Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 10, S. 391-398
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1961

Karl Marx

[Die Räumung der Donaufürstentümer -
Die Ereignisse in Spanien -
Die neue dänische Verfassung -
Die Chartisten]

Aus dem Englischen.


["New-York Daily Tribune" Nr. 4162 vom 21. August 1854]

<391> London, Dienstag, 8. August 1854.

Am 28. v.M. zog Fürst Gortschakow mit dem Zentrum seiner Armee durch Schlawa, ein Dorf, ungefähr sechs Meilen von Kalugereni entfernt, und verließ es wieder am 29. en route <in Richtung> Fokschani. Die von General Soimonow kommandierte Vorhut besteht aus acht Bataillonen der 10. Infanteriedivision, aus den Chasseurs-Regimentern von Tomsk und Kolywan und aus dem Husarenregiment Großfürst Zäsarewitsch. Diese Vorhut sollte am 1. d.M. die Jalomitza bei Ureschti und Merescyani passieren, wo Brücken errichtet worden waren. Ihre Ankunft wird Mitte des Monats in Fokschani erwartet.

Die türkische Armee rückt in drei Kolonnen vor. Das Zentrum war am 29. Juli in Kalugereni, am 30. wurden Schützen ihrer Vorhut bei Glina gesehen, 2 Meilen von Bukarest entfernt, wo man für den 1. August die Errichtung des Hauptquartiers Omer Paschas erwartet. Der rechte Flügel marschierte entlang des Ardschisch in Richtung von Oltenitza auf Bukarest. Der linke, der am 28. bei Mogina stand, soll die Straße von Slatina nach Bukarest nehmen.

"Die Rückzugsbewegung der russischen Armee", sagt der "Moniteur de l'Armée", "scheint mehr strategischen als politischen Charakter zu tragen. Der Vorteil für den russischen General besteht hierbei darin, daß er seine Truppen in einer guten Stellung konzentrieren kann, wo sie nach den Leiden, die sie in der Dobrudscha erduldet haben und die ihnen von den Türken am linken Donauufer zugefügt worden sind, Atem schöpfen können. Er wird seiner Versorgungsbasis näher sein und dabei weiterhin einen bedeutenden Teil des im letzten Jahr eingenommenen Gebiets besetzt <392> halten. Schließlich erhält er eine Stellung, die selbst für überlegenere Kräfte gefährlich ist."

Am 26. Juli erließ Baron Budberg folgende Proklamation an die Walachen:

"Seine Majestät, der Kaiser aller Reußen, König von Polen, Beschützer der Fürstentümer Moldau und Walachei, Beschützer all derer, die sich zum orthodoxen, griechischen Glauben bekennen, hat beschlossen, die kaiserlichen Truppen für kurze Zeit aus den ungesunden Donaugebieten zurückzuziehen, um sie in den gesünderen Bergen einzuquartieren. Der Feind in seiner Kurzsichtigkeit glaubte, wir zögen uns aus Furcht vor ihm zurück, und versuchte demzufolge, unsere Truppen während ihres Rückzugs anzugreifen. Doch kaum hatte Fürst Gortschakow, der Oberkommandant, seinen Truppen befohlen, sie zurückzuschlagen, als sie auch schon schmählich flohen und ihre Waffen und Munition zurückließen, die unsere tapferen Soldaten mitnahmen. Wenn die Jahreszeit günstiger sein wird, werden wir zu euch gerüstet zurückkehren, um euch für immer von den barbarischen Türken zu befreien. Unser Rückzug wird vorsichtig und ohne Eile erfolgen; denn der Feind soll nicht glauben, wir flüchteten vor ihm."

Es ist sonderbar, daß die Russen 1853 in genau demselben Monat, im Juli, die Jahreszeit keineswegs ungünstig fanden, um die Walachei zu besetzen.

"Die Auswanderung der bulgarischen Familien aus der Dobrudscha", heißt es in einem Brief aus Galatz, der in einer deutschen Zeitung veröffentlicht wurde, "geht ständig weiter. Ungefähr 1.000 Familien mit 150.000 Stück Vieh sind in der Nähe von Reni übergesetzt."

Diese "freiwillige Auswanderung", zu der die Einwohner von den Russen unter dem Vorwand der Gefahr einer türkischen Rache aufgefordert wurden, ähnelt ihrem Wesen nach der "freiwilligen" österreichischen Anleihe. Der Wiener Korrespondent des "Morning Chronicle" meldet, daß dieselben Familien,

"als sie gewahr wurden, daß sie an den Befestigungen der Moldau beschäftigt werden sollten, nach Hause zurückzukehren wünschten, aber von den Kosaken gezwungen wurden, nach Fokschani weiterzuziehen, wo sie jetzt Gräben ausheben".

Die Barrikaden in Madrid waren auf Forderung Esparteros kaum entfernt, da war die Konterrevolution bereits emsig am Werk. Der erste konterrevolutionäre Schritt war die Gewährung der Straffreiheit für Königin Christina, Sartorius und deren Bundesgenossen. Dann folgte die Bildung des Ministeriums mit dem Moderado O'Donnell als Kriegsminister, und die ganze Armee wurde der Verfügungsgewalt dieses alten Freundes von Narváez unterstellt. Auf der Liste stehen die Namen Pacheco, Lujan, Don Francisco <393> Santa Cruz - sie alle sind als Anhänger von Narváez bekannt, und der erste war ein Mitglied des berüchtigten Ministeriums von 1847. Ein anderer, Salazar, wurde wegen des einzigen Verdienstes berufen, daß er ein Spielkamerad Esparteros war. Als Belohnung für das blutige Gemetzel des Volkes auf den Barrikaden und auf den Plätzen wurden zahllose Auszeichnungen über die Espartero-Generale einerseits und die Moderado-Freunde O'Donnells andrerseits ausgeschüttet. Um den Weg für ein endgültiges Verstummen der Presse zu bahnen, wurde das Preßgesetz von 1837 wieder eingeführt. Anstatt allgemeine konstituierende Cortes einzuberufen, will Espartero angeblich nur die Kammern nach der Verfassung von 1837 und - wie von einigen behauptet wird - sogar nach der von Narváez geänderten Fassung einberufen. Um den Erfolg all dieser Maßnahmen und anderer, die noch folgen sollen, soweit wie möglich zu sichern, werden in der Nähe Madrids große Truppenmassen konzentriert. Was uns bei dieser Angelegenheit besonders auffällt, ist die Plötzlichkeit, mit der die Reaktion eingesetzt hat.

Im ersten Moment haben die Barrikadenchefs Espartero aufgesucht, um ihm Vorstellungen wegen der Auswahl seines Ministeriums zu machen. Er begann eine lange Erklärung über die Schwierigkeiten, denen er ausgesetzt sei, und bemühte sich, seine Ernennungen zu verteidigen. Doch die Abgeordneten des Volkes schienen von seiner Erklärung wenig befriedigt. Gleichzeitig treffen "sehr alarmierende" Nachrichten über die Bewegungen der Republikaner in Valencia, Katalonien und Andalusien ein. Die Verwirrung Esparteros zeigt sich in seinem Dekret, das das Weiterbestehen der Provinzjuntas sanktioniert. Auch hat er noch nicht gewagt, die Madrider Junta aufzulösen, obgleich sein Ministerium vollständig und ins Amt eingeführt ist.

Auf die Forderung Napoleons des Kleinen wurde Oberst Charras aus Belgien ausgewiesen. Der Pariser Korrespondent der "Indépendance Belge" erwähnt eine vom Prinzen Murat verfaßte und herausgegebene Flugschrift, welche die Krone König Bombas <Ferdinand II.> als das rechtmäßige Erbe der Murats fordert. Die Flugschrift ist ins Italienische übersetzt worden.

Das dänische Ministerium weigert sich noch immer hartnäckig, den Westmächten die Häfen und Landungsplätze zu überlassen, wodurch diese ihre Streitkräfte während des Winters in der Ostsee belassen könnten. Nicht nur in dieser Form jedoch bringt die dänische Regierung ihre Verachtung für die Mächte zum Ausdruck, die gegen ihren Schutzherrn, den Kaiser von Rußland, angetreten sind. Sie zögerte nicht, ihren lange vorbereiteten coup d'état, der völlig im Interesse Rußlands liegt, direkt vor der Nase der <394> Flotten und Armeen der Westmächte durchzuführen. Am 26. Juli wurde in Kopenhagen eine Staatsakte veröffentlicht mit der Überschrift: "Verfassung der dänischen Monarchie für ihre öffentlichen Angelegenheiten". Sonderbarerweise hat die englische Presse von dieser Maßnahme fast überhaupt keine Notiz genommen. Deshalb bringe ich Ihnen die wichtigsten Punkte dieser neuen dänischen Verfassung:

Abschn. 1. Die Nachfolge der dänischen Monarchie wird durch das Gesetz vorn 31. Juli 1853 festgelegt.

Abschn. 5. Öffentliche Angelegenheiten der Monarchie sind all jene, von denen nicht ausdrücklich bestimmt wird, daß sie sich auf einen besonderen Teil derselben beziehen.

Abschn. 6. Die öffentlichen Ausgaben der Monarchie, die ihre Einnahmen übersteigen, müssen in folgendem Verhältnis getragen werden: Dänemark 60 Prozent; Schleswig 17 Prozent; Holstein 23 Prozent.

Abschn. 7. Die öffentlichen Angelegenheiten der Monarchie sollen einem Rigsraad unterstehen.

Abschn. 8. Der gegenwärtige Rigsraad soll nur aus Mitgliedern bestehen, die der König ernannt hat. Zukünftige Rigaraade sollen teilweise gewählt werden.

Abschn. 10. Der Rigsraad soll dann aus fünfzig Mitgliedern bestehen, wovon der König zwanzig ernennt und die anderen dreißig Mitglieder in folgendem Verhältnis gewählt werden: Der Reichstag Dänemarks wählt 18, die Provinzstaaten Schleswigs wählen 5, diejenigen Holsteins 6, und die Ritterschaft von Lauenburg wählt 1.

Abschn. 11. Das Grundgesetz des Königreichs Dänemark vom 5. Juni 1849 soll auf die Angelegenheiten jenes Königreichs beschränkt sein.

Abschn. 15. Die Mitglieder des Rigsraads erhalten eine jährliche Bezahlung von 500 Talern.

Abschn. 16. Der Rigsraad muß wenigstens einmal in zwei Jahren einberufen werden, für eine Dauer, die der König bestimmen wird.

Abschn. 17. Seine Sitzungen sollen in Kopenhagen stattfinden; der König kann sie jedoch nach jedem anderen Ort verlegen.

Abschn. 18. Seine Beratungen werden von einem Präsidenten geleitet, der vom König ernannt wird. Die Debatten können sowohl in deutscher als auch in dänischer Sprache geführt werden, die Entschließungen müssen jedoch in der letzteren abgefaßt werden.

Abschn. 19. Die Beratungen des Rigsraads sind geheim.

Abschn. 21. Ohne Zustimmung des Rigsraads kann keine für die ganze Monarchie geltende Steuer erhoben, geändert oder aufgehoben, noch irgendeine Anleihe für die ganze Monarchie aufgenommen werden.

Abschn. 22. In allen anderen Angelegenheiten, außer den Finanzen der gemeinsamen Monarchie, hat der Rigsraad nur eine beratende Stimme.

<395> Ein Dekret desselben Datums beruft den Rigsraad für den 1. September 1854 ein, und ein anderes Dekret enthält die Ernennungen des Königs: die Ernannten sind alle Höflinge, hohe Beamte und Ritter des Danebrog.

Die durch diesen neuen coup d'état erreichten Hauptpunkte sind die Abschaffung des Grundgesetzes und der Repräsentativeinrichtungen Dänemarks und die Errichtung einer einfachen Maschine zur Beschaffung des Geldbetrages, den der Hof und die Regierung haben will.

Ernest Jones hat sich von neuem auf eine Reise durch die Fabrikbezirke begeben, um sie zugunsten der Charte zu agitieren. In Halifax, Bacup und den anderen Ortschaften, die er bereits besucht hat, wurde die folgende Petition an das Parlament angenommen:

"An die ehrenwerten Abgeordneten des Unterhauses Großbritanniens und Irlands, die im Parlament versammelt sind. - Die bescheidene Bittschrift der Einwohner Bacups, die sich auf einem öffentlichen Meeting am Dienstag, dem 30. Tag des Juli 1854, versammelt haben, will sagen:

Daß Ihre Bittsteller lange und genau die Handlungen der Minister der Krone in ihrer Innen- und Außenpolitik betrachtet haben und durch eingehende Beobachtung davon überzeugt wurden, daß diese in beiderlei Beziehung bei weitem nicht das Vertrauen des Landes verdienen.

Daß Ihre Bittsteller überzeugt sind, daß keine inneren Verbesserungen stattfinden und keine Stärke nach außen gezeigt werden wird, solange solche Männer an der Spitze der nationalen Angelegenheiten stehen.

Ihre Bittsteller ersuchen deshalb Ihr ehrenwertes Haus, eine Adresse an den Thron zu senden, um zu bewirken, daß es Ihrer Majestät gefallen möge, Ihre gegenwärtigen Ratgeber zu entlassen und Männer zu Ihrer Unterstützung zu ernennen, die mit dem fortschrittlichen Geist des Zeitalters mehr in Einklang stehen und die für die Erfordernisse unserer Zeit besser geeignet sind.

Ihre Bittsteller werden stets darum ersuchen."

Am Sonntag fand ein großes Meeting in Dirpley Moor, Bacup, statt, in der der Agitator eine der überzeugendsten Reden hielt, die er je gehalten hat, wovon einige Auszüge einen Platz in Ihrer Zeitung verdienen:

"Die Zeit des Handelns ist endlich gekommen, und wir beginnen jetzt, den Chartismus in England so sehr wiederzubeleben, wie dies in einer Zeit der Apathie noch nie geschah. Endlich nähert sich die Stunde, da wir unsere Charte haben werden ...

Ihr habt gegen das Sinken der Löhne gekämpft und kämpftet vergebens; Hunger trieb euch zum Zwist; doch die Armut war euer Lehrer, selbst als der Hunger euer Feldwebel war; und nach jeder neuen Niederlage wuchset ihr an Wissen und Verstand. <396> Zuerst waren Vereinigungen und Streiks euer Heilmittel. Von ihnen erhofftet ihr die Rettung und ließet außer acht, daß ihr nicht die Möglichkeit hattet, für euch selber zu arbeiten, und daher auch nicht die Mittel zum Widerstand gegen die Kapitalisten, deren Reichtum es ihnen gestattete, abzuwarten und euren Magen zu beobachten, um zu sehen, wer es länger aushalten könne. Ihr hofftet, daß kürzere Arbeitszeit helfen würde, und man sagte euch, daß, arbeitete jeder zwei Stunden weniger, zwei Stunden Arbeit für diejenigen blieben, die überhaupt keine Arbeit haben. Doch ihr vergaßt, daß, während ihr die Arbeitszeit um ein Prozent herabsetztet, das Monopol die Maschinerie um hundert Prozent erhöhte.

Dann flüchtetet ihr euch in die Genossenschaft. Ihr begrifft eine große Wahrheit - die Befreiung der Arbeit muß sich auf die Genossenschaft stützen, doch ihr übersaht die Mittel zur Sicherung dieser Befreiung. Wenn man produziert, braucht man einen Markt - wenn man etwas zu verkaufen hat, braucht man jemanden, der es zu kaufen wünscht - und ihr vergaßt, daß dieser jemand nicht vorhanden war. Die genossenschaftliche Produktion beginnt - doch wo ist der Markt? Woher sollt ihr denn den Markt bekommen? Wie könnt ihr die Armen reich machen, damit sie das kaufen können, was die Genossenschaft produziert? Durch jene britischen Kalifornier, deren Gold auf der Oberfläche des Bodens liegt und das wogende Weizenfeld der Erntezeit tönt. Schaut zu euren Füßen! - dort auf dem grünen Ufer, an dem ihr sitzt - dort auf den weiten Feldern, auf denen ihr steht - dort liegt die Freiheit - dort liegt die Genossenschaft - dort sind die hohen Löhne - dort liegt Wohlstand und Frieden! In den fünfzehn Millionen unserer öffentlichen Ländereien - den siebenundzwanzig Millionen unserer unbebauten britischen Prärien hier im Lande. Eine griechische Legende sagt, Herkules rang mit dem Riesen Antäus, dessen Mutter die Erde war, und warf ihn oft zu Boden - doch jedesmal, wenn er an die Brust der Mutter fiel, bekam er neue Kräfte und stand stärker wieder auf. Als Herkules das entdeckte, hob er ihn empor und hielt ihn in der Luft, bis er ihn besiegt hatte. So reißt der Herkules Monopol den Riesen Arbeit von seiner Mutter Erde weg und hält ihn mit dem Griff der Konkurrenz, macht ihn schwach, machtlos und läßt ihn wie Mohammeds Sarg zwischen Himmel und Hölle schweben - nur dem letzteren Ort viel näher!

Doch wie das Land bekommen? Es gibt einige Leute, die euch sagen, dafür brauche man keine politische Macht. Wer sind diese Leute, die euch das erzählen? Sind es die Führer der Zehnprozentbewegungen oder der Zehnstundenbewegungen oder der Bewegungen für kürzere Arbeitszeit oder der Bewegungen für die Einschränkung der Maschinerie oder der Begräbnisvereinsbewegungen oder der Partnerschaftsbewegungen oder der Wohltätigkeitsvereinsbewegungen oder der Bewegungen zur Trennung der Kirche vom Staat oder der Bildungsvereinsbewegungen, der Munizipalbewegungen und all der anderen Bewegungen? Welche Menge von 'Bewegungen', und doch haben wir uns nicht bewegt. Ihr braucht keine politische Macht? Das sind doch gerade die Leute, die um ein politisches Schlaraffenland herumtanzen - oder wimmernde Abordnungen an einen politischen Palmerston senden - oder ein politisches Parlament bittstellern oder um einen politischen Thron herumwedeln! Also ist es doch die politische Macht, die wir schließlich erringen müssen, nach ihrem eigenen Beispiel. Nur sagen euch <397> diese Männer, daß ihr die politische Macht für eure Feinde erreichen sollt, und ich sage euch, erringt eure eigene politische Macht. Ich trage euch diese unübertreffliche Wahrheit vor:

Die Charte ist das Allheilmittel!

Wen haben wir gegen uns? Erstens ein Koalitionsministerium. Was bedeutet das? Führer von Gruppen, von denen sich nicht eine allein halten kann. Einige Dutzend Leute, zu schwach, um auf ihren eigenen Beinen stehen zu können, deshalb stützen sie sich gegenseitig, und alle zusammen können schließlich nicht einen richtigen Mann abgeben. Das ist eine Koalition. Was haben wir außerdem? Eine Tory-Opposition, die sie hinauswerfen möchte, die es aber nicht wagt, da sie weiß, daß sie wiederum hinausgeworfen würde, und dann käme die Sündflut, in der selbst Noah die Klassenherrschaft nicht mehr retten könnte. Was haben wir sonst? Eine Landaristokratie, deren Besitzungen zu drei Viertel für mehr als zwei Drittel ihres Wertes verschuldet sind - das ist eine glorreiche Macht, um ein Volk zu vernichten! 38.000 bankrotte Grundbesitzer mit 300.000 Farmern, die unter den hohen Pachten, den Jagdgesetzen und der Tyrannei der Grundbesitzer ächzen. Was haben wir noch? Ein Fabrikbesitzertum, das unter dem Wirken seines eigenen nichtswürdigen Konkurrenzrennens bankrott wird - das bald nicht mehr in der Lage sein wird, die Fabriken zu halten. Eine vortreffliche Macht, um das Piedestal der Freiheit unter euren Füßen wegzuschlagen! Was bleibt? Der Arbeitsmann und der Ladenbesitzer. Oft wurde versucht, sie beide auf der Grundlage eines Kompromisses zu einen. Ich selbst war immer dagegen, denn ein Kompromiß des Vorrechts hätte die Geldinteressen nur gestärkt und die Klassengesetzgebung vervollkommnet. Doch die Zeit für eine solche Einigung ist jetzt endlich gekommen - und ist ohne die Notwendigkeit eines Kompromisses oder Verrats gekommen. Die Kleinhändler werden schnell demokratisch. Man sagt, daß der Weg zum Verstand eines Arbeiters über seinen Magen gehe. Mag sein! Der Weg zum Herzen eines Ladenbesitzers geht dafür über seine Geldbörse. Für jeden Schilling, den er weniger einnimmt, bekommt er eine neue Idee. Zahlungsunfähigkeit lehrt ihn die Wahrheit... Damit ist die moralische Stärke unserer Feinde vernichtet - und neue Verbündete schließen sich uns an. Ihre physische Stärke ist ebenfalls dahin. Das hat der Zar besorgt! In Irland stehen kaum 1.000 Soldaten! In England gibt es jetzt kein stehendes Heer. Aber es gibt die Miliz! Oh, die Miliz, die in so großer Zahl desertiert, sagt die Londoner 'Times', daß die Verfolgung mit Geschrei nicht mehr ausreicht, sondern daß an jede Gemeinde und an jeden Ort, wo der Deserteur je gelebt hat, wenn auch nur eine Woche, besondere Zirkulare geschickt werden, um festzustellen, ob Gewalt und Einschüchterung ihn zurückbringen können. Ich wünsche der Regierung zu ihrer neuen Streitmacht Glück. Damit ist das Feld klar - die Gelegenheit für das Volk ist gekommen. Entnehmt daraus nicht, daß ich Gewaltanwendung meine. Nein! Weit davon entfernt! Wir meinen eine große friedliche Moralbewegung. Doch wenn wir die moralische Gewalt meinen, folgt daraus noch nicht, daß dies auch unsere Feinde meinen.

England hat zu denken und zu hören begonnen. Bis jetzt hörte es auf die Trommeln Polens und das Stampfen Ungarns. Bis jetzt hörte es auf die Schreie Mailands <398> und das Rufen von Paris. Doch in der eintretenden Stille beginnt es das Schlagen seines eigenen stolzen Herzens zu hören - und ruft: 'Auch ich habe ein Werk zu verrichten - einen Feind zu vernichten und ein Feld zu erobern.'"

Der Vorsitzende des Meetings wies auf die Anwesenheit des Inspektors und anderer Polizeibeamter hin, in der Erwartung, daß diese Angestellten der Regierung in ihren Berichten das Gesagte nicht entstellen werden. Indem er sich auf diese Warnung bezog, sagte Ernest Jones:

"Ich meinerseits kümmere mich nicht darum, was sie sagen - sie mögen sagen, was Sie wollen. Ich gehe zur Agitation wie ein Soldat in die Schlacht, der es unter den fliegenden Kugeln darauf ankommen läßt, entweder zu fallen und umzukommen oder zu leben und zu siegen; denn ich bin ein Soldat der Demokratie."

Karl Marx