["La Réforme vom 30. Dezember 1847]
<429> Seit der Eröffnung des Parlaments hat sich die chartistische Agitation außerordentlich stark entwickelt. Petitionen werden vorbereitet, Meetings finden statt, die Vertrauensleute der Partei durcheilen das Land in allen Richtungen. Außer der großen nationalen Petition für die Volkscharte, die, wie man hofft, diesmal von vier Millionen vereinten Unterschriften getragen sein wird, sind jetzt noch zwei andere Petitionen - für die chartistische Bodengesellschaft - dem Volk zur Annahme vorgelegt worden. Die erste, die O'Connor redigiert hat und diese Woche im "Northern Star" veröffentlicht, läßt sich wie folgt zusammenfassen:
"An die ehrenwerten, als Parlament versammelten Gemeinen Großbritanniens und Irlands:
Werte Herren,
Wir, die Unterzeichneten, Mitglieder der chartistischen Bodengesellschaft und Arbeiter unseres Standes,
in Erwägung:
daß die übermäßige Spekulation mit den Erzeugnissen unserer Arbeit, die schrankenlose Konkurrenz und das ständige Anwachsen der maschinellen Produktionsmittel überall die Absatzgebiete für unsere Arbeit verschlossen haben;
daß in dem Maße wie die maschinellen Produktionsmittel sich mehren, die Handarbeit abnimmt und Arbeiter ihre Arbeit verlieren;
daß Ihr neuerlicher Beschluß über die vorläufige Einstellung der Arbeiten an den Eisenbahnen Tausende Arbeiter arbeitslos machen, den Arbeitsmarkt schwer belasten und so den Fabrikherren die Möglichkeit schaffen wird, die schon so oft gekürzten Löhne von neuem herabzusetzen;
daß wir lediglich fordern, von den Erzeugnissen unserer Arbeit leben zu können;
daß wir jegliche Armensteuer ablehnen als eine Beleidigung und als ein Mittel, das nur dazu dient, den Kapitalisten eine Reserve bereitzuhalten, die sie jederzeit <430> auf den Arbeitsmarkt werfen können, um die Löhne mittels der Konkurrenz zwischen den Arbeitern selbst zu senken;
daß, wenn die Industrie nicht mehr in der Lage ist, die von ihr selbst geschaffenen Proletariermassen zu beschäftigen, die Landwirtschaft unserer Arbeit noch ein weites Feld bietet - denn es ist erwiesen, daß der Bodenertrag unseres Landes durch Arbeitsaufwand mindestens auf das Vierfache gesteigert werden kann;
haben demzufolge eine Gesellschaft gegründet zum Ankauf von Boden, auf dem jeder von uns mit seiner Familie von dem Ertrag seiner Arbeit leben kann, ohne der Gemeinde oder der Wohltätigkeit einzelner zur Last zu fallen und ohne durch seine Konkurrenz die Löhne der anderen Arbeiter zu senken.
Auf diesem Wege bitten wir Sie deshalb, werte Harren, ein Gesetz erlassen zu wollen, das die Bodengesellschaft von der Zahlung der Stempelgebühren wie auch der Akzise auf Ziegel, Bauholz und andere Materialien ausnimmt und befreit, und wir bitten Sie, die Bill, die Ihnen zu diesem Zweck vorgelegt werden wird, anzunehmen."
Diese Bill arbeitet Feargus O'Connor ebenfalls aus; er wird sie binnen kurzem dem Parlament unterbreiten.
Die zweite Petition fordert, daß der unbebaute Grund und Boden, der jetzt Eigentum der Gemeinden ist, an das Volk zurückgegeben wird. Diese Grundstücke, die seit 30 Jahren in Bausch und Bogen an Großgrundbesitzer verkauft werden, sollen, entsprechend der Forderung der Petition, in Parzellen aufgeteilt werden, um an die ortsansässigen Arbeiter verpachtet oder mit Zahlungserleichterung verkauft zu werden. Diese Petition wurde in London auf einem großen Meeting angenommen, wo sie verfochten wurde von den Redakteuren des "Northern Star", Harney und Jones, in Abwesenheit O'Connors, der im Parlament zu tun hatte. Sie ist jetzt gleichfalls auf einem großen Meeting in Norwich angenommen worden, wo Herr Jones, einer der besten Redner Englands, ihr noch einmal die Unterstützung seiner glänzenden und unwiderstehlichen Beredsamkeit angedeihen ließ.
Schließlich ist der Nationalen Petition auf einem stark besuchten Meeting in London zugestimmt worden. Die Hauptredner auf dieser Versammlung waren die Herren Keen, Schapper (Deutschland) und Harney. Besonders die Ausführungen des letzteren zeichneten sich durch die Kraft seiner demokratischen Überzeugung aus:
"Unser ganzes soziales und politisches System", sagte er, "ist nichts als ein ungeheuerliches Gebilde von Lüge und Betrug zum Nutzen von Taugenichtsen und schamlosen Betrügern.
Seht euch die Kirche an: Die Erzbischöfe und Bischöfe heimsen enorme Gehälter ein, während sie den Pfarrern, die sich mit der geistlichen Arbeit mühen, nur ein paar Pfund jährlich überlassen. Unter dem Namen des Kirchenzehnten werden dem Volke mehrere Millionen entzogen. Dieser Zehnte war ursprünglich zum großen Teil für den <431> Unterhalt der Kirchen und der Armen bestimmt; jetzt gibt es dafür besondere Steuern, und die Kirche streicht den ganzen Betrag des Zehnten für sich ein. Ich frage euch, ist diese Kirche nicht ein organisierter Betrug? (Beifall.)
Seht euch unser Unterhaus an. Es vertritt nicht das Volk, sondern die Aristokratie und die Bourgeoisie und verurteilt sechs Siebentel der erwachsenen männlichen Bewohner des Landes zur politischen Sklaverei, indem es ihnen das Wahlrecht verweigert. Ist diese Kammer nicht ein legalisierter Betrug? (Donnernder Beifall.)
Seht diese ehrwürdigen Pairs, die sich ohne Rücksicht auf den Notschrei eines ganzen Landes Abend um Abend versammeln, um in Seelenruhe auf die Zwangsbill zu warten, die ihnen vom Unterhaus zugehen soll. Gibt es auch nur einen unter euch, der mir die Nützlichkeit einer derartigen Anstalt für Unheilbare darlegen möchte, einen nur, der es wagen würde, diesen erblich verankerten Betrug zu verteidigen? (Beifall.)
Selbstverständlich verbietet mir der Respekt vor der Monarchie, diesem glorreichen Beweisstück der Weisheit unserer Väter, in anderen als höchst loyalen Worten von dieser interessanten Königin Victoria zu sprechen, die alle Jahre wieder mit einer Thronrede und einem königlichen Baby niederkommt. (Lachen.) Die Rede ist uns gerade zuteil geworden, und nach den Zeitungsberichten werden wir das Baby im März beschert bekommen. Ihre allergnädigste Majestät bekundet ein großes Interesse für die Leiden ihres Volkes, sie hegt Bewunderung für seine Geduld und verspricht ihm ein neues Kind. Und in diesem einen Punkt hält sie leider, was sie verspricht! (Lachsalven.) Und dann haben wir den Prinzen Albert, der Hüte erfindet, der Schweine mästet, der außerdem ein hervorragender Feldmarschall ist und der sich für all seine Leistungen nach einem Satz von dreißigtausend Pfund pro Jahr bezahlen läßt. O nein, werte Mitbürger, nein, die Monarchie ist kein Betrug!" (Lachen und Beifall.)
Nachdem der Redner diesem Bild der oberen Gesellschaft das Bild der Leiden des Volkes entgegengehalten hatte, schloß er mit der Aufforderung, die nationale Petition für die Charte anzunehmen. Die Petition wurde einstimmig angenommen. Herr Duncombe wird sie dem Unterhaus vorlegen, sowie sie das Land durchlaufen hat. Ich werde Ihnen eine Übersetzung übermitteln, sobald ich mir eine Abschrift beschafft habe.