Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 10, S. 602-609
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1961

Karl Marx

[Die Industrie- und Handelskrise]


["Neue Oder-Zeitung Nr. 17 vom 11. Januar 1855]

<602> London, 8. Januar. Während die hiesigen Klubs und Journale mit wichtigtuendem Klatsch über "ministerielle Krisen" beschäftigt sind, finden sie keine Zeit, die ungleich wichtigere Tatsache anzuerkennen, daß eine der großen englischen Industrie- und Handelskrisen wieder hereingebrochen ist, und in unheilvolleren Dimensionen als 1847 und 1836. Diese Einsicht, die die sporadisch seit drei Monaten ausbrechenden und in der letzten Zeit an Zahl und Intensivität zunehmenden Bankerutte nicht zu erzeugen vermochten, ist endlich unabweisbar geworden infolge der Veröffentlichung der Jahreshandelsberichte und der vom Board of Trade <Handels- und Verkehrsministerium> bekannt gemachten Listen über die Aus- und Einfuhr der letzten elf Monate. Aus den letzteren Listen folgt, daß die Ausfuhr um 1.710.677 Pfd.St. abgenommen hat, wenn verglichen mit den korrespondierenden elf Monaten des Jahres 1853, und um 1.856.988 Pfd.St., wenn der letzte Monat allein - 5. November bis 5. Dezember - in beiden Jahren verglichen wird. Aus den Ausfuhrlisten entnehmen wir folgende Details, die den Ausfall in einigen der bedeutendsten Industriezweigen zeigen:

1853

1854

Pfd.St.

Pfd.St.

Baumwollenmanufaktur

23.757.155

22.877.050

Baumwollengarn

6.322.639

6.055.640

Linnenmanufaktur

4.379.732

3.735.221

Linnengarn

1.069.812

852.763

Wollenmanufaktur

9.470.413

8.566.723

Seidenmanufaktur

1.492.785

1.144.506

Maschinenausfuhr

1.368.027

1.271.503

<603> In den Handelsberichten wird natürlich versucht, den Krieg für die Krisis von 1854 verantwortlich zu machen, ganz wie die Revolution von 1848 für eine Krise verantwortlich gemacht wurde, die bereits im Jahre 1847 ausgebrochen war. Indes ist diesmal selbst der "London Economist" - der prinzipiell Krisen aus zufälligen, dem Handel und der Industrie fremden Umständen zu erklären pflegt - gezwungen zu gestehen. daß die kommerziellen Unfälle und Ausfälle des Jahres 1854 der Beginn einer naturgemäßen Reaktion gegen die "konvulsivische Prosperität" von 1853 sind. In anderen Worten, der kommerzielle Zyklus ist wieder bei dem Punkte angelangt, wo Überproduktion und Überspekulation in eine Krise umschlagen. Bester Beweis: die Vereinigten Staaten von Nordamerika, die nur so weit von dem orientalischen Kriege berührt wurden, als er ihrem Schiffsbau und Schiffshandel einen unerhörten Aufschwung gab und ihnen für manche Rohprodukte Absatz verschaffte, die früher mehr ausschließlich von Rußland geliefert wurden. In den Vereinigten Staaten währt die Krise nun schon länger als vier Monate und ist noch beständig im Wachsen begriffen, obgleich von 1.208 Banken bereits 107, also ungefähr ein Zwölftel bankeruttiert haben und ein solches Stocken der Industrie, verbunden mit einer solchen Herabdrückung des Arbeitslohnes in den industriellen Staaten des Ostens eingetreten ist, daß im vorigen Monate über 4.000 europäische Einwanderer nach Europa "zurückemigriert" sind. Die englische Krise von 1836 war gefolgt von der amerikanischen Krise von 1837. Diesmal ist der Gang ein umgekehrter. Amerika hat die Initiative des Bankerutts ergriffen. Die Vereinigten Staaten und Australien sind gleichmäßig mit englischen Produkten überschwemmt. Von welcher Wichtigkeit dies für den englischen Handel, mag man daraus ersehen, daß von den ungefähr 100 Millionen Pfd.St., die Großbritannien 1853 in Waren ausführte, 25 Millionen auf die Vereinigten Staaten und 15 Millionen auf Australien fielen. Ostindien war der wichtigste Absatzmarkt nach den Vereinigten Staaten und Australien. Ostindien war indes bereits im Jahre 1852 so überführt, daß nur eine ganz neue Ausdehnung des Handels über das Pandschab und Sind nach Buchara, Afghanistan und Belutschistan und von da einerseits nach Zentralasien, andererseits nach Persien imstande war, die Ausfuhr mühsam auf der alten Höhe von 8 Millionen Pfd.St. zu erhalten. Jetzt sind alle Abzugskanäle auch dort so verstopft, daß vor kurzem Waren von Hindostan nach Australien verschifft und so "Eulen nach Athen" getragen wurden. Der einzige Markt, der infolge des orientalischen Krieges eine Zeitlang "vorsichtig" beschickt wurde, war der levantische Markt. Indes ist es ein offenes Geheimnis in der City, daß, seit die Krise in den Vereinigten Staaten und die Stockung in Australien den Handel zwangen, nach allen etwa noch nicht <604> überführten Märkten ängstlich umzuschauen, Konstantinopel der Lagerplatz aller kaufbedürftigen Waren wurde und nun auch als "geschlossen" betrachtet werden muß. Ebenso ist die letzte Bewegung in Spanien benutzt worden, um durch den Schmuggelhandel so viel von englischen Waren einzuführen, als es fassen kann. Der letzte Versuch dieser Art wird jetzt in den südamerikanischen Staaten gemacht, deren geringe Konsumtionsfähigkeit indes keines Nachweises bedarf.

Bei der entscheidenden Wichtigkeit der englischen Krise für die sozialen und politischen Zustände der gesamten Welt wird es nötig sein, ausführlicher und im Detail auf die Geschichte des englischen Handels von 1854 zurückzukommen.

["Neue Oder-Zeitung" Nr. 19 vom 12. Januar 1855]

London, 9. Januar. Die Zunahme des englischen Handels und der englischen Industrie in dem Zeitraum von 1849 bis 1853 mag nach folgenden Daten beurteilt werden. 1846 betrug der Tonnengehalt mit Waren befrachteter, von britischen Seehäfen aus- und in sie einlaufender Schiffe 9.499.000, 1850 war diese Quantität angewachsen zu 12.020.000 Tonnen und 1853 zu nicht weniger als 15.381.000, gerade der doppelte Tonnengehalt von 1843.1846 betrug der Wert der Ausfuhr britischer Manufakturen und Rohprodukte 57.786.000 Pfd.St., 1850 dagegen 71.367.000 Pfd.St. und 1853 über 98.000.000 Pfd.St., also mehr als das Doppelte der Gesamtausfuhr von 1842. Welche Rolle spielen die Vereinigten Staaten von Nordamerika und Australien bei dieser Zunahme der Ausfuhr? 1842 betrug der Wert der britischen Exporte nach Australien noch nicht 1 Million Pfd.St., 1850 erreichten sie beinahe 3 Millionen und 1853 sogar 14.513.000 Pfd.St., 1842 wurde nach den Vereinigten Staaten ausgeführt für 3.582.000 Pfd.St., 1850 für beinahe 15 Millionen und 1853 für nicht weniger als 23.658.000 Pfd.St. Aus diesen Zahlen folgt einmal, daß das Jahr 1854 einen ganz analogen Wendepunkt bildet in der modernen Handelsgeschichte, wie die Jahre 1825, 1836, 1847; dann, daß die Krise in den Vereinigten Staaten nur ein Moment der englischen Krise ist, und schließlich, daß der Krieg von 1854 - den der "Pays <in der "Neuen Oder-Zeitung": die "Patrie">, Journal de l'Empire" sehr richtig als une guerre pacifique <einen friedlichen Krieg> bezeichnet - durchaus keinen Einfluß auf diese soziale Katastrophe ausgeübt hat, oder wenn einen Einfluß, höchstens einen zurückhaltenden, hemmenden. Einzelne Industriezweige, z.B. die Leder-, Eisen- und Wollenwarenmanufaktur, ebenso der Schiffsbau, sind <605> direkt durch die Kriegsnachfrage unterstützt worden. Der Schrecken, den nach vierzig Friedensjahren eine Kriegserklärung hervorrief, lähmte den Flug der Spekulation für einen Augenblick. Die durch den Krieg verursachten Anlehen der verschiedenen europäischen Staaten hielten den Zinsfuß auf einer Höhe, der das Überstürzen industrieller Unternehmung hinderte und so die Krise aufhielt. Indes, sagt die Peace-Society, hat der Krieg nicht die Kornpreise erhöht? Ist das Steigen der Kornpreise nicht gleichbedeutend mit einer Abnahme des domestic trade <Binnenhandels>, d.h. des britischen Konsums von Industrieerzeugnissen? Und ist diese Zusammenziehung des eignen Marktes nicht das Hauptelement der Krise? - Zunächst ist zu erinnern, daß das Jahr der höchsten britischen Prosperität - 1853 - ein Jahr hoher Kornpreise war und daß die Kornpreise des Jahres 1854 durchschnittlich unter denen des Jahres 1853 rangieren, also 1853 ebensowenig die Prosperität wie 1854 die Symptome der Krise aus dem Stand der Kornpreise erklärt werden können. Lassen wir aber den Einfluß der Kornpreise auf die Industrie beiseite: welches war der Einfluß des Krieges auf die Kornpreise? In anderen Worten: Sind die Kornpreise gestiegen, weil die Zufuhr von Rußland gefallen ist? Von dem gesamten Korn und Mehl, das Großbritannien einführt, fällt auf Rußland ungefähr 14 p.c., und da die Gesamteinfuhr nur ungefähr 20 p.c. des Nationalkonsums befriedigt, liefert Rußland etwa 21/2 p.c. des Nationalkonsums. Der letzte offizielle Bericht über die komparative Korn- und Mehleinfuhr der verschiedenen Erdteile und Länder nach Großbritannien wurde Anfang November 1854 veröffentlicht und gibt eine vergleichende Tabelle für die ersten neun Monate von 1853 und 1854. Darnach betrug 1853 die Gesamteinfuhr von Weizen 3.770.921 Quarters, wovon 773.507 von Rußland, und 209.000 qrs. von der Moldau und Walachei bezogen wurden. Von Mehl betrug die Gesamteinfuhr 3.890.746 Zentner, wovon 64 auf Rußland kamen und gar nichts auf die Donaufürstentümer. Im Kriegsjahre 1854 empfing Großbritannien von Rußland 505.000 qrs. Weizen und von der Moldau und Walachei 118.000 qrs. Niemand wird behaupten wollen, daß dieser Ausfall (außerdem aufgewogen durch größere Mehleinfuhr von anderen Ländern) die Preise der ausgezeichneten Ernte von 1854 ungefähr auf die Höhe der schlechten Jahre 1852 und 1853 geschnellt hat. Im Gegenteil. Der Wegfall alles russischen Getreides würde solche Wirkung verfehlt haben. Was rätselhaft bleibt - obgleich für die ökonomische Frage unbedeutend - ist der Ausfall in der Zufuhr der Donaufürstentümer. - Das Rätsel löst sich einfach. Wenn die Koalition die russischen Häfen im Schwarzen Meer nominell, hat sie dagegen erst den Bosporus, dann die Donaumündung reell blockiert, statt Rußland <606> die Türkei und die Donaufürstentümer. Die russischen Kreuzzüge gegen den Halbmond - 1812, 1828, 1848 (damals angeblich gegen die Rebellen von Jassy und Bukarest) und 1854 - wer weiß nicht, daß sie zum Teil bedingt waren durch die Handelskonkurrenz der südrussischen Provinzen gegen die Donaufürstentümer und nebenbei den auf der Donau geführten Handel Bosniens, Serbiens und Bulgariens? Welche Genialität also von seiten eines englischen Ministeriums, dadurch Rußland zu strafen, daß es den Handel von Odessa und Taganrog frei ließ, aber den der russischen Konkurrenten auf der Donau unterdrückte, blockierte und so sich selbst die Zufuhr abschnitt.

["Neue Oder-Zeitung" Nr. 33 vom 20. Januar 1855]

London, 16. Januar. Der "London Economist" bemerkt mit Bezug auf die gegenwärtige Handels- und Industriekrise:

"Welches immer der Ausfall in der Ausfuhr anderer Artikel sei, er erstreckt sich nicht auf die Maschinerie. Statt abzunehmen, hat der Wert der Maschinenausfuhr zugenommen für 1854, verglichen mit 1853. Andere Länder also machen gegenwärtig Gebrauch von unserer Maschinerie. In dieser Hinsicht besitzen wir keinen Vorteil mehr gegen sie. Frankreich, Deutschland, Belgien, Holland, die Schweiz und die Vereinigten Staaten sind nun alle große Manufakturländer, und einige von ihnen besitzen Vorteile über uns. Wir haben einen Wettlauf zu rennen, und wir können das nicht erfolgreich, wenn wir uns die Beine festbinden. Erfahrung hat alle Welt überzeugt, daß die Restriktionen, die für den Vorteil des Grundherrn erfunden worden, ihm selbst schadeten; daß die Restriktionen, die zugunsten der Fabrikherren erfunden, sich gegen sie selbst kehrten; und nach und nach werden auch die Fabrikarbeiter ausfinden, daß die zu ihrem Vorteile bestehenden legalen Restriktionen sie nur schädigen können. Es ist jedoch zu hoffen, daß sie das ausfinden werden, bevor die obenerwähnten Länder solche Fortschritte gemacht haben, um England von ihren eigenen und dritten Märkten ausschließen und unsere Fabrikarbeiter auf das äußerste Elend reduzieren zu können."

Herr Wilson, der Herausgeber des "Economist" und das Faktotum im Finanzministerium des gesalbten und salbungsvollen Gladstone, Freiheitsapostel und Stellenjäger in einer Person, ein Mann, der auf einer Spalte seines Blattes die Notwendigkeit des Staats im allgemeinen leugnet und auf der anderen die Unentbehrlichkeit des Koalitionsministeriums im besondren beweist - Herr Wilson also beginnt seine Homilie mit einer absichtlich verfälschten Tatsache. Die Ausfuhrlisten von 1854 enthalten nämlich eine doppelte Rubrik über Maschinenausfuhr. Die erste, bezüglich auf Lokomo- <607> tiven für Eisenbahnen, zeigt nach, daß 1853 für 443.254 Pfd.St., 1854 aber für 525.702 Pfd.St. ausgeführt wurde, was allerdings ein Zuwachs von 82.448 Pfd.St. ist. Die zweite Rubrik dagegen, worin alle in Fabriken angewandte, überhaupt jede andre Sorte Maschinerie außer den Lokomotiven eingeschlossen ist, zeigt für 1853 1.368.027 Pfd.St. gegen 1.271.503 Pfd.St. für 1854, also einen Ausfall von 96.524 Pfd.St. Beide Rubriken zusammengefaßt, stellt sich also ein Ausfall von 14.076 Pfd.St. heraus. Dies Detail charakterisiert die Herren von der Manchesterschule. Sie halten nämlich den jetzigen Augenblick für geeignet, die zugunsten der Fabrikarbeiter bestehende "Restriktion", nämlich die gesetzliche Beschränkung an der Arbeitszeit für junge Leute unter 18 Jahren, für Weiber und für Kinder unter 12 Jahren aufzuheben. Zur Erreichung eines so hohen Zweckes dürfen wohl einige Zahlen verfälscht werden. Aber gemäß dem "Manchester Examiner", dem Spezialorgan des Quäkers Bright und sämtlicher Handelszirkulare aus den Fabrikdistrikten, ächzen die auswärtigen Märkte, die herkömmlichen Abzugskanäle für den Überschuß unserer Manufakturen, unter der Wucht unserer Überproduktion und Überspekulation. Wenn eine solche Überfüllung des Weltmarkts erreicht worden ist trotz der Improvisation zwei neuer goldener Märkte - Australiens und Kaliforniens -, trotz des elektrischen Telegraphen, der ganz Europa in eine große Handelsbörse verwandelt hat, trotz Eisenbahnen und Dampfschiffen, die die Kommunikation, also den Austausch ins Unglaubliche vermehrt haben - wie lange würde die Krise wohl auf sich haben warten lassen, hätte es den Fabrikherrn freigestanden, 18 Stunden statt 11 arbeiten zu lassen? Das Rechenexempel ist zu einfach, um einer Lösung zu bedürfen. Die verhältnismäßige Überstürzung der Krise würde indes nicht den einzigen Unterschied gebildet haben. Eine ganze Arbeitergeneration wurde 50 p.c. an physischer Kraft, an geistiger Entwickelung und an Lebensfähigkeit eingebüßt haben. Dieselbe Manchesterschule, die uns auf dies Bedenken antworten wird:

Sollte diese Qual uns quälen,
Da sie unsere Lust vermehrt?
<Goethe, "An Suleika">

brüllt England mit sentimentalem Jammer über die Menschenopfer, die der Krieg mit Rußland, die jeder Krieg kostet! Wir werden Herrn Cobden in einigen Tagen zu Leeds hören, protestierend gegen das wechselseitige Abschlachten von Christenmenschen. Wir werden ihn in einigen Wochen im Parlament hören, protestierend gegen die "Restriktionen" , die den zu raschen Konsum von Menschenkindern in den Fabriken hemmen. Hält er von allen Heldentaten nur eine für berechtigt, die des Herodes?

<608> Wir stimmen darin mit der Manchesterschule überein, daß gesetzliche Zwangsbeschränkungen der Arbeitszeit nicht gerade eine hohe Stufe der gesellschaftlichen Entwickelung bezeichnen. Aber wir finden den Fehler nicht in den Gesetzen, sondern in den Zuständen, die sie nötig machen.

["Neue Oder-Zeitung" Nr. 41 vom 25. Januar 1855]

London, 22. Januar. Es ist bekannt, daß der Schatzkanzler Robinson das Parlament von 1825 mit einem Dithyramb auf den unerhörten Aufschwung von Handel und Industrie eröffnete. Einige Wochen später war die Bank von England auf dem Punkt, ihre Barzahlungen einzustellen. Seit der Zeit behielt Robinson den ihm von Cobbett angehängten Stichnamen des "Prosperity-Robinson". Da man in England historische Präzedenzien liebt, konnte Prosperity-Robinson nicht vermeiden, Nachfolger zu finden. Die Thronrede, womit die letzte außerordentliche Parlamentssitzung eröffnet ward, gratulierte dem Lande zum außerordentlichen Stand des Gedeihens in Agrikultur, Manufaktur und Handel. Und dennoch war auch der Schein schon verschwunden, der Robinson etwa blenden konnte. Ministerielle Glückwünsche scheinen zum Zeremoniell zu gehören, womit Erschütterungen des Weltmarktes in England standesgemäß angekündigt werden. Sonderbarer jedoch als die Sprache der Minister ist in diesem Augenblick das Schweigen der Presse. Glaubt sie, die Handelskrise "burken" <"unterdrücken"> zu können, wie man in den literarischen Koterien von Paris mißliebige Bücher "burkt" - durch die Verschwörung des Stillschweigens? Indes die Preislisten sprechen, die Bankerottlisten in der "Gazette" sprechen, und die Briefe der "Geschäftsfreunde" sprechen. Bald werden auch die Zeitungen sprechen. In der letzten Woche fanden sehr bedeutende Zahlungseinstellungen in der City statt, worunter die bedeutendsten die der Herren Lonergan u. Komp., im spanischen und westindischen Handel befindlich; die der Herren Rogers, Lowrey, die mit Manchester und dem umliegenden Fabrikdistrikte Geschäfte machten; die der Herren Kotherington u. Komp., dem amerikanischen Handel angehörig; endlich die der Brüder Aubertius, einer alten und respektablen Firma. Die Verpflichtungen dieser verschiedenen Häuser sollen sich durchschnittlich auf 100.000 bis 150.000 Pfd.St. belaufen. Für diese Woche werden neue Zahlungseinstellungen von wenigstens 7 bedeutenden Häusern der City erwartet.

Aus einem Handelsbriefe von Birmingham von 20. Januar entnehmen wir folgende Details über den Stand der Süd-Staffordshire-Industrie:

<609> "Mit Ausnahme der Häuser der Eisenindustrie, die im Auftrage der Regierung Kriegsmaterial produzieren, besitzen die wenigsten irgendwelche Bestellungen, und die sie besitzen, zu äußerst reduzierten Preisen. 8 Pfd.St. 10 Schilling kaufen jetzt eine Tonne Stangeneisen, die Mitte Sommer zu 2 Pfd.St. quotiert war, aber selbst zu diesen herabgesetzten Preisen sind Verkäufe kaum zu bewirken, so daß die Produktion beschränkt werden muß. Wenige der großen Interessen der Vereinigten Staaten von Nordamerika haben mehr von der dortigen Handelskrise gelitten als das Eisengeschäft. Fast alle großen Eisenwerke der Vereinigten Staaten, auf welche enorme Summen verwendet worden sind, haben ihre Arbeiter aufs Pflaster geworfen, und dies ohne Aussicht auf baldige Wiederaufnahme. Der Eisenkonsum Amerikas muß daher als fast ganz suspendiert betrachtet werden, und wir haben von dort keine weitern Aufträge zu erwarten.

Letzten Sonnabend wurden viele Arbeiter aus den (Birminghamer) Zinnfabriken entlassen, und noch mehr werden ihnen heute abend (20. Januar) folgen. Die Erz- und Messingarbeiter sind nicht besser gestellt, da hier in den meisten großen Werken nur kurze Zeit gearbeitet wird.

In Modeartikeln sind die noch vorhandnen Aufträge sehr sparsam, und die Handlungsreisenden, die in diesem Zweige Aufträge für den Frühling suchen, schicken sehr entmutigende Berichte heim.

Der Stand des Geldmarkts fährt fort, auf alle Handelszweige störend einzuwirken. Die Banken schrauben auf in höchst nachteiliger Weise, und in diesem Augenblicke geht nur ein Geschäft gut, das des Geldverleihers. Zu den kleinen Leihanstalten strömt es von Bittstellern, und die Wechseldiskontierer bringen eine gute Ernte ein."