Inhaltsverzeichnis Aufsätze für "The New American Cyclopædia"

Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 14, 4. Auflage 1972, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. S. 368-380.

1. Korrektur.
Erstellt am 22.08.1998.

Friedrich Engels

Flotte

Geschrieben um den 22. November 1860.
Aus dem Englischen.


["The New American Cyclopædia", Band XII]

<368> Flotte - ein Sammelbegriff für die Kriegsschiffe eines Herrschers oder einer Nation. Die Kriegsflotten der Antike waren zwar oftmals groß an Zahl, aber hinsichtlich der Schiffsgrößen, der Bewegungskräfte und der Eignung für den Angriff waren sie im Vergleich zu den heutigen unbedeutend. Die das Meer befahrenden Schiffe Phöniziens und Karthagos, Griechenlands und Roms waren flache Barken, die keinem Sturm standhalten konnten; böige Winde auf offener See bedeuteten ihren Untergang; sie krochen an den Küsten entlang und warfen nachts an einem sicheren Ort oder in einer kleinen Bucht Anker. Von Griechenland nach Italien oder von Afrika nach Sizilien hinüberzufahren, war ein gefährliches Unternehmen. Die Schiffe konnten nicht den Segeldruck aushalten, wie er bei unseren modernen Kriegsschiffen gewöhnlich vorhanden ist, und hatten nur wenig Segeltuch; man verließ sich auf die Riemen und trieb schwerfällig durch die Wellen. Der Kompaß war noch nicht erfunden worden; Breiten- und Längengrade waren unbekannt, Landmarken und der Polarstern die einzigen Anhaltspunkte für die Navigation. Die Ausrüstung für eine offensive Kriegführung war ebenfalls unzureichend. Pfeil und Bogen, Wurfspeere, plumpe Wurfmaschinen und Katapulte waren die einzigen Waffen, die auf Distanz benutzt werden konnten. Einem Gegner konnte auf See kein ernstlicher Schaden zugefügt werden, solange beide kämpfenden Schiffe nicht in unmittelbare Berührung kamen. Deshalb waren nur zwei Arten des Seegefechtes möglich: so zu manövrieren, daß der scharfe, starke, eisenbeschlagene Bug des eigenen Schiffes mit voller Kraft in die Breitseite des Feindes getrieben werden konnte, um ihn in den Grund zu bohren, oder auch Breitseite an Breitseite zu laufen, die beiden Schiffe aneinander festzumachen und das feindliche Schiff sogleich zu entern. Nach dem ersten Punischen Krieg, der die Überlegenheit der Karthager zur See beseitigte, gibt es kein einziges Seegefecht in der Geschichte des Altertums, das <369> das geringste fachliche Interesse verdient, und die römische Herrschaft machte weitere Kämpfe zur See im Mittelmeer bald ganz unmöglich.

Die eigentliche Geburtsstätte unserer modernen Kriegsflotten ist die Nordsee. Zu der Zeit, als sich die große Masse der germanischen Stämme Mitteleuropas erhob, um das untergehende Römische Reich zu zertreten und Westeuropa wiederherzustellen, begannen ihre Brüder an den nördlichen Küsten, die Friesen, Sachsen, Angeln, Dänen und Normannen, zur See zu fahren. Ihre Schiffe waren feste, starke Seefahrzeuge mit hervorstehendem Kiel und scharf geformten Linien; sie verließen sich meist nur auf Segel und brauchten einen Sturm mitten auf diesem rauhen Meer im Norden nicht zu fürchten. Mit eben solchen Schiffen setzten die Angelsachsen von der Mündung der Elbe und der Eider zu den Küsten Britanniens über, und mit solchen unternahmen auch die Normannen ihre Streifzüge, die sich auf der einen Seite bis nach Konstantinopel und auf der anderen bis nach Amerika erstreckten.

Mit dem Bau von Schiffen, die den Atlantischen Ozean zu überqueren wagten, wurde die Schiffahrt völlig revolutioniert, und vor Ende des Mittelalters waren die neuen scharfkieligen Seeboote an allen Küsten Europas übernommen worden. Die Schiffe, in denen die Normannen ihre Fahrten unternahmen, waren wahrscheinlich nicht sehr groß, jedenfalls nicht mehr als etwa 100 Tonnen, und hatten ein oder höchstens zwei Masten mit Vorder- und Hintertakelage.

Für lange Zeit scheinen Schiffbau und Seefahrt stagniert zu haben; das ganze Mittelalter hindurch blieben die Schiffe klein, und der kühne Geist der Normannen und Friesen schwand dahin; alle erzielten Fortschritte waren den Italienern und den Portugiesen zu verdanken, die jetzt zu den kühnsten Seefahrern wurden. Die Portugiesen entdeckten den Seeweg nach Indien; zwei Italienerin in fremden Diensten, Kolumbus und Cabot, waren die ersten, die nach dem Normannen Leif den Atlantischen Ozean überquerten.

Jetzt wurden lange Seereisen notwendig und erforderten große Schiffe; gleichzeitig führte die Notwendigkeit, die Kriegsschiffe und selbst die Handelsschiffe mit schwerer Artillerie zu bestücken, zum Anwachsen von Größe und Tonnage.

Dieselben Ursachen, die stehende Heere zu Lande hervorgebracht hatten, ließen jetzt ständige Kriegsflotten zur See entstehen; und erst seit dieser Zeit können wir eigentlich von Kriegsflotten sprechen. Die Ära der kolonialen Unternehmungen, die jetzt für alle seefahrenden Nationen anbrach, erlebte ebenfalls die Bildung großer Kriegsflotten, um die neugegründeten Kolonien samt dem Handel zu schützen; es folgte eine Periode, die an See- <370> kämpfen reicher und für die Entwicklung der Schiffsarmierung fruchtbarer war als irgendeine vorangegangene.

Der Grundstein der britischen Kriegsflotte wurde von Heinrich VII. gelegt, der als erstes Schiff "The Great Harry" baute. Sein Nachfolger schuf eine reguläre ständige Flotte, die Eigentum des Staates war und deren größtes Schiff den Namen "Henry Grace de Dieu" erhielt. Dieses Schiff, das größte, das bis zu dieser Zeit gebaut worden war, hatte 80 Kanonen, teils auf zwei regulären glatten Kanonendecks, teils auf zusätzlichen Geschützbettungen vorn und achtern. Es hatte 4 Masten; seine Tonnage wird verschieden mit 1.000 bis 1.500 Tonnen angegeben. Die gesamte britische Flotte bestand beim Tode Heinrichs VIII. aus ungefähr 50 Schiffen mit einer Gesamttonnage von 12.000 Tonnen und einer Bemannung von 8.000 Seeleuten und Seesoldaten. Die großen Schiffe jener Zeit waren schwerfällige Einrichtungen mit tiefer Taille, das heißt, sie hatten turmhohe Vorder- und Achterkastelle, die sie außerordentlich topplastig machten.

Das nächste große Schiff, das uns bekannt ist, ist die "Sovereign of the Seas", später "Royal Sovereign" genannt, das 1637 gebaut wurde. Es ist das erste Schiff, über dessen Bewaffnung wir verhältnismäßig genaue Angaben haben. Es hatte drei glatte Decks, ein Vorderkastell, ein Halbdeck, ein Quarterdeck und eine Hütte; auf dem Unterdeck standen 30 Kanonen Zweiundvierzig- und Zweiunddreißigpfünder; auf dem Mitteldeck 30 Achtzehn- und Neunpfünder; auf dem Oberdeck 26 leichtere Kanonen, wahrscheinlich Sechs- und Dreipfünder. Überdies hatte es 20 Jagdgeschütze und 26 Kanonen auf dem Vorderkastell und dem Halbdeck. Aber in der Heimat wurde diese Armierung gewöhnlich auf 100 Geschütze reduziert, da die volle Bestückung offenbar zuviel war. Was die kleineren Schiffe anbetrifft, so ist unsere Kenntnis darüber sehr spärlich.

Im Jahre 1651 war die Kriegsflotte in 6 Ränge eingeteilt; neben diesen gab es jedoch weiterhin noch zahlreiche Schiffstypen wie Schaluppen, Hulks und später Bombenschiffe, Korvetten, Brander und Jachten. Aus dem Jahre 1677 haben wir eine Liste der gesamten englischen Kriegsmarine; danach trug der größte Dreidecker des ersten Ranges 26 Zweiundvierzigpfünder, 28 Vierundzwanzigpfünder, 28 Neunpfünder, 14 Sechspfünder und 4 Dreipfünder; und der kleinste Zweidecker (fünfter Rang) trug 18 Achtzehnpfünder, 8 Sechspfünder und 4 Vierpfünder oder insgesamt 30 Geschütze. Die gesamte Flotte bestand aus 129 Schiffen. Im Jahre 1714 gab es 198 Schiffe, 1727 waren es 178 und 1744 nur 128.

Später wurden mit zunehmender Anzahl der Schiffe auch ihre Abmessungen größer, und mit der wachsenden Tonnage erhielten die Schiffe <371> eine schwerere Bestückung. Das erste englische Schiff, das unserer modernen Fregatte entspricht, wurde von Sir Robert Dudley schon Ende des 16. Jahrhunderts gebaut, aber erst volle 80 Jahre später wurde diese Schiffsklasse, die zuerst von den südeuropäischen Völkern verwendet wurde, allgemein in die britische Marine übernommen. Die besondere Segeleigenschaft der Fregatten, nämlich hohe Geschwindigkeit, wurde eine Zeitlang in England kaum gewürdigt. Die britischen Schiffe waren gewöhnlich überbestückt, so daß ihre unteren Pfortluken nur 3 Fuß über dem Wasser lagen und bei Seegang nicht geöffnet werden konnten und die Segeleigenschaft der Schiffe ebenfalls stark beeinträchtigt wurde. Die Spanier und Franzosen legten im Verhältnis zur Anzahl der Geschütze Wert auf eine größere Tonnage; die Folge davon war, daß ihre Schiffe schwerere Kaliber und größere Vorräte aufnehmen konnten, mehr Tragvermögen hatten und bessere Segler waren. Die englischen Fregatten der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatten 44 Geschütze, Neun-, Zwölf- und einige Achtzehnpfünder, mit einer Tonnage von ungefähr 710 Tonnen. Um das Jahr 1780 wurden Fregatten mit 38 Geschützen (meistens Achtzehnpfündern) und mit einer Tonnage von 946 Tonnen gebaut; die Aufwärtsentwicklung ist hier offensichtlich. Die französischen Fregatten der gleichen Zeit mit ähnlicher Bestückung hatten im Durchschnitt 100 Tonnen mehr. Ungefähr zur selben Zeit (Mitte des 18. Jahrhunderts) wurden die kleineren Kriegsschiffe genauer nach neuen Maßstäben als Korvetten, Briggs, Brigantinen und Schoner klassifiziert. Im Jahre 1779 wurde ein schweres Geschütz (wahrscheinlich von dem britischen General Melville) erfunden, das die Bestückung der meisten Kriegsflotten weitgehend veränderte. Es war ein sehr kurzes Geschütz mit großem Kaliber, das in seiner Form einer Haubitze nahekam, aber für Vollgeschosse mit kleinen Ladungen bei geringen Schußweiten bestimmt. Da diese Geschütze zuerst von der Carron-Iron-Company in Schottland hergestellt wurden, nannte man sie Karronaden. Ein Treffer mit diesem Geschütz, der bei großer Schußweite wirkungslos war, hatte bei kurzer Entfernung fürchterliche Wirkungen auf die Spanten; durch die verminderte Geschwindigkeit des Geschosses (infolge der kleineren Ladung) wird ein größeres Loch erzielt, das Rippenwerk weit mehr zerstört, und zahlreiche und gefährlichere Splitter sind die Folge. Das relativ geringe Gewicht der Geschütze erleichterte es auch, einige von ihnen auf dem Achterdeck und dem Vorderdeck der Schiffe unterzubringen; schon 1781 waren 429 Schiffe der britischen Kriegsmarine über ihre reguläre Bestückung hinaus mit 6 bis 10 Karronaden ausgestattet. Wenn man die Berichte über die Seegefechte aus der Zeit der französischen und amerikanischen <372> Kriege liest, sollte man berücksichtigen, daß die Briten niemals die Karronaden in die Anzahl der Geschütze einbeziehen, die als Schiffsbestückung angegeben werden, so daß zum Beispiel eine britische Fregatte, die mit 36 Geschützen bestückt sein soll, einschließlich der Karronaden in Wirklichkeit wohl 42 Geschütze oder mehr an Bord gehabt hat. Die Überlegenheit an Metall, das die Karronaden den britischen Breitseiten gaben, hat manchen Kampf auf nahe Entfernungen zu entscheiden, der während des französischen Revolutionskrieges ausgetragen wurde. Aber bei alledem waren die Karronaden nur ein Notbehelf, um die Kampfkraft der vor 80 Jahren verhältnismäßig kleinen Kriegsschiffe zu erhöhen. Sobald man die Größe der Schiffe für jeden Rang erhöhte, wurden die Karronade wieder abgeschafft, und jetzt sind sie ziemlich veraltet.

Auf dem Gebiet der Konstruktion von Kriegsschiffen waren die Franzosen und Spanier den Engländern entschieden voraus. Ihre Schiffe waren größer und hatten eine weit bessere Form als die britischen; besonders die Fregatten waren größer und hatten bessere Segeleigenschaften, und viele Jahre lang wurden die englischen Fregatten der französischen "Hebe" nachgebildet, die 1782 gekapert worden war. In demselben Maße, wie die Schiffe länger wurden, verringerte man die Höhe der turmartigen Aufbauten an Bug und Heck, Vorderkastelle, Achterdecks und Achterkastelle; dadurch wurde die Segeleigenschaft der Schiffe so verbessert, daß sich allmählich die verhältnismäßig eleganten und schnellsegelnden Formen der jetzigen Kriegsschiffe entwickelten. Bei diesen größeren Schiffen wurde die Anzahl der Geschütze nicht erhöht, sondern das Kaliber nahm zu, ebenso wie das Gewicht und die Rohrlänge jedes Geschützes, um die Verwendung voller Ladungen zu ermöglichen und die größte Kernschußweite zu erzielen, so daß das Feuer aus großen Entfernungen eröffnet werden konnte. Die Kaliber unter 24 Pfund verschwanden von den größeren Schiffen, und die verbliebenen Kaliber wurden so vereinfacht, daß es nicht mehr als 2 oder höchstens 3 Kaliber an Bord eines jeden Schiffes gab. Das Unterdeck auf den Linienschiffen wurde, da es das stärkste war, zwar mit Geschützen desselben Kalibers wie die oberen Decks bestückt, aber von größerer Länge und größerem Gewicht, um wenigstens ein Batteriestockwerk für die größtmögliche Schußweite zur Verfügung zu haben.

Um das Jahr 1820 machte der französische General Paixhans eine Erfindung, die für die Schiffsbestückung von großer Bedeutung gewesen ist. Er konstruierte ein großkalibriges Geschütz, das mit einer engen Kammer am Verschlußstück für die Pulverladung versehen war, und begann Hohlgeschosse mit geringer Elevation aus diesen "Bombenkanonen" (canonns <373> obusiers) abzufeuern. Bisher haben nur Haubitzen in Küstenbatterien mit Hohlgeschossen auf Schiffe gefeuert, obwohl es in Deutschland schon lange üblich war, Granaten horizontal aus kurzen Vierundzwanzigpfündern und selbst Zwölfpfündern gegen Befestigungswerke zu schießen. Die zerstörende Wirkung der Granaten auf die Holzplanken der Schiffe war Napoleon wohlbekannt; er bestückte in Boulogne die meisten seiner Kanonenboote für die Expedition nach England mit Haubitzen und legte als Regel fest, daß beim Angriff auf Schiffe Geschosse verwandt werden müssen, die nach dem Aufschlag explodieren. Da die Bombenkanonen von Paixhans fast horizontal abgefeuert wurden, konnten die Schiffe jetzt mit Kanonen bestückt werden, die auf See, im Kampf Schiff gegen Schiff, nahezu mit der gleichen Treffsicherheit zu schießen vermochten wie die alten Vollkugelgeschütze. Die neue Kanone wurde bald in jeder Kriegsmarine eingeführt, und nachdem sie verschiedentlich verbessert worden ist, bildet sie jetzt einen wesentlichen Bestandteil der Bestückung aller großen Kriegsschiffe.

Bald danach unternahm man die ersten Versuche, Kriegsschiffe mit Dampfkraft anzutreiben, wie sie Fulton bereits für Handelsschiffe verwandt hatte. Die Entwicklung vom Flußdampfer zum Küstendampfer und allmählich zum Ozeandampfer ging langsam vor sich; genau so langsam ging die Entwicklung der mit Dampf angetriebenen Kriegsschiffe vor sich. Solange die Dampfschiffe nur Raddampfer waren, hatte das seinen guten Grund. Die Radschaufeln und ein Teil der Maschinen waren den feindlichen Geschossen ausgesetzt und konnten durch einen einzigen glücklichen Treffer unbrauchbar gemacht werden; sie nahmen den günstigsten Abschnitt der Breitseite des Schiffes ein; das Gewicht der Maschinen, der Schaufelräder und der Kohle verringerten die Kapazität des Schiffes so sehr, daß eine schwere Bestückung mit zahlreichen langen Geschützen überhaupt nicht in Frage kam. Ein Raddampfer war deshalb niemals als Linienschiff zu gebrauchen; doch durch seine überlegene Schnelligkeit konnte er sich mit Fregatten messen, deren Aufgabe es war, sich an die Flanken eines Gegners zu hängen, um die Früchte eines Sieges einzuheimsen oder um einen Rückzug zu decken. Nun hat eine Fregatte gerade die Größe und Bestückung, die es ihr ermöglicht, sich furchtlos auf eine selbständige Fahrt zu begeben, während ihre überlegenen Segeleigenschaften sie befähigen, sich rechtzeitig von einem ungleichen Kampf zurückzuziehen. Die Segeleigenschaften jeder Fregatte wurden von dem Dampfer bei weitem übertroffen, doch ohne gute Bestückung konnte der Dampfer seine Aufgabe nicht erfüllen. Ein reguläres Breitseitengefecht kam nicht in Frage; die <374> Zahl der Geschütze mußte aus Raummangel immer geringer sein als einer Segelfregatte. Wenn die Bombenkanone irgendwo am richtigen Platze war, so hier. Die verringerte Zahl der Geschütze an Bord einer Dampffregatte wurde durch ihr Metallgewicht und ihr Kaliber ausgeglichen. Ursprünglich waren diese Kanonen nur für Granatfeuer vorgesehen; aber neuerdings sind sie so schwer gebaut worden, besonders die Jagdkanonen (am Bug und Heck des Schiffes), daß sie bei voller Ladung aus beträchtlichen Entfernungen auch Vollgeschosse abfeuern können. Darüber hinaus erlaubt die herabgesetzte Anzahl der Geschütze drehbare Geschützbettungen und die Anlage von Schienen über das Deck, wodurch alle oder die meisten der Geschütze in fast jede Richtung feuern können, eine Einrichtung, durch die die Angriffsstärke einer Dampffregatte beinahe verdoppelt wird, und eine Dampffregatte mit 20 Geschützen kann mindestens so viele Geschütze einsetzen wie eine Segelfregatte mit 40 Geschützen, bei der auf jeder Breitseite nur 18 Geschütze feuern. Deshalb ist die große moderne Raddampferfregatte ein sehr gefürchtetes Schiff; das überlegene Kaliber und die Reichweite ihrer Geschütze zusammen mit ihrer Geschwindigkeit ermöglichen es ihr, einen Gegner aus einer Entfernung kampfunfähig zu machen, aus der ein Segelschiff das Feuer kaum wirksam erwidern kann, während das Gewicht ihres Metalls mit zerstörender Kraft hinzukommt, wenn es zu ihrem Vorteil ist, schließlich den Kampf zu erzwingen. Jedoch bleibt der Nachteil, daß ihr gesamter Antrieb dem direkten Feuer ausgesetzt ist und ein großes Zielobjekt bietet.

Für kleinere Schiffe, Korvetten, Avisos und andere leichte Fahrzeuge, die für eine Seeschlacht nicht in Betracht kommen, aber während eines Krieges sehr nützlich sind, empfand man die Dampfkraft sofort als sehr vorteilhaft, und viele solcher Raddampfer wurden in den meisten Kriegsflotten gebaut. So war es auch mit Transportschiffen. Bei geplanten Landungen verminderten Dampfer nicht nur die Dauer der Überfahrt auf ein Minimum, sondern man konnte ziemlich genau die Zeit der Ankunft an einem gegebenen Ort errechnen. Der Transport von Truppenkörpern wurde jetzt höchst einfach, besonders da jede Seemacht eine große Flotte von Handelsdampfern hatte, auf die man notfalls als Transportschiffe zurückgreifen konnte. Auf diese Erwägungen hin wagte es Prinz von Joinville, in seiner bekannten Flugschrift zu behaupten, daß die Dampfkraft die Bedingungen des Seekrieges in einem solchen Ausmaß verändert hätte, daß eine Invasion Frankreichs in England keine Unmöglichkeit mehr sei. Solange die für einen entscheidenden Kampf eingesetzten Schiffe, die Linienschiffe, jedoch ausschließlich Segelschiffe blieben, konnte die Ein- <375> führung der Dampfkraft nur wenig an den Bedingungen ändern, unter denen große Seeschlachten ausgefochten wurden.

Erst die Erfindung der Schiffsschraube sollte die Mittel für eine völlige Revolutionierung des Seekrieges liefern und alle Kriegsflotten in mit Dampfkraft angetriebene Flotten verwandeln. Volle 13 Jahre nach der Erfindung der Schraube wurde der erste Schritt in dieser Richtung getan. Die Franzosen, die den Engländern in maritimen Entwürfen und Bauten stets überlegen waren, taten ihn als erste. So baute im Jahre 1849 der französische Ingenieur Dupuy de Lôme das erste Linienschiff mit Schraubenantrieb, die "Napoléon", mit 100 Kanonen und 600 PS. Dieses Schiff sollte nicht nur von der Dampfkraft abhängig sein; anders als bei den Raddampfern erlaubte die Schraube, bei einem Schiff alle die Linien und die Takelage eines Segelschiffs beizubehalten und sich je nach Belieben nur durch Dampfkraft, nur durch Segel oder durch beides fortzubewegen. Es konnte deshalb seine Kohle stets für den Notfall sparen, da es auf die Segel zurückgreifen konnte und so weit weniger auf die Nähe von Kohlenstationen angewiesen war als der alte Schaufelraddampfer. Deshalb und weil ihre Dampfkraft zu schwach war, um die volle Geschwindigkeit eines Raddampfers zu erreichen, wurden die "Napoléon" und andere Schiffe dieser Klasse als Hilfsdampfschiffe bezeichnet; seitdem sind jedoch Linienschiffe gebaut worden, deren Dampfkraft die durch die Schiffsschraube mögliche Geschwindigkeit voll ausnutzen konnte. Durch den Erfolg der "Napoléon" wurden in Frankreich wie auch in England bald Linienschiffe mit Schraubenantrieb gebaut. Der russische Krieg <Krimkrieg 1853-1856> gab dieser radikalen Änderung im Kriegsschiffbau neuen Auftrieb; als sich herausstellte, daß die meisten stark gebauten Linienschiffe ohne allzu große Schwierigkeit mit einer Schraube und mit Maschinen ausgestattet werden konnten, war die Umstellung aller Kriegsflotten auf Dampfkraft nur noch eine Frage der Zeit. Keine große Seemacht denkt jetzt überhaupt noch daran, große Segelschiffe zu bauen; fast alle neu auf Kiel gelegten Schiffe sind Schraubendampfer, abgesehen von den wenigen Raddampfern, die für bestimmte Zwecke noch erforderlich sind; und noch vor 1870 werden Segelkriegsschiffe beinahe so völlig veraltet sein wie heute das Spinnrad und das glattläufige Gewehr.

Der Krimkrieg brachte zwei neue Schiffskonstruktionen hervor. Die erste ist das mit Dampf angetriebene Kanonenboot oder Mörserboot, das von den Engländern ursprünglich für den geplanten Angriff auf Kronstadt gebaut worden war; es ist ein kleines Schiff mit 4 bis 7 Fuß Tiefgang und mit <376> ein oder zwei schweren weittragenden Kanonen oder einem schweren Mörser bestückt. Als Kanonenboot sollte es im allgemeinen in flachen und schwer befahrbaren Gewässern, als Mörserboot beim Bombardement befestigter Marinearsenale aus großer Distanz verwendet werden. Diese Boote erfüllten die Erwartungen außerordentlich gut und werden ohne Zweifel eine wichtige Rolle in zukünftigen Seekriegen spielen. Wie bei Sweaborg bewiesen, ändert das Mörserboot völlig die Beziehungen von Angriff und Verteidigung zwischen Festungen und Schiffen, denn es verleiht den Schiffen eine solche Kraft, die ersteren ungestraft zu bombardieren, wie sie sie nie vorher besessen haben; aus 3.000 Yard Entfernung können die Mörserboote mit ihren Granaten ein so großes Objekt wie eine Stadt treffen, während sie selbst ihrer geringen Angriffsfläche wegen ganz sicher sind. Kanonenboote dagegen werden, wenn sie zusammen mit Küstenbatterien eingesetzt sind, die Verteidigung stärken, und damit treten im Seekrieg auch jene leichten und beweglichen Seestreitkräfte auf, die es bisher nicht gab.

Die zweite Neuerung sind die gepanzerten, kugelsicheren, schwimmenden Batterien, die zuerst von den Franzosen für den Angriff von Küstenbefestigungen gebaut wurden. Sie wurden nur bei Kinburn erprobt, und ihr Erfolg selbst den baufälligen Brustwehren und rostigen Kanonen dieser kleinen Festung gegenüber war nicht sehr bemerkenswert. Aber die Franzosen schienen mit ihnen so zufrieden zu sein, daß sie seitdem ihre Versuche mit Panzerschiffen weiter fortgesetzt haben. Sie haben Kanonenboote mit einer Art kugelsicherem Schutzschild aus Stahl auf dem Vorderdeck gebaut, um die Kanone und ihre Mannschaft zu schützen. Waren aber die schwimmenden Batterien manövrierunfähig und mußten in Schlepp genommen werden, so lagen diese Kanonenboote mit dem Vorderteil zu tief im Wasser und waren überhaupt nicht seetüchtig. Die Franzosen haben jedoch eine starkgepanzerte Dampffregatte, die "Gloire", gebaut, die kugelsicher sein, eine sehr hohe Fahrgeschwindigkeit haben und so seefest sein soll, daß sie einen Sturm gefahrlos überstehen kann. Über die vermutliche Umwälzung, die diese kugelsicheren Fregatten im Seekrieg verursachen werden, stellt man die übertriebensten Behauptungen auf. Man sagt, daß Linienschiffe veraltet sind und daß das Vermögen, große Seeschlachten zu entscheiden, auf diese Fregatten übergegangen ist, die nur eine einzige, von allen Seiten kugelsicher geschützte Batterie haben und denen kein hölzerner Dreidecker standhalten kann. Wir wollen hier nicht über diese Frage streiten; aber wir können wohl sagen, gezogene Artillerie zu erfinden, die schwer genug ist, Eisen- oder Stahlplatten zu durchschlagen, und diese an Bord eines Schiffes aufzustellen, ist viel leichter, als Schiffe zu bauen, deren Metall- <377> panzer stark genug ist, um dem Geschoß oder der Granate aus diesen Kanonen standzuhalten. Was die "Gloire" betrifft, so ist es schließlich nicht sicher, ob sie bei einem Sturm seefest bleibt, und wegen ihres unzureichenden Fassungsvermögens an Kohle soll sie auf See nicht länger als drei Tage unter Dampf bleiben können. Was ihr britisches Gegenstück, die "Warrior", tun wird, bleibt noch abzuwarten. Wenn man die Bestückung sowie die Kohle reduziert und die Konstruktion verändert, wird es ohne Zweifel möglich sein, ein Schiff zu bauen, das völlig kugelsicher für große und mittlere Schußweiten und trotzdem ein gutes Dampfschiff ist; aber in einer Zeit, in der die Artilleriewissenschaft solche rapiden Fortschritte macht, ist es sehr zu bezweifeln, ob es einen Zweck hat, auf die Dauer solche Schiffe zu bauen.

Die Umwälzung in der Artillerie, die durch das gezogene Geschütz jetzt hervorgerufen wird, scheint für die Seekriegführung weit bedeutender zu sein als irgend etwas, was durch Panzerschiffe erreicht werden kann. Jedes gezogene Geschütz, das diesen Namen verdient, verbürgt eine solche Genauigkeit bei großen Schußweiten, daß die frühere Unzulänglichkeit des Schießens auf See auf solche Schußweiten wahrscheinlich bald der Vergangenheit angehören wird. Überdies gestattet das gezogene Geschütz durch sein längliches Geschoß und seine reduzierte Ladung, daß das Kaliber und das Gewicht der Breitseitengeschütze beträchtlich vermindert wird; oder andernfalls, wenn das Kaliber dasselbe bleibt, ergeben sich weit bessere Resultate. Das längliche Geschoß eines 56 Zentner wiegenden gezogenen Zweiunddreißigpfünders wird die Vollkugel aus einer 113 Zentner wiegenden glatten zehnzölligen Kanone nicht nur an Gewicht, sondern auch an Durchschlagskraft, Schußweite und Genauigkeit übertreffen. Die Angriffskraft eines jeden Schiffes, das mit gezogener schwerer Artillerie bestückt ist, wird wenigstens verdreifacht. Überdies wurde es stets als dringend notwendig angesehen, eine brauchbare Perkussionsgranate zu erfinden, die in demselben Moment explodiert, da sie die Schiffswand durchschlägt. Die Rotation der runden Kugel machte dies unmöglich; der Perkussionszünder befand sich nicht immer in der richtigen Lage, wenn die Granate aufschlug, und dann explodierte sie nicht. Aber ein längliches Geschoß aus einem gezogenen Geschütz, das um seine Längsachse rotiert, wird stets mit der Geschoßspitze auftreffen, und eine einfache Perkussionskappe auf dem Zündkopf läßt die Granate in dem Moment explodieren, da sie die Schiffswand durchschlägt. Es ist unwahrscheinlich, daß irgendein bisher entwickeltes Panzerschiff zwei solche Breitseiten eines Zweideckers ungestraft herausfordern kann, ganz abgesehen von den Granaten, die die Pforten treffen und zwischen den Decks explodieren. Gezogene Geschütze müssen in <378> hohem Maße solchen Nahgefechten ein Ende setzen, in denen Karronaden nützlich sein konnten; das Manövrieren wird wieder das Übergewicht erhalten, und da die kämpfenden Schiffe durch die Dampfkraft jetzt von Wind und Strömung unabhängig sind, wird sich die Seekriegführung künftig viel mehr der Methode und den taktischen Bewegungen der Landschlachten nähern.

Die Kriegsschiffe, aus denen die moderne Kriegsmarine besteht, sind in verschiedene Klassen eingeteilt, von der ersten bis zur sechsten Klasse. Da aber diese Klasseneinteilungen variieren und willkürlich sind, wird es besser sein, die Kriegsschiffe auf übliche Art in Linienschiffe, Fregatten, Korvetten, Briggs, Schoner etc. einzuteilen. Linienschiffe sind die größten Kriegsschiffe, deren Aufgabe es ist, die Schlachtlinie in einem allgemeinen Gefecht zu bilden und den Kampf durch das Gewicht ihrer Geschosse, die auf die feindlichen Schiffe abgefeuert werden, zu entscheiden. Es sind entweder Drei- oder Zweidecker, das heißt, sie haben drei oder zwei geschlossene Decks, die mit Geschützen bestückt sind. Diese Decks werden als Unter-, Mittel- und Haupt- oder Oberdeck bezeichnet. Das Oberdeck, das früher nur am Achter- und Vorderdeck nicht offen war, ist jetzt vom Vorder- bis zum Hintersteven von einem durchgehenden, offenen Deck überdacht. Auf diesem offenen Deck, das immer noch Achterdeck und Vorderdeck genannt wird (der Teil mittschiffs wird als gangway bezeichnet), steht ebenfalls Artillerie, meist Karronaden, so daß in Wirklichkeit ein Zweidecker 3 und ein Dreidecker 4 Batteriestockwerke hat. Die schwersten Geschütze sind natürlich auf dem Unterdeck aufgestellt, und je höher die Batterien über dem Wasser liegen, desto leichter sind die Geschütze. Da das Kaliber meist das gleiche bleibt, wird diese Abstufung durch das verminderte Gewicht der Geschütze erreicht; dadurch können die Geschütze auf den oberen Decks nur kleine Ladungen aushalten und demzufolge nur für kürzere Schußweiten verwendet werden. Die einzige Ausnahme dieser Regel bilden die Jagdgeschütze am Bug und Heck eines Schiffes, die, selbst wenn sie auf dem Vorderdeck oder dem Achterdeck eines Schiffes aufgestellt, dennoch so lang und schwer wie möglich sind, da sie für die denkbar längsten Schußweiten eingesetzt werden sollen. Deshalb sind die Bug- und Heckkanonen der englischen Linienschiffe entweder acht- oder zehnzöllige Granatengeschütze oder Sechsundfünfzig- oder Achtundsechzigpfünder (Kaliber 7,7 bzw. 8,13 Zoll) für Vollgeschosse; eines der Geschütze auf dem Vorderdeck ruht auf einer drehbaren Bettung. In der englischen Kriegsmarine gibt es bei einem Schiff der ersten Klasse gewöhnlich 6 Heck- und 5 Bugkanonen. Die übrige Armierung eines solchen Schiffes ist folgende:

<379>

Position

Art

Gewicht

Länge

Anzahl

Unterdeck

achtzöllige Granatengeschütze

65 Zentner

9 Fuß

4

Unterdeck

Zweiunddreißigpfünder

56 Zentner

9 Fuß

6 Zoll

28

Mitteldeck

achtzöllige Granatengeschütze

65 Zentner

9 Fuß

2

Mitteldeck

Zweiunddreißigpfünder

50 Zentner

9 Fuß

32

Oberdeck

Zweiunddreißigpfünder

42 Zentner

8 Fuß

34

Vorder- und

Zweiunddreißigpfünder

45 Zentner

8 Fuß

6 Zoll

6

Achterdeck

32pfündige Karronaden

17 Zentner

4 Fuß

14

Summa:

120

Die Armierung der unteren Klassen der Linienschiffe ist nach demselben Prinzip aufgebaut. Zum Vergleich geben wir auch die eines entsprechenden französischen Schiffes der ersten Klasse an: Unterdeck 32 lange Dreißigpfünder, Mitteldeck vier 80pfündige Granatengeschütze und 30 kurze Dreißigpfünder, Oberdeck vierunddreißig 30pfündige Granatengeschütze, Vorderdeck und Achterdeck vier 30pfündige Granatengeschütze und sechzehn 30pfündige Karronaden; insgesamt 120 Geschütze. Das französische 80pfündige Granatengeschütz hat ein um 0,8 Zoll größeres Kaliber als die englische achtzöllige Kanone; das 30pfündige Granatengeschütz und der Dreißigpfünder haben ein etwas größeres Kaliber als die englischen Zweiunddreißigpfünder, so daß der Vorteil im Metallgewicht bei den Franzosen liegen würde.

Das kleinste Linienschiff hat jetzt 72 Geschütze an Bord, die größte Fregatte 61. Eine Fregatte ist ein Schiff mit nur einem bestückten geschlossenen Deck und einem anderen offenen Deck darüber (Vorder- und Achterdeck), das ebenfalls mit Kanonen bestückt ist. Die Armierung in der englischen Marine besteht im allgemeinen aus 30 Geschützen (entweder nur Granatengeschütze oder teils Granatengeschütze, teils lange Zweiunddreißigpfünder) auf dem Geschützdeck und 30 kurzen Zweiunddreißigpfündern auf dem Vorder- und dem Achterdeck mit einem schweren Pivotgeschütz auf einer drehbaren Bettung am Bug. Da Fregatten meist auf Detachierung geschickt werden und dabei stets damit rechnen müssen, allein einen Kampf gegen feindliche Fregatten, die mit der gleichen Aufgabe ausgesandt sind, aufzunehmen, war es für die meisten Seemächte von großer Bedeutung, sie möglichst groß und stark zu bauen. Bei keinem Schiffstyp nimmt die Größe so auffallend zu wie bei diesem. Die Vereinigten Staaten, die eine billige Kriegsmarine brauchten, aber stark genug, um sich Respekt zu verschaffen, erkannten als erste den großen Vorteil, den <380> eine Flotte großer Fregatten ihnen bot, wenn jede Fregatte der einer anderen Nation überlegen war. Aus der Überlegenheit der amerikanischen Schiffsbauer, schnelle Schiffe zu bauen, zog man ebenfalls Vorteile, und der letzte Krieg gegen England (1812 bis 1814) erwies in vielen, gut ausgefochtenen Kämpfen, welch furchtbare Gegner diese amerikanischen Fregatten waren. Bis zum heutigen Tag gelten die Fregatten der Vereinigten Staaten als Vorbilder dieser Schiffstype, obwohl der Größenunterschied im Vergleich zu anderen Kriegsflotten bei weitem nicht so bedeutend ist, wie er 30 oder 40 Jahre zuvor war.

Die nächste Klasse der Kriegsschiffe wird Korvetten genannt. Sie haben nur ein Batteriestockwerk auf einem offenen Deck; aber die größeren Korvetten sind mit einem Vorder- und Achterdeck (jedoch nicht durch ein durchgehendes Deck mittschiffs verbunden) versehen, wo einige weitere Geschütze stehen. Solche Korvetten entsprechen deshalb fast der vor 80 Jahren üblichen Fregatte, als der erhöhte vorderste und hinterste Teil des Schiffes noch nicht durch ein glattes Deck verbunden war. Diese Korvetten sind noch stark genug, dasselbe Geschützkaliber zu führen wie die größeren Schiffe. Sie haben außerdem 3 Masten, alle mit Rahtakelung. Von den kleineren Schiffen haben die Briggs und die Schoner von 20 bis zu 6 Geschützen an Bord. Sie haben nur 2 Masten, die Briggs mit Rahsegel, die Schoner mit Gaffelsegel. Das Kaliber ihrer Geschütze ist zwangsläufig kleiner als das der größeren Schiffe und übersteigt gewöhnlich nicht Achtzehn- oder Vierundzwanzigpfünder und geht sogar bis auf Zwölf- und Neunpfünder herunter. Schiffe von dieser geringen Offensivstärke können nicht dort eingesetzt werden, wo man ernstlichen Widerstand erwartet. In den europäischen Gewässern werden sie nach und nach allgemein von kleinen Dampfschiffen verdrängt, und sie können nur in solchen Küstengewässern wie vor Südamerika, China etc. wirklich von Nutzen sein, wo sie auf weniger starke Gegner stoßen und nur dazu dienen, die Flagge einer starken Seemacht zu vertreten. Die oben angegebene Armierung entspricht nur der zur Zeit üblichen; sie wird jedoch zweifellos während der nächsten 10 Jahre durch die allgemeine Anwendung gezogener Schiffsgeschütze in jeder Beziehung verändert werden.