Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 10, S. 569-575
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1961

Friedrich Engels

Der Krimfeldzug

Geschrieben am 4. Dezember 1854.
Aus dem Englischen.


["New-York Daily Tribune" Nr. 4272 vom 27. Dezember 1854, Leitartikel]

<569> Seit der schrecklichen und blutigen Schlacht bei Inkerman ist im Krimfeldzug kein bedeutendes militärisches Ereignis zu verzeichnen gewesen; doch da der Krieg durch den Beginn des Winters ohne die Einnahme Sewastopols einen neuen Charakter erhalten hat, ist es angebracht, Rückschau über den Verlauf der Ereignisse seit der Landung der Expedition zu halten, um festzustellen, unter welchen Umständen und mit welchen Aussichten er in die vor ihm stehende neue Etappe eintritt. Zunächst müssen wir jedoch unseren früheren Bemerkungen über diese letzte denkwürdige Schlacht einige weitere hinzufügen. Die offiziellen Berichte zu diesem Ereignis, die alle in der Presse veröffentlicht worden sind, zeichnen sich durch außerordentliche Verwirrung und Mangel an Scharfsinn aus. Lord Raglans Bericht wurde offensichtlich in großer Eile geschrieben. Die auf die Tschornaja ausgerichtete Front seiner Armee mit der auf Sewastopol ausgerichteten Front verwechselnd, bezeichnet er im gleichen Bericht ein und dieselbe Flanke seiner Stellung manchmal als rechte, manchmal als linke, so daß es unmöglich ist, sich mit Hilfe dieser Quelle ein klares Bild von den Geschehnissen zu verschaffen. Canroberts Bericht ist ebenso weitschweifig und unbestimmt wie kurz und deshalb ganz unbrauchbar; und wer den sogenannten Menschikow-Bericht im "Russian Invalid" mit den früheren Berichten Fürst Menschikows vergleicht, muß auf den ersten Blick erkennen, daß dieser nicht aus der gleichen Feder stammt. Offenbar fand Nikolaus, daß er der Presse genügend Freiheit gelassen habe; und da die Methode, wie ein Gentleman die Wahrheit zusagen, seine Truppen nicht vor Niederlagen schützt, ist es seiner Ansicht nach durchaus richtig, zum alten System des Lügens zurückzukehren. Auf kaiserlichen Wunsch wird der normale Verlauf der Ereignisse nachträglich geändert, und ein abgeschlagener Angriff seiner Entsatzarmee gegen die Be- <570> lagerer wird in einen siegreichen Ausfall aus der Stadt verwandelt. Der Grund ist offensichtlich: Die Ausfallkräfte müssen, sobald sie das Ziel ihres Ausfalls erreicht haben, unverzüglich in die Befestigungen zurückkehren; auf diese Weise wird der Rückzug erklärt und zu einer Selbstverständlichkeit gemacht. Würden die Tatsachen so berichtet, wie sie sich wirklich zugetragen haben, könnte die Schande der Niederlage nicht verborgen bleiben.

Und mit Recht tut Nikolaus sein Möglichstes, um die Umstände dieser Schlacht vor seinem Volk zu verbergen. Seit der Narwa-Schlacht sind die russischen Waffen nie wieder mit solcher Schande bedeckt worden. Und wenn wir den außerordentlichen Unterschied erwägen zwischen den Russen von Narwa und den Russen von Inkerman, den unausgebildeten Horden von 1700 und der wohleinexerzierten Armee von 1854, so erscheint im Vergleich dazu die Schlacht von Narwa glänzend in der russischen Kriegsgeschichte. Narwa war der erste große Unfall einer aufsteigenden Nation, deren entschlossener Geist selbst Niederlagen in Siege umzuwandeln wußte. Inkerman erscheint beinahe als sichere Anzeige des Verfalls jener Treibhausentwicklung, die Rußland seit Peter dem Großen genommen hat. Das künstliche Wachstum und die enorme Anstrengung, mit einem barbarischen Material den Schein einer glänzenden Zivilisation aufrechtzuerhalten, scheint die Nation bereits erschöpft und eine Art von Lungenschwindsucht über sie verhängt zu haben. In all den Schlachten unseres Jahrhunderts, von Austerlitz und Eylau bis Silistria, haben sich die Russen als ausgezeichnete Soldaten erwiesen. Ihre Niederlagen, wo immer sie auch auftraten, konnten erklärt werden; sie hinterließen keinen Fleck auf der Ehre der Armee, wenn auch auf dem Ansehen ihrer Generale. Doch jetzt hat sich die Lage völlig verändert. Wenn Balaklawa die Überlegenheit der alliierten Kavallerie bewiesen hat, wenn die ganze Belagerung Sewastopols die gewaltige Überlegenheit der alliierten Artillerie über die der Russen beweist, so stand die russische Infanterie immer noch in hohem Ansehen. Inkerman hat auch dieses vernichtet. Seltsamerweise hat die russische Infanterie ihren Ruf in einer Schlacht verloren, in der der einzelne russische Fußsoldat vielleicht tapferer denn je gekämpft hat. Das Hauptmerkmal aller militärischen Operationen dieses Krieges, die unübertroffene Mittelmäßigkeit sowohl auf russischer als auch auf alliierter Seite, ist nie offener zutage getreten. Jede Bewegung und jeder unternommene Schritt hat ein Resultat zur Folge gehabt, das das genaue Gegenteil des beabsichtigten war. Ein coup de main <Handstreich> wird unternommen, <571> und es erweist sich, daß er einen Feldzug zur Folge hat - noch dazu einen Winterfeldzug. Eine Schlacht wird geschlagen, doch ihr Erfolg ist nur augenblicklich und entgleitet dem Sieger in weniger als einer Woche. Eine offene Stadt wird mit schwerer Belagerungsartillerie angegriffen, doch ehe der Belagerungetrain herangebracht worden ist, verwandelt sich die offene Stadt in ein befestigtes Lager erster Ordnung. Eine Belagerung wird durchgeführt, und als sich gerade Erfolge einstellen, muß sie abgebrochen werden, weil eine Entsatzarmee heranrückt und - nicht siegt, sondern geschlagen wird. Eine der Entsatzarmee gegenüber eingenommene starke Stellung wird durch die geringe Länge ihrer Front zu einem Mittel für die Entsatzarmee, die Belagerer in Belagerte zu verwandeln! So werden zehn Wochen mit einer Reihe von Anstrengungen vertan, mit Kämpfen, Schanzarbeiten, Plänen und Gegenplänen; der Winter setzt ein und findet beide Armeen - besonders jedoch die alliierte - völlig unvorbereitet für diese Jahreszeit: und all das mit keinem anderen Ergebnis als gewaltigen Verlusten auf beiden Seiten, wodurch eine Entscheidung des Feldzuges ebenso entfernt und unwahrscheinlich bleibt wie vorher.

Die von den Alliierten auf die Krim dirigierten Streitkräfte überstiegen von der ersten Landung bis zum 5. November nicht die Zahl von 25.000 Briten, 35.000 Franzosen und 10.000 bis 15.000 Türken, insgesamt 70.000 bis 75.000 Mann. Als die Expedition unternommen wurde, waren keine weiteren Verstärkungen aus England oder Frankreich zu erwarten; einige Bataillone und Eskadronen waren unterwegs, die jedoch in obiger Schätzung enthalten sind. Alle zusätzlichen Truppen, die sie möglicherweise binnen kurzem heranbringen konnten, müssen Türken gewesen sein, und trotz Cetate und Silistria haben weder die alliierten Befehlshaber noch die alliierten Truppen je Vertrauen in sie gesetzt. Dadurch waren die 60.000 Franzosen und Engländer die wirklich zuverlässigen Truppen der Expedition, und nur mit ihnen kann man tatsächlich rechnen. Diese Armee war jedoch für einen Feldzug zu klein und für einen coup de main zu groß. Sie konnte nicht schnell genug eingeschifft werden; die zur Vorbereitung verwandten Monate genügten, um die Russen zu warnen; und wenn die Gegenwart der Österreicher die Fürstentümer und Bulgarien vor russischen Angriffen schützte, so bewahrte sie auch Bessarabien und Odessa vor jeder ernsthaften Gefahr; denn da die Österreicher an der Flanke und im Rücken dieser beiden Operationslinien Stellung bezogen hatten, konnte keine der beiden Armeen vorrücken, ohne ihnen ausgeliefert zu sein. Somit müssen die Russen sicher gewesen sein, daß alle diese Vorbereitungen gegen Sewastopol gerichtet waren; daneben waren überhaupt nur die Häfen von Cherson und Nikolajew, die Werften der russischen Flotte, <572> ernsthaft bedroht. Deshalb mußten die russischen Vorbereitungen auf der Krim unfehlbar den Vorbereitungen der Alliierten Schritt für Schritt folgen. Und das taten sie, bis sich schließlich der beabsichtigte coup de mein in einen regulären Feldzug verwandelte, der jedoch - wie aus der Art, in der er begonnen wurde, klar hervorgeht - in der irregulärsten Weise geführt wird.

Als die Alliierten den Russen an der Alma gestatten mußten, sich in völliger Ordnung vom Schlachtfeld zurückzuziehen, obwohl sie von ihnen mit weit überlegenen Kräften angegriffen worden waren, ging ihnen der erste Schimmer der Wahrheit auf; der ursprüngliche Plan wurde aufgegeben, der Coup war mißlungen, man mußte sich auf eine Reihe neuer Eventualitäten einstellen. Durch Unentschlossenheit gingen Tage verloren; schließlich wurde der Marsch nach Balaklawa beschlossen, und die Vorteile einer starken Verteidigungsstellung gewannen die Oberhand über die Möglichkeit, sich bald der Nordseite Sewastopols zu bemächtigen, welche die Stadt beherrscht und deshalb der entscheidende Punkt war. Gleichzeitig beging Menschikow mit seinem übereilten Marsch nach Sewastopol und seinem ebenso übereilten Gegenmarsch nach Bachtschissarai ähnliche Fehler. Dann folgte die Belagerung. Neunzehn Tage vergingen, bis die Batterien der ersten Parallele ihr Feuer eröffnen konnten, und jetzt waren die Vorteile ziemlich gleichmäßig verteilt. Die Belagerung ging sehr langsam, doch keineswegs sehr sicher vonstatten. Harte Arbeit in den Schanzen und schwerer Vorpostendienst wirkten auf die durch ein für sie ungewohntes Klima und durch eine fürchterliche Epidemie geschwächten Mannschaften ein und lichteten die Reihen der Alliierten erstaunlich. Ihre Befehlshaber hatten nicht einmal mit dem gewöhnlichen Verschleiß eines Feldzuges gerechnet - sie standen solchen außergewöhnlichen Verlusten ganz unerwartet gegenüber. Sanitätsdienst und Kommissariat waren besonders bei den Briten in völliger Unordnung. In ihrer Nähe lag das reiche Baidartal, wo die Vorräte, die sie am notwendigsten brauchten, im Überfluß vorhanden waren, doch sie konnten sich nicht hineinwagen! Sie hatten keine Hoffnung auf baldiges Eintreffen der Verstärkungen, aber die Russen kamen von allen Seiten heran. Dann kam das Treffen vom 25. Oktober. Die Russen gewannen die Oberhand, und ein Drittel der alliierten Kavallerie wurde vernichtet. Als nächstes folgte die Schlacht vom 5. November, wo die Russen zurückgeschlagen wurden, doch mit einem Verlust für die Alliierten, den diese sich nicht ein zweites Mal leisten konnten. Seit dieser Zeit verhielten sich sowohl die russische Entsatzarmee als auch die alliierten Belagerer ruhig. Die Belagerung Sewastopols wird, wenn überhaupt, pro forma durchgeführt. Niemand wird behaupten, <573> daß das müde, planlose Feuer, das die Alliierten seit dem 5. November unterhalten, den Verteidigungsanlagen der Stadt irgendeinen Schaden zufügen oder gar die Russen daran hindern kann, den bis dahin erlittenen Schaden auszubessern. Es besteht kein Zweifel, daß die Belagerung, wenn sie wieder aufgenommen wird, von neuem begonnen werden muß, nur mit dem Unterschied, daß die angreifenden Batterien vielleicht um einige hundert Yards näher an die Stadt herangebracht werden, als das ganz zu Anfang der Fall war, sofern das Feuer aus der Stadt, von ständigen Angriffen aus Inkerman unterstützt, dem der Alliierten nicht überlegen ist und die vorgerückten Batterien zerstört.

Hier stehen also die Alliierten Anfang Dezember, in einem Lind mit kaltem Winter, schlecht versorgt mit Kleidung und anderen Materialien, mit deren Hilfe sie die schlechte Jahreszeit leidlich überstehen könnten; schwach trotz aller eingetroffenen und der noch zu erwartenden Verstärkungen; mit einem gewaltigen Verlust an Menschen, verwickelt in die Verfolgung von Zielen und in Methoden, die weder beabsichtigt noch je vorbereitet waren, ohne etwas erreicht zu haben, absolut nichts, außer dem Bewußtsein ihrer individuellen und taktischen Überlegenheit über ihre Gegner. Bis jetzt müssen die Alliierten durch 20.000 Mann, meist Franzosen, verstärkt worden sein, und es werden noch mehr erwartet; doch wenn wir uns die Schwierigkeiten und Verzögerungen, die mit der ersten alliierten Expedition nach der Türkei verbunden waren, vergegenwärtigen - wenn wir uns darüber hinaus vor Augen führen, daß beinahe alle Transportmittel, die zur Beförderung der ersten Armee gedient haben, zurückgehalten worden sind und daß für die Divisionen, die jetzt nach dem Osten beordert wurden, neue Schiffe gefunden werden müssen, müssen wir daraus schließen, daß die Krimarmee nach Ankunft der oben erwähnten 20.000 Mann einige Zeit ohne wesentliche Verstärkungen bleiben wird. Folglich kann sie jetzt eine Stärke von ungefähr 55.000 bis 60.000 Mann haben, von denen ein Drittel frisch aus dem bequemen Garnisonsleben kommt und schwer zu leiden haben wird, bevor es sich an die Entbehrungen eines Winterbiwaks unter dem Himmel der Krim gewöhnt haben wird. In Wirklichkeit können sich nach der Katastrophe, die die französischen und englischen Transportschiffe bei dem fürchterlichen Sturm am 14. November betroffen hat, gerade diese Kräfte, statt eine Verstärkung zu sein, als Last erweisen. Es kann jedoch nicht gesagt werden, daß diese Katastrophe zu der Kategorie verhängnisvoller und überwältigender Unglücksfälle gehört, die in den besten Plänen nicht vorauszusehen oder zu verhindern sind. Der Sturm am 14. November war eine der Jahreszeit entsprechende Erscheinung, und der Jahreszeit entsprechend war auch das <574> Unglück, das den alliierten Flotten zustieß. Gerade die Zeit, zu der die Krimexpedition nach drei Monaten ermüdender und unerklärlicher Verzögerungen startete, verhieß Stürme und Schiffbrüche, verbunden mit Verlust an Schiffen, Mannschaften, Soldaten und Vorräten. Die Urheber dieses außergewöhnlichen Feldzuges waren überdies immer wieder vor den Unfällen gewarnt worden, die unvermeidliche Begleiterscheinungen der Schiffahrt auf dem Schwarzen Meer zu einer so vorgerückten Jahreszeit sind. Folglich sind sie verantwortlich, auch für das Unglück vom 14. November, durch das den alliierten Streitkräften das gleiche Schicksal wie der napoleonischen Armee während ihres Moskauer Feldzuges droht. Die "London Times" schätzt die Gesamtverluste an Mannschaften, die die Alliierten am 14. an den verschiedenen Punkten der Krim erlitten, auf tausend Mann, "außer denen, die den Kosaken in die Hände gefallen sind".

Dieselbe Zeitung teilt uns auch mit, daß

"die 'Prince', ein großartiger neuer Schraubendampfer mit 2.700 Tonnen, neulich nach Balaklawa abfuhr. An Bord befand sich das 46. Regiment, die gesamte Winterkleidung für die Belagerungstruppen, darunter 40.000 Überröcke, Flanellanzüge, Unterwäsche, Socken und Handschuhe, Rindfleisch, Schweinefleisch und andere Lebensmittel, Krankenhausbedarf für Skutari und eine große Menge Kugeln und Granaten zur Fortsetzung der Belagerung. Das ist alles verlorengegangen. Die 'Resolute' mit 900 Tannen Schießpulver ist ebenfalls untergegangen. Folglich hat es den Anschein, als ob alle Materialien zur Fortsetzung der Belagerung und zum Schutz vor dem strengen Winter mit einem Schlag verlorengegangen sind; und selbst wenn wir gedenken, uns damit zufriedenzugeben, lediglich unsere Stellung auf den Höhen vor Sewastopol zu halten, ist es offensichtlich, daß wir nicht in der Lage sind, unserem schlimmsten Feind standzuhalten - dem kommenden Winter."

Obgleich die Krim ein beinahe isolierter Teil des Russischen Reiches ist, und obwohl die gegen die Alliierten eingesetzten Truppen nicht in der Lage waren, sie zu vertreiben, als sie nur 35.000 Mann stark waren, wird es doch niemand wagen zu behaupten, daß diese 60.000 Alliierten stark genug sind, all den Truppen Widerstand zu leisten, die die Russen anrücken lassen können. Die Russen haben auf der Krim sechs Infanteriedivisionen und eine Reservedivision, d.h. ungefähr 100 Bataillone (außerdem Matrosen und Seesoldaten, die wir auf keiner Seite mitgerechnet haben). Diese 100 Bataillone, von denen die Hälfte den mörderischen, achtzehn Monate währenden Donaufeldzug mitgemacht hat, können nicht mehr als 50.000 bis 60.000 Mann stark sein; einschließlich Kavallerie, Feldartillerie und Kosaken wird die gesamte russische Landstreitmacht im Felde die der Alliierten um kaum 10.000 bis 15.000 Mann übersteigen. Wenn es stimmt, daß Lüders' Korps, <575> weitere 49 Bataillone mit ungefähr 20.000 bis 25.000 Mann (denn auch sie haben an der Donau ein Drittel ihres Bestandes verloren), auf dem Wege nach Perekop ist, wenn in der gleichen Gegend noch einige Reserven der neuen Formationen konzentriert werden, kann sich für die Russen sehr bald die Gelegenheit ergeben, einen großen Schlag zu führen; und da die moralische, physische und taktische Überlegenheit gegenüber zahlenmäßigem Übergewicht und ungefähr gleichwertiger Führung nur eine bestimmte Zeit anhält, kann das Resultat sehr wohl als zweifelhaft bezeichnet werden. Wenn gleichzeitig ein außerordentlich strenger Winter alle Operationen unterbrechen sollte, sind die alliierten Armeen offenkundig nicht in der Lage standzuhalten.

Dieser Überblick über die Lage auf der Krim rechtfertigt den Zweifel und das Zögern, mit denen wir die Nachricht aufgenommen haben, daß sich Österreich den Westmächten angeschlossen habe. Gewiß sind die von uns dargelegten Umstände nicht derart, daß sie möglicherweise das Wiener Kabinett verleiten würden, von seiner gewöhnlichen Unentschlossenheit abzugehen, während die unsichere Stellung des britischen Ministeriums und die dringende Notwendigkeit, diesen gewaltigen Fehlschlag im Osten dadurch zu decken, daß man eine bemerkenswerte Errungenschaft aufweist, die man an anderer Stelle erzielt hat, ausreichend Grund dafür bietet, einen kleinen Vertrag als ein großes Offensiv- und Defensivbündnis hinzustellen. Vielleicht haben wir darin völlig unrecht; doch unsere Leser kennen die Gründe für unsere Meinung, und die Zeit wird beweisen, ob der vielgerühmte Anschluß Österreichs an die Alliierten eine Realität ist oder ein Trick, speziell bestimmt zur Verwendung bei der Parlamentssitzung.