Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 10, S. 381-387
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1961

Karl Marx

Espartero

Geschrieben am 4. August 1854.
Aus dem Englischen.


["New-York Daily Tribune" Nr. 4161 vom 19. August 1854, Leitartikel]

<381> Es ist eine der Eigentümlichkeiten der Revolutionen, daß gerade dann, wenn das Volk einen großen Sprung nach vorwärts machen und eine neue Ära beginnen will, es sich stets von den Illusionen der Vergangenheit beherrschen läßt und all die Macht und den Einfluß, den es so teuer erkauft hat, in die Hände von Männern ausliefert, die als Träger der Volksbewegung einer früheren Zeit gelten oder zu gelten scheinen. Zu diesen Männern der Tradition gehört Espartero, den das Volk in Zeiten sozialer Krisen auf seine Schultern hebt und den es dann ebenso schwer wieder los wird wie Sindbad der Seefahrer den bösartigen alten Starrkopf, der sich hartnäckig mit den Beinen um seinen Hals klammerte. Man frage einen Spanier der sogenannten progressistischen Schule, worauf die politische Bedeutung Esparteros beruht, und er wird ohne Zögern antworten:

"Espartero repräsentiert die Einigkeit der großen liberalen Partei; Espartero ist volkstümlich, weil er aus dem Volke kommt; und seine Volkstümlichkeit dient ausschließlich der Sache der Progressisten."

Wahr ist, daß er, der Sohn eines Handwerkers, sich zum Regenten von Spanien aufgeschwungen hat und daß er, der in die Armee als gemeiner Soldat eintrat, diese als Feldmarschall verließ. Ist er aber das Symbol der Einigkeit der großen liberalen Partei, so kann es nur jene unterschiedslose Stufe der Einigkeit sein, auf der alle Extreme neutralisiert werden. Und was die Popularität der Progressisten betrifft, so ist es kaum eine Übertreibung, wenn wir behaupten, daß sie von dem Moment an verloren war, wo sie von der Gesamtheit jener Partei auf dieses einzelne Individuum überging.

Esparteros Größe ist eine ganz zweideutige und eigenartige. Beweis dafür ist, daß sie eigentlich bis jetzt niemand so recht zu erklären wußte. Während <382> seine Freunde ihre Zuflucht zu allegorischen Gemeinplätzen nehmen, behaupten seine Feinde, wobei sie auf eine sonderbare Eigentümlichkeit seines Privatlebens anspielen, er sei nichts als ein glücklicher Spieler. Freunde und Feinde sind also gleicherweise in Verlegenheit, einen logischen Zusammenhang zwischen dem Mann selbst und dem Ruhm und dem großen Namen des Mannes herauszufinden.

Esparteros militärische Verdienste werden ebenso bestritten, wie seine politischen Mängel unbestreitbar sind. In einer umfangreichen Biographie, herausgegeben von Señor de Florez, wird viel Wesens von seiner militärischen Tapferkeit und Feldherrnkunst gemacht, die er in den Provinzen Charcas, Le Paz, Arequipa, Potosi und Cochabamba an den Tag legte, wo er unter dem Befehl des Generals Morillo focht, der die südamerikanischen Staaten unter die Gewalt der spanischen Krone zurückführen sollte. Der allgemeine Eindruck, den seine südamerikanischen Waffentaten auf das erregbare Gemüt seines Vaterlandes ausübten, wird jedoch genügend durch den Spottnamen charakterisiert, den ihm die unglückliche Schlacht von Ayacucho eintrug, in der Spanien für immer Peru und Südamerika verlor. Er hieß von da an der Führer des Ayacuchismo, und seine Anhänger hießen die Ayacuchos. Jedenfalls ist es sehr merkwürdig, daß dieser Held seine historische Taufe bei einer Niederlage und nicht bei einem Erfolg erhielt. In dem siebenjährigen Krieg gegen die Karlisten tat er sich niemals durch einen jener kühnen Handstreiche hervor, die seinem Rivalen Narváez bald den Ruhm eines eisennervigen Soldaten eintrugen. Er hatte sicherlich die Gabe, kleine Erfolge tüchtig aufzubauschen, und es war reiner Zufall, daß Maroto die letzten Streitkräfte des Prätendenten an ihn verriet, denn Cabreras Erhebung 1840 war nur mehr ein nachträglicher Versuch, die dürren Knochen des Karlismus zu galvanisieren. Sogar Señor de Marliani, einer der Bewunderer Esparteros und der Geschichtschreiber des modernen Spaniens, muß zugestehen, daß dieser siebenjährige Krieg mit nichts anderem zu vergleichen sei als mit den Fehden, die im zehnten Jahrhundert zwischen den kleinen Feudalherren Galliens ausgefochten wurden, wo der Erfolg nicht das Ergebnis des Sieges war. Ein zweites Mißgeschick will es, daß von allen spanischen Heldentaten Esparteros diejenige den lebhaftesten Eindruck im Gedächtnis der Öffentlichkeit hinterließ, die, wenn sie auch nicht eben eine Niederlage war, doch eine immerhin höchst merkwürdige Leistung für einen Freiheitshelden bedeutet. Er ward berühmt als Bombardeur zweier Städte - Barcelonas und Sevillas. Sollten die Spanier, meint ein Schriftsteller <Hughes>, ihn <383> jemals als Mars malen wollen, so müßte der Gott als "Mauernbrecher" darstellt werden.

Als Christina 1840 gezwungen wurde, der Regentschaft zu entsagen und aus Spanien zu fliehen, maßte sich Espartero, gegen den Willen eines großen Teils der Progressisten, die oberste Gewalt innerhalb der Grenzen der parlamentarischen Regierung an. Er umgab sich mit einer Art Kamarilla und benahm sich ganz wie ein militärischer Diktator, ohne sich tatsächlich über die Mittelmäßigkeit eines konstitutionellen Königs zu erheben. Seine Gunst schenkte er eher den Moderados als den alten Progressisten, die er mit wenigen Ausnahmen von den Ämtern ausschloß. Ohne seine Feinde zu gewinnen, entfremdete er sich allmählich seinen Freunden. Er besaß nicht den Mut, die Fesseln des parlamentarischen Regimes zu sprengen, verstand aber weder, es anzuwenden, noch es sich nutzbar zu machen, noch es in ein tatkräftiges Werkzeug zu verwandeln. Während seiner dreijährigen Diktatur wurde der revolutionäre Geist Schritt für Schritt durch endlose Kompromisse gebrochen, und die Mißhelligkeiten in der Progressistenpartei ließ man einen solchen Grad erreichen, daß es den Moderados möglich wurde, durch einen coup de main <Handstreich> die alleinige Macht zurückzugewinnen. Espartero verlor dadurch so sehr alle Autorität, daß sein eigener Gesandter in Paris mit Christina und Narváez gegen ihn konspirierte, und er war so entblößt von Hilfsmitteln, daß er keine Möglichkeit fand, die elenden Intrigen und die kleinlichen Streiche eines Louis-Philippe abzuwehren. Er verstand seine eigene Position so wenig zu beurteilen, daß er sich höchst unüberlegt der öffentlichen Meinung gerade dann entgegenstellte, als sie nur nach einem Vorwand suchte, ihn zu zerschmettern.

Im Mai 1843, als seine Popularität längst geschwunden war, behielt er Linage, Zurbano und die anderen Mitglieder seiner Militärkamarilla immer noch bei sich, obwohl ihre Entlassung laut verlangt wurde. Er entließ das Ministerium Lopez, das über eine große Majorität in der Kammer der Deputierten verfügte, und verweigerte den verbannten Moderados hartnäckig die Amnestie, die damals von allen Seiten, vom Parlament, vom Volk und sogar von der Armee gefordert wurde. In dieser Forderung drückte sich der allgemeine Widerwille gegen sein Regime offenkundig aus. Ein Orkan von Pronunziamientos gegen den "Tyrannen Espartero" erschütterte damals plötzlich die ganze Pyrenäische Halbinsel. Die Bewegung läßt sich, was die Schnelligkeit ihrer Ausbreitung betrifft, nur mit der heutigen vergleichen. Moderados und Progressisten vereinigten sich zu dem gemeinsamen Zweck, <384> den Regenten loszuwerden. Die Krisis kam ihm ganz unerwartet, die verhängnisvolle Stunde fand ihn unvorbereitet.

Narváez, begleitet von O'Donnell, Concha und Pezuela, landete mit einer Handvoll Männer in Valencia. Auf ihrer Seite war Schnelligkeit und Tatkraft, vorbedachte Kühnheit und energische Entschlossenheit. Auf Esparteros Seite hilfloses Zaudern, tödliche Saumseligkeit, apathische Unentschlossenheit und träge Schwachheit. Indes Narváez das belagerte Teruel entsetzte und in Aragonien einmarschierte, zog sich Espartero von Madrid zurück und verbrachte viele Wochen in unverantwortlicher Untätigkeit in Albacete. Nachdem Narváez bei Torrejon die Korps von Seoane und Zurbano für sich gewonnen hatte und auf Madrid marschierte, vereinigte sich Espartero endlich mit Van-Halen zu der nutzlosen und schmachvollen Beschießung von Sevilla. Er floh dann von Ort zu Ort, auf jeder neuen Etappe seiner Flucht von Teilen seiner Truppen verlassen, bis er endlich die Küste erreichte. Als er sich in Cadiz einschiffte, der letzten Stadt, wo ihm noch Anhänger verblieben waren, da sagten auch diese ihrem Helden Lebewohl, indem sie sich gegen ihn erklärten. Ein Engländer, der während dieser Katastrophe in Spanien lebte, gibt uns eine anschauliche Beschreibung des Niedergangs von Esparteros Größe.

"Es war nicht der fürchterliche Zusammenbruch eines Augenblicks nach heißdurchkämpfter Schlacht, sondern der kleine, schrittweise Abstieg ohne vorausgegangenen Kampf von Madrid nach Ciudad Real, von Ciudad Real nach Albacete, von Albacete nach Cordoba, von Cordoba nach Sevilla, von Sevilla nach Puerto de Santa Maria und von hier aufs weite Meer. Er sank von der Vergötterung zum Enthusiasmus; vom Enthusiasmus zur Zuneigung, von der Zuneigung zur Achtung, von der Achtung zur Gleichgültigkeit, von der Gleichgültigkeit zur Verachtung, von der Verachtung zum Haß, und der Haß trieb ihn endlich hinein ins Meer."

Wie hat nun Espartero aufs neue wieder zum Retter des Landes und zum "Schwert der Revolution" werden können, wie er genannt wird? Es wäre einfach unbegreiflich, hätte Spanien nicht zehn Jahre unter der brutalen Diktatur eines Narváez und unter dem drückenden Joch der Günstlinge der Königin geseufzt, die auf ihn folgten. Langwährende und heftige Zeiten der Reaktion sind jedoch vortrefflich geeignet, gefallene Größen aus der Zeit revolutionärer Fehlschläge wieder zu Ehren zu bringen. Je größer die Einbildungskraft eines Volkes - und wo wäre sie größer als im Süden Europas?-, desto unwiderstehlicher ist sein Drang, der persönlichen Verkörperung des Despotismus persönliche Verkörperungen der Revolution entgegenzustellen. Da man solche nicht plötzlich improvisieren kann, so gräbt man die Toten vergangener Bewegungen aus. Stand nicht Narváez selbst im Begriff, auf <385> Kosten von Sartorius populär zu werden? Jener Espartero, der am 29. Juli triumphierend seinen Einzug in Madrid hielt, war kein reales Wesen: er war ein Gespenst, ein Name, eine Reminiszenz.

Die Gerechtigkeit gebietet, sich zu erinnern, daß Espartero niemals etwas anderes zu sein vorgab, als ein konstitutioneller Monarchist; und hätte darüber je ein Zweifel bestanden, so müßte er geschwunden sein angesichts des enthusiastischen Empfangs, der ihm während seiner Verbannung in Windsor Castle und von den herrschenden Klassen in England bereitet wurde. Als er nach London kam, drängte sich die gesamte Aristokratie in sein Haus, an ihrer Spitze der Herzog von Wellington und Lord Palmerston. Aberdeen sandte ihm in seiner Eigenschaft als Minister des Auswärtigen eine Einladung zur Vorstellung bei der Königin. Der Lord Mayor und der Stadtrat boten ihm im Mansion Hous <Amtsgebäude des Lord Mayor (Oberbürgermeisters) von London> gastronomische Huldigungen dar. Und als bekannt wurde, daß der spanische Cincinnatus seine Mußestunden zur Gartenarbeit verwende, gab es keinen botanischen, Gartenbau- oder Agrikulturverein mehr, der sich nicht dazu gedrängt hätte, ihm die Mitgliedschaft anzubieten. Er war bald der Löwe der Hauptstadt. Ende 1847 wurden die spanischen Verbannten durch Amnestie zurückberufen, und ein Dekret der Königin Isabella ernannte ihn zum Senator. Er durfte England jedoch nicht verlassen, ehe Königin Victoria ihn und seine Herzogin zu Tisch geladen und sie noch besonders durch die Einladung geehrt hatte, in Windsor Castle eine Nacht zu verbringen. Allerdings glauben wir, Espartero verdankte diesen Glorienschein, der um seine Person gewoben wurde, mehr oder weniger der Meinung, daß er der Vertreter britischer Interessen in Spanien gewesen war und noch sei. Ebenso trifft es zu, daß die Demonstration für Espartero einer Demonstration gegen Louis-Philippe gleichkam. Bei seiner Rückkehr nach Spanien empfing er Deputation auf Deputation, Gratulation auf Gratulation, und die Stadt Barcelona entsandte einen besonderen Boten, der ihr schlechtes Benehmen vom Jahre 1843 entschuldigen sollte. Aber hat in der verhängnisvollen Zeit vom Januar 1848 bis zu den jüngsten Ereignissen irgend jemand auch nur seinen Namen erwähnen gehört? Hat er in dieser Zeit, wo das erniedrigte Spanien zu tiefstem Schwelgen verdammt war, jemals seine Stimme erhoben? Hat er auch nur eine einzige Handlung patriotischen Widerstandes aufzuweisen? Er zieht sich ruhig auf sein Gut in Logroño zurück, züchtet dort sein Gemüse und seine Blumen und wartet seine Zeit ab. Er suchte auch die Revolution nicht, sondern wartete, bis die Revolution ihn rief. Er tat noch mehr als Mohammed. Er erwartete, daß der Berg zu ihm komme, und der <386> Berg kam auch. Ein Unterschied ist jedoch zu erwähnen: als die Februarrevolution <1848 in Frankreich> ausbrach, der das allgemeine europäische Erdbeben folgte, da ließ er durch Señor de Principe und einige andere Freunde eine kleine Broschüre veröffentlichen, betitelt "Espartero, seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft", um Spanien daran zu erinnern, daß es noch immer den Mann der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf seinem Boden beherberge. Als die revolutionäre Bewegung in Frankreich bald darauf abflaute, sank der Mann der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auch wieder in die Vergangenheit zurück.

Espartero wurde zu Granatula in La Mancha geboren, und gleich seinem berühmten Landsmann <Don Quijote> hat er auch seine fixe Idee - die Konstitution und seine Dulcinea von Toboso - Königin Isabella. Am 8. Januar 1848, bei seiner Rückkehr aus dem englischen Exil nach Madrid, wurde er von der Königin empfangen und verabschiedete sich von ihr mit folgenden Worten:

"Ich bitte Eure Majestät, mich zu rufen, wann immer Sie eines Armes bedürfen, der Sie verteidigt, und eines Herzens, das Sie liebt."

Ihre Majestät hat jetzt gerufen, und der irrende Ritter erscheint, glättet die Wogen der Revolution, entnervt die Massen durch trügerische Beschwichtigungen, gestattet Christina, San Luis und den übrigen, sich im Palast zu verbergen, und beteuert laut seinen unerschütterlichen Glauben an das Wort der unschuldigen Isabella.

Es ist bekannt, daß diese vertrauenswürdige Königin, deren Züge von Jahr zu Jahr eine auffallendere Ähnlichkeit mit denen von Ferdinand VII., schmachvollen Andenkens, annehmen sollen, am 15. November 1843 mündiggesprochen wurde. Am 21. November desselben Jahres wurde sie erst 13 Jahre alt. Olozaga, den Lopez für drei Monate zu ihrem Erzieher ernannt hatte, bildete ein Ministerium, das der Kamarilla und den Cortes widerwärtig war, die unter dem Eindruck des ersten Erfolges von Narváez neu gewählt worden waren. Er wollte die Cortes auflösen und erlangte ein von der Königin unterzeichnetes Dekret, welches ihn dazu ermächtigte, in dem jedoch das Datum seiner Veröffentlichung offen gelassen war. Am Abend des 28. November empfing Olozaga das Dekret aus den Händen der Königin. Am Abend des 29. hatte er noch eine Zusammenkunft mit ihr; er hatte sie aber kaum verlassen, als ein Unterstaatssekretär ihn in seinem Hause aufsuchte, ihm die Nachricht von seiner Entlassung brachte und das Dekret zurückforderte, zu dessen Unterzeichnung er die Königin gezwungen habe. Olozaga, von Beruf Rechtsanwalt, gab das Dokument erst am folgenden Tage zurück, nachdem <387> er es mindestens hundert Deputierten gezeigt hatte, um zu beweisen, daß die Unterschrift der Königin ihre gewöhnliche reguläre Handschrift aufwies. Am 13. Dezember berief Gonzalez Bravo, der zum Ministerpräsidenten ernannt war, die Präsidenten der Kammern, die hervorragendsten Notabeln Madrids, Narváez, den Marquis de la Santa Cruz und andere zur Königin, damit sie ihnen eine Erklärung darüber abgebe, was sich zwischen ihr und Olozaga am Abend des 28. November zugetragen hat. Die unschuldige junge Königin führte sie in das Zimmer, wo sie Olozaga empfangen hatte, und spielte ihnen recht lebhaft, aber ein wenig übertrieben, ein kleines Drama zu ihrer Information vor. So habe Olozaga die Tür verriegelt, so sie beim Gewand ergriffen, so sie zum Niedersetzen genötigt, so ihr die Hand geführt, so ihre Unterschrift unter das Dekret erzwungen und so, mit einem Wort, ihre königliche Würde vergewaltigt. Während dieser Szene brachte Gonzalez Bravo diese Erklärungen zu Papier, und die anwesenden Personen betrachteten das betreffende Dekret, das mit verwischter, zitternder Schrift unterzeichnet schien. Und so sollte auf die feierliche Erklärung der Königin hin Olozaga des Verbrechens der laesa majestas <Majestätsbeleidigung> verurteilt, von vier Pferden in Stücke gerissen oder bestenfalls auf Lebenszeit nach den Philippinen verbannt werden. Wie wir jedoch schon sahen, hatte er seine Vorsichtsmaßregeln getroffen. Es folgte dann eine siebzehntägige Debatte in den Cortes, die größere Sensation erregte als seinerzeit selbst die berühmte Gerichtsverhandlung der Königin Caroline von England. Olozagas Verteidigungsrede in den Cortes enthielt unter anderem auch diesen Passus:

"Wenn man uns sagt, an das Wort der Königin haben wir ohne Widerspruch zu glauben, so sage ich nein! Entweder gibt es eine Anklage oder es gibt keine. Gibt es sie, dann ist ihr Wort eine Zeugenaussage wie jede andere, und dieser Aussage stelle ich die meinige entgegen."

Bei den Erwägungen der Cortes ward Olozagas Wort schwerer befunden als das der Königin. Später entfloh er nach Portugal, um den Meuchelmördern zu entgehen, die nach ihm ausgesandt wurden. Das war Isabellas erster entrechat <Luftsprung> auf der politischen Bühne Spaniens und der erste Beweis ihrer Ehrenhaftigkeit. Und das ist dieselbe kleine Königin, deren Worten das Volk jetzt auf Esparteros Mahnung hin Glauben schenken soll und der man nach elf Jahren skandalösen Treibens den "Arm der Verteidigung" und das "liebende Herz" des "Schwerts der Revolution" anbietet.