Inhaltsverzeichnis Aufsätze für "The New American Cyclopædia"
Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 14, 4. Auflage 1972, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. S. 115-116.
1. Korrektur.
Erstellt am 22.08.1998.
Geschrieben am 22. September 1857.
Aus dem Englischen.
["The New American Cyclopædia", Band III]
<115> Bourrienne, Louis-Antoine Fauvelet de, Privatsekretär Napoleons, geboren am 9. Juli 1769 in Sens, gestorben in der Nähe von Caen am 7. Februar 1834. Er trat 1778 in die Militärschule von Brienne ein und war dort etwa 6 Jahre Mitschüler Napoleons. Von 1789 bis 1792 verbrachte er seine Zeit als Attaché an der französischen Botschaft in Wien, als Student des internationalen Rechts und der nordischen Sprachen in Leipzig und am Hofe von Poniatowski in Warschau. Nach seiner Rückkehr nach Paris erneuerte er seine vertrauten Beziehungen zu Napoleon, der damals ein armer Offizier ohne Freunde war; aber die entscheidende Wendung, die die revolutionären Ereignisse nach dem 20. Juni 1792 nahmen, veranlaßten ihn, wieder nach Deutschland zu gehen. 1795 fuhr er jedoch nach Paris zurück und begegnete dort erneut Napoleon, der ihn jedoch kühl behandelte; aber als er sich gegen Ende 1796 wieder an ihn gewandt hatte, wurde er ins Hauptquartier gerufen und sofort zum Privatsekretär Napoleons ernannt. Nach dem zweiten italienischen Feldzug erhielt Bourrienne den Titel eines Staatsrats, wurde in den Tuilerien untergebracht und zum Familienkreise des Ersten Konsuls zugelassen. 1802 machte das Bankhaus Coulon, Armeelieferant, dessen Teilhaber Bourrienne insgeheim geworden war und dem er das lukrative Geschäft der Lieferung der ganzen Kavallerieausrüstung verschafft hatte, mit einem Defizit von 3 Millionen Bankrott; der Chef des Hauses verschwand, und Bourrienne wurde nach Hamburg versetzt. 1806 wurde er beauftragt, die strikte Durchführung von Napoleons Kontinentalsystem in Hamburg zu beaufsichtigen. Da der Hamburger Senat, von dem er 2.000.000 Francs erhalten hatte, und Zar Alexander, dessen Verwandten, den Herzog von Mecklenburg, er ebenfalls mit Geldstrafe belegt hatte, ihn der Veruntreuung beschuldigten, sandte Napoleon eine Kommission zur Untersuchung seines Verhaltens und befahl ihm, 1.000.000 Francs an die kaiserliche Schatzkammer zurückzuzahlen.
<116> So lebte er, ein in Ungnade gefallener und ruinierter Mann, in Paris bis zu Napoleons Untergang im Jahre 1814; dann erschien er wieder auf der Bildfläche, erhielt seine Million von der französischen provisorischen Regierung zurückgezahlt, wurde von ihr zum Generaldirektor der Post ernannt, dann von diesem Posten durch Ludwig XVIII. abgesetzt, jedoch von demselben Fürsten bei den ersten Gerüchten von Napoleons Rückkehr von Elba zum Präfekten der Pariser Polizei ernannt, einem Posten, den er acht Tage innehatte. Da Napoleon ihn in seinem Dekret vom 13. März aus Lyon von der allgemeinen Amnestie ausgeschlossen hatte, folgte er Ludwig XVIII. nach Belgien, wurde von dort nach Hamburg geschickt und nach seiner Rückkehr nach Paris zum Staatsrat, später zum Staatsminister gemacht. Seine Geldverlegenheiten zwangen ihn, 1828 in Belgien auf einem Landsitz der Herzogin von Brancas in Fontaine l'Evêque, unweit von Charleroy, Zuflucht zu suchen. Hier schrieb er, unterstützt von Herrn de Villemarest und anderen, seine "Memoiren" (10 Bände, Oktav), die 1829 in Paris erschienen und große Aufregung hervorriefen. Er starb im Irrenhaus.