Inhaltsverzeichnis Aufsätze für "The New American Cyclopædia"
Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 14, 4. Auflage 1972, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. S. 270-271.
1. Korrektur.
Erstellt am 22.08.1998.
Geschrieben zweite Januarhälfte/Februar 1858.
Aus dem Englischen.
["The New American Cyclopædia", Band V]
<270> Coehoorn bzw. Cohoorn, Menno van, Baron - ein holländischer General und Ingenieur - geboren 1641 in Friesland, gestorben am 17. Mai 1704 in Den Haag. Im Alter von 16 Jahren erhielt er ein Hauptmannspatent, zeichnete sich bei der Belagerung von Maastricht aus und später in den Schlachten von Seneffe, Kassel, Saint Denis und Fleurus. Während der Zeit, in der er nicht im aktiven Dienst stand, widmete er dem Fortifikationswesen viel Aufmerksamkeit mit dem Ziele, die Chancen der Belagerer und der Belagerten einander anzugleichen, nachdem das neue System seines Zeitgenossen Vauban letzteren große Vorteile gebracht hatte. Als noch verhältnismäßig junger Mann errang er sich einen Namen als Ingenieur, und als er sein mittleres Lebensalter erreicht hatte, war er anerkannt der beste Offizier dieser Waffe im holländischen Dienst. Der Prinz von Oranien versprach ihm eine Oberstenstelle, aber da er ziemlich nachlässig in der Erfüllung des Versprechens war, zog sich Coehoorn verschnupft zurück mit der Absicht, seine Dienste den Franzosen anzubieten. Auf Befehl des Prinzen wurden jedoch seine Frau und 8 Kinder als Geiseln für seine Rückkehr verhaftet, was ihn rasch zurückbrachte, worauf er den versprochenen Rang erhielt und späterhin nacheinander zum General der Artillerie, Generaldirektor für Befestigungsbau und Gouverneur von Flandern ernannt wurde.
Sein ganzes Leben stand in enger Verbindung mit den Verteidigungsanlagen der Niederlande. Bei der Belagerung von Grave 1674 erfand und benutzte er zum ersten Male die kleinen Mörser, die sogenannten Coehoorns zum Werfen von Granaten, und im folgenden Jahre errang er den Beifall Vaubans, weil er erfolgreich die Maas überquerte und eine Bastion nahm, die man durch den Fluß für geschützt gehalten hatte. Nach dem Frieden von Nymwegen (1678) wurde er zur Verstärkung verschiedener schon befestigter Plätze herangezogen; Nymwegen, Breda, Mannheim, seitdem geschleift, und Bergen-op-Zoom bezeugen den Wert seines Systems. Den letztgenannten Platz hielt er für sein Meisterstück, obgleich er nach langer Belagerung 1747 von Marschall de Lowendal genommen wurde. Während <271> der Feldzüge von 1688 bis 1691 war er im aktiven Dienst. Die Belagerung von Namur im Jahre 1692 gab ihm Gelegenheit, sein System an dem Vaubans zu erproben, denn diese beiden großen Ingenieure standen dort einander gegenüber, Coehoorn in der Verteidigung eines Werks, das er zum Schutze der Zitadelle errichtet hatte, und Vauban, der es zu bezwingen versuchte. Coehoorn verteidigte es hartnäckig, aber nachdem er gefährlich verwundet worden war, war er gezwungen, sich seinem Gegner zu ergeben, der seine Tapferkeit und Geschicklichkeit großmütig bestätigte. Er wurde später beim Angriff auf Trarbach, Limburg und Liège herangezogen und 1695 half er, Namur wieder zu nehmen. Im Spanischen Erbfolgekrieg belagerte er der Reihe nach Venloo, Stephensworth, Ruremonde, Liège und nahm im Jahre 1703 Bonn am Rhein nach dreitägiger Kanonade durch schwere Artillerie, unterstützt durch Granatfeuer von 500 Coehoorns. Danach ging er nach Holländisch-Flandern, wo er mehrere Siege über die Franzosen errang und die Belagerung von Huy leitete. Das war seine letzte Diensthandlung, denn er starb bald danach an Apoplexie, während er auf eine Unterredung mit dem Herzog von Marlborough über den Plan für eine neue Kampagne wartete.
Coehoorns größtes Werk, "Nieuwe Vestingbouw", wurde in Leeuwarden 1685 in Folio-Format herausgebracht und in mehrere fremde Sprachen übersetzt. Seine Pläne sind meistens den holländischen Festungen oder ihnen ähnlichen, auf nur einige Fuß über dem Wasserspiegel liegendem Boden erbauten, angepaßt. Wo immer es auszuführen ging, umgab er seine Anlagen mit zwei Gräben, den äußeren voll Wasser, den inneren trocken und im allgemeinen von etwa 125 Fuß Breite, der den Belagerten und in einigen Fällen den Kavalleriedetachements als place d'armes <Waffenplätze> diente. Die Theorie seines Systems sowohl für den Angriff als auch für die Verteidigung war die Überlegenheit einer kombinierten Masse über Einzelfeuer. Als Militärexperte wurde Coehoorn ungeheure Verschwendung an Menschenleben vorgeworfen, worin er in ungünstigem Gegensatz zu Vauban stand, der die Menschen schonte. Persönlich war er geradezu, ehrlich, tapfer und haßte Schmeichelei. Er lehnte Anerbieten mehrerer ausländischer Regierungen ab. Karl II. von England schlug ihn zum Ritter. Er wurde in Wijkel, in der Nähe von Sneek in Friesland, begraben, wo man ihm zum Gedächtnis ein Denkmal errichtet.