Das Ackerbauproletariat

<473> Schon in der Einleitung sahen wir, wie gleichzeitig mit der kleinen Bourgeoisie und dem Wohlstande der bisherigen Arbeiter auch die kleine Bauernschaft ruiniert wurde, indem die bisherige Vereinigung der industriellen mit der ackerbauenden Arbeit sich auflöste, die vakant gewordenen Felder in große Pachten zusammengeworfen und die kleinen Bauern durch die überwiegende Konkurrenz der großen Wirtschaften aus dem Felde geschlagen wurden. Statt, wie bisher, selbst Grundbesitzer oder Pächter zu sein, wurden sie gezwungen, ihre Wirtschaft aufzugeben und sich als Ackerknechte bei den großen Pächtern und Gutsbesitzern zu verdingen. Eine Zeitlang war dieser Zustand, wenn auch gegen ihren früheren verschlechtert, doch erträglich. Die Ausdehnung der Industrie hielt der vermehrten Bevölkerung die Waagschale, bis endlich der industrielle Fortschritt etwas langsamer zu werden anfing und die stets neuen Vervollkommnungen der Maschinerie die Industrie außerstand setzten, den ganzen Überschuß der arbeitenden Bevölkerung aus den Ackerbaubezirken zu absorbieren. Von diesem Zeitpunkte an zeigte sich das Elend, das bisher in den Fabrikdistrikten allein und auch da nur zeitweise existiert hatte, auch in den Ackerbaubezirken. Dazu kam, daß ungefähr um dieselbe Zeit der fünfundzwanzigjährige Krieg mit Frankreich aufhörte; die verminderte Produktion auf den Kriegsschauplätzen, die Sperrung der Zufuhren und die Notwendigkeit, die britischen Armeen in Spanien zu versorgen, hatten dem britischen Ackerbau einen künstlichen Aufschwung gegeben und zudem eine Menge von Arbeitskräften der Arbeit entzogen. Diese Stockung der Zufuhr, die Notwendigkeit des Exports und der Mangel an Arbeitern hörten nun mit einem Male auf, und die notwendige Folge war, wie die Engländer es nennen, agricultural distress, Ackerbau-Elend. Die Pächter mußten ihr Korn niedrig verkaufen und konnten daher nur niedrigen Lohn bezahlen. Um die Kornpreise hoch zu halten, wurden 1815 die Korngesetze passiert, die die Einfuhr von Korn solange prohibierten, als der Preis <474> des Weizens unter 80 Shilling für das Quarter war. Später wurden diese natürlich fruchtlosen Gesetze noch mehrere Male verändert, ohne indes das Elend der Ackerbaudistrikte mildern zu können. Alles, was sie taten, war das, daß sie die Krankheit, die bei freier Konkurrenz des Auslandes akut geworden wäre und ihre Krisen gehabt hätte, in eine chronische verwandelten, die einen gleichmäßigen, aber immer noch harten Druck auf die Lage der ackerbauenden Arbeiter ausübte.

In der ersten Zeit nach der Entstehung des Ackerbauproletariats entwickelte sich hier das patriarchalische Verhältnis, das gleichzeitig für die Industrie zerstört wurde - dasselbe Verhältnis des Bauern zu seinen Ackerknechten, wie es in Deutschland fast überall jetzt noch besteht. Solange dies bestand, trat die Not unter den Arbeitern weniger und seltner hervor, die Knechte teilten das Schicksal der Pächter und wurden nur im schlimmsten Notfalle entlassen. Jetzt ist das aber anders. Die Leute sind fast alle Tagelöhner, die von den Pächtern beschäftigt werden, wenn diese ihrer bedürfen, und daher oft wochenlang, besonders aber winters, gar keine Arbeit haben. Bei dem patriarchalischen Verhältnis, wo die Knechte und ihre Familien auf dem Hofe des Pächters wohnten und ihre Kinder dort heranwuchsen, wo also natürlich der Pächter die heranwachsende Generation auf seinem Hofe zu beschäftigen suchte und die Taglöhner die Ausnahme, nicht die Regel ausmachten, fand sich auf jedem Gute eine größere Zahl Arbeiter als, streng genommen, nötig war. Daher lag es auch im Interesse der Pächter, dies Verhältnis aufzulösen, den Ackerknecht vom Hof zu treiben und ihn in einen Taglöhner zu verwandeln. Dies geschah ziemlich allgemein gegen das Ende der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts, und die Folge davon war, daß jetzt die bisher, um den Ausdruck der Physik zu gebrauchen, latente Überflußbevölkerung entbunden, der Lohn gedrückt und die Armensteuern enorm gesteigert wurden. Von dieser Zeit an wurden die Ackerbaudistrikte die Hauptsitze des permanenten, wie die Fabrikdistrikte die des wechselnden Pauperismus, und die Umgestaltung der Armengesetze war die erste Maßregel, welche die öffentliche Macht gegen die täglich wachsende Verarmung der Landgemeinden ergreifen mußte. Dazu kam aber noch, daß, bei fortwährender Ausbreitung des Systems der Bewirtschaftung im großen, die Einführung von Dresch- und andern Maschinen in den Ackerbau und die vielfach eingeführte Arbeit von Weibern und Kindern in den Feldern, die so allgemein ist, daß ihre Folgen neulich durch eine besondre, offizielle Kommission untersucht wurden, auch hier eine große Zahl von Arbeitern brotlos machen. Wir sehen also, wie auch hier das System der industriellen Produktion sich durch große Wirtschaft, Aufhebung des patriarchalischen Verhältnisses - die gerade hier von <475> der größten Bedeutung ist - und Einführung von Maschinerie, Dampfkraft und Arbeit von Weibern und Kindern Eingang verschafft und die letzte, stabilste Seite der arbeitenden Menschheit in die revolutionäre Bewegung hineingerissen hat. Je länger aber der Ackerbau seine Stabilität bewährt hatte, um so schwerer fiel die Last nun auf den Arbeiter, um so gewaltsamer äußerte sich hier die Desorganisation des alten sozialen Zusammenhangs. Die "Überbevölkerung" trat mit einem Male ans Tageslicht und war nicht, wie in den Industriebezirken, durch vermehrte Produktion zu beseitigen. Neue Fabriken konnten immer angelegt werden, wenn Abnehmer für ihre Produkte da waren, aber neues Land konnte nicht geschafft werden. Die Kultur der unbebauten Gemeindeländereien war eine zu riskante Spekulation, als daß sich seit dem Frieden viel Kapital hierauf geworfen hätte. Die notwendige Folge von war, daß die Konkurrenz der Arbeiter unter sich auf den höchsten Punkt gesteigert wurde und der Lohn auf sein Minimum fiel. Solange das alte Armengesetz existierte, wurde den Arbeitern aus der Armenkasse zugesetzt; natürlich fiel der Lohn hierdurch noch mehr, indem jetzt die Pächter einen möglichst großen Teil desselben der Armenkasse zuzuschieben suchten. Die schon durch die überflüssige Bevölkerung nötig gewordene Steigerung der Armensteuer wurde hierdurch nur vermehrt und so das neue Armengesetz, wovon wir noch sprechen werden, nötig gemacht. Dies machte die Sache indes nicht besser. Der Arbeitslohn stieg nicht, die überflüssige Bevölkerung war nicht wegzuschaffen, und die Grausamkeit des neuen Gesetzes diente nur dazu, das Volk aufs höchste zu erbittern. Selbst die Armensteuer, die anfangs abnahm, erreichte nach wenigen Jahren dieselbe Höhe, die sie früher hatte. Die einzige Frucht war die, daß wenn früher drei bis vier Millionen Halbpaupers bestanden hatten, jetzt eine Million ganzer Paupers zum Vorschein kam und die übrigen darum auch halbe Paupers, nur ohne Unterstützung blieben Das Elend der Ackerbaubezirke hat mit jedem Jahre zugenommen. Die Leute leben in der größten Not, ganze Familien müssen sich mit 6, 7 oder 8 Shilling wöchentlich durchschlagen und haben zeitweise gar nichts. Hören wir eine Schilderung, die ein liberales Parlamentsglied <(1892) Parlamentsmitglied> von dem Zustande dieser Bevölkerung schon 1830 entwarf:

"Ein englischer Bauer (d.h. Ackerbautaglöhner) "und ein englischer Pauper - die Worte sind synonym. Sein Vater war ein Pauper und seiner Mutter Milch war ohne nährende Kraft; von Kind auf hat er schlechte Nahrung und immer nur halbsatt bekommen, und jetzt noch fühlt er die Qual unbefriedigten Hungers fast immer, wenn er nicht schläft. Er ist halbbekleidet, ohne mehr Feuerung, als grade ausreicht, seine <476> magern Mahlzeiten zu kochen, und so kehren Kälte und Nässe stets mit dem Wetter bei ihm ein und verlassen ihn nur mit dem Wetter. Er ist verheiratet, aber er kennt nicht die Freuden des Gatten und Vaters. Sein Weib und seine Kleinen, hungrig, selten warm, oft krank und hülflos, stets sorgenvoll und hoffnungslos wie er, sind natürlich gierig, selbstsüchtig und quälerisch, und so, um seine eignen Worte zu gebrauchen, haßt er ihren Anblick (hates the sight of them) und geht nur zu seiner Baracke zurück, weil sie ihm immer noch etwas mehr Schutz gegen Regen und Wind gewährt als eine Hecke. Er muß seine Familie erhalten, wo er es doch nicht kann; das gibt Bettelei, heimliche Anschläge aller Art und endigt in ausgebildeter Verschlagenheit. Wenn er auch Lust hätte, so fehlte ihm doch der Mut, um, wie andre, energischere Leute seiner Klasse, ein Wilddieb oder Schmuggler im großen zu werden; aber er stibitzt gelegentlich und lehrt seine Kinder lügen und stehlen. Sein unterwürfiges und sklavisches Betragen gegen seine reichen Nachbarn zeigt, daß sie ihn rauh und mit Verdacht behandeln; daher fürchtet und haßt er sie, aber er wird ihnen nie auf gewaltsame Weise Leid antun. Er ist durch und durch depraviert, zu sehr herabgedrückt, um die Kraft der Verzweiflung noch zu haben. Sein elendes Leben ist kurz, Rheumatismus und Asthma bringen ihn ins Arbeitshaus, wo er seinen letzten Atemzug ohne eine einzige angenehme Rückerinnerung tun und für einen andern Unglücklichen Platz machen wird, der ebenso leben und sterben mag wie er."

Unser Autor fügt hinzu, daß es außer dieser Klasse der Ackerbautaglöhner noch eine zweite gebe, die etwas energischer und physisch, intellektuell und moralisch besser begabt sei; diejenigen nämlich, die zwar ebenso elend lebten, aber nicht in dieser Lage geboren seien. Diese seien bessere Familienmitglieder, aber Schmuggler und Wilddiebe, die oft blutige Konflikte mit den Wildhütern und Douaniers der Küste hätten, oft durch die Gefängnisse, die häufig ihr Aufenthalt würden, sich noch mehr gegen die Gesellschaft erbittern lernten und in ihrem Haß gegen die Besitzenden so der ersten Klasse ganz gleich ständen.

"Und", schließt er, "aus Höflichkeit (by courtesy) wird diese ganze Klasse die ,kühne Bauerschaft von England' (bold Peasantry of England, nach Shakespeare) genannt (1)."

Bis auf den heutigen Tag gilt diese Schilderung für den größten Teil der Taglöhner in den Ackerbaubezirken. Die "Times" sandte im Juni 1844 einen Korrespondenten in diese Gegenden, um über die Lage dieser Klasse zu berichten, und der Bericht, den er gibt, stimmt vollkommen mit Obigem über- <477> ein. In einigen Gegenden war der Lohn nicht höher als sechs Shilling wöchentlich, also nicht höher als in vielen Gegenden Deutschlands, während die Preise aller Lebensbedürfnisse in England doch wenigstens doppelt so hoch sind als hier. Wie das Leben beschaffen ist, das diese Leute führen, läßt sich denken. Ihre Nahrung schlecht und knapp, ihre Kleidung zerlumpt und ihre Wohnungen eng und erbärmlich - eine kleine elende Hütte ohne alle Komforts, und für junge Leute Logierhäuser, wo Männer und Frauen fast gar nicht getrennt sind und die zu illegitimem Verkehr herausfordern. Ein paar unbeschäftigte Tage im Monat müssen solche Leute notwendig in das tiefste Elend stürzen. Dazu können sie sich nicht assoziieren, um den Lohn hoch zu halten, weil sie zerstreut wohnen, und weigert einer, zu niedrigem Lohn zu arbeiten, so sind Dutzende von Brotlosen und Armenhausgenossen, die sich freuen, wenn ihnen das Geringste geboten wird, während dem Weigernden als einem faulen, liederlichen Taugenichts von der Armenverwaltung jede andre Unterstützung als die verhaßte des Armenhauses abgeschlagen wird; denn in der Verwaltung sitzen ja grade die Pächter, von denen oder deren Nachbarn und Standesgenossen er allein Arbeit erhalten kann. Und nicht nur aus einem oder dem andern der ackerbauenden Distrikte Englands erhalten wir solche Berichte; im Gegenteil, die Not ist gleich groß im Süden und Osten, im Norden und Westen; die Lage der Arbeiter in Suffolk und Norfolk stimmt genau mit der von Devonshire, Hampshire und Sussex; der Lohn ist in Dorsetshire und Oxfordshire so niedrig wie in Kent und Surrey, Buckinghamshire und Cambridgeshire.

Eine besonders hervorzuhebende Barbarei gegen das Ackerbauproletariat sind die Jagdgesetze, die in England so streng sind wie nirgends, während zu gleicher Zeit der Wildstand über alle Begriffe zahlreich ist. Der englische Bauer, der nach alter Sitte und Gewohnheit in der Wilddieberei nur eine ganz natürliche, noble Äußerung des Mutes und der Verwegenheit sieht, wird durch den Gegensatz zwischen seinem eignen Elend und dem car tel est notre plaisir <denn das ist unser Vergnügen> des Lords, der Tausende von Hasen und jagdbaren Vögeln zu seinem Privatvergnügen hegt, noch mehr dazu gereizt. Er legt Schlingen, schießt auch wohl einmal ein Stück Wild - es schadet ja dem Lord im Grunde nichts, der hat ja doch Überfluß daran, und ihm bringt es einen Braten übers Feuer für seine hungernde Familie. Wird er entdeckt, so wandert er ins Gefängnis, beim Wiederholungsfalle wird er mindestens sieben Jahre transportiert. Aus der Strenge dieser Strafen entstehen die häufigen blutigen Konflikte mit den Wildhütern, die jedes Jahr eine Reihe von Morden herbeiführen. Das <478> Gewerbe eines Wildhüters wird dadurch nicht nur gefährlich, sondern auch verrufen und geächtet. Im vorigen Jahre kamen zwei Fälle vor, daß Wildhüter sich lieber eine Kugel durch den Kopf jagten als bei ihrem Handwerk blieben. Das ist der wohlfeile Preis, um den sich die grundbesitzende Aristokratie das edle Vergnügen der Jagd erkauft - aber was verschlägt das den edlen "lords of the soil <deutsch etwa: "Herren von Ar und Halm"">"? Ob ein paar Überflüssige mehr oder minder am Leben sind, ist ja doch höchst gleichgültig, und wenn die Hälfte der "Überflüssigen" erst infolge der Jagdgesetze auf die Seite geschafft wären, so würde es der übrigbleibenden Hälfte desto besser gehen - so räsoniert die Philanthropie der englischen Besitzenden.

Aber obwohl die ländlichen Verhältnisse, die isolierten Wohnungen, die Stabilität der Umgebung, der Beschäftigung und also auch der Ideen aller Entwicklung entschieden ungünstig sind, so trägt die Armut und Not auch hier ihre Früchte. Die Industrie- und Bergwerksarbeiter kamen bald über die erste Stufe der Opposition gegen den sozialen Zustand, über die unmittelbare Auflehnung des Vereinzelten durch Verbrechen, hinaus; die Bauern stecken noch bis auf den heutigen Tag in dieser ersten Stufe. Ihre beliebte Weise des sozialen Krieges ist die Brandstiftung. In dem Winter, der auf die Julirevolution folgte, im Winter 1830/31 wurden diese Brandstiftungen zum ersten Mal allgemein, nachdem schon anfangs Oktober in Sussex und den anstoßenden Grafschaften Unruhen wegen verstärkter Küstenpolizei (wodurch das Schmuggeln erschwert und die Küste, nach dem Ausdruck eines Pächters, ruiniert wurde), wegen Neuerungen in der Armenverwaltung, niedrigen Lohns und Maschineneinführung stattgefunden und die ganze Gegend in Aufregung versetzt hatten. Im Winter also wurden den Pächtern die Korn- und Heuschober auf den Feldern, ja die Scheunen und Ställe unter ihren Fenstern angezündet. Fast jede Nacht flammten ein paar solcher Feuer und verbreiteten Entsetzen unter den Pächtern und Grundeigentümern. Die Täter wurden nie oder sehr selten entdeckt, und das Volk übertrug diese Brandstiftungen auf eine mythische Person, die es Swing nannte. Man zerbrach sich die Köpfe darüber, wer dieser Swing sein möge, woher diese Wut unter den Armen der Landdistrikte entstehe; an die große bewegende Kraft; die Not, die Unterdrückung dachten die wenigsten - in den Ackerbaudistrikten selbst gewiß niemand. Seit jenem Jahre haben sich die Brandstiftungen mit jedem Winter, mit der für die Taglöhner brotlosen Jahreszeit, wiederholt. Im Winter 1843/44 waren sie wieder einmal außerordentlich häufig. Mir liegen eine Reihe Nummern des "Northern Star" aus jener Zeit vor, deren <479> jede mehrere Berichte von Brandstiftungen mit Angabe der Quelle enthält. Die fehlenden Nummern dieses wöchentlichen Blattes in der folgenden Liste liegen mir nicht vor, enthalten aber jedenfalls noch eine Menge Fälle. Ohnehin kann ein solches Blatt nicht alle Fälle geben. "N[orthern] S[tarl", 25. November 1843: zwei Fälle, von mehreren früheren wird gesprochen. - 16. Dezember: In Bedfordshire seit 14 Tagen allgemeine Aufregung wegen häufiger Brandstiftungen, deren jede Nacht mehrere vorkommen. In den letzten Tagen zwei große Pachthöfe niedergebrannt. In Cambridgeshire vier große Pachthöfe, Hertfordshire einer und außerdem noch fünfzehn Brandstiftungen in verschiedenen Gegenden. 30. Dezember in Norfolk eine, Suffolk zwei, Essex zwei, Herts drei, Cheshire eine, Lancashire eine, in Derby, Lincoln und dem Süden zwölf Brandstiftungen. - 6. Januar 1844: im ganzen zehn, 13. Januar: sieben, 20. Januar: vier Brandstiftungen. Von jetzt an werden wöchentlich im Durchschnitt drei bis vier Brände gemeldet, und zwar nicht nur wie früher bis ins Frühjahr, sondern bis in den Juli und August hinein, und daß mit dem Herannahen der strengen Jahreszeit 1844/45 diese Art Verbrechen einen neuen Aufschwung nahm, beweisen die mir seitdem zukommenden englischen Zeitungen und die Berichte in deutschen Blättern.

Was sagen meine Leser zu einem solchen Zustande der stillen, idyllischen Landdistrikte von England? Ist das sozialer Krieg oder nicht? Ist das ein natürlicher, ein der Dauer fähiger Zustand? Und doch sind hier die Pächter und Grundbesitzer ebenso dumm und verstockt, ebenso blind gegen alles, was ihnen nicht bares Geld in die Tasche schafft, wie in den Industriebezirken die Fabrikanten und Bourgeois überhaupt. Wenn diese ihren Arbeitern alles Heil von der Abschaffung der Korngesetze versprechen, so versprechen die Grundbesitzer und ein großer Teil der Pächter den ihrigen den Himmel von der Beibehaltung derselben. Aber in beiden Fällen gelingt es den Besitzenden nicht, die Arbeiter für ihre Lieblingsmarotte zu gewinnen. Wie die Fabrikarbeiter, so sind auch die Ackerbautaglöhner gegen die Abschaffung oder Beibehaltung der Korngesetze durchaus gleichgültig. Dennoch ist die Frage für beide wichtig. Durch die Abschaffung der Korngesetze wird nämlich die freie Konkurrenz, die jetzige soziale Wirtschaft auf die Spitze getrieben; alle weitere Entwicklung innerhalb der bestehenden Verhältnisse hört dann auf, und der einzige mögliche Fortschritt ist dann die radikale Umwälzung des sozialen Zustandes. Den Ackerbautaglöhnern hat die Sache noch folgende Bedeutung. Die Freigebung der Korneinfuhr bedingt - wie, kann ich hier nicht entwickeln - die Emanzipation der Pächter von den Grundbesitzern, mit andern Worten die Verwandlung der torystischen Pächter in liberale. Dazu hat die Antikorngesetzligue - und das ist ihr einziges Verdienst - <480> schon tüchtig vorgearbeitet. Werden aber die Pächter liberal, d.h. bewußte Bourgeois, so werden die Taglöhner notwendig Chartisten und Sozialisten, d.h. bewußte Proletarier. Das eine zieht das andre nach sich. Und daß schon jetzt unter den Ackerbauproletariern eine neue Bewegung anfängt sich geltend zu machen, zeigt eine Versammlung, welche Graf Radnor, ein liberaler Grundbesitzer, im Oktober 1844 bei Highworth, wo seine Güter liegen, abhalten ließ, um Beschlüsse gegen die Korngesetze zu passieren, und wo die Arbeiter. durchaus apathisch gegen diese Gesetze, ganz andre Dinge, nämlich kleine Pachtungen zu billiger Pacht für sich forderten und dem Grafen Radnor allerlei bittere Wahrheiten ins Gesicht sagten. - So dringt die Bewegung der arbeitenden Klasse auch in die abgelegnen, stabilen, geistig toten Ackerbaubezirke und wird hier bei der herrschenden Not sehr bald ebenso sicher begründet und lebendig sein wie in den Fabrikdistrikten.

Was die religiöse Stufe der Ackerbautaglöhner betrifft, so haben sie allerdings mehr Religion als die industriellen Arbeiter, aber sie sind doch sehr mit der Kirche - denn in diesen Bezirken gibt es fast nur Anhänger der Hochkirche - zerfallen. Ein Korrespondent des "Morning Chronicle", der mit der Unterschrift: Einer, der hinter dem Pfluge gepfiffen hat <Pseudonym Alexander Somervilles>, Berichte über die von ihm bereisten Ackerbaubezirke gibt, erzählt unter anderm folgende Unterhaltung mit einigen Taglöhnern nach der Kirche:

"Ich frug einen dieser Leute, ob der heutige Prediger ihr eigner Geistlicher sei - yes, blast him <Ja, hol ihn der Teufel>, ja, wohl ist er unser eigner Pfaff, er bettelt in einem fort, er hat immer gebettelt, solange ich ihn kenne." (Es war nämlich eine Predigt für die Heidenmission gehalten worden.) - "Und seit ich ihn kenne, auch, setzte ein anderer hinzu, und ich hab' nie einen Pfaffen gekannt, der nicht immer für dies oder das gebettelt hätte. - Ja, sagte eine Frau, die eben aus der Kirche kam, und seht, wie der Lohn heruntergeht, und seht mal die reichen Vagabunden an, wo die Pfaffen mit essen und trinken und auf die Jagd gehen. So helf' mir Gott, wir sind eher reif, ins Arbeitshaus zu gehen und zu verhungern, als für Pfaffen zu bezahlen, die unter die Heiden gehen. - Und warum, sagte eine andre, warum schicken sie nicht die Pfaffen hin, die alle Tage im Dome zu Salisbury plärren, und das für niemand als für die nackten Steine? Warum gehen die nicht unter die Heiden? - Die gehen nicht, sagte der Alte, den ich zuerst gefragt, weil sie reich sind, sie haben mehr Land, als sie brauchen, sie wollen Geld haben, um sich die armen Pfaffen vom Halse zu schaffen; ich weiß, was sie wollen, dafür kenn' ich sie zu lange. - Aber, gute Freunde, frug ich, ihr kommt doch nicht immer mit solchen bittern Gefühlen gegen den Prediger aus der Kirche? Weshalb geht ihr denn sonst überhaupt hin? - Weshalb gehen wir hin, sagte die Frau, wir müssen wohl, wenn wir nicht alles verlieren wollen, Arbeit und alles, wir müssen wohl. - Ich sah später, daß sie einige kleine Vor- <481> rechte wegen Feuerung und etwas Kartoffelland, das sie bezahlen mußten, erhielten, wenn sie in die Kirche gingen!"

Nach einer Schilderung ihrer Armut und Unwissenheit schließt unser Korrespondent:

"Und nun versichre ich kühn, daß die Lage dieser Leute, ihre Armut, ihr Haß gegen die Kirche, ihre äußerliche Fügsamkeit und ihre innerliche Bitterkeit gegen die kirchlichen Würdenträger die Regel ist durch die Landgemeinden von England und das Gegenteil nur die Ausnahme."

Wenn uns die Bauernschaft des eigentlichen Englands die Folgen zeigt, die ein zahlreiches Ackerbauproletariat bei großen Gütern auf den Zustand der Landgemeinden hat, so sehen wir in Wales das Vorkommen der kleinen Pächter. Wenn die englischen Landgemeinden den Gegensatz von Proletariern und großen Kapitalisten reproduzieren, so entspricht der Zustand der welschen <so bei Engels für walisisch> Bauern dem fortschreitenden Ruin der kleinen Bourgeoisie in den Städten. In Wales existieren meist nur kleine Pächter, die nicht imstande sind, ihre Ackerbauprodukte mit gleichem Vorteil ebenso billig zu verkaufen wie die großen, begünstigteren englischen Pächter, mit denen sie in demselben Markte konkurrieren. Dazu läßt die Beschaffenheit des Landes an vielen Stellen nur die Viehzucht zu, die wenig profitabel ist, und dann sind diese Welschen schon wegen ihrer aparten Nationalität, an der sie festhalten, noch viel stabiler als die englischen Pächter. Vor allem aber die Konkurrenz unter sich und mit ihren englischen Nachbarn und die daraus folgende Steigerung des Grundzinses hat sie so heruntergebracht, daß sie kaum leben können, und weil sie die wahre Ursache ihrer schlimmen Lage nicht einsehen, so suchen sie diese in allerlei Kleinigkeiten, hohen Weggeldern usw., die zwar die Ausbildung der Agrikultur und den Verkehr hemmen, aber doch von jedem, der eine Pachtung übernimmt, als bestehende Lasten in Anschlag gebracht und also eigentlich doch vom Grundeigentümer bezahlt werden. Dazu hat hier das neue Armengesetz, da die Pächter selbst stets in Gefahr schweben, ihm zu verfallen, auch unter ihnen sich gründlich verhaßt gemacht. Im Februar 1843 brach die Unzufriedenheit der welschen Bauern in den bekannten Rebekka-Unruhen aus; die Männer zogen Weiberkleider an, schwärzten ihre Gesichter und fielen in zahlreichen bewaffneten Scharen über die Tore, die in England die Stelle der Schlagbäume vertreten, her, zerschlugen sie unter Jubelgeschrei und Schießen, demolierten auch die Häuschen der Weggeldempfänger, schrieben Drohbriefe im Namen der fingierten "Rebekka" und stürmten sogar einmal das Arbeitshaus in Caermarthen. Als später Truppen <482> einberufen und die Polizei verstärkt wurde, führten sie diese mit außerordentlicher Geschicklichkeit auf Abwege, zerstörten Tore hier, während das Militär, dem die Signalhörner von allen Bergen her voraustönten, in der entgegengesetzten Richtung marschierte, und gingen endlich, als die Truppen zu sehr verstärkt wurden, zu einzelnen Brandstiftungen und selbst Mordversuchen über. Wie immer, waren diese größeren Verbrechen das Ende der Bewegung. Viele sagten sich aus Unwillen, andere aus Furcht los, und die Ruhe trat von selbst wieder ein. Die Regierung schickte eine Kommission zur Untersuchung der Geschichte und ihrer Ursachen, und damit war alles am Ende. Die Armut der Bauern währt indes fort und wird, da sie bei den bestehenden Verhältnissen in der Gesellschaft nur größer, aber nicht geringer werden kann, gelegentlich einmal ernsthaftere Sachen produzieren als diese humoristischen Rebekka-Maskeraden.

Wenn in England das System der großen Bewirtschaftung und in Wales das der kleineren Pachtung in seinen Resultaten uns vorgeführt wird, so haben , wir in Irland die Folgen der Parzellierung des Bodens vor Augen. Die große Masse der Bevölkerung von Irland besteht aus kleinen Pächtern, welche eine erbärmliche Lehmhütte ohne innere Abteilung und ein Kartoffelstück gepachtet haben, das gerade groß genug ist, um ihnen für den Winter die notdürftigste Nahrung zu verschaffen. Bei der großen Konkurrenz, die zwischen diesen kleinen Pächtern herrscht, ist der Grundzins auf eine unerhörte Höhe, auf das Doppelte, Drei- und Vierfache des englischen gestiegen. Denn jeder Ackerbautaglöhner sucht Pächter zu werden, und obwohl die Teilung der Ländereien schon so hoch gestiegen ist, so bleiben dennoch eine große Menge sich um Pachtungen bewerbender Taglöhner übrig. Obgleich in Großbritannien 32 Millionen englische Morgen und in Irland nur 14 Millionen Morgen bebaut sind, obgleich Großbritannien jährlich für 150 Millionen Pfund Sterling und Irland nur für 36 Millionen Pfund Sterling Ackerbauprodukte erzeugt, so sind in Irland doch 75 000 Ackerbautaglöhner mehr als in der Nachbarinsel (2). Wie groß die Konkurrenz um den Boden also in Irland sein muß, geht aus diesem außerordentlichen Mißverhältnis hervor, besonders wenn man bedenkt, daß schon die britischen Taglöhner in der äußersten Not leben. Die Folge dieser Konkurrenz ist natürlich ein so hoher Grundzins, daß es den Pächtern nicht möglich wird, viel besser zu leben als die Taglöhner. Auf diese Weise wird das irische Volk in einer erdrückenden Armut gehalten, aus der es sich bei den jetzigen sozialen Verhältnissen nicht herausreißen kann. Die Leute leben in den elendesten Lehmhütten, die kaum zu Viehställen geeignet sind, haben den Winter über knappe Nahrung - oder wie <483> der zitierte Bericht es ausdrückt, sie haben 30 Wochen im Jahr Kartoffeln genug, um sich halbsatt zu essen, und für die übrigen 22 Wochen gar nichts. Kommt dann im Frühjahr die Zeit, wo der Vorrat zu Ende geht oder wegen der auswachsenden Keime ungenießbar wird, so geht die Frau mit ihren Kindern betteln und durchstreicht, den Teekessel in der Hand, die ganze Gegend, während der Mann nach bestellter Aussaat entweder im Lande selbst oder in England Arbeit sucht und zur Kartoffelernte sich wieder bei seiner Familie einfindet. In diesem Zustande leben neun Zehntel des irischen Landvolks. Sie sind arm wie die Kirchenmäuse, tragen die elendesten Lumpen und stehen auf der tiefsten Bildungsstufe, die in einem halbzivilisierten Lande möglich ist. Nach dem zitierten Bericht leben unter einer Bevölkerung von 8 1/2 Millionen 585 000 Familienhäupter in totaler Armut (destitution), und nach andern, von Sheriff Alison (3) angeführten, Quellen sind in Irland 2 300 000 Menschen, die ohne öffentliche oder Privatunterstützung nicht leben können; also sind 27 Prozent der Bevölkerung Paupers!

Die Ursache dieser Armut sind die bestehenden sozialen Verhältnisse, namentlich die Konkurrenz, nur hier in einer andern Form, in der der Parzellierung des Bodens. Man hat sich abgemüht, andere Ursachen aufzufinden; man behauptet, die Stellung des Pächters zum Grundbesitzer, der seine Ländereien in großen Stücken an Pächter verdingt, die wieder ihre Unterpächter und Unter-Unterpächter haben, so daß oft zehn Zwischendränger zwischen dem Grundbesitzer und dem eigentlichen Bebauer sind - man hat behauptet, das allerdings schändliche Gesetz, das dem Grundbesitzer das Recht gibt, wenn sein nächster Pächter nicht bezahlt, den wirklichen Bebauer wegzutreiben, selbst wenn dieser an seinen Oberpächter seinen Zins bezahlt hat, das sei Schuld an der Armut. Aber dies bedingt ja nur die Form, in der das Elend zur Erscheinung kommt. Macht die kleinen Pächter selbst zu Grundbesitzern, was wird die Folge sein? Die Mehrzahl wird selbst dann, wenn sie keine Pacht mehr zu bezahlen hat, nicht von ihrem Felde leben können, und was sich etwa bessert, wird durch den fortwährenden raschen Zuwachs der Bevölkerung in wenig Jahren wieder ausgeglichen. Denen, die dadurch in bessere Verhältnisse kommen, wachsen dann die Kinder heran, die jetzt infolge der Not und des Mangels in den ersten Jahren sterben. Von andern Seiten ist behauptet worden, die schamlose Unterdrückung des Volks durch die Engländer sei schuld daran. Allerdings daran, daß die Armut etwas früher eintrat, aber nicht daran, daß sie überhaupt eintrat. Oder die protestantische Staatskirche, die der katholischen Nation aufgedrängt wurde - verteilt auf die Irländer das, was sie nimmt. und es kommen noch keine zwei Taler auf <484> den Kopf. Ohnehin sind die Zehnten ja eine Steuer auf den Grundbesitz, nicht auf den Pächter, obwohl dieser sie auszahlte; jetzt - nach der Kommutationsbill <(1892) Kommutationsakte> von 1838 - bezahlt der Grundbesitzer sie direkt und rechnet dafür soviel mehr Pacht, so daß der Pächter darum nicht besser dran ist. Und so werden noch hundert andere Ursachen angeführt, die ebensowenig beweisen. Die Armut ist eine notwendige Folge der gegenwärtigen sozialen Einrichtungen, und außer diesen kann nur für die Art und Weise, in der die Armut auftritt, nicht aber für die Armut selbst eine Ursache gesucht werden. Daß aber die Armut in Irland so und nicht anders auftritt, daran ist der nationale Charakter des Volks und seine geschichtliche Entwicklung schuld. Die Irländer sind ein seinem <(1892) dem> ganzen Charakter nach mit den romanischen Nationen, den Franzosen und besonders den Italienern, verwandtes Volk. Die schlechten Seiten ihrer Nationalität haben wir oben schon von Carlyle entwickelt gesehen; hören wir nun einen Irländer, der wenigstens etwas mehr recht hat als der für das germanische Wesen eingenommene Carlyle:

"Sie sind unruhig und doch träg (indolent); aufgeweckt und indiskret, stürmisch, ungeduldig und ohne Voraussicht; tapfer aus Instinkt, großmütig, ohne viel zu überlegen; rasch bei der Hand, um Beleidigungen zu rächen und zu vergeben, Freundschaften zu schließen und aufzujagen; verschwenderisch begabt mit Genie, sparsam mit Urteilskraft." (4)

Bei den Irländern herrscht das Gefühl, die Leidenschaft durchaus vor, der Verstand muß sich ihnen fügen. Ihr sinnliches, erregbares Wesen läßt die Überlegung und ruhige, anhaltende Tätigkeit nicht zur Entwicklung kommen - ein solches Volk taugt zur Industrie, wie sie jetzt betrieben wird, durchaus nicht. Daher blieben sie beim Ackerbau, und selbst hier auf der niedrigsten Stufe. Bei den kleinen Parzellen, die hier nicht, wie in Frankreich und am Rhein, künstlich aus der Zersplitterung großer Güter entstanden (5), sondern von jeher dagewesen sind, war an eine Verbesserung des Bodens durch angelegtes Kapital nicht zu denken, und so würde es nach Alisons Angabe 120 Millionen Pfd. St. erfordern, um den Boden in Irland auf <485> dieselbe, noch gar nicht so hohe Stufe der Produktivität zu bringen, welche der englische Boden erhalten hat. Die englische Einwanderung, welche die Kulturstufe des irischen Volks hätte heben können, hat sich mit der brutalsten Ausbeutung desselben begnügt, und während die Irländer durch ihre Einwanderung der englischen Nation einen Gärungsstoff mitgeteilt haben, der in der Zukunft seine Früchte tragen wird, so hat Irland doch der englischen Einwanderung wenig zu verdanken.

Die Versuche der irischen Nation, sich aus der bestehenden Verkommenheit zu retten, sind einerseits Verbrechen, die hier in den Landdistrikten an der Tagesordnung sind und fast alle in Mordtaten gegen die nächsten Feinde - die Agenten der Grundbesitzer oder deren gehorsame Diener, die protestantischen Eindringlinge, die großen Pächter, deren Gut aus den Kartoffelfeldern von hundert vertriebenen Familien zusammengesetzt usw. - bestehen und namentlich im Süden und Westen häufig vorkommen; andererseits in der Repeal-Agitation. Nach dem oben Gesagten ist es klar, daß die ungebildeten Irländer in den Engländern ihre nächsten Feinde sehen müssen und der nächste Fortschritt für sie in der Erringung nationaler Selbständigkeit liegt. Ebenso klar ist aber auch, daß die Armut durch keine Repeal mit abgeschafft, sondern daß durch sie nur bewiesen werden kann, wie die Ursache des irischen Elends, die jetzt noch auswärts zu liegen scheint, zu Hause zu suchen ist. Ob indes die wirkliche Durchführung der Repeal nötig ist, um den Irländern zu dieser Einsicht zu verhelfen, will ich dahingestellt sein lassen. Bis jetzt haben weder der Chartismus noch der Sozialismus besondern Erfolg in Irland gehabt.

Ich schließe meine Bemerkungen über Irland hiermit um so eher, als die Repeal-Agitation von 1843 und der O'Connellsche Prozeß die Veranlassung waren, daß das irische Elend in Deutschland mehr und mehr bekannt wurde.

So haben wir denn das Proletariat der britischen Inseln durch alle Zweige seiner Tätigkeit verfolgt und überall Elend und Not, überall durchaus unmenschliche Lebensverhältnisse gefunden. Wir haben mit dem Proletariat die Unzufriedenheit entstehen, wachsen, sich ausbilden und organisieren, wir haben offne, blutige und unblutige Kämpfe des Proletariats gegen die Bourgeoisie gesehen. Wir haben die Prinzipien untersucht, nach denen das Schicksal, die Hoffnungen und Befürchtungen der Proletarier sich bestimmen, und gefunden, daß keine Aussicht auf Besserung ihrer Lage da ist. Wir haben Gelegenheit gehabt, hier und da die Bourgeoisie in ihrem Benehmen gegen das Proletariat zu beobachten, und gefunden, daß sie nur sich im Auge hatte, nur ihren eignen Vorteil verfolgte. Um indes nicht ungerecht zu sein, wollen wir ihre Handlungsweise etwas näher untersuchen.


Anmerkungen F. E.:

(1) E.C. Wakefield, M. P., "Swing unmasked, or the Causes of Rural Incendiarism" [Der entlarvte Swing (siehe hierzu S. 478/79), oder die Ursachen der ländlichen Brandstiftungen], London 1831. - Pamphlet. Die obigen Zitate stehen p. 9 - 13, und sind die Stellen, welche sich im Original auf das damals noch bestehende alte Armengesetz beziehen, in der Übersetzung weggelassen. <=

(2) Bericht der Armengesetz-Kommision über Irland. Parlamentssession von 1837. <=

(3) Principles of Population", II. vol. <=

(4) "The State of Ireland" [Der Zustand Irlands]. London 1807; 2nd edition 1821. - Pamphlet. <=

(5) (1892) Irrtum. Der kleine Ackerbau war seit dem Mittelalter herrschende Betriebsform geblieben. Die kleinen Bauernhöfe bestanden also schon vor der Revolution. Was diese änderte, war nur das Eigentum daran; sie nahm es den Feudalherren und übertrug es, direkt oder indirekt, an die Bauern. <=