Inhaltsverzeichnis Briefe und Erklärungen zur Auseinandersetzung mit Karl Vogt
Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 14, 4. Auflage 1972, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. S. 694-696.
1. Korrektur
Erstellt am 31.08.1998.
Aus dem Englischen.
An den Redakteur der "Free Press"
<694> 9, Grafton Terrace, Maitland Park,
Haverstock Hill
London, 4. Februar 1860
Sir, Sie werden sich erinnern, daß die "Free Press" vom 27. Mai 1859 einen Artikel veröffentlicht hat unter der Überschrift, "The Grand-Duke Constantine to be King of Hungary". In diesem Artikel wurde zwar nicht namentlich, aber doch in einer Art, die allen deutschen Flüchtlingen verständlich war, auf Herrn Vogt aus Genf als einen bonapartistischen Agenten hingewiesen, der beim Ausbruch des italienischen Krieges den Liberalen in Deutschland und den deutschen Demokraten in London "reichliche Bestechungsgelder" angeboten hatte. Der Verfasser machte kein Hehl aus seiner unbändigen Freude über die entrüstete Zurückweisung, die diesen Bestechungsversuchen zuteil geworden war. Ich behaupte, der Verfasser dieser Notiz war Herr Karl Blind. Wenn ich im Irrtum bin, können Sie mich berichtigen. Einige Zeit später wurde in London ein anonymes deutsches Flugblatt verbreitet, betitelt "Zur Warnung", das in der Tat als eine Wiedergabe des Artikels in der "Free Press" betrachtet werden kann, nur brachte es weitere Einzelheiten und Vogts Namen. Nachdem es in einer deutschen Zeitung, die in London unter dem Titel "Das Volk" erschien, nachgedruckt worden war, fand das anonyme Flugblatt dann seinen Weg in die Spalten der Augsburger "Allgemeinen Zeitung", die daraufhin von Herrn Vogt wegen Beleidigung verklagt wurde. Inzwischen hatte ich von Herrn Vögele, einem Setzer, der damals bei Herrn Hollinger, dem Drucker der Zeitung "Das Volk", beschäftigt war, eine schriftliche Erklärung erhalten, die besagt, daß das Flugblatt in Hollingers Geschäftslokal gedruckt und von <695> Herrn Karl Blind aufgesetzt worden war. Diese Erklärung wurde, wie ich Ihnen seinerzeit mitgeteilt habe, an die Augsburger "Allgemeine Zeitung" weitergeleitet. Nachdem das Gericht in Augsburg es abgelehnt hatte, über den Fall zu entscheiden, äußerte sich Herr Blind schließlich in der Augsburger "Allgemeinen Zeitung". Nicht zufrieden damit, seine Urheberschaft an dem anonymen Flugblatt glatt abzuleugnen, erklärte er in den positivsten Ausdrücken, das Flugblatt sei nicht aus Hollingers Druckerei hervorgegangen. Zum Beweis für diese letztere Behauptung legte er der Öffentlichkeit eine Erklärung vor, die von Hollinger selbst und einem gewissen Wiehe gezeichnet war, einem Setzer, der nach seiner Angabe elf Monate ununterbrochen bei Hollinger beschäftigt gewesen ist. Auf diese gemeinsame Erklärung Blinds, Hollingers und Wiehes antwortete ich der Augsburger "Allgemeinen Zeitung". Blind seinerseits wiederholte jedoch seine Ableugnung und berief sich wiederum auf das Zeugnis von Hollinger und Wiehe. Vogt, der von Anfang an und aus persönlichen Gründen mich als den geheimen Verfasser des Flugblatts bezeichnet hatte, veröffentlichte dann eine Broschüre, die von den gemeinsten Verleumdungen gegen mich strotzte. Bevor ich weitere Schritte ergreife, muß ich die Gesellen bloßstellen, die offenbar in Vogts Hände gespielt haben. Ich erkläre daher öffentlich, daß die Erklärung Blinds, Wiehes und Hollingers, wonach das anonyme Flugblatt nicht in Hollingers Geschäftslokal, 3, Litchfield Street, Soho, gedruckt wurde, eine infame Lüge ist. Erstens ist Herr Vögele, einer der früher bei Hollinger beschäftigten Setzer, bereit, unter Eid zu erklären, daß das besagte Flugblatt tatsächlich in Hollingers Geschäftslokal gedruckt worden ist, in der Handschrift des Herrn Blind geschrieben war und zum Teil von Hollinger selbst gesetzt wurde. Zweitens kann juristisch bewiesen werden, daß das Flugblatt und der Artikel im "Volk" vom selben Satz abgezogen wurden. Drittens wird gezeigt werden, daß Wiehe bei Hollinger nicht elf Monate ununterbrochen beschäftigt und insbesondere bei ihm nicht beschäftigt war zu der Zeit, als das Flugblatt veröffentlicht wurde. Schließlich können Zeugen geladen werden, in deren Gegenwart Wiehe selbst gestand, daß er von Hollinger überredet wurde, die vorsätzlich falsche Erklärung in der Augsburger "Allgemeinen Zeitung" zu unterzeichnen, Folglich erkläre ich abermals den obengenannten Karl Blind für einen infamen Lügner. Bin ich im Unrecht, so kann er mich leicht durch einen Appell an einen englischen Gerichtshof widerlegen.
Karl Marx