9. Kapitel. Durchschnittsprofitrate und Produktionspreise | Inhalt | 11. Kapitel. Arbeitslohn und Produktionspreise
Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 25, "Das Kapital", Bd. III, Zweiter Abschnitt, S. 182 - 209ZEHNTES KAPITEL
Ausgleichung der allgemeinen Profitrate
durch die Konkurrenz. Marktpreise und
Marktwerte. Surplusprofit
<182> Ein Teil der Produktionssphären hat eine mittlere oder Durchschnittszusammensetzung des in ihnen angewandten Kapitals, d.h. ganz oder annähernd die Zusammensetzung des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals.
In diesen Sphären fällt der Produktionspreis der produzierten Waren mit ihrem in Geld ausgedrückten Wert ganz oder annähernd zusammen. Wenn auf keine andre Weise zur mathematischen Grenze zu gelangen, so wäre es auf diese. Die Konkurrenz verteilt das Gesellschaftskapital so zwischen die verschiednen Produktionssphären, daß die Produktionspreise in einer jeden Sphäre gebildet werden nach dem Muster der Produktionspreise in diesen Sphären der mittleren Komposition, d.h. = k + kp´ (Kostpreis plus dem Produkt der Durchschnittsprofitrate in den Kostpreis). Diese Durchschnittsprofitrate ist aber nichts andres als der prozentig berechnete Profit in jener Sphäre der mittleren Komposition, wo also der Profit zusammenfällt mit dem Mehrwert. Die Profitrate ist also in allen Produktionssphären dieselbe, nämlich ausgeglichen auf diejenige dieser mittleren Produktionssphären, wo die Durchschnittszusammensetzung des Kapitals herrscht. Hiernach muß die Summe der Profite aller verschiednen Produktionssphären gleich sein der Summe der Mehrwerte und die Summe der Produktionspreise des gesellschaftlichen Gesamtprodukts gleich der Summe seiner Werte. Es ist aber klar, daß die Ausgleichung zwischen den Produktionssphären von verschiedner Zusammensetzung immer dahin streben muß, sie zu egalisieren mit den Sphären von mittlerer Zusammensetzung, sei es nun, daß diese exakt, sei es, daß sie nur annähernd dem gesellschaftlichen Durchschnitt entsprechen. Zwischen den mehr oder minder Annähernden findet selbst wieder Tendenz nach Ausgleichung statt, die der idealen, d.h. in der Wirklichkeit nicht vorhandnen Mittelposition zu- <183> strebt, d.h. die Tendenz hat, sich um sie herum zu normieren. In dieser Weise herrscht also notwendig die Tendenz, die Produktionspreise zu bloß verwandelten Formen des Werts zu machen oder die Profite in bloße Teile des Mehrwerts zu verwandeln, die aber verteilt sind nicht im Verhältnis zum Mehrwert, der in jeder besondren Produktionssphäre erzeugt ist, sondern im Verhältnis zur Masse des in jeder Produktionssphäre angewandten Kapitals, so daß auf gleich große Kapitalmassen, wie immer zusammengesetzt, gleich große Anteile (aliquote Teile) der Totalität des vom gesellschaftlichen Gesamtkapital erzeugten Mehrwerts fallen.
Für die Kapitale von mittlerer oder annähernd mittlerer Zusammensetzung fällt der Produktionspreis also mit dem Wert ganz oder annähernd zusammen, und der Profit mit dem von ihnen erzeugten Mehrwert. Alle andren Kapitale, welches immer ihre Zusammensetzung, streben unter dem Druck der Konkurrenz, sich mit diesen auszugleichen. Da aber die Kapitale mittlerer Zusammensetzung gleich oder annähernd gleich dem gesellschaftlichen Durchschnittskapital, so streben alle Kapitale, welches immer der von ihnen selbst erzeugte Mehrwert, an Stelle dieses Mehrwerts den Durchschnittsprofit durch die Preise ihrer Waren zu realisieren, d.h. also die Produktionspreise zu realisieren.
Es kann andrerseits gesagt werden, daß überall, wo ein Durchschnittsprofit hergestellt wird, also eine allgemeine Profitrate - in welcher Weise auch immer dies Resultat hervorgebracht worden sei - dieser Durchschnittsprofit nichts andres sein kann als der Profit auf das gesellschaftliche Durchschnittskapital, dessen Summe gleich der Summe der Mehrwerte, und daß die durch Zuschlag dieses Durchschnittprofits auf die Kostpreise hervorgebrachten Preise nichts andres sein können als die in Produktionspreise verwandelten Werte. Es würde nichts ändern, wenn Kapitale in bestimmten Produktionssphären aus irgendwelchen Gründen nicht dem Prozeß der Ausgleichung unterworfen würden. Der Durchschnittsprofit wäre dann berechnet auf den Teil des Gesellschaftskapitals, der in den Ausgleichungsprozeß eingeht. Es ist klar, daß der Durchschnittsprofit nichts sein kann als die Gesamtmasse des Mehrwerts, verteilt auf die Kapitalmassen in jeder Produktionssphäre nach Verhältnis ihrer Größen. Es ist das Ganze der realisierten unbezahlten Arbeit, und diese Gesamtmasse stellt sich dar, ebensogut wie die bezahlte tote und lebendige Arbeit, in der Gesamtmasse von Waren und Geld, die den Kapitalisten zufällt.
Die eigentlich schwierige Frage ist hier die: wie diese Ausgleichung der Profite zur allgemeinen Profitrate vorgeht, da sie offenbar ein Resultat ist und nicht ein Ausgangspunkt sein kann. <184> Es ist zunächst klar, daß eine Schätzung der Warenwerte, z.B. in Geld, nur das Resultat ihres Austausches sein kann und daß, wenn wir daher solche Schätzung voraussetzen, wir sie als das Ergebnis wirklicher Austausche von Warenwert gegen Warenwert zu betrachten haben. Aber wie soll dieser Austausch der Waren zu ihren wirklichen Werten zustande gekommen sein?
Nehmen wir zuerst an, daß alle Waren in den verschiednen Produktionssphären zu ihren wirklichen Werten verkauft würden. Was wäre dann der Fall? Es würden nach dem früher Entwickelten sehr verschiedne Profitraten in den verschiednen Produktionssphären herrschen. Es sind prima facie zwei ganz verschiedne Dinge, ob Waren zu ihren Werten verkauft werden (d.h. ob sie im Verhältnis des in ihnen enthaltnen Werts, zu ihren Wertpreisen, miteinander ausgetauscht werden) oder ob sie zu solchen Preisen verkauft werden, daß ihr Verkauf gleich große Profite auf gleiche Massen der zu ihrer respektiven Produktion vorgeschoßnen Kapitale abwirft.
Daß Kapitale, die ungleich viel lebendige Arbeit in Bewegung setzen, ungleich viel Mehrwert produzieren, setzt wenigstens bis zu einem gewissen Grad voraus, daß der Exploitationsgrad der Arbeit oder die Rate des Mehrwerts dieselbe oder daß die darin existierenden Unterschiede als durch wirkliche oder eingebildete (konventionelle) Kompensationsgründe ausgeglichen gelten. Dies setzt Konkurrenz unter den Arbeitern voraus und Ausgleichung durch ihre beständige Auswanderung aus einer Produktionssphäre in die andre. Solch eine allgemeine Rate des Mehrwerts - der Tendenz nach, wie alle ökonomischen Gesetze - ist von uns als theoretische Vereinfachung vorausgesetzt; in Wirklichkeit aber ist sie tatsächliche Voraussetzung der kapitalistischen Produktionsweise, obgleich mehr oder minder gehemmt durch praktische Friktionen, die mehr oder minder bedeutende lokale Differenzen hervorbringen, wie z.B. die Heimatsgesetzgebung (settlement laws) für die Ackerbautaglöhner in England. Aber in der Theorie wird vorausgesetzt, daß die Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise sich rein entwickeln. In der Wirklichkeit besteht immer nur Annäherung; aber diese Annäherung ist um so größer, je mehr die kapitalistische Produktionsweise entwickelt und je mehr ihre Verunreinigung und Verquickung mit Resten früherer ökonomischer Zustände beseitigt ist.
Die ganze Schwierigkeit kommt dadurch hinein, daß die Waren nicht einfach als Waren ausgetauscht werden, sondern als Produkt von Kapitalen, die im Verhältnis zu ihrer Größe, oder bei gleicher Größe, gleiche Teil- <185> nahme an der Gesamtmasse des Mehrwerts beanspruchen. Und der Gesamtpreis der von einem gegebnen Kapital in einer gegebnen Zeitfrist produzierten Waren soll diese Forderung befriedigen. Der Gesamtpreis dieser Waren ist aber bloß die Summe der Preise der einzelnen Waren, die das Produkt des Kapitals bilden.
Das punctum saliens <der entscheidende Punkt> wird zumeist heraustreten, wenn wir die Sache so fassen: Unterstelle, die Arbeiter selbst seien im Besitz ihrer respektiven Produktionsmittel und tauschten ihre Waren miteinander aus. Diese Waren wären dann nicht Produkte des Kapitals. Je nach der technischen Natur ihrer Arbeiten wäre der Wert der in den verschiednen Arbeitszweigen angewandten Arbeitsmittel und Arbeitsstoffe verschieden; ebenso wäre, abgesehn von dem ungleichen Wert der angewandten Produktionsmittel, verschiedne Masse derselben erheischt für gegebne Arbeitsmasse, je nachdem eine bestimmte Ware in einer Stunde fertiggemacht werden kann, eine andre erst in einem Tag etc. Unterstelle ferner, daß diese Arbeiter im Durchschnitt gleich viel Zeit arbeiten, die Ausgleichungen eingerechnet, die aus verschiedner Intensität etc. der Arbeit hervorgehn. Zwei Arbeiter hätten dann beide in den Waren, die das Produkt ihrer Tagesarbeit bilden, erstens ersetzt ihre Auslagen, die Kostpreise der verbrauchten Produktionsmittel. Diese wären verschieden je nach der technischen Natur ihrer Arbeitszweige. Beide hätten zweitens gleich viel Neuwert geschaffen, nämlich den den Produktionsmitteln zugesetzten Arbeitstag. Es schlösse dies ein ihren Arbeitslohn plus dem Mehrwert, der Mehrarbeit über ihre notwendigen Bedürfnisse hinaus, deren Resultat aber ihnen selbst gehörte. Wenn wir uns kapitalistisch ausdrücken, so erhalten beide denselben Arbeitslohn plus denselben Profit, = dem <1 Auflage: aber auch den; geändert nach dem Manuskript von Marx> Wert, ausgedrückt z.B. im Produkt eines zehnstündigen Arbeitstags. Aber erstens wären die Werte ihrer Waren verschieden. In der Ware I z.B. wäre mehr Wertteil für die aufgewandten Produktionsmittel enthalten als in der Ware II, und um gleich alle möglichen Unterschiede hineinzubringen, Ware I absorbiere mehr lebendige Arbeit, erfordre also längere Arbeitszeit in ihrer Herstellung als Ware II. Der Wert dieser Waren I und II ist also sehr verschieden. Ebenso die Summen der Warenwerte, die das Produkt der von Arbeiter I und der von Arbeiter II in einer gegehnen Zeit verrichteten Arbeit. Die Profitraten wären auch sehr verschieden für I und II, wenn wir hier das Verhältnis des Mehrwerts zum Gesamtwert der ausgelegten <186> Produktionsmittel die Profitrate nennen. Die Lebensmittel, die I und II während der Produktion täglich verzehren und die den Arbeitslohn vertreten, werden hier den Teil der vorgeschoßnen Produktionsmittel bilden, den wir sonst variables Kapital nennen. Aber die Mehrwerte wären für gleiche Arbeitszeit dieselben für I und II, oder noch genauer, da I und II jeder den Wert des Produkts eines Arbeitstags erhalten, erhalten sie, nach Abzug des Werts der vorgeschoßnen "konstanten" Elemente, gleiche Werte, wovon ein Teil als Ersatz der in der Produktion verzehrten Lebensmittel, der andre als darüber hinaus überschüssiger Mehrwert betrachtet werden kann. Hat I mehr Auslagen, so sind diese ersetzt durch den größern Wertteil seiner Ware, der diesen "konstanten" Teil ersetzt, und er hat daher auch wieder einen größern Teil des Gesamtwerts seines Produkts rückzuverwandeln in die stofflichen Elemente dieses konstanten Teils, während II, wenn er weniger dafür einkassiert, dafür auch um so weniger rückzuverwandeln hat. Die Verschiedenheit der Profitrate wäre unter dieser Voraussetzung also ein gleichgültiger Umstand, ganz wie es heute für den Lohnarbeiter ein gleichgültiger Umstand ist, in welcher Profitrate das ihm abgepreßte Quantum Mehrwert sich ausdrückt, und ganz wie im internationalen Handel die Verschiedenheit der Profitraten bei den verschiednen Nationen für ihren Warenaustausch ein gleichgültiger Umstand ist.
Der Austausch von Waren zu ihren Werten oder annähernd zu ihren Werten erfordert also eine viel niedrigre Stufe als der Austausch zu Produktionspreisen, wozu eine bestimmte Höhe kapitalistischer Entwicklung nötig ist.
In welcher Weise immer die Preise der verschiednen Waren zuerst gegeneinander festgesetzt oder geregelt sein mögen, das Wertgesetz beherrscht ihre Bewegung. Wo die zu ihrer Produktion erheischte Arbeitszeit fällt, fallen die Preise, wo sie steigt, steigen die Preise, bei sonst gleichbleibenden Umständen.
Abgesehn von der Beherrschung der Preise und der Preisbewegung durch das Wertgesetz, ist es also durchaus sachgemäß, die Werte der Waren nicht nur theoretisch, sondern historisch als das prius der Produktionspreise zu betrachten. Es gilt dies für Zustände, wo dem Arbeiter die Produktionsmittel gehören, und dieser Zustand findet sich, in der alten wie in der modernen Welt, beim selbstarbeitenden grundbesitzenden Bauer und beim Handwerker. Es stimmt dies auch mit unsrer früher < Siehe Band 23, S.102> ausge- <187> sprochnen Ansicht (27), daß die Entwicklung der Produkte zu Waren entspringt durch den Austausch zwischen verschiednen Gemeinwesen, nicht zwischen den Gliedern einer und derselben Gemeinde. Wie für diesen ursprünglichen Zustand, so gilt es für die späteren Zustände, die auf Sklaverei und Leibeigenschaft gegründet sind, und für die Zunftorganisation des Handwerks, solange die in jedem Produktionszweig festgelegten Produktionsmittel nur mit Schwierigkeit aus der einen Sphäre in die andre übertragbar sind und die verschiednen Produktionssphären sich daher innerhalb gewisser Grenzen zueinander verhalten wie fremde Länder oder kommunistische Gemeinwesen.
Damit die Preise, wozu Waren sich gegeneinander austauschen, ihren Werten annähernd entsprechen, ist nichts nötig, als daß 1. der Austausch der verschiednen Waren aufhört, ein rein zufälliger oder nur gelegentlicher zu sein; 2. daß, soweit wir den direkten Warenaustausch betrachten, diese Waren beiderseits in den annähernd dem wechselseitigen Bedürfnis entsprechenden Verhältnismengen produziert werden, was die wechselseitige Erfahrung des Absatzes mitbringt und was so als Resultat aus dem fortgesetzten Austausch selbst herauswächst; und 3., soweit wir vom Verkauf sprechen, daß kein natürliches oder künstliches Monopol eine der kontrahierenden Seiten befähige, über den Wert zu verkaufen, oder sie zwinge, unter ihm loszuschlagen. Unter zufälligem Monopol verstehn wir das Monopol, das dem Käufer oder Verkäufer erwächst aus dem zufälligen Stand von Nachfrage und Angebot.
Die Annahme, daß die Waren der verschiednen Produktionssphären sich zu ihren Werten verkaufen, bedeutet natürlich nur, daß ihr Wert der Gravitationspunkt ist, um den ihre Preise sich drehn und zu dem ihre beständigen Hebungen und Senkungen sich ausgleichen. Es wird dann außerdem immer ein Marktwert - worüber später - zu unterscheiden sein von dem individuellen Wert der einzelnen Waren, die von den verschiednen Produzenten produziert werden. Der individuelle Wert einiger dieser Waren wird unter dem Marktwert stehn (d.h. es ist weniger Arbeitszeit für ihre Produktion erheischt als der Marktwert ausdrückt), der andre darüber. Der Marktwert wird einerseits zu betrachten sein als der Durchschnittswert der in einer Sphäre produzierten Waren, andrerseits als der individuelle Wert der Waren, die unter den durchschnittlichen Bedingungen <188> der Sphäre produziert werden und die die große Masse der Produkte derselben bilden. Es sind nur außerordentliche Kombinationen, unter denen die unter den schlechtesten Bedingungen oder die unter den bevorzugtesten Bedingungen produzierten Waren den Marktwert regeln, der seinerseits das Schwankungszentrum bildet für die Marktpreise - die aber dieselben sind für die Waren derselben Art. Wenn die Zufuhr der Waren zu dem Durchschnittswert, also zu dem mittleren Wert der Masse, die zwischen den beiden Extremen liegt, die gewöhnliche Nachfrage befriedigt, so realisieren die Waren, deren individueller Wert unter dem Marktwert steht, einen Extramehrwert oder Surplusprofit, während die, deren individueller Wert über dem Marktwert steht, einen Teil des in ihnen enthaltnen Mehrwerts nicht realisieren können.
Es hilft nichts zu sagen, daß der Verkauf der unter den schlechtesten Bedingungen produzierten Waren beweist, daß sie zur Deckung der Nachfrage <1. Auflage: Zufuhr> erheischt sind. Wäre der Preis höher in dem unterstellten Fall als der mittlere Marktwert, so wäre die Nachfrage geringer <1. Auflage: größer; geändert nach dem Manuskript von Marx >. Zu gewissen Preisen kann eine Warenart einen gewissen Raum im Markt einnehmen; der Raum bleibt nur dann derselbe bei Wechsel der Preise, wenn der höhere Preis mit geringrem Warenquantum und der niedrigere Preis mit größrem Warenquantum zusammenfällt. Ist dagegen die Nachfrage so stark, daß sie sich nicht kontrahiert, wenn der Preis geregelt wird durch den Wert der unter den schlechtesten Bedingungen produzierten Waren, so bestimmen diese den Marktwert. Es ist dies nur möglich, wenn die Nachfrage die gewöhnliche übersteigt oder die Zufuhr unter die gewöhnliche fällt. Endlich, wenn die Masse der produzierten Waren größer ist, als zu den mittlern Marktwerten Absatz findet, so regeln die unter den besten Bedingungen produzierten Waren den Marktwert. Sie können z.B. ihre Waren ganz oder annähernd zu ihrem individuellen Wert verkaufen, wobei es passieren kann, daß die unter den schlechtesten Bedingungen produzierten Waren vielleicht nicht einmal ihre Kostpreise realisieren, während die des mittlern Durchschnitts nur einen Teil des in ihnen enthaltnen Mehrwerts realisieren können. Was hier vom Marktwert gesagt, gilt vom Produktionspreis, sobald er an die Stelle des Marktwerts getreten. Der Produktionspreis ist in jeder Sphäre reguliert und ebenso nach den besondren Umständen reguliert. Er selbst aber ist wieder das Zentrum, worum sich die täglichen Marktpreise drehn und wozu sie sich in bestimmten Perioden ausgleichen. <189> (S. Ricardo, über die Bestimmung des Produktionspreises durch die unter den schlechtesten Bedingungen Arbeitenden.)
Wie immer die Preise geregelt seien, es ergibt sich:
1. Das Wertgesetz beherrscht ihre Bewegung, indem Verminderung oder Vermehrung der zur Produktion erheischten Arbeitszeit die Produktionspreise steigen oder fallen macht. Es ist in diesem Sinne, daß Ricardo sagt (der wohl fühlt, daß seine Produktionspreise von den Werten der Waren abweichen), daß the inquiry to which he wishes to draw the reader's attention, relates to the effect of the variations in the relative value of commodities, and not in their absolute value <die Untersuchung, auf die er des Lesers Aufmerksamkeit lenken möchte, sich auf die Wirkung der Veränderungen in dem relativen Wert der Waren und nicht in ihrem absoluten Wert bezieht>.
2. Der Durchschnittsprofit, der die Produktionspreise bestimmt, muß immer annähernd gleich sein dem Quantum Mehrwert, das auf ein gegebnes Kapital als aliquoten Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals fällt. Gesetzt, die allgemeine Profitrate und daher der Durchschnittsprofit sei in einem Geldwert ausgedrückt, höher als der wirkliche Durchschnittsmehrwert, seinem Geldwert nach berechnet. Soweit die Kapitalisten dann in Betracht kommen, ist es gleichgültig, ob sie sich wechselseitig 10 oder 15% Profit anrechnen. Der eine Prozentsatz deckt nicht mehr wirklichen Warenwert als der andre, indem die Übertreibung des Geldausdrucks wechselseitig ist. Was aber die Arbeiter angeht (da vorausgesetzt ist, daß sie ihren normalen Arbeitslohn erhalten, die Heraufsetzung des Durchschnittsprofits also nicht einen wirklichen Abzug vom Arbeitslohn, d.h. etwas ganz andres als normalen Mehrwert des Kapitalisten ausdrückt), so muß der durch die Heraufsetzung des Durchschnittsprofits entstehenden Erhöhung der Warenpreise eine Erhöhung im Geldausdruck des variablen Kapitals entsprechen. In der Tat ist solche allgemeine nominelle Erhöhung der Profitrate und des Durchschnittsprofits über den durch das Verhältnis des wirklichen Mehrwerts zum vorgeschoßnen Gesamtkapital gegebnen Satz nicht möglich, ohne Erhöhung des Arbeitslohns nach sich zu ziehn, und ebenso Erhöhung der Preise der Waren, die das konstante Kapital bilden. Ebenso umgekehrt bei Erniedrigung. Da nun der Gesamtwert der Waren den Gesamtmehrwert, dieser aber die Höhe des Durchschnittsprofits und daher der allgemeinen Profitrate regelt - als allgemeines Gesetz oder als das die Schwankungen Beherrschende -, so reguliert das Wertgesetz die Produktionspreise.
<190> Was die Konkurrenz, zunächst in einer Sphäre, fertigbringt, ist die Herstellung eines gleichen Marktwerts und Marktpreises aus den verschiednen individuellen Werten der Waren. Die Konkurrenz der Kapitale in den verschiednen Sphären aber bringt erst hervor den Produktionspreis, der die Profitraten zwischen den verschiednen Sphären egalisiert. Zu dem letztren ist höhere Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise erheischt als zu dem frühern.
Damit Waren derselben Produktionssphäre, derselben Art und annähernd derselben Qualität zu ihren Werten verkauft werden, ist zweierlei nötig:
Erstens müssen die verschiednen individuellen Werte zu einem gesellschaftlichem Wert, dem oben dargestellten Marktwert, ausgeglichen sein, und dazu ist eine Konkurrenz unter den Produzenten derselben Art Waren erfordert, ebenso wie das Vorhandensein eines Markts, auf dem sie gemeinsam ihre Waren ausbieten. Damit der Marktpreis identischer Waren, die aber jede unter Umständen von verschiedner individueller Färbung produziert sind, dem Marktwert entspreche, nicht von ihm abweiche, weder durch Erhöhung über, noch durch Senkung unter ihn, ist erfordert, daß der Druck, den die verschiednen Verkäufer aufeinander ausüben, groß genug ist, um die Masse Waren auf den Markt zu werfen, die das gesellschaftliche Bedürfnis erheischt, d.h. die Quantität, wofür die Gesellschaft fähig ist, den Marktwert zu zahlen. Überträfe die Produktenmasse dies Bedürfnis, so müßten die Waren unter ihrem Marktwert verkauft werden: umgekehrt über ihrem Marktwert, wenn die Produktenmasse nicht groß genug wäre oder, was dasselbe, wenn der Druck der Konkurrenz unter den Verkäufern nicht stark genug wäre, sie zu zwingen, diese Warenmasse auf den Markt zu bringen. Änderte sich der Marktwert, so würden sich auch die Bedingungen ändern, wozu die Gesamtwarenmasse verkauft werden könnte. Fällt der Marktwert, so erweitert sich im Durchschnitt das gesellschaftliche Bedürfnis (welches hier immer zahlungsfähiges Bedürfnis ist) und kann innerhalb gewisser Grenzen größre Massen Ware absorbieren. Steigt der Marktwert, so kontrahiert sich das gesellschaftliche Bedürfnis für die Ware und geringre Massen davon werden absorbiert. Wenn daher Nachfrage und Zufuhr den Marktpreis regulieren oder vielmehr die Abweichungen der Marktpreise vom Marktwert, so reguliert andrerseits der Marktwert das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr oder das Zentrum, um das die Schwankungen der Nachfrage und Zufuhr die Marktpreise oszillieren machen.
Betrachtet man die Sache näher, so findet man, daß die Bedingungen, <191> die für den Wert der einzelnen Ware gelten, sich hier reproduzieren als Bedingungen für den Wert der Gesamtsumme einer Art; wie denn die kapitalistische Produktion von vornherein Massenproduktion ist und wie auch andre, weniger entwickelte Produktionsweisen - wenigstens bei den Hauptwaren - das in kleinem Massen Produzierte als gemeinschaftliches Produkt, wenn auch vieler kleiner Detailproduzenten, in großen Massen in den Händen relativ weniger Kaufleute auf dem Markt konzentrieren, aufhäufen und zum Verkauf bringen; als gemeinschaftliches Produkt eines ganzen Produktionszweigs oder eines größern oder kleinem Kontingents davon.
Es sei hier ganz im Vorbeigehn bemerkt, daß das "gesellschaftliche Bedürfnis", d.h. das, was das Prinzip der Nachfrage regelt, wesentlich bedingt ist durch das Verhältnis der verschiednen Klassen zueinander und durch ihre respektive ökonomische Position, namentlich also erstens durch das Verhältnis des Gesamtmehrwerts zum Arbeitslohn und zweitens durch das Verhältnis der verschiednen Teile, worin sich der Mehrwert spaltet (Profit, Zins, Grundrente, Steuern usw.); und so zeigt sich auch hier wieder, wie absolut nichts aus dem Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr erklärt werden kann, bevor die Basis entwickelt ist, worauf dies Verhältnis spielt.
Obgleich beide, Ware und Geld, Einheiten von Tauschwert und Gebrauchswert, sahen wir doch schon (Buch I, Kap. I, 3), wie im Kauf und Verkauf beide Bestimmungen an die beiden Extreme polarisch verteilt sind, so daß die Ware (Verkäufer) den Gebrauchswert und das Geld (Käufer) den Tauschwert repräsentiert. Daß die Ware Gebrauchswert habe, also ein gesellschaftliches Bedürfnis befriedige, war die eine Voraussetzung des Verkaufs. Die andre war, daß das in der Ware enthaltne Quantum Arbeit gesellschaftlich notwendige Arbeit repräsentiere, der individuelle Wert (und was unter dieser Voraussetzung dasselbe, der Verkaufspreis) der Ware daher mit ihrem gesellschaftlichen Wert zusammenfalle.(28)
Wenden wir dies an auf die auf dem Markt befindliche Warenmasse, die das Produkt einer ganzen Sphäre bildet.
Die Sache wird am leichtesten dargestellt, wenn wir die ganze Warenmasse, zunächst also eines Produktionszweigs, als eine Ware, und die Summe der Preise der vielen identischen Waren als in einen Preis zusammenaddiert <192> auffassen. Was dann für die einzelne Ware gesagt worden, gilt nun wörtlich für die auf dem Markt befindliche Warenmasse eines bestimmten Produktionszweigs. Daß der individuelle Wert der Ware ihrem gesellschaftlichen Wert entspreche, ist jetzt dahin verwirklicht oder weiter bestimmt, daß das Gesamtquantum die zu seiner Produktion notwendige gesellschaftliche Arbeit enthält und daß der Wert dieser Masse = ihrem Marktwert.
Nimm nun an, die große Masse dieser Waren sei ungefähr unter denselben normalen gesellschaftlichen Bedingungen produziert, so daß dieser Wert zugleich der individuelle Wert der diese Masse bildenden einzelnen Waren. Wenn nun ein relativ kleiner Teil unter, ein andrer über diesen Bedingungen produziert worden, so daß der individuelle Wert des einen Teils größer, der des andren kleiner als der mittlere Wert des großen Teils der Waren, diese beiden Extreme aber sich ausgleichen, so daß der Durchschnittswert der ihnen angehörigen Waren gleich dem Wert der der mittlern Masse angehörigen Waren, dann ist der Marktwert bestimmt durch den Wert der unter mittlern Bedingungen produzierten Waren.(29) Der Wert der gesamten Warenmasse ist gleich der wirklichen Summe der Werte aller einzelnen Waren zusammengenommen, sowohl deren, die innerhalb der mittlern Bedingungen, als deren, die unter oder über ihnen produziert sind. In diesem Fall ist der Marktwert oder der gesellschaftliche Wert der Warenmasse die notwendig in ihnen enthaltne Arbeitszeit - bestimmt durch den Wert der großen mittlern Masse.
Nimm dagegen an, die Gesamtmenge der auf den Markt gebrachten fraglichen Ware bleibe dieselbe, aber der Wert der unter den schlechtern Bedingungen produzierten Waren gleiche sich nicht aus mit dem Wert der unter den bessern Bedingungen produzierten, so daß der unter den schlechtern Bedingungen produzierte Massenteil eine relativ bedeutende Größe bilde, sowohl gegen die mittlere Masse wie gegen das andre Extrem: dann regelt die unter den schlechtem Bedingungen produzierte Masse den Marktwert oder den gesellschaftlichen Wert.
Nimm endlich an, die unter bessern als den mittlern Bedingungen produzierte Warenmasse übertreffe bedeutend die unter den schlechtem Bedingungen produzierte und bilde selbst eine bedeutende Größe gegen die unter mittlern Verhältnissen produzierte: dann reguliert der unter den besten Bedingungen produzierte Teil den Marktwert. Es wird hier abgesehn von Überführung des Marktes, wo immer der unter den besten Bedingungen produzierte Teil den Marktpreis regelt; aber hier haben wir es nicht <193> mit dem Marktpreis zu tun, soweit er verschieden von dem Marktwert, sondern mit den verschiednen Bestimmungen des Marktwerts selbst.(30)
In der Tat, ganz strenggenommen (was natürlich in der Wirklichkeit nur annähernd und tausendfach modifiziert vorkommt) ist im Fall I der durch die mittlern Werte geregelte Marktwert der ganzen Masse gleich der Summe ihrer individuellen Werte; obgleich für die an den Extremen produzierten Waren dieser Wert sich als ihnen aufgedrungner Durchschnittswert darstellt <1. Auflage: aufstellt; geändert nach dem Manuskript von Marx>. Die am schlechtesten Extrem Produzierenden müssen ihre Waren dann unter dem individuellen Wert verkaufen; die am besten Extrem verkaufen sie darüber.
Im Fall II gleichen sich die unter beiden Extremen produzierten individuellen Wertmassen nicht aus, sondern gibt die unter den schlechtern Bedingungen produzierte den Ausschlag. Strenggenommen wäre der Durchschnittspreis oder der Marktwert jeder einzelnen Ware oder jedes aliquoten Teils der Gesamtmasse nun bestimmt durch den Gesamtwert der Masse, der durch Addition der Werte der unter den verschiednen Bedingungen produzierten Waren herauskäme, und durch den aliquoten Teil, der von diesem Gesamtwert auf die einzelne Ware fiele. Der so erhaltne Marktwert stände über dem individuellen Wert nicht nur der dem günstigen Extrem, sondern auch der der mittlern Schicht angehörigen Waren; er stände aber immer noch niedriger als der individuelle Wert der auf dem <194> ungünstigen Extrem produzierten Waren. Wieweit er sich diesem nähert oder mit ihm endlich zusammenfällt, hängt ganz ab von dem Umfang, den die am ungünstigen Extrem produzierte Warenmasse in der fraglichen Warensphäre einnimmt. Ist die Nachfrage nur wenig überwiegend, so regelt der individuelle Wert der ungünstig produzierten Waren den Marktpreis.
Nimmt endlich, wie in Fall III, das am günstigen Extrem produzierte Warenquantum größern Raum ein, nicht nur verglichen mit dem andren Extrem, sondern mit den mittlern Bedingungen, so fällt der Marktwert unter den mittlern Wert. Der Durchschnittswert, berechnet durch Addierung der Wertsummen der beiden Extreme und der Mitte, steht hier unter dem Wert der Mitte und nähert oder entfernt sich von ihm je nach dem relativen Raum, den das günstige Extrem einnimmt. Ist die Nachfrage schwach gegen die Zufuhr, so nimmt der günstig gestellte Teil, wie groß er immer sei, gewaltsam Raum ein durch Zusammenziehung seines Preises auf seinen individuellen Wert. Mit diesem individuellen Wert der unter den besten Bedingungen produzierten Waren kann der Marktwert nie zusammenfallen, außer bei sehr starkem Überwiegen der Zufuhr über die Nachfrage.
Diese, hier abstrakt dargestellte, Festsetzung des Marktwerts wird auf dem wirklichen Markt vermittelt durch die Konkurrenz unter den Käufern, vorausgesetzt, daß die Nachfrage gerade so groß ist, um die Warenmasse zu ihrem so festgesetzten Werte zu absorbieren. Und hier kommen wir auf den andren Punkt.
Zweitens. Daß die Ware Gebrauchswert hat, heißt nur, daß sie irgendein gesellschaftliches Bedürfnis befriedigt. Solange wir nur von den einzelnen Waren handelten, konnten wir unterstellen, daß das Bedürfnis für diese bestimmte Ware - in den Preis schon ihr Quantum eingeschlossen - vorhanden sei, ohne uns auf das Quantum des zu befriedigenden Bedürfnisses weiter einzulassen. Dies Quantum wird aber ein wesentliches Moment, so bald das Produkt eines ganzen Produktionszweigs auf der einen Seite und das gesellschaftliche Bedürfnis auf der andern Seite steht. Es wird jetzt notwendig, das Maß, d.h. das Quantum dieses gesellschaftlichen Bedürfnisses zu betrachten.
In den vorhin gegebnen Bestimmungen über den Marktwert ist unterstellt, daß die Masse der produzierten Waren dieselbe bleibt, eine gegebne ist; daß nur Wechsel stattfindet im Verhältnis der Bestandteile dieser Masse, die unter verschiednen Bedingungen produziert sind, und daß daher der Marktwert derselben Masse von Waren verschieden geregelt wird. Gesetzt, <195> diese Masse sei das gewöhnliche Quantum der Zufuhr, wobei wir absehn von der Möglichkeit, daß ein Teil der produzierten Waren zeitweise dem Markt entzogen werden kann. Bleibt nun die Nachfrage für diese Masse auch die gewöhnliche, so wird die Ware zu ihrem Marktwert verkauft, welcher der drei vorhin untersuchten Fälle auch diesen Marktwert regulieren möge. Die Warenmasse befriedigt nicht nur ein Bedürfnis, sondern sie befriedigt es in seinem gesellschaftlichen Umfang. Ist dagegen das Quantum kleiner oder größer als die Nachfrage dafür, so finden Abweichungen des Marktpreises vom Marktwert statt. Und die erste Abweichung ist, daß, wenn das Quantum zu klein, stets die unter den schlechtesten Bedingungen produzierte Ware den Marktwert reguliert, und wenn zu groß, stets die unter den besten Bedingungen produzierte; daß also eins der Extreme den Marktwert bestimmt, trotzdem daß nach dem bloßen Verhältnis der Massen, die unter den verschiednen Bedingungen produziert sind, ein andres Resultat stattfinden müßte. Ist die Differenz zwischen Nachfrage und Produktenquantum bedeutender, so wird der Marktpreis ebenfalls noch bedeutender vom Marktwert nach oben oder nach unten abweichen. Die Differenz zwischen dem Quantum der produzierten Waren und dem Quantum, wobei die Waren zu ihrem Marktwert verkauft werden, kann aber aus doppelter Ursache entstehn. Entweder wechselt dies Quantum selbst, wird zu klein oder zu groß, so daß also die Reproduktion auf einem andren Maßstab stattgefunden hätte als dem, der den gegebnen Marktwert regulierte. In diesem Fall hat sich die Zufuhr verändert, obgleich die Nachfrage dieselbe blieb, und dadurch ist relative Überproduktion oder Unterproduktion eingetreten. Oder aber die Reproduktion, d.h. die Zufuhr bleibt dieselbe, aber die Nachfrage ist gefallen oder gestiegen, was aus verschiednen Gründen geschehn kann. Obgleich hier die absolute Größe der Zufuhr dieselbe geblieben, hat ihre relative Größe, ihre Größe verglichen mit oder gemessen an dem Bedürfnis, sich verändert. Die Wirkung ist dieselbe wie im ersten Fall, nur in umgekehrter Richtung. Endlich: Wenn Veränderungen auf beiden Seiten stattfinden, aber entweder in entgegengesetzter Richtung, oder wenn in derselben Richtung, nicht in demselben Maß, wenn also in einem Wort doppelseitige Änderungen stattfinden, die aber die frühere Proportion zwischen den beiden Seiten ändern, so muß das Endresultat immer auf einen der zwei oben betrachteten Fälle herauskommen.
Die eigentliche Schwierigkeit bei der allgemeinen Begriffsbestimmung der Nachfrage und Zufuhr ist die, daß sie auf Tautologie hinauszulaufen scheint. Betrachten wir zunächst die Zufuhr, das auf dem Markt befindliche Produkt oder das für ihn geliefert werden kann. Um nicht in hier ganz nutz- <196> lose Details einzugehn, denken wir hier an die Masse der jährlichen Reproduktion in jedem bestimmten Industriezweig und sehn dabei ab von der größern oder geringern Fähigkeit, die verschiedne Waren besitzen, dem Markt entzogen und für die Konsumtion, sage des nächsten Jahres, aufgespeichert zu werden. Diese jährliche Reproduktion drückt zunächst ein bestimmtes Quantum aus, Maß oder Anzahl, je nachdem die Warenmasse als diskrete oder kontinuierliche gemessen wird; es sind nicht nur Gebrauchswerte, die menschliche Bedürfnisse befriedigen, sondern diese Gebrauchswerte befinden sich auf dem Markt in einem gegebnen Umfang. Zweitens aber hat diese Warenmenge einen bestimmten Marktwert, den man ausdrücken kann in einen Multipel des Marktwerts der Ware oder des Warenmaßes, die als Einheiten dienen. Zwischen dem quantitativen Umfang der auf dem Markt befindlichen Waren und ihrem Marktwert existiert daher kein notwendiger Zusammenhang, indem z.B. manche Waren spezifisch hohen Wert haben, andre spezifisch niedrigen Wert, so daß eine gegebne Wertsumme sich in einem sehr großen Quantum der einen und einem sehr geringen Quantum der andren Ware darstellen kann. Zwischen dem Quantum der auf dem Markt befindlichen Artikel und dem Marktwert dieser Artikel findet nur dieser Zusammenhang statt: Auf einer gegebnen Basis der Produktivität der Arbeit erheischt in jeder besondren Produktionssphäre die Herstellung eines bestimmten Quantums Artikel ein bestimmtes Quantum gesellschaftlicher Arbeitszeit, obgleich dies Verhältnis in verschiednen Produktionssphären durchaus verschieden ist und in keinem innern Zusammenhang mit der Nützlichkeit dieser Artikel oder der besondren Natur ihrer Gebrauchswerte steht. Alle andren Umstände gleichgesetzt: Wenn das Quantum a einer Warensorte b Arbeitszeit kostet, so kostet das Quantum na nb Arbeitszeit. Ferner: Soweit die Gesellschaft Bedürfnisse befriedigen, einen Artikel zu diesem Zweck produziert haben will, so muß sie ihn zahlen. In der Tat, da bei der Warenproduktion Teilung der Arbeit vorausgesetzt ist, kauft die Gesellschaft diese Artikel, indem sie auf ihre Produktion einen Teil ihrer disponiblen Arbeitszeit verwendet, kauft sie sie also durch ein bestimmtes Quantum der Arbeitszeit, worüber diese gegebne Gesellschaft verfügen kann. Der Teil der Gesellschaft, dem es durch die Teilung der Arbeit zufällt, seine Arbeit in der Produktion dieser bestimmten Artikel zu verwenden, muß ein Äquivalent erhalten durch gesellschaftliche Arbeit, dargestellt in den Artikeln, die seine Bedürfnisse befriedigen. Aber es existiert kein notwendiger, sondern nur zufälliger Zusammenhang zwischen dem Gesamtquantum der gesellschaftlichen Arbeit, das auf einen gesellschaftlichen Artikel verwandt ist, d.h. zwischen dem <197> aliquoten Teil ihrer Gesamtarbeitskraft, den die Gesellschaft auf die Produktion dieses Artikels verwendet, also zwischen dem Umfang, den die Produktion dieses Artikels in der Gesamtproduktion einnimmt, einerseits, und zwischen dem Umfang andrerseits, worin die Gesellschaft Befriedigung des durch jenen bestimmten Artikel gestillten Bedürfnisses verlangt. Obgleich jeder einzelne Artikel oder jedes bestimmte Quantum einer Warensorte nur die zu seiner Produktion erheischte gesellschaftliche Arbeit enthalten mag und von dieser Seite her betrachtet der Marktwert dieser gesamten Warensorte nur notwendige Arbeit darstellt, so ist doch, wenn die bestimmte Ware in einem das gesellschaftliche Bedürfnis dermalen überschreitendem Maß produziert worden, ein Teil der gesellschaftlichen Arbeitszeit vergeudet, und die Warenmasse repräsentiert dann auf dem Markt ein viel kleineres Quantum gesellschaftlicher Arbeit, als wirklich in ihr enthalten ist. (Nur wo die Produktion unter wirklicher vorherbestimmender Kontrolle der Gesellschaft steht, schafft die Gesellschaft den Zusammenhang zwischen dem Umfang der gesellschaftlichen Arbeitszeit, verwandt auf die Produktion bestimmter Artikel, und dem Umfang des durch diese Artikel zu befriedigenden gesellschaftlichen Bedürfnisses.) Daher müssen diese Waren unter ihrem Marktwert losgeschlagen, ein Teil davon kann selbst ganz unverkäuflich werden. - Umgekehrt, wenn der Umfang der auf die Produktion einer bestimmten Warensorte verwandten gesellschaftlichen Arbeit zu klein für den Umfang des durch das Produkt zu befriedigenden besondren gesellschaftlichen Bedürfnisses. - Entspricht aber der Umfang der gesellschaftlichen Arbeit, die zur Produktion eines bestimmten Artikels verwandt, dem Umfang des zu befriedigenden gesellschaftlichen Bedürfnisses, so daß also die produzierte Masse dem gewöhnlichen Maßstab der Reproduktion bei unveränderter Nachfrage entspricht, so wird die Ware zu ihrem Marktwert verkauft. Der Austausch oder Verkauf der Waren zu ihrem Wert ist das Rationelle, das natürliche Gesetz ihres Gleichgewichts; von ihm ausgehend, sind die Abweichungen zu erklären, nicht umgekehrt aus den Abweichungen das Gesetz selbst.
Sehn wir uns nach der andren Seite um, der Nachfrage.
Waren werden gekauft als Produktionsmittel oder als Lebensmittel - wobei es nichts ändert, daß manche Sorten Waren beiden Zwecken dienen können -, um in die produktive oder individuelle Konsumtion einzugehn. Es findet also Nachfrage für sie statt von den Produzenten (hier Kapitalisten, da unterstellt, daß die Produktionsmittel in Kapital verwandelt sind) und von den Konsumenten. Beides scheint zunächst zu unterstellen auf Seite der Nachfrage ein gegebnes Quantum gesellschaftlicher Bedürfnisse, dem <198> auf der andren Seite bestimmte Quanta gesellschaftlicher Produktion in den verschiednen Produktionszweigen entsprechen. Soll die Baumwollindustrie ihre jährliche Reproduktion auf gegebner Stufenleiter wieder ausführen, so ist dazu das herkömmliche Maß und, mit Betracht auf die jährliche Ausweitung der Reproduktion, infolge von Kapitalakkumulation, bei sonst gleichbleibenden Umständen, ein zusätzliches Quantum von Baumwolle erforderlich. Ebenso mit Bezug auf die Lebensmittel. Die Arbeiterklasse muß wenigstens dasselbe Quantum notwendiger Lebensmittel, obgleich vielleicht mehr oder minder anders verteilt unter die verschiednen Sorten, wieder vorfinden, soll sie in hergebrachter Durchschnittsweise fortleben; und in Anbetracht des jährlichen Wachstums der Bevölkerung ein zusätzliches Quantum; und so, mit mehr oder minder Modifikation, für die andren Klassen.
Es scheint also, daß auf Seite der Nachfrage eine gewisse Größe von bestimmtem gesellschaftlichem Bedürfnis steht, das zu seiner Löschung bestimmte Menge eines Artikels auf dem Markt erheischt. Aber die quantitative Bestimmtheit dieses Bedürfnisses ist durchaus elastisch und schwankend. Seine Fixität ist Schein. Wären die Lebensmittel wohlfeiler oder der Geldlohn höher, so würden die Arbeiter mehr davon kaufen, und es würde sich größres "gesellschaftliches Bedürfnis" für diese Warensorten zeigen, ganz abgesehn von den Paupers etc., deren "Nachfrage" noch unter den engsten Schranken ihres physischen Bedürfnisses steht. Wäre andrerseits z.B. die Baumwolle wohlfeiler, so würde die Nachfrage der Kapitalisten nach Baumwolle wachsen, es würde mehr zuschüssiges Kapital in die Baumwollindustrie geworfen etc. Es muß hierbei überhaupt nicht vergessen werden, daß die Nachfrage für produktive Konsumtion unter unsrer Voraussetzung die Nachfrage des Kapitalisten und daß dessen eigentlicher Zweck die Produktion von Mehrwert ist, so daß er nur zu diesem Behuf eine gewisse Sorte von Waren produziert. Andrerseits hindert dies nicht, daß, so weit er als Käufer z.B. von Baumwolle auf dem Markt steht, er das Bedürfnis für Baumwolle repräsentiert, wie es dem Baumwollverkäufer ja auch gleichgültig ist, ob der Käufer die Baumwolle in Hemdenzeug oder Schießwolle verwandelt oder sich und der Welt die Ohren damit zu verstopfen gedenkt. Allerdings übt dies aber großen Einfluß aus auf die Art, worin er Käufer ist. Sein Bedürfnis für Baumwolle ist wesentlich durch den Umstand modifiziert, daß es in Wirklichkeit nur sein Bedürfnis des Profitmachens verkleidet. - Die Grenzen, worin das auf dem Markt repräsentierte Bedürfnis für Waren - die Nachfrage - quantitativ verschieden ist von dem wirklichen gesellschaftlichen Bedürfnis, ist natürlich für verschiedne <199> Waren sehr verschieden; ich meine die Differenz zwischen dem verlangten Quantum Waren und dem Quantum, das verlangt würde mit andren Geldpreisen der Ware oder andren Geld- resp. Lebensverhältnissen der Käufer.
Es ist nichts leichter, als die Ungleichmäßigkeiten von Nachfrage und Zufuhr einzusehn und die daraus folgende Abweichung der Marktpreise von den Marktwerten. Die eigentliche Schwierigkeit besteht in der Bestimmung dessen, was unter Deckung von Nachfrage und Zufuhr zu verstehn ist.
Nachfrage und Zufuhr decken sich, wenn sie in solchem Verhältnis stehn, daß die Warenmasse eines bestimmten Produktionszweigs zu ihrem Marktwert verkauft werden kann, weder darüber noch darunter. Das ist das erste, was wir hören.
Das zweite: Wenn die Waren zu ihrem Marktwert verkaufbar, decken sich Nachfrage und Zufuhr.
Wenn Nachfrage und Zufuhr sich decken, hören sie auf zu wirken, und eben deswegen wird die Ware zu ihrem Marktwert verkauft. Wenn zwei Kräfte in entgegengesetzter Richtung gleichmäßig wirken, heben sie einander auf, wirken sie gar nicht nach außen, und Erscheinungen, die unter dieser Bedingung vorgehn, müssen anders als durch das Eingreifen dieser beiden Kräfte erklärt werden. Wenn Nachfrage und Zufuhr sich gegenseitig aufheben, hören sie auf, irgend etwas zu erklären, wirken sie nicht auf den Marktwert und lassen uns erst recht im dunkeln darüber, weshalb der Marktwert sich grade in dieser Summe Geld ausdrückt und in keiner andern. Die wirklichen innern Gesetze der kapitalistischen Produktion können offenbar nicht aus der Wechselwirkung von Nachfrage und Zufuhr erklärt werden (ganz abgesehn von tieferer, hier nicht angebrachter Analyse dieser beiden gesellschaftlichen Triebkräfte), da diese Gesetze nur dann rein verwirklicht erscheinen, sobald Nachfrage und Zufuhr aufhören zu wirken, d.h. sich decken. Nachfrage und Zufuhr decken sich in der Tat niemals, oder wenn sie sich einmal decken, so ist es zufällig, also wissenschaftlich = 0 zu setzen, als nicht geschehn zu betrachten. In der politischen Ökonomie wird aber unterstellt, daß sie sich decken, warum? Um die Erscheinungen in ihrer gesetzmäßigen, ihrem Begriff entsprechenden Gestalt zu betrachten, d.h., sie zu betrachten unabhängig von dem durch die Bewegung von Nachfrage und Zufuhr hervorgebrachten Schein. Andrerseits, um die wirkliche Tendenz ihrer Bewegung aufzufinden, gewissermaßen zu fixieren. Denn die Ungleichheiten sind entgegengesetzter Natur, und da sie einander beständig folgen, gleichen sie sich durch ihre entgegengesetzten Richtungen, durch ihren Widerspruch untereinander aus. Wenn also in keinem einzigen <200> gegebnen Fall Nachfrage und Zufuhr sich decken, so folgen sich ihre Ungleichheiten so - und es ist das Resultat der Abweichung in einer Richtung, eine andre Abweichung in einer entgegengesetzten Richtung hervorzurufen -, daß, wenn das Ganze einer größern oder kleinern Zeitperiode betrachtet wird, sich Zufuhr und Nachfrage beständig decken; aber nur als Durchschnitt der verflossenen Bewegung und nur als beständige Bewegung ihres Widerspruchs. Dadurch gleichen sich die von den Marktwerten abweichenden Marktpreise, ihrer Durchschnittszahl nach betrachtet, zu Marktwerten aus, indem sich die Abweichungen von den letztren aufheben als Plus und Minus. Und diese Durchschnittszahl ist keineswegs von bloß theoretischer Wichtigkeit, sondern von praktischer für das Kapital, dessen Anlage auf die Schwankungen und Ausgleichungen in mehr oder minder bestimmter Zeitperiode berechnet ist.
Das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr erklärt daher einerseits nur die Abweichungen der Marktpreise von den Marktwerten und andrerseits die Tendenz zur Aufhebung dieser Abweichung, d.h. zur Aufhebung der Wirkung des Verhältnisses von Nachfrage und Zufuhr. (Die Ausnahmen von Waren, die Preise haben, ohne Wert zu haben, sind hier nicht zu betrachten.) Nachfrage und Zufuhr können die Aufhebung der durch ihre Ungleichheit hervorgebrachten Wirkung in sehr verschiedner Form durchführen. Z.B. fällt die Nachfrage und daher der Marktpreis, so kann das dazu führen, daß Kapital entzogen und so die Zufuhr vermindert wird. Es kann aber auch dazu führen, daß der Marktwert selbst durch Erfindungen, die die notwendige Arbeitszeit verkürzen, erniedrigt und dadurch mit dem Marktpreis ausgeglichen wird. Umgekehrt: Steigt die Nachfrage und damit der Marktpreis über den Marktwert, so kann dies dazu führen, daß diesem Produktionszweig zuviel Kapital zugeführt und die Produktion so gesteigert wird, daß der Marktpreis selbst unter den Marktwert fällt; oder es kann andrerseits zu einer Preissteigerung führen, die die Nachfrage selbst zurücktreibt. Es mag auch in diesem oder jenem Produktionszweig dazu führen, daß der Marktwert selbst für kürzre oder längre Perioden steigt, indem ein Teil der verlangten Produkte während dieser Zeit unter schlechtern Bedingungen produziert werden muß.
Bestimmt Nachfrage und Zufuhr den Marktpreis, so andrerseits der Marktpreis und in weitrer Analyse der Marktwert die Nachfrage und Zufuhr. Bei der Nachfrage ist dies augenscheinlich, da diese sich in umgekehrter Richtung zum Preise bewegt, zunimmt, wenn dieser fällt, und umgekehrt. Aber auch bei der Zufuhr. Denn die Preise der Produktionsmittel, die in die zugeführte Ware eingehn, bestimmen die Nachfrage nach diesen <201> Produktionsmitteln und daher auch die Zufuhr der Waren, deren Zufuhr die Nachfrage nach jenen Produktionsmitteln einschließt. Die Baumwollpreise sind bestimmend für die Zufuhr von Baumwollstoffen.
Zu dieser Konfusion - Bestimmung der Preise durch Nachfrage und Zufuhr und daneben Bestimmung der Nachfrage und Zufuhr durch die Preise - kommt hinzu, daß die Nachfrage die Zufuhr und umgekehrt die Zufuhr die Nachfrage bestimmt, die Produktion den Markt und der Markt die Produktion.(31)
Selbst der ordinäre Ökonom (s. Note) sieht ein, daß ohne einen durch äußere Umstände herbeigeführten Wechsel der Zufuhr oder des Bedarfs <202> das Verhältnis beider wechseln kann infolge eines Wechsels im Marktwert der Waren. Selbst er muß zugeben, daß, welches immer der Marktwert, Nachfrage und Zufuhr sich ausgleichen müssen, um ihn herauszubekommen. D.h., das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr erklärt nicht den Marktwert, sondern dieser umgekehrt erklärt die Schwankungen von Nachfrage und Zufuhr. Der Verfasser der "Observations" fährt nach der in der Note zitierten Stelle fort:
"This proportion (zwischen Nachfrage und Zufuhr), "however, if we still mean by 'demand' and 'natural price', what we meant just now, when referring to Adam Smith, must always be a proportion of equality: for it is only when the supply is equal to the effectual demand, that is, to that demand, which will pay neither more nor less than the natural price, that the natural price is in fact paid; consequently, there may be two very different natural prices, at different times, for the same commodity, and yet the proportion which the supply bears to the demand, be in both cases the same, namely the proportion of equality." <"Dieses Verhältnis (zwischen Nachfrage und Zufuhr) jedoch, wenn wir unter 'Nachfrage' und 'natürlichem Preis' noch das verstehen, was wir bis jetzt mit Bezugnahme auf Adam Smith darunter verstanden, muß immer ein Gleichheitsverhältnis sein, denn nur wenn die Zufuhr gleich ist der effektiven Nachfrage, d.h. jener Nachfrage, die weder mehr noch weniger als den natürlichen Preis zahlen will, wird der natürliche Preis tatsächlich gezahlt; folglich kann es zu den verschiedenen Zeiten zwei sehr verschiedene natürliche Preise für dieselbe Ware geben, und doch kann das Verhältnis, in dem die Zufuhr zur Nachfrage steht, in beiden Fällen dasselbe sein, nämlich das Gleichheitsverhältnis.">
Es wird also zugegeben, daß bei zwei verschiednen natural prices derselben Ware zu verschiedner Zeit Nachfrage und Zufuhr jedesmal sich decken können und decken müssen, soll die Ware beide Male zu ihrem natural price verkauft werden. Da nun beide Male kein Unterschied im Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr ist, wohl aber ein Unterschied in der Größe des natural price selbst, so ist dieser offenbar unabhängig von Nachfrage und Zufuhr bestimmt, und kann also am wenigsten durch diese bestimmt werden.
Damit eine Ware zu ihrem Marktwert verkauft wird, d.h. im Verhältnis zu der in ihr enthaltnen gesellschaftlich notwendigen Arbeit, muß das Gesamtquantum gesellschaftlicher Arbeit, welches auf die Gesamtmasse dieser Warenart verwandt wird, dem Quantum des gesellschaftlichen Bedürfnisses für sie entsprechen, d.h. des zahlungsfähigen gesellschaftlichen Bedürfnisses. Die Konkurrenz, die Schwankungen der Marktpreise, die den Schwankungen des Verhältnisses von Nachfrage und Zufuhr entsprechen, suchen beständig das Gesamtquantum der auf jede Warenart verwandten Arbeit auf dieses Maß zu reduzieren.
<203> In dem Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr der Waren wiederholt sich erstens das Verhältnis von Gebrauchswert und Tauschwert, von Ware und Geld, von Käufer und Verkäufer; zweitens das von Produzent und Konsument, obgleich beide durch dritte Kaufleute vertreten sein mögen. Bei der Betrachtung des Käufers und Verkäufers ist es hinreichend, sie einzeln gegenüberzustellen, um das Verhältnis zu entwickeln. Drei Personen genügen für die vollständige Metamorphose der Ware und daher für das Ganze des Verkaufs und Kaufs. A verwandelt seine Ware in das Geld von B, an den er die Ware verkauft, und er rückverwandelt sein Geld wieder in Ware, die er damit von C kauft; der ganze Prozeß geht zwischen diesen dreien vor. Ferner: Bei Betrachtung des Geldes war angenommen, daß die Waren zu ihrem Wert verkauft werden, weil durchaus kein Grund vorhanden war, von dem Wert abweichende Preise zu betrachten, da es sich nur um die Formveränderungen handelte. welche die Ware bei ihrer Geldwerdung und Rückverwandlung aus Geld in Ware durchläuft. Sobald die Ware überhaupt verkauft und mit dem Erlös eine neue Ware gekauft wird, liegt die ganze Metamorphose vor uns, und es ist für sie, als solche betrachtet, gleichgültig, ob der Preis der Ware unter oder über ihrem Wert steht. Der Wert der Ware als Grundlage bleibt wichtig, weil das Geld nur aus diesem Fundament heraus begrifflich zu entwickeln und der Preis seinem allgemeinen Begriff nach zunächst nur der Wert in Geldform ist. Allerdings wird bei Betrachtung des Geldes als Zirkulationsmittel unterstellt, daß nicht nur eine Metamorphose einer Ware vorgeht. Es wird vielmehr die gesellschaftliche Verschlingung dieser Metamorphosen betrachtet. Nur so kommen wir zum Umlauf des Geldes und zur Entwicklung seiner Funktion als Zirkulationsmittel. Aber so wichtig dieser Zusammenhang für den Übergang des Geldes in die Funktion als Zirkulationsmittel und für seine daraus folgende veränderte Gestalt, so gleichgültig ist er für die Transaktion zwischen den einzelnen Käufern und Verkäufern.
Dagegen bei Zufuhr und Nachfrage ist die Zufuhr gleich der Summe der Verkäufer oder Produzenten einer bestimmten Warenart und die Nachfrage gleich der Summe der Käufer oder Konsumenten (individueller oder produktiver) derselben Warenart. Und zwar wirken die Summen aufeinander als Einheiten, als Aggregatkräfte. Der einzelne wirkt hier nur als Teil einer gesellschaftlichen Macht, als Atom der Masse, und es ist in dieser Form, daß die Konkurrenz den gesellschaftlichen Charakter der Produktion und Konsumtion geltend macht.
Die Seite der Konkurrenz, die momentan die schwächere, ist zugleich die, worin der einzelne unabhängig von der Masse seiner Konkurrenten <204> und oft direkt gegen sie wirkt und grade dadurch die Abhängigkeit des einen von dem andren fühlbar macht, während die stärkre Seite stets mehr oder minder als geschloßne Einheit dem Widerpart gegenübertritt. Ist für diese bestimmte Sorte Waren die Nachfrage größer als die Zufuhr, so überbietet - innerhalb gewisser Grenzen - ein Käufer den andren und verteuert so die Ware für alle über den Marktwert <1. Auflage: Marktpreis>, während auf der andern Seite die Verkäufer gemeinsam zu einem hohen Marktpreis zu verkaufen suchen. Ist umgekehrt die Zufuhr größer als die Nachfrage, so fängt einer an, wohlfeiler loszuschlagen, und die andren müssen folgen, während die Käufer gemeinsam darauf hinarbeiten, den Marktpreis möglichst tief unter den Marktwert herabzudrücken. Die gemeinsame Seite interessiert jeden nur, solange er mehr mit ihr gewinnt als gegen sie. Und die Gemeinsamkeit hört auf, sobald die Seite als solche die schwächere wird, wo dann jeder einzelne auf eigne Hand sich möglichst gut herauszuwinden sucht. Produziert ferner einer wohlfeiler und kann er mehr losschlagen, sich größren Raums vom Markt bemächtigen, indem er unter dem laufenden Marktpreis oder Marktwert verkauft, so tut er es, und so beginnt die Aktion, die nach und nach die andren zwingt, die wohlfeilere Produktionsart einzuführen, und die die gesellschaftlich notwendige Arbeit auf ein neues geringres Maß reduziert. Hat eine Seite die Oberhand, so gewinnt jeder, der ihr angehört; es ist, als hätten sie ein gemeinschaftliches Monopol geltend zu machen. Ist eine Seite die schwächre, so kann jeder für seinen eignen Teil suchen, der Stärkre zu sein (z.B. wer mit weniger Produktionskosten arbeitet) oder wenigstens so gut wie möglich davonzukommen, und hier schert er sich den Teufel um seinen Nebenmann, obgleich sein Wirken nicht nur ihn, sondern auch alle seine Kumpane mit berührt.(32)
Nachfrage und Zufuhr unterstellen die Verwandlung des Werts in Marktwert, und soweit sie auf kapitalistischer Basis vorgehn, soweit die Waren Produkte des Kapitals sind, unterstellen sie kapitalistische Produktionsprozesse, also ganz anders verwickelte Verhältnisse als den bloßen <205> Kauf und Verkauf der Waren. Bei ihnen handelt es sich nicht um die formelle Verwandlung des Werts der Waren in Preis, d.h. um bloße Formveränderung; es handelt sich um die bestimmten quantitativen Abweichungen der Marktpreise von den Marktwerten und weiter von den Produktionspreisen. Bei dem einfachen Kauf und Verkauf genügt es, Warenproduzenten als solche sich gegenüber zu haben. Nachfrage und Zufuhr, bei weitrer Analyse, unterstellen die Existenz der verschiednen Klassen und Klassenabteilungen, welche die Gesamtrevenue der Gesellschaft unter sich verteilen und als Revenue unter sich konsumieren, die also die von der Revenue gebildete Nachfrage bilden; während sie andrerseits, zum Verständnis der durch die Produzenten als solche unter sich gebildeten Nachfrage und Zufuhr, Einsicht in die Gesamtgestaltung des kapitalistischen Produktionsprozesses erheischen.
Bei der kapitalistischen Produktion handelt es sich nicht nur darum, für die in Warenform in die Zirkulation geworfne Wertmasse eine gleiche Wertmasse in andrer Form - sei es des Geldes oder einer andren Ware - herauszuziehn, sondern es handelt sich darum, für das der Produktion vorgeschoßne Kapital denselben Mehrwert oder Profit herauszuziehn wie jedes andre Kapital von derselben Größe, oder pro rata seiner Größe, in welchem Produktionszweig es auch angewandt sei; es handelt sich also darum, wenigstens als Minimum, die Waren zu Preisen zu verkaufen, die den Durchschnittsprofit liefern, d.h. zu Produktionspreisen. Das Kapital kommt sich in dieser Form selbst zum Bewußtsein als eine gesellschaftliche Macht, an der jeder Kapitalist teilhat im Verhältnis seines Anteils am gesellschaftlichen Gesamtkapital.
Erstens ist die kapitalistische Produktion an und für sich gleichgültig gegen den bestimmten Gebrauchswert, überhaupt gegen die Besonderheit der Ware, die sie produziert. In jeder Produktionssphäre kommt es ihr nur darauf an, Mehrwert zu produzieren, im Produkt der Arbeit ein bestimmtes Quantum unbezahlter Arbeit sich anzueignen. Und es liegt ebenso in der Natur der dem Kapital unterworfnen Lohnarbeit, daß sie gleichgültig ist gegen den spezifischen Charakter ihrer Arbeit, sich nach den Bedürfnissen des Kapitals umwandeln und sich von einer Produktionssphäre in die andre werfen lassen muß.
Zweitens ist in der Tat eine Produktionssphäre nun so gut und so schlecht wie die andre; jede wirft denselben Profit ab, und jede würde zwecklos sein, wenn die von ihr produzierte Ware nicht ein gesellschaftliches Bedürfnis irgendeiner Art befriedigt.
Werden die Waren aber zu ihren Werten verkauft, so entstehn, wie ent- <206> wickelt, sehr verschiedne Profitraten in den verschiednen Produktionssphären, je nach der verschiednen organischen Zusammensetzung der darin angelegten Kapitalmassen. Das Kapital entzieht sich aber einer Sphäre mit niedriger Profitrate und wirft sich auf die andre, die höheren Profit abwirft. Durch diese beständige Aus- und Einwandrung, mit einem Wort, durch seine Verteilung zwischen den verschiednen Sphären, je nachdem dort die Profitrate sinkt, hier steigt, bewirkt es solches Verhältnis der Zufuhr zur Nachfrage, daß der Durchschnittsprofit in den verschiednen Produktionssphären derselbe wird und daher die Werte sich in Produktionspreise verwandeln. Diese Ausgleichung gelingt dem Kapital mehr oder minder, je höher die kapitalistische Entwicklung in einer gegebnen nationalen Gesellschaft ist: d.h. je mehr die Zustände des betreffenden Landes der kapitalistischen Produktionsweise angepaßt sind. Mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion entwickeln sich auch ihre Bedingungen, unterwirft sie das Ganze der gesellschaftlichen Voraussetzungen, innerhalb deren der Produktionsprozeß vor sich geht, ihrem spezifischen Charakter und ihren immanenten Gesetzen.
Die beständige Ausgleichung der beständigen Ungleichheiten vollzieht sich um so rascher, 1. je mobiler das Kapital, d.h. je leichter es übertragbar ist von einer Sphäre und von einem Ort zum andern; 2. je rascher die Arbeitskraft von einer Sphäre in die andre und von einem lokalen Produktionspunkt auf den andren werfbar ist. Nr. 1 unterstellt vollständige Handelsfreiheit im Innern der Gesellschaft und Beseitigung aller Monopole außer den natürlichen, nämlich aus der kapitalistischen Produktionsweise selbst entspringenden. Ferner Entwicklung des Kreditsystems, welches die unorganische Masse des disponiblen gesellschaftlichen Kapitals den einzelnen Kapitalisten gegenüber konzentriert; endlich Unterordnung der verschiednen Produktionssphären unter Kapitalisten. Dies letztre ist schon in der Voraussetzung eingeschlossen, wenn angenommen wurde, daß es sich um Verwandlung der Werte in Produktionspreise für alle kapitalistisch ausgebeuteten Produktionssphären handelt; aber diese Ausgleichung selbst stößt auf größre Hindernisse, wenn zahlreiche und massenhafte, nicht kapitalistisch betriebne Produktionssphären (z.B. Ackerbau durch Kleinbauern) sich zwischen die kapitalistischen Betriebe einschieben und mit ihnen verketten. Endlich große Dichtigkeit der Bevölkerung. Nr. 2 setzt voraus Aufhebung aller Gesetze, welche die Arbeiter hindern, aus einer Produktionssphäre in die andre oder aus einem Lokalsitz der Produktion nach irgendeinem andern überzusiedeln. Gleichgültigkeit des Arbeiters gegen den Inhalt seiner Arbeit. Möglichste Reduzierung der Arbeit in allen Produk- <207> tionssphären auf einfache Arbeit. Wegfall aller professionellen Vorurteile bei den Arbeitern. Endlich und namentlich Unterwerfung des Arbeiters unter die kapitalistische Produktionsweise. Weitre Ausführungen hierüber gehören in die Spezialuntersuchung der Konkurrenz.
Aus dem Gesagten ergibt sich, daß jeder einzelne Kapitalist, wie die Gesamtheit aller Kapitalisten jeder besondern Produktionssphäre, in der Exploitation der Gesamtarbeiterklasse durch das Gesamtkapital und in dem Grad dieser Exploitation nicht nur aus allgemeiner Klassensympathie, sondern direkt ökonomisch beteiligt ist, weil, alle andern Umstände, darunter den Wert des vorgeschoßnen konstanten Gesamtkapitals als gegeben vorausgesetzt, die Durchschnittsprofitrate abhängt von dem Exploitationsgrad der Gesamtarbeit durch das Gesamtkapital.
Der Durchschnittsprofit fällt zusammen mit dem Durchschnittsmehrwert, den das Kapital pro 100 erzeugt, und mit Bezug auf den Mehrwert ist das eben Gesagte von vornherein selbstverständlich. Beim Durchschnittsprofit kommt nur hinzu der Wert des vorgeschoßnen Kapitals als eines der Bestimmungsmomente der Profitrate. In der Tat ist das besondre Interesse, das ein Kapitalist oder das Kapital einer bestimmten Produktionssphäre an der Exploitation der direkt von ihm beschäftigten Arbeiter nimmt, darauf beschränkt, daß entweder durch ausnahmsweise Überarbeitung oder aber durch Herabsetzung des Lohns unter den Durchschnitt oder durch ausnahmsweise Produktivität in der angewandten Arbeit ein Extraschnitt, ein über den Durchschnittsprofit übergreifender Profit gemacht werden kann. Hievon abgesehn, wäre ein Kapitalist, der in seiner Produktionssphäre gar kein variables Kapital und darum gar keine Arbeiter anwendete (was in der Tat übertriebne Unterstellung), ganz ebensosehr an der Exploitation der Arbeiterklasse durch das Kapital interessiert und leitete ganz ebensosehr seinen Profit von unbezahlter Mehrarbeit ab, wie etwa ein Kapitalist, der (wieder übertriebne Voraussetzung) nur variables Kapital anwendete, also sein ganzes Kapital in Arbeitslohn auslegte. Der Exploitationsgrad der Arbeit hängt aber bei gegebnem Arbeitstag von der durchschnittlichen Intensität der Arbeit und bei gegebner Intensität von der Länge des Arbeitstags ab. Von dem Exploitationsgrad der Arbeit hängt die Höhe der Mehrwertsrate ab, also bei gegebner Gesamtmasse des variablen Kapitals die Größe des Mehrwerts, damit die Größe des Profits. Das Spezialinteresse, welches das Kapital einer Sphäre, im Unterschied vom Gesamtkapital, an der Ausbeutung der von ihm speziell beschäftigten Arbeiter, hat der einzelne Kapitalist, im Unterschied von seiner Sphäre, an der Ausbeutung der persönlich von ihm ausgebeuteten Arbeiter.
<208> Andrerseits hat jede besondre Sphäre des Kapitals und jeder einzelne Kapitalist dasselbe Interesse an der Produktivität der vom Gesamtkapital angewandten gesellschaftlichen Arbeit. Denn davon hängt zweierlei ab:
Erstens die Masse der Gebrauchswerte, worin sich der Durchschnittsprofit ausdrückt; und dies ist doppelt wichtig, soweit dieser sowohl als Akkumulationsfonds von neuem Kapital wie als Revenuefonds zum Genuß dient. Zweitens die Werthöhe des vorgeschoßnen Gesamtkapitals (konstanten und variablen), die, bei gegebner Größe des Mehrwerts oder Profits der ganzen Kapitalistenklasse, die Profitrate oder den Profit auf ein bestimmtes Quantum Kapital bestimmt. Die besondre Produktivität der Arbeit in einer besondren Sphäre oder in einem besondren Einzelgeschäft dieser Sphäre interessiert nur die direkt dabei beteiligten Kapitalisten, soweit sie die einzelne Sphäre gegenüber dem Gesamtkapital oder den einzelnen Kapitalisten gegenüber seiner Sphäre befähigt, einen Extraprofit zu machen.
Man hat also hier den mathematisch exakten Nachweis, warum die Kapitalisten, sosehr sie in ihrer Konkurrenz untereinander sich als falsche Brüder bewähren, doch einen wahren Freimaurerbund bilden gegenüber der Gesamtheit der Arbeiterklasse.
Der Produktionspreis schließt den Durchschnittsprofit ein. Wir gaben ihm den Namen Produktionspreis; es ist tatsächlich dasselbe, was A. Smith natural price <natürlichen Preis> nennt, Ricardo price of production, cost of production <Produktionspreis, Produktionskosten>, die Physiokraten prix nécessaire <notwendigen Preis> nennen - wobei keiner von ihnen den Unterschied des Produktionspreises vom Wert entwickelt hat -, weil er auf die Dauer Bedingung der Zufuhr, der Reproduktion der Ware jeder besondren Produktionssphäre ist.(33) Man begreift auch, warum dieselben Ökonomen, die sich gegen die Bestimmung des Werts der Waren durch die Arbeitszeit, durch das in ihnen enthaltne Quantum Arbeit sträuben, immer von den Produktionspreisen sprechen als von den Zentren, um die die Marktpreise schwanken. Sie können sich das erlauben, weil der Produktionspreis eine schon ganz veräußerlichte und prima facie begriffslose Form des Warenwerts ist, eine Form, wie sie in der Konkurrenz erscheint, also im Bewußtsein des vulgären Kapitalisten, also auch in dem der Vulgärökonomen vorhanden ist.
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Aus der Entwicklung ergab sich, wie der Marktwert (und alles darüber Gesagte gilt mit den nötigen Einschränkungen für den Produktionspreis) <209> einen Surplusprofit der unter den besten Bedingungen Produzierenden in jeder besondren Produktionssphäre einschließt. Fälle von Krisen und Überproduktion überhaupt ausgenommen, gilt dies von allen Marktpreisen, wie sehr sie auch abweichen mögen von den Marktwerten oder den Marktproduktionspreisen. Im Marktpreis ist nämlich eingeschlossen, daß derselbe Preis für Waren derselben Art bezahlt wird, obgleich diese unter sehr verschiednen individuellen Bedingungen produziert sein und daher sehr verschiedne Kostpreise haben mögen. (Von Surplusprofiten, die Folge von Monopolen im gewöhnlichen Sinn, künstlichen oder natürlichen, sprechen wir hier nicht.)
Ein Surplusprofit kann aber außerdem noch entstehn, wenn gewisse Produktionssphären in der Lage sind, sich der Verwandlung ihrer Warenwerte in Produktionspreise und daher der Reduktion ihrer Profite auf den Durchschnittsprofit zu entziehn. Im Abschnitt über die Grundrente werden wir die weitre Gestaltung dieser beiden Formen des Surplusprofits zu betrachten haben.
Fußnoten
(27) Damals, 1865, noch bloße Ansicht von Marx. Heute, seit der umfangreichen Untersuchung der ursprünglichen Gemeinwesen von Maurer bis auf Morgan, kaum noch irgendwo bestrittene Tatsache. - F. E. <=
(28) K. Marx, "Zur Kritik der pol. Oek.", Berlin 1859.<Siehe Band 13, S. 15-32> <=
(29) K. Marx, Zur Kritik etc. <=
(30) Der Streit zwischen Storch und Ricardo bei Gelegenheit der Grundrente (ein Streit nur der Sache nach: in der Tat nehmen sie beide keine Rücksicht aufeinander), ob der Marktwert (bei ihnen vielmehr der Markt- resp. Produktionspreis) durch die unter den ungünstigsten Bedingungen (Ricardo) oder unter den günstigsten (Storch) produzierten Waren reguliert werde, löst sich also dahin auf, daß beide recht haben und beide unrecht und daß ebenso beide den mittlern Fall ganz außer acht gelassen haben. Vergleiche Corbet über die Fälle, wo der Preis reguliert wird durch die unter den besten Bedingungen produzierten Waren. - "Es bedeutet nicht, er" (Ricardo) "habe behauptet, daß sich zwei einzelne Posten von zwei verschiedenen Artikeln, wie ein Hut und ein Paar Schuhe, gegeneinander austauschen, wenn jene zwei einzelnen Posten mit gleichen Arbeitsmengen hergestellt wurden. Unter 'Ware' müssen wir hier die 'Warengattung' verstehen, nicht einen einzelnen Hut für sich, ein einzelnes Paar Schuhe usw. Die gesamte Arbeit, die alle Hüte in England herstellt, muß zu diesem Zweck als auf alle Hüte verteilt betrachtet werden. Das, scheint mir, ist zuerst und in den allgemeinen Darlegungen dieser Lehre nicht ausgedrückt worden." ("Observations on some verbal disputes in Pol. Econ. etc.", London 1821, p. 53, 54.) <=
(31) Großer Blödsinn der folgende "Scharfsinn": "Wo die Menge der Löhne, des Kapitals und des Bodens, die zur Herstellung einer Ware erforderlich ist, sich gegen früher verändert hat, ist auch das, was Adam Smith ihren natürlichen Preis nennt, verändert, und jener Preis, der vorher ihr natürlicher Preis war, wird mit Hinblick auf diese Veränderung ihr Marktpreis: denn obwohl weder die Zufuhr noch die verlangte Menge gewechselt haben mögen" (beide wechseln hier, gerade weil der Marktwert oder, worum es sich bei A. Smith handelt, der Produktionspreis wechselt infolge eines Wertwechsels), "entspricht jene Zufuhr nicht völlig der Nachfrage jener Personen, die das, was jetzt die Produktionskosten darstellt, zu zahlen fähig und gewillt sind, sondern sie ist entweder größer oder kleiner, so daß das Verhältnis zwischen der Zufuhr und dem, was im Hinblick auf die neuen Produktionskosten die effektive Nachfrage darstellt, verschieden ist von dem früheren. Dann wird eine Änderung in der Zufuhr eintreten - wenn ihr kein Hindernis im Wege steht - und wird schließlich die Ware zu ihrem neuen natürlichen Preis bringen. Es könnte dann manchen Leuten gutdünken zu sagen, daß - da die Ware zu ihrem natürlichen Preis durch eine Änderung in ihrer Zufuhr gelangt - der natürliche Preis ebensosehr einem Verhältnis zwischen Nachfrage und Zufuhr geschuldet ist wie der Marktpreis einem andern; und folglich, daß der natürliche Preis ebenso wie der Marktpreis von dem Verhältnis abhängt, in dem Nachfrage und Zufuhr zueinander stehen. ('Der große Grundsatz von Zufuhr und Nachfrage wurde in Tätigkeit gesetzt, um ebenso das zu bestimmen, was A. Smith natürliche Preise, wie das, was er Marktpreise nennt.' - Malthus.)" ("Observations on certain verbal disputes etc.", London 1821, p. 60, 61.) Der kluge Mann begreift nicht, daß im vorliegenden Fall gerade der Wechsel in cost of production <Produktionskosten>, also auch im Wert, die Änderung in der Nachfrage, also im Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr, hervorgebracht hatte und daß diese Änderung in der Nachfrage eine Änderung in der Zufuhr herbeiführen kann; was gerade das Gegenteil beweisen würde von dem, was unser Denker beweisen will; es würde nämlich beweisen, daß die Änderung in den Produktionskosten keineswegs von dem Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr reguliert ist, sondern im Gegenteil selbst dies Verhältnis reguliert. <=
(32) "Wenn jeder einzelne einer Klasse nie mehr haben könnte als einen gegebenen Anteil oder einen aliquoten Teil von Gewinn und Besitz des Ganzen, so würde er sich bereitwillig vereinigen, um die Gewinne hinaufzutreiben" (das tut er, sobald das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr es erlaubt): "das ist Monopol. Aber wo jeder einzelne denkt, daß er irgendwie die absolute Summe seines eigenen Anteils vergrößern könne, wenn auch durch ein Verfahren, das die Gesamtsumme verringert, wird er es oft tun: das ist Konkurrenz." ("An Inquiry into those principles respecting the nature of demand etc.", London 1821, p. 105.) <=