Vorwort | Inhalt | 2. Kapitel. Die Profitrate

Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 25, "Das Kapital", Bd. III, Erster Abschnitt, S. 33 - 50
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1983

Drittes Buch
Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion

Erster Teil

Erster Abschnitt
Die Verwandlung des Mehrwerts
in Profit und der Rate des Mehrwerts
in Profitrate

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ERSTES KAPITEL
Kostpreis und Profit

<33> Im ersten Buch wurden die Erscheinungen untersucht, die der kapitalistische Produktionsprozeß, für sich genommen, darbietet, als unmittelbarer Produktionsprozeß, bei dem noch von allen sekundären Einwirkungen ihm fremder Umstände abgesehn wurde. Aber dieser unmittelbare Produktionsprozeß erschöpft nicht den Lebenslauf des Kapitals. Er wird in der wirklichen Welt ergänzt durch den Zirkulationsprozeß, und dieser bildete den Gegenstand der Untersuchungen des zweiten Buchs. Hier zeigte sich, namentlich im dritten Abschnitt, bei Betrachtung des Zirkulationsprozesses als der Vermittlung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses, daß der kapitalistische Produktionsprozeß, im ganzen betrachtet, Einheit von Produktions- und Zirkulationsprozeß ist. Worum es sich in diesem dritten Buch handelt, kann nicht sein, allgemeine Reflexionen über diese Einheit anzustellen. Es gilt vielmehr, die konkreten Formen aufzufinden und darzustellen, welche aus dem Bewegungsprozeß des Kapitals, als Ganzes betrachtet, hervorwachsen. In ihrer wirklichen Bewegung treten sich die Kapitale in solchen konkreten Formen gegenüber, für die die Gestalt des Kapitals im unmittelbaren Produktionsprozeß, wie seine Gestalt im Zirkulationsprozeß, nur als besondere Momente erscheinen. Die Gestaltungen des Kapitals, wie wir sie in diesem Buch entwickeln, nähern sich also schrittweis der Form, worin sie auf der Oberfläche der Gesellschaft, in der Aktion der verschiedenen Kapitale aufeinander, der Konkurrenz, und im gewöhnlichen Bewußtsein der Produktionsagenten selbst auftreten.

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<34> Der Wert jeder kapitalistisch produzierten Ware W stellt sich dar in der Formel: W = c + v + m. Ziehn wir von diesem Produktenwert den Mehrwert m ab, so bleibt ein bloßes Äquivalent oder ein Ersatzwert in Ware für den in den Produktionselementen verausgabten Kapitalwert c + v.

Verursacht z.B. die Herstellung eines gewissen Artikels eine Kapitalausgabe von 500 Pfd.St.: 20 Pfd.St. für Verschleiß von Arbeitsmitteln, 380 Pfd.St. für Produktionsstoffe, 100 Pfd.St. für Arbeitskraft, und beträgt die Rate des Mehrwertes 100%, so ist der Wert des Produkts = 400c + 100v + 100m = 600 Pfd.St.

Nach Abzug des Mehrwerts von 100 Pfd.St. bleibt ein Warenwert von 500 Pfd.St., und dieser ersetzt nur das verausgabte Kapital von 500 Pfd.St. Dieser Wertteil der Ware, der den Preis der verzehrten Produktionsmittel und den Preis der angewandten Arbeitskraft ersetzt, ersetzt nur, was die Ware dem Kapitalisten selbst kostet, und bildet daher für ihn den Kostpreis der Ware.

Was die Ware dem Kapitalisten kostet, und was die Produktion der Ware selbst kostet, sind allerdings zwei ganz verschiedne Größen. Der aus Mehrwert bestehende Teil des Warenwerts kostet dem Kapitalisten nichts, eben weil er dem Arbeiter unbezahlte Arbeit kostet. Da jedoch auf Grundlage der kapitalistischen Produktion der Arbeiter selbst, nach seinem Eintritt in den Produktionsprozeß, ein Ingrediens des in Funktion begriffenen und dem Kapitalisten zugehörigen produktiven Kapitals bildet, der Kapitalist also der wirkliche Warenproduzent ist, so erscheint notwendig der Kostpreis der Ware für ihn als die wirkliche Kost der Ware selbst. Nennen wir den Kostpreis k, so verwandelt sich die Formel: W = c + v + m in die Formel: W = k + m, oder Warenwert = Kostpreis + Mehrwert

Die Zusammenfassung der verschiednen Wertteile der Ware, die nur den in ihrer Produktion verausgabten Kapitalwert ersetzen, unter der Kategorie des Kostpreises drückt daher einerseits den spezifischen Charakter der kapitalistischen Produktion aus. Die kapitalistische Kost der Ware mißt sich an der Ausgabe in Kapital, die wirkliche Kost der Ware an der Ausgabe in Arbeit. Der kapitalistische Kostpreis der Ware ist daher quantitativ verschieden von ihrem Wert oder ihrem wirklichen Kostpreis; er ist kleiner als der Warenwert, denn da W = k + m, ist k = W - m. Andrerseits ist der Kostpreis der Ware keineswegs eine Rubrik, die nur in der kapitalistischen Buchführung existiert. Die Verselbständigung dieses Wertteils macht sich in der wirklichen Produktion der Ware fortwährend praktisch geltend, da er aus seiner Warenform durch den Zirkulationsprozeß stets wieder in die Form von produktivem Kapital rückverwandelt werden, <37> der Kostpreis der Ware also beständig die in ihrer Produktion verzehrten Produktionselemente rückkaufen muß.

Dagegen hat die Kategorie des Kostpreises in keiner Weise zu tun mit der Wertbildung der Ware oder mit dem Verwertungsprozeß des Kapitals. Wenn ich weiß, daß 5/6 des Warenwerts, von 600 Pfd.St., oder 500 Pfd.St. nur ein Äquivalent, einen Ersatzwert des verausgabten Kapitals von 500 Pfd.St. bilden, und daher nur hinreichen, die stofflichen Elemente dieses Kapitals rückzukaufen, so weiß ich damit weder, wie diese 5/6 des Werts der Ware, die ihren Kostpreis bilden, noch wie das letzte Sechstel, das ihren Mehrwert bildet, produziert worden sind. Die Untersuchung wird jedoch zeigen, daß der Kostpreis in der Kapitalwirtschaft den falschen Schein einer Kategorie der Wertproduktion selbst erhält.

Kehren wir zu unserm Beispiel zurück. Unterstellen wir, daß der in einem durchschnittlichen gesellschaftlichen Arbeitstag von einem Arbeiter produzierte Wert sich in einer Geldsumme von 6 sh. = 6 M. darstellt, so ist das vorgeschoßne Kapital von 500 Pfd.St. = 400c + 100v, das Wertprodukt von 1.6662/3 zehnstündigen Arbeitstagen, wovon 1.3331/3 Arbeitstage im Wert der Produktionsmittel = 400c, 3331/3 im Wert der Arbeitskraft = 100v kristallisiert sind. Bei der angenommenen Mehrwertrate von 100% kostet die Produktion der neu zu bildenden Ware selbst also eine Verausgabung von Arbeitskraft = 100v + 100m = 6662/3 zehnstündigen Arbeitstagen.

Wir wissen dann (siehe Buch I, Kap. VII, p. 201/193 <Siehe Band 23, S. 226>), daß der Wert des neugebildeten Produkts von 600 Pfd.St. sich zusammensetzt aus 1. dem wiedererscheinenden Wert des in Produktionsmitteln verausgabten konstanten Kapitals von 400 Pfd.St. und 2. einem neuproduzierten Wert von 200 Pfd.St. Der Kostpreis der Ware = 500 Pfd.St. umschließt die wiedererscheinenden 400c und eine Hälfte des neuproduzierten Werts von 200 Pfd.St. (= 100v), also zwei mit Bezug auf ihre Entstehung ganz und gar verschiedne Elemente des Warenwerts.

Durch den zweckgemäßen Charakter der während 6662/3 zehnstündigen Tagen verausgabten Arbeit wird der Wert der verzehrten Produktionsmittel, zum Belauf von 400 Pfd.St., von diesen Produktionsmitteln auf das Produkt übertragen. Dieser alte Wert erscheint daher wieder als Bestandteil des Produktenwerts, aber er entsteht nicht im Produktionsprozeß dieser Ware. Er existiert nur als Bestandteil des Warenwerts, weil er vorher als Bestandteil des vorgeschoßnen Kapitals existierte. Das verausgabte kon- <38> stante Kapital wird also durch den Teil des Warenwerts ersetzt, den es selbst dem Warenwert zusetzt. Dies Element des Kostpreises hat also den zweideutigen Sinn: Es geht einerseits in den Kostpreis der Ware ein, weil es ein Bestandteil des Warenwerts ist, der verausgabtes Kapital ersetzt; und andrerseits bildet es nur einen Bestandteil des Warenwerts, weil es der Wert von verausgabtem Kapital ist, oder weil die Produktionsmittel soundso viel kosten.

Ganz umgekehrt mit dem andern Bestandteil des Kostpreises. Die während der Warenproduktion verausgabten 6662/3 Tage Arbeit bilden einen Neuwert von 200 Pfd.St. Von diesem Neuwert ersetzt ein Teil nur das vorgeschoßne variable Kapital von 100 Pfd.St. oder den Preis der angewandten Arbeitskraft. Aber dieser vorgeschoßne Kapitalwert geht in keiner Weise in die Bildung des Neuwerts ein. Innerhalb des Kapitalvorschusses zählt die Arbeitskraft als Wert, aber im Produktionsprozeß fungiert sie als Wertbildner. An die Stelle des Werts der Arbeitskraft, der innerhalb des Kapitalvorschusses figuriert, tritt im wirklich fungierenden produktiven Kapital die lebendige, wertbildende Arbeitskraft selbst.

Der Unterschied zwischen diesen verschiednen Bestandteilen des Warenwerts, die zusammen den Kostpreis bilden, springt ins Auge, sobald ein Wechsel in der Wertgröße, das eine Mal des verausgabten konstanten, das andre Mal des verausgabten variablen Kapitalteils eintritt. Der Preis derselben Produktionsmittel oder der konstante Kapitalteil steige von 400 Pfd.St. auf 600 Pfd.St., oder sinke umgekehrt auf 200 Pfd.St. Im ersten Fall steigt nicht nur der Kostpreis der Ware von 500 Pfd.St. auf 600c + 100v = 700 Pfd.St., sondern der Warenwert selbst steigt von 600 Pfd.St. auf 600c + 100v + 100m = 800 Pfd.St. Im zweiten Fall sinkt nicht nur der Kostpreis von 500 Pfd.St. auf 200c + 100v = 300 Pfd.St., sondern der Warenwert selbst von 600 Pfd.St. auf 200c + 100v + 100m = 400 Pfd.St. Weil das verausgabte konstante Kapital seinen eignen Wert auf das Produkt überträgt, wächst oder fällt, bei sonst gleichbleibenden Umständen, der Produktenwert mit der absoluten Größe jenes Kapitalwerts. Nimm umgekehrt an, bei sonst gleichbleibenden Umständen wachse der Preis derselben Masse Arbeitskraft von 100 Pfd.St. auf 150 Pfd.St., oder sinke umgekehrt auf 50 Pfd.St. Im ersten Fall steigt zwar der Kostpreis von 500 Pfd.St. auf 400c + 150v = 550 Pfd.St. und sinkt im zweiten Fall von 500 Pfd.St. auf 400c + 50v = 450 Pfd.St., aber in beiden Fällen bleibt der Warenwert unverändert = 600 Pfd.St.; das eine Mal = 400c + 150v + 50m, das andre Mal = 400c + 50v + 150m. Das vorgeschoßne variable Kapital setzt dem Produkt nicht seinen eignen Wert zu. An die Stelle seines <41> Werts ist vielmehr im Produkt ein von der Arbeit geschaffner Neuwert getreten. Ein Wechsel in der absoluten Wertgröße des variablen Kapitals, soweit er nur einen Wechsel im Preis der Arbeitskraft ausdrückt, ändert daher nicht das geringste an der absoluten Größe des Warenwerts, weil nichts an der absoluten Größe des Neuwerts, welchen flüssige Arbeitskraft schafft. Solcher Wechsel affiziert vielmehr nur das Größenverhältnis der beiden Bestandteile des Neuwerts, wovon der eine Mehrwert bildet, der andre das variable Kapital ersetzt, und daher in den Kostpreis der Ware eingeht.

Gemeinsam haben beide Teile des Kostpreises, in unserm Fall 400c + 100v, nur das: daß sie beide Teile des Warenwerts sind, die vorgeschoßnes Kapital ersetzen.

Dieser wirkliche Sachverhalt erscheint aber notwendig in verkehrter Weise vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion.

Die kapitalistische Produktionsweise unterscheidet sich von der auf Sklaverei gegründeten Produktionsweise unter anderm dadurch, daß der Wert. resp. Preis der Arbeitskraft, sich darstellt als Wert, resp. Preis, der Arbeit selbst oder als Arbeitslohn. (Buch I, Kap. XVII.) Der variable Wertteil des Kapitalvorschusses erscheint daher als in Arbeitslohn verausgabtes Kapital, als ein Kapitalwert, der den Wert, resp. Preis, aller in der Produktion verausgabten Arbeit zahlt. Nehmen wir z.B. an, daß ein durchschnittlicher gesellschaftlicher Arbeitstag von 10 Stunden sich in einer Geldmasse von 6 sh. verkörpert, so ist der variable Kapitalvorschuß von 100 Pfd.St. der Geldausdruck eines in 3331/3 zehnstündigen Arbeitstagen produzierten Werts. Dieser im Kapitalvorschuß figurierende Wert der angekauften Arbeitskraft bildet aber keinen Teil des wirklich fungierenden Kapitals. An seine Stelle tritt im Produktionsprozeß selbst die lebendige Arbeitskraft. Beträgt, wie in unserm Beispiel, der Exploitationsgrad der letztern 100%, so wird sie verausgabt während 6662/3 zehnstündigen Arbeitstagen und setzt daher dem Produkt einen Neuwert von 200 Pfd.St. zu. Aber im Kapitalvorschuß figuriert das variable Kapital von 100 Pfd.St. als in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital, oder als Preis der Arbeit, die während 6662/3 zehnstündigen Tagen verrichtet wird. 100 Pfd.St. dividiert durch 6662/3 gibt uns als Preis des zehnstündigen Arbeitstags 3 sh., das Wertprodukt fünfstündiger Arbeit.

Vergleichen wir nun Kapitalvorschuß auf der einen Seite und Warenwert auf der andern, so haben wir:

  1. Kapitalvorschuß von 500 Pfd.St. = 400 Pfd.St. in Produktionsmitteln verausgabtes Kapital (Preis der Produktionsmittel) + 100 Pfd.St. in <42> Arbeit verausgabtes Kapital (Preis von 6662/3 Arbeitstagen oder Arbeitslohn für selbe).
  2. Warenwert von 600 Pfd.St. = Kostpreis von 500 Pfd.St. (400 Pfd.St. Preis der verausgabten Produktionsmittel + 100 Pfd.St. Preis der verausgabten 6662/3 Arbeitstage) + 100 Pfd.St. Mehrwert.

In dieser Formel unterscheidet sich der in Arbeit ausgelegte Kapitalteil von dem in Produktionsmitteln, z.B. Baumwolle oder Kohlen ausgelegten Kapitalteil nur dadurch, daß er zur Zahlung eines stofflich verschiednen Produktionselements dient, aber in keiner Weise dadurch, daß er im Wertbildungsprozeß der Ware und daher auch im Verwertungsprozeß des Kapitals eine funktionell verschiedne Rolle spielt. Im Kostpreis der Ware kehrt der Preis der Produktionsmittel wieder, wie er bereits im Kapitalvorschuß figurierte, und zwar weil diese Produktionsmittel zweckgemäß vernutzt worden sind. Ganz ebenso kehrt im Kostpreis der Ware der Preis oder Arbeitslohn für die zu ihrer Produktion verbrauchten 6662/3 Arbeitstage wieder, wie er bereits im Kapitalvorschuß figurierte, und zwar ebenfalls weil diese Masse Arbeit in zweckgemäßer Form verausgabt wurde. Wir sehn nur fertige, vorhandne Werte - die Wertteile des vorgeschoßnen Kapitals, die in die Bildung des Produktenwerts eingehn - aber kein Neuwert schaffendes Element. Der Unterschied zwischen konstantem und variablem Kapital ist verschwunden. Der ganze Kostpreis von 500 Pfd.St. erhält jetzt den Doppelsinn, daß er erstens der Bestandteil des Warenwerts von 600 Pfd.St. ist, der das in der Produktion der Ware verausgabte Kapital von 500 Pfd.St. ersetzt; und daß zweitens dieser Wertbestandteil der Ware selbst nur existiert, weil er vorher als Kostpreis der angewandten Produktionselemente, der Produktionsmittel und Arbeit d.h. als Kapitalvorschuß existierte. Der Kapitalwert kehrt als Kostpreis der Ware wieder, weil und sofern er als Kapitalwert verausgabt worden ist.

Der Umstand, daß die verschiednen Wertbestandteile des vorgeschoßnen Kapitals in stofflich verschiednen Produktionselementen ausgelegt sind, in Arbeitsmitteln, Roh- und Hilfsstoffen und Arbeit, bedingt nur, daß der Kostpreis der Ware diese stofflich verschiednen Produktionselemente wieder rückkaufen muß. Mit Bezug auf die Bildung des Kostpreises selbst macht sich dagegen nur ein Unterschied geltend, der Unterschied zwischen fixem und zirkulierendem Kapital. In unserm Beispiel waren 20 Pfd.St. berechnet für Verschleiß der Arbeitsmittel (400c = 20 Pfd.St. für Verschleiß der Arbeitsmittel + 380 Pfd.St. für Produktionsstoffe). War der Wert dieser Arbeitsmittel vor der Produktion der Ware = 1.200 Pfd.St., so existiert er nach ihrer Produktion in zwei Gestalten, 20 Pfd.St. als Teil des Waren- <43> werts, 1.200 - 20 oder 1.180 Pfd.St. als restierender Wert der nach wie vor im Besitz des Kapitalisten befindlichen Arbeitsmittel, oder als Wertelement nicht seines Warenkapitals, sondern seines produktiven Kapitals. Im Gegensatz zu den Arbeitsmitteln werden Produktionsstoffe und Arbeitslohn in der Produktion der Ware ganz verausgabt, und geht daher auch ihr ganzer Wert in den Wert der produzierten Ware ein. Wir haben gesehn, wie diese verschiednen Bestandteile des vorgeschoßnen Kapitals mit Bezug auf den Umschlag die Formen von fixem und zirkulierendem Kapital erhalten.

Der Kapitalvorschuß ist also = 1.680 Pfd.St.: fixes Kapital = 1.200 Pfd.St. plus zirkulierendes Kapital = 480 Pfd.St. (=380 Pfd.St. in Produktionsstoffen plus 100 Pfd.St. in Arbeitslohn).

Der Kostpreis der Ware ist dagegen nur = 500 Pfd.St. (20 Pfd.St. für Verschleiß des fixen Kapitals, 480 Pfd.St. für zirkulierendes Kapital).

Diese Differenz zwischen Kostpreis der Ware und Kapitalvorschuß bestätigt jedoch nur, daß der Kostpreis der Ware ausschließlich gebildet wird durch das für ihre Produktion wirklich verausgabte Kapital.

In der Produktion der Ware werden Arbeitsmitte zum Wert von 1.200 Pfd.St. angewandt, aber von diesem vorgeschoßnen Kapitalwert gehn nur 20 Pfd.St. in der Produktion verloren. Das angewandte fixe Kapital geht daher nur teilweise in den Kostpreis der Ware ein, weil es nur teilweise in ihrer Produktion verausgabt wird. Das angewandte zirkulierende Kapital geht ganz in den Kostpreis der Ware ein, weil es in ihrer Produktion ganz verausgabt wird. Was beweist dies aber, als daß die verbrauchten fixen und zirkulierenden Kapitalteile, pro rata ihrer Wertgröße, gleichmäßig in den Kostpreis ihrer Ware eingehn und daß dieser Wertbestandteil der Ware überhaupt nur aus dem in ihrer Produktion verausgabten Kapital entspringt? Wäre dies nicht der Fall, so wäre nicht abzusehn, warum das vorgeschoßne fixe Kapital von 1.200 Pfd.St. dem Produktenwert, statt der 20 Pfd.St., die es im Produktionsprozeß verliert, nicht auch die 1.180 Pfd.St. zusetzt, die es nicht in ihm verliert.

Diese Differenz zwischen fixem und zirkulierendem Kapital in bezug auf die Berechnung des Kostpreises bestätigt also nur die scheinbare Entstehung des Kostpreises aus dem verausgabten Kapitalwert oder dem Preis, den die verausgabten Produktionselemente, die Arbeit einbegriffen, dem Kapitalisten selbst kosten. Andrerseits wird der variable, in Arbeitskraft ausgelegte Kapitalteil in bezug auf Wertbildung hier unter der Rubrik von zirkulierendem Kapital ausdrücklich identifiziert mit konstantem Kapital <44> (dem in Produktionsstoffen bestehenden Kapitalteil) und so die Mystifikation des Verwertungsprozesses des Kapitals vollendet.(1)

Wir haben bisher nur ein Element des Warenwerts betrachtet, den Kostpreis. Wir müssen uns jetzt auch nach dem andern Bestandteil des Warenwerts umsehn, dem Überschuß über den Kostpreis oder dem Mehrwert. Zunächst ist der Mehrwert also ein Überschuß des Werts der Ware über ihren Kostpreis. Da aber der Kostpreis gleich dem Wert des verausgabten Kapitals, in dessen stoffliche Elemente er auch beständig rückverwandelt wird, so ist dieser Wertüberschuß ein Wertzuwachs des in der Produktion der Ware verausgabten und aus ihrer Zirkulation zurückkehrenden Kapitals.

Man sah bereits früher, daß, obgleich m, der Mehrwert, nur aus einer Wertveränderung von v, dem variablen Kapital entspringt und daher ursprünglich bloß ein Inkrement des variablen Kapitals ist, er dennoch nach beendigtem Produktionsprozeß ebensosehr einen Wertzuwachs von c + v, dem verausgabten Gesamtkapital bildet. Die Formel c + (v + m), die andeutet, daß m produziert wird durch die Verwandlung des in Arbeitskraft vorgeschoßnen bestimmten Kapitalwerts v in eine fließende Größe, also einer konstanten Größe in eine variable, stellt sich ebenso dar als (c + v) + m. Vor der Produktion hatten wir ein Kapital von 500 Pfd.St. Nach der Produktion haben wir das Kapital von 500 Pfd.St. plus einem Wertzuwachs von 100 Pfd.St.(2)

Der Mehrwert bildet jedoch einen Zuwachs, nicht nur zu dem in den Verwertungsprozeß eingehenden Teil des vorgeschoßnen Kapitals; also einen Wertzuwachs, nicht nur zu dem verausgabten Kapital, das aus dem Kostpreis der Ware ersetzt wird, sondern zu dem in der Produktion überhaupt angewandten Kapital. Vor dem Produktionsprozeß hatten wir einen Kapitalwert von 1.680 Pfd.St.: 1.200 Pfd.St. in Arbeitsmitteln ausgelegtes fixes Kapital, wovon nur <45> 20 Pfd.St. für Verschleiß in den Wert der Ware eingehn, plus 480 Pfd.St. zirkulierendes Kapital in Produktionsstoffen und Arbeitslohn. Nach dem Produktionsprozeß haben wir 1.180 Pfd.St. als Wertbestandteil des produktiven Kapitals plus einem Warenkapital von 600 Pfd.St. Addieren wir diese beiden Wertsummen, so besitzt der Kapitalist jetzt einen Wert von 1.780 Pfd.St. Zieht er davon das vorgeschoßne Gesamtkapital von 1.680 Pfd.St. ab, so bleibt ein Wertzuwachs von 100 Pfd.St. Die 100 Pfd.St. Mehrwert bilden also ebensosehr einen Wertzuwachs zu dem angewandten Kapital von 1.680 Pfd.St., wie zu dem während der Produktion verausgabten Bruchstück desselben von 500 Pfd.St.

Es ist dem Kapitalisten nun klar, daß dieser Wertzuwachs aus den produktiven Vorgängen entspringt, die mit dem Kapital vorgenommen werden, daß er also aus dem Kapital selbst entspringt; denn nach dem Produktionsprozeß ist er da, und vor dem Produktionsprozeß war er nicht da. Was zunächst das in der Produktion verausgabte Kapital betrifft, so scheint der Mehrwert gleichmäßig aus dessen verschiednen, in Produktionsmitteln und Arbeit bestehenden Wertelementen zu entspringen. Denn diese Elemente gehn gleichmäßig in die Bildung des Kostpreises ein. Sie setzen gleichmäßig ihre als Kapitalvorschüsse vorhandnen Werte dem Produktenwert zu und unterscheiden sich nicht als konstante und variable Wertgrößen. Dies wird handgreiflich, wenn wir einen Augenblick unterstellen alles verausgabte Kapital bestehe entweder ausschließlich aus Arbeitslohn oder ausschließlich aus dem Wert von Produktionsmitteln. Wir hätten dann im ersten Fall statt des Warenwerts 400v + 100v + 100m den Warenwert 500v + 100m. Das in Arbeitslohn ausgelegte Kapital von 500 Pfd.St. ist der Wert aller in der Produktion des Warenwerts von 600 Pfd.St. aufgewandten Arbeit und bildet ebendaher den Kostpreis des ganzen Produkts. Die Bildung dieses Kostpreises, wodurch der Wert des verausgabten Kapitals als Wertbestandteil des Produkts wiedererscheint, ist aber der einzige uns bekannte Vorgang in der Bildung dieses Warenwerts. Wie sein Mehrwertsbestandteil von 100 Pfd.St. entspringt, wissen wir nicht. Ganz ebenso im zweiten Fall, wo der Warenwert = 500c + 100m wäre. In beiden Fällen wissen wir, daß der Mehrwert aus einem gegebnen Wert entspringt, weil dieser Wert in der Form von produktivem Kapital vorgeschossen wurde, gleichgültig ob in der Form von Arbeit oder in der Form von Produktionsmitteln. Andrerseits aber kann der vorgeschoßne Kapitalwert den Mehrwert nicht aus dem Grunde bilden, weil er verausgabt worden ist, und daher den Kostpreis der Ware bildet. Denn gerade soweit er den Kostpreis der Ware bildet, bildet er keinen Mehrwert, sondern nur ein Äquivalent, einen Ersatzwert des ver- <46> ausgabten Kapitals. Soweit er also Mehrwert bildet, bildet er ihn nicht in seiner spezifischen Eigenschaft als verausgabtes, sondern als vorgeschoßnes und daher angewandtes Kapital überhaupt. Der Mehrwert entspringt daher ebensosehr aus dem Teil des vorgeschoßnen Kapitals, der in den Kostpreis der Ware eingeht, wie aus dem Teil desselben, der nicht in den Kostpreis eingeht; in einem Wort: gleichmäßig aus den fixen und zirkulierenden Bestandteilen des angewandten Kapitals. Das Gesamtkapital dient stofflich als Produktbildner, die Arbeitsmittel sowohl wie die Produktionsstoffe und die Arbeit. Das Gesamtkapital geht stofflich in den wirklichen Arbeitsprozeß ein, wenn auch nur ein Teil desselben in den Verwertungsprozeß eingeht. Dies ist vielleicht eben der Grund, daß es nur teilweis zur Bildung des Kostpreises, aber ganz zur Bildung des Mehrwerts beiträgt. Wie dem auch sei, das Fazit bleibt, daß der Mehrwert gleichzeitig aus allen Teilen des angewandten Kapitals entspringt. Die Deduktion kann noch sehr abgekürzt werden, wenn man mit Malthus ebenso derb wie einfach sagt:

"Der Kapitalist erwartet gleichen Vorteil auf alle Teile des Kapitals, die er vorstreckt."(3)

Als solcher vorgestellter Abkömmling des vorgeschoßnen Gesamtkapitals erhält der Mehrwert die verwandelte Form des Profits. Eine Wertsumme ist daher Kapital, weil sie ausgelegt wird, um einen Profit zu erzeugen (4), oder der Profit kommt heraus, weil eine Wertsumme als Kapital angewandt wird. Nennen wir den Profit p, so verwandelt sich die Formel W = c + v + m = k + m in die Formel W = k + p oder Warenwert = Kostpreis + Profit.

Der Profit, wie wir ihn hier zunächst vor uns haben, ist also dasselbe, was der Mehrwert ist, nur in einer mystifizierten Form, die jedoch mit Notwendigkeit aus der kapitalistischen Produktionsweise herauswächst. Weil in der scheinbaren Bildung des Kostpreises kein Unterschied zwischen konstantem und variablem Kapital zu erkennen ist, muß der Ursprung der Wertveränderung, die während des Produktionsprozesses sich ereignet, von dem variablen Kapitalteil in das Gesamtkapital verlegt werden. Weil auf dem einen Pol der Preis der Arbeitskraft in der verwandelten Form von Arbeitslohn, erscheint auf dem Gegenpol der Mehrwert in der verwandelten Form von Profit.

<47> Wir haben gesehn: Der Kostpreis der Ware ist kleiner als ihr Wert. Da W = k + m, ist k = W - m. Die Formel W = k + m reduziert sich nur auf W = k, Warenwert = Kostpreis der Ware, wenn m = 0, ein Fall, der auf Grundlage der kapitalistischen Produktion niemals eintritt, obgleich unter besondren Marktkonjunkturen der Verkaufspreis der Waren auf oder selbst unter ihren Kostpreis sinken mag.

Wird die Ware daher zu ihrem Wert verkauft, so wird ein Profit realisiert, der gleich dem Überschuß ihres Werts über ihren Kostpreis ist, also gleich dem ganzen im Warenwert steckenden Mehrwert. Aber der Kapitalist kann die Ware mit Profit verkaufen, obgleich er sie unter ihrem Wert verkauft. Solange ihr Verkaufspreis über ihrem Kostpreis, wenn auch unter ihrem Wert steht, wird stets ein Teil des in ihr enthaltenen Mehrwerts realisiert, also stets ein Profit gemacht. In unserm Beispiel ist der Warenwert = 600 Pfd.St., der Kostpreis = 500 Pfd.St. Wird die Ware zu 510, 520, 530, 560, 590 Pfd.St. verkauft, so wird sie respektive zu 90, 80, 70, 40, 10 Pfd.St. unter ihrem Wert verkauft und dennoch ein Profit von je 10, 20, 30, 60, 90 Pfd.St. aus ihrem Verkauf herausgeschlagen. Zwischen dem Wert der Ware und ihrem Kostpreis ist offenbar eine unbestimmte Reihe von Verkaufspreisen möglich. Je größer das aus Mehrwert bestehende Element des Warenwerts, desto größer der praktische Spielraum dieser Zwischenpreise.

Hieraus erklären sich nicht nur alltägliche Erscheinungen der Konkurrenz, wie z.B. gewisse Fälle des Unterverkaufs (underselling), anormale Niedrigkeit der Warenpreise in bestimmten Industriezweigen (5) etc. Das bisher von der politischen Ökonomie unbegriffne Grundgesetz der kapitalistischen Konkurrenz, das Gesetz, welches die allgemeine Profitrate und die durch sie bestimmten sog. Produktionspreise regelt, beruht, wie man später sehn wird, auf dieser Differenz zwischen Wert und Kostpreis der Ware und der daher entspringenden Möglichkeit, die Ware mit Profit unter ihrem Wert zu verkaufen.

Die Minimalgrenze des Verkaufspreises der Ware ist gegeben durch ihren Kostpreis. Wird sie unter ihrem Kostpreis verkauft, so können die verausgabten Bestandteile des produktiven Kapitals nicht völlig aus dem Verkaufspreis ersetzt werden. Dauert dieser Prozeß fort, so verschwindet der vorgeschoßne Kapitalwert. Schon von diesem Gesichtspunkt aus ist der Kapitalist geneigt, den Kostpreis für den eigentlichen inneren Wert der <48> Ware zu halten, weil er der zur bloßen Erhaltung seines Kapitals notwendige Preis ist. Es kommt aber hinzu, daß der Kostpreis der Ware der Kaufpreis ist, den der Kapitalist selbst für ihre Produktion gezahlt hat, also der durch ihren Produktionsprozeß selbst bestimmte Kaufpreis. Der beim Verkauf der Ware realisierte Wertüberschuß oder Mehrwert erscheint dem Kapitalisten daher als Überschuß ihres Verkaufspreises über ihren Wert, statt als Überschuß ihres Werts über ihren Kostpreis, so daß der in der Ware steckende Mehrwert sich nicht durch ihren Verkauf realisiert, sondern aus dem Verkauf selbst entspringt. Wir haben diese Illusion bereits näher beleuchtet in Buch I, Kap. IV, 2 (Widersprüche der allgemeinen Formel des Kapitals), kehren hier aber einen Augenblick zu der Form zurück, worin sie als Fortschritt der politischen Ökonomie über Ricardo hinaus von Torrens u.a. wieder geltend gemacht wurde.

"Der natürliche Preis, der aus der Produktionskost besteht oder in andren Worten aus der Kapitalauslage in der Produktion oder Fabrikation von Ware, kann unmöglich den Profit einschließen ... Wenn ein Pächter im Anbau seiner Felder 100 Quarter Korn auslegt und dafür 120 Quarters wiedererhält, bilden die 20 Quarter, als Überschuß des Produkts über die Auslage, seinen Profit; aber es wäre absurd, diesen Überschuß oder Profit einen Teil seiner Auslage zu nennen ... Der Fabrikant legt eine gewisse Quantität von Rohstoffen, Werkzeugen und Subsistenzmitteln für Arbeit aus, und erhält dagegen eine Quantität fertiger Ware. Diese fertige Ware muß einen höhern Tauschwert besitzen als die Rohstoffe, Werkzeuge und Subsistenzmittel, durch deren Vorschuß sie erworben wurden."

Daher schließt Torrens, der Überschuß des Verkaufspreises über den Kostpreis oder der Profit entspringe daher, daß die Konsumenten

"durch unmittelbaren oder vermittelten (circuitous) Austausch eine gewisse größre Portion aller Ingredienzien des Kapitals geben, als deren Produktion kostet"(6).

In der Tat, der Überschuß über eine gegebne Größe kann keinen Teil dieser Größe bilden, also kann auch der Profit, der Überschuß des Warenwerts über die Auslagen des Kapitalisten, keinen Teil dieser Auslagen bilden. Geht also in die Wertbildung der Ware kein andres Element ein als der Wertvorschuß des Kapitalisten, so ist nicht abzusehn, wie aus der Produktion mehr Wert herauskommen soll als in sie einging, oder es werde etwas aus Nichts. Dieser Schöpfung aus Nichts entrinnt Torrens jedoch nur, indem er sie aus der Sphäre der Warenproduktion in die Sphäre der Warenzirkulation verlegt. Der Profit kann nicht aus der Produktion herkommen, sagt Torrens, denn sonst wäre er schon in den Kosten der Produk- <49> tion enthalten, also kein Überschuß über diese Kosten. Der Profit kann nicht aus dem Warenaustausch herkommen, antwortet ihm Ramsay, wenn er nicht bereits vor dem Warenaustausch vorhanden war. Die Wertsumme der ausgetauschten Produkte ändert sich offenbar nicht durch den Austausch der Produkte, deren Wertsumme sie ist. Sie bleibt dieselbe nach wie vor dem Austausch. Es sei hier bemerkt, daß Malthus sich ausdrücklich auf die Autorität von Torrens beruft (7), obgleich er selbst den Verkauf der Waren über ihren Wert anders entwickelt oder vielmehr nicht entwickelt, da alle Argumente dieser Art, der Sache nach, unfehlbar auf das seinerzeit vielberühmte negative Gewicht des Phlogiston hinauslaufen.

Innerhalb eines durch die kapitalistische Produktion beherrschten Gesellschaftszustandes ist auch der nichtkapitalistische Produzent durch die kapitalistischen Vorstellungen beherrscht. In seinem letzten Roman, den "Paysans", stellt Balzac, überhaupt ausgezeichnet durch tiefe Auffassung der realen Verhältnisse, treffend dar, wie der kleine Bauer, um das Wohlwollen seines Wucherers zu bewahren, diesem allerlei Arbeiten umsonst leistet und ihm damit nichts zu schenken glaubt, weil seine eigne Arbeit ihm selbst keine bare Auslage kostet. Der Wucherer seinerseits schlägt so zwei Fliegen mit einer Klappe. Er erspart bare Auslage von Arbeitslohn und verstrickt den Bauer, den die Entziehung der Arbeit vom eignen Feld fortschreitend ruiniert, tiefer und tiefer in das Fangnetz der Wucherspinne.

Die gedankenlose Vorstellung, daß der Kostpreis der Ware ihren wirklichen Wert ausmacht, der Mehrwert aber aus dem Verkauf der Ware über ihren Wert entspringt, daß die Waren also zu ihren Werten verkauft werden, wenn ihr Verkaufspreis gleich ihrem Kostpreis, d.h. gleich dem Preis der in ihnen aufgezehrten Produktionsmittel plus Arbeitslohn, ist von Proudhon mit gewohnter, sich wissenschaftlich spreizender Scharlatanerie als neuentdecktes Geheimnis des Sozialismus ausposaunt worden. Diese Reduktion des Werts der Waren auf ihren Kostpreis bildet in der Tat die Grundlage seiner Volksbank. Es ward früher auseinandergesetzt, daß sich die verschiednen Wertbestandteile des Produkts in proportionellen Teilen des Produkts selbst darstellen lassen. Beträgt z.B. (Buch I, Kap. VII, 2, S. 211/ 203 <Siehe Band 23, S. 234/235>) der Wert von 20 Pfund Garn 30 sh. - nämlich 24 sh. Produktionsmittel, 3 sh. Arbeitskraft und 3 sh. Mehrwert so ist dieser Mehrwert darstellbar in 1/10 des Produkts = 2 Pfund Garn. Werden die 20 Pfund Garn <50> nun zu ihrem Kostpreis verkauft, zu 27 sh., so erhält der Käufer 2 Pfund Garn umsonst, oder die Ware ist um 1/10 unter ihrem Wert verkauft; aber der Arbeiter hat nach wie vor seine Mehrarbeit geleistet, nur für den Käufer des Garns, statt für den kapitalistischen Garnproduzenten. Es wäre durchaus falsch, vorauszusetzen, daß, wenn alle Waren zu ihren Kostpreisen verkauft würden, das Resultat tatsächlich dasselbe wäre, als wenn sie sich alle über ihren Kostpreisen, aber zu ihren Werten verkauften. Denn selbst wenn Wert der Arbeitskraft, Länge des Arbeitstags und Exploitationsgrad der Arbeit überall gleichgesetzt werden, so sind doch die in den Werten der verschiednen Warenarten enthaltnen Massen von Mehrwert durchaus ungleich, je nach der verschiednen organischen Zusammensetzung der zu ihrer Produktion vorgeschoßnen Kapitale.(8)


(1) Welche Verwirrung hieraus im Kopf des Ökonomen entstehn kann, wurde Buch I, Kap. VII, 3, S.216/206 ff. <Siehe Band 23, S. 237-243>, am Beispiel von N. W. Senior gezeigt. <=

(2) "Wir wissen in der Tat bereits, daß der Mehrwert bloß Folge der Wertveränderung ist, die mit v, dem in Arbeitskraft umgesetzten Kapitalteil, vorgeht, daß also v + m = v + D v (v plus Inkrement von v) ist. Aber die wirkliche Wertveränderung und das Verhältnis, worin sich der Wert ändert, werden dadurch verdunkelt, daß infolge des Wachstums seines variierenden Bestandteils auch das vorgeschoßne Gesamtkapital wächst. Es war 500 und es wird 590." (Buch I, Kap. VII, 1, S. 203/195 <Siehe Band 23, S. 228>.) <=

(3) Malthus, "Principles of Pol. Econ.", 2nd edit., London 1836, p. 268. <=

(4) "Capital: that which is expended with a view to profit." Malthus. "Definitions in Pol. Econ.", London 1827, p. 86. <=

(5) Vgl. Buch I, Kap. XVIII, p. 571/561 ff. <Siehe Band 23, S.571-573> <=

(6) R. Torrens, "An Essay on the Production of Wealth", London 1821, p. 51-53, 349. <=

(7) Malthus, "Definitions in Pol. Econ.", London 1853, p. 70, 71. <=

(8) "Die von verschiednen Kapitalen produzierten Massen von Wert und Mehrwert verhalten sich bei gegebnem Wert und gleich großem Exploitationsgrad der Arbeitskraft direkt wie die Größen der variablen Bestandteile dieser Kapitale, d.h. ihrer in lebendige Arbeitskraft umgesetzten Bestandteile." (Buch I, Kap. IX, S. 312/303 <Siehe Band 23, S.325>.) <=