Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 9, S. 188-194
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1960

Karl Marx

[Die Anfrage Layards -
Der Kampf um die Zehnstundenbill]

Aus dem Englischen.


["New-York Daily Tribune" Nr. 3826 vom 22. Juli 1853]

<188> London, Freitag, 8. Juli 1853

Nachdem nun die Besetzung der Donaufürstentümer Tatsache geworden und die langvorhergesagte Krise nähergerückt ist, hat die englische Presse ihre kriegerische Sprache beträchtlich gemildert und widersetzt sich kaum dem in zwei aufeinanderfolgenden Leitartikeln in der "Times" gegebenen Rat, daß, "da die Russen ihren Hang, barbarische Länder zu zivilisieren, nicht zügeln konnten, England besser täte, sie gewähren zu lassen und den Frieden nicht durch nutzlose Halsstarrigkeit zu gefährden".

Das ängstliche Bemühen der Regierung, alle Informationen über die schwebende türkische Frage zurückzuhalten, wurde durch die mehr als lächerliche Farce deutlich, die gleichzeitig in beiden Häusern des Parlaments aufgeführt wurde. Im Unterhaus hatte Herr Layard, der gefeierte Restaurator des antiken Ninive für heute abend einen Antrag auf gründliche Information des Hauses hinsichtlich der Türkei und Rußlands angekündigt. Wegen der Abgabe dieser Mitteilung spielte sich im Unterhaus folgende Szene ab:

Herr Layard: Ich habe meinen Antrag für morgen angekündigt. Gestern nachmittag erhielt ich eine Zuschrift, in der ich gebeten wurde, den Antrag bis Montag, den 11. d.M., zu verschieben. Ich war gestern nachmittag - faktisch bis heute morgen - nicht in der Lage, meine Antwort zu übermitteln. Zu meiner Überraschung stelle ich jedoch fest, daß ich gestern, ohne es selbst zu wissen, im Parlament gewesen sein muß, denn aus den Anmeldungen der Anträge, die zusammen mit den Abstimmungsergebnissen veröffentlicht werden, ersehe ich, daß Herr Layard seinen Antrag von Freitag, den 8., auf Montag, den 11., vertagt hat Es erscheint mir kaum fair, unabhängige Abgeordnete so zu behandeln.

Herr Gladstone: Ich weiß nicht, auf wessen Anweisung hin oder mit wessen Vollmacht die Mitteilung über eine Vertagung in das Parlamentsbulletin gebracht wurde. <189> Eines kann ich dem ehrenwerten Abgeordneten jedoch versichern: was auch immer getan wurde, es wurde absolut im bona fide <guten Glauben> getan.

Herr Layard: Ich möchte gerne wissen, wer die Mitteilung über eine Vertagung in das Bulletin gebracht hat. Aus welchem Grunde haben Sie diesen Antrag auf Montag vertagt?

Herr Gladstone: Eine Unpäßlichkeit des Lord J. Russell.

Herr Layard zog darauf seinen Antrag bis Montag zurück.

Herr Disraeli: Dieses Geschäftsverfahren scheint mir eine Erklärung seitens der Regierung zu erfordern - um so mehr, als auch die Indienbill, im Gegensatz zur Übereinkunft, in der Tagesordnung für morgen angegeben wird.

Nach der Pause gestand Sir Ch. Wood zerknirscht, daß er in beiden Fällen der Sünder gewesen sei, erklärte jedoch, sich der Anregung Herrn Gladstones bedienend, daß er in bezug auf Herrn Layard mit den besten Absichten der Welt gehandelt habe.

Die andere Seite der Medaille wurde im Oberhaus gezeigt, wo die körperliche Unpäßlichkeit des armen kleinen Russell auf keinen Fall etwas mit dem Antrag des Marquis von Clanricarde zu tun hatte, der dem Antrag Herrn Layards ähnelte und der, nachdem er bereits mehrere Male auf Forderung von Ministern vertagt wurde, ebenfalls für Freitag angekündet war.

Lord Brougham erhob sich mit der Versicherung, daß er mit keinem Mitglied des Ministeriums Verbindung aufgenommen habe, daß er jedoch den für morgen angekündeten Antrag Lord Clanricardes in der augenblicklichen Lage für höchst unpassend halte. Er würde sich deswegen an den Minister des Auswärtigen wenden.

Lord Clarendon erklärte, er könne natürlich nicht sagen, daß eine gründliche Untersuchung dieser Dinge gegenwärtig kein Unheil oder keine Unannehmlichkeit mit sich bringen würde. Die Verhandlungen gingen weiter, doch hätte er nach den mehrfachen Vertagungen das Gefühl, daß er seinen edlen Freund nicht wieder um die Zurücknahme seines Antrages bitten dürfe. Er behalte sich aber vor, ihm bei der Beantwortung nicht mehr zu sagen, als ihm sein amtliches Pflichtbewußtsein erlaube. Nichtsdestoweniger möchte er seinen edlen Freund fragen, ob er etwas dagegen habe, den Antrag wenigstens bis zum nächsten Montag zu vertagen, da es doch besser wäre, diese Debatte in beiden Häusern zugleich zu führen, und außerdem sei Lord J. Russell sehr unpäßlich.

Earl of Ellenborough: Der edle Marquis mir gegenüber würde nur vernünftige Zurückhaltung walten lassen, wenn er seinen Antrag, den er für morgen angemeldet hat, nicht nur bis Montag, sondern überhaupt vertagen würde, ohne jetzt irgendeinen Tag dafür festzusetzen.

Lord Derby: Ihn habe es überrascht, daß der edle Marquis diese Frage zur Diskussion stelle, und er stimme mit den Ansichten des edlen Earl (Ellenborough) völlig überein.

<190> Earl Grey: Nach der Erklärung Lord Clarendons müßte die Berechtigung des Aufschubs der Diskussion für jeden offensichtlich sein.

Daraufhin zog der Marquis von Clanricarde seinen Antrag zurück.

Earl Fitzwilliam: Er möchte fragen, ob der Text des russischen Manifests vom 26. Juni, das den heiligen Krieg gegen die Türkei erklärt, authentisch sei.

Earl Clarendon: Er habe das Schriftstück vom Gesandten Ihrer Majestät in St. Petersburg erhalten.

Earl of Malmesbury: Es entspräche der Würde der Mitglieder des Oberhauses, daß die Regierung ihnen versichere, sie habe die Absicht, soweit wie möglich zu verhindern, daß am Montag eine ähnliche Debatte im Unterhaus stattfindet.

Earl of Aberdeen: Er meine, er und seine Kollegen würden ihren ganzen Einfluß geltend machen und ihr möglichstes tun, um diese Debatte zu verhindern.

Zusammengefaßt: Zuerst wird das Unterhaus durch eine Fälschung zur Vertagung der Diskussion veranlaßt. Dann wird das Oberhaus, unter dem Vorwand, daß das Unterhaus seine Diskussion vertagt habe, dazu bewogen, dasselbe zu tun. Dann beschließen die "edlen" Lords den Antrag ad infinitum <auf den Sankt-Nimmerleins-Tag> zu vertagen, und schließlich erfordert es die Würde der "edelsten Versammlung der Welt", daß auch das Unterhaus seinen Antrag ad infinitum vertage.

Auf eine Anfrage Herrn Liddels erklärte Lord Palmerston auf derselben Tagung:

"Die kürzliche Behinderung der Schiffahrt im Sulinakanal der Donau wurde durch den zufälligen Umstand hervorgerufen, daß der Fluß die Ufer überflutet und die Kraft der Strömung so sehr vermindert hatte, daß sich an der Barre größere Mengen von Schlamm ansetzten. Ich muß sagen, daß die britische Regierung schon seit vielen Jahren Grund hatte, sich über das Versäumnis der russischen Regierung zu beschweren, ihre Pflichten als Besitzer des Territoriums, welches das Delta der Donau bildet, zu erfüllen und den Sulinakanal in gut schiffbarem Zustand zu halten, obgleich Rußland selbst immer anerkannt hat, daß es laut dem Vertrag von Adrianopel dazu verpflichtet ist. Solange diese Donaumündung einen Teil des türkischen Territoriums bildete, wurde eine Tiefe von 16 Fuß an der Barre gehalten, während durch das Versäumnis der russischen Behörden sich die Tiefe auf 11 Fuß verringert hat und selbst diese 11 Fuß durch Hindernisse auf beiden Seiten, Sandbänke und liegengelassene zerstörte und gesunkene Schiffe, auf einen kleinen und engen Kanal beschränkt wurden, so daß die Durchfahrt für jedes Schiff, außer bei ruhigem Wetter und mit einem erfahrenen Lotsen, schwierig war. Fernerhin gab es eine Rivalität Odessas, das den Wunsch hatte, den Warenexport auf der Donau zu behindern und ihn womöglich über Odessa zu leiten."

Wahrscheinlich hofft die englische Regierung, daß sich die Mündung der Donau wieder öffnet, wenn die Donaufürstentümer russisch werden, da dann die Rivalität Odessas ein Ende haben würde.

<191> Vor einigen Monaten hatte ich Gelegenheit, Ihnen einige Bemerkungen über die Erfolge der Zehnstundentags-Agitation in den Fabrikbezirken zu machen. Die Bewegung hat sich ständig entwickelt und hat schließlich einen Widerhall in der Gesetzgebung gefunden. Am 5. d.M. stellte Herr Cobbett, Mitglied des Parlaments für Oldham, den Antrag, eine Gesetzesvorlage einbringen zu dürfen, welche die Fabrikarbeit während der ersten 5 Tage der Woche auf 10 Stunden beschränke und an Sonnabenden auf 71/2 Stunden. Dem Antrag, diese Gesetzesvorlage einzubringen, wurde zugestimmt. Während der einleitenden Debatte ließ sich Lord Palmerston in der Hitze der Improvisation eine deutliche Drohung entschlüpfen, daß er, wenn es keine andere Möglichkeit zum Schutze der Frauen und Kinder in den Fabriken gäbe, eine Beschränkung der Laufzeit der Maschinen vorschlagen würde. Kaum war dieser Satz über seine Lippen gekommen, als gegen den unvorsichtigen Staatsmann ein allgemeiner Sturm der Entrüstung losbrach, nicht nur von den direkten Vertretern der Millokratie, sondern auch speziell von ihren und seinen eigenen Whig-Freunden wie Sir George Grey, Herr Labouchère u.a. Nachdem Lord J. Russell Palmerston beiseite genommen hatte, mußte er nach einem halbstündigen privaten Pourparler hart kämpfen, um den Sturm zu beschwichtigen, wobei er die Versicherung abgab, daß

"es ihm scheine, als ob sein ehrenwerter Freund völlig mißverstanden worden sei, und daß sein Freund, als er sich für eine Beschränkung der Laufzeit der Maschinen aussprach, dagegen zu sprechen meinte".

Solche absurden Kompromisse sind das tägliche Brot der Koalition. Auf jeden Fall haben sie das Recht, das eine zu sagen und das andere zu meinen. Was Lord Palmerston selbst betrifft, so sollte man nicht vergessen, daß dieser alte Dandy des Liberalismus vor einigen Jahren einige hundert irische Familien aus seinen "Besitzungen" vertrieben hat, ganz auf dieselbe Weise, wie die Herzogin von Sutherland mit ihren seit uralten Zeiten ansässigen Clans-Leuten 1821 verfuhr.

Herr Cobbett, der die Gesetzesvorlage eingebracht hat, ist der Sohn des berühmten William Cobbett und vertritt dieselbe Stadt, die sein Vater vertrat. Seine Politik ist ebenso wie sein Parlamentssitz vom Vater ererbt und deshalb wirklich unabhängig, entspricht jedoch kaum der Stellung der gegenwärtigen Parteien. William Cobbett war der fähigste Vertreter oder vielmehr der Schöpfer des alten englischen Radikalismus. Er war der erste, der das Geheimnis des traditionellen Parteikrieges zwischen den Tories und den Whigs aufdeckte, die parasitäre Whig-Oligarchie ihres Scheinliberalismus entkleidete, den Landlordismus jeder Art angriff, die scheinheilige Habgier der <192> anglikanischen Kirche verhöhnte und die Plutokratie in ihren beiden hervorragendsten Inkarnationen angriff - der "Old Lady of Threadneedle Street" (Bank von England) und Mr. Muckworm & Co. (die Staatsgläubiger). Er schlug vor, die Staatsschuld zu streichen, die Kirchenbesitztümer zu beschlagnahmen und alle Arten Papiergeld zu beseitigen. Er beobachtete Schritt für Schritt, wie die lokale Selbstverwaltung durch die politische Zentralisation eingeschränkt wurde, und prangerte diese Übergriffe als Verletzung der Privilegien und Freiheiten der englischen Untertanen an. Er verstand nicht, daß sie das notwendige Ergebnis der industriellen Zentralisation waren. Er verkündete alle die politischen Forderungen, die hinterher in der Volks-Charte zusammengefaßt wurden; doch waren sie für ihn eher die politische Charte der kleinen industriellen Kapitalisten als der Industrieproletarier. Seinem Instinkt und seinen Sympathien nach ein Plebejer, durchbrach sein Intellekt selten die Grenzen einer bürgerlichen Reform. Erst 1834, kurz vor seinem Tode, nach der Einführung des neuen Armengesetzes; begann William Cobbett zu ahnen, daß eine Millokratie existiert, die der Masse des Volkes ebenso feindlich gegenübersteht wie die Grundherren, Banklords, die Staatsgläubiger und die Geistlichen der anglikanischen Kirche. Wenn William Cobbett somit einerseits ein verfrühter moderner Chartist war, so war er doch andererseits weit mehr noch ein eingefleischter John Bull. Er war der konservativste und der destruktivste Mann Großbritanniens zugleich - die reinste Inkarnation des alten England und der verwegenste Initiator des jungen England. Für ihn begann der Niedergang Englands mit der Periode der Reformation und die endgültige Demütigung des englischen Volkes mit der sogenannten glorreichen Revolution von 1688. Deshalb war Revolution für ihn nicht Übergang zum Neuen, sondern Rückkehr zum Alten, nicht die Erschaffung eines neuen Zeitalters, sondern die Wiederherstellung der "guten alten Zeit". Er sah nicht, daß die Epoche des angeblichen Niedergangs des englischen Volkes mit dem Beginn des Aufstiegs der Bourgeoisie, mit der Entwicklung des modernen Handels und der Industrie genau zusammenfiel und daß die materielle Lage des Volkes sich in demselben Tempo verschlechterte, wie sich die letztere entwickelte, und daß die lokale Selbstverwaltung mit der politischen Zentralisation entschwand. Die großen Veränderungen, welche die Auflösung der alten englischen Gesellschaft seit dem 18. Jahrhundert mit sich brachte, drängten sich in sein Blickfeld und machten sein Herz bluten. Aber wenn er auch die Folgen sah, so verstand er doch nicht ihre Ursachen, verstand er nicht das Wirken der neuen gesellschaftlichen Kräfte. Er sah nicht die moderne Bourgeoisie, sondern nur den Teil der Aristokratie, der über das ererbte Monopol auf Staatsämter verfügte und der durch das Gesetz all die <193> Veränderungen sanktionierte, die durch die neuen Erfordernisse und Ansprüche der Bourgeoisie notwendig wurden. Er sah die Maschine, doch nicht die sie bewegende verborgene Kraft. Deshalb waren in seinen Augen für all die seit 1688 eingetretenen Veränderungen die Whigs verantwortlich. Sie waren die Haupttriebkräfte des Niedergangs Englands und der Herabwürdigung des Volkes. Daher stammte sein fanatischer Haß gegen die Whig-Oligarchie und seine immer wiederkehrenden Angriffe auf sie. Daher das seltsame Phänomen, daß William Cobbett, der instinktmäßig die Masse des Volkes gegen die Übergriffe der Bourgeoisie vertrat, in den Augen der Welt und seiner eigenen Überzeugung nach der Vertreter der industriellen Bourgeoisie gegen den Erbadel war. Als Schriftsteller bleibt er unübertroffen.

Der heutige Herr Cobbett ist, da er die Politik seines Vaters unter veränderten Verhältnissen fortsetzt, unvermeidlich in die Klasse der liberalen Tories herabgesunken.

"The Times", bemüht, ihre demütige Haltung gegenüber dem russischen Zaren durch gesteigerte Unverschämtheit gegenüber dem englischen Arbeiter wettzumachen, bringt über den Antrag Herrn Cobbetts einen Leitartikel, der etwas Außerordentliches sein will, sich jedoch einfach als absurd herausstellt. Sie kann nicht abstreiten, daß die Beschränkung der Laufzeit der Maschinen das einzige Mittel wäre, um die Fabriklords dazu zu zwingen, sich den bestehenden Gesetzen über die Länge der Arbeitszeit in den Fabriken zu unterwerfen. Doch kann sie nicht verstehen, wie ein vernünftiger, zielstrebiger Mensch das dafür einzig wirksame Mittel vorschlagen kann. Der bestehende Zehneinhalbstundenakt ist, wie all die anderen Fabrikgesetze, nur eine Scheinkonzession der herrschenden Klassen an die Arbeiter, und die Arbeiter, mit einer nur scheinbaren Konzession nicht zufrieden, wagen es, auf der Verwirklichung dieser Konzession zu bestehen. Die "Times" hat niemals von einer lächerlicheren oder ausgefalleneren Sache gehört. Wenn ein Fabrikant vom Parlament daran gehindert wurde, seine Arbeiter 12, 16 oder mehr Stunden arbeiten zu lassen, dann, so sagt die "Times", "ist England nicht mehr der Ort, in dem ein freier Mann leben kann". Genauso wie der Gentleman aus Südkarolina, der vor ein Londoner Gericht gebracht und verurteilt wurde, weil er den von ihm von der anderen Seite des Atlantik mitgebrachten Neger öffentlich ausgepeitscht hatte, völlig aus dem Häuschen gebracht, ausrief: "Sie nennen das doch nicht etwa ein freies Land, wo es einem Menschen verboten ist, seinen eigenen Nigger zu prügeln?" Wenn ein Mensch zum Fabrikarbeiter wird und mit einem Fabrikanten einen Kontrakt abschließt, worin er sich für sechzehn oder achtzehn Stunden pro Tag verkauft, anstatt wie besser situierte Sterbliche schlafen zu gehen, muß man das, sagt die "Times",

<194> "durch jene natürliche Triebfeder" erklären, "welche das Angebot ständig der Nachfrage anpaßt und das Volk zu den ihm angenehmsten und passendsten Beschäftigungen führt".

Die Gesetzgebung darf sich natürlich in diese travail attrayant <anziehende Arbeit> nicht einmischen. Wenn man die Laufzeit der Maschinen auf einen bestimmten Teil des Tages beschränkte, angenommen, von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends, dann könnte man, wie die "Times" sagt, genauso gut die Maschinen überhaupt abschaffen. Wenn man die Gasbeleuchtung in den Straßen löscht, sobald die Sonne aufgeht, so muß man sie auch während der Nacht dunkel halten. Die "Times" verbietet die gesetzliche Einmischung in Privatangelegenheiten und verteidigt deshalb vielleicht die Papiersteuer, die Annoncensteuer und den Zeitungsstempel, um die Privatangelegenheit seiner Konkurrenten zu unterdrücken, wobei sie von der Gesetzgebung fordert, ihre eigenen Interessen zu wahren und sie nicht mit der Beilagensteuer zu belasten. Sie äußert ihren tiefsten Abscheu vor der Einmischung des Parlaments in die geheiligten Angelegenheiten der Fabriklords, wo das Leben und die Moral ganzer Generationen auf dem Spiele stehen, während sie ihre entschlossenste Einmischung in die Angelegenheiten der Droschkenkutscher und der Lohnkutschenbesitzer hinauskrächzt, wo nichts auf dem Spiele steht außer der Bequemlichkeit einiger fetter Börsenhändler und vielleicht der Gentlemen vom Printing House Square. Bis jetzt hatten uns die Bourgeoisökonomen erzählt, daß der Hauptnutzen der Maschinen in der Verkürzung und Abschaffung der körperlichen Arbeit und Plackerei bestehe. Jetzt gesteht die "Times", daß unter den gegenwärtigen Klassenverhältnissen die Arbeitszeit durch die Maschinen nicht verkürzt, sondern verlängert wird, daß sie zuerst die individuelle Arbeit ihrer Qualität beraubt und dann den Arbeiter zwingt, den Verlust an Qualität durch Quantität wieder wettzumachen. So wird der Arbeitstag um Stunden verlängert, zur Tagesarbeit die Nachtarbeit hinzugefügt, und dieser Prozeß wird nur von den industriellen Krisen unterbrochen, wenn dem Menschen jede Arbeit überhaupt verweigert wird -, wenn die Fabriktore vor seiner Nase zugeschlagen werden und er Ferien nehmen oder sich aufhängen kann, ganz nach Belieben.

Karl Marx