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Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 18, 5. Auflage 1973, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1962, Berlin/DDR. S. 589-596.

1. Korrektur.
Erstellt am 04.03.1999

Friedrich Engels

[Varia über Deutschland]

Geschrieben Ende 1873/Anfang 1874.
Nach der Handschrift.


1. Einleitung 1500-1789

|589| 1. Deutschland mehr und mehr zersplittert und das Zentrum geschwächt Ende 15. Jahrhunderts, wo Frankreich und England schon mehr oder weniger zentralisiert und die Nation sich bildet. Dies in Deutschland unmöglich, weil 1. der Feudalismus später entwickelt als bei den durch die Eroberung gegangenen Ländern; 2. Deutschland französische und slawische Bestandteile hatte und Italien als ihm gehörig und Rom als Zentrum ansah - also kein nationaler Komplex; 3. weil, und dies ist Hauptsache, die einzelnen Provinzen und Provinzgruppen noch vollständig isoliert voneinander, kein Verkehr etc. (s. Bauernkrieg). Die Hansa, rheinischer Städtebund und schwäbischer Städtebund vertraten natürliche, aber getrennte Gruppen.

Ad I, 1. Spanien, Frankreich, England Ende 15. Jahrhunderts in konstit[uierte] Nation[al-] Staaten zusammengewachsen. Diese Konsolidierung epochemachend fürs 15. Jahrhundert. (Spanien - Verein[igung] der katalonischen und kastilischen Nation[alitäten], Portugal, das iber[ische] Holland, hatte sich durch seine Schiffahrt die Berechtigung zu besondrer Existenz erworben, Frankreich - durch die Dynastie-Hausmacht, die allmählich die Nation absorbierte. England - {England erst soweit, nachdem es seine quichotischen Eroberungspläne in Frankreich - den deutschen Römerzügen ähnlich - hatte aufgeben müssen, an denen es verblutet wäre wie Deutschland an den seinigen} durch die Rosenkriege, die den hohen Adel vernichtet.) Deutschland wäre trotz der ökonomischen Zusammenhangslosigkeit doch zentralisiert, und früher schon (z.B. unter den Ottonen), wenn nicht 1. die römische Kaiserwürde mit dem Weltherrschaftsanspruch die Konstituierung eines Nationalstaats ausgeschlossen und die Kräfte in den italienischen Eroberungszügen verschleudert (Nachwirkung in Östreich |590| bis 1866!) wobei die deutschen Interessen stets verraten, und 2. das |hier folgt in der Handschrift ein nicht zu entzifferndes Wort| ... Wahlkaisertum, das nie ein Aufgehn der Nation in die kaiserliche Hausmacht zuließ, sondern stets - und besonders im entscheidenden 15. Jahrhundert - die Dynastien wechselte, sobald ihre Hausmacht den Fürsten zu groß wurde. - Auch in Frankreich und Spanien bestand ökonomische Zersplitterung, d[ur]ch die Gewalt überwunden.

Der "Kulturkampf" zwischen Kaiser und Papst im Mittelalter zersplitterte Deutschland und Italien (wo der Papst Hindernis der nationalen Einheit und zugleich oft scheinbar ihr Vertreter, aber doch so, daß z.B. Dante im fremden Kaiser den Retter Italiens sah), und 1500 hatte der Papst als Mittelfürst sich schon quer durch Italien gelegt und die Einheit materiell unmöglich gemacht.

2. Dennoch wäre Deutschland durch die naturgemäße Entwicklung des Handels und durch Germanisierung der Slawen und durch Verlust der französischen Provinzen und Italiens zusammengewachsen, weil der Weg des Welthandels durch Deutschland ging, wenn nicht jetzt 2 entscheidende Ereignisse einträten:

a) Das deutsche Bürgertum machte seine Revolution - die zeitgemäß in religiöser Form erschien -, die Reformation. Aber wie lausig! Ohne Reichsritterschaft und Bauern nicht durchzuführen; aber alle 3 Stände verhindert durch widersprechende Interessen: Ritter oft Räuber der Städte (s. Mangold von Eberstein) und Bedrücker der Bauern, und Städte ebenso Bauernschinder (Ulmer Rat und Bauern!); Reichsritter zuerst erheben sich, werden von Bürgern im Stich gelassen, gehn unter; Bauern erheben sich, werden von Bürgern direkt bekämpft. Gleichzeitig die bürgerlich-religiöse Revolution so kastriert, daß sie den Fürsten zusagen kann und diese die Leitung in die Hand bekommen. - Spezifisch theologisch-theoretischer Charakter der deutschen Revolution des 16. Jahrhundert. Vorherrschendes Interesse für die Dinge, die nicht von dieser Welt. Die Abstraktion von der miserablen Wirklichkeit - Basis der späteren theoretischen Überlegenheit der Deutschen von Leibniz bis Hegel.

b) Der Welthandelsweg wird Deutschland entzogen und Deutschland in einen isolierten Winkel gedrängt, dadurch die Macht der Bürger gebrochen, d[er] Reformation dito.

c) Resultat, daß |hier folgt in der Handschrift ein nicht zu entzifferndes Wort| ... cuius regio, eius religio |wessen das Land, dessen die Religion|, und daß tatsächlich Deutschland in einen überwiegend protestantischen Norden, überwiegend |591| katholischen, aber stark gemischten Südwesten und ausschließlich katholischen Südosten zerfällt. Hierin schon die Mängel der Entwicklung 1740 bis 1870 (Preußen, Spaltung von Nord und Süd, endlich Kleindeutschland und Östreich). Gegensatz gegen Frankreich. Unterdrückung der Hugenotten (s. "Varia" p. 2).

3. Deutschland, einmal industriell zur Passivität und zum Rückschlag verurteilt, mußte den Einflüssen der politischen Konjunkturen mehr ausgesetzt sein als industriell aktive und fortschr[ittliche] Länder. (Dies allgemein zu entwickeln.) Die Spaltung in 2 Parteien brachte den Bürgerkrieg auf die Tagesordnung; Aufzählung der Kriege bis 1648 - der Bürgerkrieg. Die französische Benutzung der Gelegenheit und Bündnis mit und Bezahlung der protestantischen Fürsten und deutschen Mietstruppen. Kulminiert im Dreißigjährigen Krieg. Dreißigjähriger Krieg - Irländer in Deutschland, Deutsche in Irland 1693 und 1806. Schilderung der Verwüstung. Resultat: ökonomisch, sozial, politisch - Verluste an Frankreich;

Festsetzung von Schweden und Dänemark in Deutschland; Einmischungsrecht der Garantiemächte; totaler Zusammenbruch der Zentralmacht; das Recht auf Empörung gegen den Kaiser, Bürgerkrieg und Landesverrat den deutschen Fürsten von Europa garantiert.

4. 1648-1789.

a) Politischer Zustand. Die deutschen Fürsten beuten den Westfälischen Frieden aus, indem sie sich um die Wette ans Ausland verkaufen, und dies - Frankreich und die Fürsten - beutet die Schwäche Deutschlands aus, sich allmählich alle französischen Besitz[ungen] Deutschlands anzueignen und Elsaß zu arrondieren. Historisches Recht Frankreichs und Geschrei der Teutonen über "Raub". Unveränderlichkeit der Sprachgrenze (s. Menke) seit ca. anno 1000, ausgenommen die linksvogesischen Distrikte. Dies das Allgemeine. Im besondern: Aufkommen einer Konkurrenzmacht gegen Östreich und das Kaisertum im Norden: Preußen. Anfang der Realis[ierung] der Scheidung in N[ord] und S[üd], Kritik der preußischen Geschichte. Fr[iedrich] II. - Rußlands Aufkommen und Fr[iedrichs] II. Unterwerfung unter die russische Politik - durch Preußen die Bürgerkriege jetzt Konkurrenzkriege zwischen Östreich und Preußen.

b) ökonomisches. Bei alledem langsame Erholung von den Folgen des Dreißigjährigen Krieges und Wiederemporkriechen des Bürgertums. Nur durch den Besitz infamer Tugenden dies Wiederaufkommen unter solchem Zustand möglich. Bei alledem der ökonomische Fortschritt nur durch poli- |592| tische Intervention ermöglicht - durch die Infamie der Fürsten und die ihnen vom Ausland gezahlten Gelder. Dies beweist, wie tief Deutschland ökonomisch erniedrigt. Diese Zeit die Quelle des patriarchalischen Regimes. Nach 1648 der Staat wirklich zu sozialen Funktionen berufen und durch Finanznot gezwungen; wo er sie nicht ausübte, Stagnation (d[ie] westf[älischen] Bist[ümer]). Welcher Zustand der Erniedrigung! Und wie lausig die Staatshilfe! Dem Weltmarkte gegenüber rein leidend; nur als Neutrale in großen Weltkriegen was zu verdienen (amerikanischer und Revolutionskrieg bis 1801). Dagegen geg[enüber] d[en] Raubstaaten ohnmächtig. (Dank der Französischen Revolution dieser europäische Schandzustand beseitigt.)

c) Literatur und Sprache total verkommen; die Theologie knöcherne Dogmatik; in andren Wissenschaften Deutschland verkommen, aber doch Lichtblicke; J[akob] Böhme (wieder Vorzeichen der kommenden Philosophen), Kepler, Leibniz - wiedrum Abstraktion vom Bestehenden, Wirklichen. Bach.

d) Zustand Deutschlands 1789. a) Ackerbau - Bauernverhältnisse. Leibeigenschaft, Prügel, Abgaben, b) Industrie - reine Hungerleiderei, wesentlich Handarbeit, aber in England schon der Anfang der großen Industrie und die deutsche, schon ehe sie voll entwickelt, dem Tod geweiht, c) Handel - passiv, d) Soziale Stellung des Bürgers gegenüber Adel und Regierung. e) Politisches Hindernis der Entwicklung: Zersplitterung. Schilderung nach Menke. Zölle, Verhinderung der Flußschiffahrt. Free trade an den inneren Grenzen erzwungen durch die Zerstückelung, Zölle meist städtische Konsumabgaben.

Diese Fürsten, hülflos zum Gut[en], selbst wenn aufgeklärt - wie die Beschützer Schubarts und Karl August -, gingen auch alle mit Vergnügen lieber in den Rheinbund, als einen Krieg ausfechten. Die Invasion 1806 die Probe, wo es ihnen an den Kragen ging. Und dabei jeder dieser 1.000 Fürsten absolut, rohe, ungebildete Lumpen, von denen Zusammenwirken nie zu erwarten, Launen stets in Masse (Schlözer). Soldatenhandel im amerikanischen Krieg. - Doch ihre größte Schandtat war ihre bloße Existenz. Und daneben an der Ostgrenze im Norden Preußen, im Süden Östreich - gierig die Hand nach den Gebieten ausstreckend - die beiden einzigen, die noch hätten retten können, wenn nur einer von beiden dagewesen, deren notwendige Konkurrenz aber so jeden Ausweg unmöglich machte. Die reine Sackgasse, nur von außen konnte Hülfe kommen - die Französische Revo- |593| lution brachte sie. Nur 2 Lebenszeichen: die Kriegstüchtigkeit, die Literatur und Philosophie und die gewissenhafte objektive wissenschaftliche Untersuchung, während in Frankreich schon ab 18. Jahrhundert vorherrsch[end] Parteischr[iften], wenn auch I. Ranges - in Deutschland dies alles Flucht aus der Wirklichkeit in ideale Regionen. "Der Mensch" und Entwicklung der Sprache; 1700 Barbarei, 1750 Less[ing] und Kant, bald Goethe, Sch[iller], Wiel[and], H[er]d[e]r; H[än]d[e]l, Gluck, Mozart.

1789-1815

1. Die deutschen Enklav[en] in Elsaß-Lothringen etc. - schon halb unter französischer Hoheit - schlossen sich der Französischen Revolution an; daher Vorwand zum Krieg. Preußen und Östreich jetzt plötzlich einig. Valmy. Niederlage der Lineartaktik durch Massenartillerie. Fleurus und Jemmapes. Niederlage der östreichischen Kordontaktik? Eroberung des linken Rheinufers. Jubel der Bauern und freisinn[igen] Städte selbst nicht durch einzelne Erpressungen, nicht durch die Blutsteuern Nap[o]l[eons] zu verbannen. Amienser Frieden und R[ei]chsdep[utations]h[au]ptschl[uß] - Auflösung des Reichs. Rheinbund. Wegfegung von Kleinstaaten durch Nap[oleon], leider lange nicht genug. Er stets Revolutionär gegenüber den Fürsten. Wäre weitergegangen, wenn nicht die Kleinfürsten sich so platt vor ihm erniedrigt. 1806 Fehler Nap[oleon]s, nicht Preußen ganz zu vernichten. Ökonomisches über Deutschland unter der Kontinentalsperre. - Das unter der größten Erniedrigung von außen koinzidiert mit der Glanzperiode der Literatur und Philosophie und der Kulmination der Musik in Beethov[en].

[Aus dem zweiten Manuskript]
Varia über Deutschland 1789-1873

...Preußische Armee: hungrig von jeher. Höpfner 1788- 1806. ... |in der Handschritt ist der Anfang des Wortes nicht zu entziffern| verfall unter F[riedrich] W[ilhelm] III. Unterschleife (1. und 9.C[arde-]Art[il-lerie] Komp. Mäntel 1842). Altes Geschirr im Zeughaus. F[riedrich] W[ilhelm] III. auch friedlich wegen der Notwendigkeit, bei jedem Krieg die Ständeberufen zu müssen, 1 .Wendepunkt 1848 - Waldersee und Zündnadelgewehr. 2. Wendepunkt - die Mobilmachung 1852; und endlich der italie- |594| nische Krieg, Armee-Reorganisation, Wegwerfen des Schlendrians. Seit 1864 große Selbstkritik und rein sachliches Verfahren. Trotzdem totales Verkennen des Charakters der preußischen Armee-Organisation. Tragikom[ischer] Konflikt: der Staat muß politische Kriege führen für entfernte Interessen, die nie nationale Begeisterung erregen, und hat dazu eine Armee nötig, die nur zur nationalen Verteidigung und der daraus unmittelbar folgenden Offensive taugt (1814 und 1870). In diesem Konflikt geht der preußische Staat und die preußische Armee kaputt - wahrscheinlich in einem Krieg mit Rußland, der 4 Jahre dauern kann und wo nichts zu holen als Krankheiten und zerschoßne Knochen ...

Deutsche kaufmännische Kolonien im Ausland schon vor 1789, aber erst bedeutend seit 1814 und erst seit 1848 wirklicher Hebel des Hereinziehens von Deutschland in den Welthandel, dann aber enorm wirksam. Allmählicher Anwuchs. Charakter der Kaufmannskolonien bis 1848 - meist ungebildet und sich ihrer Nation schämend. (M[an]ch[este]r-[Kolonie] Englisch in 10 deutschen Dialekten.) Mangelnder Schutz. (Weerths mexikanische Geschichte und seine Erfahrungen von den deutschen Diplomaten in Südamerika überhaupt.) Deutsch Welthandelssprache durch die Kolonien und die Juden in Osteuropa (Details über diese) und durch Hamburgerposten in Skandinavien. Daß im Handel außer des romanischen Europa und allenfalls der Levante Deutsch weiter reicht als Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, kurz als alle Sprachen außer Englisch. Jetzt rasches Vordringen der deutschen Kolonien - vgl. die Angst der Engländer in London selbst ...

Während der Hugenottenkriege der Respekt vor dem die Nation vertretenden Königtum schon so groß, daß nur dem König fremde Allianzen und Hülfstruppen rechtlich und durch öffentliche Meinung gestattet. Die anderen stets Rebellen und Verräter. Dies nie deutlicher als beim Tod H[einrichs] III., wo H[einrich] IV. bloß durch Gewicht des königlichen Namens in Stand gesetzt wird, den schließlichen Sieg zu erringen.

Die schließliche Unterdrückung des Protestantismus in Frankreich kein Pech für Frankreich - teste |bezeugt durch| Bayle, Voltaire und Diderot. Desgleichen wäre diese Erdrückung in Deutschland nicht ein Unglück für Deutschland gewesen, wohl aber für die Welt. Sie hätte Deutschland die katholische Entwicklungsform der romanischen Länder auf gezwungen, und da die englische Entwicklungsform auch halb katholisch und mittelalterlich war (Universitäten etc. Colleges, public schools, alles protestantische Klöster), wäre die |595| ganz protestantisch deutsche Bildungsform (Erziehung zu Hause oder in Privathäusern, freiwohnende und kollegwählende Studenten) weggefallen und die europäische geistige Entwicklung unendlich einförmig geworden. Frankreich und England haben die Vorurteile in der Sache, Deutschland hat die der Form, die Schablone gesprengt. Daher auch teilweise die Formlosigkeit alles Deutschen, bis jetzt noch mit großen Nachteilen verknüpft, wie die Kleinstaaterei, aber für die Entwicklungsfähigkeit der Nation ein enormer Gewinn und erst in der Zukunft volle Früchte tragend, wenn dies selbst einseitiges Stadium überwunden.

Dann: der deutsche Protestantismus die einzige moderne Form des Christentums, die der Kritik, wert. Der Katholizismus schon im 18. Jahrhundert unter der Kritik, Gegenstand der Polemik, (welche Esel also die Altkatholiken!); der englische [Protestantismus] in x Sekten zerfahren, ohne theologische Entwicklung, oder eine, deren jede Stufe sich als Sekte fixierte. Der deutsche allein hat eine Theologie und damit einen Gegenstand der Kritik - der historischen, philologischen und philosophischen. Diese von Deutschland geliefert, ohne den deutschen Protestantismus unmöglich und doch absolut nötig. Eine Religion wie das Christentum wird nicht mit Spott und Invektive allein vernichtet, sie will auch wissenschaftlich überwunden sein, d.h. geschichtlich erklärt, und das bringt auch die Naturwissenschaft nicht fertig.

Holland und Belgien - getrennt von Deutschland durch die Moore zwischen Rhein und Nordsee, durch die Ardennen und Venn im Süden - spielen gegen Deutschland die Rolle Phöniziens gegen Palästina, und auch derselbe Jammer wie in den alten Propheten in Deutschland gang und gäbe.

Flandern von der Teilung von Verdun bis nach 1500 Teil von Frankreich - daher das Festsetzen der französischen Sprache, vermehrt durch den flämischen Handel im Mittelalter, wo die Kaufleute sicher kein Flämisch mit den italienischen etc. Kaufleuten sprachen. Und jetzt verlangen die Teutomanen die Herstellung der flämischen Sprache, die selbst die Holländer nicht für voll anerkennen; die flämische Bewegung der Pfaffen! It is time, daß die Flamander endlich eine Sprache haben statt 2, und das kann nur Französisch sein.

Nach der Entdeckung Amerikas der Ackerbau, Industrie und Handel Deutschlands ein ewiges geduldiges Experimentieren - Ackerbau s. die vielen mißlungnen Versuche bei Langethal; Industrie überall und immer Sachen, die, kaum eingerichtet, wieder vom Weltmarkt verdrängt - größtes |596| Beispiel Leinen, im kleinen z.B. die Wuppertaler Industrie 1820-1860; Handel dito. Dies erst jetzt auf normalen Fuß gesetzt.

Noch 1848 Hauptausfuhrartikel von Deutschland - Menschen, 1. die gewöhnliche Emigration; 2. die Prostitution: In Ostpreußen förmliche Etablissements höheren und niederen Rangs, worin Mädchen zu Huren jeder Gattung und fit for anything |passend für alles| - vom Matrosenbordell bis zur jebildeten Kavaliermaitresse - ausgebildet und unter allerlei falschen Vorwänden ins Ausland geschickt wurden, wo die meisten erst ihr Schicksal erfuhren. Viele der gut Untergebrachten fanden sich dann und schrieben wohl gar der Maquerelle |Kupplerein| zärtliche Dankbriefe, worin ihre Hurenstellung stets verschwiegen, wo sie als Gouvernanten, Gesellschaftsdamen resp. als brillant verheiratet figurierten. Bergenroth war der Ansicht, daß dies alles nicht möglich war, ohne daß die Behörden - for a consideration? |für eine Gegenleistung| - ein Auge zudrückten, auch sei es bei gerichtlichen Untersuchungen stets sehr schwer gewesen, Faßbares in die Hand zu bekommen. Von Petersburg und Stockholm bis Antwerpen wurde die ganze Ost- und Nordseeküste mit Ostpreußinnen versorgt; 3. die Landgänger aus dem hessischen und nassauischen Vogelsberg, die in England als broomgirls auf den Messen herumzogen, ältere auch mit Drehorgeln, besonders aber als hurdy-gurdies nach Amerika verschifft und dort die allertiefste Schicht der Prostitution lieferten; 4. die jungen Kaufleute der Hanse und rheinischen Fabrikstädte, später auch Sachsens und Berlins, und 5. damals schon anfangend, später stark entwickelt, die Chemiker (Liebigsche Schule in Gießen), neben den Huren Hauptexport des Großherzogtums Hessen; Hollandgänger aus Westfalen - jetzt häufig die holländischen Arbeiter in den westfälischen Industriebezirken.


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