Die Junirevolution | Inhalt | Die Junirevolution [Der Verlauf des Aufstandes in Paris]

Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 5, S. 138-144
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1971


Die "Kölnische Zeitung" über die Junirevolution

["Neue Rheinische Zeitung Nr. 31 vom 1. Juli 1848]

<138> **Köln, 30. Juni. Man lese folgende Stellen aus dem "London Telegraph" und vergleiche damit, was die deutschen Liberalen, insonderheit Herr Brüggemann-Dumont et Wolfers über die Pariser Junirevolution zusammenschwatzen, und man wird eingestehen müssen, daß die englischen Bourgeois, von vielen andern Vorzügen abgesehen, wenigstens das vor den deutschen Spießbürgern voraushaben, daß sie große Ereignisse zwar vom Bourgeoisstandpunkte aus, übrigens aber als Männer beurteilen und nicht als Gassenbuben.

Der "Telegraph" sagt in seiner Nr. 22:

" ... Und hier wird man von uns erwarten, daß wir uns über Ursprung und Folgen dieses fürchterlichen Blutvergießens erklären. Von Anfang an stellt es sich als eine vollständige Schlacht zwischen zwei Klassen heraus" (Ein Kaiserreich für einen solchen Gedanken, ruft innerlich die hehre "Kölnische" und ihr "Wolfers"). "Es ist ein Aufstand der Arbeiter gegen die Regierung, die sie selber geschaffen haben, und gegen die Klasse, von welcher die Regierung jetzt unterstützt wird. Wie der Streit unmittelbar entstand, ist weniger leicht auseinanderzusetzen, als die dauernden und immer gegenwärtigen Ursachen desselben anzugeben. Die Februarrevolution wurde hauptsächlich von den arbeitenden Klassen gemacht und man sprach es laut aus, daß sie zu ihrem Vorteil gemacht worden. Es ist nicht sowohl eine politische als eine soziale Revolution. Die Massen von mißvergnügten Arbeitern sind nicht mit einem Sprunge und mit allen Eigenschaften des Soldaten auf einmal begabt in die Welt getreten. Ebensowenig ist ihre Not und ihre Unzufriedenheit bloß die Frucht der Ereignisse der letzten vier Monate. Erst am Montag zitierten wir die vielleicht übertriebenen Angaben Herrn Leroux', der, ohne Widerspruch zu erfahren, in der Nationalversammlung anführte, daß es in Frankreich 8 Millionen Bettler und 4 Millionen Arbeiter gibt, die keinen sichern Verdienst haben. Er bezeichnete ausdrücklich die Zeit vor der Revolution und klagte eben, daß seit der Revolution gegen diese gewaltige Krankheit gar nichts <139> geschehen sei. Die Theorien des Sozialismus und Kommunismus, die in Frankreich herangereift waren und jetzt eine so große Gewalt auf die öffentliche Meinung ausüben, erwuchsen aus der furchtbar gedrückten Lage, in welcher sich unter Louis-Philippes Regierung die große Masse des Volkes befand. Die Hauptsache, die nicht aus dem Auge verloren werden darf, ist die unglückliche Lage der Masse; diese Lage ist die wirkliche lebendige Ursache der Revolution. In der Nationalversammlung wurde nun bald beschlossen, die Arbeiter derjenigen Vorteile zu berauben, welche ihnen von den Politikern der Revolution so voreilig und unüberlegt zugesprochen worden. In sozialer und selbst in politischer Beziehung lag eine gewaltige Reaktion klar am Tage. Die Gewalt, von einem großen Teile Frankreichs unterstützt, wurde aufgefordert, jene Menschen beiseite zu schaffen, von welchen besagte Gewalt ihr Dasein erhalten. Erst geschmeichelt und ernährt, dann geteilt und mit dem Hungertode bedroht, weggeschleppt in die Provinzen, wo alle ihre Arbeitsverbindungen vernichtet waren, und endlich der zur Vernichtung ihrer Gewalt beschlossene Plan: Kann sich da jemand über die Gereiztheit der Arbeiter wundern? Daß sie glaubten, eine zweite erfolgreichere Revolution zustande zu bringen, kann wahrlich niemanden überraschen. Und ihre Aussichten auf Erfolg gegenüber der bewaffneten Macht der Regierung erschienen nach der Dauer des bisherigen Widerstandes größer, als die meisten Leute sich einbildeten. Daraus, und daß keine politischen Leiter unter dem Volke entdeckt worden, sowie aus der Tatsache, daß die aus Paris fortgeschickten Arbeiter gleich hinter den Barrieren wieder umkehrten, geht hervor, daß der Aufstand die Folge eines allgemeinen Unwillens unter der arbeitenden Klasse und nicht das Werk politischer Agenten war. Sie halten dafür, daß ihr Interesse wieder von ihrer eigenen Regierung verraten worden. Sie haben jetzt, wie im Februar, die Waffen ergriffen, um gegen das schreckliche Elend anzukämpfen, dessen Opfer sie bereits so lange gewesen.

Der jetzige Kampf ist nur eine Fortsetzung der Februarrevolution. Er ist eine Fortsetzung des durch ganz Europa gehenden Kampfes wegen gerechterer Verteilung der jährlichen Arbeitserzeugnisse. In Paris wird er jetzt wahrscheinlich bewältigt werden; denn die Gewalt, welche die neue Autorität von der alten ererbt, hat augenscheinlich das Übergewicht. Doch mag er auch noch so erfolgreich bewältigt werden, er wird sich immer und immer wieder erneuern, bis die Regierung entweder eine gerechtere Verteilung der jährlichen Arbeitsprodukte zustande bringt oder in der Unmöglichkeit, dies zu tun, von allen derartigen Versuchen absteht und die Entscheidung der freien Konkurrenz des Marktes überläßt ... Die wirkliche Schlacht wird wegen ausreichender Subsistenzmittel geschlagen. Die Mittelklasse selbst ist ihrer Existenzmittel von jenen Politikern beraubt worden, welche die Leitung der Revolution übernahmen. Die Mittelklasse ist barbarischer geworden als die Arbeiter. Die gewaltigsten Leidenschaften sind auf beiden Seiten zu verderblicher Tätigkeit entflammt. Sie setzen alle Brüderlichkeit beiseite und liefern sich gegenseitig mörderische Schlachten. Die unwissende, wenn nicht böswillige Regierung, welche in dieser außerordentlichen Krisis keinen Begriff von ihrer Pflicht zu haben scheint, hat zuerst die Arbeiter gegen die Mittelklasse gehetzt und ist jetzt der letzteren behilflich, die getäuschten, betrogenen und nun wütend gewordenen Arbeiter von der Erde zu tilgen. Der Tadel wegen dieses großen Unheils darf nicht das Prinzip <140> der Revolution treffen, nicht den Entschluß, gegen Elend und Unterdrückung loszuschlagen. Er muß vielmehr gegen die gerichtet werden, welche in ihrer politischen Unwissenheit die von Louis-Philippe überkommenen Notzustände noch verschlimmerten."

So schreibt ein Londoner Bourgeoisblatt über die Junirevolution, ein Blatt, das die Grundsätze eines Cobden, Bright etc. vertritt, das nach der "Times" und dem "Northern Star", den zwei Despoten der englischen Presse, wie der "Manchester Guardian" sagt, das gelesenste Blatt in England ist.

Man vergleiche Nr. 181 der "Kölnischen Zeitung"! Dieses merkwürdige Blatt verwandelt den Kampf zwischen zwei Klassen in den Kampf zwischen den Honetten und den Spitzbuben! Braves Blatt! Als wenn diese Epitheta von den zwei Klassen nicht wechselseitig zurückgeschleudert würden. Es ist dasselbe Blatt, das zuerst bei dem Gerücht des Juniaufstandes seine gänzliche Unwissenheit über den Charakter des Aufstandes gestand, dann sich von Paris aus schreiben lassen mußte, es handle sich um eine wichtige soziale Revolution, deren Umkreis nicht mit einer Niederlage erschöpft sei und schließlich, durch eine Niederlage der Arbeiter wieder gekräftigt, in dem Aufstand nichts sieht als den Kampf "der unermeßlichen Majorität" gegen eine "wilde Rotte" von "Kannibalen, Räubern und Mördern".

Der römische Sklavenkrieg, was war er? Ein Krieg zwischen den Honetten und den Kannibalen! Herr Wolfers wird römische Geschichte schreiben und Herr Dumont-Brüggemann wird die Arbeiter, die "Unglücklichen", über ihre wahren Rechte und Pflichten aufklären, "sie in die Wissenschaft einweihen, welche zur Ordnung führt, welche den wahren Bürger bildet"!

Es lebe die Wissenschaft Dumont-Brüggemann-Wolfers, die Geheimwissenschaft! - Ein Beispiel dieser Geheimwissenschaft: Das wohllöbliche Triumvirat erzählt seinen gläubigen Lesern zwei Nummern hindurch, daß General Cavaignac das Viertel St. Antoine unterminieren wolle. Das Viertel St. Antoine ist zufällig etwas größer als die gute Stadt Köln. Aber das wissenschaftliche Triumvirat, das wir der deutschen Nationalversammlung zur Beherrschung von Deutschland anempfehlen, das Triumvirat Dumont-Brüggemann-Wolfers, siegt über diese Schwierigkeit, es versteht, die Stadt Köln durch eine Mine in die Luft zu sprengen! Seinen Vorstellungen über die Mine, welche das Faubourg St. Antoine in die Luft sprengt, entspricht die Vorstellung über die unterirdischen Gewalten, welche die moderne Gesellschaft unterminieren und das Paris vom Juni erheben machten und Blutlava aus seinem Revolutionskrater heraufspien.

Aber bestes Triumvirat! Großer Dumont-Brüggemaan-Wolfers, von der Welt der Annoncen proklamierte Größen! Annoncen-Cavaignacs! Wir haben bescheiden unser Haupt geneigt, geneigt vor der größten geschichtlichen <141> Krise, die je eklatiert hat: vor dem Klassenkampf der Bourgeoisie und des Proletariats. Wir haben die Tatsache nicht gemacht, wir haben sie konstatiert. Wir haben konstatiert, daß eine der Klassen die Besiegte ist, wie Cavaignac selbst sagt. Wir haben auf dem Grabe der Besiegten den Siegern "Weh!" zugerufen, und Cavaignac selbst schaudert zurück vor seiner geschichtlichen Verantwortlichkeit! Und die Nationalversammlung beschuldet jedes ihrer Mitglieder der Feigheit, das die fürchterliche geschichtliche Verantwortlichkeit nicht offen auf sich nimmt. Haben wir den Deutschen das Buch der Sybille aufgeschlagen, damit sie es verbrennen? Wenn wir den Kampf der Chartisten und der englischen Bourgeois schildern, fordern wir die Deutschen auf, Engländer zu werden?

Aber Deutschland, undankbares Deutschland, du kennst zwar die "Kölnische Zeitung" und ihre Annoncen, aber du kennst die größten deiner Männer nicht, deinen Wolfers nicht, deinen Brüggemann, deinen Dumont! Wieviel Schweiß des Gehirns, Schweiß des Angesichtes, Blutschweiß ist vergossen im Kampf der Klassen, im Kampf von Freien und Sklaven, Patriziern und Plebejern, Grundherren und Leibeigenen, Kapitalisten und Arbeitern! Aber nur, weil es keine "Kölnische Zeitung" gab. Aber, allertapferstes Triumvirat, wenn die moderne Gesellschaft "Missetäter", "Kannibalen", "Mörder", "Plünderer" in solcher Masse mit solcher Energie erzeugt, daß ihre Erhebung die Grundfesten der offiziellen Gesellschaft erzittern macht, welche Gesellschaft! Welche alphabetisch geordnete Anarchie! Und du glaubst den Zwiespalt aufzuheben, du glaubst die Mitspieler, die Zuschauer des schrecklichen Dramas erhoben zu haben, indem du sie in die Kotzebuesche Bediententragödie hinabziehst!

Unter den Nationalgarden des Faubourg St. Antoine, St. Jacaues, St. Marceau befanden sich nur 50, die dem Ruf der Bürgertrompete folgten - so meldet der Pariser "Moniteur", das Staatsblatt, das Blatt Ludwig XVI., Robespierres, Louis-Philippes und Marrast-Cavaignacs! Nichts einfacher für die Wissenschaft, die den Menschen zum wahren Bürger "bildet"! Die drei größten Faubourgs von Paris, die drei industriellsten Faubourgs, deren Muster die Mousseline von Dacca und den Sammet von Spitalfields erbleichen und verkohlen machten, sollen bewohnt sein von "Kannibalen", "Plünderern", Räubern", "Missetätern". So sagt Wolfers!

Und Wolfers ist ein ehrenwerter Mann ! Er hat die Spitzbuben zu Ehren gebracht, indem er sie größere Schlachten und Kunstwerke liefern ließ, heldenmäßigere Taten vollbringen, als die Karls X., Louis-Philippes, Napoleons und der Spinner von Dacca und Spitalfields.

Wir sprachen eben vom "Londoner Telegraph". Gestern haben unsere <142> Leser Emil Girardin gehört. Die Arbeiterklasse, sagt er, nachdem sie ihrem Schuldner, der Februarrevolution, einen Monat über Verfall Ausstand gegeben, sie, die Gläubigerin, sie klopfte an mit der Muskete, mit der Barrikade, mit dem eigenen Leib an das Haus des Schuldners! Aber Emil Girardin! Was ist er? Kein Anarchist! Bewahre Gott! Aber er ist ein Republikaner des folgenden Tages, ein Republikaner des Morgens (républicain du lendemain) und die "Kölnische Zeitung", ein Wolfers, ein Dumont, ein Brüggemann, sie alle sind Republikaner von vorgestern, Republikaner vor der Republik, Republikaner des Abends (républicains de la veille)! Emil Girardin, kann er zeugen neben Dumont? Wenn die Kölnerin dem Deportieren, dem Hängen die Schadenfreude des Deportierens, des Hängens hinzufügt, bewundert ihren Patriotismus! Sie will der Welt nur beweisen, der ungläubigen, stockblinden, deutschen Welt, daß die Republik mächtiger ist als die Monarchie, daß die republikanische Nationalversammlung vermochte mit Cavaignac und Marrast, was die konstitutionelle Deputiertenkammer nicht vermochte mit Thiers und Bugeaud! Vive la république! Es lebe die Republik! ruft die Spartanerin, die Kölnerin aus über dem verblutenden, verächzenden, verbrennenden Paris. Die Kryptorepublikanerin! Darum wird sie als feig, als charakterlos verdächtigt von einem Gervinus, von einer Augsburgerin! Die Makellose! Die Kölnische Charlotte Corday!

Bemerkt wohl, kein Pariser Blatt, nicht der "Moniteur", nicht die "Débats", nicht der "National" sprechen von "Kannibalen", von "Plünderern", von "Räubern", von "Mördern". Es ist nur ein Blatt - das Blatt von Thiers, des Mannes, dessen Immoralität Jacobus Venedey in der "Köln[ischen] Zeitung" geißelte, des Mannes, gegen den die Kölnerin aus vollstem Hals schrie:

Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
<Nicolaus Becker, "Der deutsche Rhein"> -

es ist das Blatt von Thiers, der "Constitutionnel", aus dem die belgische "Indépendance" schöpft und die rheinische Wissenschaft, verkörpert in Dumont-Brüggemann-Wolfers!

Und nun prüft mit einiger Kritik diese skandalösen Anekdoten, womit die "Kölnische Zeitung" die Erdrückten brandmarkt, dieselbe Zeitung, die beim Ausbruch des Kampfes erklärte, sie sei völlig unwissend über seinen Charakter, die während des Kampfes erklärte, es sei eine "wichtige soziale Revolution was nach dem Kampf ein Boxen von Gendarmen und Spitzbuben ist.

Sie haben geplündert! Aber was? Waffen, Munition, Verband und die nötigsten Lebensmittel. An die Fensterläden schrieben die Spitzbuben: "Mort aux Voleurs!" Tod den Spitzbuben!

<143> Sie haben "wie Kannibalen gemordet"! Die Kannibalen, sie ließen nicht gutwillig von den Nationalgarden, die hinter den Linientruppen auf die Barrikaden drangen, ihren Verwundeten die Schädel einstoßen, ihre Übermannten erschießen, ihre Weiber erdolchen. Die Kannibalen, die in einem Vernichtungskrieg, wie ein französisches Bourgeoisblatt sagt, vernichteten! Sie haben gebrannt? Und doch ist die einzige Brandfackel, die sie den legitimen Brandraketen Gavaignacs entgegengeschleudert im 8. Arrondissement, nur eine poetische, eine erdichtete Fackel, wie der "Moniteur" bezeugt.

"Die einen", sagt Wolfers, "hielten das Programm des Barbès, Blanqui und Sobrier hoch empor, die andern ließen Napoleon oder Heinrich V. leben."

Und die keusche Kölnerin, die weder von Napoleoniden noch von Blanquis schwanger geht, sie erklärte schon am zweiten Tage der Insurrektion, daß "im Namen der roten Republik gekämpft" werde. Was plaudert sie also von Prätendenten! Aber sie ist, wie schon angedeutet, eine verstockte Kryptorepublikanerin, und ein weiblicher Robespierre, wittert sie überall Prätendenten und erzittert ihre Moral vor den Prätendenten!

"Fast alle waren mit Geld versehen und mehre mit beträchtlichen Summen."

Es waren ihrer 30.000 bis 40.000 Arbeiter und "fast alle waren mit Geld versehen" in dieser Zeit der Not und der Geschäftsstockung! Das Geld war wahrscheinlich deshalb so rar, weil es die Arbeiter versteckt hatten!

Mit der größten Gewissenhaftigkeit hat der Pariser "Moniteur" alle Fälle veröffentlicht, in denen Geld bei den Insurgenten konstatiert wurde. Diese Fälle beschränkten sich auf höchstens zwanzig. Die verschiedenen Blätter und Korrespondenzen wiederholen diese Fälle und geben die Summe verschieden an. Die "Kölnische Zeitung", von bewährtem kritischem Takt, die diese verschiedenen Erzählungen von den zwanzig Fällen als ebensoviel verschiedene Fälle nimmt und noch die gerüchtweise zirkulierenden hinzufügt, sie bekommt für den besten Fall vielleicht 200 heraus. Und das berechtigt sie zu sagen, daß fast alle, 30.000 bis 40.000, mit Geld versehn waren! Konstatiert ist bis jetzt bloß, daß legitimistische, bonapartistische und vielleicht philippistische Emissäre, mit Geld versehn, sich unter die Barrikadenkämpfer gemischt hatten und zu mischen beabsichtigten. Herr Payer, das höchst konservative Mitglied der Nationalversammlung, der 12 Stunden als Gefangener unter den Insurgenten verweilte, erklärt: Die meisten seien durch viermonatliches Elend zur Verzweiflung getriebene Arbeiter gewesen und hätten gesagt: Besser an einer Kugel sterben als am Hunger!

"Viele, sehr viele Tote", versichert Wolfers, "trugen das verhängnisvolle Zeichen, mit welchem die Gesellschaft das Verbrechen brandmarkt."

<144> Es ist dies eine der niederträchtigen Lügen, der schandbaren Verleumdungen, der Infamien, die Lamennais, der Gegner der Insurgenten, der Mann des "National", in seinem "Peuple constituant", die der stets ritterliche Legitimist Larochejaquelein in der Nationalversammlung brandmarkt. Die ganze Lüge beruht auf der höchst unverbürgten, vom "Moniteur" nicht bestätigten Behauptung eines Korrespondenzbüros, man habe elf Leichen gefunden, die mit T.F. <Sträflingsbrandzeichen (travaux forcés - Zwangsarbeit)> gezeichnet gewesen seien. Und in welcher Revolution fand man nicht diese elf Leichen? Und welche Revolution wird nicht elfmal 100 mit diesem Zeichen brandmarken?

Bemerken wir wohl, die Journale, die Proklamationen, die Illuminationen der Sieger bezeugen, daß sie ausgehungert, zur Verzweiflung gejagt, gespießt, füsiliert, lebendig vermauert, deportiert, Leichen geschändet haben. Und gegen die Besiegten nur Anekdoten und nur vom "Constitutionnel" erzählte, von der "Indépendance" abgedruckte, von der "Kölnischen" ins Deutsche übertragene Anekdoten! Es gibt keine größere Beleidigung gegen die Wahrheit, als sie durch eine Anekdote beweisen wollen, sagt - Hegel.

Vor den Häusern von Paris sitzen die Weiber und rupfen Charpie den Verwundeten, selbst den verwundeten Insurgenten. Die Redakteure der "Kölnischen Zeitung" gießen in ihre Wunden Schwefelsäure.

Uns haben sie der bürgerlichen Polizei denunziert. Wir dagegen empfehlen den Arbeitern, den "Unglücklichen", über "ihre wahren Rechte und Pflichten sich aufklären, in die Wissenschaft sich einweihen zu lassen, welche zur Ordnung führt, welche den wahren Bürger bildet", bei dem unsterblichen Triumvirat - bei Dumont-Brüggemann-Wolfers.

Geschrieben von Friedrich Engels.