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Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 18, 5. Auflage 1973, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1962, Berlin/DDR. S. 347-362.

1. Korrektur.
Erstellt am 04.03.1999


III.
Die Allianz in der Schweiz

|347| Die Allianz ist wie Falstaff, sie weiß, daß Vorsicht der bessere Teil der Tapferkeit ist. Und so hindert der "Teufel im Leibe" die internationalen Brüder durchaus nicht, sich demütig vor der bestehenden Staatsmacht zu beugen, während sie zugleich energisch gegen den Staatsbegriff protestieren; ihre Angriffe richten sie jedoch ausschließlich gegen die Internationale. Zuerst wollten sie sie beherrschen; als dies ihnen mißlang, versuchten sie, sie zu desorganisieren. Wir werden jetzt ihre Tätigkeit in den verschiedenen Ländern darlegen.

Die internationalen Brüder waren nur ein Generalstab zur Disposition; was ihnen fehlte, war eine Armee. Die Internationale schien ihnen zu diesem Zwecke geschaffen und in die Welt gesetzt. Um das Kommando dieser Armee übernehmen zu können, galt es die öffentliche Allianz in sie einzunisten. Befürchtend, daß diese ihrer Würde vergäbe, wenn sie beim Generalrat ihre Zulassung beantragte, und dadurch dessen Befugnisse anerkannt hätte, wandten sie sich wiederholt aber vergeblich an den Belgischen und den Pariser Föderalrat. Die wiederholten Zurückweisungen zwangen die Allianz, am 15. Dezember 1868 beim Generalrat ihre Aufnahme zu beantragen. Sie sandte ihre Statuten und ihr Programm ein, die offen ihre Absicht aussprachen. (Beweisstücke Nr. 2.) Obwohl sich die Allianz als "vollständig in der Internationale aufgegangen" erklärte, beanspruchte sie doch, in deren Schoß eine zweite internationale Körperschaft zu bilden. Neben dem durch die Kongresse gewählten Generalrat der Internationalen gab es da ein selbsternanntes, in Genf tagendes Zentralkomitee der Allianz; neben den Lokalgruppen der Internationalen bestanden die Lokalgruppen der Allianz, die vermittelst ihrer, außerhalb den Nationalbüros der Internationalen funktionierenden Nationalbüros "beim Zentralbüro der Allianz |348| ihre Aufnahme in die Internationale Arbeiter-Assoziation zu beantragen haben". Das Zentralbüro der Allianz maßte sich also das Recht an, in die Internationale aufzunehmen. Neben den Kongressen der Internationalen sollten die Kongresse der Allianz stattfinden, denn "bei den jährlichen Arbeiterkongressen" beanspruchte "die Delegation der Allianz ... ihre öffentlichen Sitzungen in einem besonderen Lokale zu halten".

Am 22. Dezember erklärte der Generalrat (in einem in dem Zirkulär "Les prétendues scissions dans l'Internationale", Seite 7, veröffentlichten Briefe) diese Ansprüche in schlagendem Widerspruch mit den Statuten der Internationalen und wies kurzweg die Aufnahme der Allianz zurück. Einige Monate später wandte sich diese von neuem an den Generalrat und fragte an, ob er ihre Grundsätze anerkenne oder nicht. Im erstem Falle erklärte sie sich bereit, sich in einfache internationale Sektionen aufzulösen. Der Generalrat antwortete hierauf am 9. März 1869 (siehe: "Les prétendues scissions", Seite 8), daß es über seine Amtsbefugnisse hinausgehe, sich über den wissenschaftlichen Wert des Programms der Allianz auszusprechen, und daß, wenn man statt "Gleichmachung der Klassen" "Abschaffung dar Klassen" setzte, der Umwandlung der Sektionen der Allianz in Sektionen der Internationalen kein Hindernis im Wege stehe. Er fügte hinzu: "Wenn die Auflösung der Allianz und der Eintritt der Sektionen in die Internationale endgültig beschlossen wären, so würde es nach unseren Verwaltungsverordnungen notwendig werden, den Generalrat von dem Ort und der Mitglieder zahl jeder neuen Sektion zu unterrichten."

Am 22. Juni 1869 zeigte die Genfer Sektion der Allianz dem Generalrat die erfolgte Auflösung der Internationalen Allianz der sozialistischen Demokratie an, deren sämtliche Sektionen aufgefordert seien, "sich in internationale Sektionen umzuwandeln". Nach dieser ausdrücklichen Erklärung, und im Irrtum gehalten durch einige Unterschriften des Programms, welche voraussetzen ließen, daß die Sektion vom Romanischen Föderalkomitee anerkannt sei, nahm der Generalrat sie auf. Wir müssen hinzufügen, daß keine der angenommenen Bedingungen jemals erfüllt worden ist. Im Gegenteil: die hinter der öffentlichen Allianz verborgene geheime Organisation trat mit diesem Augenblick erst in volle Tätigkeit. Hinter der Genfer internationalen Sektion stand das Zentralbüro der geheimen Allianz, hinter den internationalen Sektionen zu Neapel, Barcelona, Lyon, im Jura die geheimen Sektionen der Allianz. Gestützt auf diese Freimaurerei, deren Existenz nicht einmal geahnt wurde, weder von der Masse der Internationalen, noch |349| von ihren Verwaltungszentren, hoffte Bakunin, auf dem Kongreß zu Basel im September 1869 sich der Leitung der Internationalen zu bemächtigen. Auf diesem Kongreß war die geheime Allianz, dank den von ihr angewandten, nicht gerade loyalen Mitteln, durch mindestens zehn Delegierte vertreten, unter ihnen der bekannte Albert Richard und Bakunin selbst. Sie hatte eine Anzahl Blanko-Mandate mitgebracht, von denen man aus Mangel an zuverlässigen Leuten keinen Gebrauch machen konnte, obwohl man sie Baseler Internationalen anbot. Trotzdem reichte diese Anzahl nicht einmal hin, von dem Kongreß die Abschaffung des Erbrechts sanktionieren zu lassen, diese alte Saint-Simonsche Schrulle, welche Bakunin zum praktischen Ausgangspunkte des Sozialismus machen wollte; noch weniger konnte man dem Kongreß die von Bakunin erstrebte Verlegung des Generalrats von London nach Genf aufzwingen.

Indessen herrschte in Genf offener Krieg zwischen dem durch die fast einmütige Haltung der Genfer Internationalen unterstützten Romanischen Föderalkomitee und der Allianz. Letztere hatte zu Verbündeten in diesem Kampf den von James Guillaume redigierten "Progrès" in Locle und die Genfer "Égalité", die, obwohl offizielles Organ des Romanischen Föderalkomitees, durch ein in der Majorität allianzistisches Komitee redigiert wurde und bei jeder Gelegenheit das Romanische Föderalkomitee angriff. Das große Ziel, die Verlegung des Sitzes des Generalrats nach Genf, nicht aus dem Auge verlierend, eröffnete die Redaktion der "Égalité" einen Feldzug gegen den bestehenden Generalrat und forderte den Pariser "Travail" auf, sie zu unterstützen. Der Generalrat erklärte in seinem Zirkular vom 1. Januar 1870, daß er keine Polemik gegen Journale führe. Inzwischen hatte das Romanische Föderalkomitee bereits die Leute von der Allianz aus der Redaktion der "Égalité" entfernt.

Zu dieser Zeit hatte die Sekte noch nicht ihre Antiautoritäts-Maske vorgenommen. Da sie glaubte, sich des Generalrats bemächtigen zu können, war sie zuerst bei der Hand, auf dem Baseler Kongreß die Verwaltungsverordnungen zu beantragen und aufzusetzen, welche dem Generalrate dieselben "Autoritätsbefugnisse" (pouvoirs autoritaires) einräumten, die sie selbst zwei Jahre später so heftig angriff. Nichts zeichnet besser die Vorstellung, die sie damals von der Autoritätsrolle des Generalrats hatte, als der folgende Auszug aus dem von James Guillaume redigierten "Progrès" von Locle vom 4. Dezember 1869, gelegentlich des Streits zwischen dem "Social-Demokrat" und dem "Volksstaat":

"Es scheint uns Pflicht des Generalrats unserer Genossenschaft zu sein, einzuschreiten, eine Untersuchung über die Vorgänge in Deutschland zu eröffnen, sich zwischen |350| Schweitzer und Liebknecht zu erklären und hierdurch der Ungewißheit ein Ende zu machen, in welche uns diese befremdende Lage versetzt."

Sollte man es glauben, daß dies derselbe Guillaume ist, der am 12. November 1871 in dem Zirkular von Sonvillier demselben, früher zu wenig Autorität übenden Generalrat den Vorwurf machte, daß er "das Autoritätsprinzip in die Internationale habe einführen wollen"!

Die Zeitschriften der Allianz, nicht zufrieden damit, ihr besonderes Programm zu verbreiten, was ihnen niemand übelgenommen hätte, hatten von vornherein alles aufgeboten, eine wohlberechnete Verwirrung zwischen ihrem Programm und dem der Internationalen zu schaffen und aufrechtzuhalten. Dies wiederholte sich überall, wo die Allianz über eine Zeitschrift verfügte oder an derselben mitarbeitete, in Spanien, in der Schweiz, in Italien; aber erst in ihren russischen Veröffentlichungen gelangte das System zu seiner Vollkommenheit.

Die Sekte führte ihren großen Schlag auf dem Kongreß der Romanischen Föderation zu La Chaux-de-Fonds (4. April 1870). Es handelte sich darum, die Genfer Sektionen zu zwingen, die Genfer öffentliche Allianz als einen Teil der Föderation anzuerkennen, und das Föderalkomitee und sein Organ nach einem Orte im Jura zu verlegen, wo die geheime Allianz Meister war.

Bei Eröffnung des Kongresses verlangten zwei Delegierte der "Sektion der Allianz" ihre Zulassung. Die Genfer Delegierten beantragten, diese Angelegenheit auf den letzten Teil des Kongresses zu verweisen und sofort in die Beratung des Programms zu treten, weil dies weit wichtiger sei. Sie erklärten, daß ihr imperatives Mandat ihnen vorschreibe, sich eher zurückzuziehen, als jene Sektion in ihrer Gruppe zuzulassen,

"in Ansehung der Intrigen und Herrschaftsgelüste der Leute von der Allianz; man würde die Spaltung in der romanischen Sektion beschließen, wenn man die Zulassung der Allianz beschlösse".

Aber die Allianz wollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Die Nähe ihrer kleinen Sektionen im Jura hatte es ihr ermöglicht, sich eine kleine scheinbare Majorität zu verschaffen, da Genf und die großen Zentren der Internationalen nur sehr schwach vertreten waren. Auf Andringen Guillaumes und Schwitzguébels wurde sie mit einer angefochtenen Majorität von einer oder zwei Stimmen zugelassen. Die Genfer Delegierten befragten sofort alle Sektionen telegraphisch und erhielten den Auftrag, sich vom Kongreß zurückzuziehen. Da die Internationalen von La Chaux-de-Fonds die Genfer unterstützten, mußten die Allianzisten das Kongreßlokal verlassen, das den Sektionen des Ortes gehörte. Obwohl sie nach ihrem |351| eigenen Organ (siehe die "Solidarité" vom 7. Mai 1870) nur fünfzehn Sektionen repräsentierten, während Genf allein deren dreißig hatte, maßten sie sich den Titel eines romanischen Kongresses an, ernannten ein neues Romanisches Föderalkomitee, in welchem Chevalley und Cognon (1) glänzten, und erhoben die Guillaumesche "Solidarité" zum Organ der Romanischen Föderation. Was Guillaume anbetrifft, so hatte dieser junge Schulmeister die besondere Aufgabe, die Genfer "Fabrikarbeiter", diese "scheußlichen Bourgeois", zu verschreien, die "Égalité", das Blatt der Romanischen Föderation, zu bekämpfen und absolute Enthaltung auf politischem Gebiete zu predigen. Die hervorstechendsten Artikel über diesen letzten Gegenstand rührten her von Bastelica in Marseille und von den beiden Hauptsäulen der Allianz in Lyon, Albert Richard und Gaspard Blanc.

Die augenblickliche und gefälschte Mehrheit des Kongresses zu La Chaux-de-Fonds hatte übrigens mit offener Verletzung der Statuten der Romanischen Föderation gehandelt, die sie zu repräsentieren vorgab, und man muß hierbei nicht vergessen, daß die Häupter der Allianz einen bedeutenden Anteil an der Abfassung dieser Statuten gehabt hatten. Laut Art. 53 und 55 mußte jede wichtige Entscheidung des Kongresses, um Gesetzeskraft zu erhalten, die Zustimmung von zwei Dritteln der föderierten Sektionen haben. Nun bildeten die Sektionen von Genf und La Chaux-de-Fonds, die sich gegen die Allianz ausgesprochen hatten, allein über zwei Drittel der Gesamtzahl. In zwei großen Generalversammlungen billigten die Genfer Internationalen fast einstimmig, trotz der Opposition Bakunins und seiner Freunde, das Auftreten ihrer Delegierten, die unter allgemeinem Beifall der Allianz vorschlugen, für sich zu bleiben und von ihrem Verlangen, in die Romanische Föderation einzutreten, abzustehen; um diesen Preis wäre die Aussöhnung fertig. Später schlugen einige enttäuschte Mitglieder der Allianz deren Auflösung vor, aber Bakunin und seine Anhänger widersetzten sich dem aus allen Kräften. Die Allianz hielt ihren Anspruch aufrecht, unter allen Umständen der Romanischen Föderation anzugehören, und dieser blieb nichts übrig, als Bakunin und die anderen Hauptführer aus ihrer Mitte auszustoßen.

Es gab also nun zwei Romanische Föderalkomitees, eins in Genf und eins in La Chaux-de-Fonds. Die ungeheure Mehrheit der Sektionen blieb dem |352| ersteren treu, während dem anderen nur fünfzehn Sektionen folgten, von denen viele, wie wir später sehen werden, eine nach der anderen eingingen.

Kaum war der romanische Kongreß geschlossen, als das neue Komitee zu La Chaux-de-Fonds in einem "F. Robert, Sekretär, und Henri Chevalley, Präsident" (siehe die vorige Anmerkung) unterzeichneten Briefe an die Intervention des Generalrats appellierten. Der Generalrat prüfte die Beweisstücke beider Parteien und beschloß dann am 28. Juni 1870, das Genfer Komitee in seinen bisherigen Funktionen aufrechtzuhalten und das neue Föderalkomitee von La Chaux-de-Fonds aufzufordern, einen lokalen Namen anzunehmen. Gegenüber dieser Entscheidung, welche seinen Wünschen so wenig entsprach, zeterte nun das Komitee zu La Chaux-de-Fonds über den Autoritarismus des Generalrats, wobei es vergaß, daß es selbst zuerst seine Intervention verlangt hatte. Die Hartnäckigkeit, mit der das Komitee zu La Chaux-de-Fonds sich den Namen: Romanisches Föderalkomitee anmaßte, brachte in der Schweizer Föderation solche Störungen hervor, daß der Generalrat genötigt wurde, jede Beziehung mit demselben abzubrechen.

Am 4. September 1870 wurde die Republik in Paris proklamiert. Die Allianz glaubte, die Stunde habe geschlagen, um "die revolutionäre Hydra in der Schweiz zu entfesseln" (Guillaumescher Stil). Die "Solidarité" ließ ein Manifest los, welches die Bildung von schweizerischen Freikorps gegen die Preußen verlangte. Dieses Manifest war jedoch, wenn wir dem Pädagogen Guillaume Glauben schenken wollen, um "in keiner Weise anonym" zu sein, "nicht unterzeichnet". Leider verdampfte die ganze kriegerische Glut der Allianz mit der Beschlagnahme des Blattes und des Manifestes. Aber ich, rief der stürmische Guillaume aus, der "seine Haut zu Markte zu tragen" brannte, "ich blieb auf meinem Posten - in der Druckerei der Zeitung" ("Jura-Bulletin", 15. Juni 1872).

Die revolutionäre Bewegung zu Lyon war ausgebrochen. Bakunin stürzt hin, seinem Lieutenant Albert Richard und seinen Unteroffizieren Bastelica und Gaspard Blanc zu Hülfe kommend. Am 28. September, dem Tage seiner Ankunft, hatte das Volk sich des Stadthauses bemächtigt, Bakunin nahm Posto darin: der kritische, der lange Jahre hindurch erwartete Moment war endlich da, an welchem Bakunin den revolutionärsten Akt vollziehen konnte, den die Welt jemals gesehen - er dekretierte die Abschaffung des Staates. Aber der Staat, in der Form und Gestalt von zwei Kompanien Bourgeois-Nationalgarden, drang ein durch einen Eingang, den zu besetzen man vergessen hatte, fegte den Saal aus und schickte Bakunin eiligst auf den Weg nach Genf.

|353| In demselben Augenblick, wo der kriegerische Guillaume "auf seinem Posten" die September-Republik verteidigte, flüchtete sein getreuer Achates Robin vor dieser Republik nach London. Obwohl der Generalrat wußte, daß er einer der eingefleischtesten Parteigänger der Allianz und noch mehr, der Verfasser der gegen ihn in der "Égalité" geschleuderten Angriffe war, nahm er ihn dennoch, trotz der Berichte der Sektionen zu Brest über Robins wenig mutige Haltung, wegen der Abwesenheit seiner französischen Mitglieder in seine Mitte auf. Von diesem Augenblick fungierte Robin daselbst ununterbrochen als offiziöser Korrespondent des Komitees zu La Chaux-de-Fonds. Am 14. März 1871 schlug er die Einberufung einer vertraulichen Konferenz der Internationalen zur Erledigung des Schweizer Streites vor. Der Generalrat, voraussehend, daß große Ereignisse sich in Paris vorbereiteten, wies diesen Vorschlag kurzweg ab. Robin wiederholte seine Versuche mehrmals und machte endlich sogar den Vorschlag, der Generalrat solle über die Streitfrage endgültig entscheiden. Am 25. Juli entschied der Generalrat, daß diese Angelegenheit der für den Monat September 1871 einzuberufenden Konferenz mit unterbreitet werden solle.

Am 10. August erklärte die Allianz, nicht sehr begierig, ihre Umtriebe von einer Konferenz in Untersuchung gezogen zu sehen, daß sie seit dem 6. desselben Monats aufgelöst sei. Indes, verstärkt durch einige französische Flüchtlinge, erschien sie bald unter anderen Namen wieder; so als Sektion der sozialistischen Atheisten und Sektion der revolutionären sozialistischen Propaganda und Aktion. Gemäß der Resolution des Kongresses zu Basel und in Übereinstimmung mit dem Romanischen Föderalkomitee weigerte sich der Generalrat, diese Sektionen, bloße neue Intrigenherde, anzuerkennen.

Die Londoner Konferenz (September 1871) bestätigte gegenüber den Jura-Dissidenten die Entscheidung des Generalrats vom 28. Juni 1870.

Nach Eingang der "Solidarité" gründeten die neuen Anhänger der Allianz die "Révolution Sociale", an der Frau André Léo schrieb, dieselbe, die auf dem Kongreß der Friedensliga zu Lausanne erklärt hatte, zu der Zeit, wo Ferré im Gefängnis die Stunde für den Gang nach Satory erwartete, daß

"Raoul Rigault und Ferré die beiden finsteren Gestalten der Kommune wären, welche bis dahin" (bis zur Hinrichtung der Geiseln) "ohne Unterlaß, doch immer vergebens, blutige Maßregeln verlangt hätten".

Von seiner ersten Nummer an bemühte sich dieses Blatt, sich auf gleiche Stufe mit dem "Figaro", "Gaulois", "Paris-Journal" und anderen |354| Schmutzblättern zu stellen, deren infame Verleumdungen gegen den Generalrat es neu auflegte. Der Augenblick schien ihm günstig, innerhalb der Internationalen selbst die Flamme des Nationalhasses zu entzünden. Nach ihm war der Generalrat nur ein deutsches Komitee, geleitet von einem bismarckschen Gehirn.

Die Konferenz hatte durch ihre drei Resolutionen über den Schweizer Streit, über die politische Haltung der Arbeiterklasse und über die öffentliche Desavouierung Netschajews die Allianz ins Herz getroffen. Der erste Beschluß richtete einen direkten Tadel gegen das pseudo-romanische Komitee zu La Chaux-de-Fonds und billigte das Verfahren des Generalrats. Er riet den Jura-Sektionen, der Romanischen Föderation beizutreten, und für den Fall, daß diese Vereinigung nicht zustande käme, entschied er, daß die Sektionen in den Gebirgsgegenden den Namen der Jura-Föderation annehmen sollten. Er erklärte, daß, falls ihr Komitee seinen Zeitungskrieg vor dem Bourgeois-Publikum fortsetze, diese Zeitungen vom Generalrat desavouiert werden würden. - Der zweite Beschluß über die politische Haltung der Arbeiterklasse machte der Verwirrung ein Ende, welche Bakunin hatte in die Internationale bringen wollen, indem er in deren Programm die Lehre von der vollständigen Enthaltung auf politischem Gebiete einschob. - Die dritte Resolution {1} bedrohte Bakunin direkt. Weiter unten, wo wir auf Rußland zu sprechen kommen, wird man sehen, wie sehr Bakunin persönlich dabei interessiert war, die Niederträchtigkeiten der Allianz dem westlichen Europa zu verbergen.

Die Allianz sah hierin, und mit Recht, eine Kriegserklärung und eröffnete ihren Feldzug sofort. Die Jura-Sektionen, welche das pseudo-romanische Komitee unterstützten, versammelten sich am 12. November 1871 zu einem Kongreß in Sonvillier. Sechzehn Delegierte waren dort erschienen, die neun Sektionen zu vertreten vorgaben. Nach dem Bericht des Föderalkomitees hatte die Sektion zu Courtelary, welche durch zwei Delegierte vertreten wurde, "ihre Tätigkeit eingestellt"; die Zentralsektion zu Locle "hatte sich schließlich aufgelöst", aber sich doch für den Augenblick wieder konstituiert, um zwei Delegierte zu dem Kongreß der Sechzehn zu senden; die Sektion der Graveurs und Guillocheurs zu Courtelary (zwei Delegierte) "konstituierte sich als Gewerksgenossenschaft" außerhalb der Internationalen; die Sektion der Propaganda zu La Chaux-de-Fonds (ein Delegierter) "ist in kritischer Lage, die, weit entfernt sich zu verbessern, sich noch zu verschlimmern droht". Die Zentralsektion zu Neuchâtel (zwei |355| Delegierte, darunter Guillaume) "hat bedeutend zu leiden gehabt, und ohne die Opferwilligkeit einiger Mitglieder war ihr Fall gewiß". Die beiden Zirkel für soziale Studien zu Sonvillier und Saint-Imier (vier Delegierte) im Bezirk von Courtelary haben sich nach dem Bericht infolge der Auflösung der Zentralsektion zu Courtelary gebildet; so lassen sich also die paar Mitglieder dieses Bezirks dreimal durch sechs Delegierte vertreten! Die Sektion zu Moutier (ein Delegierter) scheint nur aus ihrem Komitee zu bestehen. Also von sechzehn Delegierten vertreten vierzehn tote oder im Sterben begriffene Sektionen. Doch um den Zustand der Zerrüttung zu verstehen, welchen die Predigt der Anarchie in dieser Föderation angerichtet hatte, muß man noch ein wenig weiter diesen Bericht lesen. Von zweiundzwanzig Sektionen waren nur neun auf dem Kongreß vertreten; sieben hatten auf keine Mitteilung des Komitees je geantwortet und vier waren vollständig tot erklärt. Dies war die Föderation, welche sich berufen glaubte, die Organisation der Internationalen von Grund aus umzustürzen.

Der Kongreß zu Sonvillier begann indes damit, sich vor der Londoner Konferenz, die ihm den Namen der Jura-Föderation beigelegt hatte, zu beugen; um gleichzeitig jedoch eine Probe seines Anarchismus abzulegen, erklärte er die ganze Romanische Föderation für aufgelöst. (Diese gab den Jurassiern ihre Autonomie wieder, indem sie sie aus ihren Sektionen jagte.) Darauf schleuderte der Kongreß sein lärmschlagendes Zirkular in die Welt, dessen Hauptzweck war, gegen die Gesetzmäßigkeit der Konferenz zu protestieren und an einen allgemeinen Kongreß zu appellieren, der in kürzester Frist einberufen werden sollte.

Das Zirkular beschuldigt die Internationale, von ihrem Geiste abgewichen zu sein, der nichts weiter sein sollte, "als ein ungeheurer Protest gegen die Autorität". Bis nach {2} dem Kongreß zu Brüssel ging alles aufs beste in der besten der Gesellschaften, aber zu Basel verloren die Delegierten den Kopf; sie wurden die Beute eines "blinden Vertrauens" und griffen "den Geist und den Buchstaben der Allgemeinen Statuten" an, in denen die Autonomie jeder Sektion und jeder Sektionen-Gruppe so deutlich ausgesprochen war. Sonach hatte jetzt die Internationale die Autorität auf ihre Fahne geschrieben, und die Jura-Föderation, diese Marionette der Allianz, die Autonomie der Sektionen. Wir haben bereits gesehen, wie die Allianz diese Autonomie zu verwirklichen vorhat.

Die Sünden des Kongresses zu Basel wurden noch von denen der Londoner Konferenz übertroffen, deren Beschlüsse

|356| "danach streben, aus der Internationalen, der freien Föderation autonomer Sektionen, eine hierarchische, unter Autoritätsgewalt stehende Organisation disziplinierter Sektionen zu machen, vollständig in der Hand des Generalrats, der ganz nach Belieben ihre Zulassung verweigern oder selbst ihre Tätigkeit suspendieren könne".

Die Allianzisten, welche dieses Zirkular abfaßten, vergaßen also, daß ihr geheimes Reglement nur dazu gemacht ist, eine "hierarchische und autoritäre Organisation" zu befestigen, die von der Person des permanenten "Bürgers B." gekrönt wird, und daß man in diesem Reglement Instruktionen gibt, um die Sektionen zu "disziplinieren" und sie vollständig nicht nur "in die Hand", sondern sogar "in die Oberhand" dieses selben "Bürgers" zu bringen.

Waren schon die Sünden der Konferenz Todsünden, die Hauptsünde, die Sünde gegen den heiligen Geist, wurde doch vom Generalrat begangen. Es befinden sich in demselben "einige Persönlichkeiten", welche ihr

"Mandat" (als Mitglieder des Generalrats) "als eine persönliche Eigenschaft {3}" betrachten, "und London erschien ihnen als unabsetzbare Hauptstadt unserer Assoziation ... Es haben sich Leute verleiten lassen ... in der Internationalen ihr spezielles Programm, ihre persönliche Doktrin zur Herrschaft bringen zu wollen ... als offizielle Theorie, welche allein Bürgerrecht in der Assoziation habe ... So hat sich nach und nach eine Orthodoxie gebildet, deren Sitz London und deren Vertreter die Mitglieder des Generalrats waren."

Kurz, sie haben vermittelst der "Zentralisation und Diktatur" die Einheit der Internationalen begründen wollen. - In diesem selben Zirkular strebt die Allianz danach, "in der Internationalen ihr spezielles Programm zur Herrschaft zu bringen", indem sie dieselbe für "einen ungeheuren Protest gegen die Autorität" erklärt und indem sie den Ausspruch tut, daß die Emanzipation der Arbeiter durch die Arbeiter selbst sich machen müsse, "ohne jede leitende Autorität, gleichviel ob diese Autorität von den Arbeitern gewählt sei und deren Zustimmung habe". Wir werden sehen, wie überall, wo die Allianz Einfluß hatte, sie gerade das getan hat, was sie fälschlich dem Generalrat zum Vorwurf macht, daß sie ihr lächerliches Hirngespinst von Theorie als "offizielle Theorie, welche allein Bürgerrecht in der Assoziation hätte", aufzwingen wollte.(2) - Alles dieses bezieht sich |357| nur auf die öffentliche und sichtbare Tätigkeit der Allianz; was ihre geheime Tätigkeit anlangt, so hat der "Geist und Buchstabe" ihrer geheimen Statuten uns bereits Aufklärung verschafft über den Grad von "Orthodoxie", von "persönlicher Doktrin", von "Zentralisation" und "Diktatur", welche in dieser "freien Föderation autonomer Gruppen" herrschen. Wir begreifen sehr wohl, warum die Allianz die Arbeiterklasse hindern wollte, sich eine gemeinsame Leitung zu schaffen, da die Bakuninsche Vorsehung bereits für dieselbe gesorgt hatte, als sie ihre Allianz als Generalstab der Revolution konstituierte.

Weit entfernt davon, der Internationalen eine Orthodoxie aufzuzwingen, hatte der Generalrat der Londoner Konferenz die Abschaffung der Sektennamen bestimmter Sektionen vorgeschlagen, und dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen.(3)

Folgendermaßen drückte sich übrigens der Generalrat in seinem vertraulichen Zirkular ("Prét. scissions", p. 24) über die Sekten aus:

"Die erste Phase in dem Kampfe des Proletariats gegen die Bourgeoisie ist durch die Sektenbewegung bezeichnet. Diese ist berechtigt zu einer Zeit, in der das Proletariat sich noch nicht hinreichend entwickelt hat, um als Klasse zu handeln. Vereinzelte Denker unterwerfen die sozialen Gegensätze einer Kritik und geben zugleich eine phantastische Lösung derselben |358| welche die Masse der Arbeiter nur anzunehmen, zu verbreiten und praktisch ins Werk zu setzen braucht. Es liegt schon in der Natur dieser durch die Initiative einzelner gebildeten Sekten, daß sie sich jeder wirklichen Tätigkeit, der Politik, den Strikes, Gewerksgenossenschaften, mit einem Worte jeder Gesamtbewegung gegenüber fremd und abgeschlossen verhalten. Die Masse des Proletariats bleibt stets ihrer Propaganda gegenüber gleichgültig, ja selbst feindlich. Die Arbeiter von Paris und Lyon wollten ebensowenig von den Saint-Simonisten, Fourieristen, Ikariern wissen, wie die englischen Chartisten und Trades-Unionisten von den Owenisten. Die Sekten, im Anfange Hebel der Bewegung, werden ein Hindernis, sowie diese sie überholt, sie werden dann reaktionär; Beweis dafür sind die Sekten in Frankreich und England und letzthin die Lassalleaner in Deutschland, welche, nachdem sie jahrelang die Organisation des Proletariats gehemmt, schließlich einfache Polizeiwerkzeuge geworden sind. Kurz, sie stellen die Kindheit der Proletarierbewegung dar, wie die Astrologie und Alchimie die Kindheit der Wissenschaft. Damit die Gründung der Internationalen zur Möglichkeit wurde, mußte das Proletariat diese Entwicklungsstufe überschritten haben.

Gegenüber den phantastischen Sekten-Organisationen ist die Internationale die wirkliche und streitende Organisation der Proletarierklasse in allen Ländern, verbunden unter sich in ihrem Kampfe {4} gegen die Kapitalisten, die Grundeigentümer und ihre im Staate organisierte Klassenmacht. Daher kennen die Statuten der Internationalen nur einfache Arbeitergesellschaften, die sämtlich den gleichen Zweck verfolgen und dasselbe Programm annehmen, das sich darauf beschränkt, nur die großen Hauptzüge des Ganges der Arbeiterbewegung zu zeichnen, und ihre theoretische Ausarbeitung dem durch die Bedürfnisse des praktischen Kampfes und den Gedankenaustausch innerhalb der Sektionen gegebenen Anstoß überläßt, wie denn die Internationale ohne Unterschied jede sozialistische Überzeugung in ihren Organen und auf ihren Kongressen zuläßt."

Die Allianz wollte nicht, daß die Internationale eine kämpfende Gesellschaft wäre; das Zirkular von Sonvillier verlangte, daß sie das treue Abbild der zukünftigen Gesellschaft sein sollte;

"wir müssen also dafür sorgen, daß wir diese Organisation unserem Ideale so nahe wie möglich bringen ... Die Internationale, als Embryo der zukünftigen menschlichen Gesellschaft, ist verbunden {5}, schon jetzt die treue Abspiegelung unserer Prinzipien der |359| Freiheit und der Föderation zu sein und aus ihrem Schoße jedes nach Autorität, nach Diktatur strebende Prinzip zu verbannen."

Wäre es der Jura-Föderation mit ihrem Plane gelungen, die Internationale zu einem treuen Abbilde einer noch nicht existierenden Gesellschaft zu machen und ihr jedes Mittel zu einer kombinierten Tätigkeit zu entziehen, in der versteckten Absicht, sie der "Autorität und Diktatur" der Allianz und ihres permanenten Diktators, des "Bürgers B.", zu unterwerfen, so hätte sie die kühnsten Wünsche der europäischen Polizei übertroffen, die eben nur verlangt, die Internationale in Ruhestand versetzt zu sehen.

Um ihren früheren Kollegen von der Friedensliga und der radikalen Bourgeoisie den Beweis zu liefern, daß der Feldzug, den sie eröffneten, sich gegen die Internationale und nicht gegen die Bourgeoisie richte, schickten die Männer der Allianz ihr Zirkular an alle radikalen Blätter. Die Gambettasche "République française" beeilte sich, ihnen in einem Artikel voller Ermutigungen für die Jurassier und Schmähungen gegen die Londoner Konferenz ihre Anerkennung auszusprechen. Das "Bulletin Jurassien" war so erfreut, diese Stütze in der Bourgeois-Presse zu finden, daß es diesen ganzen Artikel in seiner Nummer 3 abdruckte und so bewies, daß das herzlichste Einvernehmen die ultrarevolutionären Allianzisten und die Versailler Gambettisten vereinigte. Um der angenehmen Nachricht einer in der Internationalen entstehenden Spaltung mehr Verbreitung unter der Bourgeoisie zu verschaffen, wurde das Zirkular von Sonvillier in den Straßen mehrerer Städte in Frankreich, namentlich in Montpellier, an einem Markttage verkauft. Man weiß, daß der Verkauf von Druckschriften auf der Straße in Frankreich der polizeilichen Erlaubnis bedarf.(4)

Dieses Zirkular wurde ballenweise überallhin versandt, wo die Allianz glaubte, Freunde werben oder gegen den Generalrat Mißvergnügte gewinnen zu können. Der Erfolg war fast Null. Die spanischen Allianzisten sprachen sich gegen die Einberufung des in dem Zirkular verlangten Kongresses aus und wagten sogar, dem Papste Verweise zu erteilen. In Italien erklärte sich ein einziges Individuum, Terzaghi, und auch er nur für einen Augenblick, für den Kongreß. In Belgien, wo es keine bekannten Allianzisten gab, wo aber die ganze internationale Bewegung in dem Sumpf der Bourgeois-Phrasen von politischer Enthaltung, Autonomie, Freiheit, Föderation, Dezentralisation und im Kirchturmsgeist feststak, erhielt das Zirkular eine gewisse wohlwollende Anerkennung (succes d'estime). Obgleich der Belgische Föderalrat der Forderung eines außerordentlichen allgemeinen |360| Kongresses seine Zustimmung versagte, die übrigens widersinnig gewesen wäre, da Belgien auf der Konferenz durch sechs Delegierte vertreten war, redigierte er doch einen Generalstatuten-Entwurf, der den Generalrat einfach abschaffte. Als man auf dem belgischen Kongresse diesen Vorschlag beriet, bemerkte der Delegierte von Lodelinsart, daß das Gefühl der Arbeitgeber das beste Kriterium für die Arbeiter sei. Wenn man nur die Freude sehe, welche schon der Gedanke einer Abschaffung des Generalrats bei den Arbeitgebern hervorrufe, dann könne man schon versichern, daß es unmöglich sei,

"einen größeren Fehler zu begehen, als den, diese Abschaffung zu beschließen".

Der Antrag wurde auch abgelehnt. In der Schweiz protestierte die Romanische Föderation energisch, überall anderswo jedoch beantwortete man das Zirkular nur mit dem Schweigen der Verachtung.

Der Generalrat antwortete auf das Zirkular von Sonvillier und auf die fortgesetzten Umtriebe der Allianz in dem vertraulichen Zirkular: "Les prétendues scissions dans l'Internationale", datiert vom 5. März 1872. Zum großen Teil ist dieses Zirkular bereits oben im Auszug mitgeteilt. Der Haager Kongreß machte mit jenen Intrigen und Intriganten gebührenden kurzen Prozeß.

Gewiß haben diese Leute, die nur vom Lärmschlagen leben, einen unbestreitbaren Erfolg gehabt. Die ganze liberale und Polizeipresse hat offen ihre Partei ergriffen; sie sind in ihren persönlichen Schmähungen gegen den Generalrat und ihren matten Angriffen gegen die Internationale von den Weltverbessern aller Länder unterstützt worden - in England von den Bourgeois-Republikanern, deren Intrigen der Generalrat vereitelte; in Italien von den dogmatischen Freidenkern, die unter der Fahne Stefanonis den Vorschlag machten, eine Allgemeine Gesellschaft der Rationalisten mit Rom als obligatorischem Sitz, mit einer "autoritären" und "hierarchischen" Organisation, mit atheistischen Mönchs- und Nonnenklöstern zu gründen, eine Gesellschaft, deren Statuten eine im Kongreßsaal aufzustellende Büste für jeden Bourgeois bestimmen, der zehntausend Franken schenkt; endlich in Deutschland von den bismarckschen Sozialisten, welche außerhalb ihres Polizeiblatts, des "Neuen Social-Demokrat", die weißen Blusen des preußisch-deutschen Kaiserreichs darstellen.

Da die "Révolution Sociale" eingegangen, ließ sich die Allianz in der Presse durch das "Bulletin Jurassien" vertreten, welches unter dem Vorwände, die autonomen Sektionen gegen die Autoritätsbestrebungen des Generalrats und die Anmaßungen der Londoner Konferenz zu schützen, an |361| der Desorganisation der Internationalen arbeitete. Seine Nummer vom 20. März 1872 gestand es offen, daß sie unter der

"Internationalen nicht diese oder jene Organisation verstehe, welche heute einen Teil des Proletariats umfaßt. Die Organisationen sind etwas erst in zweiter Reihe Stehendes und Vorübergehendes ... die Internationale ist, um in einer allgemeineren Weise zu sprechen, jenes Gefühl der Solidarität unter den Ausgebeuteten, welches die neue Welt beherrscht."

Die auf das reine "Gefühl der Solidarität" reduzierte Internationale wäre noch platonischer als die christliche Liebe. Als Probe von den ehrenhaften Mitteln, deren sich das "Bulletin Jurassien" bedient, geben wir folgende Stelle aus einem Briefe von Tokarzewicz, Chefredakteur des polnischen Blattes "Wolnosc" (Die Freiheit) in Zürich:

"In Nummer 13 des "Bulletin Jurassien" steht ein Programm der polnischen sozialistischen Gesellschaft zu Zürich, welche in drei Tagen ihr Blatt 'Wolnosc' herausgeben wird. Wir autorisieren Sie, drei Tage nach Empfang dieses Briefes dem Generalrat der Internationalen die Anzeige zu machen, daß das Programm falsch ist."

Die Nummer dieses "Bulletin" vom 15. Juni enthält die Antworten der Allianzisten (Bakunin, Malon, Clans, Guillaume usw.) auf das vertrauliche Zirkular des Generalrats. Diese Antworten entgegnen auf keine von den Beschuldigungen, welche der Generalrat gegen die Allianz und ihre Führer erhoben hatte. Der Papst, zu Ende mit seinen Gründen, glaubte die Debatte zu schließen, indem er das Zirkular einen "Schmutzhaufen" nannte.

"Übrigens", sagte er, "hatte ich es mir vorbehalten, alle meine Verleumder vor ein Ehrengericht zu laden, welches der nächste Kongreß mir ohne Zweifel nicht verweigern wird. Und wenn mir diese Jury nur alle Garantien für ein unparteiisches und ernstliches Urteil bietet, werde ich ihr nebst allen notwendigen Details alle sowohl politischen wie persönlichen Tatsachen auseinandersetzen können, ohne Furcht vor den Mißlichkeiten und Gefahren einer indiskreten Veröffentlichung."

Natürlich, der Bürger B. trat in den Riß - wie gewöhnlich: er erschien nicht im Haag.

Der Kongreß nahte heran und die Allianz wußte, daß vor diesem Kongreß der Bericht über den Netschajewschen Prozeß, mit dessen Abfassung der Bürger Utin von der Konferenz betraut war, veröffentlicht werden sollte. Es war ihr von der höchsten Wichtigkeit, das Erscheinen des Berichts vor dem Kongreß zu verhindern, damit dessen Mitglieder nicht vollständig über diesen Gegenstand unterrichtet würden. Bürger Utin begab sich nach Zürich, um seine Arbeit auszuführen. Kaum dort niedergelassen, wurde er das Opfer eines Mordversuchs, den wir ohne Bedenken auf Rechnung der |362| Allianz setzen. In Zürich hatte Utin keine anderen Feinde als einige allianzistische Slawen unter der "Oberhand" Bakunins. Übrigens ist die Organisation des Hinterhalts und Meuchelmords ein von jener Gesellschaft anerkanntes und angewandtes Kampfmittel; wir werden andere Beispiele hierfür in Spanien und Rußland sehen. Acht slawisch redende Individuen lauerten Utin an einem einsamen Orte in der Nähe eines Kanals auf; sowie er bei ihnen angekommen war, griffen sie ihn von hinten an, schlugen ihn mit schweren Steinen an den Kopf, versetzten ihm eine gefährliche Wunde am Auge, und, nachdem sie ihn zu Boden geworfen, hätten sie ihn vollends getötet und in den Kanal geworfen, wären nicht vier deutsche Studenten hinzugekommen. Bei ihrem Anblick entflohen die Mörder. Dieses Attentat hat den Bürger Utin nicht abgehalten, seine Arbeit zu vollenden und sie dem Kongreß zu übersenden.


Fußnoten von Marx und Engels

(1) Zwei Monate später bezeichnet das Organ dieses selben Komitees, die "Solidarité" vom 9. Juli, diese beiden Individuen als Diebe. Sie hatten wirklich eine Probe ihres anarchischen Revolutionarismus abgelegt, indem sie die kooperative Genossenschaft der Schneider zu La Chaux-de-Fonds bestahlen. <=

(2) Mazzini zum Beispiel machte die ganze Internationale für die grotesken Phantasien des Papstes Bakunin verantwortlich. Der Generalrat sah sich genötigt, öffentlich in den italienischen Blättern zu erklären, daß er "sich stets den wiederholten Versuchen widersetzt habe, welche darauf gerichtet waren, das weite und umfassende Programm der Internationalen (das selbst die Zulassung der Anhänger Bakunins als Mitglieder gestattete) durch das beschränkte und sektiererische Programm Bakunins zu ersetzen, dessen Annahme mit einem Schlage die ungeheure Mehrheit der Mitglieder der Internationalen ausschließen würde". - Das Zirkular von Jules Favre, der Bericht des Krautjunker-Deputierten Sacaze über unsere Assoziation, die reaktionären Reden bei der Debatte der spanischen Cortes über die Internationale, kurz alle gegen dieselbe öffentlich gerichteten Angriffe wimmeln von Zitaten ultra-anarchischer Phrasen aus dem Bakuninschen Lager. <=

(3) Resolution II der Konferenz, Art. 2: - "Die lokalen Zweige, Sektionen oder Gruppen und ihre Komitees werden sich in Zukunft einfach und ausschließlich als Zweige, Sektionen, Gruppen und Komitees der Internationalen Arbeiterassoziation unter Zufügung des Namens der betreffenden Örtlichkeit bezeichnen und konstituieren." Art. 3: - "Es ist also von nun an den Zweigen, Sektionen oder Gruppen verboten, sich mit Sektennamen zu bezeichnen, wie zum Beispiel als positivistischer, mutualistischer, kollektivistischer, kommunistischer Zweig usw., oder separatistische Gruppen unter dem Namen: Sektion der Propaganda usw. zu bilden, die sich spezielle Aufgaben außerhalb des gemeinsamen von allen Gruppen der Internationalen verfolgten Zweckes stellen." <=

(4) Toulouser Prozeß, siehe "La Réforme" (Toulouse) vom 18. März 1873. <=


Textvarianten

{1} In der französischen Ausgabe eingefügt: über Netschajew <=

{2} In der französischen Ausgabe: zu <=

{3} In der französischen Ausgabe: persönliches Eigentum <=

{4} In der französischen Ausgabe: gemeinsamen Kampfe <=

{5} In der französischen Ausgabe: verpflichtet <=


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