20. Kapitel. Geschichtliches über das Kaufmannskapital | Inhalt | 22. Kapitel. Teilung des Profits, Zinsfuß usw.
Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 25, "Das Kapital", Bd. III, Fünfter Abschnitt, S. 350 - 369Fünfter Abschnitt
Spaltung des Profits
in Zins und Unternehmergewinn.
Das zinstragende Kapital.
__________
EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Das zinstragende Kapital
<350> Bei der ersten Betrachtung der allgemeinen oder Durchschnittsprofitrate (Abschnitt II dieses Buchs) hatten wir diese letztre noch nicht in ihrer fertigen Gestalt vor uns, indem die Ausgleichung noch bloß als Ausgleichung der in verschiednen Sphären angelegten industriellen Kapitale erschien. Dies wurde ergänzt im vorigen Abschnitt, wo die Teilnahme des Handelskapitals an dieser Ausgleichung und der merkantile Profit erörtert ward. Die allgemeine Profitrate und der Durchschnittsprofit stellten sich jetzt innerhalb engerer Grenzen dar als vorher. Im Fortgang der Entwicklung ist im Auge zu halten, daß, wenn wir fernerhin von allgemeiner Profitrate oder Durchschnittsprofit sprechen, dies in der letztren Fassung geschieht, also bloß mit Bezug auf die fertige Gestalt der Durchschnittsrate. Da diese nunmehr für das industrielle und merkantile Kapital dieselbe ist, ist es auch nicht weiter nötig, soweit es sich nur um diesen Durchschnittsprofit handelt, einen Unterschied zwischen industriellem und kommerziellem Profit zu machen. Ob das Kapital innerhalb der Produktionssphäre industriell oder in der Zirkulationssphäre merkantil angelegt, es wirft pro rata seiner Größe denselben jährlichen Durchschnittsprofit ab.
Geld - hier genommen als selbständiger Ausdruck einer Wertsumme, ob sie tatsächlich in Geld oder Waren existiere - kann auf Grundlage der kapitalistischen Produktion in Kapital verwandelt werden und wird durch diese Verwandlung aus einem gegebnen Wert zu einem sich selbst verwertenden, sich vermehrenden Wert. Es produziert Profit, d.h. es befähigt den Kapitalisten, ein bestimmtes Quantum unbezahlter Arbeit, Mehrprodukt und Mehrwert, aus den Arbeitern herauszuziehn und sich anzueignen. <351> Damit erhält es, außer dem Gebrauchswert, den es als Geld besitzt, einen zusätzlichen Gebrauchswert, nämlich den, als Kapital zu fungieren. Sein Gebrauchswert besteht hier eben in dem Profit, den es, in Kapital verwandelt, produziert. In dieser Eigenschaft als mögliches Kapital, als Mittel zur Produktion des Profits, wird es Ware, aber eine Ware sui generis. Oder was auf dasselbe herauskommt, Kapital als Kapital wird zur Ware.(54)
Gesetzt, die jährliche Durchschnittsprofitrate sei 20%. Eine Maschine im Wert von 100 Pfd.St. würde dann, unter den Durchschnittsbedingungen und mit dem Durchschnittsverhältnis von Intelligenz und zweckmäßiger Tätigkeit als Kapital verwandt, einen Profit von 20 Pfd.St. abwerfen. Ein Mann also, der 100 Pfd.St. zur Verfügung hat, hält in seiner Hand die Macht, aus 100 Pfd.St. 120 zu machen oder einen Profit von 20 Pfd.St. zu produzieren. Er hält in seiner Hand ein mögliches Kapital von 100 Pfd.St. Überläßt dieser Mann für ein Jahr die 100 Pfd.St. einem andern, der sie wirklich als Kapital anwendet, so gibt er ihm die Macht, 20 Pfd.St. Profit zu produzieren, einen Mehrwert, der ihm nichts kostet, wofür er kein Äquivalent zahlt. Wenn dieser Mann dem Eigner der 100 Pfd.St. am Jahresschluß vielleicht 5 Pfd.St. zahlt, d.h. einen Teil des produzierten Profits, so zahlt er damit den Gebrauchswert der 100 Pfd.St., den Gebrauchswert ihrer Kapitalfunktion, der Funktion, 20 Pfd.St. Profit zu produzieren. Der Teil des Profits, den er ihm zahlt, heißt Zins, was also nichts ist als ein besondrer Name, eine besondre Rubrik für einen Teil des Profits, den das fungierende Kapital, statt in die eigne Tasche zu stecken, an den Eigner des Kapitals wegzuzahlen hat.
Es ist klar, daß der Besitz der 100 Pfd.St. ihrem Eigner die Macht gibt, den Zins, einen gewissen Teil des durch sein Kapital produzierten Profits, an sich zu ziehn. Gäbe er dem andern die 100 Pfd.St. nicht, so könnte dieser den Profit nicht produzieren, überhaupt nicht mit Beziehung auf diese 100 Pfd.St. als Kapitalist fungieren.(55)
Mit Gilbart (siehe Note) von natürlicher Gerechtigkeit hier zu reden, ist Unsinn. Die Gerechtigkeit der Transaktionen, die zwischen den Produk- <352> tionsagenten vorgehn, beruht darauf, daß diese Transaktionen aus den Produktionsverhältnissen als natürliche Konsequenz entspringen. Die juristischen Formen, worin diese ökonomischen Transaktionen als Willenshandlungen der Beteiligten, als Äußerungen ihres gemeinsamen Willens und als der Einzelpartei gegenüber von Staats wegen erzwingbare Kontrakte erscheinen, können als bloße Formen diesen Inhalt selbst nicht bestimmen. Sie drücken ihn nur aus. Dieser Inhalt ist gerecht, sobald er der Produktionsweise entspricht, ihr adäquat ist. Er ist ungerecht, sobald er ihr widerspricht. Sklaverei, auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise, ist ungerecht; ebenso der Betrug auf die Qualität der Ware.
Die 100 Pfd.St. produzieren dadurch den Profit von 20 Pfd.St., daß sie als Kapital fungieren, sei es als industrielles oder merkantiles. Aber das sine qua non dieser Funktion als Kapital ist, daß sie als Kapital verausgabt werden, das Geld also ausgelegt wird im Ankauf von Produktionsmitteln (beim industriellen Kapital) oder von Ware (beim merkantilen Kapital). Aber um verausgabt zu werden, muß es da sein. Wenn A, der Eigner der 100 Pfd.St., sie entweder zu seiner Privatkonsumtion verausgabte oder sie als Schatz bei sich behielte, könnten sie von B, dem fungierenden Kapitalisten, nicht als Kapital verausgabt werden. Er verausgabt nicht sein Kapital, sondern das von A; aber er kann das Kapital von A nicht verausgaben ohne den Willen von A. In der Tat ist es also A, der ursprünglich die 100 Pfd.St. als Kapital verausgabt, obgleich sich auf diese Verausgabung der 100 Pfd.St. als Kapital seine ganze Funktion als Kapitalist beschränkt. Soweit diese 100 Pfd.St. in Betracht kommen, fungiert B nur als Kapitalist, weil A ihm die 100 Pfd.St. überläßt und sie daher als Kapital verausgabt.
Betrachten wir zunächst die eigentümliche Zirkulation des zinstragenden Kapitals. Es ist dann in zweiter Instanz zu untersuchen die eigne Art, wie es als Ware verkauft wird, nämlich verliehen statt ein für allemal abgetreten.
Der Ausgangspunkt ist das Geld, das A dem B vorschießt. Es kann dies mit oder ohne Unterpfand geschehn; die erstere Form ist jedoch die altertümlichere, mit Ausnahme der Vorschüsse auf Waren oder auf Schuldpapiere wie Wechsel, Aktien etc. Diese besondren Formen gehn uns hier nichts an. Wir haben es hier mit dem zinstragenden Kapital in seiner gewöhnlichen Form zu tun.
In der Hand von B wird das Geld wirklich in Kapital verwandelt, macht die Bewegung G - W - G´ durch und kehrt dann als G´ zu A zurück, als G + DeltaG, wo DeltaG den Zins vorstellt. Der Vereinfachung halber sehen wir hier einstweilen von dem Fall ab, wo das Kapital auf längre Zeit in der Hand von B bleibt und die Zinsen terminsweise gezahlt werden.
<353> Die Bewegung ist also:
G - G - W - G´- G´.
Was hier verdoppelt erscheint, ist 1. die Verausgabung des Geldes als Kapital, 2. sein Rückfluß als realisiertes Kapital, als G´ oder G + DeltaG.
In der Bewegung des Handelskapitals G - W - G´ wechselt dieselbe Ware zweimal oder, wenn Kaufmann an Kaufmann verkauft, mehrmal die Hände; aber jeder solcher Stellenwechsel derselben Ware zeigt eine Metamorphose an, Kauf oder Verkauf der Ware, sooft sich auch dieser Prozeß bis zu ihrem definitiven Fall in die Konsumtion wiederholen mag.
Andrerseits in W - G - W findet zweimaliger Stellenwechsel desselben Geldes statt, zeigt aber die vollständige Metamorphose der Ware an, die erst in Geld und dann aus Geld wieder in eine andre Ware verwandelt wird.
Dagegen bei dem zinstragenden Kapital ist der erste Stellenwechsel von G durchaus kein Moment, weder der Warenmetamorphose noch der Reproduktion des Kapitals. Dies wird es erst bei der zweiten Verausgabung, in der Hand des fungierenden Kapitalisten, der Handel damit treibt oder es in produktives Kapital verwandelt. Der erste Stellenwechsel von G drückt hier nichts aus als seine Übertragung oder Übermachung von A an B; eine Übertragung, die unter gewissen juristischen Formen und Vorbehalten zu geschehn pflegt.
Dieser doppelten Verausgabung des Geldes als Kapital, wovon die erste bloße Übertragung von A auf B ist, entspricht sein doppelter Rückfluß. Als G´ oder G + DeltaG fließt es zurück aus der Bewegung an den fungierenden Kapitalisten B. Dieser überträgt es dann wieder an A, aber zugleich mit einem Teil des Profits, als realisiertes Kapital, als G + DeltaG, wo DeltaG nicht gleich dem ganzen Profit, sondern nur ein Teil des Profits, der Zins ist. Zu B fließt es zurück nur als was er es ausgegeben hat, als fungierendes Kapital, aber als das Eigentum von A. Damit sein Rückfluß vollständig sei, hat B es daher wieder an A zu übertragen. Außer der Kapitalsumme aber hat B einen Teil des Profits, den er mit dieser Kapitalsumme gemacht hat, unter dem Namen Zins an A abzugeben, da dieser ihm das Geld nur gegeben hat als Kapital, d.h. als Wert, der sich nicht nur erhält in der Bewegung, sondern seinem Eigner einen Mehrwert schafft. Es bleibt in der Hand von B nur, solange es fungierendes Kapital ist. Und mit seinem Rückfluß - nach der abgemachten Frist - hört es auf, als Kapital zu fungieren. Als nicht länger fungierendes Kapital aber muß es wieder rückübertragen werden an A, der nicht aufgehört hat, der juristische Eigentümer desselben zu sein.
<354> Die Form des Leihens, die dieser Ware, dem Kapital als Ware eigentümlich ist, übrigens auch in andren Transaktionen vorkommt, statt der Form des Verkaufens, ergibt sich schon aus der Bestimmung, daß Kapital hier als Ware auftritt oder daß Geld als Kapital zur Ware wird.
Man muß hier unterscheiden.
Wir haben gesehn (Buch II, Kap. I) und rufen hier kurz ins Gedächtnis zurück, daß das Kapital im Zirkulationsprozeß als Warenkapital und Geldkapital fungiert. Aber in beiden Formen wird das Kapital nicht als Kapital zur Ware.
Sobald sich das produktive Kapital in Warenkapital verwandelt hat, muß es auf den Markt geworfen, als Ware verkauft werden. Hier fungiert es einfach als Ware. Der Kapitalist erscheint hier nur als Verkäufer von Ware, wie der Käufer als Käufer von Ware. Als Ware muß das Produkt im Zirkulationsprozeß, durch seinen Verkauf, seinen Wert realisieren, seine verwandelte Gestalt als Geld annehmen. Es ist deswegen auch ganz gleichgültig, ob diese Ware von einem Konsumenten als Lebensmittel oder von einem Kapitalisten als Produktionsmittel, als Kapitalbestandteil, gekauft wird. Im Zirkulationsakt fungiert das Warenkapital nur als Ware, nicht als Kapital. Es ist Warenkapital im Unterschied von einfacher Ware, 1. weil es bereits mit Mehrwert geschwängert ist, die Realisierung seines Werts also zugleich Realisierung von Mehrwert ist; dies ändert aber nichts an seinem einfachen Dasein als Ware, als Produkt von bestimmtem Preis; 2. weil diese seine Funktion als Ware ein Moment seines Reproduktionsprozesses als Kapital ist und daher seine Bewegung als Ware, weil nur Teilbewegung seines Prozesses, zugleich seine Bewegung als Kapital ist; sie wird dies aber nicht durch den Akt des Verkaufens selbst, sondern nur durch den Zusammenhang dieses Akts mit der Gesamtbewegung dieser bestimmten Wertsumme als Kapital.
Ebenso als Geldkapital wirkt es in der Tat nur einfach als Geld, d.h. als Kaufmittel von Ware (den Produktionselementen). Daß dies Geld hier zugleich Geldkapital, eine Form des Kapitals ist, geht nicht hervor aus dem Akt des Kaufens, aus der wirklichen Funktion, die es hier als Geld verrichtet; sondern aus dem Zusammenhang dieses Akts mit der Gesamtbewegung des Kapitals, indem dieser Akt, den es als Geld verrichtet, den kapitalistischen Produktionsprozeß einleitet.
Aber soweit sie wirklich fungieren, wirklich im Prozeß ihre Rolle spielen, wirkt hier Warenkapital nur als Ware, Geldkapital nur als Geld. In keinem einzelnen Moment der Metamorphose, für sich betrachtet, verkauft der Kapitalist die Ware als Kapital an den Käufer, obgleich sie für ihn Kapital <355> vorstellt, oder veräußert er das Geld als Kapital an den Verkäufer. In beiden Fällen veräußert er die Ware einfach als Ware und das Geld einfach als Geld, als Kaufmittel von Ware.
Es ist nur in dem Zusammenhang des ganzen Verlaufs, in dem Moment, wo der Ausgangspunkt zugleich als Punkt der Rückkehr erscheint, in G - G´ oder W´ - W´, daß das Kapital im Zirkulationsprozeß als Kapital auftritt (während es im Produktionsprozeß als Kapital auftritt durch die Unterordnung des Arbeiters unter den Kapitalisten und die Produktion des Mehrwerts). In diesem Moment der Rückkehr aber ist die Vermittlung verschwunden. Was da ist, ist G´ oder G + DeltaG (ob die um DeltaG vermehrte Wertsumme nun in der Form des Geldes oder der Ware oder der Produktionselemente existiere), eine Geldsumme gleich der ursprünglich vorgeschoßnen Geldsumme plus einem Überschuß darüber, dem realisierten Mehrwert. Und gerade in diesem Rückkehrpunkt, wo das Kapital als realisiertes Kapital, als verwerteter Wert existiert, in dieser Form - soweit er als Ruhepunkt fixiert wird, imaginär oder wirklich - tritt das Kapital nie in Zirkulation, sondern erscheint vielmehr aus der Zirkulation zurückgezogen, als Resultat des ganzen Prozesses. Sobald es wieder verausgabt wird, wird es nie als Kapital an einen dritten veräußert, sondern als einfache Ware an ihn verkauft oder ihm als einfaches Geld für Ware hingegeben. Es erscheint in seinem Zirkulationsprozeß nie als Kapital, sondern nur als Ware oder Geld, und dies ist hier sein einziges Dasein für andre. Ware und Geld sind hier nur Kapital, nicht soweit die Ware sich in Geld, das Geld sich in Ware verwandelt, nicht in ihren wirklichen Beziehungen zum Käufer oder Verkäufer, sondern bloß in ihren ideellen Beziehungen, entweder zum Kapitalisten selbst (subjektiv betrachtet) oder als Momente des Reproduktionsprozesses (objektiv betrachtet). Als Kapital existiert das Kapital, in der wirklichen Bewegung, nicht im Zirkulationsprozeß, sondern nur im Produktionsprozeß, im Ausbeutungsprozeß der Arbeitskraft.
Anders aber verhält es sich mit dem zinstragenden Kapital, und grade dies bildet seinen spezifischen Charakter. Der Geldbesitzer, der sein Geld als zinstragendes Kapital verwerten will, veräußert es an einen dritten, wirft es in Zirkulation, macht es zur Ware als Kapital; nicht nur als Kapital für ihn selbst, sondern auch für andre; es ist nicht bloß Kapital für den, der es veräußert, sondern es wird dem dritten von vornherein als Kapital ausgehändigt, als Wert, der den Gebrauchswert besitzt, Mehrwert, Profit zu schaffen; als ein Wert, der sich in der Bewegung forterhält und zu seinem ursprünglichen Ausgeber, hier dem Geldbesitzer, nachdem er fungiert hat, zurückkehrt; also sich nur für eine Zeitlang von ihm entfernt, aus dem Be- <356> sitz seines Eigentümers nur zeitweilig in den Besitz des fungierenden Kapitalisten tritt, also weder weggezahlt noch verkauft, sondern nur ausgeliehen wird; nur entäußert wird, unter der Bedingung, nach einer bestimmten Zeitfrist erstens zu seinem Ausgangspunkt zurückzukehren, zweitens aber als realisiertes Kapital zurückzukehren, so daß es seinen Gebrauchswert, Mehrwert zu produzieren, realisiert hat.
Ware, die als Kapital verliehen wird, wird nach ihrer Beschaffenheit als fixes oder zirkulierendes Kapital verliehen. Das Geld kann in beiden Formen verliehen werden, als fixes Kapital z.B., wenn es in der Form der Leibrente zurückgezahlt wird, so daß mit dem Zins immer auch ein Stück Kapital zurückfließt. Gewisse Waren können der Natur ihres Gebrauchswerts nach immer nur als fixes Kapital verliehen werden, wie Häuser, Schiffe, Maschinen usw. Aber alles verliehene Kapital, welches immer seine Form und wie die Rückzahlung durch die Natur seines Gebrauchswerts modifiziert sein mag, ist immer nur eine besondre Form des Geldkapitals. Denn was hier verliehen wird, ist immer eine bestimmte Geldsumme, und auf diese Summe wird denn auch der Zins berechnet. Ist das, was ausgeliehen wird, weder Geld noch zirkulierendes Kapital, so wird es auch zurückgezahlt in der Weise, wie fixes Kapital zurückfließt. Der Verleiher erhält periodisch Zins und einen Teil des verbrauchten Werts des fixen Kapitals selbst, ein Äquivalent für den periodischen Verschleiß. Und am Ende der Frist kehrt der unverbrauchte Teil des verliehenen fixen Kapitals in natura zurück. Ist das verliehene Kapital zirkulierendes Kapital, so kehrt es ebenfalls dem Verleiher zurück in der Rückflußweise des zirkulierenden Kapitals.
Die Art des Rückflusses ist also jedesmal bestimmt durch die wirkliche Kreisbewegung des sich reproduzierenden Kapitals und seiner besondren Arten. Aber für das verliehene Kapital nimmt der Rückfluß die Form der Rückzahlung an, weil der Vorschuß, die Entäußerung desselben, die Form des Verleihens hat.
In diesem Kapitel behandeln wir nur das eigentliche Geldkapital, wovon die andren Formen des verliehenen Kapitals abgeleitet sind.
Das ausgeliehene Kapital fließt doppelt zurück; im Reproduktionsprozeß kehrt es zum fungierenden Kapitalisten zurück, und dann wiederholt sich die Rückkehr noch einmal als Übertragung auf den Verleiher, den Geldkapitalisten, als Rückzahlung an seinen wirklichen Eigentümer, seinen juristischen Ausgangspunkt.
Im wirklichen Zirkulationsprozeß erscheint das Kapital immer nur als Ware oder Geld, und seine Bewegung löst sich in eine Reihe von Käufen und Verkäufen auf. Kurz, der Zirkulationsprozeß löst sich auf in die Meta- <357> morphose der Ware. Anders, wenn wir das Ganze des Reproduktionsprozesses betrachten. Gehn wir vom Geld aus (und es ist dasselbe, wenn wir von der Ware ausgehn, da wir dann von ihrem Wert ausgehn, sie also selbst sub specie <in der Gestalt> des Geldes betrachten), so ist eine Geldsumme ausgegeben und kehrt nach einer gewissen Periode mit einem Inkrement zurück. Der Ersatz für die vorgeschoßne Geldsumme kehrt zurück plus einem Mehrwert. Sie hat sich erhalten und vermehrt im Durchlaufen einer gewissen Kreisbewegung. Nun wird aber das Geld, soweit es als Kapital verliehen wird, eben als diese sich erhaltende und sich vermehrende Geldsumme ausgeliehen, die nach einer gewissen Periode mit Zusatz zurückkehrt und stets von neuem denselben Prozeß durchmachen kann. Es wird weder als Geld noch als Ware ausgegeben, also weder ausgetauscht gegen Ware, wenn es als Geld vorgeschossen wird, noch verkauft gegen Geld, wenn es als Ware vorgeschossen wird; sondern es wird ausgegeben als Kapital. Das Verhältnis zu sich selbst, als welches das Kapital sich darstellt, wenn man den kapitalistischen Produktionsprozeß als Ganzes und Einheit anschaut, und worin das Kapital als Geld heckendes Geld auftritt, wird hier ohne die vermittelnde Zwischenbewegung einfach als sein Charakter, als seine Bestimmtheit ihm einverleibt. Und in dieser Bestimmtheit wird es veräußert, wenn es als Geldkapital verliehen wird.
Eine absonderliche Auffassung der Rolle des Geldkapitals ist die von Proudhon ("Gratuité du Crédit. Discussion entre M. F. Bastiat et M. Proudhon", Paris 1850). Leihen scheint Proudhon deswegen vom Übel, weil es nicht Verkaufen ist. Das auf Zins leihen
"est le faculté de vendre toujours de nouveau le même objet, et d'en recevoir toujours de nouveau le prix sans jamais céder la propriété de ce qu'on vend". <"ist die Fähigkeit, denselben Gegenstand stets von neuem zu verkaufen und dafür stets von neuem den Preis zu erhalten, ohne jemals das Eigentum an dem Gegenstand, den man verkauft, abzutreten."> (p. 9)
Der Gegenstand, Geld, Haus etc. wechselt nicht den Eigentümer, wie bei Kauf und Verkauf. Aber Proudhon sieht nicht, daß beim Weggeben des Geldes in Form von zinstragendem Kapital kein Äquivalent dafür zurückerhalten ist. In jedem Akt des Kaufs und Verkaufs, soweit überhaupt Austauschprozesse stattfinden, wird allerdings das Objekt weggegeben. Das Eigentum des verkauften Gegenstands tritt man immer ab. Aber man gibt nicht den Wert weg. Beim Verkauf wird die Ware weggegeben, aber nicht ihr Wert, der in der Form von Geld oder, was hier nur eine andre Form dafür, von Schuldschein oder Zahlungstitel zurückgegeben wird. Beim <358> Kauf wird das Geld weggegeben, aber nicht sein Wert, der in der Form der Ware ersetzt wird. Während des ganzen Reproduktionsprozesses hält der industrielle Kapitalist denselben Wert in seiner Hand (abgesehn vom Mehrwert), nur in verschiednen Formen.
Soweit Austausch, d.h. Austausch von Gegenständen stattfindet, findet kein Wertwechsel statt. Derselbe Kapitalist hält immer denselben Wert in der Hand. Soweit aber Mehrwert vom Kapitalisten produziert wird, findet kein Austausch statt; sobald Austausch stattfindet, steckt der Mehrwert bereits in den Waren. Sobald wir nicht die einzelnen Austauschakte betrachten, sondern den Gesamtkreislauf des Kapitals, G - W - G´, wird beständig eine bestimmte Wertsumme vorgeschossen und diese Wertsumme plus dem Mehrwert oder Profit aus der Zirkulation zurückgezogen. Die Vermittlung dieses Prozesses ist allerdings in den bloßen Austauschakten nicht sichtbar. Und es ist gerade dieser Prozeß von G als Kapital, worauf der Zins des verleihenden Geldkapitalisten beruht, woraus er entspringt.
"In der Tat", sagt Proudhon, "der Hutmacher, der Hüte verkauft ... erhält dafür den Wert, nicht mehr und nicht weniger. Aber der verleihende Kapitalist ... empfängt nicht nur sein Kapital unverkürzt zurück; er empfängt mehr als das Kapital, mehr als er in den Austausch wirft; er empfängt über das Kapital hinaus einen Zins." (p. 69.)
Der Hutmacher vertritt hier den produktiven Kapitalisten im Gegensatz zum verleihenden. Proudhon ist offenbar nicht hinter das Geheimnis gekommen, wie der produktive Kapitalist Ware zu ihrem Wert verkaufen kann (die Ausgleichung zu Produktionspreisen ist hier, für seine Fassung, gleichgültig) und ebendadurch einen Profit empfängt über das Kapital hinaus, das er in den Austausch wirft. Gesetzt, der Produktionspreis von 100 Hüten sei = 115 Pfd.St., und dieser Produktionspreis sei zufällig gleich dem Wert der Hüte, also das Kapital, das die Hüte produziert, von gesellschaftlicher Durchschnittszusammensetzung. Ist der Profit = 15%, so realisiert der Hutmacher einen Profit von 15 Pfd.St. dadurch, daß er die Waren zu ihrem Wert von 115 verkauft. Ihm kosten sie nur 100 Pfd.St. Hat er mit seinem eignen Kapital produziert, so steckt er den Überschuß von 15 Pfd.St. ganz in die Tasche; wenn mit geliehenem, hat er vielleicht 5 Pfd.St. davon abzugeben als Zins. Es ändert dies nichts am Wert der Hüte, sondern nur an der Verteilung des in diesem Wert schon steckenden Mehrwerts unter verschiedne Personen. Da also der Wert der Hüte durch das Zinszahlen nicht affiziert wird, so ist es Unsinn, wenn Proudhon sagt:
"Da sich im Handel der Zins des Kapitals dem Lohn des Arbeiters hinzufügt, um den Preis der Ware zusammenzusetzen, so ist es unmöglich, daß der Arbeiter das <359> Produkt seiner eignen Arbeit zurückkaufen kann. Vivre en travaillant <Von eigner Arbeit leben> ist ein Prinzip, das, unter der Herrschaft des Zinses, einen Widerspruch einschließt." (p. 105.)
(56)Wie wenig Proudhon die Natur des Kapitals verstanden hat, zeigt folgender Satz, worin er die Bewegung des Kapitals überhaupt als eine dem zinstragenden Kapital eigentümliche Bewegung beschreibt:
"Comme, par l'accumulation des intérêts, le capital-argent, d'échange en échange, revient toujours à sa source, il s'ensuit que la relocation toujours faite per la même main, profite toujours au même personnage." <"Daraus, daß durch die Akkumulation der Zinsen das Geldkapital von Tausch zu Tausch stets zu seiner Quelle zurückkehrt, folgt, daß die Wiederverleihung, stets von derselben Hand vollzogen, immer derselben Person Gewinn bringt."> [p. 154.]
Was ist es nun, das ihm in der eigentümlichen Bewegung des zinstragenden Kapitals rätselhaft bleibt? Die Kategorien: Kaufen, Preis, Gegenstände abtreten, und die unvermittelte Form, worin hier der Mehrwert erscheint; kurz das Phänomen, daß hier Kapital als Kapital zur Ware geworden ist, daß daher das Verkaufen in Leihen, der Preis in einen Anteil am Profit sich verwandelt hat.
Die Rückkehr des Kapitals zu seinem Ausgangspunkt ist überhaupt die charakteristische Bewegung des Kapitals in seinem Gesamtkreislauf. Dies zeichnet keineswegs nur das zinstragende Kapital aus. Was es auszeichnet, ist die äußerliche, vom vermittelnden Kreislauf losgetrennte Form der Rückkehr. Der verleihende Kapitalist gibt sein Kapital weg, überträgt es an den industriellen Kapitalisten, ohne ein Äquivalent zu erhalten. Sein Weggeben ist überhaupt kein Akt des wirklichen Kreislaufsprozesses des Kapitals, sondern leitet nur diesen, durch den industriellen Kapitalisten zu bewirkenden Kreislauf ein. Dieser erste Stellenwechsel des Geldes drückt keinen Akt der Metamorphose, weder Kauf noch Verkauf aus. Das Eigentum wird nicht abgetreten, weil kein Austausch vorgeht, kein Äquivalent empfangen wird. Die Rückkehr des Geldes aus der Hand des industriellen <360> Kapitalisten in die Hand des verleihenden ergänzt bloß den ersten Akt des Weggebens des Kapitals. In Geldform vorgeschossen, kehrt das Kapital durch den Kreislaufsprozeß zum industriellen Kapitalisten wieder in Geldform zurück. Aber da das Kapital ihm nicht bei der Ausgabe gehörte, kann es ihm nicht gehören bei der Rückkehr. Der Durchgang durch den Reproduktionsprozeß kann unmöglich dies Kapital in sein Eigentum verwandeln. Er hat es also zurückzuerstatten an den Verleiher. Die erste Verausgabung, die das Kapital aus der Hand des Verleihers in die des Anleihers überträgt, ist eine juristische Transaktion, die mit dem wirklichen Reproduktionsprozeß des Kapitals nichts zu tun hat, ihn <1. Auflage: sie> nur einleitet. Die Rückzahlung, die das zurückgefloßne Kapital wieder aus der Hand des Anleihers in die des Verleihers überträgt, ist eine zweite juristische Transaktion, die Ergänzung der ersten; die eine leitet den wirklichen Prozeß ein, die andre ist ein nachträglicher Akt nach demselben. Ausgangspunkt und Rückkehrpunkt, Weggabe und Rückerstattung des verliehenen Kapitals erscheinen also als willkürliche, durch juristische Transaktionen vermittelte Bewegungen, die vor und nach der wirklichen Bewegung des Kapitals vorgehn und mit ihr selbst nichts zu tun haben. Für diese wäre es gleichgültig, wenn das Kapital von vornherein dem industriellen Kapitalisten gehörte und als sein Eigentum daher nur zu ihm zurückflösse.
Im ersten einleitenden Akt gibt der Verleiher sein Kapital an den Anleiher weg. Im zweiten nachträglichen und Schlußakt gibt der Anleiher das Kapital an den Verleiher zurück. Soweit nur die Transaktion zwischen beiden in Betracht kommt - und einstweilen abgesehn vom Zins -, soweit es sich also nur um die Bewegung des geliehenen Kapitals selbst zwischen Verleiher und Anleiher handelt, umfassen diese beiden Akte (getrennt durch eine längere oder kürzere Zeit, worin die wirkliche Reproduktionsbewegung des Kapitals fällt) das Ganze dieser Bewegung. Und diese Bewegung: Weggeben unter der Bedingung der Rückerstattung, ist überhaupt die Bewegung des Verleihens und Anleihens, dieser spezifischen Form der nur bedingungsweisen Veräußerung von Geld oder Ware.
Die charakteristische Bewegung des Kapitals überhaupt, die Rückkehr des Geldes zum Kapitalisten, die Rückkehr des Kapitals zu seinem Ausgangspunkt, erhält im zinstragenden Kapital eine ganz äußerliche, von der wirklichen Bewegung, deren Form sie ist, getrennte Gestalt. A gibt sein Geld weg, nicht als Geld, sondern als Kapital. Es geht hier keine Veränderung mit dem Kapital vor. Es wechselt nur die Hände. Seine wirkliche Ver- <361> wandlung in Kapital vollzieht sich erst in der Hand von B. Aber für A ist es Kapital geworden durch die bloße Weggabe an B. Der wirkliche Rückfluß des Kapitals aus dem Produktions- und Zirkulationsprozeß findet nur statt für B. Aber für A findet der Rückfluß statt in derselben Form wie die Veräußerung. Es geht von der Hand von B wieder in die von A zurück. Weggeben, Verleihen von Geld für eine gewisse Zeit und Rückempfang desselben mit Zins (Mehrwert) ist die ganze Form der Bewegung, die dem zinstragenden Kapital als solchem zukommt. Die wirkliche Bewegung des ausgeliehenen Geldes als Kapital ist eine Operation, die jenseits der Transaktionen zwischen Verleihern und Anleihern liegt. In diesen selbst ist diese Vermittlung ausgelöscht, nicht sichtbar, nicht unmittelbar einbegriffen. Als Ware eigner Art besitzt das Kapital auch eine eigentümliche Art der Veräußerung. Die Rückkehr drückt sich daher hier auch nicht aus als Konsequenz und Resultat einer bestimmten Reihe ökonomischer Vorgänge, sondern als Folge einer speziellen juristischen Abmachung zwischen Käufer und Verkäufer. Die Zeit des Rückflusses hängt ab vom Verlauf des Reproduktionsprozesses; beim zinstragenden Kapital scheint seine Rückkehr als Kapital von der bloßen Übereinkunft zwischen Verleiher und Anleiher abzuhängen. So daß der Rückfluß des Kapitals mit Bezug auf diese Transaktion nicht mehr als durch den Produktionsprozeß bestimmtes Resultat erscheint, sondern so, als ob die Form des Geldes dem ausgeliehenen Kapital nie verlorengegangen wäre. Allerdings sind tatsächlich diese Transaktionen durch die wirklichen Rückflüsse bestimmt. Aber dies erscheint nicht in der Transaktion selbst. Es ist auch in der Praxis keineswegs stets der Fall. Findet der wirkliche Rückfluß nicht rechtzeitig statt, so muß der Anleiher zusehn, aus welchen sonstigen Hilfsquellen er seinen Verpflichtungen gegen den Verleiher nachkommt. Die bloße Form des Kapitals - Geld, das als Summe A ausgegeben wird und als Summe A + 1/xA zurückkehrt, in einem gewissen Zeitraum, ohne irgendeine andre Vermittlung, außer diesem zeitlichen Zwischenraum - ist nur die begriffslose Form der wirklichen Kapitalbewegung.
In der wirklichen Bewegung des Kapitals ist die Rückkehr ein Moment des Zirkulationsprozesses. Erst wird das Geld in Produktionsmittel verwandelt; der Produktionsprozeß verwandelt es in Ware; durch den Verkauf der Ware wird es rückverwandelt in Geld und kehrt in dieser Form zurück in die Hand des Kapitalisten, der das Kapital zuerst in Geldform vorgeschossen hatte. Aber beim zinstragenden Kapital ist Rückkehr wie Weggabe bloß Resultat einer juristischen Transaktion zwischen dem Eigen- <362> tümer des Kapitals und einer zweiten Person. Wir sehn nur Weggabe und Rückzahlung. Alles, was dazwischen vorgeht, ist ausgelöscht.
Aber weil das Geld, als Kapital vorgeschossen, die Eigenschaft hat, zu seinem Vorschießer, zu dem, der es als Kapital verausgabt, zurückzukehren, weil G - W - G´ die immanente Form der Kapitalbewegung ist, grade deshalb kann der Geldbesitzer es als Kapital verleihen, als etwas, das die Eigenschaft besitzt, zu seinem Ausgangspunkt zurückzukehren, sich in der Bewegung, die es durchläuft, als Wert zu erhalten und zu vermehren. Er gibt es als Kapital weg, weil, nachdem es als Kapital verwandt, es zurückfließt zu seinem Ausgangspunkt, also vom Anleiher nach einer gewissen Zeit zurückerstattet werden kann, eben weil es ihm selbst zurückfließt.
Die Verleihung von Geld als Kapital - seine Weggabe unter Bedingung der Rückerstattung nach gewisser Zeit - hat also zur Voraussetzung, daß das Geld wirklich als Kapital verwandt wird, wirklich zurückfließt zu seinem Ausgangspunkt. Die wirkliche Kreislaufsbewegung des Geldes als Kapital ist also Voraussetzung der juristischen Transaktion, wonach der Anleiher das Geld an den Verleiher zurückzugeben hat. Legt der Anleiher das Geld nicht als Kapital aus, so ist das seine Sache. Der Verleiher verleiht es als Kapital, und als solches hat es die Kapitalfunktionen durchzumachen, welche den Kreislauf des Geldkapitals einschließen bis zu seinem Rückfluß, in Geldform, zu seinem Ausgangspunkt.
Die Zirkulationsakte G - W und W - G´, worin die Wertsumme als Geld oder als Ware fungiert, sind nur vermittelnde Prozesse, einzelne Momente ihrer Gesamtbewegung. Als Kapital macht sie die Totalbewegung G - G´ durch. Sie wird als Geld oder Wertsumme in irgendeiner Form vorgeschossen und kehrt als Wertsumme zurück. Der Verleiher des Geldes verausgabt es nicht im Kauf von Ware, oder wenn die Wertsumme in Ware existiert, verkauft er sie nicht gegen Geld, sondern schießt sie vor als Kapital, als G - G´, als Wert, der in einem bestimmten Termin wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt. Statt zu kaufen oder zu verkaufen, verleiht er. Dies Verleihen ist also die entsprechende Form, um es als Kapital zu veräußern, statt als Geld oder Ware. Woraus keineswegs folgt, daß Verleihen nicht auch Form sein kann für Transaktionen, die mit dem kapitalistischen Reproduktionsprozeß nichts zu schaffen haben.
__________
Bisher haben wir nur die Bewegung des verliehenen Kapitals zwischen seinem Eigner und dem industriellen Kapitalisten betrachtet. Jetzt ist der Zins zu untersuchen.
<363> Der Verleiher gibt sein Geld als Kapital aus; die Wertsumme, die er an einen andern veräußert, ist Kapital und fließt daher zu ihm zurück. Die bloße Rückkehr zu ihm wäre aber nicht Rückfluß der verliehenen Wertsumme als Kapital, sondern bloße Rückerstattung einer verliehenen Wertsumme. Um als Kapital zurückzufließen, muß die vorgeschoßne Wertsumme sich in der Bewegung nicht nur erhalten, sondern sich verwertet, ihre Wertgröße vermehrt haben, also mit einem Mehrwert, als G + DeltaG zurückkehren, und dieses DeltaG ist hier der Zins oder der Teil des Durchschnittsprofits, der nicht in der Hand des fungierenden Kapitalisten bleibt, sondern dem Geldkapitalisten zufällt.
Daß es als Kapital von ihm veräußert wird, heißt, daß es ihm als G + DeltaG zurückgegeben werden muß. Es ist nachher noch besonders die Form zu betrachten, wo in der Zwischenzeit Zins terminweise zurückfließt, aber ohne das Kapital, dessen Rückzahlung erst am Ende einer längern Periode erfolgt.
Was gibt der Geldkapitalist dem Anleiher, dem industriellen Kapitalisten? Was veräußert er in der Tat an ihn? Und nur der Akt der Veräußerung macht das Verleihen des Geldes zur Veräußerung des Geldes als Kapital, d.h. zur Veräußerung des Kapitals als Ware.
Es ist nur durch den Vorgang dieser Veräußerung, daß das Kapital vom Geldverleiher als Ware oder daß die Ware, über die er verfügt, an einen Dritten als Kapital weggegeben wird.
Was wird beim gewöhnlichen Verkauf veräußert? Nicht der Wert der verkauften Ware, denn dieser ändert nur die Form. Er existiert als Preis ideell in der Ware, bevor er reell in der Form von Geld in die Hand des Verkäufers übergeht. Derselbe Wert und dieselbe Wertgröße wechseln hier nur die Form. Das eine Mal existieren sie in Warenform, das andre Mal in Geldform. Was wirklich vom Verkäufer veräußert wird und daher auch in die individuelle oder produktive Konsumtion des Käufers übergeht, ist der Gebrauchswert der Ware, die Ware als Gebrauchswert.
Was ist nun der Gebrauchswert, den der Geldkapitalist für die Zeit des Ausleihens veräußert und an den produktiven Kapitalisten, den Borger, abtritt? Es ist der Gebrauchswert, den das Geld dadurch erhält, daß es in Kapital verwandelt werden, als Kapital fungieren kann, und daß es daher einen bestimmten Mehrwert, den Durchschnittsprofit (was darüber oder darunter ist, erscheint hier zufällig) in seiner Bewegung erzeugt, außerdem, daß es seine ursprüngliche Wertgröße wahrt. Bei den übrigen Waren wird in der letzten Hand der Gebrauchswert konsumiert, und damit verschwindet die Substanz der Ware und mit ihr ihr Wert. Die Ware Kapital dagegen <364> hat das Eigentümliche, daß durch die Konsumtion ihres Gebrauchswerts ihr Wert und ihr Gebrauchswert nicht nur erhalten, sondern vermehrt wird.
Diesen Gebrauchswert des Geldes als Kapital - die Fähigkeit, den Durchschnittsprofit zu erzeugen - veräußert der Geldkapitalist an den industriellen Kapitalisten für die Zeit, während deren er diesem die Verfügung über das verliehne Kapital abtritt.
Das so verliehene Geld hat insofern eine gewisse Analogie mit der Arbeitskraft in ihrer Stellung gegenüber dem industriellen Kapitalisten. Nur zahlt der letztre den Wert der Arbeitskraft, während er den Wert des geliehenen Kapitals einfach zurückzahlt. Der Gebrauchswert der Arbeitskraft für den industriellen Kapitalisten ist: mehr Wert (den Profit) in ihrem Verbrauch zu erzeugen, als sie selbst besitzt und als sie kostet. Dieser Überschuß von Wert ist ihr Gebrauchswert für den industriellen Kapitalisten. Und so erscheint ebenfalls der Gebrauchswert des geliehenen Geldkapitals als seine Wert setzende und vermehrende Fähigkeit.
Der Geldkapitalist veräußert in der Tat einen Gebrauchswert, und dadurch wird das, was er weggibt, als Ware weggegeben. Und soweit ist die Analogie mit der Ware als solcher vollständig. Erstens ist es ein Wert, der aus einer Hand in die andre übergeht. Bei der einfachen Ware, der Ware als solcher, bleibt derselbe Wert in der Hand des Käufers und Verkäufers, nur in verschiedner Form; sie haben beide nach wie vor denselben Wert, den sie veräußerten, der eine in Warenform, der andre in Geldform. Der Unterschied ist, daß beim Verleihen der Geldkapitalist der einzige ist, der in dieser Transaktion Wert fortgibt; aber er bewahrt ihn durch die künftige Rückzahlung. Es wird beim Verleihen nur von einer Seite Wert empfangen, da nur von einer Seite Wert weggegeben wird. - Zweitens wird auf der einen Seite ein wirklicher Gebrauchswert veräußert und auf der andren empfangen und verbraucht. Aber im Unterschied zur gewöhnlichen Ware ist dieser Gebrauchswert selbst Wert, nämlich der Überschuß der Wertgröße, die durch den Gebrauch des Geldes als Kapital sich ergibt, über seine ursprüngliche Wertgröße. Der Profit ist dieser Gebrauchswert.
Der Gebrauchswert des ausgeliehenen Geldes ist: als Kapital fungieren zu können und als solches unter durchschnittlichen Umständen den Durchschnittsprofit zu produzieren.(57)
<365> Was zahlt nun der industrielle Kapitalist, und was ist daher der Preis des ausgeliehenen Kapitals?
"That which men pay as interest for the use of what they borrow", ist nach Massie "a part of the profit it is capable of producing". <"Das, was man als Zins bezahlt für den Gebrauch dessen, was man borgt", ist nach Massie "ein Teil des Profits, den es zu produzieren fähig ist.">
(58)Was der Käufer einer gewöhnlichen Ware kauft, ist ihr Gebrauchswert; was er zahlt, ist ihr Wert. Was der Borger des Geldes kauft, ist ebenfalls dessen Gebrauchswert als Kapital; aber was zahlt er? Sicher nicht, wie bei den andren Waren, ihren Preis oder Wert. Zwischen Verleiher und Borger geht nicht, wie zwischen Käufer und Verkäufer, ein Formwechsel des Werts vor, so daß dieser Wert das eine Mal in der Form des Geldes, das andre Mal in der Form der Ware existiert. Die Dieselbigkeit des weggegebnen und des rückempfangnen Werts zeigt sich hier in ganz andrer Weise. Die Wertsumme, das Geld, wird fortgegeben ohne Äquivalent und wird nach einer gewissen Zeit zurückgegeben. Der Verleiher bleibt immer Eigentümer desselben Werts, auch nachdem dieser aus seiner Hand in die des Borgers übergegangen ist. Beim einfachen Warenaustausch steht das Geld stets auf seiten des Käufers; aber beim Verleihen steht das Geld auf seiten des Verkäufers. Er ist es, der das Geld für eine gewisse Zeit weggibt, und der Käufer des Kapitals ist es, der es als Ware erhält. Dies ist aber nur möglich, soweit das Geld als Kapital fungiert und daher vorgeschossen wird. Der Borger borgt das Geld als Kapital, als sich verwertenden Wert. Es ist aber nur erst Kapital an sich, wie jedes Kapital in seinem Ausgangspunkt, im Augenblick seines Vorschusses. Erst durch seinen Gebrauch verwertet es sich, realisiert es sich als Kapital. Aber als realisiertes Kapital hat der Borger es zurückzuzahlen, also als Wert plus Mehrwert (Zins); und der letztre kann nur ein Teil des von ihm realisierten Profits sein. Nur ein Teil, nicht das Ganze. Denn der Gebrauchswert für den Borger ist, daß es ihm Profit produziert. Sonst hätte keine Veräußerung des Gebrauchswerts von seiten des Verleihers stattgefunden. Andrerseits kann nicht der ganze Profit dem Borger zufallen. Er zahlte sonst nichts für die Veräußerung des Gebrauchswerts, und er gäbe das vorgeschoßne Geld an den Verleiher nur als einfaches Geld zurück, nicht als Kapital, als realisiertes Kapital, denn realisiertes Kapital ist es nur als G + DeltaG.
<366> Beide geben dieselbe Geldsumme als Kapital aus, der Verleiher und der Borger. Aber nur in der Hand des letzteren fungiert sie als Kapital. Der Profit wird nicht verdoppelt durch das doppelte Dasein derselben Geldsumme als Kapital für zwei Personen. Es kann für beide als Kapital nur fungieren durch Teilung des Profits. Der dem Verleiher zufallende Teil heißt Zins.
Die ganze Transaktion findet nach der Voraussetzung statt zwischen zwei Sorten Kapitalisten, dem Geldkapitalisten und dem industriellen oder merkantilen Kapitalisten.
Es muß nie vergessen werden, daß hier das Kapital als Kapital Ware ist oder daß die Ware, um die es sich hier handelt, Kapital ist. Die sämtlichen Verhältnisse, die hier erscheinen, wären daher irrationell vom Standpunkt der einfachen Ware aus, oder auch vom Standpunkt des Kapitals, soweit es in seinem Reproduktionsprozeß als Warenkapital fungiert. Verleihen und Borgen, statt des Verkaufens und Kaufens, ist hier ein aus der spezifischen Natur der Ware - des Kapitals - hervorgehender Unterschied. Ebenso daß das, was hier gezahlt wird, Zins ist, statt des Preises der Ware. Will man den Zins den Preis des Geldkapitals nennen, so ist dies eine irrationelle Form des Preises, durchaus im Widerspruch mit dem Begriff des Preises der Ware.(59) Der Preis ist hier auf seine rein abstrakte und inhaltslose Form reduziert, daß er eine bestimmte Geldsumme ist, die für irgend etwas, was so oder so als Gebrauchswert figuriert, gezahlt wird; während seinem Begriff nach der Preis gleich ist dem in Geld ausgedrückten Wert dieses Gebrauchswerts.
Zins als Preis des Kapitals ist von vornherein ein durchaus irrationeller Ausdruck. Hier hat eine Ware einen doppelten Wert, einmal einen Wert, und dann einen von diesem Wert verschiednen Preis, während Preis der Geldausdruck des Wertes ist. Das Geldkapital ist zunächst nichts als eine Geldsumme oder der Wert einer bestimmten Warenmasse als Geldsumme fixiert. Wird Ware als Kapital verliehen, so ist sie nur die verkleidete Form <367> einer Geldsumme. Denn was als Kapital verliehen wird, sind nicht soundso viel Pfund Baumwolle, sondern so viel Geld, das in der Form Baumwolle als deren Wert existiert. Der Preis des Kapitals bezieht sich daher auf es als Geldsumme, wenn auch nicht als currency, wie Herr Torrens meint (s. oben Note 59). Wie soll nun eine Wertsumme einen Preis haben außer ihrem eignen Preis, außer dem Preis, der in ihrer eignen Geldform ausgedrückt ist? Preis ist ja der Wert der Ware (und dies ist auch der Fall beim Marktpreis, dessen Unterschied vom Wert nicht qualitativ, sondern nur quantitativ ist, sich nur auf die Wertgröße bezieht) im Unterschied von ihrem Gebrauchswert. Preis, der qualitativ verschieden vom Wert, ist ein absurder Widerspruch.(60)
Das Kapital manifestiert sich als Kapital durch seine Verwertung; der Grad seiner Verwertung drückt den quantitativen Grad aus, worin es sich als Kapital realisiert. Der von ihm erzeugte Mehrwert oder Profit - seine Rate oder Höhe - ist nur meßbar durch seine Vergleichung mit dem Wert des vorgeschoßnen Kapitals. Die größre oder geringre Verwertung des zinstragenden Kapitals ist daher auch nur meßbar durch Vergleichung des Zinsbetrags, des ihm zufallenden Teils des Gesamtprofits, mit dem Wert des vorgeschoßnen Kapitals. Wenn daher der Preis den Wert der Ware, so drückt der Zins die Verwertung des Geldkapitals aus und erscheint daher als der Preis, der dem Verleiher für dasselbe gezahlt wird. Es ergibt sich hieraus, wie abgeschmackt es von vornherein ist, die einfachen Verhältnisse des durch Geld vermittelten Austausches, von Kauf und Verkauf, hierauf direkt anwenden zu wollen, wie Proudhon tut. Die Grundvoraussetzung ist eben, daß Geld als Kapital fungiert und daher als Kapital an sich, als potentielles Kapital einer dritten Person übermacht werden kann.
Als Ware aber erscheint das Kapital selbst hier, soweit es auf dem Markt ausgeboten und wirklich der Gebrauchswert des Geldes als Kapital veräußert wird. Sein Gebrauchswert aber ist: Profit zu erzeugen. Der Wert des Geldes oder der Waren als Kapital ist nicht bestimmt durch ihren Wert als Geld oder Waren, sondern durch das Quantum Mehrwert, das sie für ihren Besitzer produzieren. Das Produkt des Kapitals ist der Profit. Auf <368> Grundlage der kapitalistischen Produktion ist es nur verschiedne Anwendung des Geldes, ob es als Geld verausgabt oder als Kapital vorgeschossen wird. Geld. resp. Ware, ist an sich, potentiell Kapital, ganz wie die Arbeitskraft potentiell Kapital ist. Denn 1. kann das Geld in die Produktionselemente verwandelt werden und ist, wie es ist, bloß abstrakter Ausdruck derselben, ihr Dasein als Wert; 2. besitzen die stofflichen Elemente des Reichtums die Eigenschaft, potentiell schon Kapital zu sein, weil ihr sie ergänzender Gegensatz, das, was sie zu Kapital macht - die Lohnarbeit -, auf Basis der kapitalistischen Produktion vorhanden ist.
Die gegensätzliche gesellschaftliche Bestimmtheit des stofflichen Reichtums - sein Gegensatz zur Arbeit als Lohnarbeit - ist, getrennt vom Produktionsprozeß, schon im Kapitaleigentum als solchem ausgedrückt. Dies eine Moment nun, getrennt vom kapitalistischen Produktionsprozeß selbst, dessen stetes Resultat es ist und als dessen stetes Resultat es seine stete Voraussetzung ist, drückt sich darin aus, daß Geld, und ebenso Ware, an sich, latent, potentiell, Kapital sind, daß sie als Kapital verkauft werden können und daß sie in dieser Form Kommando über fremde Arbeit sind, Anspruch auf Aneignung fremder Arbeit geben, daher sich verwertender Wert sind. Es tritt hier auch klar hervor, daß dies Verhältnis der Titel und das Mittel zur Aneignung fremder Arbeit ist und nicht irgendeine Arbeit als Gegenwert von Seite des Kapitalisten.
Als Ware erscheint das Kapital ferner, soweit die Teilung des Profits in Zins und eigentlichen Profit durch Nachfrage und Angebot, also durch die Konkurrenz, reguliert wird, ganz wie die Marktpreise der Waren. Der Unterschied tritt hier aber ebenso schlagend hervor wie die Analogie. Decken sich Nachfrage und Angebot, so entspricht der Marktpreis der Ware ihrem Produktionspreis, d.h. ihr Preis erscheint dann geregelt durch die innern Gesetze der kapitalistischen Produktion, unabhängig von der Konkurrenz, da die Schwankungen von Nachfrage und Angebot nichts erklären als die Abweichungen der Marktpreise von den Produktionspreisen - Abweichungen, die sich wechselseitig ausgleichen, so daß in gewissen längern Perioden die Durchschnittsmarktpreise gleich den Produktionspreisen sind. Sobald sie sich decken, hören diese Kräfte auf zu wirken, heben einander auf, und das allgemeine Gesetz der Preisbestimmung tritt dann auch als Gesetz des einzelnen Falls hervor; der Marktpreis entspricht dann schon in seinem unmittelbaren Dasein, und nicht nur als Durchschnitt der Bewegung der Marktpreise, dem Produktionspreis, der durch die immanenten Gesetze der Produktionsweise selbst geregelt ist. Ebenso beim Arbeitslohn. Decken sich Nachfrage und Angebot, so hebt sich ihre <369> Wirkung auf, und der Arbeitslohn ist gleich dem Wert der Arbeitskraft. Anders aber mit dem Zins vom Geldkapital. Die Konkurrenz bestimmt hier nicht die Abweichungen vom Gesetz, sondern es existiert kein Gesetz der Teilung außer dem von der Konkurrenz diktierten, weil, wie wir noch weiter sehn werden, keine "natürliche" Rate des Zinsfußes existiert. Unter der natürlichen Rate des Zinsfußes versteht man vielmehr die durch die freie Konkurrenz festgesetzte Rate. Es gibt keine "natürlichen" Grenzen der Rate des Zinsfußes. Wo die Konkurrenz nicht nur die Abweichungen und Schwankungen bestimmt, wo also beim Gleichgewicht ihrer gegeneinander wirkenden Kräfte überhaupt alle Bestimmung aufhört, ist das zu Bestimmende etwas an und für sich Gesetzloses und Willkürliches. Weiteres hierüber im nächsten Kapitel.
Beim zinstragenden Kapital erscheint alles äußerlich: der Vorschuß des Kapitals als bloße Übertragung desselben vom Verleiher an den Borger; der Rückfluß des realisierten Kapitals als bloße Rückübertragung, Rückzahlung, mit Zins, vom Borger an den Verleiher. So auch die der kapitalistischen Produktionsweise immanente Bestimmung, daß die Profitrate bestimmt ist nicht nur durch das Verhältnis des in einem einzelnen Umschlag gemachten Profits zum vorgeschoßnen Kapitalwert, sondern auch durch die Länge dieser Umschlagszeit selbst, also als Profit, den das industrielle Kapital in bestimmten Zeiträumen abwirft. Auch dies erscheint beim zinstragenden Kapital ganz äußerlich so, daß für bestimmte Zeitfrist dem Verleiher bestimmter Zins gezahlt wird.
Mit seiner gewöhnlichen Einsicht in den innern Zusammenhang der Dinge sagt der romantische Adam Müller ("Elemente der Staatskunst", Berlin 1809, [Th. III,] S. 138):
"Bei der Bestimmung des Preises der Dinge wird nicht nach der Zeit gefragt; für die Bestimmung des Zinses kommt die Zeit hauptsächlich in Anschlag."
Er sieht nicht, wie die Produktionszeit und die Umlaufszeit in die Bestimmung des Preises der Waren eingeht und wie gerade dadurch die Profitrate für eine gegebne Umschlagszeit des Kapitals bestimmt ist, durch die Bestimmung des Profits für eine gegebne Zeit aber eben die des Zinses. Sein Tiefsinn besteht hier wie immer nur darin, die Staubwolken der Oberfläche zu sehn und dies Staubige anmaßlich als etwas Geheimisvolles und Bedeutendes auszusprechen.
Fußnoten
(54) Es wären hier einige Stellen zu zitieren, wo die Ökonomen die Sache so fassen. -"Sie (die Bank von England) "machen sehr große Geschäfte mit der Ware Kapital?" wird im Zeugenverhör zum "Report on Bank Act", H. of C. 1857 [p. 104] ein Direktor dieser Bank gefragt. <=
(55) "Daß ein Mann, der Geld borgt, mit der Absicht, Profit davon zu machen, einen Teil des Profits dem Verleiher geben soll, ist ein selbstverständliches Prinzip der natürlichen Gerechtigkeit." (Gilbart, "The History and Principles of Banking", London 1834, p.163.) <=
(56) "Ein Haus", "Geld" etc. sollen daher, wenn's nach Proudhon geht, nicht als "Kapital" verliehen, sondern als "Ware... zum Kostpreis" (p. 43, 44) veräußert werden. Luther stand etwas höher als Proudhon. Er wußte schon, daß das Profitmachen unabhängig ist von der Form des Leihens oder Kaufens: "Machen aus dem Kaufen auch einen Wucher. Aber das ist jetzt zu viel auf einen Bissen. Müssen jetzt das eine Stück, als vom Wucher im Leihen handeln, wenn wir dem haben gesteuret (nach dem jüngsten Tage), so wollen wir dem Kaufwucher auch seinen Text wol lesen." (M. Luther, "An die Pfarrherrn wider den Wucher zu predigen", Wittenberg 1540.) <=
(57) "Die Berechtigung zum Zinsnehmen hängt nicht davon ab, ob jemand Profit macht oder nicht, sondern von seiner" (des Geborgten) "Fähigkeit, Profit zu erzeugen, wenn es richtig angewandt wird." ("An Essay on the Governing Causes of the Natural Rate of Interest, wherein the sentiments of Sir W. Petty and Mr. Locke, on that head, are concidered", London 1750, p. 49. Verfasser der anonymen Schrift: J. Massie) <=
(58) "Die Reichen, statt ihr Geld selbst zu verwenden, ... verleihen es an andere Leute, damit diese Profit machen und für die Eigentümer einen Teil der so gemachten Profite vorbehalten." (l.c.p. 23, 24.) <=
(59) "Der Ausdruck Wert (value) angewandt auf currency <Zirkulationsmittel> hat drei Bedeutungen ... 2. currency actually in hand <unmittelbar verfügbare Zirkultionsmittel> verglichen mit demselben Betrag von currency, der an einem spätern Tage eingehn wird. Dann ist ihr Wert gemessen durch den Zinsfuß, und der Zinsfuß bestimmt by the ratio between the amount of loanable capital and the demand for it <durch das Verhältnis der Menge des verleihbaren Kapitals und der Nachfrage danach>". (Oberst R. Torrens, "On the Operation of the Bank Charter Act of 1844 etc.", 2nd ed., 1847 [p. 5, 6].) <=
(60) "Der Doppelsinn des Ausdrucks Wert des Geldes oder des Zirkulationsmittels, wenn er unterschiedslos angewandt wird, um sowohl Tauschwert der Waren wie auch Gebrauchswert des Kapitals zu bezeichnen, ist eine ständige Quelle der Konfusion." (Tooke, "Inquiry into the Currency Principle", p. 77.) - Die Hauptkonfusion (die in der Sache selbst liegt), daß Wert als solcher (der Zins) zum Gebrauchswert des Kapitals wird, sieht Tooke nicht. <=