38. Kapitel. Die Differentialrente: Allgemeines | Inhalt | 40. Kapitel. Differentialrente II

Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 25, "Das Kapital", Bd. III, Sechster Abschnitt, S. 662 - 685
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1983

NEUNUNDDREISSIGSTES KAPITEL
Erste Form der Differentialrente
(Differentialrente I)

<662> Ricardo hat vollständig recht in folgenden Sätzen:

"Rent" (d.h. Differentialrente; er unterstellt, daß überhaupt keine Rente existiert außer Differentialrente) "is always the difference between the produce obtained by the employment of two equal quantities of capital and labour." <"Rente ist immer die Differenz zwischen dem Produkt, das man durch Anwendung von zwei gleichen Mengen Kapital und Arbeit erhält."> ("Principles", p. 59.)

"Auf derselben Bodenquantität", hätte er hinzufügen müssen, soweit es sich um Grundrente und nicht um Surplusprofit überhaupt handelt.

In andern Worten: Surplusprofit, wenn normal und nicht durch zufällige Begebenheiten im Zirkulationsprozeß erzeugt, wird immer produziert als Differenz zwischen dem Produkt von zwei gleichen Mengen Kapital und Arbeit, und dieser Surplusprofit verwandelt sich in Bodenrente, wenn zwei gleiche Mengen Kapital und Arbeit auf gleichen Bodenflächen mit ungleichen Resultaten beschäftigt werden. Es ist übrigens keineswegs unbedingt erforderlich, daß dieser Surplusprofit aus den ungleichen Resultaten gleicher Mengen von beschäftigtem Kapital entspringt. Es können auch in den verschiednen Anlagen ungleich große Kapitale beschäftigt sein; dies ist sogar meist die Voraussetzung; aber gleiche proportionelle Teile, also z.B. 100 Pfd.St. von jedem, geben ungleiche Resultate; d.h. die Profitrate ist verschieden. Dies ist die allgemeine Voraussetzung für das Dasein des Surplusprofits in einer beliebigen Sphäre der Kapitalanlage überhaupt. Das zweite ist die Verwandlung dieses Surplusprofits in die Form der Grundrente (überhaupt der Rente, als einer vom Profit unterschiednen Form); es muß immer untersucht werden, wann, wie, unter welchen Umständen diese Verwandlung stattfindet.

<663> Ricardo hat ferner recht mit Bezug auf den folgenden Satz, sofern er auf Differentialrente eingeschränkt wird:

"Whatever diminishes the inequality in the produce olntained on the same or on new land, tends to lower rent; and whatever increases that inequality, necessarily produces an opposite effect, and tends to raise it." <"Was immer die Ungleichheit des Produkts vermindert, das man auf demselben oder auf neuem Land erhält, hat die Tendenz, die Rente zu senken; und was immer diese Ungleichheit vermehrt, erzeugt notwendigerweise eine entgegengesetzte Wirkung, hat die Tendenz, sie zu erhöhen."> (p. 74)

Unter diese Ursachen aber gehören nicht nur die allgemeinen (Fruchtbarkeit und Lage), sondern 1. die Steuerverteilung, je nachdem sie gleichmäßig wirkt oder nicht; das letztre ist immer der Fall, wenn sie, wie in England, nicht zentralisiert ist und wenn die Steuer auf den Boden und nicht auf die Rente erhoben wird; 2. die Ungleichheiten, die aus der verschiednen Entwicklung der Agrikultur in verschiednen Landesteilen hervorgehn, indem sich dieser Industriezweig, seines traditionellen Charakters wegen, schwerer nivelliert als die Manufaktur, und 3. die Ungleichheit, worin Kapital unter die Pächter verteilt ist. Da die Besitzergreifung der Agrikultur durch die kapitalistische Produktionsweise, die Verwandlung der selbstwirtschaftenden Bauern in Lohnarbeiter, in der Tat die letzte Eroberung dieser Produktionsweise überhaupt ist, so sind diese Ungleichheiten hier größer als in irgendeinem andern Industriezweig.

Nach diesen Vorbemerkungen will ich erst ganz kurz zusammenstellen die Eigentümlichkeiten meiner Entwicklung im Unterschied der von Ricardo etc.

__________

Wir betrachten zuerst die ungleichen Ergebnisse gleicher Mengen von Kapital, angewandt auf verschiedne Ländereien von gleichem Umfang; oder, bei ungleichem Umfang, die Ergebnisse berechnet auf gleich große Bodenflächen.

Die zwei allgemeinen, vom Kapital unabhängigen Ursachen dieser ungleichen Ergebnisse sind: 1. die Fruchtbarkeit (es ist zu diesem Punkt 1 auseinanderzusetzen, was alles und welche verschiednen Momente in der natürlichen Fruchtbarkeit der Ländereien einbegriffen sind), 2. die Lage der Ländereien. Die letztre ist entscheidend bei Kolonien und überhaupt entscheidend für die Reihenfolge, worin Ländereien nacheinander in Bebauung genommen werden können. Ferner ist es klar, daß diese zwei verschiednen <664> Gründe der Differentialrente, Fruchtbarkeit und Lage, in entgegengesetzter Richtung wirken können. Ein Boden kann sehr gut gelegen und sehr wenig fruchtbar sein, und umgekehrt. Dieser Umstand ist wichtig, denn er erklärt uns, warum bei der Urbarmachung des Bodens eines gegebnen Landes ebensowohl von besserm Land zu schlechterem, wie umgekehrt vorgeschritten werden kann. Endlich ist klar, daß der Fortschritt der sozialen Produktion überhaupt einerseits nivellierend wirkt auf die Lage als Grund der Differentialrente, indem er lokale Märkte schafft und durch Herstellung der Kommunikations- und Transportmittel Lage schafft; andrerseits die Unterschiede der lokalen Lagen der Ländereien steigert, durch die Trennung der Agrikultur von der Manufaktur und durch Bildung großer Zentren der Produktion nach der einen, wie durch relative Vereinsamung des Landes nach andrer Seite hin.

Zunächst aber lassen wir diesen Punkt, die Lage, außer acht und betrachten bloß den der natürlichen Fruchtbarkeit. Abgesehn von klimatischen etc. Momenten, besteht der Unterschied der natürlichen Fruchtbarkeit im Unterschied der chemischen Zusammensetzung der Bodenoberfläche, d.h. in ihrem verschiednen Gehalt an den Nahrungsstoffen der Pflanzen. Indes, gleichen chemischen Gehalt und in diesem Sinn gleiche natürliche Fruchtbarkeit zweier Bodenflächen vorausgesetzt, wird die wirkliche, effektive Fruchtbarkeit verschieden sein, je nachdem sich diese Nahrungsstoffe in einer Form befinden, worin sie mehr oder minder assimilierbar, unmittelbar verwertbar für die Nahrung der Pflanzen sind. Es wird also teils von der chemischen, teils von der mechanischen Entwicklung der Agrikultur abhängen, wieweit auf natürlich gleich fruchtbaren Ländereien dieselbe natürliche Fruchtbarkeit disponibel gemacht werden kann. Die Fruchtbarkeit, obgleich objektive Eigenschaft des Bodens, schließt daher ökonomisch immer Relation ein, Relation zum gegebnen chemischen und mechanischen Entwicklungsstand der Agrikultur, und ändert sich daher mit diesem Entwicklungsstand. Sei es infolge chemischer Mittel (z.B. Anwendung bestimmter flüssiger Dünger auf steifem Tonboden oder auch Brennen von schwerem Tonboden) oder mechanischer Mittel (z.B. besondrer Pflüge für schweren Boden) können die Hindernisse beseitigt werden, welche gleich fruchtbaren Boden tatsächlich unergiebiger machten (auch die Dränierung gehört dazu). Oder selbst die Reihenfolge in der Bebauung der Bodenarten kann dadurch wechseln, wie dies z.B. zwischen leichtem Sandboden und schwerem Tonboden für eine Entwicklungsperiode der englischen Agrikultur der Fall war. Dies zeigt wieder, wie historisch - im sukzessiven Lauf der Bebauung - ebensowohl von mehr <665> fruchtbarem zu weniger fruchtbarem Boden übergegangen werden kann, wie umgekehrt. Dasselbe kann geschehn durch künstlich hervorgebrachte Verbesserung in der Zusammensetzung des Bodens oder durch bloße Änderung in der Agrikulturmethode. Endlich kann dasselbe Resultat hervorgehn aus Veränderung in der Hierarchie der Bodenarten infolge verschiedner Verhältnisse des Untergrundes, sobald dieser ebenfalls in den Kulturbereich gezogen und zur Ackerkrume geschlagen wird. Dies ist bedingt teils durch Anwendung neuer Agrikulturmethoden (wie Futterkräuter), teils durch mechanische Mittel, die entweder den Untergrund zum Obergrund machen oder ihn damit vermischen oder den Untergrund bebauen, ohne ihn in die Höhe zu werfen.

Alle diese Einflüsse auf die Differentialfruchtbarkeit verschiedner Ländereien kommen darauf hinaus, daß für die ökonomische Fruchtbarkeit der Stand der Produktivkraft der Arbeit, hier die Fähigkeit der Agrikultur, die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens sofort ausbeutbar zu machen - eine Fähigkeit, die in verschiednen Entwicklungsstufen verschieden ist -, ebensosehr ein Moment der sogenannten natürlichen Fruchtbarkeit des Bodens ist, wie seine chemische Zusammensetzung und seine andren natürlichen Eigenschaften.

Wir setzen also eine gegebne Entwicklungsstufe der Agrikultur voraus. Wir setzen ferner voraus, daß die Hierarchie der Bodenarten mit Beziehung auf diese Entwicklungsstufe berechnet ist, wie es natürlich für gleichzeitige Kapitalanlagen auf den verschiednen Ländereien stets der Fall ist. Dann kann die Differentialrente sich in aufsteigender oder absteigender Reihenfolge darstellen, denn obgleich die Reihenfolge gegeben ist für die Totalität der wirklich bebauten Ländereien, hat stets eine sukzessive Bewegung stattgefunden, worin sie gebildet wurde.

Unterstelle 4 Bodenarten, A, B, C, D. Unterstelle ferner den Preis eines Quarters Weizen 3 Pfd.St. oder 60 sh. Da die Rente bloße Differentialrente ist, ist dieser Preis von 60 sh. per Quarter für den schlechtesten Boden gleich den Produktionskosten, d.h. gleich Kapital plus Durchschnittsprofit.

A sei dieser schlechteste Boden und gebe für 50 sh. Auslage 1 Quarter = 60 sh.; also 10 sh. Profit oder 20%.

B gebe für dieselbe Auslage 2 Quarters = 120 sh. Es wäre dies 70 sh, Profit oder ein Surplusprofit von 60 sh.

C gebe bei gleicher Auslage 3 qrs. = 180 sh.; Gesamtprofit = 130 sh. Surplusprofit = 120 sh.

D gebe 4 qrs. = 240 sh. = 180 sh. Surplusprofit.

<666> Wir hätten dann folgende Reihenfolge:

Tabelle I

Bodenart

Produkt

Kapitalvorschuß

Profit

Rente

Quaerters

Shillings

Quarters

Shillings

Quarters

Shillings

A

1

60

50

1/6

10

-

-

B

2

120

50

11/6

70

1

60

C

3

180

50

21/6

130

2

120

D

4

240

50

31/6

190

3

180

Total

10

600

6

360

Die respektiven Renten waren für D = 190 sh. - 10 sh., oder die Differenz zwischen D und A; für C = 130 - 10 sh., oder die Differenz zwischen C und A; für B = 70 sh. - 10 sh., oder die Differenz zwischen B und A; und die Gesamtrente für B, C, D = 6 qrs. = 360 sh., gleich der Summe der Differenzen von D und A, C und A, B und A.

Diese Reihenfolge, die ein gegebnes Produkt in einem gegebnen Zustand darstellt, kann ebensowohl, abstrakt betrachtet (und wir haben schon die Gründe angegeben, warum dies auch in der Wirklichkeit der Fall sein kann), in absteigender Reihenfolge (von D bis A herabsteigend, von fruchtbarem zu stets unfruchtbarerem Boden) wie in aufsteigender Stufenfolge (von A nach D heraufsteigend, von relativ unfruchtbarem zu immer fruchtbarerem Boden), endlich wechselnd, bald ab-, bald aufsteigend, z.B. von D auf C, von C auf A, von A auf B, hervorgebracht sein.

Der Prozeß bei der absteigenden Folge war der: der Preis des Quarters steigt allmählich von sage 15 sh. auf 60. Sobald die von D produzierten 4 qrs. (worunter man sich Millionen denken kann) nicht mehr ausreichten, stieg der Weizenpreis so weit, daß die fehlende Zufuhr von C geschafft werden konnte. D.h., der Preis mußte auf 20 sh. per qr. gestiegen sein. Sobald der Weizenpreis auf 30 sh. per qr. stieg, konnte B, sobald er auf 60 stieg, konnte A in Bebauung genommen werden, ohne daß das darauf verwandte Kapital sich mit einer geringem Profitrate als 20% zu begnügen hatte. Es bildete sich so eine Rente für D, zuerst von 5 sh. per qr. = 20 sh. für die 4 qrs., die es produziert, dann von 15 sh. per qr. = 60 sh., dann von 45 sh. per qr. = 180 sh. für 4 qrs.

War die Profitrate von D ursprünglich ebenfalls = 20%, so war sein Gesamtprofit auf die 4 qrs. auch nur 10 sh., was aber mehr Korn vorstellte <667> bei einem Kornpreis von 15 sh. als bei dem von 60 sh. Da aber das Korn in die Reproduktion der Arbeitskraft eingeht und von jedem Quarter ein Teil Arbeitslohn ersetzen muß und ein andrer konstantes Kapital, so war unter dieser Voraussetzung der Mehrwert höher, also auch, bei sonst gleichbleibenden Umständen, die Profitrate. (Die Sache über die Profitrate noch besonders und mehr im Detail zu untersuchen.)

War dagegen die Reihenfolge umgekehrt, fing der Prozeß von A an, so stieg, sobald neues Ackerland in Bebauung gesetzt werden mußte, erst der Preis des Quarters über 60 sh.; da aber die nötige Zufuhr von B geliefert wurde, die nötige Zufuhr von 2 qrs., fiel er wieder auf 60 sh.; indem zwar B das qr. zu 30 sh. produzierte, es aber zu 60 verkaufte, weil seine Zufuhr gerade nur hinreichte, die Nachfrage zu decken. So bildete sich eine Rente, zunächst von 60 sh. für B, und in derselben Weise für C und D; immer vorausgesetzt, daß, obgleich sie beide relativ das qr. zu 20 und zu 15 sh. wirklichem Wert lieferten, der Marktpreis auf 60 sh. bleibt, weil die Zufuhr des einen qr., welches A liefert, nach wie vor notwendig ist, um den Gesamtbedarf zu befriedigen. In diesem Fall würde das Steigen der Nachfrage über den Bedarf, den erst A, dann A und B befriedigten, nicht bewirkt haben, daß B, C, D sukzessive angebaut werden konnten, sondern daß überhaupt das Feld der Urbarmachung ausgedehnt wurde und zufällig die fruchtbareren Ländereien erst später in seinen Bereich fielen.

In der ersten Reihe würde mit der Zunahme des Preises die Rente steigen und die Profitrate abnehmen. Diese Abnahme könnte durch entgegenwirkende Umstände ganz oder teilweis paralysiert werden; auf diesen Punkt ist später näher einzugehn. Es darf nicht vergessen werden, daß die allgemeine Profitrate nicht durch den Mehrwert in allen Produktionssphären gleichmäßig bestimmt ist. Es ist nicht der agrikole Profit, der den industriellen bestimmt, sondern umgekehrt. Doch darüber später.

In der zweiten Reihe bliebe die Profitrate auf das ausgelegte Kapital dieselbe; die Masse des Profits würde sich in weniger Korn darstellen; aber der relative Preis des Korns, verglichen mit andren Waren, wäre gestiegen. Nur würde die Zunahme des Profits, wo eine solche stattfindet, statt in die Taschen der industriellen Pächter zu fließen und sich als wachsender Profit darzustellen, sich vom Profit abzweigen in der Form der Rente. Der Kornpreis bliebe aber unter der gemachten Voraussetzung stationär.

Entwicklung und Wachstum der Differentialrente blieben dieselben, sowohl bei gleichbleibenden wie bei steigenden Preisen und sowohl bei dem kontinuierlichen Progreß von schlechterm zu besserm Boden wie bei kontinuierlichem Regreß von besserm zu schlechterm Boden.

<668> Bisher haben wir angenommen, 1. daß der Preis in der einen Reihenfolge steigt, in der andern stationär bleibt, und 2. daß beständig von besserm zu schlechterm oder umgekehrt von schlechterm zu besserm Boden fortgegangen wird.

Nehmen wir aber an, der Getreidebedarf steige von den ursprünglichen 10 auf 17 qrs.; ferner, der schlechteste Boden A werde verdrängt durch einen andern Boden A, der mit den Produktionskosten von 60 sh. (50 sh. Kost plus 10 sh. für 20% Profit) 11/3 qr. liefert, dessen Produktionspreis für den qr. also = 45 sh.; oder auch, der alte Boden A habe sich infolge fortgesetzter rationeller Bebauung verbessert oder sei bei gleichbleibenden Kosten produktiver bebaut worden, z.B. durch Einführung von Klee etc., so daß sein Produkt bei gleichbleibendem Kapitalvorschuß auf 11/3 qr. steigt. Nehmen wir ferner an, die Bodenarten B, C, D lieferten nach wie vor dasselbe Produkt, aber es seien neue Bodenarten A´ von einer Fruchtbarkeit zwischen A und B, ferner B´, B´´ von einer Fruchtbarkeit zwischen B und C in Anbau gekommen; in diesem Falle würden folgende Phänomene stattfinden.

Erstens: Der Produktionspreis des qr. Weizen oder sein regulierender Marktpreis wäre gefallen von 60 auf 45 sh. oder um 25%.

Zweitens: Es wäre gleichzeitig von fruchtbarerem zu unfruchtbarerem Boden und von weniger fruchtbarem zu fruchtbarerem fortgegangen worden. Der Boden A´ ist fruchtbarer als A, aber unfruchtbarer als die bisher bebauten B,- C, D; und B´, B´´ sind fruchtbarer als A, A´ und B, aber unfruchtbarer als C und D. Es wäre also die Reihenfolge in Kreuz- und Querzügen gegangen; es wäre nicht zu absolut unfruchtbarerem Boden fortgegangen worden gegenüber A etc., aber zu relativ unfruchtbarerem, verglichen mit den bisher fruchtbarsten Bodenarten C und D; es wäre andrerseits nicht zu absolut fruchtbarerem Boden fortgegangen worden, aber zu relativ fruchtbarerem gegenüber den bisher unfruchtbarsten A, resp. A und B.

Drittens: Die Rente auf B wäre gefallen; ebenso die Rente von C und D; aber das Gesamtrental in Korn wäre gestiegen von 6 qrs. auf 72/3; die Masse der bebauten und Rente tragenden Ländereien hätte zugenommen und die Masse des Produkts von 10 qrs. auf 17. Der Profit, wenn gleichbleibend für A, wäre in Korn ausgedrückt gestiegen; aber die Profitrate selbst hätte steigen können, weil der relative Mehrwert. In diesem Fall wären wegen Verwohlfeilerung der Lebensmittel der Arbeitslohn, also die Auslage an variablem Kapital gefallen, also auch die Gesamtauslage. In Geld wäre das Gesamtrental gefallen von 360 sh. auf 345.

<669> Wir wollen die neue Reihenfolge hierherstellen.

Tabelle II

Bodenart

Produkt

Kapital-
anlage

Profit

Rente

Produktionspreis per Quarter

Quarters

Schillinge

Quarters

Schillinge

Quarters

Schillinge

A

11/3

60

50

2/9

10

-

-

45 sh.

12/3

75

50

5/9

25

1/3

15

36 sh.

B

2

90

50

8/9

40

2/3

30

30 sh.

21/3

105

50

12/9

55

1

45

255/7sh.

B´´

22/3

120

50

15/9

70

11/3

60

221/2 sh.

C

3

135

50

18/9

85

12/3

75

20 sh.

D

4

180

50

28/9

130

22/3

120

15 sh.

Total

17

72/3

345

Waren endlich nur die Bodenarten A, B, C, D nach wie vor kultiviert, aber ihre Ertragfähigkeit derart gesteigert worden, daß A statt 1 qr. 2, B statt 2 qrs. 4, C statt 3 qrs. 7 und D statt 4 qrs. 10 produziert hätte, so daß also dieselben Ursachen verschieden auf die verschiednen Bodenarten gewirkt hätten, so wäre die Gesamtproduktion gestiegen von 10 qrs. auf 23. Nehmen wir an, daß die Nachfrage infolge des Steigens der Bevölkerung und des Sinkens des Preises diese 23 qrs. absorbiert hätte, so ergäbe sich folgendes Resultat:

Tabelle III

Bodenart

Produkt

Kapital-
anlage

Produk-
tionspreis per Quarter

Profit

Rente

Quarters

Schillinge

Quarters

Schillinge

Quarters

Schillinge

A

2

60

50

30

1/3

10

0

0

B

4

120

50

15

21/3

70

2

60

C

7

210

50

84/7

51/3

160

5

150

D

10

300

50

6

81/3

250

8

240

Total

23

15

450

Die Zahlenverhältnisse sind hier, wie bei den übrigen Tabellen, willkürlich, aber die Annahmen sind durchaus rationell.

Die erste und Hauptannahme ist, daß die Verbesserung in der Agrikultur auf verschiedne Bodenarten ungleichmäßig wirkt und hier auf die besten Bodenarten C und D mehr wirkt als auf A und B. Die Erfahrung hat gezeigt, daß dies in der Regel sich so verhält, wenn auch der umgekehrte Fall eintreten kann. Wirkte die Verbesserung mehr auf den schlechtern <670> Boden als auf den bessern, so wäre die Rente auf den letztren gefallen statt zu steigen. - Mit dem absoluten Wachsen der Fruchtbarkeit aller Bodenarten ist in der Tabelle aber zugleich vorausgesetzt das Wachsen der höhern relativen Fruchtbarkeit bei den bessern Bodenarten C und D, daher Wachsen der Differenz des Produkts bei gleicher Kapitalanlage und daher Wachsen der Differentialrente.

Die zweite Voraussetzung ist, daß mit dem wachsenden Gesamtprodukt der Gesamtbedarf Schritt hält. Erstens braucht man sich das Wachstum nicht als plötzlich erfolgt zu denken, sondern allmählich, bis die Reihe III hergestellt wird. Zweitens ist es falsch, daß der Konsum notwendiger Lebensmittel nicht wächst mit ihrer Verwohlfeilerung. Die Abschaffung der Korngesetze in England (siehe Newman) hat das Gegenteil bewiesen, und die entgegengesetzte Vorstellung ist nur daher entstanden, daß große und plötzliche Unterschiede in den Ernten, die bloß dem Wetter geschuldet sind, in den Getreidepreisen bald unverhältnismäßigen Fall, bald unverhältnismäßiges Steigen hervorbringen. Wenn hier die plötzliche und kurzlebige Verwohlfeilerung nicht Zeit bekommt, ihre volle Wirkung auf Ausdehnung der Konsumtion auszuüben, so ist das Gegenteil der Fall, wo die Verwohlfeilerung aus dem Sinken des regulierenden Produktionspreises selbst hervorgeht, also von Dauer ist. Drittens: Ein Teil des Getreides kann als Branntwein oder Bier verzehrt werden. Und der steigende Konsum dieser beiden Artikel ist keineswegs in enge Grenzen gebunden. Viertens hängt die Sache teils vom Wachstum der Bevölkerung ab, teils kann das Land ein Kornexportland sein, wie England bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts hinaus noch war, so daß der Bedarf nicht durch die Grenzen der bloß nationalen Konsumtion reguliert ist. Endlich kann Vermehrung und Verwohlfeilerung der Produktion von Weizen die Folge haben, daß statt Roggen oder Hafer Weizen Hauptnahrungsmittel der Volksmasse wird, also schon dadurch der Markt dafür wächst, wie bei abnehmendem Produkt und zunehmendem Preis der umgekehrte Fall eintreten kann. - Unter diesen Voraussetzungen also und bei den angenommenen Zahlenverhältnissen gibt die Reihe III das Resultat, daß der Preis per qr. fällt von 60 auf 30 sh., also um 50%, daß die Produktion, verglichen mit Reihe I, wächst von 10 auf 23 qrs., also um 130%, - daß die Rente auf Boden B stationär bleibt, auf C sich um 25% und auf D sich um 331/3% erhöht, und daß das Gesamtrental steigt von 18 auf 221/2 Pfd.St., also um 25%. <1. Auflage: daß die Rente auf Boden B stationär bleibt, auf C sich verdoppelt und auf D sich mehr als verdoppelt und daß das Gesamtrental steigt von 18 auf 22 Pfd.St., also um 221/9%.>

<671> Es ergibt sich aus der Vergleichung der drei Tabellen (wovon Reihe I doppelt zu nehmen ist, von A zu D aufsteigend und von D zu A herabsteigend), die entweder als gegebne Abstufungen in einem gegebnen Zustand der Gesellschaft aufgefaßt werden können - z.B. nebeneinander in drei verschiednen Ländern - oder als aufeinander folgend in verschiednen Zeitabschnitten der Entwicklung desselben Landes, es ergibt sich:

1. Daß die Reihe, wenn fertig - welches immer der Gang ihres Bildungsprozesses gewesen sein mag - immer so erscheint, daß sie absteigend ist; denn bei Betrachtung der Rente wird man immer zuerst ausgehn von dem Boden, der das Maximum von Rente trägt, und erst zuletzt zu dem kommen, der keine Rente trägt.

2. Der Produktionspreis des schlechtesten, keine Rente tragenden Bodens ist stets der regulierende Marktpreis, obgleich letztrer bei Tabelle I, wenn sie sich in aufsteigender Reihe bildete, nur dadurch stationär bliebe, daß immer besserer Boden bebaut würde. In diesem Falle ist der Preis des auf dem besten Boden produzierten Korns insoweit regulierend, als es von dem davon produzierten Quantum abhängt, wieweit der Boden A regulierend bleibt. Würden B, C, D über den Bedarf produzieren, so hörte A auf, regulierend zu sein. Dies schwebt Storch vor, wenn er die beste Bodenart zur regulierenden macht. In dieser Art reguliert der amerikanische Getreidepreis den englischen.

3. Die Differentialrente entspringt aus dem für den jedesmal gegebnen Entwicklungsgrad der Kultur gegebnen Unterschied in der natürlichen Fruchtbarkeit der Bodenart (hier noch abgesehn von der Lage), also aus dem beschränkten Umfang der besten Ländereien, und dem Umstand, daß gleiche Kapitale angelegt werden müssen auf ungleiche Bodenarten, die also für dasselbe Kapital ungleiches Produkt abwerfen.

4. Das Vorhandensein einer Differentialrente und einer graduierten Differentialrente kann hervorgehn ebensogut in absteigender Stufenleiter, durch Fortgang von besserem Boden zu schlechterem, wie umgekehrt von schlechterem zu besserem, oder durch Kreuz- und Querzüge in abwechselnder Richtung. (Reihe I kann sich bilden durch Fortgang sowohl von D zu A wie von A zu D. Reihe II umfaßt Bewegungen beider Art.)

5. Je nach ihrer Bildungsweise kann die Differentialrente bei stationärem, steigendem und fallendem Preis des Bodenprodukts sich ausbilden. Bei fallendem Preis kann die Gesamtproduktion und das Gesamtrental steigen und sich Rente auf bisher rentelosen Ländereien bilden, obgleich der schlechteste Boden A durch bessern verdrängt oder selbst besser geworden ist und obwohl die Rente auf andren beßren und selbst den besten Boden- <672> arten fällt (Tabelle II); dieser Prozeß kann auch mit einem Fallen des Gesamtrentals (in Geld) verbunden sein. Endlich kann bei fallenden Preisen, die einer allgemeinen Verbesserung der Kultur geschuldet sind, so daß das Produkt und der Produktenpreis des schlechtesten Bodens fällt, die Rente auf einem Teil der bessern Bodenarten gleichbleiben oder fallen, aber auf den besten Bodenarten wachsen. Die Differentialrente jedes Bodens, verglichen mit dem schlechtesten Boden, hängt allerdings vom Preis z.B. des qr. Weizen ab, wenn die Differenz der Produktenmasse gegeben ist. Aber wenn der Preis gegeben ist, hängt sie ab von der Größe der Differenz der Produktenmasse, und wenn bei steigender absoluter Fruchtbarkeit alles Bodens diejenige der bessern Bodensorten relativ mehr steigt als die der schlechtem, so wächst damit auch die Größe dieser Differenz. So ist (Tabelle I) bei einem Preise von 60 sh. die Rente auf D bestimmt durch sein differentielles Produkt gegen A, also durch den Überschuß von 3 qrs.; die Rente ist daher 3 * 60 = 180 sh. Aber in Tabelle III, wo der Preis = 30 sh., ist sie bestimmt durch die Masse des überschüssigen Produkts von D über A = 8 qrs., aber 8 * 30 240 sh.

Es fällt hiermit die erste falsche Voraussetzung der Differentialrente fort, wie sie noch bei West, Malthus, Ricardo herrscht, daß sie nämlich notwendig Fortgang zu stets schlechterm Boden voraussetzt oder stets abnehmende Fruchtbarkeit der Agrikultur. Sie kann, wie wir gesehn haben, stattfinden bei Fortgang zu stets besserm Boden; sie kann stattfinden, wenn ein besserer Boden, statt des frühern schlechtern, die unterste Stelle einnimmt; sie kann mit steigendem Fortschritt in der Agrikultur verbunden sein. Ihre Bedingung ist nur Ungleichheit der Bodenarten. Soweit die Entwicklung der Produktivität in Betracht kommt, unterstellt sie, daß die Steigerung der absoluten Fruchtbarkeit des Gesamtareals diese Ungleichheit nicht aufhebt, sondern sie entweder vermehrt oder stationär läßt oder nur vermindert.

Von Anfang bis Mitte des 18. Jahrhunderts herrschte in England, trotz des fallenden Preises von Gold oder Silber, fortwährendes Sinken der Getreidepreise neben gleichzeitigem (die ganze Periode betrachtet) Wachsen der Rente, des Rentals, des Umfangs der bebauten Ländereien, der agrikolen Produktion und der Bevölkerung. Dies entspricht der Tabelle I, kombiniert mit Tabelle II in aufsteigender Linie, aber so, daß der schlechteste Boden A entweder verbessert oder aus der Bebauung mit Getreide hinausgeworfen wird; was jedoch nicht bedeutet, daß er nicht zu andern landwirtschaftlichen oder industriellen Zwecken benutzt wurde.

Von Anfang des 19. Jahrhunderts an (Datum näher anzugeben) bis 1815 <673> fortwährendes Steigen der Getreidepreise, mit beständigem Wachsen der Rente, des Rentals, des Umfangs der bebauten Ländereien, der agrikolen Produktion und der Bevölkerung. Dies entspricht Tabelle I in absteigender Linie. (Es ist hier Zitat anzuführen über die Bebauung schlechterer Ländereien in jener Zeit.)

Zu Pettys und Davenants Zeit, Klagen der Landleute und Grundbesitzer über die Verbesserungen und Urbarmachungen; Fallen der Rente auf den bessern Ländereien, Steigen des Gesamtrentals durch Erweiterung des Rente tragenden Bodens.

(Zu diesen drei Punkten weitere Zitate nachher zu geben: ebenso über die Differenz in der Fruchtbarkeit der verschiednen bebauten Bodenteile in einem Lande.)

Es ist bei der Differentialrente überhaupt zu bemerken, daß der Marktwert immer über dem Gesamtproduktionspreis der Produktenmasse steht. Nehmen wir z.B. Tabelle I. Die 10 qrs. Gesamtprodukt werden verkauft zu 600 sh., weil der Marktpreis durch den Produktionspreis von A bestimmt ist, der 60 sh. per qr. beträgt. Der wirkliche Produktionspreis aber ist:

A

1 qr. = 60 sh.;

1 qr. = 50 sh.;

B

2 qrs. = 60 sh.;

1 qr. = 30 sh.;

C

3 qrs. = 60 sh.;

1 qr. = 20 sh.;

D

4 qrs. = 60 sh.;

1 qr. = 15 sh.;

10 qrs. = 240 sh.;

Durchschnitt

1 qr. = 24 sh.;

Der wirkliche Produktionspreis der 10 qrs. ist 240 sh.; sie werden verkauft zu 600, 250% zu teuer. Der wirkliche Durchschnittspreis für 1 qr. ist 24 sh.; der Marktpreis 60 sh., ebenfalls 250% zu teuer.

Es ist dies die Bestimmung durch den Marktwert, wie er sich auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise vermittelst der Konkurrenz durchsetzt; diese erzeugt einen falschen sozialen Wert. Dies entspringt aus dem Gesetz des Marktwerts, dem die Bodenprodukte unterworfen werden. Die Bestimmung des Marktwerts der Produkte, also auch der Bodenprodukte, ist ein gesellschaftlicher Akt, wenn auch ein gesellschaftlich unbewußt und unabsichtlich vollzogner, der mit Notwendigkeit auf dem Tauschwert des Produkts beruht, nicht auf dem Boden und den Differenzen seiner Fruchtbarkeit. Denkt man sich die kapitalistische Form der Gesellschaft aufgehoben und die Gesellschaft als bewußte und planmäßige Assoziation organisiert, so stellten die 10 qrs. ein Quantum selbständiger Arbeitszeit vor, gleich dem, das in 240 sh. enthalten ist. Die Gesellschaft würde also dies Bodenprodukt nicht erkaufen zu dem 21/5fachen der wirklichen Arbeitszeit, <674> die darin steckt; die Basis einer Klasse von Grundeigentümern fiele damit weg. Es würde dies ganz ebenso wirken wie eine Verwohlfeilerung des Produkts zu gleichem Betrag durch fremde Einfuhr. So richtig es daher ist zu sagen, daß - die jetzige Produktionsweise beibehalten, aber vorausgesetzt, daß die Differentialrente dem Staat zufiele - die Preise der Bodenprodukte bei sonst gleichbleibenden Umständen dieselben bleiben würden, so falsch ist es zu sagen, daß der Wert der Produkte derselbe bliebe bei Ersetzung der kapitalistischen Produktion durch Assoziation. Die Dieselbigkeit des Marktpreises für Waren derselben Art ist die Weise, worin sich der gesellschaftliche Charakter des Werts auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise und überhaupt der auf Warenaustausch zwischen einzelnen beruhenden Produktion durchsetzt. Was die Gesellschaft, als Konsument betrachtet, zuviel zahlt für die Bodenprodukte, was ein Minus der Realisierung ihrer Arbeitszeit in Bodenproduktion bildet, bildet jetzt das Plus für einen Teil der Gesellschaft, die Grundeigentümer.

Ein zweiter Umstand, wichtig für das unter II im nächsten Kapitel Darzustellende, ist dieser:

Es handelt sich nicht nur um die Rente per Acre oder per Hektare, überhaupt um den Unterschied zwischen Produktionspreis und Marktpreis, oder zwischen individuellem und allgemeinem Produktionspreis per Acre, sondern es kommt auch darauf an, wieviel Acres von jeder Bodenart in Kultur sind. Die Wichtigkeit betrifft hier unmittelbar nur die Größe des Rentals, d.h. der Totalrente der ganzen bebauten Fläche; es dient uns aber zugleich als Übergang zur Entwicklung des Steigens der Rate der Rente, obgleich die Preise weder steigen, noch die Differenzen in der relativen Fruchtbarkeit der Bodenarten bei fallenden Preisen. Wir hatten oben:

Tabelle I

Bodenart

Acres

Produktionskosten

Produkt

Kornrente

Geldrente

A

1

3 Pfd.St.

1 qr.

0 qr.

0 Pfd.St.

B

1

3 Pfd.St.

2 qrs.

1 qr.

3 Pfd.St.

C

1

3 Pfd.St.

3 qrs.

2 qrs.

6 Pfd.St.

D

1

3 Pfd.St.

4 qrs.

3 qrs.

9 Pfd.St.

Summa

4

10 qrs.

6 qrs.

18 Pfd.St.

Nehmen wir nun an, die Zahl der bebauten Acres verdoppeln sich in jeder Klasse, so haben wir:

<675>

Tabelle Ia

Bodenart

Acres

Produktionskosten

Produkt

Kornrente

Geldrente

A

2

6 Pfd.St.

2 qrs.

0 qr.

0 Pfd.St.

B

2

6 Pfd.St.

4 qrs.

2 qrs.

6 Pfd.St.

C

2

6 Pfd.St.

6 qrs.

4 qrs.

12 Pfd.St.

D

2

6 Pfd.St.

8 qrs.

6 qrs.

18 Pfd.St.

Summa

8

20 qrs.

12 qrs.

36 Pfd.St.

Wir wollen noch zwei Fälle annehmen, den ersten, daß die Produktion sich auf den beiden geringsten Bodenarten ausdehnt, also wie folgt:

Tabelle Ib

Bodenart

Acres

Produktionskosten

Produkt

Kornrente

Geldrente

 

 

per Acre

insgesamt

 

 

 

A

4

3 Pfd.St.

12 Pfd.St.

4 qrs.

0 qr.

0 Pfd.St.

B

4

3 Pfd.St.

12 Pfd.St.

8 qrs.

4 qrs.

12 Pfd.St.

C

2

3 Pfd.St.

6 Pfd.St.

6 qrs.

4 qrs.

12 Pfd.St.

D

2

3 Pfd.St.

6 Pfd.St.

8 qrs.

6 qrs.

18 Pfd.St.

Summa

12

36 Pfd.St.

26 qrs.

14 qrs.

42 Pfd.St.

und schließlich ungleiche Ausdehnung der Produktion und des bebauten Gebiets auf den vier Bodenklassen:

Tabelle Ic

Bodenart

Acres

Produktionskosten

Produkt

Kornrente

Geldrente

 

 

per Acre

insgesamt

 

 

 

A

1

3 Pfd.St.

3 Pfd.St.

1 qr.

0 qr.

0 Pfd.St.

B

2

3 Pfd.St.

6 Pfd.St.

4 qrs.

2 qrs.

6 Pfd.St.

C

5

3 Pfd.St.

15 Pfd.St.

15 qrs.

10 qrs.

30 Pfd.St.

D

4

3 Pfd.St.

12 Pfd.St.

16 qrs.

12 qrs.

36 Pfd.St.

Summa

12

36 Pfd.St.

36 qrs.

24 qrs.

72 Pfd.St.

Zunächst bleibt in allen diesen Fällen I, I a, I b, I c die Rente per Acre dieselbe; denn in der Tat ist das Ergebnis derselben Kapitalmasse auf je 1 Acre derselben Bodenart unverändert geblieben; es ist nur unterstellt, was in jedem Lande in jedem gegebnen Augenblick der Fall ist, nämlich daß <676> die verschiednen Bodenarten in bestimmten Verhältnissen an dem gesamten bebauten Boden partizipieren; und was in zwei Ländern, verglichen miteinander, oder in demselben Lande in verschiednen Zeitpunkten, beständig der Fall ist, daß das Verhältnis wechselt, worin der bebaute Gesamtboden sich unter sie verteilt.

Vergleichen wir Ia mit I, so sehn wir, daß, wenn der Anbau der Ländereien der vier Klassen in gleicher Proportion wächst, mit der Verdopplung der bebauten Acres sich die Gesamtproduktion verdoppelt und ebenso Korn- und Geldrente.

Vergleichen wir aber I b und Ic nacheinander mit I, so findet in beiden Fällen eine Verdreifachung in der der Kultur unterworfnen Bodenfläche statt. Sie steigt in beiden Fällen von 4 Acres auf 12, aber in Ib nehmen Klasse A und B, von denen A keine Rente und B die geringste Differentialrente trägt, den bedeutendsten Anteil am Zuwachs, nämlich von den 8 neubebauten Acres fallen je 3, zusammen 6, auf A und B, während nur je 1, zusammen 2, auf C und D fallen. In andren Worten: 3/4 des Zuwachses fallen auf A und B, und nur 1/4 auf C und D. Dies vorausgesetzt, entspricht in Ib, verglichen mit I, dem verdreifachten Umfang der Kultur kein verdreifachtes Produkt, denn das Produkt steigt von 10 nicht auf 30, sondern nur auf 26. Andrerseits, da ein bedeutender Teil des Zuwachses auf A stattfand, das keine Rente abwirft, und von dem Zuwachs auf die bessern Ländereien der Hauptteil auf Klasse B, so steigt die Komrente nur von 6 auf 14 qrs. und die Geldrente von 18 auf 42 Pfd.St.

Vergleichen wir dagegen Ic mit I, wo der nicht Rente zahlende Boden gar nicht an Umfang wächst, der der Minimalrente nur schwach, während der Hauptzuwachs auf C und D fällt, so finden wir, daß mit der verdreifachten bebauten Bodenfläche die Produktion von 10 auf 36 qrs. gestiegen ist, also auf mehr als das Dreifache; die Kornrente von 6 auf 24 qrs. oder auf das Vierfache; und ebenso die Geldrente von 18 auf 72 Pfd.St.

In allen diesen Fällen bleibt der Natur der Sache nach der Preis des Bodenprodukts stationär; in allen Fällen wächst das Gesamtrental mit der Ausdehnung der Kultur, soweit diese nicht ausschließlich auf dem schlechtesten, keine Rente zahlenden Boden stattfindet. Aber dies Wachsen ist verschieden. Im Verhältnis, wie die Ausdehnung auf den bessern Bodenarten stattfindet und also die Produktenmasse nicht nur im Verhältnis zur Ausdehnung des Bodens, sondern rascher wächst, wächst Korn- und Geldrente. Im Verhältnis, wie der schlechteste Boden und die ihm nächststehenden Bodenarten vorzugsweise an der Ausdehnung teilnehmen (wobei unterstellt, daß der schlechteste Boden konstante Klasse), steigt das Gesamtrental <677> nicht im Verhältnis zur Ausdehnung der Kultur. Zwei Länder also gegeben, wo der keine Rente abwerfende Boden A von derselben Beschaffenheit ist, steht das Rental im umgekehrten Verhältnis zum aliquoten Teil, den die schlechteste und die minder guten Bodenarten im Gesamtareal des bebauten Bodens ausmachen, und daher auch im umgekehrten Verhältnis zur Masse des Produkts bei gleicher Kapitalanlage auf gleich große Gesamtflächen. Das Verhältnis zwischen der Quantität des schlechtesten bebauten Bodens und der des bessern, innerhalb der Gesamtbodenfläche eines Landes, wirkt also umgekehrt auf das Gesamtrental ein, wie das Verhältnis zwischen der Qualität des bebauten schlechtesten Bodens zu der des bessern und besten auf die Rente per Acre wirkt und daher, bei sonst gleichen Umständen, auch auf das Rental. Die Verwechslung dieser beiden Momente hat zu allerlei verkehrten Einwürfen gegen die Differentialrente Anlaß gegeben.

Das Gesamtrental wächst also durch bloße Ausbreitung der Kultur und durch die damit verbundne ausgedehntere Anwendung von Kapital und Arbeit auf den Boden.

Aber der wichtigste Punkt ist dieser: Obgleich nach der Voraussetzung das Verhältnis der Renten der verschiednen Bodenarten, per Acre gerechnet, dasselbe bleibt und daher auch die Rentrate, betrachtet mit Beziehung auf das für jeden Acre ausgelegte Kapital, so zeigt sich folgendes: Vergleichen wir Ia mit I - den Fall, wo die Zahl der bebauten Acres sich proportionell vermehrt hat und die Kapitalanlage auf denselben -, so finden wir, daß, wie die Gesamtproduktion proportionell zur vergrößerten Anbaufläche gewachsen ist, d.h. beide sich verdoppelt haben, dasselbe mit dem Rental der Fall ist. Es ist gestiegen von 18 auf 36 Pfd.St., ganz wie die Zahl der Acres von 4 auf 8.

Nehmen wir die Gesamtfläche von 4 Acres, so betrug das Gesamtrental darauf 18 Pfd.St., also die Durchschnittsrente, eingerechnet den Boden, der keine Rente trägt, 41/2 Pfd.St. So könnte z.B. ein Grundeigentümer rechnen, dem alle 4 Acres gehörten; und so wird die Durchschnittsrente auf ein ganzes Land statistisch berechnet. Das Gesamtrental von 18 Pfd.St. ergibt sich bei Anwendung eines Kapitals von 10 Pfd.St. Das Verhältnis dieser beiden Zahlen nennen wir die Rentrate; hier also 180%.

Dieselbe Rentrate ergibt sich bei Ia, wo 8 statt 4 Acres bebaut sind, aber alle Bodenarten im gleichen Verhältnis am Zuwachs teilgenommen haben. Das Gesamtrental von 36 Pfd.St. ergibt bei 8 Acres und 20 Pfd.St. angewandtem Kapital eine Durchschnittsrente von 41/2 Pfd.St. per Acre und eine Rentrate von 180%.

<678> Betrachten wir dagegen Ib, wo der Zuwachs hauptsächlich auf den beiden geringern Bodenarten stattgefunden, so haben wir eine Rente von 42 Pfd.St. auf 12 Acres, also eine Durchschnittsrente von 31/2 Pfd.St. per Acre. Das ausgelegte Gesamtkapital ist 30 Pfd.St., also die Rentrate = 140%. Die Durchschnittsrente per Acre hat also abgenommen um 1 Pfd.St., und die Rentrate ist gefallen von 180 auf 140%. Es findet hier also, bei Wachsen des Gesamtrentals von 18 Pfd.St. auf 42 Pfd.St., Sinken der Durchnittsrente statt, sowohl per Acre wie aufs Kapital berechnet; ebenso wie die Produktion wächst, aber nicht proportional. Es findet dies statt, obgleich die Rente auf allen Bodenarten, sowohl per Acre wie auf das ausgelegte Kapital berechnet, dieselbe bleibt. Es findet dies statt, weil 3/4 des Zuwachses auf Boden A, der keine Rente trägt, und auf Boden B fallen, der nur die Minimalrente trägt.

Hätte im Fall Ib die Gesamtausdehnung nur auf Boden A stattgefunden, so hätten wir 9 Acres auf A, 1 auf B, 1 auf C und 1 auf D. Das Gesamtrental wäre nach wie vor 18 Pfd.St., die Durchschnittsrente per Acre auf die 12 Acres also 11/2 Pfd.St.; und 18 Pfd.St. Rente auf 30 Pfd.St. ausgelegtes Kapital, also eine Rentrate von 60%. Die mittlere Rente, sowohl per Acre berechnet, wie auf das angewandte Kapital, hätte sehr abgenommen, während das Gesamtrental nicht gewachsen wäre.

Vergleichen wir endlich Ic mit I und Ib. Verglichen mit I hat sich die Bodenfläche verdreifacht und ebenso das ausgelegte Kapital. Das Gesamtrental ist 72 Pfd.St. auf 12 Acres, also 6 Pfd.St. per Acre gegen 41/2 Pfd.St. im Fall I. Die Rentrate auf das ausgelegte Kapital (72 Pfd.St.: 30 Pfd.St.) ist 240% statt 180%. Das Gesamtprodukt ist gestiegen von 10 auf 36 qrs.

Verglichen mit Ib, wo die Gesamtzahl der bebauten Acres, das angewandte Kapital und die Differenzen zwischen den bebauten Bodenarten dieselben, aber die Verteilung anders, ist das Produkt 36 qrs. statt 26 qrs., die Durchschnittsrente per Acre 6 Pfd.St. statt 31/2, und die Rentrate mit Bezug auf das vorgeschoßne gleichgroße Gesamtkapital 240% statt 140%.

Einerlei, ob wir die verschiednen Zustände in Tabelle Ia, Ib, Ic als gleichzeitig nebeneinander bestehende Zustände in verschiednen Ländern, oder als sukzessive Zustände in demselben Land betrachten, ergibt sich aus dieser Darstellung: Bei stationärem Preis des Getreides, weil gleichbleibendem Ertrag des schlechtesten, rentelosen Bodens; bei gleichbleibender Differenz in der Fruchtbarkeit der verschiednen bebauten Bodenklassen; bei gleich großem respektivem Produkt daher von gleich großer Kapitalanlage auf gleiche aliquote Teile (Acres) der in jeder Bodenklasse bebauten Flächen; bei konstantem Verhältnis daher zwischen den Renten per Acre <679> jeder Bodenart und bei gleicher Rentrate auf das in jedem Bodenteil derselben Art angelegte Kapital: Erstens wächst das Rental stets mit Erweiterung der bebauten Fläche und daher mit vermehrter Kapitalanlage, mit Ausnahme des Falls, wo der ganze Zuwachs auf den rentelosen Boden käme. Zweitens kann sowohl die Durchschnittsrente per Acre (Gesamtrental dividiert durch Gesamtzahl der bebauten Acres) wie die Durchschnittsrentrate (Gesamtrental dividiert durch das ausgelegte Gesamtkapital) sehr bedeutend variieren; und zwar beide in derselben Richtung, aber unter sich selbst wieder in verschiednen Proportionen. Läßt man den Fall außer acht, wo der Zuwachs nur auf dem rentelosen Boden A stattfindet, so ergibt sich, daß die Durchschnittsrente per Acre und die Durchschnittsrentrate auf das in der Agrikultur angelegte Kapital abhängen von den proportionellen Anteilen, welche die verschiednen Bodenklassen in der bebauten Gesamtfläche ausmachen; oder was auf dasselbe hinauskommt, von der Verteilung des angewandten Gesamtkapitals auf die Bodenarten von verschiedner Fruchtbarkeit. Ob viel oder wenig Land angebaut ist und daher (mit Ausnahme des Falls, wo der Zuwachs nur auf A kommt) das Gesamtrental größer oder kleiner ist, die Durchschnittsrente per Acre oder die Durchschnittsrentrate aufs angewandte Kapital bleibt dieselbe, solange die Proportionen der Beteiligung der verschiednen Bodenarten an der Gesamtfläche konstant bleiben. Trotz des Steigens, und selbst des bedeutenden Steigens, des Gesamtrentals mit Erweiterung der Kultur und wachsender Kapitalanlage, fällt die Durchschnittsrente per Acre und die Durchschnittsrentrate aufs Kapital, wenn die Ausdehnung der rentelosen und der nur geringe Differentialrente tragenden Ländereien mehr wächst als die der bessern, höhere Rente tragenden. Umgekehrt steigt die Durchschnittsrente per Acre und die Durchschnittsrentrate aufs Kapital im Maß wie die bessern Ländereien einen verhältnismäßig größern Anteil der Gesamtfläche ausmachen und daher verhältnismäßig mehr Kapitalanlage auf sie fällt.

Betrachtet man also die Durchschnittsrente per Acre oder Hektare des gesamten bebauten Bodens, wie es meist geschieht in statistischen Werken, indem man entweder verschiedne Länder in derselben Epoche oder verschiedne Epochen in demselben Lände vergleicht, so sieht man, daß die Durchschnittshöhe der Rente per Acre und daher auch das Gesamtrental in gewissen (wenn auch keineswegs gleichen, sondern vielmehr rascheren Schritt gehenden) Proportionen entspricht, nicht der relativen, sondern der absoluten Fruchtbarkeit der Agrikultur in einem Lände, d.h. der Masse der Produkte, die es durchschnittlich auf gleicher Fläche liefert. Denn je größern <680> Anteil der Gesamtfläche die bessern Bodenarten ausmachen, desto größer ist die Produktenmasse bei gleicher Kapitalanlage und auf gleich großer Bodenfläche; und desto größer ist die Durchschnittsrente per Acre. Umgekehrt, umgekehrt. So scheint die Rente nicht durch das Verhältnis der Differentialfruchtbarkeit, sondern durch die absolute Fruchtbarkeit bestimmt, und damit das Gesetz der Differentialrente aufgehoben. Es werden daher gewisse Phänomene geleugnet oder auch wohl durch nicht existierende Unterschiede in den Durchschnitts-Getreidepreisen und der Differentialfruchtbarkeit der bebauten Ländereien zu erklären gesucht, Phänomene, die einfach ihren Grund darin haben, daß das Verhältnis des Gesamtrentals, sei es zur Gesamtfläche des angebauten Bodens, sei es zu dem im Boden angelegten Gesamtkapital bei gleicher Fruchtbarkeit des rentelosen Bodens, daher gleichen Produktionspreisen, und bei gleicher Differenz zwischen den verschiednen Bodenarten, nicht nur bestimmt ist durch die Rente per Acre oder durch die Rentrate aufs Kapital, sondern ebensosehr durch die verhältnismäßige Anzahl der Acres jeder Bodenart in der Gesamtzahl der bebauten Acres; oder was auf dasselbe hinauskommt, durch die Verteilung des angewandten Gesamtkapitals unter die verschiednen Bodenarten. Dieser Umstand ist bisher sonderbarerweise ganz übersehn worden. Jedenfalls zeigt sich, und dies ist für den Fortgang unsrer Untersuchung wichtig, daß die verhältnismäßige Höhe der Durchschnittsrente per Acre und die Durchschnittsrentrate oder das Verhältnis des Gesamtrentals zu dem im Boden angelegten Gesamtkapital steigen oder fallen kann bei gleichbleibenden Preisen, gleichbleibender Differenz in der Fruchtbarkeit der bebauten Ländereien und gleichbleibender Rente per Acre, resp. Rentrate für das per Acre angelegte Kapital in jeder wirklich Rente tragenden Bodenklasse, resp. für alles wirklich Rente tragende Kapital, durch bloße extensive Ausdehnung der Kultur.

__________

Es sind noch folgende Zusätze zu machen, die zum Teil auch auf II passen, mit Bezug auf die unter I betrachtete Form der Differentialrente.

Erstens: Man hat gesehn, wie die Durchschnittsrente per Acre oder die Durchschnittsrentrate aufs Kapital steigen kann bei Ausbreitung der Kultur, stationären Preisen und gleichbleibender Differentialfruchtbarkeit der bebauten Ländereien. Sobald aller Boden in einem Land angeeignet ist, Kapitalanlage auf den Boden, Kultur und Bevölkerung eine bestimmte Höhe erreicht haben Umstände, die alle vorausgesetzt sind, sobald die kapitalistische Produktionsweise zur herrschenden wird und sich auch der Agri- <681> kultur bemächtigt -, ist der Preis des nicht bebauten Bodens der verschiednen Qualitäten (bloß die Differentialrente vorausgesetzt) bestimmt durch den Preis der bebauten Ländereien von gleicher Bonität und äquivalenter Läge. Der Preis ist derselbe - nach Abzug der hinzukommenden Kosten der Urbarmachung -, obgleich dieser Boden keine Rente trägt. Der Preis des Bodens ist zwar nichts als die kapitalisierte Rente. Aber auch bei den bebauten Ländereien werden im Preise nur künftige Renten bezahlt, z.B. zwanzigjährige Renten auf einen Schlag vorausbezahlt, wenn der maßgebende Zinsfuß 5% ist. Sobald Boden verkauft wird, wird er als Rente tragender verkauft, und der prospektive Charakter der Rente (die hier als Bodenfrucht, was sie nur dem Schein nach ist, betrachtet wird) unterscheidet den unbebauten Boden nicht vom bebauten. Der Preis der unbebauten Ländereien, wie ihre Rente, deren zusammengezogne Formel er darstellt, ist rein illusorisch, solange die Ländereien nicht wirklich verwendet werden. Aber er ist so a priori bestimmt und wird realisiert, sobald sich Käufer finden. Wenn daher die wirkliche Durchschnittsrente eines Landes durch sein wirkliches durchschnittliches jährliches Rental und sein Verhältnis zu der gesamten bebauten Fläche bestimmt ist, so ist der Preis des nicht bebauten Bodenteils bestimmt durch den Preis des bebauten und ist daher nur ein Reflex der Kapitalanlage und ihrer Resultate in den bebauten Ländereien. Da mit Ausnahme des schlechtesten Bodens alle Bodenarten Rente tragen (und diese Rente, wie wir unter II sehn werden, mit der Masse des Kapitals und der ihr entsprechenden Intensität der Kultur steigt), bildet sich so der nominelle Preis für die nicht bebauten Bodenteile, und werden sie so zu einer Ware, einer Quelle des Reichtums für ihre Besitzer. Es erklärt dies zugleich, warum der Bodenpreis des gesamten Gebiets, auch des nicht bebauten wächst. (Opdyke.) Die Landspekulation, z.B. in den Vereinigten Staaten, beruht nur auf diesem Reflex, den das Kapital und die Arbeit auf den unbebauten Boden werfen.

Zweitens. Der Fortgang in der Ausdehnung des bebauten Bodens überhaupt findet entweder statt zu schlechterm Boden oder auf den verschiednen gegebnen Bodenarten in verschiednen Verhältnissen, je nachdem sie sich vorfinden. Der Fortgang zu schlechterm Boden geschieht natürlich nie aus freier Wahl, sondern kann - kapitalistische Produktionsweise vorausgesetzt - nur Folge steigender Preise und bei jeder Produktionsweise nur Folge der Notwendigkeit sein. Dies jedoch nicht unbedingt. Schlechter Boden wird relativ besserm vorgezogen wegen der Lage, die bei aller Ausbreitung der Kultur in jungen Ländern entscheidend ist; dann aber auch, weil, obgleich die Bodenformation eines gewissen Strichs im ganzen zu <682> dem fruchtbareren gehört, dennoch im einzelnen besserer und geringerer Boden bunt durcheinandergewürfelt sind, und der geringre Boden, schon seines Zusammenhangs mit dem bessern halber, der Kultur unterworfen werden muß. Bildet der schlechtre Boden Einschlüsse in den bessern, so gibt ihm der beßre den Vorteil der Lage gegen fruchtbareres Land, das nicht im Zusammenhang mit dem bereits der Kultur unterworfnen oder zu unterwerfenden steht.

So war der Staat Michigan einer der ersten der westlichen Staaten, der kornausführend wurde. Sein Boden ist im ganzen arm. Aber seine Nachbarschaft zum Staate New York und seine Wasserverbindungen vermittelst der Seen und des Erie-Kanals gaben ihm zunächst den Vorzug vor den von Natur fruchtbareren, weiter westlich gelegnen Staaten. Das Beispiel dieses Staats, im Vergleich zum Staat New York, zeigt uns auch den Übergang von besserm zu schlechterm Boden. Der Boden des Staates New York, namentlich der westliche Teil, ist ungleich fruchtbarer, besonders für den Weizenbau. Durch Raubbau wurde dieser fruchtbare Boden unfruchtbar gemacht, und nun erschien der Boden von Michigan fruchtbarer.

"1838 wurde Weizenmehl in Bulffalo nach dem Westen verschifft, hauptsächlich von der Weizenregion von New York und Ober-Kanada. Gegenwärtig, nach nur 12 Jahren, werden ungeheure Vorräte von Weizen und Mehl vom Westen hergebracht, den Erie-See entlang und auf dem Erie-Kanal, in Buffalo und dem benachbarten Hafen Blackrock nach Osten verschifft. Besonders wurde der Export von Weizen und Mehl stimuliert durch die europäische Hungersnot von 1847. Dadurch wurde der Weizen im westlichen New York wohlfeiler und der Weizenbau weniger einträglich gemacht; dies veranlaßte die New Yorker Farmers, sich mehr auf Viehzucht und Milchwirtschaft, Obstbau usw. zu werfen, auf Zweige, worin nach ihrer Ansicht der Nordwesten außerstande sein wird, direkt mit ihnen zu konkurrieren." (J. W. Johnston, "Notes on North America", London 1851, I., p. 222, 223.)

Drittens. Es ist eine falsche Voraussetzung, daß der Boden in Kolonien und überhaupt in jungen Ländern, die Korn zu wohlfeileren Preisen ausführen können, deswegen notwendig von größerer natürlicher Fruchtbarkeit ist. Das Getreide wird hier nicht nur unter seinem Wert, sondern unter seinem Produktionspreis verkauft, nämlich unter dem durch die Durchschnittsprofitrate in den ältern Ländern bestimmten Produktionspreis.

Wenn wir, wie Johnston sagt (p. 223),

"gewohnt sind, mit diesen neuen Staaten, von denen solche große Zufuhren von Weizen jährlich nach Buffalo kommen, die Vorstellung großer natürlicher Fruchtbarkeit und endloser Gebiete reichen Bodens zu verknüpfen",

<683> so hängt dies ab zunächst von ökonomischen Zuständen. Die ganze Bevölkerung eines solchen Landes, wie z.B. Michigan, ist anfangs fast ausschließlich mit der Landwirtschaft beschäftigt, und namentlich mit deren Massenprodukten, die allein sie gegen Industriewaren und tropische Produkte austauschen kann. Ihr ganzes überschüssiges Produkt erscheint daher in der Gestalt von Korn. Es unterscheidet dies von vornherein die auf Grundlage des modernen Weltmarkts gegründeten Kolonialstaaten von denen früherer und speziell der antiken Zeit. Sie erhalten fertig, durch den Weltmarkt, Produkte, die sie unter andern Umständen selbst schaffen müßten, Kleidung, Werkzeuge etc. Nur auf solcher Grundlage konnten die südlichen Staaten der Union Baumwolle zu ihrem Hauptprodukt machen. Die Teilung der Arbeit auf dem Weltmarkt erlaubt ihnen das. Wenn sie daher, ihre Neuheit und die relativ schwache Zahl ihrer Bevölkerung betrachtet, ein sehr großes überschüssiges Produkt zu produzieren scheinen, so ist dies nicht der Fruchtbarkeit ihres Bodens geschuldet, auch nicht der Fruchtbarkeit ihrer Arbeit, sondern der einseitigen Form ihrer Arbeit und daher des überschüssigen Produkts, worin diese sich darstellt.

Ferner aber hat relativ weniger fruchtbarer Ackerboden, der aber erst neu bebaut wird und noch durch keine Kultur beleckt war, bei nicht durchaus ungünstigen klimatischen Verhältnissen, wenigstens in den obern Schichten so viel leichtlösliche Pflanzennährstoffe aufgehäuft, daß er für längre Zeit Ernten ohne Düngung gibt, und zwar bei schon ganz oberflächlicher Bebauung. Bei den westlichen Prärien kommt hinzu, daß sie kaum irgendwelche Urbarmachungskosten erheischen, sondern die Natur sie urbar gemacht hat.(33a) In minder fruchtbaren Gebieten dieser Art kommt der Überschuß heraus, nicht durch die hohe Fruchtbarkeit des Bodens, also durch den Ertrag per Acre, sondern durch die Masse der Acres, die in oberflächlicher Weise bebaut werden kann, da dieser Boden dem Bebauer nichts, oder, mit ältern Ländern verglichen, nur verschwindend wenig kostet. Z.B. wo der Metärievertrag existiert, wie in Teilen von New York, Michigan, Kanada etc. Eine Familie bebaut oberflächlich, sage 100 Acres, und obgleich <684> das Produkt per Acre nicht groß, gewährt das von 100 Acres einen bedeutenden Überschuß zum Verkauf. Dazu kommt noch die fast kostenlose Viehhaltung auf natürlichen Weiden ohne künstliche Graswiesen. Was hier entscheidet, ist nicht die Qualität, sondern die Quantität des Bodens. Die Möglichkeit dieser oberflächlichen Bebauung wird natürlich mehr oder minder rasch erschöpft im umgekehrten Verhältnis zur Fruchtbarkeit des neuen Bodens und im direkten Verhältnis zur Ausfuhr seines Produkts.

"Und dennoch wird solch ein Land ausgezeichnete erste Ernten geben, selbst von Weizen; wer den ersten Rahm vom Boden abschöpft, wird einen reichlichen Überschuß von Weizen zu Markte senden können." (l.c.p. 224.)

In Ländern älterer Kultur machen die Eigentumsverhältnisse, der durch den Preis des bebauten Bodens bestimmte Preis des unbebauten usw., derartige extensive Wirtschaft unmöglich.

Daß deswegen weder, wie Ricardo sich dies vorstellt, dieser Boden sehr fruchtbar sein muß, noch nur Bodenarten gleicher Fruchtbarkeit bebaut werden, ersieht man aus folgendem: Im Staat Michigan wurden 1848 mit Weizen besät 465.900 Acres und produzierten 4.739.300 Bushels oder im Durchschnitt 101/5 Bushels per Acre; dies ergibt nach Abzug des Saatkorns weniger als 9 Busheis per Acre. Von den 29 Counties des Staats produzierten 2 durchschnittlich 7 Bush., 3-8, 2-9, 7-10, 6-11, 3-12, 4-13 Bush. und nur eine 16 und eine andre 18 Bush. per Acre. (l.c.p. 225.)

Für die praktische Kultur fällt höhere Fruchtbarkeit des Bodens zusammen mit höherer sofortiger Ausnutzbarkeit dieser Fruchtbarkeit. Die letztre kann bei einem von Natur armen Boden größer sein als bei einem von Natur reichen; es ist aber die Sorte Boden, wozu der Kolonist zunächst greifen wird und bei Ermangelung von Kapital greifen muß.

Endlich: Die Ausdehnung der Kultur auf größre Bodenflächen - abgesehn von dem eben betrachteten Fall, wo zu schlechterem Boden Zuflucht genommen werden muß als dem bisher bebauten - auf den verschiednen Bodenarten von A bis D, also z.B. die Bebauung größerer Flächen von B und C, setzt keineswegs vorheriges Steigen der Getreidepreise voraus, sowenig wie die jährlich vorangehende Erweiterung z.B. der Baumwollspinnerei ein fortwähren des Steigen der Garnpreise erheischt. Obgleich bedeutendes Steigen oder Fallen der Marktpreise auf den Produktionsumfang einwirkt, so findet doch, hiervon abgesehn, auch bei den Durchschnittspreisen, deren Stand auf die Produktion weder hemmend noch ausnahmsweis ermunternd wirkt, in der Agrikultur (wie in allen andren Produktionszweigen, die kapitalistisch betrieben werden) fortwährend jene relative <685> Überproduktion statt, die an sich identisch ist mit der Akkumulation und die bei andrer Produktionsweise direkt durch die Vermehrung der Bevölkerung und in Kolonien durch fortwährende Einwanderung bewirkt wird. Der Bedarf wächst beständig, und in dieser Voraussicht wird fortwährend neues Kapital in neuem Boden angelegt; obgleich je nach Umständen für verschiedne Bodenprodukte. Es ist die Bildung neuer Kapitale, die dies an und für sich mit sich bringt. Was aber den einzelnen Kapitalisten betrifft, so mißt er den Umfang seiner Produktion durch den seines disponiblen Kapitals, soweit er es noch selbst überwachen kann. Was er im Auge hat, ist, soviel Platz wie möglich auf dem Markt einzunehmen. Wird überproduziert, so schiebt er die Schuld nicht sich, sondern seinen Konkurrenten zu. Der einzelne Kapitalist kann seine Produktion ausdehnen, ebensowohl indem er einen größern aliquoten Teil des gegebnen Markts sich aneignet, als indem er den Markt selbst erweitert.


Fußnoten

(33a) {Es ist grade die rasch anwachsende Bebauung solcher Prärie- oder Steppengegenden, die neuerdings den vielberühmten Malthusschen Satz, daß die "Bevölkerung auf die Subsistenzmittel drückt", zum Kinderspott gemacht, und im Gegensatz dazu den Agrarierjammer erzeugt hat, wonach der Ackerbau und mit ihm Deutschland zugrunde geht, wenn man sich nicht die auf die Bevölkerung drückenden Lebensmittel gewaltsam vom Halse hält. Der Anbau dieser Steppen, Prärien, Pampas, Llanos etc. ist aber erst in den Anfängen begriffen; seine umwälzende Wirkung auf die europäische Landwirtschaft wird sich also noch ganz anders fühlbar machen als bisher. - F. E.} <=