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Gedruckt nachzulesen in: Wladimir Iljitsch Lenin - Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22, 3. Auflage, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1960, Berlin/DDR. S. 160-163.
1. Korrektur.
Erstellt am 20.02.1999.
Geschrieben Februar-März 1916.
Zuerst veröffentlicht 1937 im Lenin-Sammelband XXX.
Die Resolution der "Gazeta Robotnicza" wurde von N.K. Krupskaja übersetzt. Die hier fettgedruckten Stellen sind von W.I, Lenin vorgenommene Ergänzungen und Korrekturen zur Übersetzung aus dem Polnischen.
|160| Werte Genossen! In der kürzlich erschienenen Nr. 25 (der zweiten während des Krieges) der " Gazeta Robotnicza", des Organs der Opposition in der Polnischen Sozialdemokratie, sind die bereits im Juni 1915 von ihrer Beratung (der Beratung des Redaktionskollegiums) angenommenen Resolutionen veröffentlicht worden.
Diese Resolutionen zeigen klar, daß die PSD als Organisation (wir sprechen nicht von den einzelnen Mitgliedern, von denen einige eine sehr nützliche Arbeit in der deutschen sozialdemokratischen Presse leisten) wiederum völlig charakterlos schwankt.
Kein Wort gegen das Kautskyanertum, kein Wort über einen bestimmten und entschiedenen Kampf gegen den Opportunismus als die Quelle und die Stütze des Sozialchauvinismus!! Der wirkliche Sinn des Ganzen ist einzig und allein: die Bereitschaft, sich abermals (wie am 3/16. VII. 1914 in Brüssel) auf ein "Spiel" mit den Kautskyanern einzulassen.
Die Hauptresolution (IV) zitieren wir vollinhaltlich. Hier ihr Wortlaut:
"Gazeta Robotnicza" der PSD (Opposition) Nr. 25 (Januar 1916). "Resolutionen der Beratung des Redaktionskollegiums, abgehalten 1. bis 2. Juni 1915".
... IV. Das Verhältnis der Sozialdemokratie Polens und Litauens zur SDAPR
|161| "In Rußland erkennen die polnischen revolutionären Sozialdemokraten das ZK der SDAPR als das Kollektiv an, das aus den entschiedensten revolutionären internationalistischen Elementen besteht, und werden es politisch unterstützen und ihre Tätigkeit mit ihm koordinieren, wobei sie es der Landesorganisation überlassen, in Zukunft die organisatorischen Beziehungen zu ihm zu regeln.
Die gemeinsame revolutionäre Position der polnischen Sozialdemokraten und des ZK in wesentlichen (wytycznych [bestimmten?]) Hauptpunkten ihrer Politik macht es der Sozialdemokratie Polens und Litauens zur Pflicht, sich wie vordem kritisch zu zweifellosen Übertreibungen (wybujalosci ['üppiges' Wachstum von Getreide u.dgl.m.] seiner Taktik zu verhalten.
Das ZK, das mit Recht die unbedingt feindselige Haltung des Proletariats zu der räuberischen Politik des Zarismus hervorheben will, stellt die Losung der Niederlage Rußlands auf und begründet sie mit der besonders reaktionären Rolle des Zarismus in Europa und der besonderen Bedeutung der russischen Revolution; damit gerät das ZK jedoch in Widerspruch zur Methode des Internationalismus, der es nicht erlaubt, die Hoffnungen und Aufgaben des Proletariats mit diesem oder jenem Ausgang des Krieges zu verknüpfen, und gibt sogar den deutschen Sozialpatrioten Argumente in die Hand.
Das ZK, das mit Recht die Notwendigkeit der revolutionären Aktion für den Aufbau einer neuen Internationale hervorhebt, das sich mit Recht gegen alle Versuche auflehnt, den Konflikt zu vertuschen und die zerbrochene alte Internationale erneut zusammenzuleimen, überschätzt jedoch die Rolle seiner mechanischen Abgrenzung von allen weniger entschiedenen Elementen, die nicht a priori auf seinem Standpunkt stehen, und übersieht (przeocza), daß es Aufgabe des revolutionären Lagers (obozu) sein muß, diese Elemente nicht abzustoßen, sondern sie in den Kampf gegen die Scharlatanerie (den Betrug) (szalbierstwo) des Sozialpatriotismus einzubeziehen und den Prozeß ihrer Radikalisierung mit Hilfe einer scharfen Kritik an ihrer ideologischen Unbeständigkeit zu fördern.
Was das OK (der SDAPR) betrifft, so bestätigt die Beratung (narada), daß seine Hauptgruppe, die sich in Rußland befindet, wie auch die literarische Vertretung (ekspozytura literacka), auf dem |162| Standpunkt des Sozialpatriotismus steht, daß sein schwacher internationalistischer Flügel weder die Kraft noch den Mut hat, mit den Sozialpatrioten zu brechen, und daß das Zentrum des OK einen pazifistischen Standpunkt einnimmt; die Beratung ist der Ansicht, daß das Verhältnis der Sozialdemokratie Polens und Litauens zum OK einzig und allein darin bestehen kann, seine Position zu kritisieren. seine Zersetzung (rozklad) zu fördern und seine internationalistischen Elemente abzuspalten. die sich um das 'Nasche Slowo' gruppieren, ein Organ, das viel für die Ausarbeitung (Herauskristallisierung) der revolutionären internationalistischen Auffassungen in der SDAPR getan hat.
Das gleiche bezieht sich insbesondere auch auf den 'Bund', der ihm (dem OK) angehört und dessen Position ein noch chaotischeres Gemisch von sozialpatriotischen und pazifistischen, russophilen und germanophilen Elementen darstellt."
Die polnischen Sozialdemokraten sprechen hier davon, daß sie ihre Tätigkeit mit dem ZK "koordinieren" wollen.
Wir sind der Ansicht, daß es unsere unbedingte Pflicht ist, dem ZK zu sagen: das ZK darf und kann seine Tätigkeit nicht mit der PSD "koordinieren".
Warum?
Weil die PSD wieder und immer wieder, zum tausendsten Mal, in der Grundfrage unserer Partei schwankt (oder, was objektiv ein und dasselbe ist, ein Spiel treibt). Es besteht kein Zweifel, daß die Grundfrage der sozialdemokratischen Bewegung in Rußland jetzt die Spaltung ist.
Wir sind in dieser Frage unversöhnlich, denn die gesamte Erfahrung der sozialdemokratischen Bewegung in Rußland, besonders der Jahre 1903-1909, noch mehr der Jahre 1910-1914 und am meisten der Jahre 1915-1916 hat uns davon überzeugt, daß die Einheit mit dem OK (oder, was dasselbe ist, mit der Fraktion Tschcheïdse) für die Arbeiterbewegung schädlich ist, ihre Unterordnung unter die Bourgeoisie gewährleistet.
Der Krieg und die "Gwosdew-Politik" haben das endgültig bewiesen.
Und gerade in dieser wichtigsten, grundlegenden, kardinalen Frage machen die polnischen Sozialdemokraten immer wieder Ausflüchte.
Darüber, daß der Krieg sie von der Notwendigkeit der Spaltung und von der Fehlerhaftigkeit ihrer Taktik in Brüssel (3/16. VII. 1914) überzeugt hat, sagen sie kein Wort.
|163| Im Gegenteil, sie nahmen in die Resolution einen Satz auf, der speziell dazu verfaßt zu sein scheint, um ein neues "Brüsseler" Hinüberwechseln auf die Seite des OK oder Tschcheïdses zu rechtfertigen und zu vollführen. Dieser Satz lautet:
"Das ZK überschätzt die Rolle der mechanischen Abgrenzung ..."
Da liegt der Hase im Pfeffer. Alles übrige ist nur Geschwätz. Wenn das ZK die Notwendigkeit der Spaltung "überschätzt", dann ist klar, daß die PSD morgen oder übermorgen das Recht hat, wiederum für eine neue Brüsseler kautskyanische "Einheits"resolution zu stimmen.
Das ist alles die alte Tyszka-Politik, das alte Spiel zwischen ZK und OK, die alte eklektische (gelinde gesagt) Ausnutzung der Pendelposition.
Wir sind durchaus nicht dagegen, mit der PSD zusammenzuarbeiten; sei es im allgemeinen, sei es in der Zimmerwalder Linken; wir verteidigen nicht jeden Buchstaben unserer Resolutionen aber in der Frage 1. der Spaltung in Rußland und 2. der unversöhnlichen Haltung zum Kautskyanertum in Europa sind wir unversöhnlich. Wir halten es für unsere Pflicht, alle Genossen vor der Unzuverlässigkeit der polnischen Sozialdemokraten zu warnen und darauf zu bestehen, daß das ZK sich nicht erneut zu einer Wiederholung der "Brüsseler" Experimente hinreißen läßt und den Urhebern wie den Teilnehmern dieser Experimente keinen Glauben schenkt.
Mit kameradschaftlichem Gruß
Komitee der Auslandsorganisation
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