjews "Leninismus" nehmen, um uns davon zu überzeugen:
Daß das eine dem anderen nicht widerspricht, ist natürlich richtig, wenn man unter der Diktatur der Partei gegenüber der Arbeiterklasse als Ganzem die Führung durch die Partei versteht. Wie kann man aber aus diesem Grunde ein Gleichheitszeichen zwischen Diktatur des Proletariats und "Diktatur" der Partei, zwischen Sowjetsystem und "Diktatur" der Partei setzen? Lenin stellte das Sowjetsystem der Diktatur des Proletariats gleich, und er hatte recht, denn die Sowjets, unsere Sowjets, sind Organisationen, die die werktätigen Massen um das Proletariat unter Führung der Partei zusammenfassen. Aber wann, wo, in welchem seiner Werke hat Lenin ein Gleichheitszeichen zwischen "Diktatur" der Partei und Diktatur des Proletariats, zwischen "Diktatur" der Partei und System der Sowjets gesetzt, wie das jetzt Sinowjew tut?
Der Diktatur des Proletariats widerspricht weder die Führung ("Diktatur") durch die Partei noch die Führung ("Diktatur") durch die Führer. Soll man etwa aus diesem Grunde verkünden, daß unser Land das Land der Diktatur des Proletariats ist, das heißt das Land der Diktatur der Partei, das heißt das Land der Diktatur der Führer? Aber gerade zu dieser Dummheit führt doch das "Prinzip" der Gleichstellung der "Diktatur" der Partei mit der Diktatur des Proletariats, für das Sinowjew verstohlen und zaghaft eintritt.
In den zahlreichen Werken Lenins habe ich nur fünf Fälle finden können, wo Lenin im Vorbeigehen die Frage der Diktatur der Partei streift.
Der erste Fall betrifft eine Polemik gegen die Sozialrevolutionäre und Menschewiki, wo er sagt:
Der zweite Fall betrifft den "Brief an die Arbeiter und Bauern anläßlich des Sieges über Koltschak". Dort sagt er:
Der dritte Fall betrifft die Rede Lenins auf dem II. Kongreß der Komintern, in der er gegen Tanner polemisiert. Diese Rede habe ich oben zitiert.
Der vierte Fall, das sind einige Zeilen in der Schrift "Die Kinderkrankheit". Die betreffenden Zitate wurden schon oben angeführt.
Und der fünfte Fall betrifft den Entwurf einer Disposition über die Diktatur des Proletariats, veröffentlicht im "Lenin-Sammelband" Nr. III, wo ein Untertitel "Diktatur einer Partei" vorkommt ("Lenin-Sammelband" Nr. III, S. 497 russ.).
Es muß festgestellt werden, daß Lenin in zwei von den fünf Fällen, nämlich im letzten und im zweiten Fall, die Worte "Diktatur einer Partei" in Anführungszeichen setzt und damit offenkundig den ungenauen, übertragenen Sinn dieser Formel unterstreicht.
Es muß ferner festgestellt werden, daß Lenin in allen diesen Fällen unter "Diktatur der Partei" gegenüber der Arbeiterklasse nicht die Diktatur im eigentlichen Sinne dieses Wortes ("sich auf die Gewalt stützende Macht"), sondern die Führung durch die Partei versteht.
Es ist charakteristisch, daß in keinem einzigen seiner Werke, weder in den grundlegenden noch in den übrigen, wo Lenin die Diktatur des Proletariats und die Rolle der Partei im System der Diktatur des Proletariats behandelt oder einfach erwähnt, auch nur eine Andeutung darauf zu finden ist, daß "die Diktatur des Proletariats die Diktatur unserer Partei ist". Im Gegenteil: jede Seite, jede Zeile dieser Werke schlägt dieser Formel ins Gesicht (siehe "Staat und Revolution", "Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky", "Die Kinderkrankheit" usw.).
Noch charakteristischer ist es, daß wir in den Thesen des II. Kongresses der Komintern über die Rolle der politischen Partei, die unter der unmittelbaren Leitung Lenins ausgearbeitet wurden und auf die sich Lenin in seinen Reden wiederholt als auf ein Muster für die richtige Formulierung der Rolle und der Aufgaben der Partei berief, kein einziges, buchstäblich kein einziges Wort über die Diktatur der Partei finden.
Was besagt das alles?
Es besagt:
Ich spreche schon gar nicht davon, daß die Formel "Diktatur der Partei", wenn sie ohne die obenerwähnten Vorbehalte genommen wird, eine ganze Reihe von Gefahren und politischen Nachteilen in unserer praktischen Arbeit hervorrufen kann. Durch diese Formel, ohne Vorbehalte genommen, wird gleichzeitig gesagt:
Auf diese Gefahren hinzuweisen, ist gerade jetzt angebracht, in der Periode des Aufschwungs der politischen Aktivität der Massen, wo die Bereitschaft der Partei, aufmerksam auf die Stimme der Massen zu lauschen, für uns von besonderem Wert ist, wo die Feinfühligkeit gegenüber den Anforderungen der Massen das grundlegende Gebot unserer Partei ist, wo von der Partei besondere Umsicht und besondere Beweglichkeit in der Politik verlangt werden, wo die Gefahr der Selbstüberhebung eine der ernstesten Gefahren ist, vor denen die Partei in der Frage der richtigen Führung der Massen steht.
Man muß an die goldenen Worte Lenins denken, die er auf dem XI. Parteitag unserer Partei gesagt hat:
"Das richtig ausdrücken, dessen sich das Volk bewußt ist" - das ist gerade jene unerläßliche Bedingung, die der Partei die ehrenvolle Rolle sichert, die grundlegende führende Kraft im System der Diktatur des Proletariats zu sein.